Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 303.

Dienstag, den 28. Dezember 1886.

sobald es sich um petuniäre Opfer handelt. Mann mit zuge­fnöpften

Hmfchau auf dem Gebiete der Kremation. often Taschen- Dir thut Niemand was zu Lieb'- Hand

Der Blick in die Zukunft der Menschheit ist bei mir der Blick nach Amerika  ." Ludw. Feuerbach  .

Das Jahr 1886 hat die von den Freunden der Feuer­bestattung gehegten Erwartungen in Deutschland   fast noch weniger als in anderen Ländern erfüllt, und es ist allein Amerita, welches auf diesem Gehiete mit Befriedigung das Er­reichte gegen das Gewollte vergleichen kann. Gleichsam noch unter der wohlthätigen Nachwirkung der hiesigen Hygiene­Ausstellung verbreitete fich 1885 durch ganz Deutschland   eine lebhafte Bewegung für Einführung der fakultativen Feuer­bestattung, welche ihren Ausdruck in einer mit über 25 Tausend Unterschriften versehenen Petition an den Reichstag fand. Auch wir gaben im Dezember 1885 der Hoffnung Raum, daß die Petition wenigstens im Plenum des Reichstages energisch dis­futirt werden würde, wenn wir auch bei deffen Zusammen­fegung die Ablehnung derselben voraussahen. Aber diese Auf­faffung war eine viel zu optimistische, denn die Petition ist nicht einmal in der Kommission Gegenstand irgend welcher Verhandlung geworden! Ja, was im Interesse nicht bloß der Feuerbestattungsfrage, sondern der Rechtssicherheit im All gemeinen viel beklagenswerther ist, selbst die so lange ange­ftrebte obligatorische Leichenschau, ohne welche die Einführung der Feuerbestattung durchaus unerreichbar ist, wurde vom Minister der geistlichen und Medizinal- Angelegenheiten durch ein einfaches non placet auf unabsehbare Beit vertagt, ohne daß der Reichstag   auch nur einen schüchternen Versuch von Opposition gemacht hätte. Dazu kommt, daß der moderne Kanoffagang die Schildknappen römischer Unfehlbarkeit ihr Haupt, wie in Italien  , so auch bei uns wieder dreister erheben läßt Aber glücklicherweise wird es weder dieser noch den einflußreichsten Ministern jemals gelingen, die vom hiegienischen wie vom ästhetischen Standpunkte gleich unübertreffliche Idee der Leichenverbrennung von der Tagesordnung wieder ver­schwinden zu lassen. Es kann sich indessen u. A. nur darum handeln, für die Bewegung noch eine andere entsprechende Grundlage aufzustellen, und dann um jeden Preis in der öffentlichen Meinung eine Strömung zu schaffen, deren Ein­fluß unabweislich wird. Es liegt auf der Hand, daß die Hy. giene allein für die nächste Zukunft hierfür nicht geltend ge macht werden kann, denn was sollte das Verbrennen einiger Hunderte menschlicher Leichen nach dieser Richtung nüßen, solange man noch die Kadaver der an Milzbrand   und an ähn lichen Infektionsfrankheiten gefallenen Thiere einfach vergräbt! Italien   und Amerika  , diejenigen Länder, in welchen die Kres matisten schon nennenswerthe Erfolge aufzuweisen haben, Tönnen als nachahmenswerthe Beispiele für die einzuschlagende Richtung der Agitation angeführt werden. Dort hat man, ohne die, wenn zunächst auch nur theoretische Bedeutung der Hygiene zu unterschätzen, in erster Reihe das politische Recht der Selbstbestimmung über den eigenen Leichnam be­tont, und sodann die Verringerung der Verbrennungskosten mit solchem Erfolge angestrebt, daß in Italien   eine Feuers bestattung bereits wesentlich billiger als das Begräbniß, in Amerika   mindestens nicht theurer als dieses ist. Das erstere, das politische Recht, ist Dant der Einsicht der dortigen Be hörden kaum irgendwo ernstlich und dauernd verweigert worden, und an der Lösung der Rostenfrage haben sich hervors ragende Technifer wie auch technisch beanlagte Aerzte lebhaft betheiligt, welche in dem seit Januar 1886 in Lankaster Pa. monatlich erscheinenden Modern crematiste", einem geist­reichen Kompendium aller wichtigen Ereigniffe, ihre hervor ragenden wissenschaftlichen Arbeiten auf dem betreffenden Gebiete veröffentlichen.

