Die Beche zahlen die Arbeiter der betreffenden Industrien| und die breite Maffe der Konsumenten. Indeß das thut nichts, solche Praktiken sind das trefflichste Mittel zur Züchtung von Millionären.

Auch die Strohpapierfabrikanten wollen ein Rartell schließen, um die Produktion in ihrem Intereffe zu regeln und die Preise in die Höhe zu treiben, wo für die Arbeiter natürlich rein gar nichts abfällt. Die Herren wollen eine einzige Verkaufsstelle für sämmtliche Strohpapierfabriken Deutsch­ lands   einrichten und berufen sich dabei auf das analoge Vor­gehen der westfälischen Kaltindustrie, der Draht-, der Tafelglas-, der Drahtstift, der Pulverindustrie, der schwedischen Bündholz­fabriken in Holland   u. s. w. Man sieht, wie die ge waltige Entfaltung der Großproduktion die Kapitalisten zur Zentralisation treibt, zur gemeinsamen Thätigkeit; der Einzel fapitaliſt verschwindet hinter dem assoziirten Kapitalisten, in Form einer Aktiengesellschaft, einer Konvention, eines Syndikats. So ebnet der Kapitalismus   selbst den Weg zur genossenschaftlichen Gütererzeugung.

Kleine Mittheilungen.

Stettin  , 21. März. Die Strecken Belgard Colberg, Röslin­Schübben- Banow und Neustadt Kilau sind wieder frei, so daß nur noch die Strecke Stolp  - Neustettin   unfahrbar ist.

Bromberg, 21. März. Von den Hauptbahnstrecken sind zur Beit fahrbar gemeldet: Berlin  - Schneidemühl  ( mit Umsteigen in Rüstrin), Schneidemühl- Bromberg- Dirschau- Danzig, Dirschau­Marienburg, Bromberg- Thorn, Thorn- Alexandrowo, Bromberg  . Inowrazlaw  , Posen- Thorn- Allenstein- Jniterburg, Insterburg­Endtluhnen, Stargard   i. P.- Stolp und Belgard Colberg. Die meisten Nebenbahnen find noch gesperrt.

Danzig  , 22. März. Das hiesige Eisenbahnbetriebsamt macht bekannt: Mit dem heutigen Tage ist der Betrieb auf der Strecke Danzig  - Dirschau  - Neufahrwasser wieder eröffnet worden.

Nen- Strelit, 21. März. Der Bahnzug, welcher am Sonn­tag von Rostoc abgegangen, traf heute Nachmittag hier ein. Die Bahnstrecke ist voraussichtlich bis Freitag gesperrt. Es ist wieder heftiger Schneefall.

Münster   i. Westf., 22. März. Die Strecke Leer- Emden und die ganze ostfriesische Küstenbahn find seit dem 21. März wieder fahrbar.

Hamburg  , 22. März. Der Postdampfer Rugia" der Hamburg   Amerikanischen Packetfahrt Aktiengesellschaft ist, von New- York   tommend, heute früh auf der Elbe   eingetroffen.

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Siegen, 20. März.( Verunglüdte Arbeiter.) Auf den Geleisen einer Grube bei Niederschelden verunglückten gestern zwei Arbeiter dadurch, daß ein Wagen aus den Schienen lief. Ein Arbeiter erlitt durch einen Pufferstoß eine gefährliche Brust quetschung, dem anderen wurden beide Beine abgefahren.

Delitzsch  , 20. März.( Beim Schneeschippen überfahren.) Beim Wegräumen der gewaltigen Schneemassen, welche uns die legten Tage gebracht, verunglückten hierselbst in der vergangenen Nacht zwei Männer. Dieselben waren auf dem Gleise nahe der hiesigen Eisenbahnstation mit einer Anzahl anderer Arbeiter mit Schneeschippen beschäftigt und wurden bei dieser Arbeit von dem nach 3 Uhr hier eintreffenden Bug von Berlin   nach Leipzig   er­faßt, überfahren und sofort getödtet.

