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Nr. 4.
Lokales.
Die Berliner Ausstellung im Jahre 1889. In der Generalversammlung des Vereins Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin " wurde der Gedanke angeregt, eine Ausstellung zu veranstalten, welche zunächst Apparate und Einrichtungen veranschaulichen sollte, die geeignet erscheinen, eine Verringerung der in der Brauerei- Industrie zahlreich auftretenden Betriebsunfälle herbeizuführen. Der genannte Verein hat sich darauf mit dem Vorstande der Berliner Sektion der Brauerei und Mälzerei- Berufsgenossenschaft, welche den größten Theil der Norddeutschen Brauereien umfaßt, in Verbindung gesetzt, um mit letterer gemeinschaftlich die für die Ausstellung erforderlichen finanziellen Garantien zu beschaffen. Unter Vorsitz des Herrn Röfice, stellvertretendes, nicht ständiges Mitglied des Reichs- Versicherungsamtes, Vorsitzender des Vereins Versuchsund Lehranstalt für Brauerei in Berlin " und Direktor der Schultheiß- Brauerei , Berlin , ist ein Ausstellungskomitee zufammengetreten. Bei Förderung und weiterer Erwägung der Angelegenheit, insbesondere durch den Umstand bewogen, daß die Apparate und Einrichtungen für Unfallverhütung in dem einen Gewerbe auch gleichen Zwecken in anderen Gewerben dienen, und infolge der Anregung anderer Industrieller hat das Komitee beschlossen, die geplante Ausstellung auf alle Industriezweige des Deutschen Reiches auszudehnen. Die Ausstellung foll voraussichtlich in den Monaten Mai, Juni und Juli des Jahres 1889 in den Räumen des Landes- Ausstellungsgebäudes in Berlin stattfinden und soll außer anderen Apparaten und Einrichtungen zur Verhütung von Unfällen besonders alle Vorrichtungen umfassen, die zur Sicherung der Arbeiter an Motoren, Transmissionen, Fahrstühlen und Aufzügen, Arbeitsmaschinen, Fahrzeugen 2c., beim Auf- und Abladen u. s. w. dienen.
Wieder ist eine Frage, welche Berlin , Charlotten burg und die ganze Umgegend lebhaft beschäftigt hat und seit einem Menschenalter zu schweren Klagen Veranlassung gab, in befriedigendem Sinne erledigt worden: der schwarze Graben ist verurtheilt worden, den Weg des Königsgrabens, des Festungsgrabens, des grünen Grabens, und wie die von früheren Jahrhunderten fünstlich gezüchteten Schmußpfüßen alle heißen mögen, zu gehen. Unsere Leser kennen die Leidensgeschichte der Anwohner. Viele von ihnen hat er oft zur Verzweiflung getrieben. Sie sind auch mit dem Gange der Verhandlungen einigermaßen vertraut. Sie wissen, daß die schwarzen, schwerfälligen Schlammassen sich durch verschiedene Gemeinden und Ortschaften wälzten, bis sie hinter der Flora die Spree erreichten; es ist ihnen bekannt, daß ein gemeinsames Vorgehen der bethetligten Ortschaften nicht zu erzielen war, daß der erste Theil des Grabens, wo er den Kurfürstendamm schneidet, kanalifirt und überbaut worden ist, während andere Gemeinden, vornehmlich Charlottenburg die Regierung und die Gerichte darüber beriefen, ob sie oder die Adjazenten die Kosten dieser Verbesserung zu tragen hätten. Es ist viel darum prozeffirt worden und es ist viel kostbare Zeit verloren gegangen. Der Magistrat von Charlottenburg ist jest endgiltig verurtheilt