Rukland.
Das Branntweinmonopol soll nun doch zur Einführung gelangen. Der defignirte neue Finanzminister Waschnegradsky soll sich dem Plane zuneigen. Auch Ratloff tritt in einem Leitartikel für das Branntweinmonopol ein, indem er den Nachweis versucht, daß dadurch die Bekämpfung der Trunt, sucht wesentlich(?) unterstügt werden würde.
Ueber die Fabriken an der Weſtgrenze schreibt die russische Börsen- Beitung" In lezter Zeit beginnt man die friedliche Eroberung" zu beachten, die unsere Weſtgrenze von Seiten deutscher Fabritbefizer und Industrieller hat erleben müssen. Im legten Rechenschaftsbericht des Fabrikinspektors des Warschauer Distrikts, Blumenfeld, finden sich interessante Daten in Bezug auf die Kopfzahl der Fabrikbevölkerung in 13 Fabri fen des Kreises Bendin, Gouvernement Petrikau, in der Nähe der preußischen Grenze. Die industriellen Etablissements dieser Gegend sind meist von Ausländern angelegt, die mit geringen Ausnahmen selbst im Auslande leben; die Arbeiter sind meist ebenfalls Ausländer. Auf allen 13 Fabriken giebt es zusammen 3404 Arbeiter. Davon find 2185 oder 64 pCt. Auslän der und 4219 oder 35% pCt. Ruffen. Sehr viele der ausLindischen Arbeiter leben, indem sie das Recht des Verkehrs über die Grenze in einer Entfernung von 7 Werst mittelst von der Ortspolizei verabfolgter Legitimationskarten benußen, bes ständig jenseits der Grenze, erscheinen täglich nach dem Signal der Fabrik zur Arbeit und gehen zur Nacht wieder über die Grenze. Ebenso sieht es in der Mirkom'schen Papierfabrik im Kreise Welun , Gouvernement Kalisch, 3 Werst vom Zollamt aus. Diese Fabrik hat gegen 500 Arbeiter, von denen gegen 460 preußische Unterthanen sind und jenseits der Grenze leben. Zu ihrer Bequemlichkeit ist der Schlagbaum des Zollamtes für das Paffiren der Grenze dicht neben der Fabrik selbst eingerichtet.
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Das neue Haus des Volkes" wurde in Brüffel durch die belgische Arbeiterpartei feierlich eingeweiht. Zweitausend Brüffeler Arbeiter zogen mit rothen Fahnen und unter den Klängen der Marseillaise nach dem Nordbahnhofe, um die zu dem Arbeiterkongreß aus ganz Belgien entsandten Delegirten zu empfangen. Hierauf zogen sie Alle- auch eine Schaar Sozialistinnen hatte sich angeschloffen durch die Hauptstraßen der Stadt nach dem Place de Bavière. Vor dem Hause des Voltes machten sie Halt. Dem Generalrath der Arbeiterpartei wurde ein vergoldeter Schlüffel überreicht mit den Worten: Bürger! Im Namen der kooperativen Bäckerei( fte stand an Ser Spiße des Unternehmens) und der Arbeiter- Liguen übergebe ich Ihnen den Schlüssel zum Hause des Volles." Das Haus wurde geöffnet und sofort war der mächtige Sigungssaal bis auf den letzten Plaz gefüllt. Genosse Bertrand, einer der Führer, hielt die Einweihungsrede für die der Arbeiterpartei neu erworbene, Festung"; insbesondere erregte ihr Schluß einen wahren Jubel. Unmittelbar darauf wurde die nicht öffentliche Kongreßfizung eröffnet. Alle Arbeiten im Hause des Voltes, das sehr große Säle, Bierlokale( in denen der Ausschank des Branntweins nicht gestattet ist), Ronzert- und Theaterräumlichfeiten umfaßt, find für 10 000 Franks durch Arbeiter- Ge nossenschaften ausgeführt worden.
