Beilage zum Berliner Volksblatt.
Nr. 1.
Kritifche Tage, der affereinbruch in den Doxer Kohlenwerken, Schlagwetter.
Das Zusammentreffen des Waffereinbruches in den Durer Rohlenwerken( 28. November) mit zahlreichen Erdbeben sowie mit der Explosion schlagender Wetter in Poremba zu einer Zeit, für welche nach der Hochfluth- Theorie Aeußerungen des unterirdischen Auftriebes zu erwarten standen, legte es Herrn Rudolph Falb nabe, sich nach der Konstellation zu erkundigen, welche beim ersten Wassereinbruche am 9. Februar 1879 statthatte, und wir erfahren nun, daß der erste Einbruch an einem Tage eintrat, der unter dem Einflusse dreier Hochfluth- Faktoren stand, und daß somit beide Katastrophen sich zur Zeit eines HochfluthMarimums ereigneten.
Herr Rudolph Falb ist der Ansicht, daß solche Wafferdurchbrüche in vielen Fällen weniger vom Bufalle bergmännischer Fehlgriffe, als von jenen allbekannten elementaren Naturgewalten abhängen dürften, welche mit unheimlicher Plöglichkeit und Wucht in gewissen Perioden verstärkten Auftriebes bis zur Erdoberfläche empordringen".
Der Bergmann kennt seine Naturgewalten; ob fte nun aus der Tiefe empordringen oder ihn in drohender Gefahr von allen Seiten umgeben, er lebt in stetem Kampfe mit ihnen. Er wird es den Naturkräften zuschreiben, wenn er ihnen wirklich erliegt, er kann sich auf sie aber nicht mehr berufen, wenn die Sachfenntniß ihn auf andere Wege weist.
Der erste Wassereinbruch( 9. Februar 1879) läßt sich unmöglich mit der Hochfluththeorie in Verbindung bringen. BergLeute treiben eine Strecke in der Richtung gegen die verhängnißvolle Kluft, deren Vorhandensein sie nicht kannten. Sie kommen an derselben gerade an einem„ kritischen Tage" an. Das Berg eisen dringt durch die letzte dünne Kohlenwand und das Wasser bricht ein.
Wo sind die Gewalten, welche die zu dem Streckentriebe nothwendige Zeit kontrolirten, den täglichen Fortschritt der Arbeit bestimmten, oder Veranlassung waren, daß an einem Tege die Strecke vorwärtsgetrieben wurde, an einem zweiten nicht? Nehmen wir an, daß es dem Betriebsführer der Grube gefallen hätte, den Vortrieb der unglückseligen Strecke durch mehrere Tage oder Wochen zu unterbrechen und dann wieder fortzusetzen, dann wäre einfach der Wassereinbruch um so viel Tage oder Wochen später erfolgt. Und die Spalte war immer mit Wasser gefüllt, auch an nicht kritischen Tagen". Der erste Wassereinbruch glich dem Anzapfen eines Fasses; der Zeitpunkt des Anzapfens war ein ganz zufälliger.
Etwas anders verhält es sich mit der zweiten Katastrophe ( 28. November). Das Wasser drang hier aus der Tiefe empor, und zwar an einer Stelle, in deren unmittelbarer Nähe seit Jahren Strecken bestanden, die kein Ausdringen von Waffer zeigten. Das darf jedoch nicht allzusehr verwundern. Die schmalen Strecken bieten dem Wasserdrucke eine kleine Fläche, während der Abbau, in welchem der Einbruch stattfand, eine freie Fläche von etwa 200 Quadratmetern bei 14 Meter Seitenlänge hatte. In Diesem Abbaue glich die Kohlensohle einem langen eingemauerten Balken von geringer relativer Festigkeit. Diese Kohlensohle hat aber trotzdem durch 40 Tage dem Wasserdrucke Widerstand geleistet, bis sie am 28. November plöglich barst.
