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18.
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nicht mehr vorkommen. Ich stelle den Antrag: Die städtischen Behörden wollen sich mit dem Polizeipräsidium in Verbindung fegen und darauf hinwirken, daß die Absperrungsmaßregeln in Bufunft auf das geringste Maß beschränkt werden.( Bravo.)
Stadtverordneter Broemel: Ich kann dem An5½ Uhr trage nur voll und ganz zustimmen. Widerliche VorStryd gänge haben sich in Der vergangenen Woche er= eignet. Die Polizei hat ohne jeden Grund Absperrungen der wichtigsten Verkehrswege vorgenommen, dadurch ist das öffentliche Verkehrsleben eine ganze Woche auf's tiefste geschädigt worden. Wenn dadurch die Beisegungsfeier eine würdige Gestalt erhalten hätte, so würde man eine Entschuldigung dafür diese haben. Allein ein widerliches, empörendes Schauspiel haben mnität wir gesehen.( Rufe: Sehr richtig!) Nicht weil wir, Zorlage die Vertreter der deutschen Reichshauptstadt vor den Thüren der nachen. Domkirche, zu der wir gewiß nicht aus Neugier, sondern aus ollegen innerem Herzensdrange gezogen, in geradezu empörender Weise
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behandelt worden sind, sondern weil dieselbe Behandlung den Mitgliedern des Parlaments und den zahllosen fremden Depu tationen u. f. w. zu Theil geworden ist, haben wir nicht blos das Hecht, sondern auch die Pflicht, dafür zu sorgen, daß derartige Dinge in Zukunft nicht mehr vorkommen.( Lebhaftes Bravo.) Wir sind es uns und der Stadt Berlin schuldig, derartige Mißstände zu rügen und für deren Abstellung Sorge zu tragen.( Beifall.) Stadtv. Dr. Horwit: Jeh stimme dem Herrn Stadtv. Broemel vollständig bei, ich halte aber damit die Sache um des willen für erledigt, weil der vom Stadtv. Vortmann vorge Schlagene Weg unausführbar ist.
Stadtv. Dr. Friedmann: Ich bin allerdings auch der Meinung, daß der vom Kollegen Vortmann vorgeschlagene Weg unausführbar ist, ich will aber trotzdem noch bemerken, daß am Tage der Beisetzung die Straße Unter den Linden ohne jeden Grund abgesperrt wurde. Abgesehen von der dadurch bewirkten Verkehrsstörung hat diese Absperrung bewirkt, daß Schußleute das Puabge- blikum in den Nebenstraßen aufforderten, doch schnell nach den , die Seiteres inferen
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Linden zu kommen, da sonst die Beisetzungsfeier des ersten deutschen Kaisers bei spärlicher Betheiligung des Publikums vor sich gehe.( hört! hört!) Es sind das doch in der That Bustände, die dringend einer Abstellung bedürfen.( Bravo.)
Da der Vorsteher mittheilt, daß die hier zur Sprache gelommene Angelegenheit bereits in Fluß sei, so zieht Stadtv. Bortmann seinen Antrag zurück.
Der Etat für die Polizeiverwaltung, sowie die weiteren Etats, betreffend Straßenbeleuchtung, Straßenreinigung und Besprengung, sowie noch einige unerhebliche Vorlagen werden alsdann genehmigt.
Danach schließt die Sigung gegen 8 Uhr Abends. Es folgt eine nichtöffentliche Sigung.
Lokales.