Ein erhöhtes Interesse dagegen nimmt das Vorgehen des Vereins für Leichenverbrennung in Kopenhagen   in Anspruch, welcher, geftügt darauf, daß weder firchliche noch staatliche Gefeße eine andere Bestattung der Todten als das Begraben derselben verbieten, in diesem Jahre ein Krematorium gebaut hat und, da ihm die Benutzung desselben vom Ministerium untersagt worden, gegen dieses flagbar geworden ist. Man darf auf das Urtheil des Gerichtshofes wegen der prinzipiellen Tragweite deffelben gespannt sein. Hoffen wir, daß sich dort das Recht nicht so nach der herrschenden Macht richtet, wie etwa der Rauch in der Luft sich nach dem Winde bewegt.

wird nur von Hand gewaschen wenn Du nehmen willst, so gieb!" Da die Leitung der deutschen   Bewegung für Feuer bestattung fich jetzt in Süddeutschland   und, wie es scheint, in eben so erfahrener als energischer Hand befindet, deren erste That in diesem Spätsommer die Abhaltung einer Konferenz von Delegirten in Gotha   war, so tönnte abgewartet werden, ob es ihr gelingt, neben Gotha   noch in Mainz   oder Darm­ stadt   ein Krematorium zu errichten. Die relativ starke Be theiligung an den dortigen Vereinen läßt wenigstens einen nachhaltigeren Druck durch die öffentliche Meinung auf die Be hörden erwarten, als das hier der Fall ist. Andererseits aber braucht man auch nicht zu zögern, der Bewegung überhaupt eine so breite Grundlage zu geben, wie dies bereits in Italien  und Amerika   der Fall ist, wo man den Arbeiter nicht durch hohe Beiträge von der Vereinsmitgliedschaft ausschließt, sondern ihm für dieselben das Anrecht auf kostenfreie Feuerbestattung ge­währt. Während andere außergewöhnliche Vereine so ziemlich alle Interessenten ihres Zweckes zu Mitgliedern zählen,- der vor einem Jahre hier errichtete Verein für Zucht von Vor­stehehunden hat 960 Mitglieder! stehehunden hat 960 Mitglieder!- so findet bei der Feuer­bestattung gerade das Gegentheil statt, so daß auf ein Vereinsmitglied mindestens hundert Nichtmitglieder, aber ebenso große Freunde der Feuerbestattung kommen. Also: In Deutschland   muß Jeder sich nach seiner Façon bestatten lassen können; die Feuerbestattung muß billiger als das Erdgrab werden, dann kommen die Hygiene und die Aesthetik von selber zu Ehren.

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Kommunales.

* Nach dem Verwaltungsbericht des Magistrats über die Kanalisationswerke sind in dem Etatsjahre 1885 86 an Straßenleitungen der Kanalisation in den Radialsystemen I- V und V, Vi und X zusammen 31 605,26 laufende Meter aus­geführt worden, und am Schluffe deffelben 16 929 Grundstücke in den Radialsystemen I- Vil an die allgemeine Ranalisation angeschlossen gewesen. Die Maschinen der Pumpstationen be­förderten an Kloset, Wirthschafts- und Regenwasser während des Berichtsjahres im Radialsystem I bei 1402 angeschlossenen Grundstücken 4 504 251 cbm, im Radialsystem II het 2880 an

geschloffenen Grundstücken 8 254 101 cbm, im Radialsystem III bei 3038 anaeschlossenen Grundstücken 6 215 662 cbm, im Ra­dialsystem 1V bei 4319 angeschlossenen Grundstücken 7 909 912 cbm, im Radialsystem V   bei 3308 Grundstücken 8 478 197 cbm, im Radialsystem V   bei 78 anaeschlossenen Grundstücken 129 659 cbm und im Radialsystem Vii   bei 904 angeschlossenen Grundstücken 1678 164 cbm. Ende März 1886 waren in Osdorf mit Friederikenhof, Heinersdorf, Großbeeren   mit Neubeeren, Falkenberg mit Birkersfelde, Malchow   mit Wartenberg und Blankenburg   von 3155 ha aptirtem und planirtem Lande 2990,70 ha mit ſyſtematisch durchgeführter Dränage versehen

worden.

