vom Liede war eine strafrechtliche Untersuchung gegen die beiden Urheber des Betruges, beziehungsweise der qualifizirten Urfundenfälschung. Die Wittwe Höflich wurde nun dieser Tage vom hiesigen Schwurgericht zu vier Monaten Gefängniß ver nrtheilt, während ihr Mitschuldiger wegen zu großer Dumm heit" freigesprochen wurde. Die Richter hatten nicht die Uebers zeugung gewinnen können, daß er bei seinen beschränkten geistigen Fähigkeiten die zur Strafbarkeit seiner Handlung nöthige Einsicht besessen habe.
Wien , 28. Dezember. Die erste Gruppe jener Personen, welche im September anläßlich der anarchistischen Komplotte verhaftet wurden, erschien heute vor dem Ausnahmsgerichte unter der Anklage der Münzverfälschung und des Diebstahls und zwar die Silberarbeiter Otto Steidl, Johann Ondriczek und Johann Schwarz. Steidl gestand, daß der durch falsche Münzung zu erzielende Gewinn zur Förderung anarchistischer Zwecke verwendet werden sollte. Der Beuge, Graveur Bachzelt, deponirt, der Angeklagte Steidl habe ihm erzählt, daß das falsche Geld in großer Maffe hergestellt und die Mittel dazu bieten sollte, um die Ringstraße in die Luft sprengen zu können. Ferner habe ihm Steidl gefagt, daß später deutsche Münzen zur Verwendung derfelben im Deutschen Reiche hergestellt werden sollen. Das Gericht verurtheilte Steidl zu 5 Jahren, Ondriczek und Schwarz zu 3 Jahren schweren Kerkers und Stellung unter Polizeiaufficht.
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Reichsgerichts Entscheidungen. ( Nachdruck verboten.) Leipzig , 27. Dezember. Ueber das Sozialistengeset fällte der 1. Straffenat des Reichsgerichts am 23. Dezember eine intereffante Entscheidung. Der Schneider Franz Troppmann von Floß war vom Landgerichte Frankfurt a. M. auf Grund des $ 19 des Sozialistengesetes( Verbreitung verbotener Drucks schriften) unter Anflage gestellt, weil er einer Anzahl von Perfonen aus einer verbotenen Druckschrift etwas vorgelesen hatte. Das Landgericht erachtete aber hiermit den Thatbestand des § 19 nicht erfüllt und erkannte auf Freisprechung. Die Revision des Staatsanwaltes wurde vom Reichsgerichte unter folgender Begründung verworfen: Der§ 19 straft blos die Verbreitung verbotener Druckschriften, nicht auch des Inhaltes, hat also nur das gedruckte, nicht das gesprochene Wort zum Gegenstande. Es erscheint unstatthaft, über den Wortlaut hinaus, der dem Willen des Gesetzgebers hier ent spricht, den Begriff Verbreitung" auch auf den Fall auszudehnen, wo der Inhalt nur durch Vorlesen mitgetheilt ist.
