Beilage zum Berliner Volksblatt.
Nr. 304.
Mittwoch. den 29. Dezember 1886.
Moor deren
3. Jahrg.
Heber Schönheitspflege vom hygienischen hochgertiefene Wirtung einfach auf eine- Schornſteinfegetfur Daupt in Belzwert, Mügen, Zylinder- oder Helmfutter af
Standpunkte.
Von Dr. P. Niemeyer.
[ Nachdruck verboten.]
Cleanliness is Godliness, d. h. reinliches Aussehen ift gott ebenbildlich" mit diesem Spruche wird treffend das Merkmal angezeigt, nach welchem die Gesundheitslehre in ihrer Art den Begriff schönen Aussehens bestimmt. Auch der Uneingeweihte wird es Wort haben, daß ein im gewöhnlichen Sinne vielleicht unschöner Mensch diesen Mangel durch bloße äußere Sauberkeit, fogenannte Proprete verwischen fann, während andererseits ein sonst schöngebildetes Gesicht durch ungebadetes", durch Triefäugigkeit, Drüsenschwellung, Finnenbildung u. dal. verrathenes Mussehen erheblich verlieren tann. Am deutlichsten veranschaulicht das Kindergeficht den hygienischen Standpunkt; da in dieser Altersstufe von ausgeprägter Gefichts- und Formenbildung noch keine Rede, so unterscheidet man sie, die sich sonst stemlich ähnlich sehenden, hauptsächlich nach der Farbe des Haares, der Augen und dem mehr oder weniger vollen Ernährungsstande des Gefichtes, der sich aber auch in der Blätte und Frische der Oberhaut ausspricht. Bekommen wir da den Eindruck eines hübschen" Kindes, so gebrauchen wir diese Diagnose ebenfo oft als gleichbedeutend
mit blühend" und selbst Erwachsenen fagt man unter Um ständen die Schmeichelei ins gesunde Geficht daß sie wie eine Nose blühen" oder wie's J. H. Voß dichterisch schildert:
Fröhliches Herz und rothes Geficht, das hab' ich beständig,
Auch wenn der Dst nicht weht. Mein Väterchen sagte mir oftmals,
Klopfend die Wang, ich würde noch frank vor lauter Gesundheit."
Schön bin i nit, aber g'fund!" mit dieser hausbackenen, einem süßholzraspelnden Salontiroler geltenden Abfertigung fprach jene Bauernmaid ein großes hygienisches Wort gelassen aus, welches Wort auch als Motto zu den Bildern der seiner Zeit in Budapest gefrönten Preisschönheiten gepaßt hätte, welche ich weniger durch plastische Schönheit als durch Kirschenaugen, Apfelwangen und jenen Schmelz" auszeichneten, den man wie aus Milch und Blut geschaffen zu rühmen pflegt, nicht zu vergeffen der aus der schelmisch geöffneten Lippenspalte her. vorlachenden Doppelreihe elfenbeinweißer Zahnperlen.