Dieses Bersten ist hervorgerufen worden durch einen aus irgend einer Ursache erhöhten hydrostatischen Druck oder durch ein endliches Brechen der bereits bis zur Bruchbelastung bean= spruchten Sohle, bei gleichgebliebener Druckhöhe.
Herr Rudolph Falb reklamirt auch den zweiten Waffereinbruch in entschiedener Weise für seine Hochfluth- Theorie.
Wenn wir davon absehen, daß die bis auf's äußerste beanSpruchte Kohlensohle unter gleichgebliebenem Drucke endlich aufbrach, welche Möglichkeit gar nicht ausgeschlossen ist, müssen wir zugeben, daß die Ansicht, es sei in einem von unterirdischen Auftrieben gespeisten Wasserbecken ein stärkerer Druck auf die Wandungen des Gefäßes ausgeübt worden, sehr bestechend wirkt. Wir können uns jedoch nicht versagen, für die zur möglichen Ursache des Einbruches gewordene Erhöhung des hydrostatischen Druckes, welche Herr Falb den aus dem Erdinnern auftreibenden Naturgewalten zumißt, eine etwas näher liegende Erklärung zu fuchen.
Nach den Beobachtungen der ombrometrischen Station Tellnig( 15 Kilometer von Teplit entfernt) fielen in der Zeit vom 1. Januar bis Ende August 1887 nur 358.16 Millimeter Niederschläge. Im Vergleiche zu dem Durchschnitte der vorangegangenen sechs Jahre von 496-9 Millimetern für den= felben Beitabschnitt eine verhältnißmäßig sehr geringe Menge, welche zur Folge hatte, daß der Grundwasserspiegel tief sank,
Nenjahr!
R. C. Vor einem Jahre saß ich genau so wie jetzt, an meiner Feder fauend und wußte nicht, ob man das vergangene Jahr sich in den Schooß der Beiten oder in die Ewigkeit stürzen lassen sollte.
Gleichviel, zwölf Monate- zweiundfünfzig Wochen dreihundertfünfundsechzig Tage sind dahin; es ist immerhin ein gewisser Abschnitt im menschlichen Leben, und wer zu Reflektionen veranlaßt ist, mag getrost sogenannte Einkehr bei sich halten, die Gefahr, daß er dadurch flüger wird, ist im Großen und Ganzen ausgeschlossen. Zu einer würdigen Feier des neuen Jahres gehört es ohne 3weifel, daß man fich entweder in eine todestraurige oder in eine galgenhumoristische Stimmung hineinredet. Beides hat, wie alles im Leben, seine guten und seine Schattenseiten, und da man in den Schulbüchern, Die Neujahrsnacht eines Unglücklichen" von Jean Paul schon in frühester Jugend gelesen hat, ist man wohl stets beim Jahreswechsel zu pessimistischen Anschauungen geneigt.
Gewöhnlich ist der Mensch am Jahresanfang ebenso flug wie am Ende desselben. Der Optimist giebt sich freilich mit jedem neuen Jahre neuen Hoffnungen hin, und werden dieselben auch niemals erfüllt, so gewährt ihm die Hoffnung allein schon Befriedigung. Solcher Optimismus hält allerdings nicht lange aus, nach wenigen Fehlschlägen ist der sonnige Blick in die Zukunft getrübt, an die Stelle freudiger Zuversicht tritt im besten Falle das Gefühl der Pomadigkeit, häufig sogar dumpfe Verzweiflung.- In In der glühend heißen Sahara zeigen sich dem entzündeten Auge des Reisenden bisweilen trügerische Spiegelbilder; er sieht lachende Wiesen mit rieselnden Quellen, grünende Bäume mit fühlem Schatten, und mit dem letzten Rest seiner Kraft er sich ab, um in die gesegneten Gefilde zu spät kommt er zu der Ueberzeugung, daß
quält au gelangen
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Sonntag, den 1. Januar 1888.
was sich auch an den Wasserverlusten an Brunnen und Quellen in in empfindlicher Weise äußerte. Noch ungünstiger gestalteten sich die Niederschlagsverhältnisse in der darauf folgenden Zeit. In den Halbmonaten vom 1. bis 15. September fielen nur 1865, vom 16. bis 30. September 22-02, vom 1. bis 15. Oftober 9.76 und vom 16. bis 31. Pktober nur 22.35 Millimeter Niederschläge. Da plötzlich stellt sich die erste November- Hälfte mit einer Regenmenge von 82-32 Millimetern ein.
