völkerung schüren oder erwecken möchten. Wir wollen nur zeigen, wie die Zustände in Wirklichkeit sind. Daß es auf dem Laude so ist, wie die Statistik zeigt, können wir uns fehr wohl erklären, haben es auch gar nicht anders er
vartet.
Man höre also auf, der Bevölkerung der großen Städte Moral zu predigen und sich zu geberden, als ob die Reichshauptstadt ein Sündenpfuhl sei, voll Laster und Verderben, im Verhältniß zum Lande.
Vernünftige Leute sollten bereit sein, die Hand zu bieten zu energischen sozialen Reformen, die bewirken fönnten, daß in Stadt und Land die Lebenshaltung eine bessere und damit auch die 3ahl der Vergehen und Verbrechen eine geringere würde.
Das kann man von den Muckern freilich nicht erwarten. Sie werden mit ihrem kläglichen und heuchlerischen Betergeschrei fortfahren.
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ist durch das Urtheil der zweiten Straftammer des hiesigen Landgerichts, das wir unter, Gerichtszeitung" vorgestern aus führlich mittheilten, von demselber Geschick betroffen worden, wie vor zwei Wochen der Verein zur Vertretung der Intereffen der Arbeiterinnen"; seine von der Polizei verfügte ,, vorläufige" Schließung wurde durch das Erkenntniß des Gerichtshofes bestätigt. Die Verhandlung gegen den sogen. Mäntel näherinnen Verein steht noch aus, aber nach den vorherergange nen Urtheilen braucht man kein besonderer Prophet zu sein, um auch diesem Arbeiterinnenverbande ein in allen Formen Rechtens ausgesprochenes Todesurtheil voraus zu verkündigen. Und wenn der von Frau Büge geleitete Verein auch in einem besseren Geruche bei der Polizei gestanden zu haben scheint, als die beiden anderen, wenn er auch nicht als ein unverbefferlicher Spielball in den Händen der Sozialdemo Iratie" gegolten haben mag, wenn er selbst allen Grund zu der frohen Hoffnung gegeben haben kann, daß er in seiner weiteren Entwickelung sich ganz zum Guten" befehren, ganz in die Bahnen einlenken werde, die er mit der Bettelei um eine Tellersammlung bei den Christlichsozialen zur Freude aller Wohlgesinnten betreten hatte, so wird doch eine königl. Staatsanwaltschaft nicht umhin können, auch die Bestrafung seiner Vorstandsmitglieder und seine Schließung zu beantragen. Denn da der Nachweis zwei Mal vor den Richtern gelungen ist, daß die öffentlichen Arbeiterinnenversammlungen im organischen Busammenhange mit den Arbeiterinnenvereinen gestanden haben, da in den öffentlichen Mäntelnäherinnen- VerSammlungen über Sonntagsruhe, Normalarbeitstag 2c. ebenso wie in allen übrigen öffentlichen Frauenversammlungen ge sprochen worden ist, also über Themata, die nach der Ansicht zweier Straffammern politischen Charakters find, so wäre es wunderbar, wenn im dritten Falle nicht genügendes Belastungsmaterial aufzutreiben wäre.
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Somit ist die Arbeiterinnenbewegung in der Form, in der fie vor bald zwei Jahren ans Licht trat, als erstickt zu betrachten. Es ist von Berliner Gerichtshöfen das Vereinsgesetz dahin ausgelegt worden, daß es den Frauen jede politische Bethätigung untersagt, und der Begriff der Politif ist so weit gefaßt worden, Daß die Erörterung wirthschaftlicher Fragen, welche die Nothwendigkeit eines Eingriffs der Gefeßgebung zu Gunsten des wirthschaftlich Schwächeren nachzuweisen sucht, in diesen Begriff hineinfällt. Ein Gefeß, welches die schärfste preußische Reaktion geschaffen hat, ist in schärfster Weise angewendet worden. Denn es gehören juristische Spisfindigkeiten, welche zu verstehen ber gewöhnliche gesunde Menschenverstand zu arm ist, dazu, um aus bem Wortlaut des Vereins gefeßes die Bestimmung berauzulesen, baß Frauen nicht politische Vereine bilden dürfen.
