Inspektors Glasemann während des Sozialistenprozesses über tragen worden ist."

Ueber den Fall Ehrenberg läßt sich die N. B. L." folgendes aus Freiburg   i. B. schreiben: Die Rückkehr des Hauptmanns a. D. v. Ehrenberg nach Deutschland   soll in erster Reihe durch vollständigen Mangel an Geldmitteln veranlaßt sein. Der Gang der Untersuchung dürfte wesentlich davon ab hängen, ob sich die Schweiz   dazu versteht, die Untersuchungs­aften der deutschen   Militärbehörde, welcher der frühere Haupt­mann v. Ehrenberg heute noch untersteht, zur Verfügung zu stellen, sowie ferner davon, ob gegen Ehrenberg überhaupt That­sachen sich erweisen lassen, welche die Natur des Hoch- oder Landesverraths an fich tragen. Unzweifelhaft und in erster Linie dürfte nach der Vergangenheit von Ehrenberg's die Frage der Zurechnungsfähigkeit gestellt und erörtert werden."

Ein sozialistisches Flugblatt ist am 2. Weihnachtsfeier­tage in Köln   und den Vororten überall verbreitet worden. Das Flugblatt greift unter der UeberschriftBum 50jährigen Priester­jubiläum des Papstes" insbesondere den Papst und die katholische Kirche   an.

Elsässisches. Aus Neubreis a ch, 27. Dezember, wird geschrieben: Der Reservist Georg Weiß, der hier bei seinem Dheim wohnte, ist, wie die Meßer Zeitung" meldet, wegen Landesverraths und Majestätsbeleidigung in Haft genommen worden. Weiß hat bei dem Jägerbataillon in Goßlar seiner Militärpflicht genügt. Eine bei seinem Oheim vorgenommene Haussuchung förderte verschiedene Revanche­Embleme" und verdächtige Briefschaften zu Tage.

Großbritannien  .

Der Pächter John Mandevile, D'Brien's Leidens­gefährte im Gefängniß zu Tullamore  , wurde am Sonnabend, nach Verbüßung seiner zweimonatlichen Haft, auf freien Fuß gefeßt. Als der Freigelaffene am Abend in der Station Knod long anfam, wurde er von mehreren Tausend Personen mit Musikkapellen und Bannern empfangen und nach Mitchelstown geleitet.

um

Frankreich  .

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Die monarchistischen Parteien suchen den Schlag, welchen fte durch die Wahl Carnot's   erhalten haben, dadurch ab­zuschwächen, daß sie die Unmöglichkeit, eine feste Regierung" zu bilden, betonen und Neuwahlen fordern. Nicht daß sie dächten, bei einer Neuwahl die Majorität zu erlangen oder sonst gute Geschäfte zu machen das, worauf es ihnen an­kommt, ist nach bekannten Mustern das Gefühl der Un­ficherheit in die Maffen zu bringen und ihnen Efel an den demokratischen Prinzipien einzuflößen. Wenn die reaktionäre deutsche Presse nicht den französischen   Monarchisten mit allen Kräften in die Hände arbeitete, wäre es gar nicht der Mühe werth, die Sache auch nur zu erwähnen. Aber da es viele Leute giebt, die das Geschreibsel glauben, so muß furz hervor gehoben werden, daß es fich um nichts weiter handelt, als die famose Mythe von der festen Regierung", die von zweifelhaften Parlamentsmajoritäten nicht abhängig sein dürfe. Wahr ist, daß von den verschiedenen vier Frattionen, aus denen die republikanische Partei besteht, feine für sich allein die Majorität im geseßgebenden Körper hat. Wahr ist aber auch, daß aus den republikanischen Fraktionen heraus sehr wohl ein Ministerium gebildet werden kann, welches über eine absolute Majorität verfügt. Nur gehört dazu, daß der äußersten Linken gewiffe Konzessionen gemacht werden, deren Berechtigung vom republikanischen Standpunkt ganz unbestreit­bar ist. Diese Konzessionen laufen im Wesentlichen darauf hinaus, daß erstens den Bedürfnissen der Arbeiterklasse und des Kleinbürgerthums und Kleinbauernthums Rechnung getragen und zweitens mit der monarchistischen Tradition und Vergangen­heit vollständig gebrochen wird. Die blauen oder gemäßigten Re­publikaner sträuben sich hiergegen, weniger aus Abneigung gegen den Inhalt dieser Forderungen, als weil sie fich das Hinter­thürchen einer vorübergehenden Allianz mit den Monarchisten nicht ganz versperren wollen. Nun ist aber die Zahl dieser Republikaner feineswegs eine große, nur haben sie bisher auf einen beträchtlichen Theil der republikanischen Mitglieder noch genug Einfluß gehabt, um dieselben von Konzessionen an die radikaleren Elemente zurückzuhalten. Allein wer den Ver­seit dem Auftauchen lauf der Dinge in den letzten Monaten der Präsidentenkrise aufmerksam verfolgt hat, mußte sich überzeugen, daß die demokratische und radikale Strö fortwährend an Kraft mung und gewinnt daß. der Einfluß jener opportunistischen Republikaner ent schieden in der Abnahme begriffen ist. Die Möglichkeit, nach Beseitigung des jeßigen Verlegenheitsministerium" eine feste" republikanische Regierung zu bilden, ist also keineswegs ausge schloffen. Sollte es indeß anders kommen und eine Auf­lösung der Kammer erfolgen müssen, so würden doch die Monarchisten keine Vortheile davon haben, denn der 3ug nach links" ist in dem franzäfischen Volt so mächtig, daß die Monarchisten und Mittelsparteien mit mathematischer Gewißheit die Kosten zu tragen hätten.