Lord Randolph Churchill ist auch in der Art, wie er seinen Rücktritt in die Deffentlichkeit gebracht hat, einen völlig neuen Weg gegangen, ohne sich um Herkommen und die üblichen Förmlichkeiten zu fümmern. Sonst pflegt der Rücktritt von Ministern erst bekannt gemacht zu werden, nachdem ihre Kollegen davon unterrichtet sind, der Premierminister zus gestimmt und die Königin ihre Genehmigung ertheilt hat. Lord Churchill aber theilte seinen Rücktritt zuerst der„ Times" mit, ehe noch die Mitglieder des Kabinets von dem Entschluffe Kenntniß erhalten hatten. Die Pall Mall Gaz." zählt die Punkte auf, in welchen, wie fie behauptet, die Ansichten Churchill's von denen Lord Salisbury's abwichen; es seien die folgenden sieben: 1) Rohlen- und Weinsteuer; Lord Churchill war für ihre Abschaffung, Lord Salisbury für ihre Beibehaltung. 2) Debattenschluß; der Premierminister war für die Cloture" durch Zweidrittel- Majoritätsbeschluß, der Schatfanzler für Entscheidung durch einfache Mehrheit; Lord Salis bury gab nach. 3) Bulgarische Frage; Churchill war für eine Friedenspolitit; Salisbury , vom Hofe beeinflußt, wollte der
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Fürsten Alexander nach dessen Rückkehr nach Sofia unter stüßen; auch in diesem Punkte hat Lord Salisbury nachgegeben. 4) Barzellirung des Großgrundbefizes; Churchill wünschte die Chamberlain'sche agrarische Reform, drei Acker und eine Kuh, zwangsweise durch Gesetz durchzuführen, das Ministerium gegen zwangsweise gefeßliche Schritte; in diesem Bunkte Churchill nach. gab nach. 5) Die Kreisordnung; Churchill wollte, daß die Kreisbehörden auf demokratischer Grundlage erwählt wurden; Salisbury hielt dafür, daß eine Anzahl der Mitglieder von Amtswegen ihren Sig darin haben und ein anderer Theil ernannt werden sollte; diese Streitfrage blieb unentschieden. 6) Jrland; Churchill war gegen 3wangs maßregeln, während eine Anzahl Minister für Ergreifung von
empfehlenswerther Regelmäßigkeit und wurden in das unsichtbare Innere der weiten Loge eingeführt, welche die Hälfte der Gallerie einnahm, mit rothem Damast überzogen und mit bequemen Lehnstühlen und weichgepolsterten Gebetschemeln ausgestattet war.
Das Volk von Marnen nahm seine Zuflucht zu den Konventikeln in anspruchslosen Bauten von hellen Backsteinen mit den Namen, Zion Bethel, Bethesda bemalt, Namen aus einem entfernten Lande und in der Sprache einer alten und verholzten Race, doch so groß ist die geheimnißvolle Macht dieser Worte, daß sie im 19. Jahr hundert den zerlumpten Formen und den gequälten Seelen der englischen Bauernschaft Trost bringen.
Wie ergeben auch der Vikar von Marney seinen Pfarrfindern gewesen sein mochte, seine Bemühungen für ihr Wohlergehen mußten sich hauptsächlich auf geistlichen Trost beschränken. Verheirathet und Vater einer zahlreichen Familie, erhielt er für seine Arbeiten den färglichen Behnten der Pfarrei, welcher ihm ein Einkommen sicherte, beträchtlich Hleiner als das Gehalt eines Bank- Kommis oder des Koch einer Bantierfamilie. Der reiche Kirchenzehntel von Marney, der sich hoch in die tausende von Pfunden Sterling belief, floß in die Taschen der glücklichen Grafen, die den Namen der Stadt trugen.
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Den Morgen nach Egremonts Ankunft in der Abtei konnte man in der Hauptstraße der Stadt eine ungewöhnliche Aufregung bemerken. Vor dem Eingang des Grünen Drachen" war eine Gruppe von wichtigen Personen in ernster und sehr eifriger Unterhaltung: Der erfte Rechtsanwalt des Ortes, der Brauer, der Vikar selbst und mehrere von jenen gemächlichen Nichtsthuern, wie sie in solchen Landstädtchen in Ueberfluß zu finden sind und die sich unter die Bezeichnung zurückgezogene Gentlemen" einreihen. Kurze Zeit darauf fam ein Bedienter in der Livree der Abtei herangaloppirt und übergab dem Vikar einen Brief. Die Aufregung hatte jetzt augenscheinlich die höchste Höhe erreicht. Auf der anderen Seite der Straße, Gegenüber der bedeutungsvollen und einflußreichen Gruppe, hatte sich eine zweite Gruppe gebildet, die wohl größer an 3ahl, aber sehr mangelhaft in Bezug auf die Qualität war.