worden, die Kanalisirung und Ueberbrückung vorzunehmen. Das Oberverwaltungsgericht hat in diesem Sinne bas letzte Wort gesprochen, nachdem in demselben Sinne die Bolizeidirektion in Charlottenburg , die vorgefeßte Behörde, das Berliner Polizeipräsidium, und der Oberpräsident der Provinz Brandenburg nach einander entschieden hatten. Gegen diese Entscheidung giebt es feine weitere Berufung. Es hieße indeffen, so schreibt die ,, Nat. 3tg.", dem Magistrat von Char lottenburg ein Unrecht zufügen, wenn man nicht anerkennen wollte, daß sein Widerstand mehr durch taktische, als durch sachliche Gründe hervorgerufen ward. Nicht die Frage, wer die Kosten zu tragen habe, war allein bestimmend für seine ablehnende Haltung. Er hoffte vielmehr, die Regulirung des schwarzen Grabens in Busammenhang mit der Kanalisation Charlottenburgs überhaupt vornehmen zu können und hier stieß er auf Schwierigkeiten. Das Urtheil des Oberverwaltungsgerichts wird demnächst rechtskräftig sein. Der Ausführung des Befehls stellen sich allerdings im Momente Schwierigkeiten entgegen, die der Himmel bereitet. Aber der Frost wird weichen, lindere Lüfte werden wieder wehen, der Frühling wird ebenso über Nacht kommen, wie der Winter eben gekommen war, und wenn dann der ebenfalls aus langem Winterschlaf erwachte Graben sich an
( Nachdruck verboten.)
Die
Donnerstag, den 5. Januar 1888.
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schicken will, seine duftige Visitenkarte in der Umgegend abzu geben, dann wird man ihm die Thüre vor der Nase jawohl, vor der Nase! zuschlagen und wird ihm in einem geflügelten Berliner Volksworte lustig zurufen: Was Sie denken, is nich!" Welche Veränderungen die Zuschüttung oder Kananalisirung dieses scheußlichen Grabens in Charlottenburg hervorrufen wird, das läßt sich mehr ahnen als behaupten. Er fließt eine ganze Strecke neben dem Viadukte der Stadtbahn in unmittelbarster Nähe der Stadtbahnstation Charlottenburg. Für den Lokalverkehr existirte diese Stadtbahnstation so gut wie gar nicht. Nur für Ausflügler hatte sie Werth als Außenbahnhof des Fernverkehrs. Wer hätte auch auch den Muth haben sollen, sich hier anzufiedeln, in einer Gegend, die alle Vorbedingungen eines Pestherdes trug. Das wird nun alles anders werden. Wie an die Bahnhöfe Bellevue, Lehrter und Thiergartenhof fich ganze Stadtviertel anschließen, die auf wenige Jahre des Bestehens zurückblicken und sich noch immer vergrößern, so wird auch der Stadtbahnhof Charlottenburg aufhören, so zu sagen auf freiem Felde zu stehen. Die Große Berliner Pferdebahn hat, in fluger Voraussicht des baldigen Endes des schwarzen Grabens und in Erwartung großer Bauthätigkeit übrigens dem Verkehre vorauseilend, bereits eine Bahn hier herausgeführt. Eben ist sie fertig geworden. Es ist die Strecke, die vom Kriminalgericht in Moabit tommend die Spree überschreitend vom Charlottenburger Knie die Berliner Straße, die Scharrnstraße und die Wilmersdorferstraße zum Bahnhof Charlottenburg führt. Das Urtheil des Oberverwaltungsgerichts ist am 2. Januar gefällt worden. In der Todtenstille des Jahres 1888 wird es den ersten und eine seltene Ausnahme einen hochwillkommenen Platz einnehmen.