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Wie man sich erinnert, war der Pariser   Gemeinderath Lefebvre Roncier vor einigen Monaten angeklagt wor:

aber es zeigt sich wieder, eine Stiefmutter bleibt Stief mutter, und wenn sie auch sonst so herzensgut ist, wie unsere Frau."

Jawohl, Stiefmutter bleibt Stiefmutter! So sagte es das Stubenmädchen, so sagten es alle, die zu den Freunden des P.... schen Hauses zählten. Der arme Mann wurde viel bemitleidet, wenn man ihn auch aus Achtung vor seinem Charakter das Mitleid nicht fühlen ließ, nicht in der ersten Zeit des Geschehnisses und nicht später, ja später schon gar nicht, denn mit der Zeit schwächt sich ja jedes Interesse ab, die Menschen gehen über die auffälligsten Erscheinungen mit der Zeit zur Tages­ordnung über.

Wohin hatte sich aber das junge Wesen begeben? Lebte es ferne, weit ferne von der Heimath, vom elterlichen Hause? Lebte es als Fremde unter Fremden, allein und verlassen, lebte es auf sich selbst angewiesen, vielleicht gar hilflos, oder doch zum Theile wenigstens unterstützt wenn auch nicht von der Stiefmutter, so doch von dem liebevollen, herzensguten Vater?

Nur zufällig brachte man etwas darüber in Erfahrung. Es war am Namenstag des Vaters. Da kam ein Packet, seltsamerweise an Frau P. adressirt, und in diesem Packete befand sich eine geschmackvolle Handarbeit der Verstoßenen, dem Vater gewidmet. Bei diesem Anlasse nun, als Frau P. ihrem Gatten das Geschenk der Tochter überreichte, fagte fie:" Nun, Du siehst, lieber Mann, daß es dem Kinde doch nicht schlecht geht; die Aristokraten wissen schon, wie sie ein wohlerzogenes Mädchen, wenn es auch Gesellschafterin ist, zu behandeln haben. Als Gesellschafterin nun lebte also die Tochter des wohlhabenden Kaufmannes!!

( Schluß folgt.)

Aus Kunst und Leben. Projktirtees Repertoir der königlichen Schan­spiele vom 1. Januar bis 8. Januar 1888. Jm Opern hause: Sonntag, den 1 Januar: Tannhäuser  ; Montag, ben 2.: V. Symphonie; Dienstag, den 3.: Der Waffenschmied; Mittwoch, den 4.: Die Hochzeit des Figaro; Donnerstag, den