Magdeburg  , 21. März.( Dochwaffer.) Von den Ort­schaften an der Elbe unterhalb Magdeburgs   treffen Nachrichten von wachsender Waffergefahr ein. In Langermünde wurden schon Sonnabend Deichwachen ausgestellt und Sonntag an der Erhöhung der Deiche gearbeitet. Von Außig wurde am Mon­tag so starker Schneefall telegraphirt, das das Beladen der Fahr zeuge nur mit Mühe vor sich gehen konnte.

Breslau  , 21. März.( Schneestürme und Ueberschwem­mungen.) Der um 6 Uhr 24 Minuten Morgens fällige Kou­rierzug von Berlin   resp. Dresden   ist ausgeblieben. Infolge des Niedergangs gewaltiger Schneemaffen, welche die Eisenbahn­gleise unfahrbar machten, entgleiste der Kourierzug heute Nacht furz vor Frankfurt   a. D. bei Bude 76. Beide Gleise nach Berlin   find gesperrt. Ob ein größerer Schaden angerichtet wor den ist, ist zur Zeit hier noch nicht bekannt. Um 12 Uhr 35 Minuten wurde von Frankfurt   a. D. ein Ertrazug abge laffen, der an allen Stationen hielt und Breslau   um 8 Uhr 40 Minuten Morgens erreichte. Bei Brieg   bleibt die Oder  im Steigen; fte ist von Dienstag früh um 8 Uhr bis Mitt woch früh zu derselben Stunde von 5,52 Meter( Ober­pegel) und 3.84 Meter( Unterpegel) auf 5,80 auf 5,80 Meter und 4,32 Meter gestiegen und hatte mit legterem Stande die Brieger Ausuferungshohe um 87 Zentimeter über­schritten. Bei Steinau scheint das Waffer wieder wachsen zu wollen, nachdem es von gestern früh um 7 Uhr bis heute zu derselben Stunde von 3,37 Meter auf 3,16 Meter, nur noch 34 Zentimeter über Steinauer Ausuferungshöhe, zurückgegangen war. In Glogau   hält das Fallen des Waffers noch an, wo­bei natürlich die unterhalb der Stadt entstandene Eisversetzung unverändert bestehen bleibt; während gestern früh um 8 Uhr am Glogauer Pegel noch ein Wasserstand von 4,06 Meter ab­gelesen wurde, ergab sich heute früh um 8 Uhr nur noch ein folcher von 3,70 Meter, b. i. 82 3entimeter über Glogauer Ausuferungshöhe. Wie aus Glogau   weiter gemeldet wird, stürzten in Hammer bei Saabor mehrere Gehöfte durch das Hochwasser ein. Menschen und Vich aus den eingestürzten Ge­bäuden hatten fich vorher retten können. Auf der rechten Oder­feite hat bei Kleinig ein Dammbruch stattgefunden.

Küftrin, 20. März.( Hochwasser.) Von der Reparatur der Brücke hat man wegen des Hochwassers einstweilen Abstand ge­nommen. Feuerwehr, Infanterie und Artillerie find zur Sicherung der Dämme aufgeboten. Infolge der Ueberschwem mung wurden die Geschüße aus den Wagenhäusern entfernt. Das Waffer dringt in die Schießarten und füllt die Kafematten. Die Fabriken haben den Betrieb eingestellt.

Hamburg  , 20. März. Aus Gothenburg   wird berichtet, daß der Hafenkapitän mit dem Eisbrecher eine Tour in See ge­macht hat, um etwa im Eise fißenden Schiffen zu Hilfe zu tommen. Derselbe berichtet: Das ganze Kattegat   scheint zuge froren zu sein. An der dänischen Küste ist das Eis so stark, Daß es nicht einmal vom Eisbrecher zu passtren war. Bei Christianssand  , Arendal und Kragerö ist das Eis so start, daß die Küstenfahrt gestört ist und mehrere Dampfer umkehren mußten. Aus Christiania   wird telegraphirt: Die Kälte nimmt zu und versperrt die Fjordpaffage, die Dampfer flüchten nach Arendal. Von Horten bis zur Färder­insel hat sich ein undurchdringlicher Eisgürtel gebildet. Aus Helsingör   wir telegraphirt: Nach Süden gesperrt. Das Eis in den Kanälen bei Kopenhagen   wird zu Fuß paffirt. der dortigen Rhede   nimmt das Eis stetig zu. Den Eisbrechern ist die Arbeit unmöglich. Die Posten fehlen dort seit drei Tagen. Fünf Dampfer versuchten vorgestern Abend das Eis bei Helsingör   zu durchbrechen; ihre Arbeit war jedoch vergebens und Die Schiffe mußten nach Helsingör   zurückkehren. Der Dampfer Stockholm  " hält die Verbindung zwischen Helsingborg   und Helsingör   noch aufrecht. Im Hafen zu Helsingör   liegen viele mit Baumwolle und Kohlen nach den Ostseehäfen bestimmte Dampfer, darunter eine Anzahl deutscher Schiffe.