Die strenge Kälte ist von einem Schneetreiben abgelöst worden, welches die Rückkehr zu den zehn Grad unter Rull fast wie eine Erlösung betrachten laffen würde. An der Schwelle des offiziellen Frühlingsanfangs stedt Berlin in Schnee und Eis. Fast ununterbrochen seit 48 Stunden hatte das Schneetreiben angehalten, Nachts stärker als am Tage, bald langsam tiefelnd, bald heftig stürmend, dann wild gepeitscht. Die Schneehügel thürmten fich zu Bergen, die Berge zu Gebirgsketten, namentlich del, wo die Pferdebahnen wenigstens einigermaßen die Straßen frei zu bekommen trachten. Am schlimmsten war es vorgestern Vormittag. In den höheren Regionen war es unzweifelhaft wärmer, als auf der Erde. Was uns als Eisnadeln und Hagelförnerchen schmerzhaft in das Geficht schlug, wenn der Weg nach Osten gerichtet war, das war uns ursprüng lich als Regen zugedacht. So schnell eifrige Hände den Weg zu fäubern versuchten, der Wind und Schnee folgte jenen auf dem Fuße und machte alle Anstrengungen umsonst. Es war fein Schnee,
fich festtreten ließ, sondern wie eine Art trockene Sandschicht
die fich zähe ansette. Das Gehen war überaus beschwerlich, der
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Berkehr in bisher faum erlebter Weise beschwert. Pferdebahnen Dmnibuffe mußten sehen, wie gut fte fortkamen, der Fahr war umgestoßen, auch Taufende von Arbeitern vermochten laum Luft zu schaffen. Die Stadt wird ein unermeßliches Geld zu bezahlen haben. Die Eisenbahnen tamen selbst aus der unmittelbarsten Nähe Berlins mit großen Verspätungen an. Bon Steglitz nach Berlin währte die Fahrt eine halbe Stunde. Die Glätte der Schienen und die Schneeverwehungen machten die äußerste Vorsicht nöthig. Bisher ist glücklicher Weise von Unfällen nichts bekannt geworden; hoffen wir, daß diese Lage, welche dem Verkehr ohnehin viel Schaden bringen, ohne Berlust von Leib und Leben vorübergehen. Im Innern der Stadt war man über das Wetter um so unglücklicher, als man gehofft hatte, fich nun einigermaßen von dem Schaden erholen zu können, den die polizeilichen Maßregeln während Der vergangenen Woche angerichtet hatten. Um die zweite Nachmittagsstunde wurde der Hagel- und Eisschlag durch Regen abgelöst. Wenn diese gewaltigen Schneemaffen ins Schmelzen fommen, wird es ein Hochwasser sonder Gleichen geben. Möchte man sich überall auf die vorauszusehende Ralamität rüften.
Zur Behandlung stotternder Kinder im Elternhanse. Rinder, welche zum Stottern neigen meist sind fie art und engbrüftig und haben verschiedene Kinderkrankheiten überstanden -sollen frühzeitig, schon im Elternhause, heilpädagogisch behandelt werden( Athemübungen, Singen, Turnen, Maffage, Bäder). Für Kinder, die ängstlich in der Stube ge halten werden, wird oft der Kindergarten, wo sie an Bewegungs- und Ballspielen Theil nehmen und ihre dünne Stimme im Chorgesang erit schüchtern, dann aber beherzt aufgehen laffen, fur Heilanſtalt. Leider aber wird diese wichtige Beit( 4. bis 7. Lebensjahr) nicht immer ausgenügt. Das zum Stottern disponirte Kind tritt dann in die Schule und so behaupten fast alle Stotterleidenden hier in der Schule, vor den vielen Kindern, die lautlos auf die Antwort warten, angesichts des Lehrers, treten peinliche Angstgefühle auf, die den Athem und die Sprache benehmen, hier in der Schule kommt dann allmälig das Stot tern zur vollen Entwickelung und das Kind zum Bewußtsein:
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Ja, du stotterst." Mit Schrecken geht nun das Kind in die Schule, fürchtet, dort zur Rede gestellt zu werden. Der Lehrer fragt nun selten, weil von der Antwort nur mühsam der Anfang folgt. Endliches haben sich krampfhafte Bewe ungen,
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Budungen und dergleichen eingestellt wagt man feine frage mehr, und das Kind verliert nun die Freude an der Schularbeit und bleibt in der geistigen Ausbildung zurück, wie auch die Brust durch das fortgesette Stillschweigen fich nicht wie bei den Altersgenoffen entwickelt. Nun ist es hohe Beit, das Kind, wenn sich das Stottern nicht mit seinen Unannehmlichteiten für's ganze Leben feſtſeßen soll, aus seiner mißlichen Lage befreien. Aber nur zu oft trösten sich Eltern und deren Rathgeber in ihrer Unkenntniß mit der sehr eitlen Hoffnung, daß das Leiden mit der Zeit- Pubertät- von selbst vergehen werde. Wie viele Kinder find durch müßiges Hoffen und Harren in der Berufswahl gehemmt und für die ganze Lebenszeit unglücklich geworden! So waren z. B. in Frankreich nach dem Refrutirungsergebniß 1876 von 296 504 Militärpflichtigen 497 Stotterer. Eltern könnten bei ihren stotternden Kindern anfangs gar manches thun, um diesen Sprachfehler zu beseitigen; aber in den meisten Fällen spielen sie den stummen Zuschauer und glauben, gegen dieses Uebel sei nichts zu machen oder das Leiden werde mit der Zeit von selbst vergehen. Sie irren sich wunderbarere Geschichten werden über die
jedoch häufig.
