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Lesezimmer des Grand Hotel in Brüssel gefunden. Die Polizei tonstatirte, daß dieselben von drei Deutschen daselbst hinterlegt wurden, welche auch den Versuch gemacht hatten, ungeschliffene Diamanten zu veräußern. Nach diesen Deutschen , welche Mit­schuldige der englischen Postdiebe sein müssen, wird eifrig ge­fahndet. Der N. Fr. Pr." wird telegraphirt: Heute Morgens fielen zwei von den drei verfolgten Dieben, darunter Eberhardt, der Polizei in die Hände. Obgleich dieselben elend gekleidet waren, wurde doch die bedeutende Summe von 10 000 Frants in deutscher und englischer Münze bei ihnen ge­funden. Man glaubt jedoch nicht, daß Eberhardt und sein Genoffe irgendwie an dem großen Eisenbahndiebstahle betheiligt

waren.

Wien , 16. Dezember. ( Kindesmord.) Die 24jährige Josepha Knizet legte heute beim Polizeikommissariate in der Leopoldstadt das Gestandniß ab, daß fie ihr zehn Monate altes Söhnchen Anton in einer Ziegelhütte in der Nähe eines Dorfes, angeblich abting, erwürgt und die Leiche dann weg­gelegt habe. Josepha Knizek ist eine wegen Diebstahls_schon bestrafte Person und wurde nach Abbüßung ihrer legten Strafe in der Dauer von vier Jahren aus Wien und Niederösterreich für beständig abgeschafft. Troß des Verbotes kehrte sie in den ersten Tagen des vorigen Monats nach Wien zurück, wurde aber bald aufgegriffen und wegen Reversion zu einer einmonat lichen Arreststrafe verurtheilt. Am 7. d. M. war die Strafzeit zu Ende und Josepha Anizek wurde in ihre Heimath nach Groß- Karlowig abgeschoben. Heute Nachmittags traf fie aber wieder in Wien ein, wurde in der Taborstraße von einem Detektive erkannt und wegen verbotener Rückkehr arretirt. Auf das Polizeikommissariat in der Leopoldstadt gebracht, gestand fie, ihren zehn Monate alten Sohn am 12. d. M. ermordet zu haben. Josepha Knizek will das Verbrechen wegen drückender Nothlage verübt haben. Unmittelbar darauf sei fie zu Fuß nach Wien gegangen. Sie wurde dem Landesgerichte ein­geliefert.

Budapest , 15. Dezember. Der vom Tisza- Eszlarer Prozesse bekannte Pandurentommiffar Andreas Recsti( ,, Recski Bandi"), welcher bekanntlich die Beugen gefoltert hatte, veran­laßte heute Abend im Restaurant Szikszay einen argen Erzeß, lärmte und zerschlug die Gläser, weshalb er von den Kellnern auf die Straße befördert wurde. Dort lärmte er noch mehr und beschimpfte die Polizei; er wurde auf die Polizeizentrale gebracht und von dort ins Rochusspital, wo der Ausbruch von Tobsucht bei ihm konstatirt wurde; Recski wurde in die Frren anstalt überführt.

Budapest , 16. Dezember. In der Gemeinde Kolin ( Bacsfaer Komitat) stieß die Gendarmenpatrouille auf eine ihr Unwesen bereits seit längerer Zeit treibende Räuberbande. Die Gendarmen umzingelten das Haus, in welchem sich die Räuber befanden. Diese, es waren ihrer acht, vertheidigten sich auf Leben und Tod, bis es den Angreifern schließlich gelang, die Mitglieder der Räuberbande theils niederzuschießen, theils fest­zunehmen. Drei blieben todt auf dem Plaße, einer wurde lebensgefährlich, einer leichter verwundet, drei wurden gefangen. Von den Gendarmen fiel einer, zwei wurden schwer verwundet. Die Bande bestand beinahe ganz aus flüchtig gewordenen Sträf lingen . Die Sicherheitszustände in der Bacska sollen überhaupt trostlos sein, an vielen Orten spielten behördliche Organe mit den Räubern unter einer Decke und dies sei auch in Kolin der Fall gewesen, so daß das Gendarmerie- Kommando gegen die Vorstehung eine Anzeige beim Ministerium erstattet habe. Die Einwohnerschaft nahm für die Räuber Partei gegen den Orts­richter.