Der Grundwasserstand hob sich, je nach der Durchdringbarkeit der Gesteinsschichten fast unmittelbar oder kurze Zeit nach diesen ausgiebigen Niederschlägen, die Brunnen füllten sich mit Waffer, und die Quellen floffen wieder reichlich. Mit dem Steigen des Grundwasserstandes mußte auch die auf der Kohlensohle des Abbaues im Victorin- Schachte lastende Wassersäule eine Erhöhung, eine Gewichtsvermehrung erfahren. Es läßt sich daher mit einiger Berechtigung annehmen, daß die durch das natürliche Steigen des Grundwasserstandes hervorgerufene Erhöhung des hydrostatischen Druckes die Veranlassung zum endlichen Bersten der bis an die Bruchbelastung beansprucht gewesenen
Kohlensohle war.
Wir sehen, daß es zur Erklärung dieser Vorgänge nicht gerade nothwendig ist, die unheimlichen Naturgewalten der Tiefe in Anspruch zu nehmen.
Herr Rudolph Falb bringt mit seiner Hochfluth- Theorie auch das Auftreten schlagender Wetter in Verbindung und führt zu wiederholten Malen an, daß in den unterirdischen Ausbrüchen von Gasen und Dämpfen die Ursache der Erdbeben sowohl wie der schlagenden Wetter zu erblicken sei.
Der zitirte Fall von Poremba( 29. November) dürfte kaum zur Bestätigung dieser Theorie beitragen. Wie auch die Neue Freie Preffe" mittheilte, fand man bei einem der verunglückten Bergleute die geöffnete Sicherheitslampe und eine Blechschachtel mit Bündhölzchen. Die Explosion dürfte daher auf dem gewöhn lichen Wege des Entzündens der Gase erfolgt sein, und nicht große Naturkräfte, sondern ein kleines Zündhölzchen verursachte das Unglück.
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Wir beschränken uns darauf, anzuführen, daß nicht nur an den Hochfluthtagen, sondern immer Schlagwetter vorkommen, daß dieselben nicht erst an solchen Tagen aus der Tiefe aufsteigen, sondern sich fortwährend aus der Kohle oder auch einigen entwickeln. Die schlagenden anderen Mineral- Lagerstätten Wetter explodiren nicht von sich selbst, sondern ihre Entzündung erfolgt an der Lampe des Bergmannes, an der Flamme eines Sprengschusses oder dergleichen. Eine große Anzahl Bergleute athmet und arbeitet beim Scheine der Sicherheitslampen in jeder Stunde des Jahres in dem explosionsgefährlichen Gasgemische, nirgends aber hat man beobachtet, daß ein aus irgend welcher Ursache erhöhter Gasaustritt allein die Ursache von Explosionen
war.
Die Schlagwetter müssen angezündet werden, um explodiren zu können: das Anzünden kann verschiedene Urfachen haben, wird aber immer bezüglich des Zeitpunktes ein zu fälliges sein.
Wir erwähnen dies, um unrichtigen Vorstellungen über die Natur der Schlagwetter- Katastrophen vorzubeugen.
Einer der hervorragendsten österreichischen Bergleute hat die Falb'sche Theorie in Bezug auf die Schlagwetterfrage eingehend untersucht, und wir verweisen diesbezüglich auf die in der Desterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen", Nr. 17, 1887, erschienene Abhandlung: Die Entwicklung der Schlagwetter im Dstraner Steinkohlenreviere und die FluthHypothese von N. Falb", von Wilhelm Jicinsky, t. k. Bergrath.
