Tranter oder gefallener Thiere die Kunstbutter gesundheitsschäde liche Eigenschaften annehmen kann. Bei gewiffen Krankheiten der Thiere( Milzbrand, Rauschbrand des Rindes, Stäbchen­Tothlauf der Schweine, Pyämie und andere mehr) erleidet das Fettgewebe erfahrungsmäßig Veränderungen, welche den Ge nuß desselben gefährlich machen können und die bei der Kunst­butterfabrifation stattfindende Verarbeitung des Fettes ist nicht geeignet, demselben diese schädliche Beschaffenheit Auch der Uebergang thierischer Parasiten zu nehmen. in die Kunstbutter liegt, namentlich bei mangelhafter Befreiung des Rohfettes von dem Musfelgewebe, nicht außer dem Bereich der Möglichkeit. Allein diese Gefahren sind nicht auf die Kunstbutterfabrikation beschränkt; fie bestehen vielmehr in gleichem, zum Theil in erheblich höherem Maße auch bei jeder anderen Verwendung des Fleisches und Fettes franter Thiere zum menschlichen Genuß. Es kann daher aus denselben nicht Veranlassung genommen werden, die Fabrikation der Kunstbutter für sich allein in sanitätspolizeilicher Hinsicht bes fonderen Einschränkungen zu unterwerfen. Um so mehr dagegen erscheint es vom wirthschaftlichen Standpunkt aus erwünscht, für den Verkehr mit Kunstbutter eine Regelung eintreten zu laffen. Die Verhinderung oder Erschwerung der Fabrikation wird hierbei nicht als Ziel zu nehmen sein. Es handelt sich um einen neuen Produktionszweig von bedeutendem Umfange. Die Nachtheile, welche mit dem Kunstbutterhandel verbunden find, beruhen vornehmlich darauf, daß diese Waare nicht unter der ihrem Wesen entsprechenden Bezeichnung, fondern als Milchbutter in den Handel gelangt. Hierdurch wird das laufende Publikum geschädigt, indem es für den Preis der Milchbutter eine Waare von geringerem Werthe erhält. Vor allem aber erwächst daraus der Landwirthschaft, insbesondere dem Molkereiwesen, eine fraudulöse Konkurrenz. Denn da die Kunstbutter minderwerthig und erheblich wohl feiler herzustellen ist, als die Milchbutter, so wird der Preis der legteren mit Nothwendigkeit herabgedrückt, wenn Kunstbutter unter der Bezeichnung als Milchbutter auf den Markt gelangt. Hierzu tritt, falls die Kunstbutter in dieser Weise, sei es unver mischt, sei es in der Vermischung mit Milchbutter, auch ervortirt wird, der weitere Nachtheil, daß der Ruf der heimischen Milch­butterproduktion im Auslande leidet. Dies kann leicht dahin führen, daß die bisherigen Abſaßgebiete verloren gehen, in jedem Falle aber erschwert es den Absaß der deutschen   Milchbutter auf dem ausländischen Markte und ist geeignet, eine Herab­Segung der Preise derselben herbeizuführen. Für die deutsche Mollerei ist der Erport von erheblicher Bedeutung, wie sich daraus ergiebt, daß in den Jahren 1882, 84 gegenüber einer Gesammteinfuhr an Butter, einschließlich der Kunstbutter im Betrage von 13 343 200 Kilogramm, die Ausfuhr auf 37 831 200 Kilogramm fich belaufen hat."