den, anläßlich des 50jährigen Jubiläums der französischen  Eisenbahnen 10 000 Frants von dessen Veranstalter angenom men zu haben, um den Gemeinderath der Feier günstig zu stimmen. Da sich im Hotel de Ville wie im Bublifum ein Sturm der Entrüstung gegen ihn erhob, so hielt er es angemessen, seine Entlassung als Gemeinderath zu neh­men. Er wurde aber von dem Gerichte freigesprochen und nun fandidirte er von neuem mit Erfolg. Seine alten Kollegen hatten daran geringe Freude und ließen es auf jede Weise merken. Mittlerweile mußte er von neuem vor dem Pariser  Zuchtpolizeigericht erscheinen, weil er seinen Mitbewerber Edmond Benoît- Levy, welcher ihn während der Wahlperiode scharf mit­genommen und behauptet hatte, die 10 000 Frks. wären doch in seine Tasche geflossen, eines Tages auf der Straße überfiel und durchwalkte. Dafür wurde Lefebvre- Roncier in contumaciam zu einem Monat Gefängniß verurtheilt. Er appellirte und gestern setzte die 10. Kammer des Pariser Buchtpolizeigerichts feine Strafe auf vierzehn Tage herab. Um dieselbe Stunde verlas der Vizepräsident des Gemeinderaths einen Brief, in welchem Lefebvre- Roncier erklärte, er ziehe sich, nachdem die Justiz seines Landes und die Wähler des Viertels Folies­Méricourt ihm Gerechtigkeit widerfahren ließen, ins Privat­leben zurück, und empfahl seinen Kollegen, nach dieser Mit­theilung ohne weiteres zur Tagesordnung überzugehen. Diese aber befolgten seinen Rath nicht, sondern ge­nehmigten einmüthig folgende für den Scheidenden keineswegs schmeichelhafte Tagesordnung: Der Gemeinderath, in Anbe­tracht, daß Herr Lefebvre- Roncier durch seinen Austritt sich selbst als unwürdig erkannte, noch länger im Gemeinderath zu fizzen, geht zur Tagesordnung über."

Der Ministerrath beschloß, die Verfügungen des Pariser Stadtraths über die Steuerumlage nicht auf­zuheben.

Der ,, Autorité  ", welche in der gehässigsten Weise über nepotische Verfügungen des neuen Prä sidenten gelärmt hatte, weil Noirot, ein Schwager des Bruders des Präsidenten Carnot, sofort, nachdem er sein Mandat als Deputirter niedergelegt, die Stelle eines Raths am Rech­nungshof erhalten habe, ist in folgendem Schreiben eine be= schämende Abfertigung geworden: Präsidentschaft der Re­ publik  . Paris  , 26. Dezember 1887. Herr Deputirter( Paul de Caffagnac)! Ich bin vom Herrn Präsidenten der Republik be­auftragt, Sie wissen zu lassen, daß Sie in Ihrem heutigen Artikel zwei Personen verwechselt haben. Herr Noirot, ehe­maliger Deputirter der Obern Saone, jetzt Rath am Rechnungs­hofe, ist kein Verwandter des früheren Forstinspektors Noirot, der heute Einnehmer in Paris   und mit dem Bruder des Herrn Carnot verwandt ist. Der Vorsteher des Privatsekretariats Paul Arrivière."

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Belgien  .

Die sechsmonatliche Ruhe, welche unter den Arbeitern der Provinz Hennegau   herrschte, scheint wieder einer fleinen Arbeitseinstellung Plas machen zu wollen. Das sozialistische Beuple", welches von den Arbeitseinstellungen zu berichten weiß, bevor sie noch ausbrechen, signalisirt schon wieder einen Streit von 800 bis 1000 Kohlenarbeitern im Becken von Charleroi  . Die Ursachen sind immer dieselben: schlechte Behandlung und geringe Löhne. Die legten Ausweise der belgischen Kohlenbergwerksgesellschaften, welche weit günstiger lauten, als die Ausweise des vorigen Jahres und für einzelne Gesellschften einen ganz namhaften Gewinn in Aussicht stellen, find natürlich auf die Stimmung der Arbeiter nicht ohne Ein­fluß geblieben. In den lezten Jahren wurden die Löhne mit Rücksicht auf den schlechten Geschäftsgang herabgesezt. Logischer­weise verlangen jezt die Arbeiter, daß die Löhne mit Rücksicht auf den Geschäftsgang wieder erhöht werden. Damit zögern aber die Bergwerksbefizer. Die sozialistischen   Führer betreiben in dieser Richtung ihre Agitation.

Italien  .

Auf den einstimmigen Antrag der Minister ist der Bürgermeister von Rom  , Herzog von Torlonia, durch Defret des Königs seines Postens enthoben worden. Als Grund giebt man an, daß der Bürgermeister dem Generalvikar einen Besuch abgestattet und einen Gegenbesuch des letzteren empfangen habe.

Rukland.