Triest , 16. Dezember. Ueber das Schicksal des Dampfers China " der Navigazione Generale Italiana, welcher von Bombay nach Hongkong abgegangen und seit sieben Tagen in legterem Hafen erwartet wurde, herrscht, da alle Nachrichten vollkommen fehlen, große Unruhe. Ein italienisches Kriegsschiff hat fich, telegraphisch angewiefen, von Shanghai aus auf die Suche gemacht. Auf der China " war eine größere Anzahl von Passagieren eingeschifft.

Utrecht , 15. Dezember. Ein großer Brand hat heute die Waarenlager, Werkstätten und Bureaulokalitäten des biefigen Bentralbahnhofs zerstört. Der Schaden ist enorm. Ein Mann wurde todt unter den Trümmern hervorgezogen und zwei andere wurden schwer verwundet.

Marseille , 16. Dezember. Heute früh gerieth der mit Petroleum geladene Dampfer Pytheas " bei der Ausfahrt aus dem Marseiller Hafen in Brand und mußte wieder umkehren. Am Pharo landete die Bemannung. Troß der Löscharbeit brannte das Schiff heute den ganzen Tag unter fortwährendem Plagen von Fässern.

Paris , 17. Dezember. Ein Ingenieur Namens Buisson, der sich seit längerer Bert damit beschäftigt, Sprengstoffe zum Treiben von Schrauben zu verwerthen, wollte gestern gemein­sam mit Ciurceu, dem früheren Herausgeber der Indépendance Romaine ", auf dessen Dampfkahn gegenüber Asnières seine Versuche wiederholen. Leider entzündete sich die flüssige Spreng­masse beim Füllen des Kessels und der Kahn fant sofort. Ciurceu, obwohl im Gesicht schwer verbrannt, rettete fich durch Schwimmen; Buisson wurde noch lebend aus dem Waffer ge­zogen, war aber fürchterlich am Leibe verwundet und starb als­bald; der Körper eines Burschen endlich, der mit an Bord gewesen war, fonnte noch nicht aufgefunden werden. Buisson hatte gehofft, feine Erfindung für die Luftschifffahrt nußbar zu machen.

London , 14. Dezember. Der fürchterliche Drlan in der vorigen Woche hat nach den bis jetzt vorliegenden Meldungen 128 Schiffbrüche verursacht, bei denen 61 Schiffe auf der Höhe der britischen Inseln sanken. Der Lebensverlust war zum Glüc nicht so zahlreich, als man bei der Gesammtzahl der Unfälle hätte erwarten können; denn während auf der Höhe der bri­fischen Inseln 28 Menschenleben verloren gingen, ertranten an fremden Küsten 66 Personen. Die Gesammtzahl der Schiffs brüche für das laufende Jahr stellt sich bis jegt auf 1490. Heute Morgen in aller Frühe explodirte in einer Material­waarenhandlung in Sutton bei London ein Petroleumfaß und feste das Haus in Brand, wobei eine Frau und drei Kinder in den Flammen umkamen.

Halifax , 15. Dezember. Der gestern von Liverpool ange­tommene fanadische Dampfer Sarnia " meldet, daß er auf der ganzen Reise schreckliches Unwetter gehabt habe. Der Kapitän erklärt, daß nach seiner 30jährigen Erfahrung diese lette Fahrt seine stürmischste war. Der Dampfer verlor ein Boot und erlitt auch andere Beschädigungen, während fämmtliche Paffagiere vier Tage unter Deck gehalten wurden. New- York , 16. Dezember. Der Norddeutsche Lloyd Dampfer Eider", welcher gestern von hier abfuhr, nahm 225 Säcke Briefe unb 560 Säcke Zeitungen an Bord. Es soll die stärkste Bost, gewesen sein, welche jemals von New- Yort nach Europa befördert worden ist.