Wegen Meuterei hatten sich am 12. Oktober vor dem Landgerichte Halle fünf Frauensperfonen namens Häuser, Hammer, Neumann, Hengstmann und Fischer zu verantworten. Das Gericht erachtete jedoch den Thatbestand der Meuterei nicht für erwiesen und verurtheilte nur die Häuser, die Hammer und Hengstmann wegen Sachbeschädigung zu 8 bezw. 4 und 1 Woche Gefängniß, während die beiden anderen freigesprochen wurden. Sämmtliche Angeklagte waren im Arbeitshause in Halle unter gebracht und fühlten sich dort nicht recht behaglich. Auf Anregung der Häuser und Hammer faßten fie am 1. Juli den Ents schluß, gemeinschaftlich zu entfliehen. In Ermangelung einer Leine, an der sie sich aus dem Fenster herablaffen wollten, zers schnitten die Angeklagten außer der Fischer ihre Betttücher. Die Häuser ließ sich dann von der Fischer, die jedoch den Zweck nicht tannte, eine eiserne Stange in ihre Kammer bringen und erbrach damit den Fensterladen. Sie, die Neumann und die Hengstmann stiegen dann aus dem Fenster auf das nächste Dach, doch mißglückte dieser Fluchtversuch. Während deffelben hatte die Fischer schlafend in ihrem Bette gelegen. Bu bemerken ist dabei, daß die Angeklagten den Vorsaz auszubrechen nicht aufgegeben hatten. Der Staatsanwalt führte in seiner Revision gegen dieses Urtheil aus, die Bestimmungen des Gefeßes seien unrichtig angewendet. Es sei durchaus nicht nöthig, daß jeder selbstständig an der Meuterei thätig sei, sondern es genüge, wenn bei dem einen das Bewußtsein vorhanden sei, daß die anderen mitthun. Hier liege ein gemeinschaftlich gewollter Ausbruch vor, bei welchem jede der Angeklagten thätig war. Reichsanwalt bemerkte dazu, das Unternehmen sei bereits Versuch. Festgestellt sei, daß die Angeklagten sich über einen gewaltsamen Ausbruch verständigt und Vorbereitungen zu demselben getroffen haben, daß endlich die eine mit Bustimmung ihrer Genoffinnen einen Laden ausgebrochen hatte. Wenn das kein Anfang der Ausführung, d. h. ein Versuch sein solle, so wiffe er nicht, wie ein solcher beschaffen sein solle und er be greife nicht, wie das Gericht habe sagen fönnen, die Angeklagten hätten es nicht gemeinschaftlich unternommen, mit Gewalt aus zubrechen. Das Reichsgericht hob darauf hin das Urtheil gegen die Häuser, Hammer, Neumann und Hengstmann auf und verwies die Sache an das Landgericht zurück.
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Vereine und Versammlungen.
Eine Versammlung der in Berlin in Arbeit stehenden Schuhmachergesellen war zum Montag, den 27. d. M., Vormittags, nach dem Schuhmacher- Innungshause, Fischerstr. 25, vom Gesellenvorsteher und dem Obermeister Herrn Beutel einberufen. Hier sollte eine Innungs- Gesellenschaft gegründet und ferner die Wahl des Gesellen- Ausschußes und Altgesellen vorgenommen werden. Der Gesellenvorsteher Herr Kewsti eröffnete Sie von ca. 150 Personen besuchte Versammlung und theilte zum 1. Punkt der Tages- Ordnung ungefähr folgendes mit: " Die Schuhmacher find in sehr gedrückter Lage, die Gesellen nicht zum menigsten; darum müssen Meister und Gesellen Hand in Hand gehen, um ihre Lage zu verbessern. Die Regierung hat den Handwerkern ihren Beistand versprochen, nun müssen sich dieselben, soweit fie Gesellen, nicht in Vereinen, sondern in Innungs- Gesellenschaften zusammen thun und mit den Innungen gemeinsame Forderungen an die Regierung und Gesetzgebung stellen. Ein von ihm( Redner) entworfenes Statut könne eingentlich ohne Diskussion von der Versammlung angenommen werden.( Laute Oho's und Rufe: Diskussion! änderten bald seine Meinung.) Regelung der Arbeitszeit und beffere Be zahlung der Arbeit wollen die Innungen ja auch. Die Ge fellen sollen die guten Sitten in die Meisterschaft(!) tragen, auch müffe man mit dem Zeitgeist fortschreiten. Db die Innung für diese Aufrichtigkeiten dem Redner wird Dant wiffen? Bur Distusfion führte Herr Klinger folgendes aus: In Berlin besteht schon eine Vereinigung der Gefellen; der Unterstüßungsverein deutscher Schuhmacher biete allen Schuhmachern die Hand zur Verbefferung ihrer Lage, hier find dieselben außerdem von jeder Bevormundung frei; man möge in den Innungen und auf deren Kongreffen erst aufhören, die Fachvereine zu denunziren, bevor man die Gefellen zu einem Hand in hand gehen" auffordert." Herr Runger:„ Es ist verkehrt, wenn wir zur Handarbeit wieder zurückkehren sollten; die große Ausnutzung der Maschinen wird zum Segen der Menschheit, wenn sie in derem Interesse geschieht." Solche Ausführungen mußten dem Herrn Obermeister Beutel wohl zu Kopf gestiegen sein. Er übernahm kurzer Hand den Vorsit ( hiergegen wurde heftige Oppofition gemacht) und erklärte, daß er hier Polizei sei. Meine Herren!" sagte er, Sie zu bes lehren, gebe ich auf; Sie tönnen uns aber auch nicht belehren, dazu find Sie zu jung. Mit Ihnen ist nichts anzufangen, die Situation ist mir klar. Ich schließe die Versammlung." Jeden falls hat Herr Obermeister Beutel durch sein unqualifizirbares Benehmen verhütet, daß den Herren der Staar noch gründlicher und zwar in ihrem eigenen Hause gestochen wurde.