Auf

Wien  , 19. März.( Vom Blizzug überfahren.) Aus Krummnußbaum   wird geschrieben: Am 14. d., um 8 Uhr Abends, wollte der Stationsbeamte Pilaffa ein Telegramm in Der vom Bahnhof Krummnußbaum   etwa 10 Minuten entfernten Fabrik abgeben. Er fand dieselbe geschloffen, begab sich in das nahegelegene Gasthaus des J. Haberl, schaffte sich daselbst das Abendeffen an und begab sich mit einer entliehenen Laterne auf den Rückweg. Neben dem Schranken stehend, ließ er den Wiener   Lastzug vorbeifahren. Nur auf diesen achthabend, be­merkte er nicht, daß der Blizzug von entgegenge egter Richtung einfuhr. Als er nun jedenfalls nach dem letzten Waggon des Verantwortlicher Redakteur:

Laftzuges das Geleise übersetzen wollte, wurde er von der Loko­motive des Blizzuges erfaßt und war im nächsten Augenblicke eine verstümmelte Leiche. Momentan blieb das Unglück un­bemerkt. Der Bahnwächter hatte wohl eine Person mit einer Laterne stehen gesehen, glaubte aber, es habe jemand nur der Durchfahrt der Züge zusehen wollen. Eine halbe Stunde später fand ein Fabritarbeiter einen Finger mit goldenem Ringe und brachte ibn ins Gasthaus. Die jezt angestellten Nach­forschungen führten zur Entdeckung des Leichnams, welcher einst­weilen in die Kapelle von Krummnußbaum   gebracht wurde. Pilaffa war ein junger Beamter, der seit zirka einem Jahre in Krummnußbaum   angestellt war.