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Um den vielfachen Einflüssen, welche die Beschäftigung Schulpflichtiger Kinder bei Theater- und sonnigen öffentlichen Vorstellungen auf die Erziehung und Ausbildung solcher Kinder zumeist ausgeübt hat, wirksam zu begegnen, hatte das Polizeipräsidium eine mit festen, einschränkenden Bedingungen verknüpfte Verordnung erlassen, welche am 1. September v. J. in Kraft war. Danach ist eine zustimmende Erklärung des Kreisschulinspektors die Vorbedingung der nachzusuchenden Erlaubniß. Von Seiten des Provinzial- Schulfollegiums find alle Schritte geschehen, um die strenge Durch führung dieser polizeilichen Vorschriften zu ermöglichen. Anmeldungen derartiger Kinder müssen jetzt bei dem Rektor geschehen, welcher zunächst wieder den Lehrer des Kindes hört und die Anmeldung dann mit einer gutachtlichen Aeußerung dem Kreisschulinspektor einreicht. In allen Fällen, wo die gestattete Beschäftigung der Schulkinder zu Störungen des regel mäßigen Schulbesuchs Veranlassung giebt, oder nach dem Ürtheile des Rektors und der Lehrer zu Unzuträglichkeiten für die Anstalt oder die Kinder führt, erfolgt unweigerlich die Zurücknahme der zustimmenden Erklärung des Kreisschulinspektors. Den Theaterdirektionen gegenüber kann die Befolgung dieser Vorschriften durch die Polizei zwangsweise durchgeführt werden, eine fortgesetzte Nichtbeachtung aber kann die Schließung des Theaters nach sich ziehen. Bu solchen Zwangsmaßregeln hat, wie jetzt bekannt wird, das eine Jahr der Wirksamkeit dieser neuen Vorschriften eine Veranlassung nicht gegeben, dagegen lag mehrfach Grund vor, die Erlaubniß zur Betheiligung solcher Kinder an den Vorstellungen zu versagen.
Verrohung der modernen Studenten. Je mehr der studentische Nachwuchs fich idealen Zielen entfremdet, desto mehr wächst bei ihm die Neigung zur Brutalität und zur Anmaßung. Die studentische Verflachung führte ja auch in früheren Zeiten stets zur Renommiſterei". Allerhand rohe Streiche werden da unter dem freundlicheren Namen uit" entschuldigt. So be= richtet das Deutsche Tageblatt" über folgenden ult" in der Sylvesternacht: Kommt da ein vornehmer Herr die Leipzigerstraße daher. Er balanzirt auf seinem Haupte einen prächtigen, nagelneuen Zylinder. An der Ecke der Charlottenstraße begegnet er einem Trupp Studenten, welche bereits schwer geladen hatten. Ah, meine Herren," ruft unser erster Nachtschwärmer den Musenföhnen zu, Sie wollen mir gewiß meinen neuen Zylinder eintreiben!" Sprichts und überreicht mit einer artigen Verbeugung den Studenten seine blinkende Kopfbedeckung. Und diese fassen die ihnen gestellte Aufgabe mit höchstem Biereifer" auf und treiben den Hut nach allen Regeln der Kunst ein. Mit hoch befriedigter Miene empfängt der Herr seinen Hut zurück. Ich
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erspart hatte, welches ihm und seiner Dörthe ein sorgenfreies Alter sicherte.
„ vier Pfähle des alten Jakob. das traurige Geschick, all' ihre Kinder, Verwandten und
Ein Lebensbild von Julius Freund. Weit hinter dem Dorfe am Waldsaume lag ein kleines, unscheinbares Häuschen, dort war der alte Vater Jakob zur Welt gekommen.
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Aus diesem Häuschen war er als lockiger, flaräugiger Jüngling hinausgezogen auf die Wanderschaft in die weite Welt hinein hierher war er zurückgekehrt, als ihn der sterbende Vater an sein Lager rief, und dort in dem Lehnstuhle mit den großen Ohren und wackligen Beinen, in denen der Holzwurm pickte, hatte er dem guten alten Manne die müden Augen zugedrückt.