Vermischtes.

Zur Zeitungsstatistik. Die Preisliste der durch das kaiserliche Postzeitungsamt in Berlin und die kaiserlichen Post­anstalten des Deutschen Reichs- Postgebiets im Jahre 1887 au beziehenden Zeitungen, Beitschriften u. f. w." zerfällt, wie die früheren Jahrgänge, in zwei Abtheilungen: die 1. Abtheilung enthält die in deutscher Sprache erscheinenden Blätter- 6416, die 2. Abtheilung die in 31 fremden Sprachen herausgegebenen 3159. Es hat sich somit seit der Ausgabe der Preisliste für 1886 die Zahl der in deutscher Sprache erscheinenden Blätter

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um 269 und die der in fremden Sprachen heraus­gegebenen um 157 vermehrt. Von den 6416 deutschen Blättern entfällt die bei weitem größte Bahl auf das Deutsche Reich , darunter auf Berlin 506, Dresden 96, Leipzig 276, München 124, Stuttgart 100, Hamburg 82 u. s. w., auf Elsaß- Lothringen 40 2c., die nächstgrößte auf Desterreich- Ungarn ( darunter auf Wien 244, Prag 18, Pest 12), sodann auf die Schweiz , außer­dem auf Amerika ( 76), auf Rußland 15 ( davon 7 auf St. Petersburg , 3 auf Moskau ), auf Luxenburg 14, auf England 3 ( London ), ferner auf Italien ( Rom ), auf die Niederlande ( Rotterdam ), Frankreich ( Paris ) je 2, endlich auf Rumänien 1 ( Bukarest ). Uebrigens find diese 6416 deutschen Blätter feineswegs sämmtlich eigentliche Beitungen, ein großer Theil derselben bezieht sich vielmehr auf Gegenstände der verschieden sten Art und ist des mannigfaltigsten Inhalts. Was die in 31 verschiedenen fremden Sprachen veröffentlichten Blätter an­langt, so erscheint die größte Zahl derselben in französischer Sprache 1132( davon in Paris 660, in Elsaß- Loth­ ringen 16, in Berlin 5, in Leipzig 3), die nächſtgrößte in eng­lischer 952( davon 558 in London , 118 in New- York , 3 in Berlin ). Für die übrigen fremden Sprachen ergiebt sich fol gende Reihenfolge: die dänische( 178, davon 79 in Kopenhagen , 13 in Schleswig- Holstein ), die italienische( 175), die hollän­dische( 161), die schwedische( 137), die polnische 97, davon 26 in Bosen, 6 in Oberschlesien , 2 in Breslau , 1 in Königsberg i. Pr. u. f. w.), die norwegische( 72), die russische( 53), die spanische( 48), die rumänische( 31), die ungarische( 27), die czechische( 18), die griechische( 11), die portugiesische und flä­mische( ie 10), die litthauische( 7, davon 2 in Königsberg i. Pr.), die wendische( 6), die finnische( 6), die ruthenische und die slovenische( ie 4), die hebräische, persische, romanische, serbische und türkische( je 3), die kroatische( 2), die armenische, bulgas rische, lateinische und slovakische( ie 1).

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Ein bestialischer Nacheatt. Englische Blätter bringen folgendes amerikanische Telegramm: Der Bächter Poe in Ken tucky hatte erfahren, daß die Frau feines Nachbars, Worms , einen unfittlichen Lebenswandel führe. In Folge dessen unter­sagte er seiner Familie, mit den Worms zu verkehren. Diese warteten eines Morgens den Moment ab, in welchem Poe bald nach Tagesanbruch sich in seine Ställe begab, dann stürmte Worms mit seiner Frau und seinem zehnjährigen Sohne in die Behausung Poe's und schnitt der Mrs. Poe, ihren fünf Kindern und zwei jungen Mädchen, die bei ihnen zu Besuch weilten, mit Rafirmessern die Hälse durch. Hierauf legte er all' die Köpfe mit Hilfe seiner Frau in das Bett des Poe und die Leiber pflanzte er nebeneinander auf der Erde auf. Der zehn­jährige Knabe des Worms , der die That mit ansah, erstattete gegen seine Eltern die Anzeige bei Gericht."

