gegenwärtig Deutschland  , Frankreich  , Belgien  und Luxemburg   über gemeinsame Maßregeln zur Unterdrückung der Streits und der Ar­beiterbewegung. Bekannt ist, daß die deutsche   Regierung schon öfter versucht hat, eine neue heilige Allianz zwischen den europäischen Großmächten zu Stande zu bringen. Diese Versuche waren hauptsächlich an dem Widerstand Englands gescheitert und bamit ist es vielleicht auch begründet, daß England in der obigen Sittheilung nicht genannt ist. Ueberraschend kommt die Nachricht gerade jest, da die letzten Monate weniger Gelegenheit zum behördlichen Einschreiten" geboten haben als je. Von Anfang fommenden Jahres ab soll auch in Mainz   ein internatio nales Polizeiblatt in deutscher, französischer und eng­discher Sprache herauskommen, das sich insbesondere der poli­tischen Polizei dienstbar machen soll. Als Herausgeber wird Polizeirath Travers in Mainz   genannt. Die zweite Nachricht betrifft das Fortschreiten des Belagerungszustandes. Wie der Kreuzztg." aus München   geschrieben wird, will man in dortigen sozialdemokratischen Kreisen bestimmt wissen, daß die bayerische   Regierung im Bundesrathe die Verhängung des fleinen Belagerungszustandes über München   beantragen werde. Als Gründe dieser Maßregel werden die legten Sozialistenprozesse angegeben. Wir stehen an der Jahreswende, wer weiß, was das neue Jahr alles bringen mag!

-

-

Auch Berlin   wird sich also entrüften und zwar morgen, Donnerstag, Abend 8 Uhr im Tivolisaale. Herr Dr. Karl Peters, bisher nur am Kolonialdusel leidend, ist nunmehr auch von der Militärwuth befallen worden, gerade am Weih­nachtsabend, und nicht wissend, was er thut, hat er eine Post­Tarte mit nachstehendem Inhalt versandt: Vertraulich. Berlin  , 24. Dezember 1886. Hochgeehrter Herr! Am Donnerstag, den 30. Dezember, Abends 8 Uhr, findet im Tivoli am Kreuzberge eine öffentliche Versammlung statt, in welcher gegen bie Haltung der gegenwärtigen Reichstagsmehrheit in der Frage Des Armeebudgets Protest eingelegt werden soll. Außer dem Unterzeichneten werden Se. Erzellenz Vize- Admiral a. D. D. Livonius, sowie einige andere in den einschlägigen Fragen er­fahrene Redner Ansprachen halten. Im Auftrage des geschäfts­führenden Komitees bcehre ich mich, unter Hinweis auf die bringende Nothwendigkeit einer solchen patriotischen Kund­gebung, Sie zu dieser Versammlung hierdurch geziemend ein­zuladen und um recht pünktliches Erscheinen zu bitten. Hoch­achtungsvoll Dr. Karl Peters  , Wilhelmstraße 40a." Bersammlung in Tivoli wird zweifellos eine große Entrüftung hervorrufen, vielleicht aber einen Entrüstungssturm ganz anderer Art, als ihn Herr Peters geträumt hat.

Die

In Sachen des Reichseinkommensteuerprojekts zur Deckung der Mehrkosten, die sich aus der Militärvorlage er geben, wird es für den Fall, daß nur die Einkommen über 12 000 M. herangezogen werden, den konservativen preußischen Landjunfern recht schwer werden, fich dagegen zu ereifern. Denn es ist leicht nachzuweisen, daß eine solche Steuer, abgesehen von einigen Großgrundherren, weit weniger dem platten Lande, als den großen Städten zur Last fallen werde. Sieht man Preußen allein in Betracht, so würden also die zehn untersten Stufen Der Einkommensteuer von 3000 bis einschließlich 12 000 M. Ein­Tommen mit 90 bis 324 M. Jahressteuer ganz frei bleiben. Den höheren Stufen gehören in dem Regierungsbezirk Gum­ binnen   nur 51 Steuerzahler mit 29 016 M. Steuer, in dem Regierungsbezirk Cöslin 98 Steuerzahler mit 65 088 M. Steuer an. Die ganze Provinz Pommern, in welcher Stettin   doch eine ganz ethebliche Zahl hoher Steuerzahler enthält, zählt Steuer pflichtige mit mehr als 12 000 M. Jahreseinkommen 1225, welche an den preußischen Staat 514 272 M. Einkommensteuer zahlen. In Berlin   dagegen giebt es über viermal so viel solcher Steuerpflichtiger, nämlich 5185, die jetzt fast achtmal so viel Einkommensteuer zahlen, als die ganze Provinz Pommern, nämlich 4 655 684 M. Aehnlich wie in Berlin  , wird es in Breslau  , Posen, Königsberg  , Danzig   und anderen Städten Tehen.