Zwangsmaßregeln zur Bekämpfung des Feldzugsplanes" war; auch diese Streitfrage blieb unentschieden. Den lezten 7. Streitpunkt bildete die Streichung, welche der Schazkanzler am Armee und Marineetat vorgenommen wissen wollte." Welcher Punkt nun schließlich den Ausschlag gegeben hat, darüber streitet die Presse noch hin und her. Auch darüber, welche weitere Folgen die Krise haben werde, herrscht große Unflarheit, die auf der einen Seite in übertriebener Niedergeschlagenheit, auf der anderen Seite in den fühnsten Hoffnungen zum Ausdruck gelangt. So halten z. B. die„ Daily News" einen Uebertritt Lord Churchill's zur liberalen Partei für nicht ausgeschlossen und schreiben: ,, Es ist möglich, daß Lord Randolph Churchill , welcher eigent lich keine konservativen Ansichten hat, zur liberalen Partei übertritt. Wir fürchten jedoch, daß in diesem Falle einige Zeit verstreichen wird, bis die Partei ihn als einen ihrer Führer anerkennt. Gladstone würde gewiß gern seine politische Freundschaft annehmen. Er ist in der Lage, über die ungeheuerliche Sprache, welche Lord Randolph von Zeit zu Beit gegen ihn geführt hat, lächeln zu können, und wir sind gewiß, daß das Haupt des englischen Liberalismus gegen den jungen Toryführer nur von wohlwollenden Empfindungen erfüllt ist.“
Parnell soll dem Vernehmen nach überzeugt sein, daß die Lage der irischen Gutspächter viel schlimmer ist, als fte zur Zeit der Einbringung seiner Agrarvorlage war, und zwar in Folge des seitdem fortgesetten und weiteren Rückganges der Preise landwirthschaftlicher Erzeugnisse. Der Führer der frischen Partei glaubt nicht, daß die Regierung unter den gegenwärtigen Berhältnissen irgend eine Zwangsmaßregel einbringen werde(?), weil die merkwürdige und gänzliche Abwesenheit von Agrarverbrechen keinen Anlaß für eine Koerzitivgesetzgebung biete. Die Regierung wisse auch, daß die Unterdrückung der Nationalliga und der konstitutionellen Bewegung die Unzufriedenheit nur unter die Oberfläche treiben und unvermeidlicher Weise zur Bildung von Geheimbünden und der Wiederbelebung von Verbrechen führen würde, zu deren Unterdrückung das Parlament wiederholt um neue 3wangsgewalten angegangen werden mußte. Die Pächter des Vizekönigs von Frland, Lord Londonderry, beschlosseu in einer in Newtownards abgehaltenen Versammlung, denselben zu ersuchen, den übrigen irrischen Gutsherren mit gutem Beispiele voranzugehen und ihre Pachtzinse zu reduziren; es sei ihnen unmöglich, die gegenwärtigen zu zahlen.
Die Furcht vor Dynamitattentaten scheint wiederum aufgetaucht zu sein, denn es verlautet, daß ein Rundschreiben der Regierung an die verschiedenen Hafenbehörden gerichtet wurde, worin denselben die größte Vorsicht in der Beobachtung von Baffagieren aus fremden Ländern, insbesondere aus Amerika , sowie die größtmöglichste Wachsamkeit bei Brüfung des Gepäcks und importirter Waaren anempfohlen wird. Auch find Anordnungen getroffen worden, die während der jüngsten Dynamitſchreckenszeit eingeführten vermehrten Wachts posten und Polizeirunden wiederum in Kraft treten zu lassen.
