wollte.

-

Der Staatsanwalt war jedoch der Ansicht, daß ein Verwandtschaftsverhältniß hier gar nicht in Betracht komme. Er legte Revision ein und sagte darin: Der Thatbestand des vollendeten Betrugs ist mit dem Eintritt der Vermögensschädigung vollendet. Diese aber ist eingetreten, als Klatt mit seiner Tochter( vor der Hochzeit) den Ueberlassungsvertrag bezüglich des Grundstückes abschloß. Bu jener Beit war der Sz. noch nicht Angehöriger des Klatt und es bedurfte, da ein von amts­wegen zu verfolgendes Vergehen in Frage stand, eines besonderen Der Reichsanwalt des zweiten Strafantrages gegen Sz. nicht. Der Reichsanwalt des zweiten Straffenats des Reichsgerichts, vor welchem diese Sache für Lich verhandelt wurde, beantragte im Einverständniß mit der Ne­viston die Aufhebung des Urtheils. Er führte aus, daß die Vermögensschädigung vom Staatsanwalt zutreffend in der Auf­laffung des Grundstücks an die Tochter vor der Eheschließung gefunden werde. Diese Auflaffung, so nehme er an, charakte rifire fich als die Erfüllung eines voraufgegangenen Vertrages, welcher zum Inhalte hatte, daß der Schwiegervater sich zur Ertheilung der Heirathsgenehmigung, Szymansky dagegen sich zum Nachweis eines Vermögens von 1700 Thalern verpflichtete. Ob dieser Vertrag, der wohl nur münd lich abgeschlossen sei, flagbar war, könne dahingestellt bleiben, nachdem er erfüllt sei. Der Gesichtspunkt, daß es sich nicht um Eingehung, sondern um Erfüllung eines Vertrages gehandelt hat, sei insofern wesentlich, als daraus hervorgehe, daß die Auf­laffung unter allen Umständen als Vermögensschädigung quali­fizirt werden konnte, ohne Rücksicht darauf, ob im Busammen hange der ganzen Operation das Aequivalent, welches hierdurch eingetauscht war, die Eheschließung, als ein geringwerthigeres zu betrachten war. Das Reichsgericht verwarf jedoch die Revision. In den Gründen wurde ausgeführt, das Reichsgericht könne nicht nachprüfen, welches Vergehen verübt sei und ob ein Straf­antrag nothwendig war. Des weiteren wurde ausgeführt, daß durch den Vertrag das Altentheil unmöglich ge­schädigt sein fönne, daß irgend welche Personal­Gläubiger des Angeklagten Sz. fich überhaupt nicht an das Grundstück halten konnten, da es ihm ja nicht gehörte. Wenn überhaupt eine Vermögensschädigung stattgefunden habe, so sei diese im Moment der Eheschließung geschehen und ein Strafantrag nothwendig gewesen.

Vereine und Versammlungen.

Fachverein der Tischler. Die Vereinsversammlung am Montag, den 2. Januar, fällt aus, dafür findet am Sonnabend, den 7. Januar, Abends 8 Uhr, in Jordan's Salon, Neue Grünftr. 28, eine Versammlung statt. Der Zentral- Arbeitsnach­weis, Alte Jakobstr. 38, im Reſtaurant Schumann, ist heute, am Neujahrstage geschlossen. Vom Montag, 2. Januar ab findet die Adressenausgabe an Arbeitsuchende wieder regelmäßig statt, und zwar an den Wochentagen von 8 bis 9 Uhr Abends, Sonntags von 9-11 Uhr Vormittags.

Der Verein der Bureaubeamten der Rechtsanwälte, Notare ete. in Berlin veranstaltet eine Weihnachts- und Neujahrsfestfeier, bestehend aus Abendunterhaltung, Präsent­vertheilung und Tanzkränzchen, am Sonntag, den 1. Januar, Abends 6 Uhr, im Deutschen Hof", Luckauerstr. 15.

