von Como   und seiner Umgebund. Aber weiter gehts nach dem Süden bis nach Mailand  , wo die Ar­beiter, nachdem ste sich an den den mancherlei Sehens würdigkeiten der glänzenden lombardischen Hauptstadt satt gesehen. sich daran machen, Arbeit zu suchen. Nun aber folgt Enttäuschung auf Enttäuschung. Arbeit findet sich nämlich nur in den seltensten Fällen, und wo sie fich findet, ist sie so schlecht bezahlt, wie vielleicht nirgends in Deutschland   und in der Schweiz  . Die Lage der deutschen   Arbeiter wird noch Durch den fatalen Umstand erschwert, daß dieselben weder der Landessprache kundig, noch mit den Sitten und Ge­bräuchen in Italien   bekannt sind. Auch fällt es ihnen zu­meist sehr schwer, fich an die höchst mangelhaften Wohnungs und Nahrungsverhältnisse zu gewöhnen. So irren denn diese Arbeitsuchenden oft wochenlang im Lande umber, von Ort zu Ort, ohne daß ihre Hoffnungen auch nur einigermaßen erfüllt würden. Halb verhungert und in defekter Kleidung kehren sie schließlich, oft genug auf dem Zwangswege, nach der Schweizergrenze in ihre Heimath zurück. Den Arbei tern, welche durch den Mont- Cenis ihren Einzug in Italien  halten, geht es nicht anders. Sie wenden fich zunächst nach Turin  und sind freilich entzückt von den Schönheiten und Herrlichkeiten dieser Stadt. Aber nachdem sie die Kehrseite der Medaille genossen, setzen sie ihre Wanderung in öftlicher Richtung fort bis nach Venedig  , wo sie aber ebenso vergeblich auf Beschäftigung warten. Auch diesen bleibt schließlich nichts anderes übrig, als den Rückweg nach der Schweiz   zu nehmen und dort vollständig entblößt den Behörden zur Last zu fallen. Die deutschen   Ar beiter, welche zu Anfang des Winters ihre italienische Reise" unternehmen, geben sich der Täuschung hin, das Winters flima sei in Italien   sehr mild. Das gilt aber keineswegs von Oberitalien  , wo die Winterkälte häufig genug eine sehr empfindliche wird. Dazu kommt, daß es in diesen Gegenden nicht wie in Deutschland   und der Schweiz   Herbergen giebt, ebenso wenig wie Behrpfennige, Ortsgeschenke, Natural­verpflegung oder anderweitige Unterstützungen. Auf private Unterstügung fann der Bedürftige schon gar nicht rechnen. So bleiben schließlich für die in Noth und Bedrängniß ge rathenen Arbeiter nur die Hilfsvereine übrig. Mit Rücksicht auf alle diese Verhältnisse möchten wir die Handwerker er­mahnen, ihre Schritte nur dann nach Italien   zu richten, wenn fie ziemlich sichere Aussicht auf Arbeit haben, oder dann wenigstens nicht den Winter zur Reise zu wählen. Beiläufig ist auch noch zu erwähnen, daß die Arbeits­verhältnisse für Handwerker in Italien   im Allgemeinen keine günstigen sind. Manche Berufsarten( wie z. B. Töpfer, Böttcher u. A. m.) tennt man hier gar nicht und andere werden in einer Art betrieben, die sehr von derjenigen in Deutschland  und der Schweiz   abweicht. Häufig fehlen selbst das richtige Werkzeug und die nöthigsten Maschinen. Zu alledem kommt die durchweg schlechte Löhnung.