Der Pester Lloyd" schreibt heute: In Bulgarien scheinen sich Dinge vorzubereiten, von wel chen die Schulweisheit der europäischen Diplomatie fich bisher nichts hat träumen lassen. Die Thatsache, daß die bulgarischen Delegirten, die man längst in Paris wähnte, in Köln eine Zusammenkunft mit dem Fürsten Alexander von Battenberg hatten, daß zwei derselben den Fürsten bis nach Frankfurt begleiteten, während der britte in der Zwischenzeit in Darmstadt fich aufgehalten, wo er offenkundig dem Vater des Fürsten seinen Besuch abgestattet, - diese Thatsache giebt Mancherlei zu denken und zeigt, daß die bulgarische Deputation zu Größerem entschloffen ist, als ihr allgemein zugemuthet worden. Was die Abgesandten der So branje mit dem Fürsten Alexander verhandelt haben, das ist vorläufig ein streng gehütetes Geheimniß. Ob sie gut gethan haben, mit dem Fürsten zu verkehren, ist eine Frage, die sie vor der Hand mit sich selbst abzumachen haben. Daß jeder Versuch, den Fürsten Alexander nach Sofia zurückzuführen, ein tollfühnes Wagniß wäre, das wiffen fie ebenso gut, wie diejenigen, die ihnen dies in der letzten Zeit und in der freundschaftlichsten Weise oft und oft vorgehalten haben. Die bloße Shae bei Den stegierungen in Wien und Berlin vorgesprochen, Thatsache, daß die Deputirten der Sobranje, unmittelbar nach
eine Busammenkunft mit dem Fürsten Alexander gesucht, wird den Zorn und die Wuth der Russen zur höchsten Erbitterung steigern. Allein, wenn auch der Schritt der bulgarischen Delegirten vom Standpunkte der politischen Erwägung schwer zu rechtfertigen, so ist er doch in jeder anderen Hinsicht begreiflich und vielleicht selbst entschuldbar. Er ist der Ausdruck der verzweifelten Stimmung, in welche die Bulgaren durch die Uner träglichkeit ihrer gegenwärtigen Lage gebracht worden. Die träglichkeit ihrer gegenwärtigen Lage gebracht worden. Die Bulgaren wollen nun einmal aus dieser Lage heraus und ergreifen jedes Mittel, das den erwünschten Ausweg zu eröffnen geeignef scheint. Allerdings haben sie ihre Stellung zu Ruß land hierdurch nur noch verschlimmert; allein sie sagen, daß in
Die Leute, aus denen sie bestand, schauten mit offenem Mund und neugieriger, um nicht zu sagen beunruhigter Miene nach der anderen Gruppe herüber. Der Oberkonstabler ( Wachtmeister) ging an die Thür des„ Grünen Drachen" und obgleich er nicht wagte sich der Hauptgruppe anzuschließen. war er sichtlich in Bereitschaft für den Fall, daß er verlangt würde. Die Thurmuhr schlug elf; ein Karren hatte Halt gemacht, um die Ereignisse zu verfolgen; und desgleichen ein Kutscher, der ein Handpferd nach Hause zu führen hatte. ,, Da sind sie!" sagte der Brauer.
" Lord Marney selbst", sagte der Advokat ,, Und Sir Vavasour Firebraie, wahrhaftig!"" Ich wundere mich, wie er hierher fam", sagte ein zurückgezogener Gentleman, der einst Lichterzieher in Holborn Hill( London ) gewesen war. Der Vitar nahm seinen Hut ab und Alle thaten's
ihm nach.
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Lord Marney und sein Magistratskollege ritten rasch zu dem Wirthshaus, wo sie eilig abstiegen. Nun, Snigford" fagte seine Lordschaft in einem entschiedenen Tone, das ist eine schöne Geschichte! Ich will dem Unfug sofort ein Ende machen."
Glücklicher Mann, wenn er dies erreicht! Die Fackel des Brandstifters war zum ersten Mal in die Gemeinde Marney gebracht worden, und die Nacht hatten die besten Kornschober des Abteiguts als lodernde Lärmfeuer das ganze Land ringsum erschreckt. ( Fortsetzung folgt.)
Aus Kunst und Leben.
Das Stadttheater war an den drei Weihnachtsfeiertagen total ausverkauft. Das Jacobson Girndtsche Weihnachtsstück: Arm und reich" fand die beifälligste Aufnahme.
Ausstellung von Kunstschloffer- und Schmiedearbeiten. Um ein Uebersichtsbild der Leistungsfähigkeit unserer heutigen Kunstschlofferei zu geben, richtet der Badische Kunstgewerbeverein an sämmtliche Kunstschmiede und Kunstschloffer Deutschlands ein Ausschreiben zum Zwecke einer Wettbewerbung für ausgeführte Kunstschmiedearbeiten. Als zur Bewerbung geeignet werden solche Arbeiten erachtet, welche sich sowohl durch ihre Bestimmung als die Art ihrer Ausstattung als tunstgewerblich
diesem Punkte die Dinge auch schon bisher so schlecht gestanden daß hieran absolut nichts weiter zu verderben ist.