Ja, Bauer, das ist etwas anderes! Wenn Stadtver erdneten Versammlungen fich in Politik mischen, an einen oppofitionellen Reichstagsabgeordneten eine Zustimmungsadresse richten und ihn auffordern, in seiner dem Volte dienlichen Stellung zu beharren, dann ist sofort der Konflikt mit der Re gierung da, welche den Stadtverordneten bedeutet, daß fie fich als Versammlung nur um solche politische Dinge zu fümmern bätten, welche direkt mit dem Stadtinteresse in Berührung ständen. Nun hat fürzlich eine Stadtverordneten- Versammlung in Rheyd( Rheinproving) eine Adresse an den tleritalen Reichs­tagsabgeordneten v. Rehler gerichtet, in welcher das Rog der bohen Politit" allerdings spießbürgerlich getummelt, das Ben­iruum aber wegen seiner Haltung der Militärvorlage gegenüber scharf getadelt wird. Ob nun hier die Regierung auch einen Nebergriff der Stadtverordneten Versammlung erblicken wird? Interessant wäre es, wenn die Berliner   Stadtverordneten Bersammlung einen Beschluß faffen würde, in welchem die Saltung der Fortschrittspartei bei Berathung der Militärvor­lage ausdrücklich gebilligt würde. Welch Geschret würde sich in fonservativen und nationalliberalen Kreisen erheben und wie

Anblick zu bewundern. Glückliche Täuschung, denn hinter Dieser lachenden Landschaft zehrten Armuth und Krankheit an dem Lebensmark einer elenden Bevölkerung. Der Gegensatz zwischen dem Inneren der Stadt und ihrer äußeren Umgebung machte einen peinlichen Eindruck. Mit einer Hauptstraße welche alle

avar,

Eigenthümlichkeiten

cines fleinen vom Ackerbau lebenden Marktfleckens aufwies, einiger nicht sehr eleganter herrschaftlicher Wohnhäuser ( mansions), einem Gasthof und einer Börse, bestand Marney hauptsächlich aus verschiedenen engen Gäßchen mit Hütten, die aus Lehm oder unbehauenen Steinen ohne Mörtel er richtet waren, die in Folge des Alters und des schlechten Baumaterials aussahen, als wenn sie kaum zusammenhalten tönnten. Die flaffenden Risse und Löcher in der Wand ließen jeden Windstoß durchdringen, die wackligen Kamine hatten die Hälfte ihrer ursprünglichen Höhe verloren, die faulen Dachsparren waren aus den Fugen gegangen, während das Strohdach an einzelnen Stellen zerrissen ſo daß Wind und Wetter frei eindringen tonnten und somit ganz ungeeignet für seinen eigentlichen 3wed, Schutz gegen das Wetter zu gewähren, wehr wie die Spitze eines Düngerhaufens, als eine Hütte aussah. Vor den Thüren dieser Wohnungen und oft um fie herum liefen offne Rinnen, voll von faulen, thierischen Stoffen und Pflanzenabfällen, die Pest und Krankheit aus hauchten und sich in Pfüßen sammelten, während jede Art von Unrath in den Boden fickerte und die Wände und den 103 in Boden der Hütte mit tödtlichem Gift tränkte. Diese elenden Baraden enthielten selten mehr als zwei Stuben, und in einer derselben war die Familie, wenn auch noch so zahl­reich, zu schlafen genöthigt, ohne Unterschied des Alters, des Geschlechts oder Körperzustandes. In diesem Raum, dessen Wänden das Wasser herunter läuft, dem das Licht durch das überhängende Dach ent­Rogen wird und der selbst im Winter teinen Herd hat, giebt die tugendhafte Mutter, in Geburtswehen fich windend, einem neuen Opfer unserer gedankenlosen Bivilisation das Leben, umgeben von drei Generationen, deren unvermeidliche Gegenwart ihr peinlicher ist, als ihre törperlichen Leiden, in dieser heiligen Stunde der Schmerzen.

an

rasch würde die Regierungsbehörde ihre Mißbilligung auss sprechen!- Ja, Bauer, das ist ganz etwas anderes!