Eine neue Flüssigkeit zum Löthen. Neuerdings wird von Amerika aus eine neue Löthflüssigkeit empfohlen, welche weder zerstörende, noch der Gesundheit nachtheilige Eigenschaften befizen soll. Sie besteht aus einer Lösung von 1 Theil Milch­säure und 1 Theil Glyzerin in 8 Theilen Waffer.

Eine heirathsluftige junge Dame in Sachsenhausen unterhielt mit einem jungen Mann ein Liebesverhältniß und hatte die Absicht, sich zu verheirathen. Der Vater war ent­schieden gegen die Verbindung der jungen Leutchen, so daß das heirathsluftige Töchterchen gegen ihn als Klägerin auftrat. Sie erzählte vor Gericht, daß sie wöchentlich 10 Diart verdiene und mit ihrem Auserwählten glücklich zu werden hoffe. Das Gericht ertheilte ihr den Ehekonsens.

Paris , 15. Dezember. Die Geschworenen des Ardèche­Departements erkannten Jean und Rofine Faure, welche ge­ständig waren, ihren Bruder und Schwager Claude Faure er­schlagen, die Leiche zerhackt, die Stücke derselben gefotten und das Fleisch den Schweinen vorgeworfen zu haben, des vorsäß­lichen Mordes schuldig, nahmen aber mildernde Umstände an und erwirkten dadurch, daß die Beiden, statt zum Tode, zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurtheilt wurden.

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Gegen den Biß von giftigen Schlangen hat ein Herr Farini ein angeblich untrügliches Mittel nach England mitge bracht; da indessen das englische Antivivisektionsgesetz die An­stellung von Versuchen zur Prüfung des Mittels verbietet, so gedenkt er es in Deutschland oder Frankreich erproben zu laffen. Er beschreibt in seinem soeben bei Brockhaus erschienenen Werke: Durch die Kalahari- Wüste ", die Art und Weise, wie er in den Befit dieses Gegengiftes gelangte: Drei meiner Ochsen, berichtet er, wurden von Schlangen gebissen. Ein Buschmann übernahm die Kur und machte zu dem Ende mit dem Messer einige Ein­schnitte um die Bißstelle, die an der Geschwulst leicht zu er­kennen war, und rieb die Schnittwunde mit dem trockenen Giftpulver einer anderen Schlange ein. Nach wenigen Stunden ließ die Geschwulst völlig nach und das Thier war bald so wohlauf, wie fein halb verhungerter Bustand es ihm im Uebrigen er­laubte. Ich gestattete mir einige Zweifel, ob diese Kur" auch bei giftigen Schlangen ausreichen würde, aber der Buschmann bestätigte dies auch und sagte, er fürchte sich nicht, von irgend einer Schlange im Lande gebiffen zu werden, so lange sein Giftbeutel noch mit dem Gift anderer Schlangen als Gegen­gift gefüllt sei. Am nächsten Tage schon fonnte ich ihn beim Wort nehmen. Während wir vor den Wagen plauderten, fab ich eine vollständig ausgewachsene Capella" oder" Spung Slang "( Aspis, deren Giftzähne und Giftdrüsen fast dieselbe Größe wie der Puffotter haben) unter einer Bank liegen und rief dem Buschmann zu: Fange diese Schlange lebendig, Du fürchtest Dich nicht, nicht wahr" Nein, Baas," erwiderte er, ich fürchte mich nicht, ich fange fie für eine Rolle Tabat." Um nicht etwa an seinem Tode betheiligt zu sein, weigerte ich ich mich, mich, ihn zu bestechen, und holte die Fuhrmannspeitsche, um die Schlange das mit zu erschlagen. Raum war ich zurück, so stieß er fie mit seinem nackten Fuß, worauf das fürchterliche Reptil ihn biß. In aller Raltblütigkeit zog er seinen Giftbeutel her­vor, zerrieb etwas vom Inhalt zu Pulver, stach in der Nähe des Biffes mehrfach in seinen Fuß, und rieb dann das Gift­pulver gerade wie bei dem Ochsen ein. Während ich aber der Schlange vermittelst meines Peitschenstieles die Gelegenheit benahm, jemals wieder zu beißen, nahm der Buschmann, nach­dem er der Schlange die Giftzähne ausgebrochen hatte, einen Tropfen von dem Gift aus dem Giftsack zu sich, worauf er in einen mehrstündigen Schlaf verfiel. Anfangs nahm die Ge­schwulst an der Wunde sehr start zu, nach einiger Zeit ließ sie aber nach und am andern Morgen impfte er fich nochmals ein. Am Abend verschwand die Geschwulst völlig, und nach vier Tagen war er wieder so wohlauf wie je." Eine kleine Eidechse, welche die Eingeborenen N'aubu nennen, wird für sehr giftig gehalten, aber zugleich als Gegengift gegen Schlangengift hoch geschäßt. Herr Farini sah während seiner füdafrikanischen Reife niemals ein lebendes Gremplar, faufte aber während seines