Die englische Regierung hat beschlossen, die Offupations armee in Egypten, die gegenwärtig etwas über 9000 Mann start ist, unverzüglich um nahezu 4000 Mann zu schmälern. Drei Bataillone Infanterie, eine Kompagnie Genietruppen und vier Batterien haben Befehl erhalten, sich zur Einschiffung bereit zu halten. Nach dem Abmarsche dieser Truppentheile wird die Offupationsarmee aus 5 Bataillonen Infanterie, einem Regiment Kavallerie, einer Kompagnie Genietruppen, 2 Batterien und einem etwa 600 Mann starken Train bestehen.
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Der Dynamit Politiker D'Donovan Rossa, seit Jahren der leitende Geist der Fenischen Brüderschaft", er flärte, wie man aus New York berichtet, vor kurzem in seinem Wochenblatte United Freland", er sei aus gewissen Gründen aus der Bruderschaft ausgetreten. Jept tritt jedoch ein Ausschuß der gedachten Organisation mit einer Proflamation hervor, in welcher angekündigt wird, daß O'Donovan Rossa wegen Verrathes und wegen Betruges aus der Brüderschaft ausgestoßen worden sei. Es heißt in dem Dokument, alles Unglück, welches die Organisation in den lezten Jahren bee troffen, laffe fich auf Rossa zurückführen, der Schurken in das Geheimniß der Brüderschaft eingeweiht und sich überdies in finanziellen Dingen als unzuverlässig erwiesen habe.
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Da gleich zu Beginn der Session im Kongreffe der Ver einigten Staaten eine Bill eingebracht worden war, welcher zufolge die Steuer auf Oleomargarin( Kunstbutter) bedeutend erhöht werden soll, hatte der Bundessenat den Finanzminister um Auskunft darüber ersucht, wie es sich mit dem Oleomargarin Geschäfte seit Erhebung der Steuer auf den Artikel verhalte. Daraufhin übersandte der Finanzminister dem Senate einen diesbezüglichen vom Kommissar der Inlandsteuern verfaßten Bericht. Hieraus geht hervor, daß sich die Herstellung und der Verkauf der Kunstbutter in Folge der Besteuerung derselben durchaus nicht vermindert haben. Diese Wirkung des OleomargarinGesezes hat sowohl in Regierungskreisen wie unter den Kongreßmitgliedern Ueberraschung hervorgerufen, da man allgemein an genommen hatte, daß die Besteuerung des Artikels wesentlich zur Verminderung des Geschäftes in demselben beitragen würde. Jedenfalls werden die Gegner des Oleomargarins in und außerhalb des Kongresses, welche durch die Einführung der Bes steuerung deffelben das Geschäft in dem Artikel wenn auch nicht gänzlich lahm zu legen, so doch bedeutend zu beschränken hofften, nichts unversucht laffen, um eine Erhöhung der Steuer durchzuseßen. In einer am 16. d. M. in Norwich, N.-Y., stattge fundenen Sigung der Mitglieder der Assoziation der Milchereis Interessenten des Staates New York wurde beschlossen, dem Kongreffe eine Petition zu unterbreiten, durch welche derselbe ersucht wird, die Steuer auf Oleomargarin auf 10 Bents per Pfund zu erhöhen. Die Milchereibefizer anderer Staaten werden fich voraussichtlich diesem Verlangen ihrer New Yorker Kollegen anschließen und so ist es nicht unmöglich, daß der Kongreß fich zu einer Erhöhung der Steuer entschließt. Die oben erwähnte im Senate eingebrachte diesbezügliche Resolution verfügt das Hinauffeßen der gegenwärtigen Steuer von 2 Zents auf 6 Bents per Pfund.
Kommunales.