Herrn Stöcker ist zu Weihnachten Heil   widerfahren, ein verirrtes Schaf, der famose Schneider Grüneberg, der ein so arger Zeuge in dem bekannten Prozeß Stöcker gewesen war, ist reuig zu dem neuen Luther", der von Gott   gewollten und gemachten Anomalie" zurückgefehrt und thut dies im Inseraten­theil des Reichsboten" wie folgt aller Welt fund: Durch mannigfache Urtheile und Aeußerungen, welche meine Ver­gangenheit betreffen und in Verbindung mit dem Herrn Hof­prediger Stöcker und der chriftlichsozialen Partei gebracht wer den, veranlaßt, suche ich als allerlegtes Wort, ohne all und jede Beeinflussung meiner Person, die letzte wahrheitsgetreue Erklärung abzugeben. Ich gestehe zu, daß meine feindliche Stellung gegen Herrn Hofprediger Stöcker und die christlich­soziale Partei durch den menschlich innewohnenden Spaß zu vielen der vorgekommenen Verleumdungen beigetragen hat, wahre Thatsachen zu entstellen und der Partei Nachtheile zu verschaffen. Ich gestehe zu, daß ich in dem Prozeß Bäcker manche Thatsache in allzu scharfes Licht gestellt habe, um eben­falls mich an Herrn Hofprediger Stöcker zu versündigen; ich bereue alle diese und sonst von mir ausgeführten Pläne tief, und nehme hiermit Gelegenheit, mein Gewiffen zu reinigen und der öffentlichen Meinung davon Kenntniß zu geben. Berlin  , den 8. Dezember 1886. Emil Grüneberg." Thatsachen in allzuscharfes Licht gestellt zu haben warum so schüchtern? Sollte Grüneberg am Ende denken, die Staatsanwaltschaft würde mit einem Schneider weniger Umstände machen, als mit einem Hofprediger? Nun, wie dem sei, fie haben einander wieder, die Beiden, und sind einander werth.

-

Vom preußischen Landtag. Der Nat.- 8tg." wird ge­schrieben: Man erwartet die Einberufung des preußischen Landtages für den 13. Januar. Der Haushaltsetat mit allem Bubehör wird dem Landtage fofort bei seinem Busammentritt vorgelegt werden. Auch ist Aussicht vorhanden, daß ein großer, wenn nicht der größte Theil des sonstigen Arbeitsmaterials dem Landtage gleich nach der Eröffnung vorliegen wird. Zweifel daran, daß in der bevorstehenden Session eine firchen­politische Vorlage eingebracht wird, find völlig ausge schlossen; doch ist über den Zeitpunkt des Erscheinens jetzt noch teine Angabe zu machen.

-

3n den Frankfurter   Ausweisungen schreibt die ,, Frankf. 3tg." Der Eindruck, den die am ersten Weihnachtstage voll­zogenen Ausweisungen die heute und in den nächsten Tagen ihre Fortsegung finden sollen auf die Bürgerschaft gemacht haben, ist ein recht tiefer. Man mußte ja nach der Verhängung des Ausnahmezustandes auf solche Maßregeln gefaßt sein; was schmerzlich überrascht hat und peinlich empfunden wird, ist vor­zugsweise die Art der Ausführung und der Umfang der Aus weisungen. Sogar die Köln  . 3tg." bezeichnet es als fraglich, ob man nicht besser gethan hätte, bis nach den Festtagen zu warten; wie man hier in Frankfurt   die Frage unter Hinweis darauf, daß die Vorladungen zur Zeit der Anzündung des Weihnachts­baumes bestellt, die Ausweisungen während des Gottesdienstes den Vorgeladenen bekannt gemacht wurden, beantwortet und unter Bezugnahme auf das praktische Christenthum" gloffirt, läßt sich gar nicht wiedergeben. Daß etwa Gefahr im Verzuge gewesen wäre, glaubt Niemand, ebenso wenig will es der Bürgerschaft, wenn fie die Namen der Ausgewiesenen prüft, in den Sinn, daß von diesen Personen eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung zu befürchten gewesen sei. Man findet eine blutige Jronie darin, daß vielleicht dieselben Organe der Polizei, die jest die Ausweisungen verkünden und vollziehen müffen, vor zwei Jahren der Staatsordnung am besten zu dienen glaubten, indem sie für den sozialdemokratischen Kandis daten, der morgen als eine Gefahr für die Sicherheit der Stadt das Weichbild derselben verlassen muß, ihre Stimme abgegeben haben."

