iedoch eine falsche Scham, denn nur dadurch, daß Jedem feine traurige Lage ziffernmäßig vor Augen geführt würde, könne erreicht werden, daß die Kollegen energisch eintreten für die Aufbesserung ihrer materiellen Lage. Die Statistik selbst bot einen Ueberblick über die Arbeitsverhältnisse in fünf ver schiedenen Branchen des Tischlergewerbes. Hiernach belief sich die Durchschnittsarbeitszeit auf 58 Stunden pro Woche und der Durchschnittsverdienst auf 19 M. und einige Pfennige. Heber die näheren Angaben in den einzelnen Branchen wird vorausfichtlich in nächster Zeit noch ein ausführlicher Bericht gebracht werden. Nach eingehender und die Gründe für die schwache Betheiligung der Kollegen an der Statistik beleuchten- der Diskusfion beschloß die Versammlung, das gesam- melte Material der Bibliothek einzuverleiben und die nächstjährige Aufnahme der Statistik nur in solchen Werkstellen vorzunehmen, in denen Mitglieder des Fachvereins in Arbeit stehen. Zum zweiten Punkt der Tagesordnung: »Der Arbeitsnachweis in Berlin  ", waren die 4 Kassirer der yiefigen Ortskrankenkasse der Tischler ze. eingeladen, um eine Verständigung mit denselben bezüglich der Arbeitsadressen- ausgäbe zu erzielen. Auch sollte den Kasfirern Gelegenheit ge- geben werden, sich gegen einige Vorwürfe, die sich auf die Adressenausgabe durch die Kassirer bezogen und welche in einer früheren Versammlung gefallen, zu vertheidigen. Die Kassirer waren sämmtlich erschienen. Im Verlauf der Debatte ergab sich, daß die Kassirer wohl hin und wieder, wenn ihnen Adressen von Meistern, welche Gesellen verlangten, bekannt wurden, aus purem Äenschlichkeitsgefühl dieselben den sich meldenden arbeitslosen Kollegen zugestellt hatten, jedoch ohne irgend eine Entschädigung dafür zu nehmen. Mit diesem Vor- gehen erklärte sich denn auch die Versammlung einverstanden. Im Weiteren erklärten die Kassirer, daß sie sich überhaupt nicht mehr mit der Adressenausgabe beschäftigten und haben einzelne bereits dementsprechende Schilder an der Thür ihrer Wohnung anbringen lassen. Sollten jedoch Adressen bei ihnen abgegeben werden, so würden sie dieselben, mit Ausnahme der oben an- geführten Fälle, sämmtlich an den Arbeitsnachweis des Fach- Vereins, Blumenstraße 56, schicken. Dieses Versprechen fand großen Beifall in der Versammlung. Heber eine Anfrage, ob der Verein gewillt sei, den gemaßregelten und arbeitslosen Mitgliedern des Vereins zu Weihnachten eine Hnter- stützung zu gewähren, wurde, da eine Bestimmung über Hnterstützung der Gemaßregelten bereits im Statut enthalten sei, arbeitslose Kollegen sich aber nicht gemeldet hatten, zur Tagesordnung übergegangen. Wegen vorgerückter Zeit erfolgte sodann der Schluß der Versammlung. Die nächste Versammlung findet Sonnabend, den 8. Januar, in Jordan's Salon statt und sollen in derselben zunächst die in der vorstehend genannten Versammlung nicht erledigten Ge- genstände ihre Erledigung finden. Der Zenttal- Arbeitsnach­weis des Vereins(Blumenstt. 