Pest, 21. März. Ueber die Verheerungen, welche die Ueberschwemmungen in Ungarn   angerichtet haben, wird der Voff. 3tg." telegraphirt: Aus allen Theilen Ungarns  , nament­lich von den Ufern der Theiß   und Donau   laufen besorgniß­erregende Mittheilungen über steigende Hochfluth ein. Die Gefahr ist nicht so groß wie 1879, gelegentlich des Falles von Szegedin, schwere Katastrophen find nicht zu befürchten, gleich­wohl allerorten ansehnlicher Schaden. Das Städtchen Szatmar  ist theilweise verwüstet, in anderen Städten an den Ufern der Theiß   fämpft man mit großer Energie gegen die Elemente. Von überall liegen sehr bewegte Berichte vor. Aus Bekes- Csaba ist gestern telegraphirt: Die Gefahr für unsere Stadt verringert fich einigermaßen, da der Wasserstand in Abnahme begriffen; es scheint das unmittelbare Eindringen der Hochfluth in die Stadt nicht mehr zu befürchten, in der Umgebung find aber ca. 9000 Joch überschwemmt. Zwischen Gyula   und Bekes   ist ein 35 000 Joch umfassender Landstrich unter Waffer gesetzt. Der Stadtheil Bogarhaza in Csaba bietet das Bild totaler Vernichtung. Die Häuser, darunter zahlreiche massive Steins bauten und Villen, stürzen eines nach dem anderen zusammen. Die Schuß- und Rettungsarbeiten werden Tag und Nacht mit fieberhafter Haft und großer Anstrengung betrieben, des Nachts wird bei Fackelschein gearbeitet. Auf den Dämmen arbeiten mehrere Tausend Personen, Genie- Soldaten leisten ausgezeichnete Dienste. Die Feitigkeit der Dämme ist unverläßlich, an vielen Stellen fickert Wasser durch dieselben. Im Laufe der ver­floffenen Nacht hat das Waffer an mehreren Stellen Schleusen burchbrochen; hier waren es Genie- Soldaten, welche die weitere Ausbreitung der Fluth verhinderten. Beim Durchbruch der Schleusen, welcher unter großem Getöse erfolgte, entstand eine Banik unter der Bevölkerung. Die Genie- Mannschaft machte sich sofort an die Verstopfung der Breschen, die Leute wateten bis an den Gürtel in der schlammigen Fluth, und es gelang ihnen nach harter Arbeit, die Bresche zu verstopfen. Den mächtigen Drlan, welcher gestern tobte, haben die Schußbauten glücklich überstanden. Die Stadt ist, wenn in der Situation feine schlimme Wendung eintritt, gegen eine neue Hochfluth geschüßt. Infolge des Orkans tippte ein Floß um, auf welchem fich drei Personen befanden, alle drei ertranken. Die Einwohner flüchten aus den zusammenstürzenden Häusern in die Kirchen, sämmtliche Kirchen find überfüllt, nicht nur mit Flüchtlingen, sondern auch mit Möbelstücken und Getreide. Die obdachlosen Ueberschwemmten wohnen wie zur Kriegszeit in den Kirchen, in der Stadt streifen Patrouillen mit aufgepflanztem Bajonnet. Aus Bekes wird berichtet: Die Arbeiter auf den Dämmen find vollständig erschöpft. Während des gestrigen Orfans war die Situation furchtbar, flafterhohe Wellen schlugen über die Dämme, eine Riesenwelle spülte einen Husaren, der zu Pferde war, sammt seinem Rosse vom Damme. Rufe: das Waffer kommt!" versezten die Einwohnerschaft in Junbe schreiblichen Schrecken, alles war blos auf Rettung bedacht, man wußte aber nicht wohin, da niemand sagen konnte, woher die Fluth komme. In der Stadt giebt es Getümmel der verschiedensten Fahrzeuge. Die Gefahr wird durch den Ums stand erhöht, daß die Dämme gerade dort, wo fie die Fluth trifft, am schwächsten tonstruirt find; es find zumeist alte, morsche, vernachlässigte Schußbauten. Morgen wird die Stadt voraussichtlich mit Ausnahme der Eisenbahnlinie ganz vom Waffer umringt sein, welches zwar nicht mit totaler Vernichtung der Stadt droht, doch unendlichen Schaden verursachen kann. Auf den Dämmen arbeiten gegenwärtig dreitausend Menschen. Eine Kompagnie Geniesoldaten arbeitet mit Unermüdlichkeit auf den Dämmen, mit großartiger Raschheit erbauten sie den zum Schuß gegen die Körös dienenden Damm. Gegenwärtig wer­den Soldaten und Bewohner mittelst Kähnen aus ihrer gefähr­lichen Lage gerettet. Die Städte Betes, Gyula   und Csaba nehmen fich, von den Kirchthürmen gesehen, wie drei Jnseln in mitten eines unabsehbaren Meeres aus.