Immer
falschen Polizeianordnungen der letzten Tage in Berlin bekannt. Während infolge der falschen Absperrungsmaßregeln an einzelnen Blägen die Menge dicht eingefeilt in fürchterlicher Enge stand, herrschte an anderen Straßentheilen eine solche Leere, daß zulegt
Sperrte Publikum einzuladen, die leeren Pläße doch zu besetzen, weil die Dede an einzelnen Stellen sich bei den Feierlichkeiten zu seltsam ausnahm. Alle Berliner Zeitungen wimmeln von Beschwerden über die Behandlung der Vertreter der Presse in den lezten Tagen seitens der Polizeibehörden und ebenso über die Schädigung der Gewerbtreibenden und Bewohner in den von den Absperrungsmaßregeln betroffenen Theilen infolge der allzu frühen und allzu ausgedehnten Absperrungen.
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Das Wetter und immer wieder das Wetter! Sonst bildet es gewöhnlich das Unterhaltungsthema zwischen Personen, die um ein anderes Thema verlegen sind und wenigstens etwas sagen möchten, aber gegenwärtig gehört das Wetter oder vielmehr das Unweiter zu denjenigen Faktoren, die im Bordergrund des öffentlichen Interesses stehen und über die nicht genug gesprochen. gejammert und geschimpft werden kann. Frühlings Anfang! Welch eine Ironie! Fußhoch liegt der Schnee auf Flur und Feld, ununterbrochen noch fallen die Flocken hernieder, alles Lebende feucht unter der weißen Last, die sich überall festsezt und störend in alle Verhältnisse eingreift. Wir kommen aus einem Vorort Berlins . Geht's mit einer Verspätung von 20-25 Minuten ab, dann können wir noch froh sein. Die Maschine pustet und schleppt sich auf der unabsehbaren Schneefläche fort; jeden Augenblick steht der Bug, denn der vorhergehende hat langsamer fahren müssen und ist bedenklich zurückgeblieben. Kommt man in Berlin an, dann empfängt uns Finsterniß auf den Bahnhöfen, deren Glasdächer unter der Zentnerlaft der Schneemaffen einzubrechen drohen. Auf den Straßen häuft sich das Milliardenheer der Flocken zu einem weiten Schneeteppich an, den weder die öffentliche noch private Straßenreinigung zerstören kann. Und gerade dort, wo am häufigsten gefegt wird, ist die Paffage am gefährlichsten. Man fegt und fegt um der allbekannten und mit Recht vielgeschmähten Polizeiverordnung nachzukommen bis der spiegelblanke Granitboden des Bürgersteiges fichtbar wird, auf dem dann, da Aschestreuen sich bei der Fortdauer des Schneefalls als überflüssig erweist, die Menschen wie die Fliegen zur Erde fallen. Viel sicherer und gefahrlos geht es sich auf dem hochliegenden Schnee, selbst wenn er festgetreten wird. Gestern Mittag sah man besorgte Mütter vor den städtischen Schulhäusern stehen, die ihre Kinder abholen wollten, um fie nicht allein der gefährlichen Passage auszusetzen. Das öffentliche Fuhrwesen Die hat mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen. Pferdebahngesellschaft arbeitet mit verdoppelten Kräften. Pferdebahngesellschaft Jeder Wagen hat ein Pferd mehr erhalten, beständig fahren die Streusalzwagen auf den Schienen entlang, und überall find Hilfsmannschaften mit der Räumung der Schneemaffen beschäftigt. Trogdem fann nirgends die