Eine sonderbare„ Entrüftungskomödie" ist in Halle a. S. aufgeführt worden. Dort hatte der Vorstand des konservativen Vereins auf legten Dienstag eine Versammlung veranstaltet, in welcher nur solche Personen, laut Anzeige, Eintritt hatten, welche schon vorher entrüstet waren. Einige nicht Entrüstete, welche die Annonze wohl nicht aufmerksam gelesen hatten, wur den deshalb auch und zwar nicht besonders höflich aus der Versammlung hinauskomplimentirt. Nun konnte die Komödie recht glatt vor sich gehen. Sämmtliche Redner bewegten fich in chauvinistischen und afterpatriotischen Phrasen und der mehrfache, wie auf Rommando, erschallende Applaus zeugte von der Verständnißlosigkeit der Zuhörer, die meist aus den zufammengetrommelten Kriegervereinlern bestanden.
Neue deutsch - russische Spinnerei. Jenseits der deutsch rufftschen Grenze ist die große Kammgarnspinnerei von F. G. Schön bei Sielce( Stammhaus Werdau in Sachsen ) vor einiger Zeit in Betrieb gefeßt worden. Dem Kapital ist es also gleichgiltig, wo es ſein Geld verdient, aber es verdenkt es dem Arbeiter höchlichft, wenn er ähnliche internationale Neigungen befundet! Dazu ist dasselbe Unternehmerthum der Träger der nationalen" Wirthschaftspolitik! Jst unter solchen Verhältnissen von Gesinnung" überhaupt noch zu reden?
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Armer Finanzminister. Ein konservatives Blatt, die Königsberger Beitung", spricht von der mangelhaften Durch bildung" der Steuerpläne des Herrn von Scholz. Die Allg. 3tg." in München druckt dies Kompliment mit großem Bes hagen nach.
Die Berner Arbeiter suchen nach der Bür. Post" die Ehre, an der Spitze der Arbeiter Refervetasfe treten und fie organifiren zu müssen, anderen Ortschaften zu zufchieben. Sie finden, daß Bern hierfür nicht der richtige Crt sei und daß die hierzu besonders qualifizirten Personen fehlen. Sollte dennoch Bern aus der Abstimmung als Vorort hervorgehen, so werden die dortigen Grütli- und ArbeiterDereine in späteren Versammlungen die Frage noch eingehender prüfen, ob sie das ihnen übertragene Mandat annehmen können. Die stadtbernische Sektion des Grütlivereins hat sich mit 68 Stimmen für Winterthur als Vorort der genannten Kasse ausgesprochen. Vier Stimmen fielen auf Chaurdefonds, auf Bern felber keine.
Rußland.
Aus Petersburg wird vom 27. d. berichtet: Die Passanten wurden gestern früh durch den Anblick einer Menge riesen großer roihgedruckter Platate, welche von Nihilisten herrührten und eine nihilistische Proflamation enthielten, überrascht. Merkwürdigerweise waren die Plakate an den Häusern der belebtesten Gaffen von Petersburg angebracht. In der Proklamation wird dem russischen Volke deffen baldige Befreiung vom Bartyrannen in Aussicht gestellt. Die Proflamationen tragen die Unterschrift: Das Exekutivkomité der Narodnaja Woija".