Freireligiöse Gemeinde. Am Montag, den 2. Januar, Abends präzise 8 Uhr, Rosenthalerstr. 38, findet eine Versamm lung der Mitglieder zur Besprechung der Neuwahl der Beamten ( Vorstand u. s. w.), einberufen von der auf Gemeindebeschluß hierzu bestimmten Kommission, statt.

Die nächste Versammlung der Stockarbeiter findet am 6. Januar, Abends Uhr, im Deigmüller'schen Salon, Alte Jakobstr. 48a, statt. Der Wichtigkeit der Sache wegen ist pünktliches und zahlreiches Erscheinen erwünscht.

Turn- und gesellige Vereine am Sonntag. Lübeck 'scher Turnverein( 2. Lehrlingsabtheilung) Abends 6 Uhr, Elisabeth straße 57-58.- Turnverein Wedding "( 2. Lehrlingsabtheilung) Nachmittags 4 Uhr, Bankſtr. 9. Turnverein, Froh und Frei" ( Lehrlingsabtheilung) Nachmittags 4 Uhr Bergstr. 57.

-

-

-

-

Gesang-. Turn- und gesellige Vereine etc. am Montag. Männergesangverein Schneeglöckchen" Abends 9 Uhr im Re­ſtaurant Klose, Mariannenstr. 31-32. Liedertafel der im Drechslergewerk beschäftigten Arbeiter Berlins Abends 8: Uhr im Lokale Bufower Garten", Bukowerstr. 9. Gesangverein ,, Sängerlust" Abends 9 Uhr im Restaurant, Landsbergerstr. 80. Männergesangverein Weiße Rose " Abends 9 Uhr im Re­staurant Kleine, Gerichtsstr. 10. Männergesangverein Ein­tracht" Abends 9 Uhr Köpnickerstr. 68, im Restaurant.- Männergesangverein ,, Liedesfreiheit" Abends 9 Uhr im Restaurant Heinrich, Linienſtr. 19. Männergesangverein Firmitas" Abends 9 Uhr bei Wolff u. Krüger, Staligerstr. 126, Gesang und Musik. -Turnverein Hasenhaide"( Lehrlingsabtheilung) Abends 8 Uhr Dieffenbachstr. 60-61.- Berliner Turngenossenschaft"( 7. Lehr­Berliner Turngenossenschaft"( 7. Lehr­lingsabtheilung) Abends 8 Uhr in der städt. Turnhalle, Briger straße 17-18;- desgl.( 6. Männerabtheilung) Abends 8 Uhr in der städtischen Turnhalle, Gubenerstr. 51. Lübeck 'scher Turnverein( Männerabtheilung) Abqusa 8 Uhr Elisabeth ftraße 57-58.- Verein ehemaliger Schüler der VII. Ge­meindeschule Abends 9 Uhr im Restaurant Poppe, Linden­straße 106. Friedrichs- Verein"( ehmalige Böglinge des großen Friedrichs- Waisenhauses der Stadt Berlin ) Abends 8 Uhr bei Bormann, Dhmgaffe 2.Bitherklub" Amphion" Abends 8 Uhr im Kurfürstenfeller", Boststraße 5.- Ver­gnügungsverein Lustig" Abends 9 Uhr bei Thamm, Schön­hauser Allee 28. Verein Ratibor" Abends 8 Uhr im Restaurant Friße, Elisabethstraße 30. Arends'scher Steno­graphenverein Mercur" Abends 8%, Uhr im Restaurant Baat", Blumenstraße 10.- Arends'scher Stenographenverein Apollobund" Abends 83%. Uhr Thurmstr. 31( Moabit ). Wissenschaftlicher Verein für Roller'sche Stenographie. Abends 8%% Uhr im Münchener Bräuhaus, Neue Friedrichsstraße 1, Unterrichts- und Uebungsstunde.

-

Kleine Mittheilungen.

Görlik, 29. Dezember. ( 3wei Opfer des Schneesturms.) Der N. G. A." berichtet: Der starke Schneefall am Sonn abend in Verbindung mit der Kälte hat zwei Menschenleben zum Opfer gefordert. Auf dem Wege nach der Klingewalder Windmühle wurden am 1. Feiertage früh ein Mann und eine Frau im Schnee steckend leblos aufgefunden. Es ist anzunehmen, daß die beiden Sonnabend Abend nach Hause gehen wollten, durch das Waten im tiefen Schnee völlig erschöpft worden und liegen geblieben sind. Dem Vernehmen nach ist es ein Ein­wohner aus Klingewalde und seine Wirthin.