Fahrzeit innegehalten werden, denn oft kommen die Pferde auf langen Strecken nur schritt weise vorwärts. Eine Fahrt im Omnibus auf Asphaltpflaster gleicht einer Karouffelfahrt; von einer Seite zur anderen wird Der Wagen geschleudert, plötzlich steht er quer auf dem Damm, dann giebt's wieder eine plögliche Wendung im Halbkreis und oft genug berühren Pferde oder Hinterräder den Bürgersteig. Der Schlitten ist in Bermanenz erklärt, in ihm macht man Tagund Nachtfahrten, in ihm eilt man des Morgens nach der Stätte seines Berufes oder Abends zu den heimathlichen Benaten. Wehe aber, wenn in einer belebten Straße eine größere Vertehrsstörung entsteht, dann wissen weder Polizei noch Bublikum Rath, dann fährt, wie es gestern Vormittag in der Leipzigerstraße der Fall war, eine weite Wagenburg auf, die nicht vorwärts noch rückwärts kann, die wegen der hochragenden Schneeberge nicht seitwärts fich aufzulösen vermag und fest stehen bleibt, bis vorn an der Spige der 20 bis 30 aufgefahrenen Wagen das Hinderniß beseitigt ist.- Es ist eine schreckliche Zeit, diese schneereiche, sonnenloſe, frühlingsarme Uebergangszeit! Käme doch ein Sonnenstrahl und ein Landregen, daß er die bösen Wahrzeichen des Winters vertreibe und alle Welt wieder jubeln tönnte: Vom Eise befreit sind Strom und Bäche von des Frühlings holdem, belebendem Blick!
Auf schändliche Weise ist ein polnischer Arbeiter um seine sauer verdienten Ersparnisse geprellt worden. Derselbe fuhr am 18. März von Königs- Wusterhausen nach Berlin , um feine Ersparniffe im Betrage von 480 österreichischen Gulden in deutsches Geld einzuwechseln. Unterwegs lernte er einen Mann fennen, dem er sein Vorhaben mittheilte. Dieser erklärte, da fahre er, der Arbeiter, umsonst nach Berlin ; denn an Sonntagen seien alle Bankgeschäfte geschlossen. Nach einer Weile erflärte der Unbekannte, er wolle ihm für die Gulden einen Tausendmarkschein geben, worauf der arme Pole ſo= fort einging; denn er hatte schnell erfaßt, daß er bei dem Tausch ein gutes Geschäft mache. Der Pole gab daher seine blanken 480 österreichischen Gulden hin und erhielt dafür einen alten echt aussehenden Tausendmarkschein. In Berlin angekommen, begab sich der Pole in ein größeres Bigarrengeschäft, um nach dem guten Geschäft eine gute Bigarre zu kaufen. Doch der Geschäftsinhaber wies lächelnd den Geldschein zurück mit der höhnischen Bemerkung, da müsse er sich einen Dümmeren aussuchen. Dem erstaunten Polen las dann Der Inhaber des Geschäftes den Inhalt der Vorderseite der vermeintlichen Banknote vor: 1000 Mart Strafe zahlt, wer diesen Schein für echt hält."" Die Rückseite enthielt eine Geschäftsreklame. Das ganze war eine sogenannte Blüthe, die ein Gauner dem Polen in der richtigen Voraussetzung, daß der felbe nicht lesen fönne, angeschwindelt hat. Der Gauner wird beschrieben als ein kleiner Mann, 35 bis 40 Jahre alt, mit kurzgeschorenem Schnurr und Backenbart.
Verhaftungen wegen Majestätsbeleidigungen scheinen
Jn Schöneberg wurde Hohl eingeholt und festgenommen. Das Fuhrwert hatte einen Werth von 1500 M., das auf demselben befindliche Fleisch einen solchen von 500 M.