Bolitische Vereine dürfen Frauenspersonen, Schüler und Lehrlinge nicht aufnehmen, sagt das Gesez und fügt hinzu, daß öffentliche politische Versammlungen von den Abgeord neten der Polizeibehörde" aufzulösen find, wenn auf ihre Aufforderung Angehörige der drei genannten Kategoren, die fich eingeschlichen hoben, nicht entfernt werden. Offenbar beziehen fich alle diese Bestimmungen auf Männer Vereine und Ver Sammlungen, nur solche hat der Gefeßgeber im Auge gehabt, weil er nur solche kannte. Als das Vereinsgesetz im Jahre 1851 erlaffen wurde, war von einer Arbeiterinnenbewegung nicht die Rede, weil die ökonomischen Voraussetzungen zu einer solchen noch nicht wirksamt waren. Inzwischen sind die ökonomischen Bedingungen erfüllt worden: täglich ersezen neue Schaaren weiblicher Arbeitskräfte die theueren männlichen, täglich wächst das Recht" der Frau, vom Privatkapitalismus zur Steigerung feiner Profite ausgenügt zu werden, und da tritt man dem natürlichen Bestreben der Arbeiterinnen, fich gegen diesen Druck durch Koalition zu schüßen, mit einem starren Gesetz entgegen, das zum Widerfinn werden muß, weil man es auf Verhält niffe anwendet, die bei seinem Entstehen nicht vorhanden waren. tatt zuzugeben, daß in dem Vereinsgesez eine Lücke ist, daß
Diese vorangehende und die jetzige Szene dauerten faum fünf Minuten. Antonio hatte die Lampe auf ein an der Thür stehendes Tischchen gesezt und mit fräftiger Hand den Ungar an den Schultern ergriffen, aufgehoben und zu Boden geworfen, und gegen Adele gewandt, sprach er ohne geringste Aufregung:
Weib, daß Du mein Gewissen mit einer untilgbaren Schuld belastet, vergebe ich Dir; daß Du mit tausend Künften mich zum Sklaven niedriger Luft herabzogft, habe ich verdient, weil ich nicht die Kraft besaß, zu widerstehen; daß Du in Deiner ewig unbefriedigten Gier mein Leben und das Leben eines unschuldigen, liebenden Mädchens zu Grunde richten wolltest, dafür hat das Schicksal Dich gestraft, indem es Dich der gemeinsten Dirne gleich machte,- aber daß Du mir diesen braven, nur zu schwachen Süngling verdarbst, dafür verdienst Du Strafe und Büchtigung
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Ich, Schreiber dieses, bitte meine geneigten Leser, mir das Ende der Schilderung zu erlassen; ich habe bis zu diesem Augenblick nur getreulich nacherzählt, was ich selbst aus dem Munde meines liebsten Freundes erfahren und möchte mich nicht gern in die Nothwendigkeit versetzt sehen, etwas zu den erhaltenen Mittheilungen erfinden zu müssen. Tonda ist mit seiner Rosarka sehr glücklich, nimmt sie in die Kreise mit, in die er durch seinen Beruf geführt wird, und hat Mühe, die Leute glauben zu machen, daß seine liebenswürdige, anmuthige Frau aus einem böhmischen Dorf herftamme. Rudolph ist nach Amerika gegangen und hat sich ais Arzt eine sehr schöne Stellung verschafft. Die Baronesse Adele von Danow aber ist noch immer eine der anmuthigsten Frauen in der großen Welt.
Aus Kunst und Leben.
Zum Besten der Unterstüßungskaffe hilfsbedürftiger Bühnenangehöriger veranstaltet die Direktion des Berliner Stadt- Theaters" am 2. Weihnachtsfeiertage( Vormittags von 11-1) eine Matinee, bei welcher Einafter und Solovorträge zur Aufführung gelangen werden.
in ihm nut Bestimmungen für Männervereine und enthalten find, wendet man alle Versammlungen Künste der juristischen Interpretation an, an, steigt man in die Tiefen der Kasuistit hinab, um herauszu deduziren, daß es in der Abficht des Gesezgebers gelegen hat, den Frauen die Bildung politischer Vereine zu untersagen. Selbst der Polizeibehörde leuchtete diese Absicht des Gesez gebers nicht sofort ein, welche die Frauen auf eine Stufe mit der unerwachsenen Jugend stellt. Auch nicht eine Arbeiterinnenversammlung, in der politische Gegenstände zur Erörterung famen, wurde von dem überwachenden Beamten auf Grund des Vereinsgefeges geschloffen.