Benjamin Franklin  , der bekannte, am 17. Januar 1709 als Sohn eines Seifensieders in Boston   geborene, nord­amerikanische Staatsmann, als Erfinder des Blizableiters ins­besondere in Jedermanns Gedächtniß, begann seine merkwürdige, an glänzendsten Erfolgen späterhin so reiche Laufbahn in sehr bescheidenen Verhältnissen als Buchdruckergehilfe. Er arbeitete als solcher zuerst bei seinem älteren Bruder, dann bei Brad­ ford   und bei Keimer in Boston  , unternahm 1724 eine Reise nach England, woselbst woselbst er zwei Jahre lang in der Offizin von Palmer und Watts zu London   als Sezer thätig war, schloß sich, nach Amerika   zurückgekehrt, an Hugh Meredith an, der gleich ihm bei Keimer gelernt hatte, und arbeitete einige Jahre mit diesem Kollegen derart, daß er selbst den Satz und Meredith auf einem aus England be­zogenen Druckapparat den Druck besorgte. Hierauf machte Franklin sich selbstständig und entwickelte alsbald eine ganz außerordentlich emfige Thätigkeit für die Verbreitung der Buch­bruckerkunst, die derzeit in Nordamerika   noch in den ersten Anfängen steckte. Persönlich unterrichtete er zahlreiche Arbeiter, stattete dieselben mit Pressen und Typen aus und sandte sie in Städte, wo noch keine Druckereien eristirten. Er errichtete feiner eine Papiermühle, die sehr bald zum Bau anderer_an­regte, so daß die Kolonisten, die bis dahin ihr Papier aus Eng­land bezogen hatten, nunmehr solches im Inlande zu kaufen in der Lage waren. In Philadelphia   gründete Franklin  , der sich wohl nicht träumen ließ, daß er noch einmal Generalpost­meister der englisch  - amerikanischen Kolonien werden würde ( 1753), eine Beitung im großen Stil, wohl die erste, die nicht einfach nur die aus Europa   einlaufenden Blätter nachdruckte, wie es in anderen Buchdruckereien gang und gäbe war, son­dern auch mit eigenen und zwar vortrefflichen Arbeiten vor die Leser trat. Wie dieses Unternehmen, so enthielt auch der von Franklin herausgegebene Almanach, der Arme Richard", Aufsätze über Moral, Gesundheitspflege, Industrie und Landwirthschaft, in denen der vielseitige Mann sich als ein ausgezeichneter Moralist und politischer Schriftsteller be­thätigte. Franklin   war es auch, der die Bibliothet zu Phila­delphia ins Leben rief, das Vorbild aller späteren, wie sie heute fast in jeder Stadt anzutreffen find. Er gründete Hospi­täler und Erziehungsanstalten, gelehrte Gesellschaften und Ver ficherungsanstalten für Arbeiter und Feuerschäden. Seit 1775 mit Washington   zusammen für die Unabhängigkeit der Staaten wirkend, ging er 1776 als geheimer Unterhändler, und zwei Jahre später als bevollmächtigter Minister nach Paris  , wo er am 3. September 1783 bekanntlich den Frieden von Versailles  unterzeichnete. Höchst charakteristisch für den Unermüdlichen ist es, daß er sich während seines Aufenthaltes in Frankreich   eine Privatdruckerei einrichtete, die sich in Paffy, dem west­lichen Stadttheile von Paris   befand. Seit seiner Rückkehr nach Amerika   bis 1788 Gouverneur von Pennsylvanien  , war er doch nach wie vor bis zu seinem Tonde am 17. April 1790, als echter Philanthrop, ununterbrochen und unter den weits tragendsten Gesichtspunkten zum Wohle der Menschheit thätig. Für seinen Grabstein hatte er sich selbst eine Inschrift bestimmt und verfaßt, die in feiner Beile den ehemaligen Buchdrucker verleugnet und in der Uebersetzung folgendermaßen lautet: Hier ruht Benjamin Franklin  , der Buchdrucker,- wie der Einband eines alten Buches, deffen Blätter herausgeriffen, deffen Vergoldung und Titel verwischt sind,- eine Speise für Würmer!"