* Zu Brückenbauten ist in den Etat der städtischen Bau­deputation pro 1887 88 die Summe von 1549 500 m. ein­gestellt. Unter denselben befinden sich der Neubau einer Fahr­brücke über den Luisenstädtischen Kanal im 3ige der Buckowers straße, der Neubau einer Fußgängerbrücke über die Spree im Zuge der Neustädtischen Kirchstraße, sowie der Neubau der Moltkebrücke.

* Zur Zeit bestehen in Berlin   164 Gemeinde- Schul­anstalten mit zusammen 2710 Klassenzimmern, darunter eine Privat- Elementarschule mit 12 Klassenzimmern. Von diesen 2710 Klassen find 2666 in Benußung, überzählige d. h. fliegende Alaffen bestehen 91, es wird demnach in 2757 Klaſſen Unter­richt ertheilt. Die Zahl der eingeschulten Rinder betrug am 1. November 1886 152 567( 75 059 Knaben und 77 508 Mädchen).

Lokales.

Daß England, welches ebenfalls von jeher unter den wirth, schaftlichen Koryphäen die begeistertsten Anhänger und Vors Tämpfer der Kremation zählte, schon vor Jahren tros Ableh nungsbeschlusses des Parlaments sich durch Erbauung eines Krematoriums in Woking   sein politisches Recht dazu zu wahren wußte, ist ja allbekannt; aber die Thatsache hat nur histori Nun ist sie wieder vorbei, die selige fröhliche Weih­schen Werth und ist für die Kremation selbst fast belanglos, da man es dort noch nicht auf ein halbes Dußend Leichenver- nachtszeit; der letzte Tannenbaum ist von den Straßen und Plägen verschwunden, die letzte Bude auf dem Schloßplaß und brennungen gebracht hat. dem Lustgarten abgebrochen, und Berlin   nimmt allmälig sein Werteltagsaussehen wieder an. Für die Geschäftsleute freilich beginnt nun noch die Zeit der schweren Noth und des Alergniffes, die mindestens eine Woche lang andauert und den bitteren Nach­geschmack zu den Kassenfreuden der Weihnachtszeit bildet: die Zeit des Umtausches! Wer einmal in der Beit zwischen Weihnachten  und Neujahr einen Blick in ein größeres Verkaufsgeschäft geworfen hat, wird die Verzweiflung begreifen, in welche in dieser Beit auch der ruhigste Geschäftsmann gedrängt wird. Die Weihnachts geschenke haben bekanntlich die Eigenthümlichkeit, daß sie in den meisten Fällen nicht passen, und Tausende der fröhlichen Muthes erstandenen Ueberraschungen werden am dritten Feiertage schon betrübten Blickes in die Magazine zurückgetragen, um den unvermeidlichen Umtausch durchzumachen. Da find die neuen Oberhemden des Ehemanns ja viel zu eng, die Loko­motive des jungen Herrn hat bedeutende Nebenluft, die mit den Augen flappernde Puppe hat einen ganz stotternden" Blick­furz, an allen Ecken und Enden zeigen fich Mängel und Fehler, die der Verkäufer wieder gut zu machen hat, gleichviel, ob die betr. Sachen schon deutliche Spuren ihrer Benugung an fich tragen oder nicht. Mit wahrer Engelsgeduld laffen die Rauf leute in dieser Beit die wunderbarsten Vorwürfe über sich er­gehen sie wissen, daß diese Periode der Prüfung einmal unvermeidlich ist und sie trösten sich mit dem Hinblick auf die finanziellen Resultate des Weihnachtsgeschäftes. Lepteres wird im Allgemeinen als ein gutes Mittelgeschäft bezeichnet, welches vielen Fällen die Erwartungen übertroffen hat. Charakteristisch ist allerdings der Mesenverkehr, der sich in den allerorts aufblühenden 50 Pfennig- und 3 Mart- Bazars ent widelte. Sie find die eigentlichen Bentralstellen für den Weih nachtseinkauf der Berliner   geworden und ihre Verkaufsstätten waren tagtäglich überfüllt, während die größern Lurusgeschäfte oft eine bedenkliche Leere zeigten. Ein Faktor hat diesmal viel fach in unangenehmer Weise die Weihnachtsfreude erschwert und dieser Faktor war der böse Schnee. Er belästigte vor allen Dingen die zahlreichen Pilger und Pilgerinnen, die am Heiligabend und am ersten Feiertag hinauszogen zu den Kirch­höfen, um die unter einem weißen Leichentuch ruhenden Gräber mit dem Beichen des Weihnachtsfestes zu schmücken. Fußhoch lagen hier die Schneemaffen aufgethürmt, aber die alles über­windende Liebe drang auch durch diese Schnee- Wüsteneien hin­durch, mühsam gruben emfige Hände die leste Ruhestätte lieber Angehöriger fret und gar seltsam hoben sich die mit weißen und rothen Rosen gefchmückten Tannenbäume, welche in langen Reihen auf den Gräbern sich zeigten, von dem blendenden Weiß der Stege und Wege ab. Der böse Schnee hat aber auch manchem Weihnachtstisch Verdruß bereitet und viele mit Sicherheit erwarteten Liebesgrüße von auswärts find aus­geblieben, manches Packet, auf welches der Student oder der

