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baß derjenige, welcher die Arbeit leistet, auch den Anspruch Bei auf den Ertrag der der Arbeit hat. dieser Sachlage können die Arbeiter Deutschlands obgleich gerade in diesen Tagen wieder viel Tausend Men­schen sich des Produktes ihrer fleißigen Hände freuten tein fröhliches Neujahr feiern.

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Dumpf und schwül liegt über dem Volke die Sorge für die Erhaltung des Friedens; die im Prinzip bereits beschlossene Verstärkung der für den Kriegsfall einzustellen­ben Wehrleute um mehr als eine halbe Million lastet namentlich schwer auf denjenigen Leuten, welche, im fräf­tigsten Mannesalter stehend, Frau und Kinder zu versorgen

haben.

Auf wirthschaftlichem Gebiet, durch die herrschende Produktionsweise fast nahezu erschöpft, sieht sich der vierte Stand, die Arbeiterklasse, durch die immer mehr um sich greifende Reaktion in seinen politischen Rechten eingeschränkt und dadurch der Möglichkeit beraubt, in nachdrücklicher Weise kräftig für die Besserstellung seiner Lage einzutreten.

Unter einem Ausnahmegesez, dessen Verlängerung und Verschärfung in Aussicht gestellt ist, leidend, fehlt dem Ar­beiterstand jede Bewegungsfähigkeit, jede Möglichkeit einer Mitbetheiligung, welche doch die einzige Vorausseßung ist für eine ernste und gründliche soziale Reform.

Von diesen Gefühlen werden Millionen deutscher Ar­beiter gerade zum Jahresanfang beseelt sein, und wo sich Arbeitsgenossen am heutigen Tage treffen, da wird mit dem Händedruck das Gelöbniß verbunden sein, nicht zu ruhen und zu rasten, bis den Arbeitern ihr Recht auf ein menschenwürdiges Dasein geworden ist.

Die ökonomische Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat die wirthschaftlichen Fragen in den Vordergrund gedrängt, die Gesetzgebung wird mehr und mehr zu der Ueberzeugung ge­langen, daß das Wohl und Wehe der Völker von der ge­rechten Lösung dieser Fragen abhängt. An der gedeihlichen Lösung derselben eifrig mitzuarbeiten, ist das Recht und die Pflicht aller Arbeiter, und mehr als je fordert der gegen­wärtige Moment dazu auf, treu und fest zusammen zu sfehen in dem Kampfe gegen die Gegner auf politischem und wirthschaftlichem Gebiet.

Abficht glauben wir gern. Nach unserer Auffassung hat aber der bayerische Landtag bei einer Aenderung der Verfassung mitzu sprechen, und in ihm wird sich eine Majorität für eine so tief eingreifende Aenderung, wie es die des Heimathrechtes sein müßte, schwerlich finden.

Die gereizte Stimmung, die anläßlich der Debatten über das Sozialistengeset zwischen den beiden kartellbrüderlichen Organen, der Nat.- Btg." und der Kreuzztg.", ausgebrochen war, ist vorläufig noch nicht beigelegt. Es geht in der scharfen Tonart weiter. So schreibt die" Nat.- 3tg.":" Die Neue Preuß. 3tg." ist ganz aus dem Häuschen" darüber, daß wir der Verbannung von Sozialdemokraten aus dem deutschen Reichsgebiet auch unter der Vorausseßung, daß dieselbe durch Richterspruch erfolgte, feinen Geschmack abge­winnen können. Natürlich droht sie wieder mit der Auf­hebung des Kartells". Wir schlagen ihr vor, Diese Drohung stereotypiren zu lassen; bei der häufigen An­wendung derselben wird dies eine Erleichterung für die tech­nische Herstellung des Blattes mit fich bringen. Unsere Haupt­forge", so versichert die N. Pr. 3tg.", scheine zu sein, die Deutschfreisinnigen zu versöhnen und nach Möglichkeit heranzu­ziehen. Offenbar! Jede unserer Nummern giebt ja den Be­weis dafür. Die Deutschfreisinnigen brennen auch darauf, allen­falls für die nochmalige Verlängerung des Sozialistengesezes, wie es ist, zu stimmen! Was wirklich unsere Hauptsorge" in dieser Frage ist, das haben wir deutlich genug dargelegt: zu verhüten, daß durch die dauernde Gewöhnung von Hunder­tausenden an eine durch keine Repressivmittel zu beseitigende ge­heime Agitation dieselbe Staatsordnung untergraben wird, welche man durch immer neue Verschärfungen der Unterdrückungs­maßregeln sichern zu können glaubt. Wir wünschen, daß end­lich wieder eine politische Beurtheilung der sozialdemokra tischen Agitation an die Stelle der polizeilichen trete." Der letzte Say flingt gar nicht übel in seiner vornehmen" Faffung; gewöhnliche Plebejer wie wir würden so plump sein, seinen Sinn folgendermaßen auszudrücken: Wir wünschen, daß endlich an Stelle des Herrn v. Puttkamer Herr v. Bennigsen Minister des Innern wird."