Ein Pfarrer über die Leichenverbrennung. Basel  , 19. Dezember. In einer Vereinsversammlung in Kleinbasel erstattete der Pfarrer Eman Linden am legten Freitag Bericht über den dermaligen Stand und die Bedeutung der eigentlich ,, brennenden" Frage, indem er dieselbe sowohl im Allgemeinen als auch namentlich mit Rücksicht auf die Verhältnisse Baſels, Speziell Kleinbasels, auffaßte und beleuchtete. Aus dem Vor­trage ging hervor, daß die Vorurtheile, gegen die die Leichen­verbrennung bisher noch immer zu kämpfen hatte, mehr und mehr schwinden und einer vernünftigen Auffaffung Blaz machen. Die Einführung der Feuerbestattung ist nunmehr nur noch eine Frage der Beit, feitdem die Leichenverbrennung allen an fie ges stellten Forderungen entspricht; daß fie nämlich 1) möglichst rasch, vollständig und reinlich vor fich gehe, 2) möglichst wenig Rosten verursache, 3) nicht sanitätswidrig sei und 4) das Gefühl der Pietät nicht verlege. Nach allen diesen Rücksichten hält, wie der Referent ausführt, die Feuerbestattung die Probe aus, und die Bewohner der Großstädte werden sich um so eher mit thr befreunden und befreunden müssen, als die Erdbestattung in großstädtischen Revieren aus verschiedenen Gründen immer schwieriger wird. Das legtere ist vor Allem bekanntlich auch in Kleinbasel der Fall. In den legten Jahren find in Europa  , meist in Italien  , etwa 1000 Feuerbestattungen vorgekommen. Nachdem dieser erste Anfang gemacht ist, wird die Einführung der neuen Einrichtung, die mit den Leichenverbrennungen des

Alterthums und bei den Wilden nichts gemein hat, rasch Fort­schritte machen, trop des dermaligen Widerstandes der kirchlichen und naturwissenschaftlichen Orthodorie. Der hiesige Verein für Leichenverbrennung hat denn auch schon am oben genannten Abend einen ansehnlichen Zuwachs erhalten und es ist zu hoffen, daß sich ihm immer mehr Freunde zuwenden, welche die jeßige Bestattungsweise mit der neuen vertauschen resp. die lettere vor läufig fakultativ einführen wollen.

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Seltsame Nothwehr. Aus dem Orforder Gerichtssaal wird berichtet: Kürzlich gab der Zirkus des Mr. Robinson Crabe eine Reihe von Vorstellungen in Orford. Das Publikum drängte sich in Maffen herbei, und der Hauptanziehungspunkt der Gesellschaft waren die Produktionen des Athleten- Herkules Cirk, der sich bescheiden das achte Weltwunder" nannte. Bei einer der Vorstellungen war auch eine Anzahl Londoner  Studenten anwesend, und einer derselben rief mit überlauter Stimme dem Herkules zu: Was Sie machen, kann ich auch; Sie sind kein Weltwunder!" Ein Theil des Publikums jubelte dem Studenten zu, der andere zischte ihn aus. Als Ruhe eingetreten, begab sich der Student, ein Jurist Namens Breechman, einer Aufforderung folgend, auf die Bühne, ent­ledigte sich seines Rockes, schürzte die Hemdärmel auf und schwang dabei, lustig pfeifend, all' die Gewichte und Eisen­stangen wie zuvor der Athlet. Der Herkules" sah ver­zweiflungsvoll feinen Nimbus schwinden; er blickte umher, da fab er zufällig auf einem Stuhle der ersten Reihe die heutige Klägerin, Mis. Wackerill, eine der forpulentesten Frauen von Orford. Höhnisch rief er dem Juristen zu:" Macht mir das nach", hob die Dame wie ein Kind in die Höhe und tanzte, fie hoch emporhaltend, fünf Minuten lang wild umher. Während dieser heftigen Tanzbewegungen verlor Mrs. Wackerill ihr Halstuch, ihren Hut, einen Zopf, und zum Schluffe löfte sich auch die Tournüre. Heute flagte Mrs. Wackerill auf Ehrenbeleidigung. Herkules" vertheidigte sich, indem er sagte, er wäre in einem Zustande der Nothwehr gewesen, er hätte dem Studenten unterliegen müffen; allein das letzte Kunststück, den Tanz nachzuahmen, hätte dieser keinen Versuch gemacht. Er erbietet sich, die Dame um Verzeihung zu bitten, und ver­fichert Mrs. Wackerill, nur ihre Schönheit habe seine Wahl auf fie gelenkt. Besänftigt reichte die Dame auf diese aus­reichende Ehrenerklärung dem Athleten die Hand, und die Ver­handlung endete mit einer Freisprechung.