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Tagesordnung für die Sigung der StadtverordnetenVersammlung am Donnerstag, den 30. Dezember, Nachmit tags 5 Uhr Vorlage, betr. die Verleihung des VI. städtischen Stipendiums Berichterstattung über die Petition, betr. die Verlegung der im Weichbilde Berlins belegenen Strecke der Berlin- Stettiner Eisenbahn desgl. über die Vorlage, betr. die Erwerbung einer von dem Grundstücke Chauffeestr. 4 zur Straßenverbreiterung erforderlichen Parzelle desgl. des Ausschuffes für Rechnungssachen über zwei Final- Abschlüsse und drei Rechnungen Berichterstattung über die Vorlage, betr. die Aufnahme von drei auf dem Terrain der früher Woehlert'schen Attiengesellschaft projektirten Straßen in die Abtheilung 1X. des Bebauungsplanes Vorlage, betr. die erfolgte Bauabnahme des zu einer Erziehungsanstalt für verwahrloste Knaben Rummelsburg eingerichteten Pavillons auf dem Arbeitshausgrundstücke zu Rummelsburg desgl., betr. die Bewilligung eines Manto geldes für den zweiten Kassirer in der Haupt Kaffe der städtischen Werke desgl., betr. den Geschäftsbetrieb der Sparkaffe im Juli September Quartal d. J. desgl., betr. die Veräußerung der zur Anlage des Görlizer Bahnhofes verwendeten Theile der Forster- und der Cuvrystraße desgl., betr. die Abänderung des§ 4 im Nachtrage zu dem die Amtskautionen der Gemeindebeamten zu Berlin betreffenden Statut- desgl., betr. die pro 1887 er forderlichen Erweiterungen und Erneuerungen auf den städtischen Gasanstalten und für das Röhrensystem fünf Rechnungen Wahl der Mitglieder der Einschäßungs- Kommission für die klassifizirte Einkommensteuer pro 1887/88 Vorlage, betr. den
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bezeichnen lassen und die bezüglich ihrer Größenverhältnisse über ein bestimmtes Maß nicht hinausgehen. Beispielsweise feien genannt: Wandarme, Aushängeschilder, Kandelaber, Füllungsgitter, Beschläge, Geländertheile, sowie hervorragende Leuchter, Laternen, Blumen- und Nipptische, Ofenschirme, Einzelheiten größerer Gegenstände. Die Beigabe der Originalentwürfe und Werkzeichnungen ist erwünscht. Als Bewerber sollen die eigentlicher Verfertiger der Arbeit auftreten, oder die Meister, aus deren Werkstätte die Arbeiten hervorgegangen find und nicht etwa Auftraggeber oder Wiederverkäufer. Für die vier technisch und künstlerisch besten Arbeiten sollen Geldpreise im Betrage von 400, 300, 200, 100 M. gewährt werden. Weitere hervorragende Arbeiten sollen burch Ehrendiplome ausgezeichnet werden. Die prämiirten Gegenstände bleiben Eigenthum der Bewerber. Das Preis. gericht besteht aus folgenden Herren: Joh. Gg. Garny, Kunstschloffer, Frankfurt a. M., H. Göß, Direktor der Kunstgewerbes Schule Karlsruhe, H. Hammer, Kunstschloffer, Karlsruhe , K. Hammer, Direktor der Kunstgewerbeschule Nürnberg , Dr. v. Leins, Oberbaurath und Profeffor, Stuttgart , Ed. Puls, Fabrikant, Berlin , Dr. M. Rosenberg, Karlsruhe . Die Anmel dung der Gegenstände soll bis längstens 1. April 1887, die Einsendung bis 1. Juni erfolgen. Die eingesandten Arbeiten werden einige Beit öffentlich in Karlsruhe ausgestellt, ebenso das Ergebniß der Bewerbungen in allen größeren deutschen Blättern, wie auch in den verschiedenen kunstgewerblichen Beitschriften bekannt gegeben werden. Ferner ist eine illustrirte Gesammtpublikation der besten Arbeiten geplant. Programm und Anmeldebogen, alles Nähere enthaltend, find durch den Vorstand zu beziehen.
Die Zahl der italienischen Zeitungen. Das italienische statistische Amt veröffentlicht eine intereffante Uebersicht der seit dem Jahre 1836 bis zum 81. Dezember 1885 in Italien erschienenen Beitungen, deren Zahl in jenem Jahre nur 185 und am Ende des leptverfloffenen 1495 betrug. Im Jahre 1836 fam auf 118 785 Einwohner nur eine Zeitung, im vorigen Jahre war das Verhältnis 1 zu 20 356. Die älteste periodische Beitschrift find die im Jahre 1604 gegründeten Atti dell' Accademia dei Lincei". Unter den im verflossenen Jahre erschienenen Blättern befanden sich 161 illustrirte, von denen die meiften, 55, in der Lombardei , die wenigsten, 6, auf Sicilien gedruckt wurden. In Rom wurden im vorigen Jahre 190 periodische Zeitschriften herausgegeben.