Aufenthaltes in Mier ein Stück dieses Thieres, das er zu Ver­suchen benußen wird.

Die Welt will betrogen sein. Von einem angesehenen Breslauer Bürger geht der Schles. 3tg." das Zirkular einer durch zwei Ausstellungsmedaillen dekorirten Champagner­fellerei", also offenbar eines größeren Weingeschäfts der Rhein­pfalz zu, welches es nicht verschmäht, in seiner Weinofferte fol­gendes anzuführen: Die Ausstattung der Flaschen kann ent­weder mit meinem Firma Etikett erfolgen oder mit fingirt franzöfifchen Etiketten. Dieselben tragen Namen nicht eristirender" Firmen. Eine Auswahl dieser Etiketten steht gern zu Diensten. Korkbrand wird dem entsprechend geliefert." Allem Anscheine nach soll diese Bemerkung zur Empfehlung der Weinmarken jener Firma dienen. Sollte dieselbe aber nicht abgesehen von dem sich hier in eklatanter Weise offenbarenden Mangel an Ehrgefühl gerade das Gegentheil von dem beab­

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fichtigten Zwecke erreichen? Und erhalten denn etwa die ge­lieferten Weine dadurch, daß sie mit ausländischen Etiketten beklebt find, einen feineren Geschmack? Der Spott der Fran zosen über die Auslandssucht unserer Kaufleute erscheint bei derartigen leider nicht vereinzelt dastehenden Vorkomm nissen nur allzu berechtigt.

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Briefkasten der Redaktion.

Bei Anfragen bitten wir die Abonnements- Duittung beizufügen. Briefliche Antwort wird nicht ertheilt.

J. H. Finsterwalde . 1. Wenden sie sich an den Ges sandten des Deuschen Reichs in Washington . 2. Sie thun am besten, wenn Sie an die Redaktion des betreffenden Blattes schreiben. 3. Ein gewöhnlicher Brief von Wien nach F. kostet 5 Kreuzer 10 Bf.

H. G. 3. Ihr Wirth ist nur dann verpflichtet, Ihnen den durch seine Schweine angerichteten Schaden zu erseßen, wenn er in der Beaufsichtigung derselben fahrlässig gewesen ist, also z. B. die Stallthür unverschlossen gehabt hat. Besorgen Sie jedenfalls die Reparatur des beschädigten Faffes und vers langen Sie event. Ersatz der Kosten.