56) ist am 24., 25., 26. und 31. Dpzember, sowie am 1. Januar für Arbeitsuchende ge- schloffen; jedoch können schriftliche Gesuche der Arbeitgeber um Zuschickung von Gesellen auch an diesen Tagen in den am Eingang zum Arbeitsnachweis befindlichen Briefkasten gelegt werden. Die Zahlstellen des Vereins find am 25. Dezember und 1. Januar ebenfalls geschlossen. Am ersten Weih- nachtsfeiertage feiert der Verein sein diesjähriges Weihnachts­fest in derBerliner   Ressource", Kommandantenstt. 57. Die Feier besteht aus: Konzert, Gesangsvorttägen, Theatervorstellung und Ball. Billets find nur vorher bei den Mitgliedern Böhm, Johanniterstraße 10, Hof III; Gruenwaldt, Prinzen­straße 8, in, bei Konrad; Glocke, Laufltzerplatz 2, Hof part.; Mein), Manteuffelstt. 93, III links; Haase, Rheinsbergerstt. 13, l; Äpelt, Belle-Alliancestraße 61, Hof rechts V; Thierbach, Neue Königstt. 72; Besold, Bergmannstt. 96; Fest, Hollmannstr. Ia, I; Palme, Andreasstt. 17, Hof Ii; Schulz, Britzerstr. 42; Witte, Möckernstr. 95; Jakob, Äckerstr. 71 und Bielstein, Garten- str. 8, IV(bei Biedermann) zu haben. Zentralkranten- und Sterbekasse der Drechsler(E. H. Nr. 48) Verwaltung Berlin   0. Am Sonnabend, den 25. De­zember, und am 1. Januar sind die Zahlstellen geschlossen. Die Mitglieder können ihre Beiträge am Sonntag, den 26. Dezem­ber und am 2. Januar Vormittags von 10 bis 12 Uhr entrichten. Zur Feier des II. Stiftungsfestes findet am 2. Weihnachtsfeier- tag eine Soiree verbunden mit Tanzkränzchen in Feuerstein's Salon, Alte Jakobsttaße 75, statt. Anfang präzise 7 Hhr. Billets sind noch am Sonntag Vormittag m den Zahlstellen Stallschreiberstraße 4142, Mittenwalderstraße 57 und Fischer­straße 29 zu haben. Der Kranken- UnterstützungSbund der Schneider, Kürschner, Posamentiere und Berufsgenoffen veranstaltet am zweiten Weihnachtsfeiertag ein großes Winterfest. Billets find zu haben: Krausenstr. 11, im Lokal; auf den Zahlstellen Grenadierstr. 33(Restaurant), Annenstr. 9(Restaurant) und in den mit Plakaten belegten Handlungen. Gäste find will- kommen. * Zentral-Kranken- und SterbekassederTischler u. s. w. Den Mitgliedern zur Nachncht, daß wegen des Weihnachts- und Neujahrfestes die Beiträge auf den Zahlstellen sämmllicher Verwaltungsstellen Berlins   am Freitag, den 24.(Heiligabend), und Freitag, den 31. Dezember(Sylvester), von 8 bis 10 Hhr durch die Beitragssammler entgegengenommen werden. Durch wiederholte Bekanntmachung des Vorstandes in Hamburg   wird darauf aufmerksam gemacht, daß sämmtliche in diesem Jahre fälligen Beittäge vor dem 1. Januar bezahlt sein müssen. Verband deutscher Zimmerleute. LokalverdandBerlin West". Mittwoch, den 22. Dezember, Abends 8 Hhr, Der- sammlung in Gründer's Salon, Schwerinsttaße 26. Tages- Ordnung: 1. Vortrag über Treppenbau. 2. Verschiedenes. 3. Fragekasten. Fachverein der Mechaniker, Optiker, Hhrmacher, chirur- fischer und anderer Jnstrumentenmacher. Die heutige Ver« ammlung fällt aus. Am 5. Januar findet eine General- Versammlung statt. Verein für Technik und Gewerbe. Mittelsttaße 65, Mittwoch, Abends 8t Hhr, Vortrag. Gäste willkommen. Gesang- und gesellige Vereine am Mittwoch.Freya  " Gesangverein der freireligiösen Gemeinde. Hedungvstunde Abends 8 Hhr Münzstraße 5. GesangvereinNorddeutsche Schleife" Abends 9 Hhr Dresdenerstr. 