Minden , 29. Dezember. Schwer heimgesucht ist die alte Wittwe Schopp in der benachbarten Bauerschaft Bölhorst. Früh verlor sie den Gatten, der ihr 4 Knaben hinterließ. Unter Müh und Sorgen erzog sie dieselben zu Arbeitern. Einer von ihnen fiel im legten Gefecht des deutsch - französischen Krieges, zwei andere verunglückten durch schlagende Wetter in den Kohlen­gruben des Dortmunder Reviers und nun ist auch der letzte bei der Arbeit auf einer nahegelegenen Ziegelei durch Erdsturz so schwer verletzt worden, daß er im hiesigen Krankenhause verstarb. Soldau, 25. Dezember.( Ein verlorener Personenzug.) Als gestern Mittag der Zug der Sekundärbahn von Graudenz hier einlief, fehlten demselben sämmtliche Personenwagen. Der Bug sollte nämlich, wie die K. A. 3." berichtet, auf der 11 Kilo­meter entfernten Station Heinrichsdorf Wagen einrangiren, und es wurden zu diesem Zwecke die Personenwagen abgehatt. Der dortige Stationsbeamte gab dann das Zeichen zum Weiterfahren und stieg auf den letzten Wagen; da fuhr nun der Zug gleich bis hierher, ohne daß der Lokomotivführer die Zeichen des Stationsbeamten wahrgenommen hätte. Sämmtliche Personen­wagen wie auch selbst der Zugführer waren in Heinrichsdorf zu rückgeblieben. Die Lokomotive mußte nun von hier gleich nach

Heinrichsdorf zurückfahren und brachte nach zirka einer Stunde den anderen Theil des Buges hierher.

Kaiserslautern , 28. Dezember. Von einem schrecklichen Unglücksfall wurde am ersten Weihnachtsfeiertag eine hiesige Arbeiterfamilie betroffen. Der Streckenarbeiter Georg Haller war Abends gegen halb 8 Uhr im hiesigen Hauptbahnhof mit Reinigen der Weichen vom Schnee beschäftigt, als der Bug 238 von Kirchheimbolanden kommend einfuhr. Der unglückliche Mann wurde von der Lokomotive erfaßt und ihm der Kopf abgefahren, so daß der Tod sofort eintrat. Vier Kinder und eine Wittwe, welche demnächst ihrer Niederkunft entgegensieht, haben durch den traurigen Fall ihren Ernährer verloren und befinden sich in drückendster Nothlage.

Hamburg , 28. Dezember. ( Erwischt.) Im Herbst 1886 wurde, wie seinerzeit berichtet wurde, in dem benachbarten Ottensen ein Buchhalter verhaftet, welcher sich als Haupt der unter dem Namen Schwarze Bande" bekannten Gaunergesell­schaft entpuppte, die von Neapel , London , Antwerpen und anderen Städten aus Betrügereien im großartigsten Maßstabe beging; namentlich wurden sächsischen Fabrikanten auf Grund gefälschter Kreditbriefe große Mengen Waare abgeschwindet. Der Verhaftete wurde damals an das Landgericht Baußen aus­geliefert, wo er, weil die Beweisaufnahme wegen der weitver­zweigten Geschäftsverbindungen der Bande eine höchst lang­wierige und schwierige ist, sich noch in Untersuchungshaft be­findet. Inzwischen ist nun in Chikago ein Bruder des Schwind­lers, der ebenfalls an den Betrügereien theilgenommen hatte und dem es gelang, flüchtig zu werden, verhaftet worden, dessen Ankunft hier demnächst erfolgen wird.