Diesem Leitgedanken ganz entsprechend, bezeichnet man bie solch' gesunden Untergrundes verlustig gegangene Schönheit als verblüht" oder verblast", wobei die künstlich bewirkte Uebertünchung als nicht blos entstellend, sondern auch gesundheitswidrig darum zu verwerfen, weil Schminke und Buder wie das auf Schauspielergefichtern auffällig- Die Feinheit des natürlichen Teints vollends ruiniren. Auch das gealterte" Aussehen schon in den ersten Jahrzehnten ist feine Naturnothwendigkeit, sondern die Folge unterlassener hygienischer Selbstverjüngung, als deren Hauptkurmittel in einem früheren Auffage das tägliche Vollbad gerühmt wurde. Hier, wo mehr die Praris der Schönheitspflege von außen her in Betracht tommt, greife ich auf das geschichtliche Musterbeispiel einer Selbstschönheitspflegerin zurück, welche sich bis ins achtzigfte Jahr einen solchen Blüthestand ihrer Züge, Farbe und Rundung bewahrte, daß sie noch in dieser Altersstufe Jünglinge zu heißer Liebe entflammte, Ninon de l'Enclos . Von ihren Intimen einstmals nach ihren Toilettengeheimnissen befragt und ersucht, ihren Vorrath an Tinkturen, Balsamen, Effenzen 2c. zu zeigen, verrieth fie folgendes, auf den Nagel des Daumens zu schreibende Rezept:" Waffer, Schwamm und Seife" dieses aber, so füge ich hinzu, täglich mit derfelben Andacht und Gründlichkeit ausgeführt, als arbeite man mit loftspieligen, wohlriechenden Geheimmitteln. Doch auch in der Gegenwart fehlt's nicht an solchem,
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zwar alltäglichen Musterbeispiele, nämlich jenem Stande, der fich uns einerseits, wenn seines Amtes waltend, allerdings in beispiellofer Schmußgewandung zeigt, der aber andererseite nach gethaner Arbeit einen wie aus dem Gi geschälten" Menschen anzieht; indem er, um sich der schwarsen Unrathdecke zu entledigen, Pore für Pore auf's Kräftigste feift, bespült und abreibt, sichert sich der brave Schornsteinfeger in der That eine bis ins hohe Alter frische, ja blühende Hautfläche. Auf demselben Blatte stehen aber auch die medizini
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Stalh
Von der Londoner Straße.
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hinausläuft, und wenn Anderen der Gebrauch von Weizenkleie oder Rummerfeld'schem Waschwasser zu befferem Teint verhalf, so geschah dies ebenfalls durch die scheuernde Wirkung der Kleie oder der Schwefelblumen. Wenn also diese ebenso einfache als fichere und billige Art der Schönheitspflege auf eine gut gefiriegelte und gebügelte Hautfläche hält, so bedarf's heutzutage nicht mehr des Scheuersandes, sondern nur des mit Wasser und Seife ausgestatteten Frottierstoffes, wie ihn neuerdings z. B. Fr. Meyer zu Glauchau liefert, eine Kur, die sich auch noch gegen die Auswüchse der Warzenbildung wirksam zeigt. Die landesübliche Sympathie" hilft nämlich, auch wenn nur in Gedanken gebraucht, ganz sicher da, wo gleichzeitig Sollten sich jedoch tüchtig gebadet, geseift und gerieben wird. einige Warzen allzu hartnädig erweisen, so mag wiederholtes Betupfen mit konzentrirter Essigsäure, welche, beiläufig bemerkt, auch Hörneraugen beseitigt, zu Hilfe genommen werden. Doch würden wir von dieser Fußplage ganz verschont bleiben, wenn wir uns nicht den drückenden Schuh" anquälten, in deffen Folterhülfe, ohne daß man sie wenigstens schön" nennen fönnte, die Fußzehen wie junge Hunde in einem Rorbe zu liegen kommen.
Ebenfalls durch Reiben oder richtiger Bürsten, wenn auch nicht aus ganz demselben Grunde, werden die Bahnreihen perlend" erhalten. Um auch das Zahnfleisch richtig zu ge wöhnen, wird die mit Borsten oder Dachshaaren befeßte, leicht nach innen gebogene Zahnbürste nicht auf beiden Kiefern zu gleich hin und her, sondern auf jedem einzeln, und zwar jedesmal in der Richtung vom Bahnfleische zum freien Rande ges führt. Als Zahnpulver darf nur dann und wann einfache Schlemmfreide, nicht aber etwa Tabaksasche, Holz Toble und bergleichen hinzukommen. Hierauf folgt gründliche Berieselung des ganzen Mundinnern durch Gurgelung und Spülung mit Iauem Waffer und zwar das Ganze schon Abends vor Antreten der Nachtruhe, um dem tagüber angesammelten Unrathe keine Beit zur Einniſtung zu lassen. Indessen bleibt auch die forg fältigste Pflge so lange hinfällig, als mit der bei uns zu Lande eingenisteten Gesundheitswidrigkeit der Feuer " Feuerefferei", wie ein Anderer das Hinunterquälen recht warmer" Speisen und Getränke nannte, täglich an dem dagegen höchst empfindlichen Schmelzüberzuge des Bahnbeins gesündigt
wird.