Keine geringe Freude brachte für die Berliner   Kinder der Schneefall am Montag. 3war gestaltete fich das blendende Weiß in den belebteren Straßen der Stadt und unter dem gegenwärtig bedeutend gesteigerten Wagenverkehr bald zu einem schmußigen und schlüpfrigen Grau, aber in den weniger ver fehrsreichen Gegenden und namentlich auf den Promenaden längs der Wasserläufe begann gegen Abend mit dem Eintreten eines leichten Frostes ein buntes Leben. Hunderte von kleinen Schlitten tamen aus allen Richtungen herbeigefahren und in findlicher Ausgelassenheit tummelte fich das fleine Volt bis Spät zum Abend. Auch vermehrte Arbeitsgelegenheit hat der Schneefall geschaffen. Die Pferdebahn stellte bereits am Montag früh zahlreiche Arbeitskräfte ein zur Reinhaltung der Geleise und dieser Maßnahme ist es hauptsächlich zu danken, daß der Bferdebahnbetrieb tros des Schneefalls im Allgemeinen feine erheblichen Störungen erlitt. Auch die städtische Straßenreini gung war zur Anstellung von Hilfskräften genöthigt, um die Hauptverkehrsstraßen rein zu halten, was für einige hundert bis dahin Arbeitsloser einen, wenn auch nur geringen, so doch zu Weihnachten jedenfalls sehr erwünschten Verdienst ein­trägt.

Die Depots der Straßenreinigung waren gestern von den frühesten Morgenstunden an von einer dichten Menschens menge belagert, welche wegen des Schneefalls Beschäftigung nachsuchte, die sie zum größten Theil auch fand. Auch einige Frauen hatten fich eingefunden, um sich zur Straßensäuberung zu melden, mußten aber froß ihrer Bitten zurückgewiesen werden, da die städtische Straßenreinigung Frauen nicht anstellt.

Der Polizeipräsident erläßt folgende Bekanntmachung: Während der lezten Jahre ist es vorgekommen, daß in der Sylvesternacht Personen ihrer Feststimmung durch Schießen aus den Fenstern Ausdruck gegeben haben. Das Polizeipräsidium nimmt beim Herannahen des Jahresschlusses Veranlassung, vor dergleichen Unfug mit dem Bemerken zu warnen, daß die Exekutivbeamten angewiesen find, gegen Erzedenten energisch einzuschreiten. Zugleich wird darauf hingewiesen, daß infolge der staatsministeriellen Anordnungen vom 16. September d. J. in Verbindung mit§ 28 des Reichsgesetzes gegen die gemein­gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oftober 1878 die Erzedenten sich der Gefahr ausseßen, wegen Führung einer Waffe ohne Waffenschein mit Geldstrafe bis zu 1000 m. oder mit Haft oder mit Gefängniß bis zu 6 Monaten, ganz abgesehen von den Strafen des groben Unfugs, bestraft zu

werden.

die einen mehr, die anderen weniger häufig und stark be­troffen werden. Im Alterthume hielt man, gestützt auf die Autorität des Dichters Pindar   und des Naturhistorikers Plinius II. die Insel Delos  , Egypten und Gallien   für erdbebenfreie Gebiete. Eine Ansicht, die jedoch schon Seneca  als falsch verwarf. Viele Erdbeben werden von Schall­phänomenen, unterirdischem Getöse und Donnern angezeigt und begleitet, doch sind solche Phänomene nichts weniger als untrügliche Vorboten. So weiß man, daß in der Nähe ber merikanischen Bergstadt Guanaguato sich hier und da ein furchtbares unterirdisches Gebrüll vernehmen läßt, welches aber noch niemals von wirklichen Stößen gefolgt war. Daß meteorologische Anomalien mit Erdbeben Hand in Hand gingen, ist zwar nicht selten behauptet, aber niemals bewiesen worden. Kaum besser steht es mit den Versuchen, astronomische Vorgänge wit Erdbeben zu parallelifiren und für lettere eine periodische Wiederkehr zu

cruiren.