Die in Genf erscheinende nihilistische Zeitung Wiestnit Narodnoi Woli", deren Eingehen neulich gemeldet wurde, berichtet in ihrem legten Buche u. a. auch über den bekannten Einbruch, welchen ihre Druckerei erlitten hat. Der Redakteur, Tychomirom theilt darüber das Folgende mit: Das fünfte Buch der Wiestniť u. f. w." war beinahe vollendet; die legten Blätter befanden sich in den Händen des Segers und sollte der Druck am Montag, den 22. November beginnen, als unsere Druckerei von einem unerwarteten Ueberfall betroffen wurde, der das Erscheinen des Buches auf längere Zeit zu verzögern drohte. In der Nacht vom 20. auf den 21. November drangen drei Menschen in die Druckerei
in der sich auch ein Lager verschiedener Parteischriften befand. Die Einbrecher richteten in der Druckerei sowie im Lager große Verwüstungen an. Sie warfen den noch stehenden Sat zusammen, mischten die Buchstaben in Sen Kästen wirr durcheinander und verursachten überhaupt ganz bedeutenden Schaden. Druckerei und Lager boten am Sonntag Morgen, als unsere Kameraden im Druckereilokal erschienen, das Bild eines förmlichen Chaos. Am Boden lagen zerstreute Buchstaben und zerrissene Blätter wirr umber. Besonders schienen es die Einbrecher auf das 5. Buch der Wiestnit" abgesehen zu haben. Der letzte Bogen, der zwar fertig, aber noch nicht broschirt war, war völlig vernichtet worden. Außerdem hatten die Einbrecher ein Werk der Druckerei, einen Bogen ausgewählter Artikel von Al. Herzen aus dem Kolokol zerstört. Bei der Frage nach den Thätern war der Gedanke eines Verbrechens in gewinnsüchtiger Abficht von vornherein ausge schloff n. Auch an einen persönlichen Racheatt konnte nicht gedacht werden, da weder der Vorsteher der Druckerei noch die in derselben beschäftigte Kameraden persönliche Feinde besaßen. In der russischen Emigration zeigten sich zwar verschiedene feindliche Standpunkte innerhalb derselben befindet sich aber nicht eine einzige Persönlichkeit, auf die auch nur einen Augenblick der Verdacht der. Thäterschaft sich lenken konnte. Der Res daftion blieb schließlich nur eine Annahme übrig, und zwar die, daß die Einbrecher ruffische Polizeiagenten gewesen.
,, Ich bin ganz entzückt von den tausend Pfund meiner Mutter, Charles" ,, Sehr großmüthig von ihr. Aber so ist sie immer."
Ihre Rente wurde ihr stets sehr regelmäßig bezahlt, fuhr Lord Marney fort ,,, sei nur immer pünktlich in Deinen 3ahlungen; wie viel Vortheile daraus erwachsen, ist gar nicht zu sagen. Wenn ich nicht so pünktlich meiner Mutter ihre Rente bezahlt hätte, würde sie höchst wahrscheinlich nicht im Stande gewesen sein, Dir die tausend Pfund zu geben und deshalb bist Du eigentlich mir für dieselben verpflichtet."
ney.
Egremont wurde etwas ungeduldig, sagte aber nichts. Ich muß meiner Mutter die Rente bezahlen, ob die Kornschober verbrannt werden oder nicht," sagte Lord MarDas ist sehr hart, meinst Du nicht auch?" Aber das waren ja Bingley's Kornschober." Allein er war nicht versichert und wird deshalb eine Ermäßigung feines Pachtgeldes verlangen; wenn ich mich nicht veranlaßt sehe, sie ihm zu gewähren, was auch wahrscheinlich der Fall sein wird denn er hätte diese Dinge denn er hätte diese Dinge vorhersehen sollen so. habe ich selbst Kornschober und sie fönnen jede Nacht verbrannt werden." ,, Aber Du bist doch natürlich versichert?"
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Nein, ich bin's nicht, ich berechne, daß es vortheilhafter ist, ich lasse es darauf ankommen."
" Ich wundere mich, warum jetzt Kornfchober angezündet werden, und warum es in früheren Zeiten nicht geschah," fagte Egremont.
Weil wir jest Uebervölkerung haben," sagte Lord Marney ,,, und keine genügende Polizei."
Du sprachst von der Wahl, Georg, fagte Egremont nicht ohne ein gewisses Widerstreben; da das Eis einmal gebrochen war, wollte er den Gegenstand auch zur Erlediqung bringen. Lord Marney hatte vor der Wahl an seine Mutter, die ihn wegen dieses Schrittes um Rath fragte, einen Brief geschrieben, der sie entzückte, von dem Egremont aber jetzt gewünscht hätte, daß er etwas bestimmter gewesen wäre. Aber in der Aufregung, die eine erste Wahl zu begleiten pflegt, unterdrückte er seine 3weifel und überredete
Die liberale Vereinigung von Brüffel beschloß unter Mit wirkung zahlreicher Gesinnungsgenossen aus der Proving die Berufung eines Kongreffes, um auf Grundlage des Revistons programms eine einheitliche Organisation aller freifinnigen Elemente im ganzen Lande zu erzielen. Paul Janson erklärte, das Prinzip der persönlichen Wehrpflicht, das die gemäßigten Liberalen früher verworfen, sei iegt einstimmig von der ge sammten Partei angenommen. Ein Gleiches müsse geschehen betreffs der Abschaffung des Zensus und der Trennung der Kirche vom Staate. Unter solchen Bedingungen würde der progreffistische" Rongreß dem allgemeinen liberalen Kongreffe als Einleitung dienen. Wollen die gemäßigten Liberalen nicht mit uns für die Verfassungsrevision einstehen, so werden wir gegen diefelben auftreten und sie bekämpfen. Ein einmüthiges Handeln der Liberalen würde der ohnmächtigen klerikalen Herrschaft bald ein Ende machen.