Teplit, 28. Dezember.( Der Wassereinbruch in den Durer Schächten.) Der Gisela- Schacht ist nunmehr ebenfalls über­schwemmt und die Förderung wurde eingestellt.

herbeieilenden Feuersprisen nichts weiter thun fonnten, als eine weitere Verbreitung des Feuers zu hindern. Die Schauspieler haben all ihr Eigenthum, welches sich im Theater befand, ver­loren und über 300 Personen sind durch den Brand beschäfti gungslos geworden. An derselben Stelle ist bereits vor fünf Jahren ein Theater abgebrannt.

London , 27. Dezember. Die Denaby- Kohlengrube, un weit Sheffield , war am Sonntag früh der Schauplatz eines verheerenden Feuers. Durch einen bis jetzt noch nicht aufge= flärten Zufall gerieth nämlich das Maschinenhaus in Brand, und nach kurzer Zeit wurde dasselbe mit sämmtlichen Maschinen und dem ganzen Förderungsapparat ein Raub der Flammen, so daß die Trümmer den Eingang zur Grube füllten. Glück­licherweise waren die Bergleute bereits für das Weihnachtsfest zu Tage befördert worden, und in der Tiefe befanden sich nur noch 15 Bimmerleute, deren Rettung erst nach zwölfstündiger harter Arbeit gelang, indem ein Förderungstau von einer Loko­motive gezogen wurde, die auf einem nahegelegenen Schienen­strange lief. 120 Ponnies, die sich in der Tiefe befinden, konnten nicht gerettet werden. Der angerichtete Schaden wird wenig stens auf 20 000 Pfd. Sterl. veranschlagt. Das Schlimmste bei dem ganzen Unglück ist indeß, daß 1500 Berleute auf längere Zeit brotlos geworden sind.

Neueste Nachrichten.

In Prag ist ebenfalls eine Untersuchung wegen pansla vistischer Umtriebe eingeleitet, die vermuthlich mit der Verhaftung des Dr. Zivny in Wien zusammenhängt. Das Verfahren richtet sich gegen Dr. Franz Strejfchowsky, einen­Oheim des verhafteten Zivny. Skrejschowsky war Heraus­geber des czechischen Wochenblatts" Vychod", welches gleich Bivny's Parlamentär" die panslavistische Propaganda betrieb. Aus Wien wird dem Berl. Tgbl." telegraphirt: Das seit dem Oktober in Wien erscheinende sozialistische Organ Die Arbeit" wurde auf Grund der bestehenden Aus­

"

Inowrazlaw , 28. Dezember. ( Bereitelte Reise.) Aus Kopenhagen wird der Pos. Btg." berichtet:" Der nach New­ York fahrende Dampfer ,, Thingvalla" lag am vorigen Mittwoch abgangsfertig an der Landungsbrücke, und eine Schaar von Europamüden bewegte sich, auf das Signal zum Abgang war­tend, auf dem Deck umber, unter ihnen ein Paar Geheim- nahmegefeße durch polizeilichen Erlaß unterdrü cft." polizisten, welche die Physiognomien der Auswanderer musterten. Namentlich fiel ihnen eine vierschrötige Dame auf, und als sich bei näherer Inspizirung an dem Kinn derselben einige nase­weise Barſtoppeln zeigten, ging einer der Polizisten gegen die selbe vor. Sind Sie wirklich eine Dame?" fragte er plötzlich hm ich bin und blickte ihr scharf ins Auge. Ich bin hm", hierbei wechselte die Fremde die Farbe und gestand dann, daß sie in der That ein Mann sei. Es war ein Lehrer, welcher wegen eines Sittlichkeitsvergehens in Inowrazlaw zu zwei Jahren Gefängniß verurtheilt und am 30. November ent­sprungen war. Er hatte dann Frauenkleider angelegt und sich glücklich bis Kopenhagen durchgeschlagen, wo er noch im letzten Augenblick gefaßt wurde."

Die Arbeitergruppe der franzöfifchen Abgeordneten­kammer unter Führung von Basly und Camelinat ging zum Justizminister Fallières und legte ihm die Begnadigung. der Bergleute von Decazeville und Monceau Ies Mines ans Herz. Fallières versprach, vom Oberstaats­anwalt Berichte einzufordern.