Ein sauberer Streit spielt sich augenblicklich zwischen zwei offiziösen Organen, den Berl. Pol. Nachrichten" und der Kölnischen Beitung" ab. Der letteren war von den B. Pol. N." vorgeworfen worden, fte habe aus der ihr eigenen allgemeinen Dienstbefliffenheit" oder aus Unwissenheit Batten­Die bergsche Kufukseier in ihre Spalten eingeschmuggelt." ,, Köln . 3tg." antwortete, indem sie den Herausgeber jener offiziösen Korrespondenz, Herrn Schweinburg, ehrenrühriger Die unerschütterliche Ueberzeugung von der Gerechtig- Handlungen bezichtigte und erklärte, er sei aus ihren Diensten Sie behauptete weiterhin, daß er sich in feit und Durchführbarkeit einer wahren und durchgreifenden seiner journalistischen Thätigkeit das Ansehen nicht zu sichern fozialen Reform verleiht dem arbeitenden Volke Muth und gewußt habe, welches dazu erforderlich ist, um Beziehungen zu Ausdauer, seinen Forderungen zum Siege zu verhelfen. Staatsmännern in leitender Etellung zu pflegen". Herrn

Je dunkler die Gegenwart scheint, je lichter strahlt die Zukunft und gestützt auf die eigene, unüberwindliche Kraft, wird es gelingen, dem gesammten Volte nicht wie heut nur einem winzigen Bruchtheil eine freundliche Jugend, eine auskömmliche Existenz bei fleißiger Arbeit und ein sorgenloses Alter zu gewähren.

Dann erst wird die übergroße Majorität unseres Volkes freudigen Herzens das neue Jahr antreten können, dann wird in keinem Haus, in keiner Familie um diese Zeit die wahre Festesfreude fehlen, und was leider heut so unendlich Vielen nicht vergönnt ist, werden dann Alle, Alle feiern:

Ein fröhliches neues Jahr!

Politische Uebersicht.

Ueber die Gründe, aus denen sich die Einbringung der Novelle zum Sozialistengesetz im Reichstage bis jetzt verzögert hat, die aber am 16. Januar erfolgen soll, wird hin und her tonjetturirt, ohne daß Bestimmtes bis jetzt bekannt ge= worden wäre. Der Berliner Korrespondent des Hamb . Korr." bemerkt dazu:" Die Aufklärung würde nicht allzu schwierig sein, wenn sich das Gerücht bestätigt, daß die Vorlage erst in den Ausschüssen des Bundesraths ihre jezige Form erhalten habe und daß in diesem Stadium der Verhandlung die praktisch bedeutsamsten Bestimmungen des Entwurfs eingefügt worden seien. Ist das richtig, so würde sich die Angabe erklären, daß erst nach der Beschlußfaffung im Bundesrath die Ausarbeitung der Begründung in Angriff genommen worden sei, mit der zur Beit das preußische Ministerium des Innern beschäftigt ist. Bu einer besonderen Beschleunigung dieser Arbeiten liegt eine Ver­anlaffung nicht vor, da der Reichstag erst in der zweiten Hälfte des Januar wieder zusammentritt."