In den südlichen Gouvernements finden fast in jedem Jahre Bauernunruhen statt, welche meist einen agrarischen Charakter haben. Im Laufe des Sommers 1885 wurde das Militär im Chartower Bezirk 15 Mal zur Unterſtüßung der Zivilgewalten herangezogen. Die legte Affäre dieser Art, wobei die Angeklagten, 35 an der Zahl, Bauern aus dem Dorfe Kirikowka des Achtyr'schen Kreises des Gouvernements Charlow find, verlief folgendermaßen: Am 30. Juni v. J. traf der Pristawgehilfe Alexejewitsch im Dorfe Kirifowfa ein, um laut Befehl des Achtyr'schen Isprawnits den Bauern Kotliar zu arretiren. Der betreffende Bauer war 1886 wegen Aufhetzen der Bauern seines Dorfes auf administrativem dem Wege nach Gouvernement Nowgorod   ausgewiesen

5.: Morgano; Freitag, den 6.: Der Waffenschmied; Sonnabend, den 7., neu einstudirt: Hans Heiling; Sonntag, den 8.: Margarethe. Schauspielhause. Sonntag, den

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Mittwoch, den 4. Othello  ; Donnerstag, den 5.: Der Seestern, 1. Januar: Auf glatter Bahn: Dienstag, den 3.: Die Maus; Mama's Augen; Freitag, den 6.: Emilia Galotti; Sonnabend, den 7.: Othello  ; Sonntag, den 8.: Die Maus.

Der alte Komödiant. Ueber den zu Kalau   kürzlich er­folgten Selbstmord des Theaterdirektors Thieme berichtet die Frankf. Oder- 3tg." folgende Einzelheiten: Rärglich schleppte Thieme sich und seine kleine Truppe von Ort zu Ort, von Herzen froh, wenn er das tägliche Brot zu finden vermochte. Aber auch das fand er nicht. Am Abend des 14. d. M. gingen zu einer Benefizvorstellung 13 Mart ein! Das reichte noch nicht einmal, um die Beleuchtungskosten zu decken. Und so ging's schon Wochen lang. Nachdem die traurige Komödie am Abend des 14. d. in dem unheimlich dunklen Saale zu Ende gegangen war und der letzte Buschauer das Haus vielleicht mit einem schlechten Wize auf den Lippen für die ärmliche Truppe ver laffen hatte, erdröhnte auf der Bühne ein donnerähnlicher Knall. Bestürzt eilten die halbentkleideten Mimen auf die Bühne, welche nur durch eine spärlich flackernde Petroleumlampe erhellt war. Hier lag ein Greis in Silberhaaren mit zerschmettertem Kopfe in seinem Blute. Es war Direktor Thieme, der sich mittelſt einer alten Requifitenpistole, mit Wasser und Schrot geladen, erschossen hatte. Bei der Leichenschau fand man einen Band der Shakespeare  'schen Werke und-3 Pfennige in den Rocktaschen des Todten.

Ju die lehten Tage von Pompeji   ließen jüngst einige Funde einen Einblick thun, In der regio VI, isola( Säufer viertel) 2 a, casa( aus) Nr. 23, fand man viele filberne Ge­fäße und drei Bücher unter Verhältniffen, die darauf schließen ließen, daß die Befigerin diese Werthsachen im Augenblick der Ratastrophe in ein Tuch gepackt hatte, um noch etwas mehr als das nackte Leben zu retten. Wir kennen die Schilderung des jüngeren Plinius von den Schreckniffen des Tages, als der Vesuv   die ungeheuren Schlammmaffen auswarf, die Pompeji  begruben; der Tag war in finstere Nacht verwandelt, in der die Flüchtenden einander verloren, der Gatte rief nach der Gattin, die Kinder nach den Eltern, Niemand sah den Andern; Plinius  selbst war mitten in dem schrecklichen Wirrwarr, mit ihm seine alte Mutter, die den treuen Sohn vergeblich anflehte, nur an die eigene Rettung zu denken. Nicht so glücklich wie diese beiden war ver­muthlich jene Frau, die fich noch mit dem Busammenpacken ihrer muthlich jene Frau, die sich noch mit dem Zuſammenpacken ihrer abseiigkeiten aufhielt, eine Dicidia Margaris. Thren Namen