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Pest, 20. März.( Spät entdeckter Mord.) In Nr. 70 des Berl. Volfsbl." berichteten wir aus Triest   über die Ents deckung eines in einem Roffer versteckten Leichnams. Die Nach forschungen waren bekanntlich auf Grund des Geständnisses eines in Budapest   wegen eines fleinen Diebstahls verhafteten. Kaufmanns, Simic, eingeleitet worden. Dieses Geständniß lautete folgendermaßen:" Ich hatte in Triest   so begann Simic mit zwei Bekannten ein Südfrüchten Exportgeschäft errichtet, zu welchem meine Kompagnons das Geld hergaben. Das Geschäft es war ein sogenanntes 5 Kilogramm- Versandt­geschäft ging schlecht und so kam es, daß ich mir von den Geschäftseinnahmen 150 fl. unrechtmäßig aneignete. Als meine Rompagnons dies erfuhren, drohten sie mir, mich einsperren zu lassen. Um der Schande aus dem Wege zu gehen, fann ich nach einem Auswege. Einige Tage später erhielt ich durch Bufall Kenntniß davon, daß ein Praktikant der mir bekannten Triester Firma Giacomo Eisner in einem Bank institute einen größeren Geldbetrag zu beheben habe. Ich lauerte dem jungen Manne auf der Straße auf und sagte ihm, er möge fich einen Brief, der für seinen Chef bestimmt ist, aus meiner Wohnung abholen und seinem Chef übergeben. Der Praktikant folgte mir bereitwillig in meine Via Valdirivio Nr. 15 befind­liche Wohnung. Kaum hatte er mein Zimmer betreten, als ich ihn überfiel und ihm mit meinem scharfen Taschenmesser mehrere Stiche in den Hals und in die Brust versezte. Wohl setzte sich der Ueberfallene zur Wehre und zog auch sein Meffer, mit dem er nach mir stach, allein es nüßte ihm nichts, ich schnitt ihm, als er bewußtlos zu Boden gefallen war, den Hals ab und raubte ihm das in dem Portefeuille befindliche, bei der Bank behobene Geld, sowie eine goldene und zwei filberne Uhren."-Jm Im weiteren Verlaufe seines Verhörs gab Simic an, er habe gleich nach Verübung des Verbrechens den Leichnam in seinem Kleider­schrank und später in einem Roffer verborgen, den er aus dem geraubten Gelde gekauft hatte. Einen ganzen Monat hindurch schlief Simic in seinem Bette, das sich neben dem den Leich nam bergenden Koffer befand. Um den Leichengeruch zu ents fernen, beschüttete er den Leichnam täglich mit Karbolsäure. Die außerordentliche Ruhe, mit welcher Simic all' diese Einzelheiten zu Protokoll gab, ließen die Vermuthung aufkommen, man habe es mit einem Jrrfinnigen zu thun. Troßdem also die ganze Geschichte sehr unwahrscheinlich flang, wurden sofort die nöthigen Erhebungen eingeleitet, um der Sache auf den Grund zu tommen man weiß, daß alles bestätigt wurde. Nach Ein­langen der Depesche der Triester Polizei wurde Simic einem neuen Verhör unterzogen. Er gab an, in Neusas gebürtig, 28 Jahre alt und in Belgrad   wegen Defraudation   schon bestraft gewesen zu sein. In Ergänzung feines Geständnisses theilte er noch mit, daß er einen Monat nach der That sein Zimmer ver­sperrte und den Schlüffel mit sich genommen habe, wogegen feine Bimmerfrau keine Einwendung gemacht habe, weil er die Miethe bis 1. Mai ausbezahlt hatte. Von Triest   begab er sich nach Fiume, wo er den größten Theil des geraubten Geldes ausgab, worauf er am 22. Februar, schon bar aller Mittel, nach Budapest   kam.

Brüffel, 18. März. Die Befürchtung, daß die letzten Stürme schweres Schiffsunheil herbeiführen würden, hat sich verwirklicht. Von den nach Antwerpen   bestimmten Schiffen find, der Voff. 3tg." zufolge, nach den daselbst bis jetzt eingegange 3. Granheim   in Berlin  . Drud und Verlag von Mar Babing

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nen Nachrichten 7 Schiffe gescheitert. Der aus dem Antwerpener Hafen nach Norwegen   abgegangene Dreimaster Jenny" ist an der Sandbank de Calloot in der Schelde gescheitert. Das Schiff wurde zertrümmert und ist verloren. Infolge der Waffersnoth in der Provinz Lüttich   crleiden die Schiffer große Verluste und beladene Schiffe liegen seit Wochen fest. Von 15 aus Antwerpen   am 17. Januar nach Lüttich   abgegangenen bes ladenen Schiffen ist bis heute ein einziges angekommen. Acht von Riga   fommende, mit 2 Millionen Kilo Hafer beladene Schiffe, die nach Straßburg, Nancy, Toul   und Epinal   bestimmt find, liegen vor hun fest und müssen den Normalwasserstand abwarten. In Coronmeuse liegen seit zwei Monaten zwei nach Sedan   bestimmte Schiffe fest. Auch die die Maas   hinabfahrens den Schiffe brauchen Monate, um an ihr Ziel zu gelangen. Kurz, die ganze Schifffahrt ist gestört und das Elend der Schiffer und ihrer Familien wird immer größer.