Ueber die Expatriirung und die bayerischen Re­Tervatrechte läßt sich die Magdeb. 3tg." aus München fchreiben, es heiße dort, die bayerische Staatsregie rung habe im Bundesrath auf diese Frage bereits hingewiesen. Sie soll es nicht abgelehnt haben, durch Aenderung des Landes­An diese gefeßes die Schwierigkeit" zu beseitigen." An diese

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schont. Wenn er nach Hause kam, fand er hier die er­wünschte Ruhe und 3erstreuung an der Seite seines ge­liebten und liebevollen Weibes, fand er ein Hauswesen, wie er es sich nicht besser zu wünschen vermochte. Und doch war er in seinem Innern nicht zufrieden und nicht so glück lich, wie es den Anschein hatte. Es fehlte etwas zu seinem Glücke, zu seinem vollem, ungetrübten Glücke;-es fehlte seine Tochter, sein einziges Kind aus erster Ehe.

Was war mit ihr geschehen? Warum hatte sie das elterliche Laus verlassen? War es ihr freier Wille, oder wurde sie gewaltsam hinausgedrängt, und wer war es denn, der sie von der Seite ihres Vaters riß?

Die bösen 3ungen gaben darauf Bescheid. Ja, man kann nicht einmal sagen, die bösen 3ungen allein. Selbst die guten Freunde des Hauses, die als solche sich in vielen Fällen bewährten, stimmten da in ihrem Urtheil, in ihrer Meinung überein. Es ist eben eine Stiefmutter, so sagten Alle, als die Frage, wer wohl das arme Kind aus dem Hause gebracht, aufs Tapet kam. Die ersten Monate nach der Vermählung hatten die Drei, Mann und Frau, wie Röschen, seine Tochter aus erster Ehe, in harmonischer Ein­tracht gelebt. Die Stiefmutter schien wirklich von dem aufrichtigsten Bestreben erfüllt, die Anwartschaft auf jenen Thron zu erringen, den ihr Gatte im Traum ge­sehen hatte. Sie war eine zärtliche und liebevolle Mutter; fie war aufmerksam und sorgsam, und sie erfüllte, so weit es in ihrer Macht stand, jeden Wunsch des Kindes, den sie ihm von den Augen ablesen konnte. Sie befand fich immer und überall in Gesellschaft ihrer Tochter, fie nahm keine Einladung an, ohne sich von ihr begleiten zu lassen, sie besuchte kein Theater, fein Konzert, feine wie immer geartete Unterhaltung ohne ihr liebes Röschen und wenn etwas in ihrem Benehmen zu tadeln gewesen wäre, fo war es vielleicht die Schwäche und die Nachgiebigkeit, bie sie der Tochter ihres Mannes gegenüber in ausge­dehntester Weise walten ließ. Wie oft im Laufe des Jahres hatte ihr ihr Mann darüber Vorwürfe machen müssen.

Wäre Röschen nicht schon ein erwachsenes Mädchen, Du hättest sie gewiß ganz verzogen", so lauteten wiederholt bie Vorwürfe, die Karl gegen seine Frau erhob. Und nicht

entlassen worden.

Finanzminister v. Scholz, der sich bekanntlich in offenem Reichs­fag seiner Beziehungen zu Herrn Schweinburg rühmte, scheint demnach die Köln . 3tg." zu den Stoatsmännern in leitender Stellung" nicht zu rechnen. Herr Schweinburg fordert natürlich Beweise und bezeichnet Redakteur wie Herausgeber der Köln . 3tg.", die sich gleichfalls hoher amtlicher Beziehungen erfreuen soll, als ehrabschneiderische verleumderische Wichte". So sieht es in den Mundstücken aus, deren die Regierung fich bedient, um zum Volfe zu sprechen. Sie mögen manchmal recht nüßliche Dienste verrichten; aber reinlich sind sie nicht. Was aber ihren Streit anbetrifft, so neigen wir uns der alten Ansicht zu: daß der Rabbi und der Mönch, daß sie alle beide stinken!

