Beilage zum Berliner Volksblatt.

306.

Staub- und Stickhuften.

Von Dr. Paul Niemeyer.

[ Nachdruck verboten.]

In der schulmäßigen Krankheitslehre galt's vor einigen Sahrzehnten als eine Art von Entdeckung, als ein Knappschafts­arzt des Harzgebirges unter dem Namen Bergmannslunge" eine tranfhafte Veränderung im Athemorgane der Bergwerks­arbeiter beschrieb, herrührend vom Eindringen des im Schachte reichlich umberfliegenden und von den Leuten gewohnheitsmäßig eingeathmeten groben Kohlenunrathes. Kaum aber war der Blid einmal in diese Richtung gelenkt, als bald darauf die Tabaks, Zinnober, Steinhauer-" und andere Lungen hinzu tamen. Wie leblose Trichinen äußern fich die staubförmigen, manchmal aber splitterspießscharfen Abfälle des im Binnen­raume verarbeiteten Rohstoffes, nachdem sie mit dem Athem­Luftstrome ins Bruſtinnere gerathen und in das zarte Gewebe des Lungenschwammдebildes( Parenchyms") ein­gedrungen, um darin fest fißen zu bleiben, am häu Sigften bet den Steinhauern, deren aus der Leiche Lungen fich stellenweise wie mit heransgenommene Steinfand gefüllte Riffen anfühlen. Fügt's das Unglück, daß folch' Arbeiter fich bei einem Sturze das Genic bricht, so bietet bie gerichtliche Sektion Gelegenheit, die Fremdkörper, so zu fagen, auf der Reise zu ertappen, indem man, besonders bei Opfern eines Häuserneubaues, auch die ganze Innenfläche der Luftröhre mit folch' grobem Unrathe wie besät findet. Sollte man's aber glauben, daß sogar ein so großer Geist, wie der erst jüngst bei der Mendelssohnfeier wieder mit Nachdruck ge nannte Spinoza , dieser gemeinen Krankheitsursache schon mit 45 Jahren erliegen mußte? Wenn's gewöhnlich heißt, dieser Philosoph habe sich vom vielen Sigen am Studirtische die Lungensucht geholt, so übersieht man, daß er, weil er vom Schreiben allein nicht leben fonnte, sich nebenbei in Anfertigung optischer Gläser eine Erwerbsquelle eröffnete, deren Gesund­heitswidrigkeit aber heutzutage im Lebensversicherungswesen fo bekannt, daß selbst noch jugendliche Glasschleifer als un ficheres Rifito" gelten. Ja sogar auch Müller, Bäcker, Tape sirer nud andere Gewerke dieser Art werden von diesem Stand punkte mit besonderer Vorsicht abgeschätzt.

Viel

Die neuere Hygiene nun schritt in der Erkenntniß so weit vor, daß fie die Staublunge der Gewerbehygiene höchstens als Annenfälligere und gröbere Form gelten läßt, gegen deren Auf­treten auch die Arbeitgeber durch Einführung von Staub, respiratoren bereits vorbeugende Maßregeln treffen. wichtiger erscheint ihr die Aufgabe, das Volk dahin aufzuklären, baß Staub und Staubeinathmung auch in Haus und Familie graffiren" und dadurch besonders bedenklich werden, daß wir, uns dieser Fährlichkeit über der langen Gewöhnung gar nicht bewußt, wenn sie sich z. B. im nächtlichen Bell- oder, falschem" Bräunehusten der Kinder äußert, andere Ursachen, besonders die liebe Erkältung mit den Haaren herbeiziehen. Wie aber gleich im vorigen Aufsaße mitgetheilt, zeigt bereits die zweijährige Kindeslunge den Befund der vollendeten Staubinvasion. Ebenso hat Jeder von uns das untrügliche Zeichen davon schon auf ber Hand liegend" vor Augen gehabt, wenn er im Morgen­auswurfe, nachdem er sich lange mit trockenen Hustenstößen abgequält, den Schaum und Schleim schwarz oder, wie die Kunstaussprache sich ausdruckt froschlaichartig" gefärbt fand. Woher nun schluckt selbst der vornehm Wohnende und sonst auf Sauberkeit peinlichst haltende diesen Unrath? Auch biese Frage beantwortete uns bereits ein Dubois Reymond: vom Gebrauche des Feuers", d. h. von Heizkörpern und threr Beschickung erst mit dem staubverbreitenden Brennstoffe der Kohlen und dann ihrer Reinigung durch Herausnahme des noch stäubenden mehr Aschenrück standes. Jm ausgeprägten Bilde bekommt man diese Stubenstaublunge wohl im Spitale zu fehen, wenn hier ein sonst kräftiges und bisher gesundes Dienstmädchen eintritt, weil's auf einmal heiser und fursathmig wurde und, ohne groß auszuwerfen, Tag und Nacht hüftelt und huſtet. Eine starke Erkältung, bei dieser Winterkälte wohl begreiflich" meinte un maßgeblich die Herrschaft, während der hygienisch einfichtige Arzt maßgeblich auf daszhalbe Dußend von Defen Gewicht legt, welche das arme Geschöpf bei dieser Kälte täglich zu be­schicken und vorher von gewaltigen Aschenstaubbergen zu reinigen hat. Doch auch die wegen der Kälte den