Lisabon  , 21. März.( Theaterbrand) Nach weiteren Mits theilungen über den Theaterbrand in Oporto   stürzten fich viele Buschauer, da sie das Freie nicht gewinnen fonnten, aus den Fenstern auf die Straße; mehrere Personen erstickten, andere wurden bei dem Ausgange erdrückt. Die Mehrzahl der Ver­unglückten waren Buschauer in den Logen dritten Ranges und den Galerien. Ganze Familien find umgekommen. Die Zahl der Todten wird nunmehr auf 80 geschäßt.

New- York  , 19. März.( Sprung aus dem Fenster.) In einem Zimmer im oberen Stockwerte eines Hauses hierselbst brach heute Feuer aus. In dem Wahne, daß alle anderen Rettungsmittel abgeschnitten seien, sprangen die Insassen des Gemaches aus dem Fenster auf die Straße herab. Einer derselben wurde getödtet und sieben andere trugen Verlegungen davon.

New- York  , 16. März. Der Schneesturm, welcher fürzlich den Osten der Vereinigten Staaten   heimsuchte, hat einen Schaden. von 20 000 000 Doll. angerichtet. In der Chesapeake Bai gingen über 30, in der Delaware Bai   28 und im Delaware Breafwater über 80 Schiffe unter. Von den Ozeandampfern fuhr heute die ,, Lahn  " vom Norddeutschen Lloyd   ab, aber ohne volle Ladung und mit nur 40 Passagieren. Alle anderen Ozeandampfer, welche sonst am Mittwoch segeln, haben ihre Abreise verschoben, da sie weder Ladung noch Paffagiere bekommen fonnten.

New York  , 18. März.( Eisenbahnunglück.) Ein von New- York   nach Florida   gehender Schnellzug entgleiste gestern, wie der Voff. 3tg." telegraphirt wird, unweit Savannah auf einer den Fluß Hurricane überspannenden, 46 Fuß hohen Brücke, welche unter der Wucht des Zuges einstürzte. Alle mit Touristen stark besezten Wagen stürzten in die Tiefe und zer schmetterten, indem fie gleichzeitig in Brand geriethen. Die Lokomotive, welche bereits über die Brücke gelangt war, blieb stehen. 25 Personen wurden sofort getödtet, 40 schwer verletzt; sechs der Verletzten sind seitdem gestorben. Unter den Getödteten befindet sich der Sohn des Präsidenten der Lehigh- Valley- Eisen bahn, unter den Verlegten der Sohn und die Schwiegertochter Jay Gould's  . Die Entgleisung des Zuges wurde durch einen Arenbruch verursacht. Ein anderer schwerer Eisenbahnunfall hatte sich zwei Tage vorher auf der Delaware Lackawanna Bahn ereignet. Auch dort entgleiste ein Bug und stürzte einen 40 Fuß hohen Damm hinunter, wobei die Wagen durch die Defen in Brand geriethen. 27 Personen trugen Verlegungen davon, die in einigen Fällen einen tödtlichen Ausgang haben dürften.

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Literarisches.

Volks- Bibliothek des gesammten menschlichen von Wilhelm Liebknecht  Wissens, herausgegeben Kommissionsverlag von R. Schnabel in Dresden  ( Bar­tholomäiſtraße 3). Erscheint in Wochenheften zu 10 Pf. Die soeben zur Ausgabe gelangten Hefte 29 und 30 enthalten: 29. Astronomie, Astrophysik und Kosmogonie, bearbeitet von K. Steinmetz( Fortsetzung).

30. Neueste Geschichte, fortgeführt von Bruno Geiser  ( Fort­setzung).

Bu beziehen durch alle Buchhandlungen und Kolporteure.

Telegraphische Depeschen.

( Wolff's Telegraphen- Bureau.)