Und auf wie schwachen Füßen steht weiter der Nachweis, daß die angeklagten Vorsteherinnen der Arbeiterinnenvereine politische Gegenstände zur Erörterung gebracht haben! Was tönne man nicht alles Politik nennen, meinten mit Recht die Vertheidiger der Angeklagten; jede Handlung eines Einzelnen sei, philosophisch betrachtet, eine politische, da sie eine Einwirkung auf die Gesellschaft und den Staat, in deffen Rahmen fie vor fich gehe, darstelle. Wie solle der Begriff begrenzt werden? Und selbst wenn man die Begrenzung des Begriffs, wie sie in den Gründen des gestrigen Urtheils gegeben wurde, annimmt, so geht aus der Beweisaufnahme, wie sie wenigstens in den Berichten skizzirt, nicht hervor, daß es der Staatsanwaltschaft gelungen ist, den innerlichen Zusammenhang der öffentlichen Arbeiterinnenversammlungen mit den Arbeiterinnenvereinen selber nachzuweisen. Nur Indizien, Anzeichen dafür wurden angeführt. Unter diesen Anzeichen spielt besonders die Thatsache eine Rolle, daß die Leitung der öffentlichen Verfammlungen in fast allen Fällen in den Händen der Vereinsvorsteherinnen geruht habe. In einer so jungen Bewegung, wie es die der Arbeiterinnen Berlins war, fonnte aber. fein Ueberfluß an befähigten und einigermaßen der Gefahr einer Maßregelung durch die Unternehmer entrückten Kräften vorhanden sein, und so war es sehr natürlich, daß bei der Wahl des Bureaus die Versammlungen sich meistentheils für bekannte und bewährte Pers sonen entschieden, die nebenbei, und wie sich erwiesen hat zu ihrem eigenen Schaden, Vorsteherinnen von Vereinen waren. Dieses Anzeichen" für den behaupteten Zusammenhang hätte demnach vollständig bei Seite gelassen werden müssen. Reihe der übrigen Indizien war aber start genug, um die Gerichtshöfe zu der Ansicht der Staatsanwaltschaft zu bringen. Freilich darf man nicht außer Acht laffen, daß es beim Indizienbeweise sehr auf die Gruppirung und Beleuchtung der einzelnen Thatsachen ankommt, die einzeln geringe oder gar feine Beweisfraft haben, im fünstlichen Bnsammenhange aber bringenden" Verdacht erweden fönnen. Gewißheit geben sie nicht und brauchen sie nach der Theorie der freien Beweis würdigung" auch nicht zu geben.
Die
Die Führerinnen der Arbeiterinnenbewegung sind durch den Spruch zweier Gerichtshöfe verurtheilt und mit Geldstrafen belegt worden, die zum Theil sehr hoch bemessen sind und schwer empfunden werden. Noch schwerer trifft die Schließung der Vereine, die ausgesprochen und mit den Umständen" gerechtfertigt wurde. Diese Umstände" suchte der Gerichtshof darin, daß er die Hand der Sozialdemokratie in der Frauenbewegung erblickte, daß er annahm, diese Partei sei es, welche die ganze Bewegung hervorgerufen und geleitet hätte, um ihre Prinzipien in den Kreis der Familie zu tragen. Und um die Familie vor solch' verderblichen Einflüssen zu schüßen, mußten die Vereine geschlossen werden. Die Bestrebungen der Arbeiterinnen find aber nach unserer Meinung nicht das Ergebnis einer künstlich in sie hineingetragenen Agitation, sondern der Ausdruck einer weltgeschichtlichen Nothwendigkeit. Und weil sie das find, kann und wird der Emanzipationskampf der arbeitenden Frau nicht dadurch beseitigt werden, daß eine Form, in der er geführt wurde, vernichtet worden ist.
Politische Uebersicht.