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Mufitmeisters Herrn Nölte. Kaffenöffnung 10 Uhr. An fang 11 Uhr Vormittag. Entrée à Perfon 30 Pf. Kinder frei. Fachverein der Mechaniker, Optiker, Uhrmacher, chirurgischer und anderer Instrumentenmacher. Mittwoch, den 5. Januar 1887, Abends 8 Uhr, im Lokale des Herrn Nieft, Kommandantenstr. 71-72, Generalversammlung. Tagesordnung: 1. Kaffenbericht vom 4. Quartal. 2. Jahresbericht über die Thätigkeit des Vereins. 3. Wahl des Gesammtvor standes, Wahl der Revisoren, Wahl der Arbeitsnachweistommiffion. 4. Wie stellt sich der Verein zum Verband. 5. Verschiedenes. 6. Fragekasten. Mitgliedsbuch legitimirt.
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Gesang-, Turn- und gesellige Vereine 1c. am Donnerstag. Männergesangvererein" Lätitia" Abends 9 Uhr in Vettin's Restaurant, Veteranenstr. 19. Restaurant, Veteranenstr. 19. Männergesangverein Jugendluft" Abends 9 Uhr bei Bester, Große Hamburgerstraße 4. Männergesangverein Firmitas". Abends 8 Uhr im Restaus rant Klose, Mariannenstraße 31-32, Gefang und Mufit.- Schäfer'scher Gesangverein der Elfer". Abends 9 Uhr bei Wolf und Krüger, Staligerstraße 126, Gesang.- Turnverein Hafenhaide"( Lehrlings Abtheilung) Abends 8 Uhr Dieffenbachstraße 60-61. Berliner Turngenossenschaft"( 7. Lehrlings- Abtheilung) Abends 8 Uhr in der städtischen Turnhalle, Brizerstr. 17-18. Verein ehemaliger Dr. Döbbelin'scher Schüler", Abends 9 Uhr im Restaurant Bum Anhaltiner", Tempelhofer- Ufer, Ecke der Möckernstr.- Mufit- Dilettantenverein Roller'scher Glode" Abends 8 Uhr Friedrichsbergerstr. 10. Stenographenverein„ Alt- Cölln " Abends 9 Uhr Wallstr. 20 bei Stenographenverein Alt- Cölln" Abends 9 Uhr Wallstr. 20 bei Leonhardt." Verein Ziehlte'scher Tanzschüler Tirolienne" Abends 9 Uhr im Restaurant Poppe, Lindenstraße 106.- Rauch flub ,, Kernspiße" Abends 8 Uhr im Restaurant Holzmarktstr. 44. Rauchklub Arcona" Abends 9 Uhr bei Brandt, Forsterstraße, Ecke der Reichenbergerstraße. Rauchklub Dezimalwaage" Abends 8 Uhr im Restaurant Memelerstr. 82."
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Kleine Mittheilungen.