Außer den ,, Erdbeben" kennen wir auch sogenannte Seebeben", doch sollten derartige Seebeben im engeren Sinne, strenge genommen, nicht zusammengeworfen wer­ben mit den gigantischen Fluthen, welche im Gefolge eines jeden litoralen Erdbebens aufzutreten pflegen. Indeß fann diese Unterscheidung wohl nur in den seltensten Fällen gemacht werden. Wird durch ein starkes Erdbeben," sagt von Sonklar, gleich viel ob dessen Zentrum nahe an der Küste oder von derselben entfernt, immer aber im Bereiche des Meeres liegt, der Boden des letteren heftig erschüttert, so wird der Gleichgewichtszustand der Wassermasse plötzlich and, je nach der Stärke der Erderschütterung, nicht selten in einem Grade gestört, der für die Küften und die Menschen, bie da wohnen, von den zerstörendsten Folgen begleitet ist. Das Meer geräth in eine heftige, oszillirende Bewegung, bie alle Tiefen desselben ergreift, sich durch eine der ge­wöhnlichen Fluth ziemlich nahe kommende Geschwindigkeit der Fortpflanzung, sowie durch eine radienförmige Aus­breitung nach allen Richtungen hin bis zu den entfernteften Geftaden des betroffenen Meeres auszeichnet."

Eine ärztliche Studie über das unmäßige Rauchen enthält der XI. Band der Charté- Annalen". In demselben berichtet Profeffor Tr. Fränzel über sogenannte idiopathische Herzleiden, und zählt dazu auch die Erkrankungen des Herzens nach übermäßigem Rauchen. Dieselben äußern fich vorzugs­weise in beschleunigter, unregelmäßiger Herzthätigkeit, und führen zu quälenden Beschwerden: Unruhe in der Herzgegend, Kurzathmigkeit, Mattigkeit, Echlaflosigkeit 2c. Forscht man nach den Ursachen, so erfährt man ziemlich leicht, daß die Kranten leidenschaftliche Raucher find. Sie rauchen nicht gerade sehr nikotinreiche, sondern starke, aus der Havanna importirte Bigarren. Oft 20 Jahre und länger wird dies Rauchen gut vertragen, wenn auch allmälig immer mehr und immer feinere Bigarren gewählt werden. Dann stellen sich die Herzbeschwerden ein, welche rasch die Hilfe des Arztes in Anspruch nehmen. Sehr selten sieht man ähnliche Beschwerden allmälig bei Leuten fich entwickeln, die gewöhnliche Bigarren in ungewöhnlicher Menge, felbst achtzehn Stück täglich, geraucht haben. Nach übermäßigem Genuß von Zigaretten find derartige Herzbeschwerden noch nicht beobachtet worden, wenngleich es feststeht, daß auch hierdurch gewisse Krankheitserscheinungen erzeugt werden können. Selten find die Kranken unter 30 Jahren, am häufigsten in den 40er und 50er Lebensjahren. Wer mit 60 Jahren noch die schwersten Havanna  - Zigarren raucht, raucht sie in der Regel bis zu seinem Lebensende. Es erregt ein gewisses Erstaunen, daß so viele Menschen bei zunehmendem Alter aufhören zu rauchen. Fast immer ergiebt sich, daß es Beschwerden des Herzens gewesen sind, welche den Einzelnen veranlagt haben, das Rauchen einzustellen. Entschließt sich der Leidende zu raschem Aufgeben des Rauchens, so ist die Krankheit oft wie abgeschnitten; in anderen Fällen dauert es längere Zeit, ehe das Herz wieder regelrecht arbeitet. Jedenfalls ist die Erkrans fung nicht von dem Nikotingehalt der Bigarren abhängig. 3um Trost für leidenschaftliche Raucher sei gesagt, daß ihnen nach längerer vollständiger Entsagung jeden Tagatsgenuſſes mäßiges Rauchen von in Deutschland   fabrizirten Bigarren aus Havanna­Tabat gestattet werden kann. Nach den bisherigen Erfahrun gen geben aber diese Kranken nach einiger Zeit das Rauchen von selbst auf.