Die Militärvorlage ist vollständig gesichert. Wie wir schon mehrfach betont haben, kann die Regierung nach dieser Richtung hin verlangen, was sie will; fie wird ihr Verlangen geftillt sehen. Wenn nationalliberale Blätter verfichern, daß eine Vereinbarung auf Grundlage der fünf jährigen Bewilligung der Präsenzziffer der Armee erfolgen würde, so ist diese Annahme völlig falsch, da die Regierung niemals etwas, was fie ficher auf fieben Jahre und besonders von den Nationalliberalen erlangen fann, auf fünf Jahre reduzirt. Die nationalliberalen Blätter bringen diese Nachricht nur, um zu zeigen, daß in den Nationalliberalen doch auch noch oppositioneller Heldenmuth sei. Fürst Bismarck anerkennt diesen Heldenmuth" leider nicht; er wird mit fester Stimme tommandiren: sieben! fiebenmal springen die Nationalliberalen über den Stod. Dadurch wird sich sicherlich auch die genügende Anzahl Abgeordneter in den Reihen des Zentrums und der Deutschfreisinnigen finden, die nachspringen.
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Gehaltsverbefferungen der Offiziere sollen demnächst noch neben der jest in Aussicht stehenden Erhöhung des Militäraufwandes verlangt werden. Der Kriegsminister beab
Der deutsche Artistenverein veranstaltet zum Besten der Internationalen Artisten- Genossenschaftskaffe" am 2. Weihnachtsfeiertag, Sonntag, den 26. Tezember, Vormittag 11 Uhr, cine Matinee im Theater der Reichshallen, bei welcher außer dem gesammten Personale des Theaters der Reichshallen eine große Anzahl von Spezialitäten anderer Theater mitwirken wird. Außerdem wird ein einattiger Schwank Verbotene Verhältnisse", deffen Verfasser der Präsident des Vereins, Herr Alex. Hönig ist, aufgeführt. Wie wir erfahren, hat der Schwant in früheren Jahren schon mehrere 100 Aufführungen erlebt. Das Entree ist frotz des außerordentlich reichhaltigen Programms auf nur 75 Pf. festgesetzt.
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Im Eden Theater werden fich die Künstler, die durch ihre Leistungen dem Publikum lieb und werth geworden find, nur noch an wenigen Abenden produziren, um neuen Kräften, die in großer Bahl zu den Feiertagen eintreffen, Platz zu machen. Die Direktion läßt die alten Mitglieder nicht gern scheiden, zus mal fie, wie die Klowns Brothers Forest, der großartige Krafts turner Rizarras, die indischen Mefferwerfer Bugharat u. s. w. noch immer sehr große Anziehungskraft ausüben und allabendlich den lebhaftesten Beifall finden.
Ein unterseeisches Boot. London , 20. Dez. Im Bassin des Westindischen Docks fanden türzlich vor Mitgliedern der Admiralität und anderen Sachverständigen Versuche mit einem submarinen Boot statt, das in mancher Beziehung dem von dem französischen Schriftsteller Jules Verne in seinem Roman
Bwanzigtausend Meilen unter dem Meere" beschriebenen submarinen Boote gleichkommt. Das Boot ist eine Erfindung des Herrn Andrew Campbell, gehört den Herren Edward Wolseley und C. E. Lyon und wurde auf der Schiffswerfte der Herren Fletcher im Limehouse gebaut. Es heißt Nautilus", ist zigarrenförmig aus zölligen Stahlplatten gebaut, 60 Fuß lang und 8 Fuß breit, wird durch elektrische Maschinen von 45 Pferdekraft mit einer Fahrgeschwindigkeit von 10 Knoten die Stunde betrieben, und ist mit Vorrichtungen verschen, mittelst deren es sowohl auf als unter dem Waffer fahren kann, in welch' letterem Falle es durch eine bewegliche Klappe volltommen wasserdicht gemacht wird, während die nöthige Luft zum Athmen der Mannschaft aus einer Luftlammer zugeführt wird, die genug Luft für 24 Stunden enthält, während für die Ausströmung der faulen Luft durch eine besondere Vorrichtung gesorgt ist. Aus dem ovalen Dec ragt ein kleiner viereckiger, nach allen vier Seiten mit Fenstern versehener Raften hervor, in welchen der Steuermann seinen Kopf steckt, der so nach allen Seiten ausblicken und das Schiff nach Bes
fichtigt nämlich, in dem jest wieder vorgelegten Entwurf eines Militärreliftengesetzes fich für die Gehaltsverbesserungen der Offiziere eine wechselmäßige Anerkennung seitens des Reichs tages zu verschaffen, indem in der Bestimmung über die Beitragsfreiheit der unverheiratheten Subalternoffiziere im Text des Gesetzes die Klausel aufgenommen ist, daß die Beitragsfreiheit bis zur erfolgten entsprechenden Erhöhung der Gehälter" fortdauern soll. Mit den Mehrforderungen, welche für die Erhöhung der Friedenspräsenzstärke der Armee gestellt werden, ist es also noch nicht genug.