Sozialistisches. Nürnberg  , 21. Dezember. Bum nächſtjährigen Gemeinde Etat find von Sozialdemokratischer Seite verschiedene Bemängelungen und Anträge gemacht wor den. So wird z. B. die Aufhebung der Bürger- Aufnahms gebühren, sowie sämmtlicher indirekten städtischen Steuern ver langt. Weiter wird die Streichung der bisher alle Jahre aus der Stadtkaffe zur Abhaltung des dreitägigen Sedansfestes beigesteuerten, nicht unerheblichen Summe gefordert. Endlich wird verlangt, die Stadtgemeinde möge Schritte thun, daß ihr vom Staate sämmtliche Ausgaben ersetzt werden, welche ihr für den Staat erwachsen, nicht nur im Polizeiwesen, sondern auch in allen übrigen Fächern der Verwaltung. Das Ge meindekollegium wird über diese Anträge bei der Be­machen haben. rathung des Etats fich schlüssig zu Gotha  , Die 26. Dezember. Sozialdemokraten bes treiben schon eifrig die Voragitation für die nächste Reichs­tagswahl. In den Waldorten werden Flugblätter ver breitet, in denen Herr W. Bock hier wiederum als Kandidat aufgestellt und deffen Wahl empfohlen wird.- Merseburg  , 26. Dezember. Diefer Tage find hier abermals sozialdemo­fratische Druckschriften vertheilt worden.

In der Strafvollstreckungs- Affäre gegen den sozia­

das

Nebenan, in einer anderen Ecke der armseligen Rammer, Nebenan, in einer anderen Ecke der armseligen Kammer, liegt der Vater des kommenden Kindes von jenem Typhus ergriffen, den die schmutzige Wohnung in seine Adern einge­führt hat und zu dessen nächster Beute vielleicht das neu­geborene Kind ausersehen ist. Diese durchfeuchteten Wände hatten weder Fenster noch Thüren, geeignet Wetter abzuhalten, die Sonne hineinzulassen oder die Ventilation zu ermöglichen. Das feuchte Stroh­dach hauchte Malaria   aus, ebenso wie der Schmutz der Gossen und Pfüßen. Das Wohnzimmer war weber gebielt noch gepflastert und da die niedrig gelegenen Häuser gelegent­lich durch den Fluß überfluthet wurden und die meisten weit tiefer lagen, als die Straße und das Wasser häufig durch brach, so war der Fußboden zu feiner Zeit besser als feuchter Lehm, in den kleine Rinnen gegraben waren, um das Wasser durch die Thüröffnung hinauszuleiten. Das Thor selbst ward dann aus seinen Angeln gehoben und auf die Erde gelegt und diente als Aufenhalt für die Kinder in dem über­schwemmten Heim. Diese Hütten waren nicht mit den ein­fachsten Bequemlichkeiten versehen und sprachen allen Regeln der Gesundheitspolizei Hohn. Vor jeder Thür konnte man einen Düngerhaufen sehen, auf dem einen Düngerhaufen sehen, auf dem aller möglicher Unrath aufgehäuft war, um als Dünger verwendet zu werden, so daß, wenn der Bewohner die Thüre feiner niedrigen Wohnung öffnete, in der Hoffnung, sich durch den Hauch des Sommers zu erfrischen, ihm eine Mischung von stinkenden Gasen aus rauchenden Dünger­aus rauchenden Dünger­haufen entgegenströmte.

Die Stadt Marney war ein Sammelort landwirth­fchaftlicher Arbeiter, denn die Grundherren der Nachbarschaft hatten das System verfolgt, die Hütten auf ihren Besizun gen zu zerstören und sich von der Pflicht, ihre Arbeiter zu unterstützen, frei gemacht. Das ausgetriebene Volk zog in Haufen nach Marney, wo während des Krieges eine Fabrik Haufen nach Marney, wo während des Krieges eine Fabrik ihnen einigen Verdienst geboten hatte, freilich hatten die Räder derselben aufgehört, das Wasser der Marne   zu beunruhigen. Dieser Hilfsquelle beraubt, weiter über das

breiteten die Hungrigen fich Land, das sie ausgestoßen hatte.