[ Nahdruck verboten.]

Kohle.

Bei dem Herannahen des Winters dürften einige Notizen über die Kohle und ihr Wesen nicht unwillkommen sein, hat sie sich doch in der Gegenwart zu einem der un­entbehrlichsten Gebrauchsartikel empor geschwungen. Ihrem Wesen nach ist die Kohle ein Berseßungsprodukt der orga­nischen Materie, und zwar erfolgt die Berseßung auf ver­schiedene Weise, entweder durch Erhigung bei Luftabschluß oder durch Vermoderung oder endlich durch Einwirkung von Säuren. Stets ist sie eine komplizirt zusammengesetzte Ma­terie, die außer Kohlenstoff, welcher nie identisch mit Kohle ist, noch Wasserstoff, Sauerstoff und sehr häufig Stickstoff in organischer Verbindung enthält. Je nach der Art des zersezenden Eingriffs nun und je nach der Dauer desselben faßt sie mehr oder weniger dieser Elemente in sich und steht entweder der primären organischen Materie, oder dem Kohlen­

stoffe näher.

Die Form der Kohle ist in der Regel amorph, d. h. formlos, mißgestaltet, fortwährend anders, so der Lampenrus, ber Kienruß, die Buckerkohle, doch behält sie auch häufig die Form ihrer primären organischen Materie bei, so in der Holzkohle und Knochenkohle, die genau die Struktur des Holzes, beziehentlich der Knochen bis in die feinsten Details zeigen.

Die verschiedenen im Erdenschoße abgelagerten Kohlen, welche als Brennmaterialien benutzt werden, sind durch Vermoderung aus Pflanzensubstanz hervorgegangen und in ihnen lassen sich deutlich die Uebergänge der Primär­substanz zu immer fohlenstoffreicher werdenden Materien ver­folgen. Von der Anfangssubstanz, dem Holz, ausgehend, bilden der Torf, die Braunkohlen, die Steinkohlen, die An­thrazite( Kohlenblende) ebenso viel Uebergangsstufen des allmälig sich vollziehenden Bersetzungsprozesses, wobei die einzelnen Glieder der Reihe aber nicht sprungweise aufein­ander folgen, sondern in einander verschwindende Ueber­gänge bilden. So sind die jüngsten Torfe der Pflanzen­substanz noch sehr ähnlich, während die ältesten ganz und gar das Aeußere und die chemische Zusammensetzung der

Freitag den 31. Dezember 1886.

lieben langen Tag über drinnen gefangen gehaltenen Kinder erregen durch immer auffälligeren, an Krampf­und Stidanfälle streifenden Husten Besorgniß, aber die Frau Mutter, welche diese Zeilen etwa zu der Stunde zu Ge fichte bekommt, wo eben frisch Staub gewischt worden und selbst noch die Oberfläche des Pianos wie ein Spiegel erglänzt, tann fich nicht denken, daß dieser Husten mit Staubeinathmung zusammenhängen soll. Nun wohl! wenn's ihr Ernst damit ist, so führe sie nur mal einen Schlag auf's Polster des Sophas, eines Stubles oder klopfe zwischen beiden Händen ein Stück Portière, so wird sie den Krankheitserreger" in hellen Massen au wirbeln sehen. Doch auch ohne diesen Angriff enthüllt in er fich im verdunkelten Zimmer, dessen Inneres nur durch eine Riße der volle Sonnenstrahl einfällt und einen förmlichen Staubballen erkennen läßt. Wer ein Mikroskop zur Hand hat, lege auf irgend ein erhöhtes Möbelstück ein mit Glyzerin angetupftes Objektglas und nach wenigen Stunden wird er ein Präparat vor sich haben, in welchem er bei blos 200 Vergrößerungen richtige Splitterpfeile von Holz und Kohlenabfall entdeckt. Bedurfte es doch auch in der Landwirthschaft erst dieses näheren Hin­sebens, um die wahre Natur des sogenannten Getreideroftes zu erfennen. Hatte man ihn von jeher auf die Einwirkung der falten Witterung geschoben, so erkannte man jetzt als wahre Ursache des Befallenwerden" der Halme von schädlichen, von anderen Pflanzen, besonders Berberigensträuchern stammenden, durch den Wind davongetragenen Keimen, also auch hier nicht Erkältung, sondern Staubkrankheit!