-

Schon

Innsbruck , 29. Dezember. ( Erderschütterung.) am Donnerstag der vorigen Woche war ein schwaches Erdbeben bemerkbar. Am 27. d. M., um halb 4 Uhr Nachmittags, er­folgte eine heftige Erderschütterung, begleitet von unterirdischem lebhaften Rollen, ähnlich dem eines Bahnzuges. Leichtere Gegenstände schwankten, Fenster flirrten. Die Richtung des Stoßes war von Ost nach West. Der Erdstoß wurde auch in Hall verspürt. Pest, 29. Dezember.( Verkehrsstörungen.) 3wischen Waißen und Göd find 25 bis 30 Meter breite, 3 Meter hohe Schneebarrikaden entstanden. Mit der Entfernung des Schnees sind zwei Schneepflüge, zwei Lokomotiven und eine Schaar von Arbeitern beschäftigt. Von hier ist heute ein Arbeiterzug abge­gangen, da die bis jetzt verwendeten Leute nicht ausreichen.

Vom Direktionspräsidenten der ungarischen Staatseisen­bahnen wird die Mittheilung gemacht, daß infolge der Schnee­verwehungen bis auf weitere Verfügung Personenzüge von Budapeſt aus nach gar keiner Richtung verkehren können.

Wien , 29. Dezember. Infolge von Schneeverwehungen ist der Verkehr überall hin gestört. Von Pest ist seit gestern fein Bug hierher abgegangen. Ueber den heute früh in Best fällig gewesenen Orient Expreßzug ist bis Mittags feine Nach­richt eingegangen. Der Frachtverkehr auf der österreichischen Staatsbahn ist fast ganz aufgehoben. Die Südbahn und die ungarischen Staatsbahnen sind ebenfalls start in Mitleidenschaft gezogen.

Paris , 28. Dezember. Rochefort wurde auf dem Plate Pigalle von einem Manne thätlich mißhandelt, der eigens aus Amerifa herübergekommen war, um sich an ihm zu rächen. Der Mann ist ein Schauspieler mit Namen Garnier, welcher Sarah Bernhardt auf ihrer lezten Reise nach Amerika begleitet hatte. Rochefort hatte denselben vor 13 Jahren scharf mitgenommen, weil er die Frau Noirmont, eine Begleiterin der genannten Schauspielerin, durchgeprügelt hatte. Garnier ließ nun nach seiner Rückkehr den mit der Feder so streitbaren Journalisten fordern, Rochefort aber erklärte, er schlage sich nicht mit einem Dirnenzuhälter. Infolge dessen lauerte Garnier dem Journa listen mit einem seiner Freunde auf, spie ihm in's Geficht und schlug ihm den Hut vom Kopf. Rochefort erklärt im In­tranfigeant", er werde Garnier nicht gerichtlich verfolgen lassen, sondern sich einen neuen Hut kaufen, und damit sei die Sache erledigt.

Brüffel, 28. Dezember. Ueber Stanley's Expedition er­hält das Neuter'sche Bureau aus St. Paul de Loanda unterm 26. d. folgende telegraphische Meldung: Bis jezt sind in Boma feine weiteren Nachrichten von Stanley eingegangen; gleichwohl flößt dies den Behörden am Kongo keine Besorg­nisse ein, da seit dem Empfang der letzten Nachrichten vor etlichen Wochen kein Dampfer von Stanley Pool nach Aruwimi abgegangen ist. Der Dampfer, Stanley" segelte neulich von Leopoldville nach dem oberen Kongo ab. Es wird geglaubt, der­selbe werde in dem Lager in Aruwimi direkte Nachrichten von Stanley vorfinden, und daß nur in dem Falle, daß der Kom­mandant in Dambounga teine Nachrichten erhalten haben sollte, Ursache für Besorgnisse oder Zweifel betreffs des Ergebnisses der Expedition vorhanden sein werde. Die Regierung in Boma erklärt auch, daß, wenn sehr wichtige Nachrichten in Yambounga eingelaufen wären, der Kommandant die Ankunft eines Regie­rungsdampfers nicht abgewartet, sondern die Nachrichten mittelst eines Kahnes nach Leopoldville gesandt haben würde. Der Stanley" wird seine Fahrt bis Stanley Falls ausdehnen, und felbst, wenn fein Unfall eintreten sollte, der seine Reise ver­zögern könnte, wird er nicht vor dem 20. Januar in Leopold­ ville zurückerwartet. Die neuesten Meldungen über die Bangalas lauten sehr günstig. Im Lande herrscht Ruhe und es gilt als ficher, daß, wenn irgend eine Agitation unter den nördlichen Stämmen entstanden wäre, die fich als verhängnißvoll für Stanley's Expedition erwiesen haben dürfte, Nachrichten darüber bereits zu den Bangalas gedrungen wären."