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Durch die große eichene Thür mit dem wuchtigen Thürflopfer aus blankem Messing hatte er später sein junges, prächtiges Weib in die Wirthschaft geführt und mit einem wahrhaft patriarchalischen Stolze, als beträte er die glänzende Stammburg seines Hauses, gesagt:„ Da, Dörthe das ist mein Haus, das sind unsere vier Pfähle hier hat kein anderer zu befehlen, als wir beide Du und ich!" Dann folgten die Jahre der Arbeit und Plage, aber der Jakob kam rüstig vorwärts, er hatte sein Handwerk wohl erlernt und alle Tischlerarbeit des Dorfes flog ihm in die Hände. Und endlich eines Abends als er müde vom Tagewerk heimkehrte brachte man ihm eine kleine, herzige Wickelpuppe entgegen, die vom Schreien am ganzen Körper zinnoberroth war da schlug der Jakob vor Seligkeit einen Purzelbaum und konnte nicht Worte genug finden für sein Glück und seine Wonne.
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Dasselbe Glück geschah ihm noch einmal im Laufe der Jahre, die sonst recht gleichförmig und eintönig verflossen, wie das nun einmal im Bauernleben nicht zu ändern ist.
Als der Jakob merkte, daß die Augen trüber wurden und die Hände zu zittern begannen, gab er die Tischlerei auf und widmete sich ganz seiner Lieblingsbeschäftigung Rofen zu züchten.
Er konnte das ja thun, da er sich ein kleines Sümmchen
Und die Beiden wurden älter und älter und hatten Freunde zu überleben. Andere Bauern im Dorfe andere Gesetze im Lande.
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An der Landstraße wurden seltsame Stangen errichtet, die man durch Drähte verband und der Jakob wollte nicht glauben, daß man verstünde, den Blitz einzufangen, und längs dieser Drähte wie einen gehorsamen Diener über Land zu schicken.
Anders als mit dem Knotenstock und Ledertasche konnte er sich nun einmal solch einen Boten nicht vorstellen.
Dann wieder zogen eines Tages die Bauern in hellen Haufen zur nächsten Stadt und luden den Jakob ein, mitzukommen, daß er sich das große, eiserne, dampffpeiende Thier anfähe, welches die Menschen windschnell von Stadt
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zu Stadt, von Dorf zu Dorf trüge aber der Jakob wies sie kurz und bestimmt ab: er wolle mit Höllenwerk und Teufelskünsten nichts zu thun haben Punktum! Alles war anders geworden alles war fortgeschritten, nur das einsame Häuschen ragte wie ein heiliges Wahrzeichen aus vergangenen Tagen in die neue Beit hinein.
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Es war umgeben von einem kleinen duftigen Gärtchen, in dem der Vater Jakob seine Rosen züchtete. Rosen... Rosen.... nichts als Rosen. Rosen von allen Sorten und Farben so voll, so dicht, daß sie den guten Alten oft völlig verdeckten, wenn er mit seiner Gartenscheere zwischen den zarten Stämmchen einherging.
Nach vollendeter Früharbeit, wenn die Mittagssonne heiß herniederbrannte, setzte er sich in den alten Lehnstuhl mit den großen Ohren, den die Dörthe erst vor fünfzig Jahren mit großblümigem Kattun überzogen hatte und hielt ein gesundes Mittagsschläfchen.
Indessen kochte die Dörthe den Kaffee, der Jakob versicherte jedesmal, daß kein Mensch auf der Welt einen besseren zu kochen im Stande sei und beide ließen sich die Cichorie schmecken, als wär's Mokka.
Vor der Hausthür unter dem Lindenbaum stand eine
alte Holzbank.