Aus einem Leinwaarengeschäfte meldeten sich bei Früh jahrswitterung zu gleicher Zeit drei Angestellte wegen plöglich und heftig eingetretenen Katarrhs mit Hustenreiz zu ärztlicher Behandlung, nachdem sie noch beim anstrengenden und weit­läufigen Geschäfte der Inventuraufnahme mit voller Kraft theilgenommen. Da nun bei dieser Arbeit die sonst sorgfältig geschlossenen Fenster und Thüren offen gehalten zu werden pflegen, so unterlags für die Frau Mama des Einen feinem Bweifel, daß der arme Junge, der sich ohnehin nicht einmal durch ein warmes Halstuch zu schüßen verstanden, sich von dem gräglichen Zuge heftig ertältet haben müsse. Er selbst jedoch daß es der Belehrung nicht unzugänglich, daß zeigte fich ihm und seinen Leidensgefährten vielmehr der bei der Inventur maffenhaft aufgewirbelte und eben darum das Deffnen der Fenster gebietende Staub angethan habe. Kam's doch in diesen Tagen auch beim ganzen übrigen Personale zum vorübergehenden Ausbruche eines förmlichen Hustentonzertes. Bum Stickbusten der Kinder führt die an­haltend erduldete Staubinvasion dadurch, daß sie laufend die Kehle austrocknet und das Splitter sich zunächst oben im Halse, besonders im Drüsenschwamme der beiden Mandeln einnisten, welche davon entzündlich anschwellen. Indem Kinder sich noch nicht auf gefliffentliches Unterdrücken und schlankes Verarbeiten des Hustenreizes verstehen und auch sonst an nichts wichtigeres zu denken haben, leben fie fich in der Stubengefangenschaft in Erklärte doch ein die bösen Krampfzufälle förmlich hinein. namhafter Schulmediziner meines Namens für wirksamstes Heilmittel gegen diese Kinderkrankheit die Ruthe! Vom hygienischen Standpunkte füge ich binzu und Bewegung im Freien, eine Verordnung, welche durch folgende Erläuterung verständlich wird.

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Wenn schon nach einem altbiblischen Spruche ,, Staub­freffen" das Loos des Menschen sein Leben lang", und wenn's bekanntlich ohne diese Zugabe selbst in den lichten Höhen der einsamen Bergstraße eben so wenig abgeht, wie in der Wüste, deren Söhne den Sand geradezu löffelweise schlucken, so thut er feinen sonderlichen Schaden da, wo der Einathmung alsbald fräftige Ausathmung folgt, wie z. B. beim durch die Sahara hoch zu Roß dahinjagenden Araber. Bur verderblichen Ein­nistung fommt's erst da, wo bei unbeweglichem Verhalten wohl gemächlich ein, aber nur schwach und träge ausgeathmet wird. Beispielsweise athmet und hustet die sich unten im Tanze drehende Jugend den eingeathmeten Staub ebenso rasch wieder der droben fiedelnde Geiger aus, den Feind in stundenlanger Sigung einsaugt und einnisten läßt läßt das Vorbild der mannigfaltigen Formen jenes Stuben­hockerthumes, das man als Schwindsuchtskandidaten" schon von weitem erkennt. Jahrelang mögen fie fich mit ihrem blos stubenluftigen" Aussehen und leichtem trockenen Husten wohl­auf fühlen, bis plötzlich ein Staubsplitter da drinnen die

wogegen

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Braunkohle haben, und in derselben Weise endlich geht die Braunkohle zur Steinkohle über. Es kann daher häufig sehr schwer sein, darüber zu entscheiden, welcher Gattung ein vor­liegendes Brennmaterial angehört, ja es tann unmöglich sein, einen Entscheid darüber zu treffen, wenn nicht das Vor­kommen bekannt ist. Letzteres giebt insofern Aufschluß, als man die der Tertiärperiode angehörenden Kohlen als Braun­kohlen, und die älteren geologischen Perioden entstammenden als Steinkohlen bezeichnet, während der Torf ein Produkt der Neuzeit ist.