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Ueber die offiziöse Presse und ihren Feldzug gegen die Stöckerei" fällt die Nation" folgendes Urtheil: Schärfer als bei dieser Gelegenheit ist die Erbärmlichkeit der offiziösen Presse selten hervorgetreten; diese Presse bleibt immer dieselbe; aber es ist nicht immer gleich leicht, ihren Charakter zu erweisen, der darin besteht, feinen Charakter zu haben. Wettern sie heute gegen Herrn Stöcker, so werden sie morgen vielleicht diesen Ehrenmann wieder auf den Schild erheben und einen neuen Luther nennen. Sollte man für diese Art Preffe ein Symbol suchen, so wären jene fleinen Menschenköpfe aus Gummi zu empfehlen, die der leiseste Druck verändert; der leiseste Druck macht aus einem lachenden ein weinendes, aus einem drohenden ein freundliches Gesicht, und wer das Ding in der Hand hat, ist Herr seiner Züge. Bu bedauern wäre derjenige, der vor diesen Fraßen sich seine fünstlerische Bildung erwerben wollte; wie traurig und verhängnißvoll muß es sein, daß Tausende in Deutschland vor derartigen papiernen Fragen, die in nichts beffer find, ihre politische Erziehung vollenden und daß es sogar ein Zeichen des guten Bürgers" sein soll, wenn er an­dachtsvoll und gläubig sich durch diese offiziösen Lehrmittel geistig und moralisch zu Grunde richten läßt."

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Die Stöckerei und Muckerei stört den Kartell­frieden noch immer. Der Reichsbote" spricht in seiner bilder­reichen Sprache von der in ihrem Sumpfe ertrinkenden Post", die die Balken verschluckt habe, welche ihr die Kreuz- Beitung" an den Kopf geworfen hätte. Die Kreuz- Beitung" fonstatirt, daß die" Post" den Schandfleck der Felonie ohne Widerspruch trage, und spricht von dem findischen und ohnmächtigen Ver­

er allein sprach so. Auch seine Anverwandten, seine Freunde und Bekannten waren derselben Meinung und äußerten sich in ähnlicher Weise. Ja, selbst Röschen fühlte dies oft selbst, und sie sagte öfters: Mama, wenn Du mich so verwöhnst, dann werde ich niemals aus dem Hause wollen, und ich möchte Dich auch gar nie im Leben mehr ver­lassen!"

Und nach kaum einem halben Jahre war das schöne Kind nicht mehr im Hause, es war über Nacht wie ver­schwunden. Die ferner Stehenden wußten sich dieses plötz­liche Verschwinden nicht zu enträthseln. Es mußte etwas ganz Besonderes vorgefallen sein, so raunten sich die Leute zu; Besonderes, jawohl, aber was? Die Frage blieb un­beantwortet, und weil man eben feinen andern Grund dafür anzugeben nermochte, so wurde der nächstgelegene geltend gemacht: was wird da weiter vorgefallen sein, es ist eben eine Stiefmutter und die ist um tein Haar besser als alle andern Stiefmütter. Das Benehmen Karls, nach dem seine Tochter aus dem Hause entfernt war, schien diese allgemein verbreitete Ansicht zu bestätigen. Als ihn einer seiner Freunde einmal direkt fragte: Was ist denn mit Deiner Tochter geschehen, warum sieht man sie gar nicht mehr", da zuckte er mit den Achseln, und mit einem schweren mehr", da zuckte er mit den Achseln, und mit einem schweren Seufzer erwiderte er: ,, Lass' das, ich bitt' Dich, frag mich nicht darum." Man fragte auch nicht mehr, man respektirte das Geheimniß, das hier obwaltete; je weniger man es aber im Haufe Karls berührte, desto mehr besprach man es in den gesellschaftlichen Kreisen, in denen fich die P...' schen Eheleute zu bewegen pflegten.

Was war aber wirklich geschehen? Das Stubenmädchen hatte einige Andeutungen ihrem Geliebten gegenüber gemacht, dieser hatte für möglichste Verbreitung gesorgt, und was man auf diesem Umwege vernahm, bestärkte eben die all­gemeine Annahme, daß die herzlose Stiefmutter das Kind aus dem Hause getrieben habe.

An einem Vormittag, so wurde erzählt, waren Mutter und Tochter im 3immer eingeschlossen; man hörte keine Worte, nur lautes Schluchzen; beide schienen zu weinen, und das dauerte ungefähr eine ganze Stunde. Als die Thüren wieder aufgesperrt worden waren, bemerkte das

suche der Post", sich der auf ihr lastenden Verachtung zu ents ziehen. Die Poſt" zahlt selbstverständlich in gleicher Münze, und so sorgt die Kartellpresse für ihre eigene Lächerlichkeit. Die Germania " giebt übrigens der Kreuz- Beitung" den guten Rath, Herrn Stöder zu verabschieden, der es mit seltener Begabung fertig gebracht habe, sich bei Protestanten wie Katholiken unmög lich zu machen.