Berlin  , Donnerstag, 22. März. In der am 21. b. M. abgehaltenen Plenarsigung legte der Staatsminister, Staats­sekretär des Innern, von Boetticher, welcher fraft Subſtitution des Reichskanzlers den Vorstz führte, dem Bundesrath mehrere Schreiben des Präsidenten des Reichstags, betreffend Beschlüsse des Reichstags, vor. Im Anschluß an diese Schreiben wurde beschlossen, den Gesezentwürfen wegen Feststellung des Reichs haushaltsetats für 1888 89 und wegen Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen des Reichsheeres 2c. in den vom Reichstage angenommenen Faffungen die Zustimmung zu er theilen. Bezüglich der vom Reichstage angenommenen Gesezent würfe wegen Abänderung und Ergänzung der Gewerbeordnung und betreffend die Entschädigung für unschuldig erlittene Strafe, sowie bezüglich der Uebersicht der Reichsausgaben und Einnahmen für das Etatsjahr 1886-87 und der vom Reichse tage übermittelten Petitionen, die Branntweinsteuer betreffend, und wegen Erhöhung des Bolles für Tabak erfolgte Uebers weisung an die zuständigen Ausschüsse zur Vorberathung. Der vom Reichstage genehmigte internationale Vertrag zur Unter drückung des Branntweinhandels unter den Nordseefischern auf hoher See wird zur Allerhöchsten Vollziehung vorgelegt wer den. Von dem Beschluß des Reichstags, nach welchem die Rechnung der Kaffe der Ober- Rechnungskammer für das Etatsjahr 1885-86 bezüglich desjenigen Theils, welcher die Reichsverwaltung betrifft, entlastet wird, nahm die Versammlung Kenntniß. Die Petitionen wegen Ergänzung. des§ 503 der Strafprozeßordnung und Maßnahmen gegen den Wucher im Saargebiete betreffend, wurden dem Vorfizens den des Bundesraths überwiesen. Von neuen Vorlagen wurde die Zusammenstellung der Bestimmung über die Militärverhält niffe der seemännischen Bevölkerung den Ausschüssen für das Seewesen, für das Landheer und die Festungen und für Han del und Verkehr übergeben. Sodann wurde über den dem Kaiser wegen Wiederbesetzung der erledigten Stelle des Präsidenten des Kaiserlichen Patentamts zu unterbreitenden Vorschlag über die Zollbehandlung verschiedener Gegenstände und über die Erhöhung der Besoldungssäge für Bollbeamte in Würt temberg und Reuß jüngere Linie   Beschluß gefaßt. Einer von mehre ren Uhren Großhändlern an den Bundesrath gerichteten Eingabe, betreffend Ausführungsbestimmungen zu dem Gesetz über den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren, beschloß derselbe keine Folge zu geben. Endlich wurde noch dem Entwurf eines Ge feges für Elsaß- Lothringen   über die Straffachen der Enregistre ments- Berwaltung und dem Gefeßentwurf wegen Feststellung des Landeshaushalts- Etats für 1888 89, legterem Entwurf mis den vom Landesausschusse von Elsaß- Lothringen   beschloffenen Abänderungen, die Zustimmung ertheilt.

Bromberg, Donnerstag, 22. März. Die Eisenbahnstrecke Laskowiß- Tuchel ist wieder im Betriebe.

Danzig  , Donnerstag, 22. März. Mit dem heutigen Tage ist auch der Betrieb auf der Strecke Dirschau- Königsberg wieder eröffnet.

Paris  , Donnerstag, 22. März. Das nationale Proteft tomitee für die Wahl Boulanger's hat die Kandidatur des letteren zurückgezogen und seine Wahlthätigkeit eingestellt, um der Ne gierung jeden Vorwand zu einem Vorgehen gegen Boulanger zu nehmen.

Paris  , Donnerstag, 22. März. Das Untersuchungsgericht für die Angelegenheit Boulanger hat sich unter dem Vorfize des Generals Février fonstruirt und Boulanger aufgefordert, morgen vor dem Gerichte zu erscheinen.

in Berlin   SW., Beuthstraße 2.