Stettin , 29. Dezember. Der dritte große Reichspostdampfer ist heute Mittag 12 Uhr auf der Werft des Vulfan" glücklich von Stapel gelaffen worden. Der Dampfer erhielt den Namen „ Sachsen ". Köthen , 28. Dezember. In der Nacht vom 24. zum 25. d. wurde in Drosa die 56 Jahre alte Wittwe Thiele in ihrer Wohnung ermordet.
Hirschberg, 27. Dezember. Noch immer kein Ende der Schnee Kalamität! In Folge eines schon seit mehreren Stunden anbaltenden orfanartigen Sturmes sind auf der Strecke in der Richtung nach Breslau wieder so bedeutende Schneeverwehungen hervorgetreten, daß ein Güterzug in der Nähe von Eichberg stecken geblieben ist. Es wurden ihm 5 Maschinen vorgelegt und eine größere Anzahl Arbeiter zu ihm geschickt. In Folge dieser Sperre der Strecke hatte der Breslauer Zug nicht unbes deutende Verspätung.
Breslau , 27. Dezember. ( Am Weihnachtstage erfroren.) Am 25. d. M., Morgens in der fünften Stunde, wurde durch einen Wachtmann der obdachlose Arbeiter Karl Starosti von Frost völlig erstarrt und bewußtlos auf einem Schneehaufen in der Nähe des Grundstücks Hintergasse 10b aufgefunden. Der Unglückliche verschied bereits auf dem Transport nach dem Allerheiligen- Hospital. Sein Tod ist durch Erfrieren herbeigeführt worden.
Braunschweig , 27. Dezember. Ein aufregender Vorfall ereignete sich am ersten Weihnachtsfeiertage in der Nähe unserer Stadt. Rechtsanwalt Wolff von hier machte mit seinen drei Kindern eine Ausfahrt. Abends 9 Uhr passirte der Wagen den Bahnübergang bei Rüningen . Der Kutscher fährt tros des Herannahens eines Buges und des Rufens der Bahnwärter in vollem Trabe gegen die verschlossene Barriere, welche dem Anpralle nicht widersteht, so daß der Wagen auf die Geleise zu stehen tommt. Herrn W. mit Familie gelang es noch eben, den Wagen zu verlassen, da brauste der Bug gegen das Gefährte und riß beide Pferde in Stücke. Der Kutscher, der den Bock nicht verlassen hatte, blieb auch unverlegt.
Köln , 28. Dezbr. Die erſte englische Post vom 27. d., Morgens, ist ausgeblieben. Grund: Schiff ist in Ostende wegen Unwetters im Kanal nicht herangekommen.
Dresdeu, 28. Dezember. In Folge neuer Schneeverwehungen find wieder vielfache Verkehrsstörungen eingetreten. Auf der Linie Leipzig Magdeburg eristirt noch kein Schnellzugsverkehr; auch verkehren noch keine Durchgangswagen nach Frankfurt , Köln und Hamburg .
Hamburg , 28. Dezbr. Fast erstarrt wurde gestern Abend unweit des Bahnhofes in Bergedorf ein Bierbrauergehilfe aus Hamburg aufgefunden. Derfelbe wollte, da er feine Fahr gelegenheit hatte, zu Fuß nach Neuengamme gehen, doch blieb er unterwegs im tiefen Schnee stecken, und zwar so tief, daß es ihm unmöglich war, sich allein wieder heraus zu arbeiten. Zum Glüd fam ein mit Fourage beladener Wagen des Weges, deffen Führer den laut um Hilfe Schreienden aus seiner gefahrvollen Lage befreite und ihn in Stroh gebettet weiter beförderte. Heute wurde der Verunglückte dem Allgemeinen Krankenhause zur Pflege übergeben.