Bei den Steinkohlen sind Pflanzenreste selten mit bloßem Auge zu erkennen, da deren schwarze Farbe, Glanz und Bruch nicht die geringste Verwandtschaft mit pflanz­lichen Gebilden wahrnehmen lassen, in denen aber das Mikroskop noch deutlich die Elementarorgane der Pflanzen, Bellen und Gefäße, nachweisen läßt.

Pflanzensubstanz, finden sich in allen Kohlenarten, nur find Dieselben Bestandtheile, wie in der ursprünglichen eben, wie bereits erwähnt, in jeder Kohlenforte die Mischungs­verhältnisse andere. Auch die den Pflanzen eigenen organi schen, unverbrennlichen Bestandtheile fehlen nicht, doch sind diese vielfach modifizirt, theils durch Wasser ausgewaschen, theils durch Infiltrationen gelöfter Substanzen die mannig­fachsten fremden Körper hinzugelangt, welche beim Verbrennen als Asche zurückbleiben und sowohl durch ihre Menge, als auch durch die schädliche Wirkung, welche sie auszuüben im Stande find, erheblich vermindernd auf den Werth der Kohlenart wirken fönnen.

Die Menge von Wärme, welche bei der Verbrennung der einzelnen Brennmaterialien frei wird, bezeichnet man technisch als Brennkraft, und zwar ist dieselbe je nach der chemischen Busammensetzung verschieden. Ihre Größe be­zeichnet man entweder in Form von Wärmeeinheiten oder so, daß man die Brennkraft des reinen Kohlenstoffes( 8080 Wärmeinh.) als Einheit annimmt und die der übrigen Brennmaterialien mit dieser vergleicht. Unter Sugrunde­legung des Kohlenstoffes als Einheit sind für die einzelnen Materialien folgende Werthe ermittelt worden: Hola 0,36 bis 0,47, Korf 0,37-0,65, Braunkohle 0,43-0,85, Stein­bis 0,47, Torf 0,37-0,65, Braunkohle 0,43-0,85, Stein­

3. Jahrg

spinnwebendünne Wand des Lungenhaargefäßneges anbohrt und Blutsturz bewirkt, der um so bedenklicher ausläuft, je mehr er durch fortgesezte Unbeweglichkeit in Bett- und Stuben. gefangenschaft geradezu gezüchtet wird.

Kommunales.

Stadtverordneten- Versammlung.

Sizung vom Donnerstag, den 30. Dezember Der Stadtverordneten- Vorsteher Herr Dr. Stryd er öffnet die Sigung um 5 Uhr mit einer Reihe geschäftlicher Mittheilungen unwesentlicher Art.

Nach Eintritt in die Tagesordnung wird ein Gesuch um Verleihung eines Stipendiums geschäftsordnungs mäßig erledigt.

Die Verlegung der im Weichbilde Berlins belegenen Strecke der Berlin- Stettiner Eisenbahn verlangen verschiedene Petitionen des Haus und Grundbefizervereins" und dortiger Bewohner. Der Petitionsausschuß empfiehlt durch seinen Berichterstatter Stadtv. a ß, die Petitionen dem Ma gistrat mit dem Ersuchen zur Berücksichtigung zu überweisen Der Versammlung baldthunlichst eine nähere Mittheilung in dieser Angelegenheit zu machen.

Stadtbaurath obrecht hebt hervor, daß der eigentliche Schwerpunkt im Geldpunkte liege; es sei noch ganz ungewiß, welchen Beitrag die Stadt und welchen der Fiskus zu leisten haben würde. Der Magistrat stehe in Unterhandlung mit dem Eisenbahnfiskus; verschiedene Projekte seien aufgetaucht und wieder verworfen worden. Das eine wolle den Verkehr auf der im Weichbilde belegenen Strecke der Stettiner Bahn auf den Bahnhof Gesundbrunnen und von dort durch die Ringbahn nach dem Stettiner Bahnhof leiten. Ein zweiter Vorschlag gehe dahin, den Bahndamm zu erhöhen, um so eine Durch führung der geschnittenen Straßen zu ermöglichen. Alle Vors schläge schwebten aber in der Luft, so lange die Geldfrage nicht gelöst sei; jedenfalls würde die Durchführung eines jeden Projekts von der Stadt bedeutende Opfer erfor dern. Der Magistrat thue alles, was zur För derung der Angelegenheit sich thun laffe. Die Initiative zum Vorgehen liege aber auf Seiten der Regierung. Im Aus Schußantrage zeige sich ein gewisses Mißtrauen, als wenn der Magistrat es an dem erforderlichen Eifer habe fehlen laffen. Er bitte deshalb, die Petitionen dem Magistrat nur zur Bere fügung zu überweisen.