Ihre Rückkehr in die benachbarte Gemeinde wurde mit

listischen Abgeordneten Ulrich hat das Chemnizer Land­gericht eine merkwürdige Entscheidung getroffen. Zunächst behauptet der bezügliche Beschluß, Ulrich habe doch Einmen­dungen gegen den Strafvollzug erhoben, und diese Einwen dungen seien als unbegründet" zu verwerfen. Wie das Chemnizer Landgericht zu dieser Ansicht gekommen ist, ist an gefichts der Thatsache, daß der Abg. Ulrich wiederholt ause drücklich erklärte, teine Einwendungen im Sinne des§ 490 der Str.-Pr.-D. erhoben zu haben, nicht recht ersichtlich. Inter­effant ist nun, daß es in dem Beschluß dann schließlich wörtlich heißt: Sollten jedoch entgegen der obigen Ansicht in dem Vorbringen des gen. Angeklagten nur Einwendungen gegen die Art und Weise der Einleitung der Strafvollstreckung enthalten sein, so würde das unterzeichnete Gericht wegen mangelnder Buständigkeit nicht in der Lage sein, dieselben seiner Entschei dung zu unterziehen." Dies Urtheil wurde bereits am 13. ds. gefällt und der Herr Staatsanwalt Schwabe hat noch keine Veranlassung genommen, seine Drohung mit Verhaftung zu wiederholen oder wahr zu machen, sodaß anzunehmen ist, daß er davon abgekommen ist und die durch Artikel 84 der hefft­schen Verfassung festgesezte Immunität der hessischen Abgeord neten anerkannt hat. Inzwischen hat der Abg Ulrich sich ents schloffen, seine Gefängnißstrafe anzutreten, doch beabsichtigt der selbe tros dieses freiwilligen Strafantritts, durch einen Bes schluß der zweiten Kammer die Frage prinzipiell entscheiden zu laffen.

Der schweizerische Konsul in Philadelphia  , Herr Rudolf Koradi, bespricht in seinen amtlichen Berichten auch die Arbeiterbewegung in Amerika   und zwar in folgender Weise: Schon im vorigen Jahre( 1885) famen Arbeiterunruhen und Streits auf den Gebieten der Eisen- und Stahlproduktion, sowie des Eisenbahnbetriebes mehrfach vor, doch erreichten fie weder damals noch früher den Umfang und die Anzahl, welche sie in den verflossenen Monaten des Jahres 1886 zeigten und zwar nicht nur in den genannten Industrien, sondern so ziemlich auf allen Abfazgebieten der verschiedenen Handwerks- und Berufsklassen. Waren diese Störungen vielfach angeschürt durch demagogische und anarchistische Elemente, zum Theil hervor gegangen aus der Unzufriedenheit über den allge= mein niederen Stand der Arbeitslöhne, welcher freilich nur den herrschenden niedrigen Preisen der gesammten Produktionsergebnisse entsprach, so waren fie doch gleichzeitig ein Beweis dafür, daß Beschäftigung für die arbeitenden Klassen ziemlich befriedigend vorhanden war, wozu natürlich der be deutende Abfall in der Einwanderung, namentlich der Arbeiter gleichzeitig ein Element der Entmathigung für die Einwande flaffe das Seinige beigetragen hatte. Diese Zustände tragen rung der Arbeiterklassen in sich, indem sie in vielen Kreisen selbst in denjenigen der Landesregierung, bittere Gefühle gegen die fremden Agitatoren" hervorgerufen haben. Bei solcher Sachlage, namentlich angesichts der unfreundlichen Stimmung der Arbeiterkreise und der Organisationen des Landes gegen vermehrte Einwanderung billiger Arbeitskräfte, find die Aus fichten für Einwanderer ohne Mittel, aus dem Arbetterstande, sowie aus den gewöhnlichen Handwerks- und Berufsarten feineswegs günstige zu nennen und es muß diesen auch fett noch für einstweilen entschieden abgerathen werden, ihre wenn auch noch so bescheidenen Eristenzen in der Heimath aufzus geben, um eine zweifelhafte Besserung ihrer Lage in diesem Lande zu versuchen. Das Gesetz betr. die Rücksendung mittel loser, erwerbsunfähiger Einwanderer, Invaliden und Vers brecher wurde auch im Jahre 1885 mit ziemlicher Strenge ge­handhabt." Der Herr Konsul steht wie eben die meisten aller feiner Kollegen auf dem erhabenen Standpunkt des gut fituirten Beamten und er trägt auch gegenüber der Beurthei lung von Arbeitervorkommnissen jene gefärbte Brille, durch die fich die Thatsachen anders ansehen. Er giebt den niedrigen Stand der Löhne im allgemeinen zu, spricht aber von frem­den Agitatoren. Waren denn diese hunderttausende Stimmen, die kürzlich bei Bürgermeister, Repräsentanten und bei Senatorenwahlen abgegeben wurden, auch die von fremden Agitatoren?