Ueber eine zu Bauzwecken zweckmäßige Erfindung wird dem Sch. Merkur  " geschrieben: Bum ersten Male wur den Gypsdielen genannt und gezeigt auf der Ludwigsburger  Gewerbeausstellung. Das neue Baumaterial wurde erfunden und eingeführt von den Architekten A. und D. Mach in Lud­ wigsburg  . Die einfachen Bestandtheile find Schilfrohr, zu einer festen Maffe durch flüssigen Gyps verbunden; sie werden in Form von 7 Zentimeter dicken Dielen hergestellt und lassen sich vermittelst der Handfäge beliebig theilen. Ihre Verwendung ist eine ziemlich mannigfaltige. In erster Linie kommen sie in Be­tracht als Erfaz für die bisherige Füllung der Zwischenböden, welche in Lösch, in Straßenkoth, Kotes und allen möglichen Materialien, feines für seinen 3wed völlig genügend, bestand. Von Balken zu Balken wird mit diesen Dielen, die auf Latten ruben, ausgefüllt. Unterhalb( Decke des unteren Raumes) und oberhalb( Boden) bleibt hohler Raum. Der Blendboden wird auf den Durchzug nicht unmittelbar aufgelegt, sondern durch einen Filzriemen isolirt. Auf diesem Wege glaubt man ver­schiedene Vortheile zu erreichen. Einmal jene Trockenhaltung des Zwischenraumes zwischen Decke und Boden, welche bei anderem Material mancher Gefahr ausgesetzt war und vielfach ( und dann stets in hohem Grade zum Schaden des Holzwerkes) Noth gelitten, und welche deshalb kaum hoch genug anzus schlagen ist. Ferner hofft man die Fähigkeit des Holzes, den Schall zu leiten, und damit die in vielen Neubauten so lästige Hellhörigkeit" der Wohnräume zu dämpfen. Inwieweit sich Diese Zwecke erreichen lassen, muß die Erfahrung zeigen. Eine weitere Verwendung dieser Dielen ist eine sentrechte und zwar in Fachwert, in untergeordneten Räumen des Dachstockwerkes und dergl. Hier werden die Wände mit den zurecht geschnitte: nen Dielen ausgefüllt und dann verstrichen.