Ueber den Stand der städtischen Voltsbiblio theken von Paris macht der" Temps" folgende Mitthei lungen: Von 1878 bis 1885 ist die Zahl dieser Bibliotheken von 7 auf 48, die Zahl der gelesenen Bände von 28 938 auf 1031 167 gestiegen. In dem ersten Jahre 1884 auf 1885 nahm die Zahl der Leser um 331 405 zu. Neben diesen 48 städtischen Bibliotheken giebt es noch 15 private Voltsbibliotheken, die von der Stadt eine gleichmäßige Subvention von je 2000 Fr. pro Jahr erhalten. Die Mitglieder der legteren Bibliotheken zahlen 25 bis 50 Cent. monatlich; die Bibliotheken enthalten 72000 Bände, die Zahl der Leser brträgt 17 000. Bis jett Bis jetzt hat die Stadt noch nicht in allen Bezirken Bibliotheken ers richten können; sie kann dies nur nach und nach thun. Das Verlangen darnach ist überall sehr groß. Die Million Leser tosten der Stadt 200 000 Frs.; das gelesene oder geliehene Buch repräsentirt also einen Werth von 20 Cent. Auf ein Buch, das in der Bibliothek gelesen wird, kommen 7, die nach Hause genommen werden. In einzelnen Bezirken kommen auf 1000 Einwohner 6-800 Leser; das 2. Arondissement zählt sogar 928 Lefer auf 1000 Einwohner. Gelesen werden von 100 Büchern 55 Romane, was nicht zuviel ist, wenn man bedenkt, daß es viele Leserinnen giebt und daß die Leute meist zur Ers holung von angestrengter Arbeit lesen. Auch sorgt die städtische Kommission dafür, daß keine Schundwaare in die Bibliothek tommt. Nach den Romanen kommen die Reisebe schreibungen, Sittenschilderungen, historischen Skizzen, wiffenschaftliche Erörterungen u. s. m. Auch die Zahl der gelesenen Bücher, die nur belehrender Natur find, nimmt bedeutend zu; fte ist z. B. im letzten Jahr von 299 000 auf 451000 ge stiegen. Immer mehr begehrt werden auch die Werke in frem den Sprachen und fünstlerische Werke fünstlerische Werke( Zeichenvorlagen, Partituren u. f. w.) Die Zahl der Bände beträgt jetzt 164 344, gegen das Vorjahr ein Mehr von 30 500. Bergleicht man diese Zahl mit der Zahl der Leser, so findet man, daß jeder Band im Jahre durchschnittlich 6 bis 7 Mal gelesen wird.
Die englische Ministerkrisis bleibt nach wie vor ein Zustand, deffen Verlauf sich nicht vorhersagen läßt. Die ,, Voff. 3tg." meldet darüber: Jm Rabinetsrath wurden wider Erwarten teine Schritte gethan, Churchill's Widereintritt zu er möglichen. Das Rabinet billigt vielmehr das Verhalten Salis bury's, weil derselbe eher seinen Schazkanzlerposten geopfert habe, als eine Verminderung des Flottenetats zu genehmigen. Das Rabinet hieß auch die mit Hartington angeknüpften Unterhandlungen gut, drückte jedoch die Meinung aus, daß, wenn Hartington ablehne, die Regierung nicht zögern sollte, mit ihrem Programm vor das Parlament zu treten. Der Zusammentritt des Parlaments wird bis Februar verschoben. Die Vereinigung mit den liberalen Unionisten ist durch die Abneigung der Torypartei, Dartington als Premier anzunehmen, erschwert. Die Antwort Hartington's auf die Eröffnungen Salisbury' s ist noch nicht eingetroffen.