Nach längerer Diskussion, in welcher der Stadtv. MeyerI einen Antrag im Sinne des Magistratskommissars stellt, der von den Stadtv. Gehrt, Dopp und Pizmann bekämpft wird, lehnt die Versammlung den Ausschußantrag ab und nimmt den des Stadtv. Meyer an, wonach die Petitionen dem Magistrat zur Verfügung gestellt werden.

Es folgt die Wahl der Mitglieder der Eins schätzungskommission mittelst Stimmzettel. Gewählt werden aus der Stadtverordneten- Versammlung 20 und aus der Zahl der Einkommensteuerpflichtigen 40 Personen. Als Erfaßmänner werden 10 Stadtverordnete und 14 Mitglieder der anderen Kategorie gewählt.

3ur Verbreiterung der Chausseestraße hatte der Magiftrat beantragt, eine Fläche von 22 qm vor dem Grundstück Nr 4 zum Preise von 240 M. pro qm zu er werben. Der von der Versammlung eingefegte Ausschuß hat den Preis auf 220 M. herabgefeßt und empfiehlt durch seinen Berichterstatter Stadtv. Gehricke, mit dieser Veränderung den Magistratsantrag anzunehmen. Die Versammlung beschließt demgemäß.

Einige Rechnungen werden auf Antrag des Rech nungsausschusses dechargirt.

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Auf dem Terrain der früher Wöhlert= schen Maschinenbau Aktiengesellschaft sollen drei drei neue Straßen gezogen werden, und der Magistrat hatte ihre Auf­nahme in die Abtheilung X des Bebauungsplanes beantragt. Im Auftrage des zur Vorprüfung niedergefeßten Ausschusses empfiehlt Stadtv. Weiß folgenden Antrag: Die Stadt verordneten Versammlung erklärt sich damit einverstanden, daß nach Maßgabe der vorliegenden Projektzeichnungen und der nachfolgenden Bestimmungen Baufluchtlinien anf dem Terrain der früher Wöhlert'schen Maschinenbau- und Eisengießerei­Aftien Gesellschaft an der Chauffeestraße von dem jeßigen

tohle 0,79-0,96, Torffohle 0,33-0,85, Holzkohle 0,64 bis 0,97, Koats 0,84-0,97.

Aehnliche Umwandlungen, wie sie sich durch den Ver moderungsprozeß im Laufe unermeßlich langer Zeiträume vollzogen haben, lassen sich künstlich nachahmen. Erhitzt man Holz bei Luftabschluß, so erhält man je nach der dabei wirkendenden Temperatur Produkte, die in ihrer Zusammen­seßung eine vollständige Parallele zu den Torfen, Braun­kohlen, Steinkohlen und Anthraziten bilden. Ueber den Kohlenreichthum der Erde, insbesondere über den Europa's, find nun von verschiedenen Seiten und zu verschiedenen Beiten planmäßige Nachweise geliefert worden, und es dürfte die Schäßung von Simmersbach der Wirklichkeit am

nächsten kommen.

Von ganz besonderem Reichthum sind die englischen Steinkohlenlager, und zwar sind es in der Hauptsache brei große Kohlenbecken, das von Newcastle mit 2000 m Fläche und 18 Flößen, das Zentralbecken mit 4800 m Fläche und das von Süd- Wales mit 2850 m Fläche und 25 Flößen. Aus allen allen englischen Gruben werden jährlich gegen 170 Millionen Tonnen Steinfohlen gefördert, von denen im Jahre 1884 noch über 20 Millionen Tonnen exportirt

wurden. Allerdings geht dieser Export von Jahr zu Jahr zurück, weil sich Nordamerika in Bezug auf Kohle von England frei macht, Asien in nicht zu langer Zeit feine ungeheuren Kohlenlager in Betrieb gebracht haben wird und bei den Ländern des Kontinents gleichfalls eine Emanzipation vom englischen Steinkohlenmarkte eingetreten ist.

Wenn nun England pro Jahr gegen 150 Mill. Tonnen Steinkohlen fördert, so hält der unterirdische Vorrath dieses schwarzen Goldes" noch auf 600 bis 800 Jahre vor und nicht, wie man früher irrthümlich annahm, nur 105 Jahre.

Entschieden günstiger als in England sind die Kohlen­verhältnisse in Deutschland . Nach vorgenommenen fach männischen Ermittelungen enthält das Ruhrkohlenbecken weit über über eine Billion Zentner Steinkohlen , die im Stande wären, den gegenwärtigen Betrieb der westfälischen Groß­industrie auf über 1000 Jahre zu unterhalten. Das Ruhr­tohlenbecken hat über 70 bauwürdige Flöße mit ungefähr