5. Jahrg.
danke, meine Herren!" spricht er und mit artiger Verbeugung vor den Studenten zieht er stolz von dannen. Der vor nehme Herr hatte jedenfalls durch seine Geistesgegenwart verhütet, daß ihm der Hut auf dem Kopfe zerschlagen wurde." So sieht es in Berlin aus, in den Kleinstädten scheint die studen tische Anmaßung noch toller. Einen bemerkenswerthen Ausspruch that dieser Tage der Präsident des Lübecker Landgerichts, Gerichtsdirektor Claußen. Wegen nächtlichen Unfugs, Ruheſtörung und Sachbeschädigung waren drei Studenten, und zwar je einer von den Universitäten Kiel , Greifswald und Leipzig , welche inc September bezw. Oktober in ihrer Vaterstadt Eutin die Ferien verbrachten, zu Gefängnißstrafen von 3 Wochen bezw. 14 Tagen sowie 3 Tagen Haft verurtheilt worden. Das Eutiner Schöffen gericht hatte auf Gefängniß erkannt, weil es annahm, daß Geldstrafen weniger die Studenten selbst als vielmehr deren Eltern treffen, und weil zwei der Verurtheilten schon wegen Unfugs vorbestraft waren, gegen den dritten jedoch noch eine Unterfuchung wegen Beamtenbeleidigung schwebte. Das Lübecker Landgericht, bei welchem die Verurtheilten Berufung eingelegt hatten, hob Dieses Urtheil auf und erkannte auf Geldstrafen von bezw. 110, 80 und 30 M. oder entsprechende Gefängnißstrafen, und zwar unter der Begründung, daß leider in deutschen Universitäten die Unfitte eingeriffen sei, daß Studenten fich mehr an ult" er lauben dürften, als ein anderer Sterblicher. Die Philifter" nähmen den studentischen Ulf" nicht so genau, weil ihre Stadt aus dem Studentenleben mancherlei Vortheil zöge. Da die Studenten dies als allgemeinen Brauch betrachteten, so dürfe man ihnen ihre Vergehen nicht so streng anrechnen, daß sie fürs ganze Leben dadurch entehrt würden.
Ueber den Neujahrs- Bleigu schreibt das ,, Kl. Journ.": Bum Beginn eines neuen Jahres spielt das Bleigießen trots der Aufklärung und Intelligenz des neunzehnten Inhrhunderts in gewissen Kreisen der Bevölkerung eine große Rolle. Die Wahrsagerinnen treten in Aktion und finden reichlich Zuspruch aus den Kreisen derjenigen Personen, von denen ein altes Sprichwort sagt, daß sie nicht alle werden. Und wie gut die Wahrfagerinnen und Bleigußdeuterinnen ihr Publikum kennen, das bewiesen uns zwei Inserate, die kurz vor Neujahr in den Inseratenspalten hiesiger Blätter auftauchten und die, wie wir uns überzeugten, ein sehr verständnißinniges Publikum fanden. In den beiden Inseraten war zu lesen, daß eine verwittwete Dekonomie- Inspektor W. in der Wilhelmstraße Neujahrsbleigus deute, und daß eine Frau Br. in der Jerusalemerstraße sogar diese Bleigußdeuterei à la Lenormand, also nach dem Vorbild der berühmten und berüchtigten französischen Wahrfagerin, betreibe. Diese beiden geheimnißvollen Ankündigungen nahmen auch unser Gemüth mächtig gefangen, und wir gefellten uns deshalb unter die Gläubigen, die in der Sylvesternacht mit bangem Herzen ihr Stückchen Blei schmolzen, das flüssige Metall in faltes Wasser goffen und mit den so gewonnenen Bleigebilden zu den Wahrsagerinnen wallfahrteten. Wir hatten uns zwei Bleigüffe von zwei recht friedlich lebenden, hübschen jungen Mädchen machen lassen, verpackten dieselben sorgfam in eine Schachtel und begaben uns zunächst in die Wilhelmstraße zu der Frau Defonomie- Inspektor W. Auf unser Klingeln öffnete uns ein ziemlich bejahrtes Dienstmädchen