London , 29. Dezember.( Theaterbrand.) Das Grand Theatre in Upperstreet, Islington ,( einer nördlichen Vorstadt Londons ) ist heute Nacht vollständig niedergebrannt. Die Vor­stellung- es wurde die bekannte Weihnachtspantomime ,, Whittington and his Cat" gegeben hatte bis halb 12 Uhr gedauert und dem Feuerwehrmann war bei seiner gewöhnlichen Ronde nach der Vorstellung nichts aufgefallen. Um 1 Uhr Morgens aber bemerkte er ein kleines Feuer in der Nähe der Bühne. Er suchte sofort einen Wasserschlauch in Thätigkeit zu setzen, allein da die Flammen sich sehr schnell an den leicht entzündlichen Kouliffen verbreiteten, so schlug er Alarm. Im vorderen Theile des Gebäudes wohnte die Familie des Theater­pächters Wilmot und es gelang derselben, sich vermittelst einer Leiter zu retten, welche sich in der Nähe der Kaffe befand. Herr Wilmot selbst Während auf diese Weise Frau Wilmot

-

hatte sich nicht zur Ruhe begeben eine ältere Dame und drei Kinder gerettet wurden, hatten die Flammen das ganze Ge bäude ergriffen, sodaß die zahlreichen von allen Seiten schnell

Ueber den weitern Verlauf der Ministerkrists in Belgrad meldet man: Die Verhandlungen über die Kabinets­bildung dauern fort. Der König empfing gestern Garaschanin, Pirot schanac und Mijatovic und hierauf 23 hervorragende Radikale, mit welchen er eingehend ein Regierungsprogramm berieth. Demzufolge hält man ein rein radikales Rabinet für wahrschein­lich, um so mehr, als der Klub der Radikalen die Annahme des vom Könige aufgestellten Programms bezüglich Nichtauf lösung der Stupschtina beschloß, um die Vorlagen über die An leihe und die Steuereformen rasch zu erledigen. Bezüglich des Militäretats und der Emigrantenfrage hat der Klub noch keinen Beschluß gefaßt, doch es ist wahrscheinlich, daß die Radikalen. auch diesbezüglich den Wünschen des Königs entsprechen werden.. Falls eine Verständigung über alle Fragen erfolgt, wäre ein Kabinet zu erwarten, das wie folgt zusammengesezt ist: Kriegs­minister Sava Gruic Präfidium, Giga Gerschic Aeußeres, Gjaja Inneres, Tauschanovic Volkswirth­schaft, Milosavljevic Kultus, Vuic Finanzen, Veli­mirovic Bauten. Somit blieben vier Minister des früheren. Kabinets im Amte.

Telegraphische Depeschen.

( Wolff's Telegraphen- Bureau.)

( Nach Schluß der Redaktion eingetroffen.) Berlin , Sonnabend, 31. Dezember. Der Präsident Dr. Pape hat dem Reichskanzler den in erster Lesung fest gestellten Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs übersandt.

Paris , Sonnabend, 31. Dezember. Aus China hier ein gegangenen Nachrichten zufolge explodirte am 21. November in Amoy eine Pulvermühle mit 40 000 Kilo Pulver, wodurch viele Menschen getödtet und ein ganzer Stadttheil zerstört wurde.

Briefkasten der Redaktion.

Bei Anfragen bitten wir die Abonnements- Quittung beizufügen. Briefliche Antwort wird nicht ertheilt.