Die bulgarische Deputation ist von Lord Jddesleigh in nicht offizieller Weise empfangen worden.
In dem soeben erschienenen Jahresberichte des ultrafreihändlerischen Cobden Klubs für 1886 heißt es, daß im Klub wegen der unter den Mitgliedern und im Ausschusse herrschenden Spaltung die irische Frage nicht habe behandelt werden können. Auch das Klub- Bankett mußte in diesem Jahre wegen der obwaltenden Zwiftigkeiten ausgesetzt werden. Es ist auf unbestimmte Zeit verschoben und wird wohl auch, wie ein Korrespondent der ,, M. Allg." bemerkt, im nächsten Jahre nicht stattfinden können. Da man sich in Deutschland über die Geldmittel des Cobden Klubs vielfach die wunderlichsten Vorstellungen macht, so werden die Ziffern seines Budgets von Intereffe sein. Die Einnahmen beliefen sich im vorhergegangenen Jahre aus den regelmäßigen Beiträgen und gelegentlichen Schenkungen der Mitglieder auf 5744 Pf. St. Dies ist in England gewiß eine sehr mäßige Summe nicht mehr als viele Leute vom wohlhabenderen Bürgerſtande an Jahreseinkommen haaen. Die Ausgaben des Klubs betrugen
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sich selbst, daß er nicht allein mit der Billigung, sondern auch im Auftrage seines Bruders kandidire.
,, Du sprachst von der Wahl, Georg," sagte Egremont. " Ja von der Wahl, Charles. Kurz und gut, ich wünsche, daß es Dir gut geht. In Geldverlegenheiten sein ist eins der unangenehmsten Dinge im Leben. Es verdirbt den Humor, drückt den Geist herab, stört die Ruhe und untergräbt die Gesundheit. Wenn Du es irgend vermeiden kannst, gräbt die Gesundheit. Wenn Du es irgend vermeiden kannst, mache keine Schulden. Und wenn Du durch irgend einen Umstand in Verlegenheit geräthst, komme zu mir. In solchen Augenblicken ist nichts so werthvoll, wie der Rath eines faltblütigen Freundes."
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So werthvoll wie der Beistand eines taltherzigen Freundes," dachte Egremont, dem der Ton der Unterhaltung nicht gerade behagte.
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4930 Bfb. St. Davon kommen 3582 Pf. St. auf die bei Caffel u. Cie. veranstalteten Veröffentlichungen. Etwa weitere 800 Pf. St. wurden bei anderen Verlegern und Buchhändlern verausgabt. Der eigentliche Schriftführer, Herr Gowing, erhielt 110 Pf. St. als Gehalt. Das Jahresgastmahl in Greenwich veranlaßte 1885 eine Ausgabe von 416 Pf. St. Der einzige Schriftsteller, der für literarische Arbeit eine Summe erhielt, war der alte Fürsprecher des Genoffenschaftswesens und Ver treter der Gewerkvereinssache, Herr G. Holyoake. Die Summe belief fich auf den ärmlichen Betrag von 13 Guineen. Wie man steht, ist das Gold des Cobden- Klubs" doch nicht so weit verbreitet, als man manchmal behauptet.