R. A. Jhr Nachbar scheint im Recht zu sein. Tauben, die frei umherfliegen, unterliegen in der Regel dem Aneig nungsrechte desjenigen, der fie einfängt.

F. H., Lichtenberg . Der Arbeitgeber ist nur dann ver­pflichtet, für die drei ersten Tage der Arbeitsunfähigkeit Lohn zu zahlen, wenn ihn oder seine Leute eine Schuld an dem Unglück trifft.

F, L. 101. Einige hundert Male haben wir an dieser Stelle schon ausgeführt, daß das Vermögen der Frau für irgendwelche Schulden des Mannes nicht haftet; werden wegen einer solchen Schuld Sachen der Frau gepfändet, so kann fie die Interventionstlage anstrengen.

W. Sch., Kulmstr. Sie können auf Rückzahlung des Arbeitslohnes flagen; vielleicht hilft schon ein Zahlungsbefehl. Müllerstr. 7. Beide zusammen 8 M. 40 Pf

P. S. 1. Die genannte Raffe nimmt auch Nichtfachleute auf. 2. Nein.

Alter Abonnent. 17. September 1832.

Markthallen- Bericht von J. Sandmann, städtischem Verkaufs- Vermittler, Berlin , den 20. Dezember 1886.

Wild. Das schlechte Wetter, große Zufuhr und geringer

Bedarf übten am Sonnabend besonders auf Rehe einen außer ordentlichen Preisdruck aus, jezt dürften die Preise des Festes wegen erheblich steigen. Fasanen sehr begehrt. Hasen, ausgeworfen, ohne besondere Verpackung, auf Stangen von 10 Stück 3,50 bis 4,00 pr. Stück, Kaninchen, ausgeweidet 50 bis 55-60 Pi. per Stüd. Rehe ausgeweidet la( junge, feiſte, gnt geschossene) 52-70 f., Ila( sehr starke und sehr fehlerhaft zerschoffene) 40-50 Pf. pr. Pfd. Rothhirsche, la 45-60, I a 32-45, Dammwild 40-65, I a 31-45 Pf. per Pfund. Wild­schwein 40 bis 56, fleine 55 bis 75 Pf. pr. Pfund. Fasanenhennen 3,00-3,50, Fasanenhähne 4,25-5,00 M., Strametsvögel 28-36 Pf. per Stück. Die Wildauktionen wer den täglich im Bogen 4 um 6 Uhr Nachmittags abgehalten.

Geflügel. Die Preise dürften in nächster Woche fich noch höher gestalten. Größere Bufuhren von fettem Geflügel sehr erwünscht. Gänse, 8-10 Pfd. schwere, 44-54 f., über 10-15 Pfd. 52-62 Pf., Fettgänse über 15 fb. schwer sehr rar und gut bezahlt 60 Pf. und mehr per Pfd. Junge Enten 1,50-2,50, fette Enten 55-65 Pf. per Pfund, über 10 Pfund schwere fette Puten 70-80 Pf. per Bfd., Hühner 0,55 bis 0,80 und 1,20-1,70 M., Tauben 30 bis 40 Pf., Boularden 4,50-8 M. Mageres Geflügel schwer verkäuflich. Lebende Gänse zum Mäften 2,00-3,00 m., lebende Enten 0,90-1,50 M. Auftion täglich im Bogen 4 um 6 Uhr Nachmittags. Um gute Preise zu erzielen, sollen Gänse unter dem Halfe geschnitten, vollständig gerupft, Flügel und Füße auf den Rücken gebunden, nicht gebrüht und nicht gesengt sein. Enten, Puten und Hühner sollen am Halse geschnitten sein; der Kopf, die Flügel und Schwanzfedern werden nicht abs genommen.