und forderte uns, nachdem sie unser Begehr erfahren, auf, ein wenig zu warten, Frau M. wäre noch nicht empfangsfähig. Nach wenigen Minuten erschien dieselbe an der Thür und lud uns ein: in das gute Zimmer zu treten." Wir folgten ihrer Einladung, nahmen in der mehr als bescheidenen guten Stube" Play, dieweil Frau 2. fich noch für wenige Augenblicke entfernte. Wir hatten nun Zeit, aus der Schachtel einen Bleiguß zu nehmen und stellten denselben auf ein Spiegeltischchen, in der Vorausseßung, daß Frau W. nun bald erscheinen werde, um uns aus dem Bleigebilde, welches ungefähr einen Felsabriß darstellte, weissagen zu laffen. Wir hatten uns aber in der Annahme, daß die Frau Wahrsagerin in der guten Stube ,, arbeiten" werde, gründlich getäuscht. Frau W. öffnete nämlich die Thür zu einem sehr engen Alloven, der nur geringes Licht von der guten Stube" empfing und deshalb durch ein kleines Lämpchen magisch erleuchtet wurde. Frau W. nahm, indem sie uns durch eine galante Bewegung zum Sißen einlud, Play. Die geheimnißvolle Wahrsagerin, ungefähr eine Frau in den vierziger Jahren, mit halblangem, herabfallendem, blondem Haar, im Gesichte nur noch geringe
Dort saßen die guten Leute immer, wenn die Abendschatten herniedersanken, jedes mit einem großen Strickstrumpf, und sprachen von ihren Kindern, die vor ihnen gestorben waren, oder freuten sich über ihre vier Pfähle", wie am Hochzeitstage. Oder sie überlegten wohl auch miteinander, wie alt ein jedes von ihnen sei, was mitunter zu einem erregten, hochergöglichen Streite führte, weil beide die Beitrechnung ganz und gar verloren hatten. Dabei ließ die Dörthe jedesmal die Maschen fallen und der Jakob mußte sie wieder aufnehmen, weil er nämlich die bessern Augen hatte.
Wenn dann die Dorfuhr drüben am Kirchthurm neun Uhr schlug, begaben sie sich sammt dem hochbejahrten, weißen Kater, der ihr steter Begleiter war, in ihre vier Pfähle" und legten sich glücklich und zufrieden in die alten Betten, die irgend ein berühmter Dorfkünstler vor wer weiß wie viel Jahren mit schönen bunten Arabesken bemalt hatte.
Gott sei Dant, daß alte Leute nicht schwer sind denn die schönen Betten frachten gar bedenklich in ihren Fugen, wenn sich die Guten zur Ruhe streckten.
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Ja! Ja! Es fah überhaupt bei Lichte betrachtet mit den ganzen wundervollen vier Pfählen" schon recht bedenklich aus, und man darf ja nicht glauben, daß die drei Menschenalter spurlos an dem Häuschen vorübergezogen wären.
Auf dem alten Schindeldache, das hier und da schon gefährlich angefault war, wuchs feuchtes, dunkelgrünes Moos, und wenn es einmal gar zu lange regnete, fiderte die Nässe durch, daß dem alten Vater Jakob Nachts die Tropfen auf die Nase fielen, und durch die Riffe und Spalten in der Mauer rieselte das Wasser in den Keller hinunter es hätte kein Mensch mehr einen Pfifferling für die vier Pfähle" gegeben.
Der alte Jakob aber liebte sein Häuschen mit einer närrischen Liebe, wie wir ein herziges, unartiges, einziges Kind, das uns ärgert und kränkt, immer wieder mit zärtlichen Armen umfangen..
Der Aerger verfliegt- ohne auch nur ein Quentchen von der alten, treuen Liebe mitzunehmen.
Eines sonnigen Mittags nun, als der alte Jakob fein Schläfchen hielt und die vorsorgliche Dörthe mit der Fliegenflappe vergeblich auf eine freche Brummfliege Jagd machte,