-

Verboten auf Grund des Sozialistengesetzes wurde die in der Genossenschaftsdruckerei zu Hottingen  - Zürich   gedruckte nichtperiodische Druckschrift, betitelt: Warum verfolgt man uns? Bur Naturgeschichte des Sozialistengesetzes. Puttkamer und den Buttkämerlingen gewidmet.

Oesterreich- Ungarn.

Die deutsch   böhmischen Abgeordneten in Prag   veröffentlichen ein Manifest an ihre Wähler, über dessen Inhalt folgendes Privattelegramm der Voff.- 3tg." unterrichtet: Das Manifest verweist zunächst auf die Haltung der Majorität des böhmischen Landtages gegenüber den gerechten Wünschen und Beschwerden der Deutschen  . Diese Haltung verlege die Ehre und Würde des deutschen   Volkes und habe dessen Vertreter zum Austritt gezwungen. Diese Haltung entspringe ebenso wie der Sprachens erlaß Brazaks dem Gedanken des böhmischen Staatsrechtes. Das Manifest rechnet auf die Zustimmung der Wählerschaft und appellirt an die Einigkeit des deutschen   Volkes in Böhmen  .

großem Argwohn betrachtet, ihrer erneuerten Niederlassung widersetzte man sich mit dem erfinderischsten Scharfsinn. Dies jenigen, die sich ihre Arbeit zu Nutzen machten, waren forgfam darauf bedacht, daß sie nicht Bewohner des Bodens wurden und obgleich durch die außerordentliche Konkurrenz es wenig Distrikte im Königreich gab, wo die Löhne mehr herunter gedrückt waren, so hatten die, welche glücklich genug waren, den dürftigen Lohn zu erhalten, als Busa zu ihrer Arbeit noch jeden Morgen und Abend einen langen beschwerlichen Weg zurückzulegen, ehe sie die Stätte ihrer Arbeit erreichen oder in die schmutzige Höhle zurückkehren konnten, die den Namen Heim( heme) entweihte. In dieses Heim, über dem Malaria schwebte, und aus dessen zer­bröckeltem Herd, außer der von Arbeit erschöpften Familie, noch andere Gäste versammelt waren, Fieber in jeder Ge stalt, Typhus, Wechselfieber und die mörderische Auszehrung, in dieses todtbringende Heim kehrte der tapfere, brave bri­tische Bauer des Abends zurück, nachdem er die weiten frucht baren Felder des fröhlichen alten Englands" bearbeitet hatte fehrte zurück, um den schlimmsten aller Krankheiten entgegen zu treten, mit einem Körper, der am wenigsten sich eignete, eignete, ihnen zu leisten, mit ihnen Widerstand einem Körper, ausgemergelt durch übermäßige Ar­Vom beit, niemals durch Fleischnahrung gekräftigt. Regen durchnäßt, fonnte er seine triefenden Lumpen nicht wechseln und mußte dem Wind, der die dürren 3weige abschüttelte, für sein bischen Brennholz dankbar sein.

-

Die Augen dieser Unglücklichen mochten sich auf den einsamen Kirchthurm richten, der in ihrer Mitte sich erhob, ein Verkünder des zeitlichen Trostes und zukünftiger Gleich­heit, aber die Kirche in Marney hatte ihre chriftliche Sendung vergessen.

Wir haben dem Leser schon den Vikar vorgestellt, einen musterhaften Mann, der glaubte, seiner Pflicht zu genügen, wenn er jede Woche zwei Predigten hielt und seiner Ge meinde Demuth und Dankbarkeit für die Segnungen des Lebens einschärfte. Die Bewohner der Haupt­straße und der benachbarte Adel bildeten den Kern feiner Buhörerschaft. Lord und Lady Marney, begleitet von Kapitän Grouse, kamen jeden Sonntag Morgen mit