Fleisch. Nach Errichtung der Fleischschau in der Markt halle wird es möglich, mit Beginn des nächsten Jahres den Verkauf von geschlachtetem Vieh hier zu vermitteln. Den Interessenten gebe ich gern jede nähere Auskunft. Der Fleischkommissionshandel in unserer Markthalle dürfte für viele Landwirthe und Schlächter von weittragender Bedeutung sein. Vorläufig find unverlangte Fleischsendungen nicht anzurathen, da die Fleisch- und Viehpreise hier niedrig und durch die Zus fuhr von Wild und Geflügel sehr gedrückt werden.

Geräucherte und marinirte Fische. Engros- Auktion täglich um 5 Uhr Nachmittags im Bogen 4. Größere regelmäßige Zufuhren erwünscht, bringen steigend Preise. Bratheringe per Faß1, 25-1,50, größere 2,50 M. Russische Sardinen 1,50-1,60 M. Rheinlach 2,50-2,90, Wefer- und Ostseelachs 1,20-1,60, Flundern, fleine 2,50-5,00 m., mittel 7,50-16 M., große 18-27 M, Bücklinge 1,80-4,00' M., schwedische Heringsbücklinge 1,00 bis 1,20 per 100 Stück. Sprotten 60-90 Pf. per Riste. Kieler Sprotten 20-25 Pf. pr. Pfd. Rauchaal 0,80-1 m. per Pfd.

Fische. Hechte 30-40 M. per Str. Karpfen 35-64 et 55-75 M. per 3tr.

Obst und Gemüse. Größere Zufuhren sehr erwünscht. Die Preise steigend. Birnen 10-20 M., feinste Sorten 20-40 M., Alepfel 6,00-9,00 M., Tafelapfel 10-20 M feinste Sorten 20-36 M., Wallnüffe 20-30 m., geringe 12-15 m. pr. 8tr. Apfelfinen, Valencia 20-28 M., Liffabon 12-16 M., Bitronen, Malaga 20-25 M. Böhmische Bad flaumen 10-13 M.

Weißfleischige Speisekartoffeln 3,00-3,60, rothe 2,80-3,00 blaue 2,80-3,20 per 100 Ko., groß Sellerie 7-10 M., flein 3-7 M., Meerrettig 7-12 M., 3wiebeln 4,50-6-8 M Blumenkohl 30-40 m. pr. 100 Stüd, Rohlrüben 1,50-2,00. per Bentner.

Pflanzen. Rosen- Hochstämme 35-55, niedrig- veredelte 15-20 M. pr. 100 Stück.

Eier 3,20 M. pr. Schock. Butter.

Der Konsum ist auch für geringe Qualitäten steigend. Frische feinste Tafelbutter sc. 120-125, feine Tafel butter I. 110-118, II. 96-106 III. fehlerhafte 80-90, Land butter I. 90-96, II. 70-85, Galizische und andere geringste

Sorten 55-72 M. pr. 50 Ko.

Räfe. Emmenthaler 70-75, Schweizer I. 56-63, II. 50-55, III. 42-48, Quadrat- Backstein 1. fett 20-25, II. 12-18, Limburger 1. 28-32, 11. 18-22, Rheinischer Holländer Käfe 45-58 M., echter Holländer 60-65 M., Edamer 1. 60-70,

II. 56-58 m.

Wasserstand der Spree in der Woche vom 5. bis 11. De zember 1886.( Angabe in Metern.)

Tage

5 12. 6 12. 7/12. 8/12. 9/12. 10 12. 11/12 Am Oberbaum 2,33 2,34

Dammmühle, Oberwaffer. 2,29 2,30 Dammmühle, Unterwaffer. 0,84 0,85 0,84 0,85

2,35 2,35 2,35 2,31 2,32 2,30 2,33 2,31 2,28 2,28

0,85 0,85 0,84 0,79 0,81

Berantwortlich für den politischen Theil und Soziales Max Schippel , für Vereine und Versammlungen F. Tukauer, für den übrigen Theil der Beitung R. Gronheim, sämmtlich in Berlin .

Drud und Verlag von Max Bading in Berlin SW., Beuthstraße 2.