Am Schluffe der Ausführungen sagt der Verfasser:„ Für uns Kohlenbergleute bestehen in einem gemeinen Jahre 365 und in einem Schaltjahre 366 kritische Tage."
Lokales.
Das neue Jahr zählt, da es ein Schaltjahr ist, 366 Tage oder 52 Wochen 2 Tage, und beginnt glückverheißend mit einem Sonntag. Es hat Aehnlichkeit mit dem Jahre 1860, da die Wochentage auf das gleiche Datum fallen wie vor 28 Jahren, welche Zeitperiode unter dem Namen des Sonnenzirkels allbefannt ist. Es treffen demnach alle unbeweglichen Feste auf die selben Wochentage wie 1860. Die beweglichen Feste richten sich nach Ostern, welches 1888 auf den 1. April fällt. Pfingsten fällt auf den 20. Mai, Fastnacht auf den 14. Februar. Der Fasching, deffen Dauer zwischen 32 und 62 Tagen schwankt, ist im nächsten Jahre nicht eben lang zu nennen, da er nur 39 Tage währt. Die Jahreszeiten sind nicht von gleicher Dauer; am meisten ist der Sommer begünstigt mit einer Länge von 93 Tagen 14 Stunden; dann folgt der Frühling mit 92 Tagen, während
seine überreizten Sinne ihn genarrt, daß er das Opfer eines trügerischen Gaufelspiels geworden ist. Und während er eben noch hoffte, seinen trockenen Gaumen, seine lechzende eben noch hoffte, seinen trockenen Gaumen, seine lechzende 3unge erquicken und kühlen zu können, bricht er zusammen, in wilder, verzehrender Resignation überkommt ihn der Tod, ein paar Knochen, die am Wege bleichen und die der Wind bald verweht, deuten an, daß an dieser Stelle ein fühlendes Menschenherz zu Grunde gegangen ist. Das ist alles.
Auch wir stehen vor einem solchen Spiegelbild. Was winkt und lacht uns nicht alles aus dem neuen Jahr entgegen? Der Eine hofft auf glänzende Erfolge, der Andere ersehnt Geldgewinn, behagliches Leben und was der gleichen Lieblingswünsche des Einzelnen mehr sind. Und wenn das Jahr zur Rüfte geht, was wird dann sein? Stumpfsinnig wird wie heute die große Masse an den bleichenden Knochen der Hunderttausende vorüberziehen, die in den Kampf ums Dasein, in dem trügerichsten aller Glücksspiele elend umtamen, und wir werden wahrscheinlich noch oft Neujahr feiern können, bevor eine endgiltige Besserung unserer gesammten Lebensverhältnisse eintritt.
Doch wozu das Grillenfangen. Wenn diese Zeilen unseren Lesern vor die Augen kommen, ist man fertig mit dem Blei gießen, Pfannkuchen und Mohnpielen sind vertilgt, der unvermeidliche Grog ist bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken, wir sind dann bereits im neuen Jahr, und das Einzige, was uns vielleicht an den Sylvester erinnert, ist der unausbleibliche Kazenjammer. Auch er hat hätte er sie sie nicht, seine Berechtigung, denn seine nicht, so Der Trubel der Neuwäre er auch nicht da. jahrsnacht ist verrauscht, die Profitneujahrrufe verin ihren Lokalen flungen, die Stammgäfte haben ihren Grog und Pfannkuchen gratis erhalten Alles beim Alten. In den Feuilletonspalten der Zeitungen toben nur noch die mehr oder weniger gequälten Neujahrserzählungen, die Zeitungsfrau hat ihre Extravergütung er
heute ist
5. Jahrg,
Herbst und Winter je 89 Tage umfassen. Sonach sind die warmen Jahreszeiten um volle acht Tage länger als die rauhen. Dieses glückliche Verhältniß verdanken wir dem Umstande, daß die Sonnennähe in dem Winter fällt( für 1888 genau auf den 1. Januar Vormittags steben Uhr), infolge dessen die Erde den auf den Winter treffenden Theil ihrer Bahn rascher zurücklegt als im Sommer und dadurch einerseits einen fürzeren Winter, andererserts einen längeren Sommer bewirkt. Nicht immer wird es so bleiben und nach 10 500 Jahren findet gerade das Gegentheil statt.