Leipzig , 27. Dezember. Seit gestern ist nun auch das zweite Geleis der Berlin - Anhalter Eisenbahn frei geworden und die Züge zwischen hier und Berlin verkehren wieder regelmäßig; auf den übrigen hier einmündenden Bahnen dagegen finden noch mehr oder minder erhebliche Bugsverspätungen statt, was zumeist darin seinen Grund hat, daß noch nicht überall die zweiten Geleise freigeworden sind. Leider sind in der vergangenen Nacht in Folge des in den sächsischen Gebirgsgegenden herrschenden Schneesturmes wieder einige Linien ver schneit worden, doch sind davon meist Bahnen von untergeordneter Bedeutung betroffen worden. Fortwährend treffen noch Hiobsposten aus verschiedenen Orten Sachsens ein, wonach Leute Opfer der schrecklichen Schneestürme geworden sind. Hier trugen fich in den lezten beiden Tagen Unglücksfälle das durch zu, daß Dachdecker, welche mit dem Reinigen der Dächer von Schnee beschäftigt waren, herabstürzten; in einigen Fällen lief die Sache noch glücklich ab, dagegen erlitt bei einem der artigen Unfall am heutigen Tage der Unglückliche schwere Verlegungen, die das Schlimmste befürchten laffen.
Stigingen, 24. Dezember. Auf dem Wege zwischen Buch brunn und Repperndorf wurde eine Frau im Schnee todt aufgefunden, welche, um schneller nach Hause zu kommen, einen Seitenpfad einschlug, auf welchem fie ausgleitete, in eine mit Schnee angefüllte Vertiefung fiel und auf diese Weise ihren Tod fand. Nach Privattelegrammen liegt der Schnee in den Haßbergen über 20 Fuß hoch und bei Ermershausen und Maroldsweifach über 12 Fuß hoch. Der Postverkehr ist überall gestört.
Zürich , 28. Dezember. Der starke Schneefall der letten Tage brachte in den Eisenbahnbetrieb eine bedeutende Störung. Die Züge aus Deutschland tamen entweder gar nicht oder dann stets verspätet an. Daß auch der Gotthard einen guten Theil Schnee erhielt, dürfte nicht ganz wundern, besonders aber wurde der südliche Theil von Airolo bei Biasca stark bedacht, was mehrere größere Lawinenstürze zur Folge hatte. Der erste Sturz eine sogenannte Grundlawine, riß zwischen Rodi Fieffo und Ambri Piotta ein Stück Waldung von mehr als einer Juchart( 1 uchart= 40 000 Quadratfuß) mit sich fort und lagerte den Hauptheil am rechten Ufer des Tesfin ab. Mehrere größere und fleinere Lawinen find auf dem Terrain von Airolo zu sehen; die größte, ebenfalls eine Grundlamine, liegt ganz in der Nähe des Plates, wo das Festungswerk erbaut werden soll. Hier glaubt man sich in die Wüste versett, denn mehrere Jucharten Waldung mit Tausenden von Baumstämmen, Stei nen, Gesträuch liegt alles durch und untereinander. Nebstdem
wurden 8-10 Stallungen sammt Heurorräthen schonungslos mitgeriffen. Der Verlust von Wienschenleben aber ist glücklicher weise nicht zu beklagen. Man befürchtet jedoch nicht ohne Grund den Sturz weiterer Lawinen, denn der Schnee, der in Maffen aufliegt, ist sehr weich, weil der Föhn Einkehr hielt. Für die Gotthardbahn liegt indeffen absolut keine Gefahr vor, Dant der vorsichtigen Anlage und Verbauung der gefährlichen Stellen.
Budapest , 27. Dezember.( Hochwasser.) In Folge der heftigen Regengüffe sind die The iß, die Talabor, Taracz und Nagyag start angeschwollen und an mehreren Stellen ausges treten. Die Taracz soll einen großen Theil der Dämme der Taracz Tereseler schmalspurigen Bahn weggerissen haben. In der Marmaros ist noch keine Spur vom Winter; in Folge des milden Wetters ist auch der Schnee auf den hohen Bergkuppen geschmolzen.
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von
Wien , 28. Dezember. ( Verunglückt.) Der Bugsrevisor der Südbahn , Franz Sterba, stürzte gestern Mittags von einem Waggon eines auf der Verbindungsbahn Meidling nach dem Hauptzollamte verkehrenden Zuges in dem Steudel- Tunnel nächst der Station Favoriten auf den Bahns förper herab, wurde vom Zuge überfahren und sofort getödtet. Der verunglückte Revisor war 59 Jahre alt.