Soldaten als Laufburschen und Bediente. In der Reichstagsfizung vom 3. d. Mts., bei der ersten Berathung der Militärvorlage, tadelte man die Verwendung der Soldaten zu ökonomischen und Privatzwecken, z. B. die Verwendung als Burschen, Köche, Handwerker, Aufwärter 2c. Diesem Tadel wurde in konservativen Blättern mit der Behauptung ent gegengetreten, daß nur wenige Soldaten zu solchen Zweden verwendet würden. Wie haltlos diese Behauptung ist, ergiebt fich aus einem seitens des bekannten Militärschriftstellers Julius v. Wickede im Jahre 1880 in der Augsb. Allg. 3tg." ver öffentlichten Auffage, in welchem es heißt:„ Die meisten Soldaten der Infanterie and Fußartillerie pflegen im dritten Jahre ihrer Dienstzeit ohnehin nur höchst selten zum eigent lichen Waffendienste mehr verwendet zu werden, sondern er halten ihre Verwendung als Offiziersburschen, Diener in den Offizierstafinos und Speiseanstalten, Ordonnanzen bei den Ge neralen und Stäben u. f. w. Man glaubt es kaum, welche Unzahl gerade der besten und zuverlässigsten Soldaten zu solchen, auch nicht im geringsten militärischen Geschäften vers wendet und somit dem eigentlichen Waffendienste fast gänzlich entzogen wird. Wenn man diesem Mißbrauch nur fräftig ents gegentreten wollte, so könnte man sowohl dem Staate bedeu tende Geldsummen dadurch ersparen, als auch die ohnehin nicht geringe Last der Dienstpflicht für alle Betreffenden sehr vermindern."
Aus Frankfurt a. M. berichtet man der Köln . 3tg.": Die Veranlassung zur Verhängung der Ausnahmemaßregel über Frankfurt , Hanau , Höchst und den Obertaunuskreis ist in den Enthüllungen(!) zu suchen, welche sich an die Verhaftungen vom 10. November knüpften. Die Vermuthung der Kriminalpolizei, daß sie in der Prinz'schen Wirthschaft die Geschäftsfommission und den Landagitationsausschuß der sozialdemokratischen Partei aufgehoben habe, wurde durch den Gang der Untersuchung, bei welcher einzelne der Verhafteten ganz überraschende Geständnisse ablegten, vollauf bestätigt. Die Ver handlung gegen die zur Üntersuchung Gezogenen- deren Anträge auf Haftentlaffung in allen Instanzen abgelehnt wur den findet voraussichtlich Mitte Januar vor der Straf tammer des hiesigen Landgerichts statt. Denn die Anklage wird, wie ich schon am 11. November ankündigte, auf Grund der§§ 128, 129 des Str.-G.-B.( Theilnahme an einer geheimen Verbindung) erhoben. Was von Landesverrath und Verweisung ans Reichsgericht gefabelt wird, gehört ins Reich der Erfindungen. Die Ausweisungen werden in den nächsten Tagen erfolgen, doch wird ihre Zahl eine sehr geringe(!) sein, da von den etwa Auszuweisenden die Rädelsführer", einige 40 an der Bahl, in Untersuchungshaft fißen. Das Verbot des Waffentragens hat in der Presse Besorgnisse wegen des vom 3.- 10. Juli nächsten Jahres hier abzuhaltenden deutschen Bundesschießens geweckt. Da sich aber die Maßregel lediglich gegen die Sozial demokratie richtet, so besteht bei den zuständigen Behörden volle Geneigtheit, dafür zu sorgen, daß die von nah und fern er warteten deutschen Schüßen ihre Stußen und Büchsen unbe helligt und ohne besondern Waffenschein nach Frankfurt bringen fönnen." Nun werden sich also die Spießbürger beruhigen fönnen: fie werden ihr Bundesschießen haben, und die anderen Folgen des Belagerungszustandes fümmern sie nicht.