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Ueber den Kampf des österreichisch- ungarischen Lloyd­dampfers Melpomene" mit einem Zyklon, durch welchen der Dampfer fast ganz vernichtet wurde und 23 Menschen ums Leben tamen, wird dem Pester Lloyd" aus Kalfutta folgendes berichtet: Der Lloyddampfer, Melpomene", welcher am 25. Nos vember hier im Hafen antam, begegnete am 22. d., ungefähr 300 englische Meilen von den Sandheads( Mündung des Hu­glys) einem Byllon. Das Schiff verließ Dscheddah am 4. No­Dember mit 582 muhammedanischen Pilgern( Hadschi) an Bord und passirte Aden am 8. November. Am 21., Mittags 12 Uhr, unter dem 16,41 Grad nördlicher Breite und unter dem 86,10 Grad östlicher Länge begann es von Nordosten her zu wehen und das Barometer, welches rapid fiel, sant um 4 Uhr Nach mittags auf 28,9 Grad. Um diese Zeit brach der Wind mit furchtbarer Gewalt aus, von allen Richtungen kommend, von Nordost, West und Süd, später auch von Südosten. Am 22. wehte wieder ein furchtbarer Sturm, dazu fiel schwerer Regen, starker Donner erdröhnte und unaufhörlich zuckte der Blig, be­gleitet von startem Seegang. Das Schiff war vollständig in Schaum gehüllt und man konnte auf eine Entfernung von zehn Schritten nichts erkennen. Am nächsten Tage um zwölf Uhr Mittags unter dem 17. Grade nördlicher Breite und dem 83,37. Grade östlicher Länge stürzte der Vordermast über Bord, zwei Boote wurden losgeriffen und verschwanden in der Tiefe. Ein Verschlag auf Deck wurde zer­trümmert, ebenso ein Theil des Salons. Den Offizieren und der Mannschaft ging es ebenfalls sehr schlecht; einige wurden verlegt, ein Matrose wurde schwer verwundet. Kapitän P. Adrianovics fiel auf der Kommandobrücke und brach den rechten Oberarm. Den Passagieren ging es noch viel übler. Die Ein­gänge auf Deck wurden geschlossen, und als der Schiffsarzt Dr. Vierer nach den Pilgern sah, fand er 5-6 Todte, welche vor Angst oder durch die Erschütterung des Schiffes starben. Insgesammt wurden 23 Todte in die Wellen geworfen, von denen 5 schon vor dem Ausbruch des Zyklons verschieden waren. Das Schiff wurde bei der Ankunft hier von der Hafenbehörde erst zur Quarantäne beordert, nach einigen Stunden aber durfte es in den Hafen dampfen. Der Rumpf des Schiffes sowie die Maschine find intatt, aber äußerlich gleicht es in der hilf einem Wrack. Alles Mögliche wurde aufgeboten, um das Loos Als ich Lofen Passagiere zu erleichtern. Als gestern den Dampfer aufsuchte, bot fich mir ein Bild der schrecklichsten Verwüstung. Die Treppe, die auf den Dampfer führte, war zertrümmert und durch Bretter und Stricke nothdürftig aus­gebeffert. Das Eisengeländer war theilweise verbogen, theil­wetse fehlte es ganz. An Stelle des stolzen Vordermastes war nur ein fünf Fuß hohes Fragment fichtbar. Die Treppen, welche zur Kommandobrüde, sowie iene, welche auf das obere Deck führten, waren über Bord gespült. Der Rauchsalon, sowie der Eingang zum großen Salon waren total zertrümmert. Dampf­steuer, sowie ein Flügeltheil der Schraube find gebrochen. Der Rauchfang war von dem Meersalze noch ganz weiß, Sturz­wellen waren durch den Rauchfang in die Feuerung gerathen. Die Betten, Kleidungsstücke, sowie Wäsche der Offiziere und Matrofen lagen noch ganz durchnäßt auf Deck umber. Als ich mich um den Kapitän des Schiffes erkundigte, wurde mir ge­sagt, daß er ins Hotel gebracht worden sei. Fahrplanmäßig sollte die Melpomene" schon am 1. Dezember von hier ab­geben, muß aber jegt zur Reparatur die vielleicht vier Wochen in Anspruch nimmt in die Docks überführt werden. Der Schaden wird auf 40 000 fl. geschäßt."

Bom Suezkanal. Die schon seit langer Zeit geplante Verbreiterung des Suezkanals scheint nunmehr demnächst in

Angriff genommen werden zu sollen. Aus Paris   wird berichtet: Die bezüglichen Verhandlungen zwischen der egyptischen Re­gierung und Herrn von Leffeps find am Sonnabend zum Ab­schluß gelangt und haben zu einer Konvention geführt, die am Montag unterzeichnet werden sollte. Danach soll der Kanal den Vorschlägen der technischen Kommission gemäß auf der Strecke von Port Said   bis zu den Bitterseen eine Breite von 44 Metern und zwischen den Seen und Suez, wo die Gezeiten fich bemerkbar machen, eine Breite von 65 Metern in der Sohle erhalten. Zwischen Port Said   und den Bitterseen wäre es vielleicht möglich, die Verbesserungen auf der Gesellschaft bereits gehörendem Terrain auszuführen, dagegen war dies auf der Strecke zwischen den Bitterseen und Suez nicht angängig. Da man aber Land nicht nur für die Verbreiterung des Kanals, sondern auch für die Herstellung neuer Docks in Ismailia   und Port Said   und neuer Bureaur und Gebäude für die Beamten bedarf, so ist verabredet worden, daß die egyptische Regierung der Gesellschaft 4000 Heftar verkauft, und zwar find dies ein Streifen an den Ufern des Kanals entlang, sowie Ländereien in der Nähe von Ismailia  , Port Said   und Suez. Einige Schwierigk iten machte der zu zahlende Preis. Schließlich wurde der Preis von 500 Frants pro hektar vereinbart, der­selbe, den die Regierung auch beim Rücklauf des Herrn von Leffeps zedirten Gebietes bezahlt hat.