Nicht viel tröstlicher steht es um die Sache der Feuer­bestattung in den beiden Republiken Frankreich   und die Schweiz  . Wo fehlt's nicht irgendwo in dieser Welt? Dem dies, dem das, dort aber fehlt das Geld!" Der in diesem Jahre zwar begonnene Bau von 3 Defen auf dem Pere Lachaise   in Paris  , in welchen die Leichen der Hospi taliten und die sezirten Kadaver der Anatomie aus verbrannt werden sollen, rückt fo langsam vor, daß die in Betriebſtellung der Defen statt Januar 1887 wohl erst gelegentlich der Weltausstellung in 1889 stattfinden wird. Und in der Schweiz  , wo zumal in Zürich   durch den unermüdlichen Pionier der Kremation, Wegmann Ercolani, Derselben alle Wege geebnet sind, das Terrain beschafft ist, fehlt es für den Ofen noch an Geld. Es sei bei dieser Ge­legenheit eines Mannes gedacht, deffen Name auch nach seinem Lode immer noch einen belebenden Einfluß auf die Freunde Der Feuerbestattung ausübt. Aber seine ganze Bedeutung für die Sache können doch bloß Diejenigen, welche das Vorrecht der Bekanntschaft Gottfried Rintel's genoffen, voll­tommen würdigen. Sein ruhiges, lichtvolles und feines Urtheil, welches er auf so vielen Gebieten bekundete, der unnachahmliche Liebreiz und Taft seiner Unterhaltung, seine glühende Beredt famkeit und die auch im hohen Alter ihm noch eigene Kraft, das Vertrauen seiner jüngsten Umgebung zu gewinnen, zeichneten ihn vor Tausenden aus. Der Umstand aber, daß ein solcher Mann sich mit aller Energie der Sache der Kremation widmete, läßt uns das jeßige Epigonenthum in Deutschland  , wohl nur mit einer einzigen Ausnahme in Heffen, um so schmerzlicher empfinden.dy

Erwähnen wir noch, daß die Hamburger Krematisten zwar nach vielen Rämpfen vom Senat die Genehmigung zur Erbauung eines Dfens erhalten, zur Ausführung deffelben aber gleichfalls das nöthige Geld noch nicht zusammen haben, so werden wir in unserer oben bereits angedeuteten Ansicht nur bestärkt. Die Agitation für Feuerbestattung muß in Deutschland   in andere Bahnen gelenkt werden, wenn fte Erfolg haben soll, weil auch die begüterten Freunde derselben sich reservirt verhalten,

in

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3. Jahrs.