Das Polizeipräsidium erläßt unterm 18. Dezember fol gende Bekanntmachungen: Mit Bezug auf die Polizeiverord­nungen vom 26. März 1870, betreffend die Räumungstermine beim Wohnungswechsel, wird für den bevorstehenden Wohnungs wechsel zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der nach§ 3 des Gesezes vom 30. Juni 1834 am 3. Januar f. J. beginnende Umzug bei fleinen, aus höchstens 2 Bimmern mit Zubehör be­stehenden Wohnungen an demselben Tage, bei mittleren, aus 3 oder 4 simmern mit Zubehör bestehenden Wohnungen am 4. Jenuar, Mittags 12 Uhr, bei großen Wohnungen aber am 5. Januar, Mittags 12 Uhr, beendigt sein muß.- Die auf Grund der von dem Herrn Oberpräsidenten   der Provinz Branden burg unter dem 9. Februar d. J. dem Apotheker August Chr hardt ertheilten Genehmigung in dem Hause Koloniestraße 1 eingerichtete Apotheke ist nach vorschriftsmäßiger Revision heute eröffnet worden.

Wieviel geborene Berliner   giebt es? Die letzte Bählungsstatistit hat, wie die Statistische Korresp." mittheilt, ergeben, daß es überhaupt im ganzen preußischen Staat nur 654 522 geborene Berliner   giebt. Davon halten sich 557 226 oder 88,1 pct. in Berlin   selbst auf. Die übrigen 97 296 Ber liner find in andere Theile des Staates ausgewandert. Dafür aber find 758 071 Nichtberliner in Berlin   selbst eingewandert und haben daselbst gegenüber den geborenen Berlinern die große Mehrheit erlangt.

Die Frequenz in den städtischen höheren Lehranstalten ist in einer auffallenden Abnahme begriffen, trotzdem die Be völkerung zunimmt und neue Lehranstalten und Klassen eröffnet werden. Im vergangenen Jahre sind in diesen Anstalten 9170 M. Schulgeld weniger eingekommen, als der Etat ange= nommen hatte. Diese Mindereinnahme wird noch dadurch ver größert, daß viel mehr Schulgeld zurückgezahlt ist als in früheren Jahren. Ganz besonders auffällig ist, daß die Schülerzahl auch noch gegen das vorige Jahr abgenommen hat. Der Rechnungsausschuß, der sich in seiner Prüfung der Jahresrechnungen auch mit diesem Gegenstande beschäftigt hat, hat beschlossen, beim Magistrat anzufragen, ob besondere Gründe für die zum Theil recht erhebliche Abnahme der Frequenz vor liegen.

Der Lurus in den großen Geschäftsläden, wie er zur Weihnachtszeit entfaltet wird, ist auch in diesem Jahre ein wirklich großartiger. In einem recht auffälligen Gegensage aber zu den Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten, welche solche großartigen Geschäfte ihren Kunden beim Besuche ihres Verkaufslokals bieten, steht das Geschäftsgebahren sehr zahl­reicher Inhaber von fleineren und mittelgroßen Geschäften, vor allen Dingen aber in der Kolonialwaaren- und in der Eisen­waarenbranche. Der Ofen oder eine andere Heizvorrichtung scheint in den meisten dieser Geschäftslokale zwar nicht unbe fannt, denn die Eisenhändler verkaufen ja selbst diese an­aber niraends in Funktion zu genehmen Wärmespender fein; allenfalls ist das kleine Komptoirstübchen des Chefs be haglich geheizt. In solchen Läden herrscht eisige Kälte, überall steht man nur offene Thüren, auch die große Eingangsthür

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Untrügliche Anzeichen der Erdbeben giebt es nicht. Alles, was ältere Arbeiten über dieselben berichten, ist irrthümlich und bezieht sich auf zufälliges Busammentreffen ursächlich und bezieht sich auf zufälliges 3usammentreffen ursächlich fremdartiger Erscheinungen. Ebensowenig sind die neuer­dings geübten Prophezeiungen über Erdbeben auf bestimmte Orte zu beachten, da sie meistens auf ganz unhaltbaren Hypothesen beruhen.