Eine traurige Statistit über Geisteskranke findet sich im Jahresbericht der Frrenanstalt zu Hannover  . Von den am Ende des vorigen Jahres verbliebenen 1100 Geisteskranken der dortigen Anstalt war bei nahezu einem Drittel die Erblichkeit des Wahnsinns nachgewiesen und leidet das weibliche Geschlecht unter dieser schrecklichen Erbfolge" am meisten, denn unter den erblichen" 310 Geisteskranken waren 131 männliche und 179 weibliche. In den überwiegend meisten Fällen ist Blutarmuth ( bei 226 Kranten von 459 aufgenommenen) die Hauptursache der Geistesstörung  . Viele dieser Unglücklichen erreichen ein sehr hohes Alter und befanden sich von den 174 Verstorbenen allein 12 im Alter von mehr als 80 Jahren, 50 im Alter von 60 bis 80 Jahren. Die Heilung lieferte einen relativ fleinen Prozent­satz, denn von 459 abgegangenen( und gestorbenen) Personen fonnten nur 64 als geheilt bezeichnet werden. Einer dieser Unglücklichen war 43 Jahre hindurch im Irrenhause und einer zum zwölften Male in der Behandlung.

Briefkasten der Redaktion.

Bei Anfragen bitten wir die Abonnements- Quittung beizufügen. Briefliche Antwort wird nicht ertheilt.

Alter Abonnent Josephstr. Auch im Falle einer Geistes­frankheit müssen die Ortskrankenkassen die im Statut vorges schriebenen Leistungen gewähren. Die Geschwister eines Geistes­franken müssen denselben unterstüßen, wenn sie dazu ohne Ge­fährdung ihres eigenen Unterhalts im Stande, und keine näheren Verwandten( Eltern) vorhanden oder zur Unterstüßung im Stande find.

Abonnent S. Der Redakteur einer Zeitung fann, auch wenn er schon selbst wegen eines beleidigenden Artikels bestraft ist, durch das beliebte Beugnißzwangsverfahren gezwungen wer­den, den Autor des Artikels zu nennen. Enthält der Artikel Behauptungen, die nicht erweislich wahr, aber geeignet find, einen Andern in der öffen tlichen Meinung herabzusetzen, so ist der Autor aus§§ 186 und 200 des Strafgesetzbuches strafbar, auch wenn er nicht wider befferes Wissen gehandelt hat. Da es fich aber um ein Preßvergehen handelt, so verfährt dasselbe in 6 Monaten.

F. L. Nach der noch in Kraft stehenden preußischen Me­dizinaltare hat ein Arzt für den ersten Besuch 3 M., Nachts 6 M. zu beanspruchen, wenn nicht etwas anderes ausge­macht ist.

Martthallen- Bericht von J. Sandmann, städtischem Verkaufs- Vermittler, Berlin  , den 27. Dezember 1886.

Geflügel. Während der Festtage stockten die Zufuhren; Preise hoch. Gänse, 8-10 Bfd. schmere, 52-60 Bf., über 10 bis 15 Pfd. 56-65 Pf., Fettgänse über 15 Bfd. schwer, sehr rar und gut bezahlt, 63 Pf. und mehr per Pfund. Junge Enten 1,50- 2,50, fette Enten 56-65 Bf. per Pfund, über 10 Pfund schwere fette Buten 70-85 Pf. per Pfd., Hühner 0,55 bis 0,80 und 1,20-1,70 M., Tauben 30 bis 40 Bf., Boularden 4,50-8 M. Mageres Geflügel schwer verkäuflich. Lebende Gänse zum Mäften 2,00-3,00 M., lebende Enten 0,90-1,50 M. Auftion täglich im Bogen 4 um 6 Uhr Nachmittags.