anspruchslose Vaterlandsvertheidiger Vaterlandsvertheidiger mit Sicherheit ges rechnet hatten, harrte noch im Wirrwarr des schnee­belagerten Packwagens seiner Auferstehung. Der zweite Feiertag scheint in dieser Beziehung noch einigen Trost gebracht zu haben, denn die zahlreichen durch die Ber­liner Straße jagenden, dicht mit Packeten gefüllten Post Kremser zeigt deutlich, daß auf verschiedenen Eisenbahnstrecken der Ver­kehr wieder frei gegeben war. Mit welcher Freude werden diese Spätlinge überall empfangen worden sein! Die Stille der Festtage ist in Berlin   durch besondere sensationelle Ereig nisse nicht unterbrochen worden und das ist auch ein Festge­schent nicht zu unterschäßender Art. Gerade in dem nerven­zerstörenden Getriebe einer Millionenstadt bedarf das im täg­lichen Erwerb umbertastende Familienoberhaupt einer furzen Festesruhe in besonderem Maße und der an den beiden Feier­tagen aus den meisten Fenstern auf die Straßen hinausstrah lende Lichterglanz zeigte deutlich, daß man sich der Bedeutung des Weihnachtsfestes für die Familien in den weitesten Kreisen bewußt war.

Die Neujahrstarten treten in diesen Tagen wieder in den Vordergrund; fliegende Händler" haben bereits wie früher in den Hausfluren auf großen Tischen die bunten scherzhaften Glückwünsche ausgebreitet, mit denen man seinen Bekannten um die Jahreswende Freude und manchmal auch Aeraer be­reitet. Neben geschmacklosen Bildern und altbekannten Wizen, die fich wie eine em'ge Krankheit von Jahr zu Jahr forterben, steht man hübsche Kartons und Paletten mit ,, duftenden Grüßen oder reliefartig angeheftete Sträuße von getrockneten Blumen; auch die kostbarsten englischen und amerikanischen   Karten aus gepreßter Seide, Peluche und Sammet fehlen nicht, sie erschei nen in den mannigfachsten Formen. Besondere Anziehung übt der gemüthliche Berliner   Wiß, der sich in diesen harmlosen Karten fundgiebt. Da wird einem Geldbedürftigen eine jährliche

Steuer von 5000 M. gewünscht; boshaft ist der Ehrenbürger­brief wegen der anerkannten Verdienste um die Gemeinheit; für Statfreunde eignet sich ein sogar in Seide hergestelltes Taschentuch, auf welchem der schönste ,, Grand mit Vieren" abgebildet ist, oder eine Karte mit dem Verse: Leichtes Spiel mög' Dich erwarten, mischt das Schicksal Dir die Karten; Glück sollst immer Du, tourniren", nie der Hoffnung Grand" verlieren, ,, paffen" nie bei Herzensfragen, Jungen- Mangel nie beklagen und im Lebensstat auf Erden weder schwarz" noch ,, Schneider" werden!" Für Kolonialschwärmer empfiehlt sich ein Freibillet nach Kamerun  ", und für gewisse Häuserplagen der fromme Wunsch: Ich möchte, daß Dein Klimperkasten zum Teufel fich verwandelt und, legst Du die Finger an die Tasten, er mit Dir fährt zum Höllengrund." Dem Schuldengeplagten ist der Vers gewidmet: Freund, die stolze Höh' erklimme, wo des Manichäers Stimme Schiller's Worte an Dich richtet: Unser der Vers: Wenn Du bei der drallen Magd, stille Lieb' läßt Schuldbuch sei vernichtet!" Und für gewisse Ehemänner gilt walten, nimm' Dich vor dem Zorn in Acht Deiner bösen Jahr empfangen. Alten." Mit diesen und ähnlichen Scherzen wird das neue