E. D. Bülowstr. Die Angelegenheit wird demnächst an anderer Stelle ihre Erledigung finden. Bis dahin wollen wir die Sache ruhen lassen, womit Sie hoffentlich einverstanden sind.

Markthallen- Bericht von J. Sandmann, städtischer Verkaufsvermittler. Berlin , den 30. Dezember 1887. Temperatur in der Halle 3 Grad Reaumur. Wetter: Schnee.

Butter.( Reine Naturbutter.) 1. Feinste haltbare Süße rahm- Tafelbutter( bekannte Marken) 110-117 M., 2. rein schmeckende Tafelbutter 105-110 M., 3. Tischbutter 95 bis 105 M., 4. fehlerhafte Tischbutter 80-95 m., 5. Koch- und Backbutter 70-90 M. pr. 3tr. Auktion täglich um 11 Uhr. Vormittags.

Honig, deutscher, 40-60, IIa. 30-40 M. pr. Str. Pflaumenmuß 15-17 M. pr. Str.

Gier-2,85-2,90 netto ohne Abzug p. Sehck., Kalteier 2,60 M. p. Schck.

Käse. Importirter Emmenthaler-87, Inländischer Schweizer 40-50-65, Quadrat- Backstein 12-16-26, Lim burger 20-30-35, Rheinischer Holländer Käse 58-60-68 M. pr. 3tr., Edamer 58-68, Harzer 2,30-3,00 M. pr. Kiste. Dtsche. Camembert M. pr. Dz. Neufchatel M. per Stüd

-

Wild. Rehwild 55-65-70 Pf., Dammwild 35-70 Pfennig. Rothwild 30-40-50 Pfennig, Schwarzwild 25 bis 60 Pf., Kaninchen 40-60 Pf. per Stück, Hasen 2,60 bis 2,70 M., Fasanenhähne 3,00 bis 4,50 M., Fasanenhennen 2,00 bis 3,00 M., Wildenten 0,60-1,00-1,50 M., Birkwild 1,50-2,25 pro Stück, Haselwild 0,90-1,10 M. pr Stüc Schneehühner 0,90-1,20. Wildauktion täglich um 10 Uhr Vors mittags und 6 Uhr Nachmittags.

Fleisch. Rindfleisch 30-40-55, Kalbfleisch im Fell 42 bis 50-60, Hammel 35-45-52, Schweinefleisch 42-46 Pf. pro Pfund, Schinken geräuchert mit Knochen 60-80 Pf., Speckt ger.. 50-60 Pf. pr. Pfund.

Geflügel, fett, geschlachtet. Fette Gänse 45-50-65 f. Fette Enten 40-60 Pf. pr. Pfd., Puten 50-80 Pf. pr. Bfd., Tauben 38-50 Bf., Hühner 0,60-1,00-1,50 pr. Std. Geflügel, lebend. Gänse la 4,00-5,50, lla 2,00-3,50 f Enten 0,85-1,50-2,25 M., junge Hühner 0,60-0,90, alte Hühner 1,00-1,50, Tauben 30-45 Pf. pr. Stück. Puten 2,50-3,50 M.- Auftion täglich um 9 Uhr Vormittags und 6 Uhr Nachmittags.

Obst und Gemüse. Weißfleischige Speisekartoffeln 4,00, Bwiebeln 0,00-13,00 m. pro 100 Kilo, Blumenkohl 24­25 M. pro 100 Kopf, Birnen 8-10-13-18, Aepfel 7 bis 10 bis 15-20, Wallnüffe la. 10-28 M. pro Bentner. Apfelfinen Jaffa 12-12,5, Valenzia 420er 15-26 M. pro Rifte. Citronen Malaga 16-25 M. per Kiste.

-

Feldfrüchte in Wagenladungen, Kartoffeln, weißfleischige Speisekartoffeln 40 M. per 1000 Kilo, Hafer 97-130 Erbsen 120-200 M., Futtererbsen 115-120 M., Gerste 105 bis 180 M., Nichtstroh 30-32,50 M., Heu 40-66 M. per. 1000 Kilo.