Wohlwollen erhalten bleibt, dessen sie sich immer bei allen zu erfreuen gehabt hat, die eine friedliche Politit lieben. Und so denken wir auch, daß die„ Verstimmung" zwischen Deutschland und der Schweiz , wenn sie vorhanden, auch wieder nachlassen wird.
Politische Uebersicht.
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Ihren Liebling und Hort, Herrn von Puttkamer , möchte, so schreibt die Franff. 3tg.", die Kreuzzeitung " gern vor der Konstatirung der Thatsache bewahren, daß er sowohl Durch die Ablehnung des verschärften Sozialistengesetes, wie auch durch die Vorgänge bei der Berathung deffelben eine Nie derlage erlitten habe. Einen wichtigen Punkt übergeht das fonfervative Blatt aber ganz dabei. Herr v. Buttfamer hatte betanntlich mit einer Zuversichtlichkeit, die sofort Aufsehen erregte, erklärt, er werde beim Reichskanzler diplomatische Schritte bei der Schweiz wegen der Indiskretion des Polizeihauptmann Fischer ,, verlangen". Wenn er gefagt hätte ,,, erbitten" oder ,, beantragen", so wäre das schon in Anbetracht der besonderen Eigenthümlichkeiten des Herrn Reichskanzlers ein Beweis edlen Muthes gewesen; aber verlangen",- das war start. Was Gar nichts. Entist nun aus diesem Verlangen geworden? weder hat Herrn von Puttkamer schon vorher die Kourage verlaffen, oder Fürst Bismarck hat ihm sein Verlangen abgeschlas gen. Eines so schlimm wie das andere, und beides, wie doch die Kreuzzeitung " selbst nicht leugnen wird, eine Bloßftellung, um tein härteres Wort zu wählen, des Herrn Ministers des Innern. Eine öffentliche Bloßstellung auch der Schweiz gegenüber. Die„ Kreuzzeitung " findet es so entseglich, daß ein in Deutschland erscheinendes und sich deutsch nennendes Blatt" bei dieser Gelegenheit die Partei des AusLandes ergriffen habe". Ja, Fürst Bismard scheint in viel unzweideutigerer Form daffelbe gethan zu haben. Er hat nach der Logit der Kreuzzeitung " auch die Partei der Schweiz ergriffen, als er auf das vor versammeltem Reichstage ausgesprochene Verlangen" des Herrn v. Buttkamer nicht einging. Es handelt fich eben hierbei gar nicht um Deutschthum und Ausland, sonbern um Recht und Billigkeit, die man auch dem Ausländer nicht verweigern darf. Fürst Bismarck scheint keine Lust gehabt zu haben, fich für die provokatorische Thätigkeit der Agenten des Herrn v. Puttkamer in der Schweiz zu engagiren. Er hat wahrscheinlich denselben Standpunkt vertreten, wie der ganz überwiegende Theil der deutschen Preffe. Giebt doch selbst die Kreuzzeitung " zu, daß die Menschen, für die sie den Namen Nichtgentlemen" afzeptirt, in einer gewiffen nothwendigen Folge ihres Handwerks zu„ Lockspiseln" werden. Daß Herr v. Buttkamer das legtere wünsche, hat Niemand behauptet; daß er aber für das Treiben dieser Leute verantwortlich ist, könne nur blinde Voreingenommenheit bestreiten. Das fonservative Blatt möchte nun gern die Ablehnung des verschärften Sozialistengefeße nicht als eine Niederlage des Herrn v. Buttkamer, sondern als eine der verbündeten Regierungen, d. h. also des Herrn Reichskanzlers, hinstellen. Formell ist das ja richtig. Die Kreuzzeitung " selbst wird aber wohl bemerkt haben, daß Der Reichskanzler mit einer ihm sonst gar nicht eigenen Ge laffenheit diese Niederlage aufgenommen hat und sie den daran fchuldigen Nationalliberalen so wenig nachgetragen hat, daß Diese sogar die Beseitigung des Sozialistengesetes für die nächften Jahre ankündigen. Das läßt tief blicken! Wenn das So zialiitengeses einst fällt, so fällt es wegen seiner Mißerfolge, und für die wird, ganz gleich ob mit Recht oder Unrecht, der jenige verantwortlich gemacht werden, bei dem die praktische Handhabung lag, und das ist Herr v. Puttkamer . Fürst Bismard hat die Eigenthümlichkeit, gesetzgeberische Aktionen, für die er ursprünglich mit seiner ganzen Persönlichkeit eingetreten ist, einfach zu verleugnen, wenn sich herausstellt, daß ste verfehlt waren und den von ihm gewollten Zweck nicht erreicht haben. Er läßt den unglücklichen Reffortminister dann einfach fizzen. Man denke an den Kulturkampf und das Schicksal des Herrn Falk! Es kann Herrn v. Puttkamer einst ähnlich ergehen.