Wie wir vorher schon sahen, sind die Erdbeben Er­schütterungen, welche von einem in dem Inneren der Erde gelegenen Orte( 3entrum) ausgehen. Die sich fortpflanzende Bewegung erreicht zuerst den senkrecht über dem Ausgangs­orte gelegenen Theil der Erdoberfläche( das Epizentrum). An den Orten die auf der Erdoberfläche vom Epizentrum entfernt liegen, kommt die vom Zentrum ausgehende Er­schütterung um so später und in so schrägerer Richtung an, je größer die Entfernung vom Epizentrum ist. Die Fort­pflanzungsgeschwindigkeit der Erdbebenwelle ist eine verschie bene, von der Qualität der Heftigkeit des Stoßes, sowie vom Gesteinsmaterial, in welchem sie sich abspielt, abhängige. Durch einen jähen Wechsel des Gesteins, etwa beim Auf­treten fester Felsen, umgeben von lockerem Sande, können inselartige Ruhepunkte, innerhalb eines erschütterten Gebietes entstehen. Experimentell hat Mallet die Fortpflanzungsge= schwindigkeit bei Erschütterungen studirt.

Ob Elektrizität und Magnetismus in irgend welcher ursächlichen Beziehung zu den Erdbeben stehen, das wissen wir nicht mit Bestimmtheit. Kurz vor dem Lissaboner   Unglück sollen zwar in verschiedenen physikalischen Kabineten Euro­ pas   die Anker von den Hufeisenmagneten abgefallen sein, welch' lettere sonach plößlich an ihrer Anziehungskraft eingebüßt haben müßten. Dem gegenüber behauptet A. Bertrand bestimmt, es gebe keine magnetische Vorzeichen und die Un­ruhe der Deklinationsnadeln während des Attes selber sei eine ganz mechanische Folge des Stoßes. Quetelet   will da­gegen die seltenen Erdbeben Belgiens   stets von elef trischen und magnetischen Unregelmäßigkeiten begleitet ge­funden haben.

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( Schluß folgt.)

steht gewöhnlich weit offen, dafür ist aber der Eingang eng verbaut mit allerlei Verkaufsartikeln, die, während sie den Eins tritt hindern, doch dazu einzuladen bestimmt sind. Wehe Jedem, der vom Laufen erhißt, ein solches Lokal betritt. Die eifige Kälte des Fußbodens und die durch die offenstehenden Thüren erzeugte Zugluft können auf der Stelle die schlimmsten Folgen haben. Und nun gar erst die in solchen Geschäften thätigen jungen Leute! Man sehe sich nur einmal diese von der Kälte oft ganz unförmlich aufgetriebenen Hände an! Ist es denn noch menschlich, junge Leute in der Kälte so zu beschäftigen, während der Herr Chef gemüthlich warm fist? Bugegeben, daß nicht für alle Geschäftsräume sich die Heizung empfiehlt aus Rücksicht auf die Waaren, aber der Raum, in welchem das Publikum verkehrt und in deni das Abfertigungspersonal thätig ist, fann in jedem Geschäfte geheizt sein. Wozu auch dieses anreißermäßige Aufstehen der Ladenthüren? Das Publikum sollte grundsäßlich den Besuch solcher Geschäftsläden vermeiden, das wäre das sicherste Mittel, diesem Unwesen wirksam ents gegen zu treten. Kein Geschäftsmann fann verlangen, daß seine Kunden sich bei ihm der Gefahr einer bösartigen Er­fältung ausseßen.