7273 im Restaurant Eden-Theater"._ Kleine Mittheilunge«. Leipzig  , 20. Dezember. Zwilchen Leipzig   und Magde- bürg ist der Verkehr gehemmt. Mehrere Züge liegen stunden- lang unterwegs, da seit gestern großes Schneegestöber in der Provinz Sachsen   herrscht, auch im Königrech Sachsen kommen zahlreiche Verkehrsunterbrechungen vor. Detmold  , 18.. Dezember. Der Gattenmörder Schäfer zu Dalborn   hat seinem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht. Man fand Mittwoch seine Leiche an einem Baume in dem Gehölze zu Oesthof hängen. Man vermuthet, daß der Mann von diesem Gehölze aus dem Leichenbegängnisse seiner Frau zugesehen und darnach dm Selbstmord ausgeführt hat. Halle a. S., 21. Dezember. Bei der gestrigm Probe im Stadttheater stürzte, wie derNat.-Ztg." telegraphirt wird, ein 6 Zentner schweres Eisenstück auf die Bühne hinab und zer- schmetterte dem Komiker Doß e>n Bein. Wäre das Hnglück früher geschehen, so würden sechs Personm getödtet wordm sein. Das neue Stadttheater in Halle ist nach dem Asphaleia- system gebaut. Aber es hat in der kurzm Zeit seines Bestehens nun schon mehrfach Hnglück gehabt. Gleich nach der Ein- weihung richtete bekanntlich der Bruch eines Wasserreservoirs oberhalb der Bühne großen Schaden an. Braunschweig  , 20. Dezember. Der gestern Abend 9 Hhr 10 Minuten von Magdeburg   fällige Personenzug ist bei Marienborn   in Folge Schneeverwehungen stecken geblieben; durch diese Verkehrsstörung erlitt auch der Berliner   Nacht- kourierzug eine bedeutende Verspätung. Wittenberg  , 20. Dezember. Die schon längere Zeit Herr- schenden scharfen Winde sind seit Sonnabend noch heftiger ge- worden und haben sich in letzter Nacht derartig gesteigert, daß zahlreiche Bäume umgebrochen und entwurzelt wurden. Das anhaltende bedeutende Schneewehen hindert den Verkehrt bei- nahe vollständig. Die Elbe ist stark angeschwollen, auch die Nebengewässer derselben haben hohen Wasserstand. Schleswig  , 18. Dezember.(Ablehnung einer Stadt- verordnetenwahl.) Ein junger Kaufmann war zum Stadt- verordneten gewählt worden, hatte indeß dies Amt schriftlich abgelehnt. Da man die vorgebrachten Gründe nicht als stich- haltig erkannte, wurden ihm unterVoraussetzung der Genehmigung seitens der königlichen Regierung auf drei Jahie die Bürger- rechte aberkannt und seine Gemeindeabgaden um ein Dritttheil erhöht. Stasifurt, 20. Dezember.(Grubenunglück.) Im Privat­schacht Ludwig II   waren drei Maurer dabei, einen Pfeiler auf» zuführen, als ein etwa 8 w langer und etwa 1 m starker Salz­felsen sich an der Decke loslöste, herabstürzte und sie verschüttete. Zwei von den Maurern starben auf der Stelle, der dritte im Krankenhause. Grenoble  , 17. Dezember.