Taschendiebstähle. Ungebetene Gäste, Taschendiebe, welche von Ungarn und Rußland her der Kriminalbehörde avifirt worden waren, sind hier in den letzten Tagen thätig gewesen. In einem Falle gelang es nach der" Post", einen der gefährlichsten internationalen Taschendiebe dingfest zu machen. Es ist dies der bereits bestrafte und jetzt von Ostrow steckbrieflich verfolgte Handelsmann Bibulla aus Plod in Rußland . Der Kaufmann B. stand am Vormittage des 16. März Unter den Linden , als fich Bibulla an ihn herandrängte. Bald darauf vermißte B. feine goldene Uhr und Kette im Werthe von 500 M. Als Bibulla festgenommen wurde, gerieth er in solche Angst und Verwirrung, daß er behauptete, gar nicht zu wissen, daß der deutsche Kaiser gestorben und an diesem Vormittag hinausgetragen werden sollte. Er sei auf der Durchreise nach Amerika und sei, durch die Menschenmaffe angelockt, Unter die Linden gelommen. Der Gauner hatte nicht ein einziges Stück Gepäck, weder Kleider noch Wäsche bei sich. Dies wollte er sich, wie er sagte, erst in Amerita ,, faufen". Ein zweiter, bedeutender Taschendiebstahl ist Sonnabend Vormittag auf der Reichsbank ausgeführt worden. Der Kaufmann R. war dortselbst im Begriff, an der Bahlstelle für den Giroverkehr 2800 M. in einem Eintausend- Markschein, zwei Fünfhundert- Markscheinen, den Rest in kleineren Papiers forten einzuzahlen und hatte das Geld bereits auf das Zahlbrett aufgezählt. Er mußte aber noch ein Formular ausfüllen und steckte währenddem das Geld in die linke Baletottasche. Als das Formular ausgefüllt war, fehlte das ganze Geld. Des Taschendiebstahls verdächtig ist ein junger, gut in Schwarz gefleideter Mensch, der an den schreibenden R. dicht herange treten war.
Polizeibericht. Am 19. d. M. Nachmittags schlug an der Ecke der Stralsunder- und Streligerstraße der Lithograph Heybaum einen Knaben, angeblich, weil derselbe eine Peitsche von einem Wagen gestohlen haben sollte, in roher Weise und stieß ihn dann so heftig zu Boden, daß der Knabe den rechten Arm im Handgelenk brach. Henbaum flüchtete darauf über einen Baun und in ein benachbartes Haus, wurde aber im vierten Stock desselben ergriffen und verhaftet. Um dieselbe Beit erhängte fich die Ehefrau eines Handwerkers in ihrer Woh nung in der Wollinerstraße. Veranlassung zur That scheint cine unheilbare Krankheit derselben gewesen zu sein. Eben falls am Nachmittag wurde auf dem Felde nördlich der Danzigerstraße die Leiche eines etwa 30 Jahre alten Mannes, an scheinend Arbeiters, vorgefunden. Anscheinend ist derselbe er froren. Als gegen Abend der Zimmermann Postöhr im Lustgarten mit dem Umlegen der dort aufgestellten Dekorationsstangen beschäftigt war, fiel ihm eine derselben auf den Fuß. Er erlitt dadurch eine schwere Verlegung des Knöchels und mußte mittelst Droschke nach seiner Wohnung gebracht werden.
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Abends fiel in der Andreasstraße eine Frau beim Ueber schreiten des Fahrdammes und wurde von einer Droschke durch Ueberfahren leicht am Arm verlegt.
Gerichts- Zeitung.