Wie immer, so tritt auch diesmal wieder in dem Augenblick, wo die Hochwassergefahren in den Gebieten Der Elbe und Weichsel in voller Schwere eingetreten sind, die Frage nach Maßregeln in den Vordergrund, mit denen der Eintritt solcher Gefahren zu bekämpfen sei. Vorläufig scheint indeß nach alter deutscher Weise die Frage der Buständigkeit" hier ganz besondere Schwierigkeiten zu bereiten; so heißt es 3. B. in einer Betrachtung der" Post" in dieser Hinsicht: Wie bei den Strömen, welche mehrere Bundesstaaten berühren, die Frage zur Erörterung steht, wie zweckmäßig einer Förderung Der Sonderintereffen eines derselben zum Nachtheil der anderen vorzubeugen ist, so liegt für Preußen die Prüfung der Frage nabe, ob seine Reffortverhältnisse so geordnet sind, daß Hochwaffergefahren so wirksam wie möglich vorgebeugt werden kann und bei dem Eintritt derselben die rechtzeitige energische und planmäßige Bekämpfung derselben ausreichend gefichert ist. Die Erörterung dieser Frage liegt um so näher, als die Verhältnisse des Großitaats eine weitgehende Trennung der Staatsgeschäfte
,, Kemm einmal mit herein, Friz," sagte der Vater ernst; ich habe ein Wort mit Dir zu reden."
Mit mir, Vater? Ist etwas vorgefallen?" " Ja, und etwas, das Dir nicht länger ein Geheimniß bleiben darf, eigentlich hätte nie ein Geheimniß bleiben Follen."
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,, Aber willst Du nicht erst einmal zur Mutter gehen?" Nachher, mein Junge; zuerst komm einmal mit mir in's Bimmer hinüber, denn mir hat's beinahe das Herz abgedrückt die letzten Tage, und es ist 3eit, daß ich's los werde ich halt's nicht mehr länger aus."
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Ich begreife Dich nicht, Vater."
Du wirst's bald begreifen lernen," nickte der Alte still vor sich hin; ,, komm nur mit, daß wir die Sache abmachen, denn ich muß wieder an die Arbeit. Und Du, Karl, geh einmal zur alten Bertram hinüber und frage Sie, ob sie Beit hätte, ein paar Tage hier zu uns herüber zu kommen und uns in der Wirthschaft zu helfen."
„ Ist die Mutter frank geworden, Vater?" rief Karl rasch.
„ Nein," sagte der Schlossermeister; aber laß es auch lieber sein, ich will nachher selber zu ihr gehen komm, Friz!" Und ihm voranschreitend, ging er in die Stube hinein, setzte sich dort in den alten Lehnstuhl und winkte dem Sohn, auf einem andern Sessel Platz zu nehmen.
Karl schüttelte mit dem Kopf; er konnte sich gar nicht benken, was der Alte" heute hatte und wie tief und Langsam er da drinnen sprach, und dann sein Bruder wie heftig. Die Worte freilich ließen sich hier draußen nicht verstehen; aber etwas Besonderes mußte es sein. Und weshalb erfuhr er nichts davon? Gehörte er nicht zur Familie?"