Lyon , 26. Dezember.( Ein nichtswürdiger Bubenstreich.) Bei der Weihnachts Mitternachtsmesse in der Kirche St.- Nizier zu Lyon ist eine furchtbare Katastrophe vermieden worden. Ein Unbekannter hatte eine Bombe mit brennendem Zünder am Eingang in der Nähe des Weihlefsels niedergelegt. Glücklicher weise bemerkte ein Polizeidiener dieselbe, frug fie rasch ents schloffen aus der Kirche und löschte die glimmende Zündschnur in einem Rinnstein aus. Sie wurde ins Stadthaus getragen und dort am folgenden Morgen von dem Chemiker Ferrand untersucht, welcher tonstatirte, daß ihr Plazen jedenfalls eine furchtbare Detonation veranlagt hätte. Man soll dem Miffe thäter bereits auf der Spur sein.
Paris , Dienstag, 28. Dezember. Dem Matin" zufolge ist der Berliner Kourierzug in Folge einer Entgleisung mit vierstündiger Verspätung gestern Abend 11 Uhr hier eingetroffen. Der Zugführer sei ziemlich schwer, von den Passagieren und dem übrigen Zugpersonal sei Niemand verlegt.
Jerusalem , 10. Dezember. Vor einigen Tagen wurde der hier ansässige österreichische Staatsangehörige. Eppstein bei einem Spazieritte vor den Mauern der Stadt von Beduinen überfallen und niedergemeßelt. Derfelbe hatte vor einigen Wochen von seinem in Wien verstorbenen Bruder 15 000 fl. geerbt.
Vermischtes.
Ein pfiffiger Zeitungsverleger. Der Herausgeber eines fleinen Blättchens in München ist auf den pfiffigen Einfall gekommen, sein zwei Tage altes Unternehmen durch ein Bier versprechen zugkräftig zu gestalten. Der Schlauberger verspricht nämlich in seiner Abonnements- Einladung 10 Fäffer ausges zeichnetes Pschorrbräubier" in folgender Weise. Am 22. Ja nuar 1887 wird in den Tert des neuen Blättchens in zehn Exemplaren der Saß hineingedruckt werden: Inhaber dieses Blattes bekommt ein Faß Bier." Diese zehn Eremplare werden unter die anderen hineingemischt und wer dann ein solches Blatt erhält, braucht dasselbe blos an die Redaktion einzus senden und er bekommt dann sofort ein Faß Bier zugeschickt. Thatsache!
Räuberunwesen auf Sardinien . Aus der Provinz Tagliari fommen entfeßliche Berichte über die Sicherheitszus stände auf der Insel Sardinien . Eine bewaffnete Räuberbande von etwa 40 Mitgliedern, darunter die Hälfte zu Pferde, treibt sich in den Bergen zwischen Arbus und Guspini herum. In der Nähe dieser beiden Orte giebt es Blei- und Silbers minen und man fürchtet, die Bande habe es auf dieselben abgesehen. Der Sindaco von Arbus hat im Verein mit dem Karabinieri- Kommando eine Kompagnie von etwa 100 Mann gebildet, die fich auf die Suche nach den Räubern begeben. Die Kompagnie besteht aus ausgedienten Soldaten und tüchtigen Jägern. Mit Hinterladern gut ausgerüstet, vertheilt sie sich auf vier Posten. Aber auch die Bewohner von Arbus und Guspini, Alt und Jung, Mann und Frau, haben sich aus Furcht vor einem Ueberfall mit Waffen versehen.