Gerade an dem bevorstehenden Weihnachtsabend, den 24. Dezember, sollen diejenigen wegen der Spremberger Erzeffe Verurtheilten, die sich noch auf freiem Fuße befinden, ihre Strafhaft antreten! Wir verstehen die Gründe nicht, welche den Kottbuser Staatsanwalt zu diesem Verfahren ver anlaßt haben. War das Vergehen so arg, daß Familien und Kinder es mitfühnen sollen durch Verlust der Weihnachtsfreude? War das Vergehen so hart, daß man die Verüber desselben gerade an dem Tage, wo nach christlichem Mythus das Er lösungsfest gefeiert wird, einsperrt? Oder ist Fluchtverdacht vorhanden? Dann hätten die Betreffenden längst in's Ge fängniß gebracht werden müffen, oder aber sie wären längst entflohen. Wir verstehen somit die harte Maßregel gar nicht aber wir registriren dieselbe.
Ueber die Beerdigung des alten Becker lief neulich eine Korrespondenz durch die Zeitungen, die auch wir mittheilten. Nach einem Schreiben, das uns aus Genf zugeht, enthielt diese Darstellung mehrfache Unrichtigkeiten. Wir geben deshalb folgender Berichtigung Raum:„ Es ist unrichtig, daß die Genfer Behörde das Tragen, einer rothen Fahne bei dem Begräbniß verboten hätte. Dann ist auch der Verfasser jener Korrespon denz falsch unterrichtet, wenn er angiebt, die Anarchisten hätten ein rothes Leichentuch über den Sarg gebreitet. Ich bin zu
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lieben lenken kann. Um das beliebige Steigen und Sinken des Schiffes zu ermöglichen, find an den Seiten acht bewegliche Projektors" angebracht, die mittelst einer besonderen Vorrich fung herausgestreckt oder eingezogen werden können, in welch' ersterem Falle das Schiff steigt, im legteren aber vermöge des Gewichts des Projektors fintt. Außerdem ist das Schiff für den gleichen Zwed aber auch noch mit Wasserballastbehältern versehen, die binnen wenigen Minuten entleert oder vollgepumpt werden können, sowie mit einem beweglichen falschen, eisernen, drei Tonnen schweren Kiel, der nach Belieben abgelöst oder angemacht wird, je nachdem das Schiff sinken oder steigen soll. Die gemachten Versuche fielen in jeder Beziehung befriedigend aus. Der Erfinder, die beiden Eigenthümer und drei Maschi nisten bestiegen das Schiff durch die auf dem Verded ange brachte Lute, schlossen die Klappe, fuhren zunächst auf dem Waffer auf und ab und ließen dann das Schiff unter Waffer finten, wo sie hin und herfuhren, dann wieder an die Ober fläche famen, wieder unter Wasser fuhren und schließlich etwa drei Viertel Stunden auf dem Boden des etwa 17 Fuß tiefen Docks liegen blieben, von wo aus das Schiff dann plöglich wie ein Ball wieder an die Oberfläche kam. Augenblicklich befindet fich das Schiff in Portsmouth , wo die Versuche fortgefest
werden.
Schlagende Wetter in einem Steller. In Balsthal ( Solothurn ) stieg vor einigen Tagen eine Hausfrau am Morgen mit Licht in den sehr solid gebauten und gewölbten Keller hinunter, in dem sich ein tiefes Senkloch befindet. Raum hatte fie den Keller betreten, als eine heftige Detonation ertönte und eine mächtige Flamme aufschlug, wobei die Frau weit zurüc in einen anderen Keller geschleudert wurde, deffen Thüre glüd licherweise offenstand, was wahrscheinlich den Tod der Frau verhütet hat. Diefelbe erlitt schwere Brandwunden und Kon tuftonen. Die Explosion zertrümmerte im Erdgeschoß Fenster und Thüren, Straße hinausgefchleudert und schlugen die Flammen aum Fenster hinaus. Die Lackfarben an den Wänden und Möbeln fingen an zu brennen. Im ersten Stock wurden die Thüren aufgerissen und Fenster zertrümmert und einem in der Küche beschäftigten Mädchen die Haare versengt, Die Detonation Man führt die Explosion auf Gase zurück, die aus der Sentgrube entstiegen find. Der Kantons chemiker, der zur Untersuchung eintraf, hat Apparate zum Auf saugen von Gasen aufgestellt.
war weithin hörbar.
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