Eine Hauptfrage der kosmetischen Praris betrifft ferner bekanntlich die Haarpflege, besonders Verhütung und, wenn bereits eingetreten, Beseitigung des leidigen Haarschwundes. Die Möglichkeit der letteren wird freilich auf dem Wege der Reklame für den, der gutwillig das Geld im Kasten flingen läßt, als eine Sache der reinen Geschwindigkeit ist feine Hererei" in Schrift und Bild verkündet. Es fehlt nur noch die Versicherung, daß durch den famosen haarHersteller", wenn vorbeigeschüttet, auch an unrechten Stellen, 3. B. am Knie oder, wenn mit Absicht eingeschmiert, auf schäbig gewordenem Tornisterfelle Haarwuchs erzeugt werde. Troßdem kann ich mich beim Anblicke des in Schaufästen vor Augen geführten Avant's und Aprés' des Argwohns noch immer nicht erwehren, daß fie, wenn der Wahrheit gemäß entsprechen sollend, vielmehr umgekehrt stehen oder einfach nicht von links nach rechts, sondern von rechts nach linke gelesen werden müßten! Bestärkt in dieser Ansicht fühle ich mich u. A. durch den Anblick eines Absalonkopfes, den der Gasthalter père Biron im belgischen Städtchen Rochefort auf seiner Empfehlungskarte als sein Abbild mit der Unterschrift: Solche Haarfülle wuchs mir seit den 15 Jahren, wo mir der Wind meinen Hut entführte und ich darauf verzichtete, mir einen neuen zu faufen." Leibhaftig saben wir Berliner folche ,, Reklame" für hygienische Haarpflege bis vor einigen Jahren im baarhäuptig getragenen, lockenumwallten Haupte des 93 Jahre alt gemors benen Lehrers Markgraff umberwandeln. Doch schon als Gyms naftast fonnte man im Herodot vom Besuche des Schlachtfeldes von Pelufium über die Ueberrefte der 10 Jahre zuvor hier Gefallenen folgenden Bericht lesen: die Schädel der Perser find mürbe, weil dies Volk von Kindesbeinen an Kopfbedeckung trägt, die der Egypter dagegen steinbart, weil fie baarhäuptig aufwachsen." Auch die Vergleichung der Verschiedenheit, mit welcher nach heutigen Kulturgewohnheiten Mann und Weib fich tragen, führt zu gleichem Ergebnisse; das schöne, fich mehr blos schmückende als wirklich bedeckende Geschlecht behält faft aus
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der gewaltigen Hohen Brücke" Holborn Viadukt hat es ermöglicht, die Bahn von Dover bis in das Herz der Stadt Um die Beit, als vermöge der ersten Industrie- zu führen und in einer Ebene von Oxfordstreet in die City Ausstellung aller Völker( der Ausdruck ,, Weltausstellung " zu fahren, welche früher durch eine tiefe Einsenkung gewar noch nicht erfunden) London so zu sagen für Deutsch - trennt waren. trennt waren. Dabei ist ein ganzer enggebauter Stadttheil land entdeckt worden war, stritten auf einem nach Hamburg verschwunden, und nun werden auch durch das verrufene gehenden Dampfer ein Franzose und ein Engländer über Viertel St. Giles, die Stätte des Elends und des Verdie Vorzüge ihrer Hauptstädte. Der erstere zählt die brechens, welche sich zwischen den vornehmsten Verkehrsmonumentalen Gebäude von Paris auf, welchen London adern erhalten hatte, breite Straßen gelegt. Wo bleiben weber an Bahl noch an Bedeutung Aehnliches an die Seite all die Armen und Ausgestoßenen, welche bisher in jenen zu sehen habe. Das sehe nur so aus, behauptete der andere, schmutzigen Winkeln und baufälligen Häusern