Niederhaltung der Fachvereine. Aus Greiz geht uns in Abschrift eine Verfügung der dortigen Regierung zu, die in ihret bureaukratischen Trockenheit und Kürze verräth, welch scharfe Luft augenblicklich in den oberen Regionen gegen die gewerkschaftlichen Arbeiterorganisationen herrscht. Sie ist gerichtet an den Steinmez Herrn Theodor Harnisch in Greiz und lautet: Die von Ihnen unter Ueberreichung eines Statutenentwurfs erbetene Genehmigung zur Bildung eines Fachvereins der Steinmegen fönnen wir aus polizeilichen Rück fichten nach eingeforderter gutachtlicher Aeußerung der hiesigen städtischen Polizeibehörde nicht ertheilen. Sie werden zugleich zur Bescheidung der Mitunterzeichner jenes Gesuchs hiervon in Kenntniß gesetzt. Greiz , am 26. November 1887. Fürstlich Reuß- Plauische Landesregierung."

Der Arbeiterverein Dresden- Neustadt erläßt folgende Bekanntmachung. Wie schon bekannt ist, hat sich wieder ein Restaurateur gefunden, welcher einen Gast und zwar den Land­tagsabgeordneten Herrn August Kaden ausgewiesen hat, nur darum, weil der genannte Abgeordnete Sozialdemokrat ist und infolge dessen die Arbeiterinteressen vertritt; was aber den In­habern unten genannter Lokale nicht paßt. Herr Frit Anger­mann hat nun erklärt, er habe nur dem Drängen gewisser Leute nachgegeben. Dieses ändert aber nichts an der Sache. Arbeiter! Wo einer ausgewiesen wird, läuft jeder Arbeiter Ge fahr, wenn er nicht die Gesinnung des Wirthes theilt, ausge wiesen zu werden. Aus diesem Grunde und aus Solidaritäts­gefühl zu dem Ausgewiesenen, halten wir an dem Beschluß, nicht in solche Lokale zu gehen, fest. Arbeiter Dresdens ! Wollt Ihr nun, daß die Vertreter Eurer Sache anständiger behandelt und der Handlungsweise, welche nur Dresden schändet, ein Damm entgegengesetzt wird, so muß es Eure heiligste Pflicht sein, an diesem Beschluß mit festzuhalten. Es giebt noch viele Restaurants, wo man den Arbeiter mit seinen Vertretern gern fieht. Die Lokale, wo Herr Mar Kayser, früherer Reichstags­abgeordneter, und Herr August Kaden , Landtagsabgeordneter, ausgewiesen wurden, heißen: Kaffee König, Dresden- Alt­stadt, Restaurant zum Mond, Baußnerstraße, Rades berger Bierhalle, Hauptstraße, Dresdner Raths­feller, Am Neustädter Markt, Restaurant Frig An­germann, fleine Meißnergaffe und Neustädter Markt- Ecke. Wir bitten alle Arbeiter, diese Lokale zu meiden und die Herren unter sich zu lassen.

Das Recht einer mäßigen väterlichen Büchtignng" wünscht der Antisemitenhäuptling Dr. Ernst Henrici in

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der Staatsb. 3tg." für die Weißen gegenüber den Negern in Afrika . Wir sind die entschiedensten Gegner der Prügelstrafe, aber mir müffen gestehen, einer solchen Knutengefinnung" gegenüber, wie sie sich in diesem Vorschlag ausspricht, hat ihre Anwendung etwas verlockendes.