Der Bester Lloyd" schreibt:„ Die Zusammenkunft der bulgarischen Deputirten mit dem Fürsten Alexander hat selbstverständlich nicht verfehlt, großen Effekt hervorzurufen. Allüberall, wo man der politischen Klugheit nnd der politischen Vorsicht das erste Wort einräumt, wird dieser Schritt der bulgarischen Deputirten lebhaft mißbilligt, da er einerseits total aussichtslos, andererseits nur geeignet sei, den 3orn und den Haß der Ruffen gegen die Bulgaren zu steigern. Vorderhand glaubt man sich noch damit trösten zu können, daß der Verkehr der Abgesandten der Sobranje mit dem Fürsten Alexander ohne weitere Konsequenzen bleiben werde, da der Fürst selbst nicht gestatten werde, seinen Namen für irgend ein abenteuerliches Unternehmen zu gebrauchen. Es find aber auch andere Versionen im Umlaufe, welche die Dinge in ernsterem Lichte erscheinen lassen und als ein Beispiel derselben sei die nachfolgende Darlegung des Wiener Korrespondeten des„ Daily Telegraph " zitirt: Da alle Bemühungen der Bulgaren , die Krifts auf der Basis des Berliner Vertrages zu lösen, gescheitert find, so ist es wohl möglich, daß nunmehr eine Lösung außer halb des Vertrags gesucht werden wird. Was geschehen kann, ist folgendes: Den zur Verzweiflung getriebenen Bulgaren ist es wohl zuzumuthen, daß fie eine legte Anstrengung machen werden, ihr Land vor Rußland zu retten. Die Jdee, Bulgarien zu einem selbst ständigen Königreiche zu proklamiren, wird sich zweifellos von selbst aufdrängen und von unwiderstehlicher Anziehungskraft für das patriotische bulgarische Volt fich erweisen. Die Bulgaren würden einfach das Beispiel ihrer Nachbarn nachahmen und Europa vor die vollzogene Thatsache setzen. Einen König würden sie nicht lange zu suchen haben. Wenn sich jemals ein Fürst Anspruch auf die Königsfrone erworben, so ist es Fürst Alexander von Battenberg . Wenn er einwilligen würde, fein Schicksal nochmals an das jenige seines Adoptiv- Vaterlandes zu knüpfen und das Wagniß, das mit der Annahme der Königskrone verbunden, zu ristiren, so würde seine Rückkehr vom bulgarischen Volke mit unbegrenz tem Enthusiasmus begrüßt werden. Eine Erhebung in Mate donien würde dann vielleicht folgen. Die Verhältnisse waren reif hierfür, lange ehe die bulgarische Krisis ausgebrochen. Solch ein Vorgang würde wahrscheinlich den Mächten höchst unbequem erscheinen, aber die letteren haben es mit der Existenz der Bul garen leicht genug genommen und diese mögen fich nicht weiter gebunden erachten, die Stimmung Europas in Rücksicht zu ziehen." Ob das nur der Ausdruck der privaten Meinung des Korres spondenten sei, oder ob wir darin den voraus geworfenen Schatten" fommender Ereignisse zu erblicken haben, vermögen wir im Augenblick nicht zu entscheiden.
Amerika.
Die Angestellten der Pferdebahn in Brooklyn stellten am 23. d. M. ihren Dienst plöglich ein. Sie hatten von der Direktion die Reduktion des Arbeitstages auf 12 Stunden vers langt, welches Verlangen abschläglich beschieden worden war. Der Pferdebahnverkehr ruht vollständig. Das Publikum steht auf Seiten der Streifenden, welche denn auch ihre Forderung durchseßen werden. Eine Einigung wird wahrscheinlich_bald zu Stande kommen. Auf der Strecke Louisville Nashville Louisville- Nashville ftreiten die Betriebsbeamten ebenfalls. Sie hatten durch eine Deputation um eine geringe Lohnerhöhung nachsuchen lassen. Diese wurde nicht nur verweigert, sondern die Mitglieder der Deputation auch sofort entlassen. Da erklärten sich die übrigen Beamten mit den Deputationsmitgliedern für solidarisch und verließen sämmtlich ihre Posten. Auch hier dürfte der Streik zu Gunsten der Streifenden erledigt werden.
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Gerichts- Zeitung.