eine Zuflucht weil Paris eine fleine Stadt sei, in welcher sich alles zu gefunden hatten? Sie rücken hinaus in Vorstädte. So ist fammendränge. Paris , eine kleine Stadt das machte den bereits Islington , vor dreißig Jahren von Geschäftsmännern Franzosen starr und zwang die Buhörer zum Lachen. Und und Gelehrten bevorzugt, ein Stadttheil geworden, den anals wir in Hamburg antamen, stockte an der nächsten Ecke ständige Leute scheuen; die einst so freundlichen Cottages aller Verkehr, weil zwei Fuhrwerke einander in die Räder und Villen sehen vernachlässigt aus, die Vorgärten verwilgerathen waren und erst nach einer langen Weile unter end- dert; wo der Pächter des Hauses sein mit dem herkömmlosem Geschrei und Geschimpfe wieder lostamen. Wir sahen uns lichen Romfort ausgestattetes Parlour hatte, werden werden an und dachten dasselbe; wie glatt war in London stets die zehn- wines and spirits" geschenkt, und die oberen Räume und zwanzigfache Wagenmenge aneinander vorübergerollt!- beherbergen Leute, die Alles eher als respektabel sind. An beide Episoden habe ich mich oft erinnert, auch jetzt, wo Bugleich haben Dunst und Lärm der inneren Stadt von ich nach längerer Zeit London wiedergesehen habe. Ja, es der einstigen Vorstadt Besiz ergreifen und die anständigen ist keine Uebertreibung, Paris und Rom, Berlin und Wien Leute, Vermiether und Miether, sind um mehrere Meilen find fleine Städte im Vergleich mit diesem Häusermeere, weiter geflüchtet. Auf wie lange werden sie dort der Ruhe bas immer noch schneller anwächst als die übrigen Welt- und reinen Luft in jedem Sinne sich erfreuen können? Städte". Wo fängt London an und wo hört es auf? Rastlos wird weiter ins Feld hineingebaut, der Lehmboden Man rechnet gewöhnlich eine Fläche von 7 X 10 englischen giebt selbst das Baumaterial her, die Siegel werden auf Weilen, aber auch wenn man vom Mittelpunkte, etwa Chadem Fleck gestrichen und gebrannt, und im Handumdrehen ring Groß, einen Radius von 7 Meilen nimmt, umfaßt der steht eine neue Zeile von Häusern da, meistens siamesische Kreis noch immer lauter Londoner , so daß die Einwohner- 3willinge mit gemeinschaftlicher Scheidemand; und wieder zahl auf 4 und auf 5 Millionen angegeben werden kann ist ein Stück Feld von dem unerfättlichen Ungeheuer verin 700 000 Säufern. Alljährlich nimmt die Bevölkerung schlungen. Die Engländer selbst fragen sich schon, wohin um 45 000 Seelen zu und werden ungefähr 16 000 neue das führen, wo London endlich eine Grenze finden solle, Häuser gebaut; neuerdings vielleicht noch mehr, da im und bei Ausflügen wundert man sich beinahe, noch freie Innern ganze Stadttheile verschwinden und durch solche mit Natur zu sehen. breiteren Straßen ersetzt werden, folglich immer mehr Menschen weiter hinaus gedrängt werden. In der City ist stellenweise mit einer Energie Luft gemacht worden, daß man die Gegenden nicht wieder erkennt; die Aufführung
Diese Ausdehnung der Stadt wäre unmöglich ohne die Eisenbahn, welche die großen Linien unter sich und die Peripherie mit dem 3entrum verbindet. Eine herrliche Einrichtung! sagen die Einheimischen, der Fremde empfindet