(Hauseinsturz.) Am 15. No­vember stürzte hier ein großer Neubau zusammen, bei welcher Gelegenheit 6 Personen getödtet wurden. Sowohl die beiden Bauunternehmer als auch der Eigenthümer des Baues hatten sich am 16. d. M. vor dem Strafgerichte der genannten Stadt wegen fahrlässiger Tödtuug und Körperverletzung(hoiic'de et bleesure par irnprudence) zu verantworten und wurden die ersteren zu 13 resp. 10 Monaten, der Eigenthümer zu 3 Mo- naten Gefängniß verurtheill; außerdem wurde auf Geldstrafe erkannt. Aus der Verhandlung ging hervor, daß nach voller Hederzeugung der Sachverständigen der Einsturz lediglich eine Folge des verwendeten äußerst schlechten Matenals sei, da nach den Regeln der Baukunst ungefähr 15000 Kilogramm Kalk zur Bereitung des Mörtels hätten mehr verwandt werden müssen. Die beiden Hnternehmer konnten zu ihrer- Vertheidigung nur anführen, daß sie kontraftlich verpflichtet gewesen wären, den Bau vor Eintritt des Winters unter Dach zu bringen und daß sie unter anhaltendem Regen hätten arbeiten lassen müssen. In wie unverantwortlicher Weise der Bau ausgeführt worden, geht daraus hervor, daß die Hnternehmer am Abend vor dem Einsturz von den Arbeitern auf die drohende Gefahr auf- mertsam gemacht, die Abstützung des Baues am nächsten Morgen anordneten, daß aber während des Abstützens an der einen Hausseite das Gebäude in allen seinen Theilen wankte und daraufhin das Hnglück erfolgte. Dem Eigenthümer legte das scharf begründete Hrtheil zur Last, daß er den Neubau nicht unter Oberaufsickt des Architekten, welcher den Bauriß ent- warfen, habe aufführen und somit die konttattlich festgesetzten Ausführungsbedingungen habe überwachen lassen. Rom, 15. Dezember. Der wegen Hehlerei in dem Millionen-Diebstahlsprozeß zu Ancona   zu mehrjährigem Ge- fängniß verurtheilte Advokat Lopez, der einst in der römischen Gesellschaft glänzte und als politischer Stteber und zuletzt als Vertheidiger Sbarbaros eine Rolle spielte, ist vor kurzem hier- der gebracht worden, um von neuem vor Gericht zu erscheinen. Dmch einige Briefe, welche bei der Beschlagnahme seiner Papiere in die Hände der Behörde fielen, kam es zu Tage, daß er mit seinem Bruder geholfen hatte, eine Personenverwechslung zu ermöglichen, die bezweckt und auch dazu geführt hatte, daß an Stelle eines zu halbjähriger Hast verrrtheilten gewissen Bianchini ein bezahlter Ersatzmann die Sttafe abbüßte. Alle vier haben sich jetzt wegen dieser Sache zu ver- antworten. Permi schtes. Der Roman der Kunstreiterin. Aus Konstantinopel  wird geschrieben: Eine junge Kunstreiterin, Stella M-, welche unter verschiedenen Namen bei den bekanntesten Zirkus-Gesell­schaften Europas   Erfolge feierte, hat sich in Smyrna erschossen. Während sie unter dem Beifall des Publikums die Mansge verließ, krackte ein Schuß aus einem verborgen gehaltenen Miniatur» Revolver, der den unmittelbaren Tod der Hnglück- lichen zur Folge hatte. Die Mittheilungen aus dem Leben der Selbstmörderin klingen wie Kapitel aus einem Sensa- tionsromane. Stella begann ihre Karriere in Petersburg  , wo ein Großfürst sie mit seiner Neigung beglückte: allein bei Hofe sah man dies Verhältniß ungern, Stella wurde eines Nachts an die Grenze gebracht. Nun fand sie Engagement hei Renz, mit dem sie nach Berlin   kam. Hier ruinirte sich ein adeliger Kavallerie-Offizier ihretwegen und erschoß sich schließlich. Eines Tages war Stella verschwunden, die zweiundzwanzigjährige, üppige Schönheit war mit einem kaum achtzehnjährigen Grafen durchgegangen, das Pärchen wurde in Vliesfingen aufgegriffen, der junge Graf seiner Familie zurückgegeben, die Kunstreiterin wegen