Sofortige Verhaftung des Angeklagten Arbeiters Goebel beschloß gestern die 88. Abtheilung des Berliner Schöffengerichts, obgleich die verhängte Strafe nur drei Monate Gefängniß beträgt und der Verurtheilte hier ansässig ist. Der Vertheidiger des Angeklagten, der fich etwas verspätet hatte und erst nach Verkündung des Urtheils und des Hartbeschlusses im Gerichtssaal erschien, hat sofort bei der fünften Straffammer des Landgerichts I gegen diese Verhaftung Beschwerde eingelegt, weil der von dem Schöffengericht dafür angenommene Fluchtverdacht durch nichts begründet ist. Wir werden den Beschluß der Beschwerde- Instanz demnächst zur Kenntniß bringen.
Der bekannte Restaurateur Mitan hatte sich gestern vor der 96. Abtheilung des Berliner Schöffengerichts wegen Ueberschreitung der Polizeistunde zu verantworten. Der An geklagte, welchem im Jahre 1886 die Ausdehnung der Polizeistunde am Sylvesterabende abgeschlagen worden war, hatte in dem Jahre 1887, ohne die Eingabe zu wiederholen, um 11 Uhr Abends sein Lotal geschloffen und die in demselben anwesenden persönlichen Freunde eingeladen, in seinen Räumen bei einer von ihm zum Besten zu gebenden Bowle das neue Jahr zu erwarten. Der Wachtmeister des Reviers hatte vom Präfidium den Befehl erhalten, das Lokal des Angeklagten zu observiren und eine Ueberschreitung der Polizeistunde unter keinen Umständen zu dulden. Infolge deffen begab sich der Beamte um 11 Uhr vom Hofe aus in das Lokal und forderte die Gäste zum Verlassen desselben auf, welchem Befehl der Angeklagte in der Meinung entgegentrat daß er, wie jeder andere Staatsbürger, das Recht habe, ein Sylvesterfest zu begehen. Schließlich wurden die Gäste mit Gewalt entfernt und Mitan in 30 M. Polizeiftrafe genommen. Hiergegen erhob er Widerspruch, und führte sein Vertheidiger, Rechtsanwalt Freudenthal aus, daß von einer Ueberschreitung der Polizeistunde nicht die Rede sein könne, weil kein Geschäftsbetrieb vorgelegen habe. Der Gerichtshof war aber der Anficht, daß das Sylvesterfest nur in Beziehung auf das Schankgewerbe veranstaltet sei, und verurtheilte den Angeklagten zu 5 M. ev. 1 Tag Haft.
jest wieder an der Tagesordnung zu ſein, so daß die Warnung Soziales und Arbeiterbewegung.
nicht unberechtigt erscheint, die Bunge im Baume zu halten und sich vor unbedachten Aeußerungen zu hüten. So wurde in Berlin ein älterer Mann aus Nowawes verhaftet, welcher von dort mit fertigen Weberwaaren nach der Hauptstadt fährt, weil er eine an fich harmlose Aeußerung falsch aufgefaßt hatte. Erst als seitens des Polizeipräsidiums telegraphisch von dem Amtsvorsteher Mücke in Nowawes ein Leunundszeugniß und eine Auskunft über die politische Gesinnung des Mannes eingefordert war, wurde derselbe auf freien Fuß gesezt. In Potsdam wurde aus dem Kreise seiner Familie ein ehemaliger Hausbefizer, welcher im Alter von 65 Jahren steht, am Freitag verhaftet. Derselbe ist von Leuten, mit denen er in Prozesse verwickelt war, denun zirt, weil er eine Majestätsbeleidigung begangen und geheime fozialistische Verbindungen unterhalten haben soll. An dem selben Tage verhaftete die Potsdamer Polizei zwei Bäckergesellen wegen desselben Vergehens, während einige Tage vorher eine Marktfrau festgenommen wurde. Auch ein Potsdamer Úlan ist wegen Majestätsbeleidigung verhaftet worden.
Vermist wird seit dem Tage der Trauerfeierlichkeiten der Kutscher August Spann, welcher bei einem Arzte in der Bionsfirchstraße in Diensten steht und bei dem Kaufmann Caro, Fürstenbergerstraße 11, wohnt. Der Vermißte entfernte sich am Freitag früh aus seiner Wohnung, um sich die Leichenfeierlichfeit anzusehen. Seit dieser Beit ist Spann weder nach seiner Dienstielle, noch nach seiner Wohnung zurückgekehrt.