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Das Polizeipräsidium erläßt folgende Bekanntmachung: Die Polizeiverordnung vom 7. Februar I. Is., betreffend Des infektion, ordnet im§ 1 für jeden Krankheits- wie Sterbefall an afiatischer Cholera, Pocken, Diphtherie, Fleck- und Rückfalltyphus unbedingte Desinfektion an, für welche die unter demselben Tage veröffentlichte Anweisung zum Desinfektionsverfahren bei Volkskrankheiten die Ausführungs- Bestimmungen enthält. Nachdem wiederholt Fälle vorgekommen find, in welchen die nothwendige Desinfektion erst Tage und Wochen nach der Genesung oder dem Tode der Erkrankten stattgefunden hat, sehe ich mich veranlaßt, die Herren Aerzte hiesiger Stadt ergebenst zu ersuchen, in den Eingangs gedachten Fällen dahin zu wirken, daß die vorgeschriebene Desinfektion bald thunlichst nach dem Ablauf der Krankheit stattfindet, gleichzeitig aber auch die Vorschriften der Anweisung zum Desinfektionsverfahren bei den übrigen dort aufgeführten Krankheiten vorkommenden Falles zur Nachachtung zu empfehlen und die Betroffenen über Lage und Thätigkeit der städtischen Desinfektionsanstalt, Reichenbergerstraße 66, zu unterrichten.
Das statistische Amt der Stadt Berlin besteht jetzt seit einem Vierteljahrhundert. Die Anregung zur Einrichtung deffelben ging von der Armendirektion aus. Es handelte sich für diese zunächst darum, für den Umfang des Armenwesens in Berlin eine statistische Grundlage zu gewinnen. Die ersten Mitarbeiter des statistischen Amtes waren auch vornehmlich die Armenärzte. Allmälig aber erweiterte sich das Arbeitsfeld des statistischen Bureaus beträchtlich, zumal da Beobachtungen, welche anzustellen bisher die Aufgabe der Polizeiverwaltung gewesen war, dem statistischen Amte der Stadt überwiesen wurden. In erster Linie galt es als Beruf des Amtes, die Bewegung der Bevölkerung zu verfolgen; weiterhin wurden aber die Beobachtungen auch auf die Witterungs- und Grundwasserverhältnisse ausgedehnt. Ueber den gewaltigen Umfang der Arbeiten, welche das statistische Amt der Stadt jetzt regelmäßig ausführt, giebt das statistische Jahrbuch, als ein treffliches Spiegelbild der hygienisch- statistischen Vorgänge in der Reichshauptstadt, Aufschluß. Eingerichtet wurde das statistische Amt seiner Beit( es begann im Februar 1862 seine Thätigkeit) durch Dr. Hermann Schwabe , nachmals Professor an der Universität. Dr. Schwabe legte den Grund zu dem heutigen Statistischen Jahrbuche der Stadt Berlin " durch die BegrünDung eines Berliner Stadt und Gemeindekalenders", dessen erster Jahrgang 1867 herausfam. Dr. Schwabe's vornehmstes Verdienst um die statistische Wissenschaft besteht darin, daß er nach Quetelet's Vorgange mehr als bisher die graphische Methode zur Veranschaulichung der wirthschaftlichen und sozialen Vorgänge anwendete. Als Dr. Schwabe im Oktober 1874, erst 44 Jahre alt, starb, wurde die Leitung des statistischen Amtes einstweilen Dr. Hupp übertragen; im Sommer 1875 wurde dann endgiltig als Nachfolger von Dr. Schwabe der jetzige Direktor des Amtes, Prof. Richard Boeckh berufen. Dr. Boeckh, ein Sohn des großen Philologen August Boeckh , war seit 1861 im statistischen Amte des preußischen Staates thätig gewesen. Er hatte sich bis dahin vornehmlich mit Studien über die Beziehungen der Volkssprache zur Statistik beschäftigt, aber auch die heimische Lokalstatistik durch eine Ortsstatistik des Regierungsbezirks Potsdam wesentlich bereichert. Die Leiter des städtischen statistischen Amtes fanden vortreffliche Berather an einzelnen unbesoldeten Kommunalbeamten, deren Lebensberuf und Erfahrung fie dazu geführt hatte, sich mit hygienisch- statistischen Fragen zu beschäftigen.