Verführung vor Gericht gestellt, das sie jedoch freisprach. Nun ging sie mit einem italienischen Zirkus nach Amerika  , wo sie ungewöhnliche Triumphe feierte und schließlich einen vielfachen Millionär, ihren ausdauerndsten Verehrer, heirathete; als Stella jedoch erfuhr, daß die Trauung blas Komödie gewesen sei, die der Millionär mit Hilfe eines als Priester verkleideten Freundes inszenirt hatte, schoß sie mit einem Revolver auf den Betrüger, der schwer verwundet wurde. Stella floh nach Paris  , wo sie mit einem vornehmen jungen Türken durch zwei Jahre lebte. An seiner Seite machte sie, als Reitknecht verkleidet, den russisch  - türkischen Feldzug 1878 mit, wurde bei Plewna   verwundet und von ihrem Geliebten im Stiche gesaffen. Nun begann ein aben­teuerliches Leben für die Hnglückliche, welche von Stufe zu Stufe sank und schließlich nur mehr bei herumziehenden Akrobaten- truppen Beschäftigung fand. Vor wenigen Monaten kam sie nach Smyrna zu einer kleinen Kunstreiter- Gesellschaft; am Abende vor ihrem Selbstmorde sagte sie zu einer Gefährtin: �Morgen ist entweder Hochzeit oder Tod." Sie hatte nämlich rn Smyrna   ihren ungetteuen türkischen Verehrer wiedergefun- den, der dort als Kaufmann lebte; derselbe wollte jedoch von der ehemaligen Geliebten nichts wissen; am Abend darauf er- schoß sich dre Hnglückliche. In einem hinterlassenen Briefe ge» stand sie, mit Hilfe ihres Geliebtm ihr Kind getödtet zu haben. Dieser leugnete entschieden und die Hntersuchung gegen ihn mußte wegen Mangels an Beweisen eingestellt werden. Romanttsch. Ganz Madrid   pilgerte dieser Tage in eine elende Zigeunerhütte, um die Aufbabrung eines jungen Zigeuners anzusehen. Antonio, so hieß ver Tobte, hatte eine junge Zigeunerin, Conchita, von blendender Schönheit ge- Heirat het. Aber daS HockzeitSmahl endete mit einer blutigen Schlägerei, bei welcher 23 Zigeuner, darunter der Bräutigam Antonio, verhaftet wurden. Die Polizei wollte den jungen Gatten trotz einflußreicher Verwendung von hohen Herren auch nicht für eine Viertelstunde freilassen. Die öffentliche Meinung des sentimentalen Landes war voll Mitleids mit der armen Braut, und bald gab es Theaterstücke und reizende Serenaden, welche dieThränen Conchitas", der kauernden Braut, de- fangen und durch ganz Spanien   die Runde machten. Auch Antonio härmte sich ab; eines Morgens fand man ihn todt in seiner Zelle; er war aus Sehnsucht nach Conchita im Gefängniß gestorben. Nun kamen alle Zigeuner Madrids herangezogen, um ihren Todten abzuholen. In einer Hütte am Ende der Stadt, so schreibt man verW. Allg. Ztg.", wurde seine Leiche aufgebahrt. Auf einem mit buntfarbigen Draperien überzogenen Tische lag der Körper in einen Plaid von schreienden Farben gehüllt. Hm den Tisch standen junge, blendend schöne Zigeunerinnen mit funkelnden Augen; alle waren in jenes eigenartige, künstlerische und doch groteske Gewand der spa- nischen Zigeuner gekleidet. Sie weinten, schluchzten und rissen sich die Haare aus; einige drehten sich um den Tisch und sangen Volkslieder von seltsamer, unbeschreiblicher Poesie. Conchita, vie Braut, saß in einem bunten Kostüm zu Häuptendes Todten. Ihren