Die Würzburger Wahltragikomödie hat einen vor­läufigen Abschluß erhalten. Bei dem legten elften Wahl­gange fehlten nämlich 40 liberale Wahlmänner; da nun zwei Drittel der Wahlmänner an dem Afte theilnehmen müssen, soll derselbe giltig sein, so kam man wiederum zu feinem Resultate. Nun will man sich damit helfen, daß man zunächst von der Veranstaltung weiterer Wahlabgänge abfieht und einen solchen nur anberaumt, wenn mindestens 60 Wahlmänner es verlangen. Es liegt auf der Hand, daß dies Mittel zur Abhilfe nicht ge­nügt. In der Intention des Gesetzgebers liegt es, daß so lange fortgewählt wird, bis eine giltige Wahl zu Stande kommt. Dieser Intention widerspricht es, wenn die Wahl auf unbe­stimmte Zeit vertagt wird. Auch ist nicht ersichtlich, auf welche gefeßlichen Gründe man sich stüßt, wenn man die Festsetzung eines neuen Termins davon abhängig macht, daß mindestens 60 Wahlmänner einen solchen verlangen. Wenn nun aber selbst der Fall eintreten sollte, daß jene Sechszig sich melden, so ist dadurch ein Zustandekommen der Wahl durchaus noch nicht verbürgt. Im Gegentheil muß angenommen werden, daß die Wahlmänner aus der bevorstehenden längeren Ruhepause frische Kräfte" schöpfen und mit erneutem Kampfesmuthe in Die Wahlschlacht sich stürzen werden. Abhelfen kann eben nur das gesezgeberische Eingreifen der Regierung und des Land­tages.

Bum Posener Sozialistenproze meldet die ,, Pos. 3tg.": Bei dem hier bevorstehenden Sozialistenprozeß, welcher am 2. Januar beginnt und etwa 14 Tage dauern wird, find sämmt liche Polizei- Inspektoren, Revier- und Kriminal- Kommissarien in hervorragender Weise als Zeugen beschäftigt, und zwar: 2 Polizei- Inspektoren, 5 Revier- Kommiffarien und 1 Kriminal­Kommissarius. Dem einen Revier- Kommiffarius liegt neben zahlreichen Schuyleuten die Ueberwachung der Angeklagten, so= wie die Aufrechterhaltung der Ordnung im Gerichtssaale ob; es bleibt demnach nur noch ein Beamter, Kriminal- Kommiffarius Misbach , disponibel, welchem die Vertretung des Polizei­

Stubenmädchen an Beiden verweinte Augen, und es wurde weiter als auffällig bemerkt, daß Mutter und Tochter nicht mehr miteinander sprachen, daß lettere sich in ihr 3immer zurückzog und daß sie auch nicht mehr wie gewöhnlich zum Mittagstisch erschien. Noch im Laufe desselben Tages hatte Röschen ihre Sachen eingepackt. Die Mutter war ihr dabei behilflich, ohne daß Beide miteinander ein Wort gewechselt hätten. Am Abend wurde ein Fiaker geholt, und Mutter und Tochter fuhren zur Nordbahn. Beim Abschiede aus dem Hause konnten Beide ihre Thränen nicht verbergen, es wurde viel geweint und laut geschluchzt, und dieselbe traurige Stimmung brach durch, als spät am Abend, später als dies sonst der Fall zu sein pflegte, Karl nach Hause kam und seine Tochter daselbst nicht mehr vorfand. Das Abendessen blieb unberührt, und das Stubenmädchen, das ab und zu das Zimmer betrat, fing nur einzelne Worte auf, die sie getreulich im Gedächtniß behielt und die darauf hindeuteten, daß zwischen der Stiefmutter und dem Stieffind ein 3wie spalt ausgebrochen sein müsse, daß wirklich nur die Stief­mutter allein an dem Verschwinden des lieben Röschen schuld sei...

,, Du mußt mir zugestehen, daß ich eine gute Mutter war,... die Undankbare... Ich sage es ungern, sie war falsch... Ich weiß, die Leute werden mir die Schuld geben, meinethalben. Ich weiß mich von jeder Schuld Verzeih' mir, lieber Karl, verzeih' mir, ich will frei... Dir nach wie vor eine treue Gattin sein. möglich.. ich konnte nicht anders handeln... unsere beiderseitige Ruhe hing davon ab... wir wollen jetzt in nun nicht wahr, Frieden und Eintracht weiter leben. lieber Karl, Du verzeihst mir!"

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es war un

So lauteten die abgebrochenen Säße, welche das Stubenmädchen, das sich das Lauschen nicht versagen konnte, deutlich vernahm, und sie fügte ihrem Berichte noch bei, daß der Herr stillschweigend Alles mit an gehört, fein Wort erwidert und nur wie ein Kind ges weint habe, so daß es den härtesten Stein hätte erweichen fönnen.

Es war herzzerreißend," so schloß das Stubenmädchen den Bericht, ich werde diesen Tag im Leben nicht vergeffen,