nahmslos dichten Haarwuchs, wogegen der Mehrzahl der das zwängenden Männerwelt schon frühzeitig der Schädel durch die Haare mächst". Die dazumal nach Griechenland gezogenen bayerischen Soldaten famen mit ihrer dichtanschließenden Kopfmontur meist kahlköpfig zurück, ihre Nachfolger aber behielten ihren Haarschmuck, weil man ihre Helme mit Ventilation ver sah. In der bürgerlichen Praxis bekommt man wohl Berichte zu hören, wonach Jemandem auf der Seite das Haar ausfällt, mit der er einer Gasflamme zugefehrt arbeitete, und was der Beweise mehr dafür, daß der Haarschwund auf Rechnung leider gesundheitswidriger Warmhaltung kommt, die ja schon am Säuglinge Dant muhmerlicher Sucht nach falschem Inachtnehmen" geübt, ob auch noch vor ordent lichem Haarwuchse Borkenausschlag züchtet. Nicht„ Unart", sondern nur die Stimme der Natur führt den" Kleinen die Hand, wenn sie draußen auf Straßen und sonstwo die wollenen und ſammetenen Undinge von Kopfput immer wieder herunterzureißen suchen. Doch mehren sich, hier in Berlin wenigstens, schon die erfreulichen Beispiele von baa: häuptig ausgetragenen Kindern.
Wächst nach rechtzeitiger Abstellung des Fehlers oder da, wo nach schwerer Krankheit nur vorübergehendes Ausfallen er folgte, das Haar nicht von selbst wieder, so trage man lieber die bis zum Nacken reichende Stirne" mit Freimuth offen oder verschämt unter einem fünstlichen Haardache, als daß man fich mit theuer erkauften Pomaden wo möglich noch einen Bläschenausschlag anquält. Ist doch für den Augenblick die Mode, fich eine Platte stehen zu lassen" wie gesagt, so landläung daß auch der, dem dies nicht behagt, wenigstens nicht nöthig bat, fich deshalb noch graue Haare wachsen zu lassen."-
Lokales.
Gasanstalt und Elektrizitätswerfe. Unter diesem Titel wird geschrieben: Es ist eine vielfach geäußerte und auch naheliegende Befürchtung, daß die Errichtung eines Elektrizitätswerkes die Rentabilität einer bestehenden Gasanstalt beein trächtigen wird. Dieses ist nun feineswegs so unbedingt der Fall, wie es den Anschein hat. Zunächst muß noch manches Jahr dahingehen, bis sich das elektrische Licht in dem Maße in den Haushaltungen eingebürgert hat, wie heutzutage das Gaslicht, wenn ersteres auch wegen seiner großen Vorzüge schließlich den Sieg davon tragen wird. Während dieser Ueber gangszeit tritt nun, wie die Erfahrung vielfach gezeigt hat, die Erscheinung auf, daß mit der Verbreitung des elektrischen Lichtes auch der Gastonsum zunimmt. Der Grund hierzu liegt zunächst in dem durch die neue Beleuchtung gesteigerten Lebensbedürfnisse der Menschen, das sich unbedingt bei allen denen geltend macht, die abwechselnd bei dem einen und anderen Lichte zu arbeiten haben. Wer z. B. in seinem Bureau sich der elektrischen Beleuchtung erfreut und sich an die große Helligkeit gewöhnt hat, wird, wenn er für die elektrische Anlage in seiner Privatwohnung die Kosten scheut, vorläufig darnach streben, mit der alten Gasleitung annähernd dieselbe Helligkeit zu erzielen, und wird dabei seinen Gastonsum erhöhen. Andererseits läßt die von Tag zu Tag steigende Verwendung des Gases zu häus lichen Heiz- und Kochzwecken eine Abnahme des Verbrauches nicht befürchten, zumal die Gastechniker unablässig bemüht find, dieser Verwendung ihres Fabrikats welche mit der Zeit eine Existenzfrage für sie wird durch stete Verbesserung der dazu erforderlichen Apparate eine dauernde Zukunft zu fichern. Ebenso ist der Gebrauch