Kopf drückte sie an die gefalteten Hände Antonios und starrte lautlos vor sich hin. So saß sie den ganzen Tag und die ganze Nacht, bis die Leiche ihres Bräutigams am nächsten Morgen von den Stammesgenossen unter den Klagerufen der Weiber und Mädchen aus der Hütte getragen und in die Erde versenkt wurde. Literarisches. Julius Lippert  , Kulturgeschichte der Menschheit in ihrem organischen Aufbau. Stuttgart  , Enke. Erscheint in Lieferungen& 1 M. Wir haben bereits nach den ersten Lieferungen auf die Be- Deutung dieses Werkes aufmerksam gemacht, das nicht nur die Ergebnisse der neuesten Kulturgeschichte, wie sie besonders durch Tylor, Morgan, Lubbock  , Spencer und Bastian in ganz neue Bahnen gelenkt worden ist, in pooulärer Weile zusammen zu fassen sucht, sondem auch selbstständig zur Erweiterung des soziologischen Gesichtskreises vieles beiträgt. Gumplowicz schrieb vor kurzem über Lippert:L. besitzt in hohem Grade die Gabe, die Entwicklung eines sozialen oder sozialpsychischen Gebildes, einer sozialen Institution, durch die Geschickte aller Völker und Zeiten hindurch anschaulich und plastisch darzustellen, ohne sich von dem massenhaften Stoff verwirren zu lassen. Er bleibt immer Herr des Stoffes und versteht es, denselben lichtvoll zu gestalten.... Wir resumiren unser Hrtheil über Lippert dahin, daß er es meisterhaft ver- steht, den aufgehäuften soziologischen Stoff zu beleben und wahrhaft künstlerisch zu gestalten." Dieses Hrtheil des geist- reichen Gelehrten wird durch die neueste Arbeit Lipperts nur bestätigt, von der bis jetzt der 1. Band(10 Lieferungen um­fassend) vorliegt. Eine Aufzählung des reichen Inhalts mag den umfassenden Standpunkt des Werkes veranschaulichen r Einleitung: Die Lebensfürsorge als Prinzip der Kulturgeschichte. 1. Die Urzeit 2. Ausblick auf die Verbreitung der Menschheit. 3. Die ersten Fortschrittsversuche der Lebensfürsorge. 4. Die Zähmung des Feuers. 5. Die Fortschritte des Werkzeugs als Waffe. 6. Ausblick auf die Entwicklung differenzirter Geräthe. 7. Fortschritte der Speisebereitung. 8. Fortschritte des Schmuckes und der Kleidung und ihr sozialer Einfluß. 9. Der beginnende Anbau und die Verbreitung der jüngeren Völker in Europa  . 10. Das Nomadenthum und die Verbreitung der Zuchtthiere. 11. Die Nahrungspflanzen im Gefolge der Kultur. 12. Tie Genußmittcl engeren Sinnes in ihrer kulturgeschichtlichen Be- deutung. Markthallen-Bericht von I. Sandmann, städtischem Verkaufs-Vermittler, Berlin  , den 21. Dezember 1886.j Geräucherte und marinirte Fische. Es kommen noch zu viel geringe schwedische Heringe auf den Markt, um ein Steigen der Preise zu ermöglichen. Engros  - Auktion täglich um 5 Hhr Nachmittags im Bogen 4. Regelmäßige Zufuhren er- wünscht, bringen steigende Preise. Bratheringe ver Faß 1,251,50, größere 2,50 M. Russische Sardinen 1,501,60 M. Rheinlachs 2,502,90, Weser  - und Lstseelachs 1,201,60, Flundern, kleine 2,50-5,00 M., mittel 7,50-16 M., große 18-27 M-, Herinasbücklinge 0,851,50, Bücklinge I. 1,202,00 M. ver 100 Stück. Sprotten 4580 Pf. per Kiste. Kieler Sprotten 1520 Pf. pr. Pfd. Rauckaal 0.801 M. per Pfd. Nur bei andauernd regelmäßigen