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Für Liebende ist die Zeit vor Weihnachten   in gewissem Sinne eine gefährliche Epoche. Wie oft hört man die Klage einer verlassenen Echönen: Das ganze Jahr hindurch hat er mir Liebe geheuchelt, und vierzehn Tage vor Weihnachten  schnappt" das Ungeheuer." Dieses Schnappen" vor Weih nachten, dem frohen Fest der Geschenke und Aufmerksamkeiten, pflegt in gewiffen Kreisen epidemisch zu sein, und nie ist die fleine Konfettioneuse ihrem Verhältniß" gegenüber nachgiebiger und liebenswürdiger, nie sucht sie einem Streit so behutsam auszuweichen, als vor dem Fest, an welchem es fich herauss stellen muß, wie werth und, theuer" fie ihm ist. Eine recht drollige Art, Präsente zu machen, hat übrigens der Reisende S. eines hiesigen Seidenplüschgeschäftes. Derselbe verehrt seiner zeitweiligen Bouffade stets eine Nähmaschine. Dies ist gewiß ein nüßliches und werthvolles Weihnachtsgeschenk, gewisser­maßen ein wichtiges Stück für die zu begründende Wirthschaft. Vorsichtigerweise hat jedoch der praktische Jünger des Merkur  die Maschine nur auf Abzahlung entnommen, und so bald es zwischen ihm und seiner Vielgeliebten zum Bruch kommt, hören seinerseits mit den Liebesschwüren auch die Ratenzahlungen auf und die Kleine muß nun weiterzahlen, wenn sie ihre liebe Maschine nicht einbüßen will. Auch giebt es, so unglaublich es flingen mag, eine große Anzahl" Drückeberger", welche furz vor Weihnachten oder Neujahr ihr Stammlotal oder ihre gewohnte Barbierstube mit einer anderen vertauschen, um der Neujahrs­spende aus dem Wege zu gehen, zu welcher der Kellner oder Barbiergehilfe durch unzählige kleine im Laufe des Jahres ge­leistete Dienste berechtigt ist.

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Im Vorortsverkehr von Berlin   treten vom 1. Januar f. J. folgende, zum Theil sehr erhebliche Fahrplanänderungen ein. Der Frühzug Nr. 703 wird vom Schlesischen Bahnhof  um 4,50 abgelaffen und trifft 5,15 in Köpenid, 5,20 in Rahns­ dorf   ein. Zug 705 verläßt Charlottenburg   Morgens um 5,39, Zoologischen Garten 5,44, Friedrichsstraße 5,53, Alexanderplat 5,59, Schlesischer Bahnhof   6,6 und trifft in Stralau- Rummels burg 6,11, Kiez- Rummelsburg   6,15, Sadowa 6,26, Köpenick   6,31 und in Friedrichshagen   6,36 ein. Bug 707 fährt Morgens von Charlottenburg   um 6,22 ab, vom Zoologischen Garten 6,26, Friedrichsstraße 6,39, Alexanderplat 6,47, Schlesischer Bahn­ hof   6,57 und trifft in Stralau Rummelsburg um 7,2, in Kiez Rummelsburg   7,6, Sadowa 7,17, Röpe nic 7,22, Friedrichshagen   7,28, Rahnsdorf   7,34, und Ertner um 7,42 ein. Unter Berücksichtigung der gedachten Zwischenstationen und der fast gleichen respektiven Fahrzeiten sind noch folgende Büge verändert: Nr. 731 ab Charlottenburg   Abends 6,5, an Lichtenberg  - Friedrichsfelde   6,49; Nr. 733 ab Charlottenburg   Abends 6,17, an Friedrichshagen  7,16; Nr. 735 ab Charlottenburg   Abends 7,14, an Erfner 8,30. Auch die Rückfahrtszüge sind verändert und zwar folgender­maßen: Nr. 704 ab Friedrichshagen   5,34 früh, von Charlottens burg 6,55; Nr. 706 ab Erfner 6,28 früh, an Charlottenburg  7,43; Nr. 70 ab Friedrichshagen   7,10, an Charlottenburg   8,7; Nr. 710 ab Erfner 7,55 früh, an Charlottenburg   9,10; Nr. 738 ab Ertner 7,56 Abends, an Schlesischer Bahnhof 8,42. demselben Tage ab wird der um 6,3 Abends vom Bahnhofe Friedrichstraße nach Sorau   abfahrende Personenzug Nr. 13 um 6,50 in Friedrichshagen   zum Absetzen von Reisenden halten.