Wild. Da die Zufuhr sehr knapp war, sind die Preise, besonders für Hafen, gestiegen. Hafen, ausgeworfen, ohne be fondere Verpackung, auf Stangen von 10 Stück 3,80-4,10 per Stück, Kaninchen, ausgeweidet 55 bis 60 93f. per Stück. Beim Versand von Hochwild sollen die 4 Beine zu­fammen geschnürt werden. Rehe ausgeweidet Ia( junge, feifte, gut geschoffene) 60-75 ẞf., Ila( sehr starke und sehr fehlerhaft zerschoffene) 55-60 Pf. pr. Pfd. Rothhirsche, la 40-55, Ia 30-40, Dammwild 150-70, Ita 38-50 Bf. per Pfund. Wild schwein 30 bis 50, Kleine 50 bis 65 Pf. pr. Pfund. Fasanenhennen 3,00-3,50, Fasanenhähne 3,90-5,00 M., Krametsvögel 30-36 Pf. per Stüd. Die Wildauftionen wer den täglich im Bogen 4 um 6 Uhr Nachmittags abgehalten.

Geräucherte und marinirte Fische. Engros- Auktion täglich um 5 Uhr Nachmittags im Bogen 4. Bratheringe per Faß 1,25-1,50, größere 2,50 M. Ruffische Sardinen 1,50-1,60 m. Heringsbücklinge 0,80-1,50 per 100 St., Sprotten 45-803f. per Rifte. Rauchaal 0,80-1 m. per Pfd. Vorräthe und Zu fuhr noch sehr bedeutend.

Fische. Hechte 30-40 m. per Str. Karpfen 35-64 er 55-75 M., Bleie 20-21 M. per 3tr. Lebende Karpfen 0,80 bis 1,00 m.

Eier 3,20 M. pr. Schock.

Butter. Frische feinste Tafelbutter 2c. 120-125, feine Tafel butter 1. 110-118, II. 96-106 III. fehlerhafte 80-90, Land­butter I. 90-96, 11. 70-85, Galizische und andere geringste Sorten 55-72 m. pr. 50 Ro.

Obst und Gemüse. Birnen 10-20 M., feinste Sorten 20-40 M., Nepfel 6,00-9,00 M., Tafeläpfel 10-20 m., feinste Sorten 20-36 M., Wallnüffe 20-30 M., geringe 12-15 M. pr. Betnner. Apfelfinen, Valencia 12-20 W., Feigen 20-40 m. pflaumen 10-13 M. pr. Bentner. Bitronen, Malaga 20-25 M. Böhmische Back­

Weißfleischige Speisekartoffeln 3,00-3,60, rothe 2,80-3,00, blaue 2,80-3,20 per 100 Ko., groß Sellerie 7-10 M., Klein 3-7 M., Meerrettig 7-12 m., 3wiebeln 4,50-6-8 M., Blumenkohl 30-40 m. pr. 100 Stüd, Rohlrüben 1,50-2,00 per Zentner.

Käfe. Emmenthaler 70-75, Schweizer I. 56-63, II. 50-55, III. 42-48, Quadrat- Badstein 1. fett 20-25, II. 12-18 M, Limburger 1. 28-32, II. 18-22, Rheinischer Holländer Käse 45-58 M., echter Holländer 60-65 M., Edamer 1. 60-70, II. 56-58 M.

Wasserstand der Spree   in der Woche vom 12. bis 18. De zember 1886.( Angabe in Metern.)

Tage

12/12. 13 12. 14 12. 15/12. 16/12. 17,12. 18/12.

Oberwaffer 2,30 2,27 2,27 2,30 2,29 2,28 Dammmühle,

AmOberbaum 2,37 2,30 2,32 2,33 2,34 2,30 2,37 Dammmühle, 2,25

Unterwasser. 0,84 0,81 0,81 0,81 0,79 0,79

0,84

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