Ueber den Geruchsinn haben in neuester Zeit die beiden nordamerikanischen Physiologen Nichols und Bailey interessante Untersuchungen angestellt, die zu unerwarteten Ergebnissen führten. Die beiden Gelehrten füllten Fläschchen mit ver schiedengradigen, genau bestimmten Lösungen starkriechender Substanzen, Del aus Nelkengewürz, Knoblauchertraft, Blaus säure und dergl., und ließen nun eine Anzahl von Personen den betreffenden Geruch bestimmen. Dabei zeigte sich vor allem eine außerordentlich große Verschiedenartigkeit in dem Geruchsvermögen der einzelnen, während z. B. noch drei Männer Blausäure in einer Mischung rochen, bei welcher auf ein Gramm Blausäure 2000 Kilogramm Waffer Tamen, war für andere der Geruch bei einer um das Hundertfache stärkern Mischnng noch nicht wahrnehmbar. Das überraschendste Ergebniß zeigte aber der Vergleich der Empfänglichkeit der Männer und der Frauen für Gerüche; es wurden daraufhin 44 Männer und 39 Frauen untersucht, und es zeigte sich, daß die Männer einen bedeutend feineren Geruchs finn haben als die Frauen. Keine der Frauen nahm Blaus fäuregeruch mehr wahr in Mischungen von 1: 20 000 Gewichts theilen Waffer, während die Mehrzahl der Männer denselben noch in Verdünnungen von 1: 100000 erkannte. Bitronengeruch rochen die Männer noch bei einer Mischung in einem 250 000 fachen Waffervolumen, während die Frauen eine doppelt so starke Mischung brauchten, um ihn wahrzunehmen; gleiches ergab sich bei den Versuchen mit Knoblauch- und andern Gerüchen. Dieses Ergebniß steht in geradem Widers spruch mit der gewöhnlichen Annahme, daß Frauen empfängs licher für Gerüche seien als Männer, einer Ansicht, die fich wohl darauf stüßt, daß Frauen die Parfüms mehr lieben, als es die Männer thun. Doch beruht dies wahrscheinlich darauf, daß ihre Nerven von den Gerüchen weniger angegriffen werden als die der Männer, und fie daher von zu aufdringlichen Gerüchen im Verhältniß auch weniger belästigt werden.
Ein Wintergewitter. Zu den Schneestürmen in Deutsch = land und zu einer von einem Sturm begleiteten Springfluth in der Adria gefellt sich eine dritte, in dieser Jahreszeit seltene Naturerscheinung Naturerscheinung ein Gewitter. Wie aus Windischgräz in Steiermark geschrieben wird, entlud sich in der dortigen Gegend am Mittwoch um 3 Uhr Nachmittags ein Gewitter von solcher Heftigkeit, wie es selbst im Hochsommer selten vorkommt. Blig auf Bliz folgten einander unter furchtbaren Donnerschlägen und mehrere der Blige haben in der Gegend eingeschlagen.
Briefkasten der Redaktion.
Bei Anfragen bitten wir die Abonnements- Duittung beizufügen. Briefliche Antwort wird nicht ertheilt.
S. S. 126. 1. Die Abhandlung über die Darwin 'sche Theorie schließt in der ,, Internationalen Bibliothet" mit Heft 3 ab. 2. Gewiß fann ein Gemeindevertreter zum Schiedsrichter ernannt werden.
C. K. Posen. Auf das Berliner Voltsblatt" tönnen Sie bei allen Bostämtern abonniren.
Bruno, Stallschreiberstraße. Verklagen Sie Ihren bis herigen Arbeitgeber wegen Entlaffung ohne vorherige 14 tágige Kündigung bei der Gewerbedeputation des Magistrats, Köllnisches Rathhaus, Breitestr. 20a.
Der Fachverein der Steinträger Berlin's veranstaltet am Sonntag, den 2. Januar in der Tonhalle, Friedrichstr. 112, zum Besten der Wittwen und Waisen der im legten Jahre verstorbenen Kollegen eine große Matinée unter Mitwirkung des Gesangvereins Kornblume". Humoristische Vorträge von Herrn Müller. Konzert der 30 Mann starken Kapelle des Berantwortlich für den politischen Theil und Soziales Mar Echippel, für Vereine und Versammlungen F. Tukauer, für den übrigen Theil der Beitung St. Gronheim, sämmtlich in Berlin .