Von

Gastrolle eines Damenkomifers. Im verflossenen Mo­nat machte ein Herr X. Abends die Bekanntschaft einer jungen Dame, welche sich auf seine Einladung bestimmen ließ, ihn nach seiner Wohnung zu begleiten. Hier flagte die Dame, welche verschleiert blieb, über Unwohlsein und verfiel in Wein­främpfe, so daß der Inhaber der Wohnung froh war, als fie sich nach kurzem Aufenthalt entfernte. Unmittelbar darauf vers mißte er feine coldene Uhr nebst Kette im Werthe von mehreren hundert Mark. Die von dem Vorfall in Kenntniß gesezte Kriminalpolizei wurde durch die Umstände, unter welchen der Diebstahl ausgeführt ist, zu der Annahme gebracht, daß die Person, welche dem X. in seine Wohnung gefolgt ist, ein als Frau verkleideter Mann war. Diese Vermuthung hat sich auch als begründet erwiesen, denn in der Person des Damenkomiters N., welcher nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf den Straßen in Frauenkleidern sich zu bewegen pflegt, ist der Dieb ermittelt und verhaftet worden.

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Um wie viel steigt die Charlottenburger Chauffee vom Brandenburger Thor bis zum Steuerhause an der Charlotten burger Grenze? Diese der Staatsb. 3tg." aus ihrem Leser­freise zugegangene Anfrage beantwortet das genannte Blatt nach Auskunft von zuständiger Seite dahin, daß das Pflaster vor dem Brandenburger Thor in einer Höhe von 34 Meter 88 Zentimeter über dem Normal- Nullpunkt, als welcher der Begel von Amsterdam   gilt, liegt. Vom Brandenburger Thor ab fällt die Cbarlottenburger Chauffee bis zum großen Stern ganz wenig bis zur Siegesallee   beträgt das Gefälle 26 Bentimeter, um dann auf das Steuerhaus zu in gleicher Weise zu steigen. Am Steuerhause befindet sich ein vom Ge ralstab errichteter eiserner Höhebolzen, dessen Höhe über dem Normal- Nullpunkt 35 Meter 13 Bentimenter beträgt. Bwischen dem Höhebolzen und dem Straßenniveau ergiebt sich noch eine Differenz von etwa 30 Bentimeter, so daß das Niveau der Chauffee ungefähr 34 Meter 83 Benitmeter über Null gelegen ist. Die Höhenlage des Pflasters vor dem Brandenburger Thor 5 Bentimeter betragen. und der Chauffee am Steuerhause würde also ungefähr nur

Jugendliche Taschendiebin. Am Montag, den 13. b. M., Abends gegen 9 Uhr, wurde ein junges Mädchen dabei bes troffen, wie sie zwischen der Friedrichs- und der Herkulesbrüde, vor einer Bude stehend, in welcher warme Schmalzkuchen vers abreicht wurden, einem anderen ca. 20jährigen jungen Mädchen das Portemonnaie aus der Manteltasche entwendete. Es ist von Intereffe, den Namen der Bestohlenen zu erfahren und wolle dieselbe fich in den Vormittagsstunden im Kriminal Kommissariat, Moltenmarkt 1, 2 Treppen, Bimmer Nr. 77, melden.

Die berüchtigten wilden Männer und Einbrecher Krüger und Lepin, von denen fich ersterer zur Beit im Unter fuchungsgefängnisse in Mainz  , letterer in der städtischen Fren anstalt zu Dalldorf   befindet, werden demnächst trotz ihrer gerichtlich festgestellten und ausgesprochenen Geistesgestörtheit vor Gericht als Zeugen vernommen werden. Wegen der über aus zahlreichen Einbrüche, die beide begangen haben, können fie infolge ihrer wirklichen oder fimulirten Unzurechnungs fähigkeit strafrechtlich nicht verfolgt werden; dagegen schwebt­beim Landgericht II ein Strafverfahren gegen drei ihrer ver muthlichen Hehler, den Kaffenboten Breß, den Arbeiter" Schulz und den Schlächtergesellen Kagermann. In eines