Bezüglich der Krantenversicherungspflicht der gegen Tagelohn beschäftigten Tagearbeiter fällte gestern die 96. Abtheilung des Berliner Schöffengerichts eine bemerkenswerthe Entscheidung. Der Holz- und Kohlenhändler Michaelis hatte sich vor dem gedachten Gericht wegen Nichtanmeldung des Ar beiters Glaubus, der auf seinem Holzplas vom 13. bis 26. September cr. beschäftigt gewesen ist, zur Ortskrankenkasse zu ver antworten. Der Angeklagte räumte die Thatsache ein, daß Glaubus in der fraglichen Zeit bei ihm beschäftigt gewesen ist, er behauptet aber, zur Anmeldung desselben zur Krankenkasse nicht verpflichtet gewesen zu sein. Sein Holzanweiser nehme täglich so viele Arbeiter zum Kleinmachen von Hol; und zum
Grubenarbeitern herrührten. Neuerdings hat man Inschriften gefunden, die von Christen herrühren sollen, welche von den Römern zur Arbeit in den Bergwerken verurtheilt worden waren. Bis jetzt hatte man in Laurion noch keine Spur von Christen gefunden. In Thoricum, gegenüber der Stadt und den Bergwerken von Laurion ( die bekanntlich von einer französischen Gesellschaft wieder ausgebeutet werden auf die Metallreste hin, welche bei dem unvollkommenen Verfahren der Alten in den Schlacken zurückgeblieben find), ist von der amerikanischen archäologischen Schule in Athen das Theater ausgegraben worden; es stellt sich als sehr alterthümlich heraus ( im Athenäum" wird behauptet, daß es aus dem 5. Jahr hundert stammt); die Size waren alle aus dem Felsen ausgeschnitten, überhaupt war die Form des Theaters durch die natürliche Beschaffenheit des Berges start beeinflußt worden. Mit dem Proszenium in einer Linie lag links ein kleiner Dionysostempel, während zur Rechten zwei wohl für die Schauspieler beſtimmte Zimmer aus dem Felsen ausgebauen waren. In Laurion selbst find interessante Gräber zum Vorschein gefommen, mit mehreren Vasen von schöner Zeichnung und geistreich erfundenen Terrakottafiguren. Noch intereffanter ist vielleicht ein antifer Grubenhammer, der in eine Lage Galmet eingebettet gefunden wurde. Der hölzerne Griff war auf eine Strecke von fünfzehn Zoll versteinert. Der Kopf des Hammers, der in eine scharfe zum Anhauen des Metalls gebrauchte Spize ausgeht, ist von Bronze.
Aber es giebt etwas, wovor Du Dich ganz besonders hüten mußt," fuhr Lord Marney fort, noch schlimmer als in Geldverlegenheiten sein, ist, sie vertuschen zu wollen. Das Vertuschungssystem ist verderblich und führt zum Bankerott; man wird niemals frei. Nun, Charles, was ich eingebettet gefunden wurde. für Dich thun möchte, iſt, Dich in jeder Beziehung gut zu stellen. Ich wünsche Dich schuldenfrei zu sehen; mehr als bies: in meiner Lage, die Dich für immer vor Plagen dieser Art bewahrt.
,, Er ist doch ein guter Kerl," dachte Egremont. Die tausend Pfund meiner Mutter tamen sehr zu rechter Beit," sagte Lord Marney, es ist ein Bissen, der die Leute zufrieden stellen wird, bis wir uns abgefunden
haben."
,, Es drängt ja nicht," sagte Egremont ,,,, wenn ich weiß, woran ich bin und ihnen schreibe, dann werden sie selbst verständlich sich zufrieden geben." ( Forts. folgt.)
Aus Kunst und Leben.
In den antiten Bergwerken von Laurion , deren Er träge bekanntlich Themistokles in den Stand septen, die athenische Flotte zu bauen, und Perikles die Mittel gaben, die Burg von Athen mit Kunstwerken auszuschmücken, find schon viele Gegenstände gefunden worden, welche von den antiken
Gräberfund. Vor einiger Zeit, als Schliemann das Grab Alexanders des Großen aufdecken wollte, fam ein Italiener auf die Idee, das Grab Alarich' s im Busento zu suchen. Wenn dagegen eingewendet wurde, daffelbe beruhe auf Dich weise an fich üblich war. So ist jetzt ein solches Grab im tung, so zeigen doch andererseits Funde, daß diese Bestattungss Torrente di Negrar bei Negrar di Valpolicella( Venetien ) gefunden worden. Auf dem Grunde dieses Flüßchens lag un beachtet ein Steinblock von quadratischem Querschnitt und etwa 0,80 Meter Seitenlänge. Ein Ungewitter ließ den Bergstrom anschwellen, und das Waffer rüdte den Stein, auf den Nies mand früher geachtet hatte, von seiner Stelle. Nach dem Abe laufen der Hochfluth wurde nun eine Grabkammer fichtbar, welche der Stein gedeckt hatte. Dieselbe war von sechs Steinen gebildet und enthielt drei menschliche Schädel und verbrannte zerkleinerte Gebeine, sowie einen Terrakottakrug von grauem Thon ohne Verzierung, der eine Lampe, ebenfalls von Terratotta mit der Darstellung eines geflügelten Genius, in Relief enthielt.