Sendungen ist den Absendern der Berliner   Markt von Nutzen, weil die guten Preise in knapper Zeit die gegenwärtigen schlechten Preise wieder ausgleichen. Fische. Heckte 3040 M. per Ztr. Karpfen 35 64 er 55 75 M. per Ztr. Wild. Trotz großer Zufuhr ging die Waare zu guten Preisen fort. Hasen, ausgeworfen, ohne besondere Verpackung, aus Stangen von 10 Stück 3,50 bis 3,90 pr. Stück, Kaninchen, ausgeweidet 505560 Pf. per Stück. Rehe ausgeweidet Ia(junge, feiste, gut ge- schossene) 5270 Pf., l!a(sehr starke und sehr fehlerhaft zerschossene) 4050 Pf. pr. Pfd. Rothhirsche,>a 4055, I 3245, Dammwild> 4060, 1 a 3145 Pf. per Pfund. Wild' schwein 40 bis 50, kleine 50 bis 65 Pf. pr. Pfund. Fasanenhennen 3,003,50, Fasanenhähne 4,25 5,00 M» Krametsvögel 3036 Pf. per Stück. Tie Wildauttionen wer- den täglich im Bogen 4 um 6 Hhr Nachmittags abgebalten, Geflügel. Größere Zufuhren von fettem Geflügel, besonders fette Gänse und Puten, sehr erwünscht Gänse, 8-10 Pfd. schwere, 46-54 Pf., über 10-15 Pfd- 5262 Pf., Fettgänse über 15 Pfd. schwer sehr rar und gut bezahlt 60 Pf. und mehr per Pfd. Junge Enten 1,502,50, fette Enten 6065 Pf. per Pfund, über 10 Pfund schwere fette Puten 6980 Pf. Pfd., Hühner 0,55 bis 0,80 und 1,20-1,70 M, Tauben 30 bis 40 Pf., Poularden 4,508 M. Mageres Geflügel schwer verkäuflich. Lebende Gänse zum Mästen 2,008,00 M, lebende Enten 0,901,50 M. Auktion täglich im Bogen 4 um 6 Hhr Nachmittags. Hm gute Preise zu erzielen, sollen Gänse unter dem Halse geschnitten, vollständig gerupft, Flügel und Fuhr auf den Rücken gebunden, nicht gebrüht und nicht gesengt se'w Enten, Puten und Hühner sollen am Halse geschnitten seid' der Kopf, die Flügel und Schwanzfedern werden nickt lw- genommen._ Fleisch. Nack Errichtung der Fleischschau in der halle   wird es möglich, mit Beginn des nächsten Jahres den Verkauf von geschlachtetem Vieh hier zu vermitteln. Den Interessenten gebe ich gern jede nähere Auskunft Fleischkommisfionshandel in unserer Markthalle dürfte für Landwirthe und Schlächter von weittragender Bedeutung ft'"* Vorläufig find unverlangte Fleischsendungen nicht anzuraten- da die Fleisch- und Viehpreise hier niedrig und durch die Zn  - fuhr von Wild und Geflügel sehr gedrückt werden. Obst und Gemüse. Größere Zufuhren sehr erwünftb Die Preise steigend. Birnen 10-20 M.. feinste Sorten 20-40 M.. Aepfel 6,00-9,00 M.. Tafeläpfel 10-20 feinste Sorten 20-36 M.. Wallnüffe 20-30 M-, 0�% 1215 M. pr- Ztr. Apfelsinen, Valencia 1220 M, kW 2040 M. pr. Zentner. Zittonen, Malaga 2025 M-®' mische Backflaumen 1013 M.. Weißfleischige Speiselartoffeln 3,00-3,60, rothe 2.80-°! blaue 2,80-3,20 per 100 Ko.. groß Sellerie 7-10, 3-7 M., Meerrettig 7-12 M., Zwiebeln 4,50-6-8% Blumenkohl 30-40 M. pr. 100 Stück. Kohlrüben 1�0-2,00� per Zentner. Pflanzen. Rosen-Hochstämme 3555, niedrig-vered 15-20 M. pr. 100 Stück. Eier 3,20 M. pr. Schock. Sorten 5572 M pr. 50 Ko. 55 in. Ii. OD DO Äll. Lerantwortltch für dm polttischm Theil und Soziales»lax Schivpel. für Vereine und Versammlungen F.Tntzauer. fürdm übrigen Thril der Zeitungtz«.(ronbetrn sämmtlich w Druck und Verlag von Max Badina in Berlin   SW Beuthstraße 2. ,uu