es

worden. Dieser Rotljar hatte nämlich es übernommen, Namens der Bauern beim Senat um Abänderung der Beschlüsse der Bauernbehörde zu petitioniren und hatte fich mit Geld wohl versorgt nach Petersburg   begeben. Von dort zurückgekehrt, redete er den Bauern ein, sie hätten ihre Sache im Senat gewonnen, wodurch er im Dorfe einen unbe­chränkten Einfluß sich erwarb; alle Bauern brachten ihm geradezu Ehrfurcht entgegen. Im Juni dieses Jahres fehrte Kotljar eigenmächtig aus seinem Verbannungsort nach Kirikowka zurück, arrangirte eine Versammlung und bat, für ihn Partei zu er­greifen resp. ihn den Behörden nicht auszuliefern. Die Menge afzeptirte den Vorschlag mit Begeisterung und rief, sie werde einen Aufruhr veranstalten und wenn nöthig ist, auch dreinschlagen." Der Dorfälteste, der diesem Beschluß nicht beitreten wollte, wurde seines Amtes ent­setzt und ein neuer Dorf- Schulze eingesezt. Die Sache wurde dem Jsprawnik gemeldet, der, wie schon erwähnt, den Pristaw­Gehilfen Alexejewitsch und zwei Polizeibeamte zur Arretirung Kotljars entsandte. Als der Priſtawgehilfe sich des Gesuchten bemächtigen wollte, erhielt er von dem Sohne Kotljars einen Hieb mit einem Stock. Als aber Alerewitsch die Verfolgung fortsette, wurde er von der versammelten Menge umringt und mißhandelt. Als nun Alerewitsch, um sich der Menge zu er wehren, einen Schuß in die Luft abgab, warfen sich die aufs äußerste erbitterten Bauern auf ihn, schleuderten ihn zu Boden und schlugen ihn. Nur Dank der Intervention des Feldscheers Bornberg, der den Vorschlag machte, den Pristam einzusperren, um später denselben wegen des Schuffes, der angeblich die Frau Kotliars verwundet hatte, zur Verantwortung zu ziehen, nahm die Szene ein Ende. Am andern Tage trafen Truppen ein, 35 der Haupträdelsführer wurden arretirt. Durch eine 17 Tage später vorgenommene ärztliche Untersuchung wurde konfta­tirt, daß die dem Alexejewitsch zugefügten Verlegungen leichter Art waren, ohne seiner Gesundheit ernstlichen Schaden zuzu fügen. Von den Angeklagten wurden vom Appellhof schuldig befunden: Jefim Kotljar als Haupträdelsführer; er wurde zur Verschickung in weniger entfernte Gegenden Sibi­ riens   verurtheilt; drei Bauern wurden unter Verlust aller be= sonderen Rechte zur Einreihung in die Arrestantenrotten des Zivilrefforts auf 1 Jahr und 3 Monate verurtheilt. Zur Ges fängnißhaft wurden verurtheilt: der Sohn Kotljars auf 1 Jahr und 7 Bauern und eine Bäuerin auf 3 Monate, die übrigen 20 Angeklagten wurden freigesprochen.

Amerika.

Der Konflikt mit Negern im Staate Louisiana   hatte weit größere Dimensionen, als wir nach den ersten Nachrichten annehmen konnten. Der Streit fing dadurch an, daß die Plantagenbefizer sich weigerten, den Negern mehr als blos die Hälfte des an weiße Arbeiter zu zahlenden Lohnes zu geben.. Die Farbigen hatten sich das eine Zeit lang gefallen lassen, bis sie mit dem Orden der Arbeitsritter" in Verbindung famen und demselben beitraten. Sie forderten nun den landesüblichen Lohn, wurden jedoch grob abgewiesen. Hierauf stellten sie die Arbeit ein. Und nun wurde die Miliz gerufen. Der weitere Verlauf war so wie wir es früher geschrieben, nur mit dem Unterschied, daß das Blutvergießen ein weit größeres war und daß fast ausschließlich Neger getödtet und verwundet wurden. Die Neger waren an fangs ganz unbewaffnet; als sie nicht ruhig zu den alten Löhnen an die Arbeit zurückkehren wollten, wurde Feuer auf die Menge gegeben. Im Ganzen find über 100 Farbige getödtet oder schwer verwundet. Es dauerte volle 14 Tage, ehe die Ruhe wieder hergestellt war, d. h. ehe die Neger, soweit sie nicht todt oder zu Krüppeln geschossen waren, zum Theil an die Ar­beit zurückkehrten und zwar zu höheren Löhnen als vorher. Hätten die Arbeitgeber gleich zu Anfang gethan, was sie schließ lich doch thun mußten, so wäre diese schmachvolle Mezelei vermieden worden. Jeßt, da die Neger Loui fianas und auch der anderen ehemaligen Sklavenstaaten dem Orden der Arbeitsritter in Massen beigetreten sind, wird die Praris der Ci devant- Sflavenbarone: die farbigen Arbeiter 50 pCt. unter dem Preis zu bezahlen, wohl bald verschwinden müssen. Charakteristisch ist es übrigens, daß die amerikanische  Arbeiterklasse an den Negern das wieder gut macht, was die amerikanischen   Kapitalisten an ihnen versündigt haben. Die Negerfrage ist eben auch ganz wesentlich ein Stück sozialer Frage, und nur durch die Arbeiterklasse kann die Negeremanzi­pation zur Wahrheit gemacht werden.