des Gases zum Betriebe der Gasmotoren besonders für das Klein gewerbe in Bunahme begriffen. Auf diesem Gebiete wird sich allerdings mit der Zeit eine lebhafte Ronfurrenz zwischen Gas und Elektrizität entwickeln. Man muß bei Errichtung eines Elektrizitätswertes die Aufgaben desselben nicht in einen zu engen Rahmen einschließen, vor allen Dingen nicht, mie dies gemeinbin geschieht, lediglich an die Verwendung der Elektrizität zu Be leuchtungszwecken denken. Wahrscheinlich wird sie dermaleinst zum großen Theile zum Betriebe elektrischer Motoren und in der chemischen Industrie verwandt werden. Mit den Gasmotoren haben die elektrischen Motoren den Vorzug, gemeinsam, daß sie keiner Reffelanlage bedürfen, daher weniger Raum und Wartung beanspruchen als Dampfmaschinen. Den Gasmotoren gegenüber haben die elektrischen wieder den Vorzug, daß sie teine Flamme erfordern und feinen Geruch verursachen. Im allgemeinen wird zwischen beiden die größere Leistung bei geringeren Kosten enta
lebhaft auch die Schattenseiten derselben. In der That, die Bahllosen, welche something in the city" sind, würden täglich mehrere Stunden im Omnibus oder dem Tramwagen zubringen müssen, während sie jetzt in 20 bis 25 Minuten von der Wohnung ins Komptoir gelangen. Und an die Haft, die Aufenthalte von einer halben Minute, das Suchen des richtigen Buges, das Umsteigen von einer Bahn auf die andere, das viel höhere Maß von Achtsamkeit und Thätigfeit, welches in England von den Reisenden gefordert wird, fann man sich gewöhnen. Aber entfeßlich ist die Atmosphäre. Auch wo die Bahn über die Häuser oder zwischen solchen hingeführt ist, folgen Tunnels und geschlossene Stationsgebäude einander rasch, und auf einzelnen Strecken verdient fie ihren Namen Underground nur zu sehr. Nun läuft auf jedem von vier Schienensträngen alle fünf Minuten ein Bug, das macht bei gering gerechnet achtzehnstündigem Verkehr 864 3üge für den Tag; wie wäre es möglich, daß der Qualm sich aus einem Tunnel je verzöge. Wer in den Morgenstunden nach Brompton gefahren ist, um die Kolonialausstellung oder das Kensington Museum zu be= suchen, wird sich des erstickenden Kohlendunstes auf der Fahrt noch erinnern. Schwärmer für unterirdische Bahnen mögen sich die Sache wohl überlegen, wenn auch an anderen Orten ein ähnlicher Verkehr nicht zu erwarten ist.
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Auf den Stationen und auch sonst häufig fönnte man irre werden, ob die Engländer wirklich noch das prattische Volk seien, als welches sie so viel Bewunderung finden Alle Wände des Innern sind mit Plakaten aller Art bedeckt, und mitten darunter steht der Stationsname, nicht einmal auf jeder Bahn in stets gleichförmiger Schrift; daneben Firmen von Fabrikanten und Händlern, scheinbar absichtlich in gleicher Größe und auch sonst ähnlich ausgestattet; ja, es fommen direkt irreführende schlechte Wige vor wie die Ankündigung eines Senfs in der Form„ Mustard Station". Eben so werden alle Omnibusse von Anfündigungen überwuchert, und das, worauf es dem Publikum doch mehr antommt, als auf die Adresse von Seifen-, Pillen oder Kleiderfabrikanten, die Namen der Straßen und Plätze, welche der Wagen berührt, müssen