Der Aufindung einer zu Bädern geeigneten Hoole auf dem Grundstücke des Admiralsgartens scheint man( so schreibt man von sachverständiger Seite der Nordd. Allg. 3tg.") von vielen Seiten noch mit Zweifel und Mißtrauen zu begegnen, obwohl die Sache selbst ganz klar und offen liegt. Die Direktion des Bades hatte in letzter Zeit auf ihrem Grundstücke Tiefbohrungen zur Aufsuchung reinen und guten Badewaffers anstellen lassen. Bei einer Tiefe von ca. 90 Meter fand man in einer Kiesschicht ziemlich gutes Waffer, indeß wurde die Untersuchung noch weiter ausgedehnt und die Bohrung noch weiter in die Tiefe geführt. Bei etwa 140 Meter Tiefe wurde eine feste, wafferundurchlässige Thonschicht von über 70 Meter
halten, wofür sie ein schönes Gedicht überreichte. Es bleiben uns nur die Neujahrsrechnungen. Sie sind das Bitterste in dieſem bitteren Leben, und der ganze Jammer des irdischen Daseins faßt uns an, wenn wir überschlagen, daß die Elle wieder einmal länger war wie der Kram.
Was hilft dem gegenüber alles Klagen, bie traurige Thatsache bleibt bestehen, und durch Kopfzerbrechen wird sie ganz bestimmt nicht geändert. Was uns im Jahre 1887 geblüht hat, wird uns im Jahre 1888 wohl auch erfreuen, das Einzige, was sich geändert hat, ist, daß aus einer 7 eine 8 geworden ist. Es kommen in diesem Jahre wenigstens auch einmal diejenigen Leute zur Geltung, die das Licht der Welt am 29. Februar erblickt haben. Die so stiefmütterlich Behandelten haben nach vier Jahren nun auch wieder einmal die Genugthuung, ordnungsmäßig ihren Geburtstag feiern zu können, und das ist für die so Geschädigten immerhin ein erfreuliches Borkommniß. Es muß ein ziemlich unangenehmes unangenehmes Gefühl sein, immer zwischen dem 28. Februar und dem 1. März herumschwanken zu müssen. Weiter ist vorläufig von dem neuen Jahr noch nichts Erhebliches zu melden, abergläubische Menschen mögen sich darüber freuen, daß die Quersumme der neuen Jahreszahl gleich einem viertel Hundert Wie alle jungen Streber führt sich das neue iſt. Jahr mit glänzenden Verheißungen ein, von denen wir nur wünschen fönnen, daß sie sich erfüllen mögen.
Am Jahreswechsel ist es Sitte, daß man sich gegenfeitig beglückwünscht. Leute, die überflüssiges Geld haben und ebenso 3eit haben, nehmen die Post in Anspruch, es mögen ganz anständige Summen am heutigen Tage ver gratulirt werden. So kostspielig machen wir die Sache natürlich nicht, wir beschränken uns darauf, unseren Lesern allein das zu wünschen, was sie sich selbst wünschen, und in diesem Sinne möge bis in die letzte Proletarierwohnung ertönen ein kräftiges:" Profit Neujahr!"