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Die Deputirtenkonferenz der Beamten der Philadelphia- Reading- Eisenbahn hat sich, nach­dem sie die Ererung des Streits beschlossen hatte, vertagt. Der Streit ist für sämmtliche Beamte an den Eisenbahnlinien zwischen Elisabethport und Williamsport ausgesprochen, aus­genommen find nur diejenigen, die bei Personenzügen als Signalisten, Bahnaufseher und als Wächter an Uebergängen be Schäftigt find. Darüber, ob die Weichensteller ihre Thätigkeit fortseßen dürfen, soll in lokalen Versammlungen Beschluß gefaßt

werden.

kennen wir durch die Bücher, welche fie ebenfalls nicht zurück­laffen wollte, wichtige Urkunden und Besigtitel. Es sind wie üblich mit Wachs überzogene Holztäfelchen, die zu mehreren zum Tagen nach der Auffindung waren sie bis auf einige Stellen, Buch vereinigt find, 20 zu 13 Bentimeter groß. In den ersten wo die Feuchtigkeit das Holz zerstört hatte, gut lesbar, dann. aber löste fich( wohl mit dem Trocknen des Holzes) die Wachs­lage theilweise ab, indem sie in fleine Theilchen zersplitterte. Die Verträge find sämmtlich zwischen der genannten Befizerin und einer Boppäa Note, Freigelassenen des Priscus, geschlossen, und für zwei von ihnen ergiebt sich aus den Namen der Konsuln das Jahr 61 n. Chr.; in einem kauft Dicidia Margaris von der Poppäa   zwei junge Sklaven, Simplicius und Petrinus, ein anderer scheint in Form einer Er­flärung auch klärung auch über Stlavenkauf zu handeln, und der dritte Vertrag bezieht sich auf eine Summe von 1450 Sefterzien, welche die Poppäa   Note der Dicidia Margaris zu zahlen sich verpflichtet, wahrscheinlich im Falle der Unbrauchbarkeit der Stlaven. Das Silberzeug der Dicidia besteht aus Tischgeräth für vier Personen, aber in aller Eile und unvollständig zusammen gerafft. Außerdem wollte die Aermste noch eine Silberstatuette des Jupiter auf Bronzepiedestal retten, sowie eine große Bronze schüssel. Auch sonst waren die Ausgrabungenen in letter Beit er gebnißreich. In die chirurgische Kunst laffen uns zahl­reiche ärztliche Instrumente( meist von Bronze) schauen, die ursprünglich in einem hölzernen Kasten lagen, wie dessen Neste zeigen; es find allerlei Pinzetten u. a. m. Zu Bestecken ver einigt fanden sich Sonden, Hafen von mancherlei Form, Pinzetten, Meffer mit gekrümmter Stahlflinge u. s. w. Ebendort lag eine feine Apothekerwaage mit zwei Schalen und den zuge=

hörigen Gewichten.

Kilometer- Werthmarken. Bei den österreichischen Staatsbahnen wurden Kilometer- Werthmarken für den Personen verkehr eingeführt. Die betreffenden Werthmarken gelangen vom 20. Januar 1888 ab in Abonnementsheften zur Ausgabe. Diese Werthmarkenhefte werden unter der Bedingung zur Ausgabe gebracht, daß während eines Jahres auf den der General­Sirektion der österreichischen Staatsbahnen unterstehenden Linien von einem Abonnenten mindestens auf den Gesammtbetrag von 150 I. lautende Marken für Bahnfahrten Verwendung finden. Die Markenhefte enthalten Marken zu 5 Fl., 1 Fl., 10 und 5 Kr. mit dem Gesammtbetrage von 150 F. Reisende, welche die gelösten Marken vor Ablauf des Giltigkeitsjahres aufge braucht haben, tönnen, unter Vorzeigung ihres Stammheftes, nach Bedarf Busatz- Markenhefte zu 30 Fl. Werthmarken lösen.