Alle diejenigen jungen Männer, welche in einem der zum Deutschen   Reiche gehörigen Staten heimathsberechtigt find und 1) in dem Zeitraum vom 1. Januar bis einschließlich 31. Dezembir 1867 geboren find; 2) dieses Alter bereits über­schritten, aber sich noch nicht bei einer Ersazbehörde zur Muſte rung gestellt; 3) fich zwar gestellt, über ihr Militärverhältniß aber noch keine endgiltige Entscheidung erhalten haben, müssen fich, soweit sie nicht von der persönlichen Gestellung im Jahre 1887 entbunden sind, behufs ihrer Aufnahme in die Rekruti­rungs- Stammrolle in der Zeit vom 1. Januar bis 1. Februar 1887 bei der Ortsbehörde versönlich melden und ihren Geburts­schein, der unentgeltlich auszufertigen ist, sowie die etwaigen sonstigen Atteste, welche bereits ergangene Entscheidungen über ihr Militärverhältniß enthalten, mit zur Stelle bringen. Für zeit­weilig vom Gestellungsorte abwesende Militärpflichtige haben deren Eltern, Vormünder, Lehrherren 2c. die Meldungen zur Stammrolle in der vorerwähnten Art zu bewirken. Die zum einjährig­freiwilligen Dienste Berechtigten haben sich beim Eintritt in das militärpflichtige Alter, sofern sie nicht bereits vorher zum aktiven Dienst eingetreten sind, bei der Ersagkommission ihres Gestellungsortes schriftlich oder mündlich zu melden und unter Vorlegung ihres Berechtigungsscheins ihre Zurückstellung von der Aushebung zu beantragen. Wer die vorgeschriebene An­meldung zur Refrutirungs- Stammrolle verfäumt, wird nach § 33 des Reichsmilitärgesezes vom 2. Mai 1874 mit einer Geldbuße bis zu 30 M. oder mit haft bis zu 3 Tagen be straft. Reklamationen find gemäߧ 31 Nr. 1 der Ersatz­ordnung vor dem Musterungsgeschäft oder bei Gelegenheit des­ſelben anzubringen; später angebrachte Reklamationen wer den nur dann berücksichtigt, wenn die Veranlassung zu denselben erst nach Beendigung des Musterungsgeschäfts ent­standen ist.

Kommissionär- Monopol auf dem Zentral- Vichhofe. In der Sigung der Stadtverordneten vom 23. d. M. leistete fich Herr W. Talle die sprachliche und intellektuelle Ungeheuer­lichkeit:

tämpfen mit ästhetischer Moral gegen Windmühlenflügel

Hat

tämpfen! Wir zweifeln nicht, daß er mit dieser gewiß nicht vom Zentral Viehhof stammenden neuesten Diktionsblüthe den Gegner genau so niedergeschmettert haben wird, als ihrer Zeit eine der Damen der Fischballe ihre Kollegin, welche diese mit Sie oller Differenzialtarif" abtrumpfte, aber wir finden es boch bezeichnend, daß gerade derselbe Herr ein Vorgehen gegen das Kommissionärunwesen in solcher Weise kritisirte, welcher für den Terränantauf zum Zentral- Viehhof so erfolgreich agitirte, obwohl ihn seine Mitbürger im Norden Berlins   hauptsächlich deshalb zum Stadtverordneten gewählt hatten, damit er für Erwerb und Erweiterung des alten Viehhofes eintrete. Herr T. vielleicht gefürchtet, daß es, wie in diesem Falle, so auch bald in Bezug auf das monopolifirte Kommissionärwesen auf dem Zentral Viehhofe tagen und zum aufräumen kommen fönne? Und noth thäte es wahrlich. Hoffentlich wird der Magistrat das binnen furzem ablaufende Monopol der Kom missionäre nicht stillschweigend wiederum auf 5 Jahre ver längern, denn es ist kein ersichtlicher Grund vorhanden, warum die Einwohner Berlins   das Fleisch um 1-1 pCt. theurer be­zahlen sollen, damit 30 der Herren Biehlommissionäre herrlich und in Freuden leben tönnen und in wenigen Jahren reiche Leute werden. Wo bleibt da die ästhetische Moral"? Wir kommen demnächst auf den Gegenstand zurück.

Neue Nohrposten, Am 2. Januar 1887 treten in Berlin  zwei neue Rohrpostämter in Wirksamkeit, welche bei den Bos= ämtern Nr. 34( Frankfurter Allee  ) und Nr. 35( Potsdamer straße  ) eingerichtet sind. Diese Anstalten sind für den Tele­gramm- und Rohrpostverkehr täglich von 7 Uhr Morgens im Sommerhalbjahr und von 8 Uhr Morgens im Winterhalbjahre bis 10 Uhr Abends geöffnet.

Die Einführung von Familien- Abonnements- Billets auf der Stadtbahn ist vorläufig in weite Ferne gerückt. Auf die unterm 4. Angust cr. an das Betriebsamt der Stadt und Ringbahn eingereichte Petition zahlreicher Interessenten ist