Die schweren Jungen" haben am 16. März angeſtrengt gearbeitet und in auffichtslosen Wohnungen gute Geschäfte gemacht. Unter anderem brachen sie in der Schüßenstraße in die Wohnung eines Schneidermeisters ein und nahmen mehrere SparWohnung eines Schneidermeisters ein und nahmen mehrere Sparfaffenbücher und Pretiosen im Gesammtwerthe von 450 Mart mit; ebenso wurde ein Maschinenbauer in der Reinickendorferstraße geschädigt.
Auf billige Weise wollte sich gestern Nachmittag der Schlächter Adolf Hohl in den Besitz eines Wagens seßen. Hohl bemerkte in der Potsdamer Straße vor einem Schlächterladen ein unbeaufsichtigtes Schlächterfuhrwerk, das noch den Vorzug hatte, mit zwölf halben Schweinen belastet zu sein. Schnell entschloffen, sprang Hohl auf das Gefährt und jagte davon. Als nach einiger Zeit der Kutscher herausfam, fonnte er glück
die Polizei auf höhere Anweisung dazu überging, das abge- licherweise die Richtung erfahren, in die der Dieb entflohen.
An alle Arbeiter Berlins ! Anknüpfend an eine im Vereinsblatt vom 4. Februar dieses Jahres erschienene Notiz, betreffend die Petition gegen die Einführung der Quittungs bücher der Alters- und Invaldenversicherung der Arbeiter, er lauben wir uns, hiermit nochmals daran zu erinnern, daß es die erste Pflicht eines jeden Arbeiters ist, sich bei diesen Betis tionen durch Namensunterschrift zu betheiligen. Es darf nicht angenommen werden, daß sämmtliche Petitionsbogen, welche der besagten Notiz nach im Umlauf gesetzt sind, schon benugt sind; zu dieser Annahme ist wohl unter den heutigen Verhältniffen fein Grund vorhanden, weil die von verschiedenen Seiten einberufenen Versammlungen, welche die Sache noch fördern konnten, polizeilich nicht genehmigt wurden. Außerdem giebt es wohl noch einige andere Faktoren, welche als Mitschuldige an der schlechten Betheiligung สิน betrachten find. In erster Linie ist es der Indifferentismus der Arbeiter, das heißt, die Gleichgiltigkeit zur Sache selbst, ferner die beengenden behördlichen Maßregeln dem Arbeiter gegenüber und endlich das fehlende Vertrauen zur eigenen Kraft. Dies find wohl die wesentlichsten Gründe für diese unerfreuliche Erschei nung. Da wir jedoch wiffen, daß keine Mittel gescheut werden von Seiten verschiedener Arbeitgeber, namentlich solcher, welche nicht genug für das abgewirthschaftete Innungswesen schwärmen können, um die Arbeiter zu verknechten, so treten wir nochmals an sämmtliche Korporationen, soweit solche noch vorhanden, resp. Arbeiter mit der Bitte heran, mit aller Kraft ihre Schuldigkeit zu thun, die Listen, welche bei Unterzeichneten noch vorräthig find, in Umlauf zu setzen und die beschriebenen an_ge= eigneter Stelle abzuliefern. Wilh. Müller, Solmsstr. 24, Hof, part. Wilh. Grube, Bellealliancestr. 54. Franz Willnig, Steins metstr. 71. Jul. Wagener, Ritterstr. 122. Heinr. Fiedler, Dderbergerstr. 12, später 13.
Dortmund , 18. März. Die hiesigen Maurer haben im vorigen Herbst einen Lohntarif ausgearbeitet, wonach der Geringstlohn pro Stunde nicht unter 40 Bf., für Ueberstunden nicht unter 45 Pf. betragen und an Stelle der bisher einstündigen eine anderthalbstündige Mittagspause treten soll. Eine Kommission war beauftragt, das Einverständniß der Arbeit geber" nachzusuchen. In einer stattgehabten Maurerversamm lung wurde indeß mitgetheilt, daß kein Arbeitgeber" auf die