Die Mutter wußte, was die beiden Männer mitsammen Sprachen. Draußen in der Küche saß sie niedergekauert an der Thür, die in die Stube führte und deren Schwelle sie nicht mehr zu überschreiten wagte, das Geficht in den Händen geborgen, und zwischen den Fingern quollen die So faß sie, bis die Zeit heißen, brennenden Thränen vor. So saß sie, bis die Zeit fam, in der sie auf das Amt gefordert war; sie wußte, daß sie von dort nicht wiederkehren würde. Sie war aufge
nach Refforts bedingen, während doch sowohl die vorbeugende Thätigkeit des Staates, wie die Aftion im Momente Be der Gefahr ohne Frage der Einheitlichkeit bedarf. züglich der öffentlichen Ströme beſteht gerade eine arge Reffortzersplitterung. Dem Dem Handelsminister untersteht die Strom- und Schifffahrtspolizei, dem Minister für Landwirthschaft das Deichwesen, der Schutz der Bewohner vor Waffersgefahr und die Eissprengungen, die allgemeine Polizei ressortirt von dem Minister des Innern, und dem Minister der öffentlichen Arbeiten liegt der Ausbau und die Unterhaltung der Ströme in ihrer Eigenschaft als öffentliche Verkehrsstraßen ob. Dem letteren allein aber stehen in der Staatsbauverwaltung ausreichende technisch geschulte Kräfte zur Verfügung. Erschwerender tritt neuerdings der Umstand hinzu, daß die frühere Vereinigung aller Refforts in der Provinzialinftanz, in der Negierung, gerade bezüglich der größeren Ströme durch die Errichtung besonderer Behörden, der Strombauverwaltungen und dergleichen mehr mehrfach durchbrochen ist. Es erscheint daher in der That ernstlich Erwägung zu verdienen, ob nicht auf eine Reorganisation dieser Dienstzweige in der Richtung stärkerer Konzentration derselben unter einer Bentralftelle behufs planmäßigerer und intensiverer Bekämpfung der Hochwassergefahren hinzuarbeiten ist." Wenn nur, bis diese ,, Instanzenfrage" geordnet ist, die Schnee und Eisschmelze des nächsten Frühlings die gefährdeten Gebiete, ohne daß etwas geschehen, nicht mit einer neuen Heimsuchung bedroht.
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Der Hamb . Korr." erfährt, daß die Untersuchung wegen der standalösen Vorgänge vor dem Dome einen den Polizeipräsidenten von Richthofen nicht belastenden Verlauf genommen habe. Es heißt in der Zuschrift: Das Hofmarschallamt hatte bekanntlich die Mitglieder des Bundesraths, des Reichstags und des preußischen Landtags benachrichtigt, daß fie Abends nach 10 Uhr den Dom, wo die Leiche des Kaisers Wilhelm aufgebahrt war, besuchen könnten. Als aber die Herren vor dem Dom erschienen, war für ihren Einlaß nicht gesorgt. Militär machte ihnen den Vorrang streitig, und zum Ueberfluß hob die Polizei auch die bis 10 Uhr angeordnete Sperre der Bugänge zum Luftgarten auf. Die Mitglieder des Bundesraths wie der Barlamente wurden in unerhörter Weise insultirt. Als Präsident v. Wedell- Piesdorf dem Reichskanzler Mittheilung von diesen Vorgängen machte, erklärte derselbe, er habe bereits eine Untersuchung darüber eingeleitet, wer die Schuld trage. Die Untersuchung hat stattgefunden, aber nur ergeben, daß das Hofmarschallamt unterlassen hat, die Polizeibehörden von dem Besuche der Barlamente u. s. m. zu benachrichtigen, und daß dieselben demnach nicht in der Lage gewesen sind, die wünschenswerthen Vorkehrungen zu treffen. Damit war die Sache um so mehr erledigt, als der Hofmarschall Graf Perponcher ohnehin seine Stellung wenigstens für den Hofbalt des Kaisers aufgeben mußte. Serr v. Richthofen aber bleibt auf seinem Poften." Daß die Untersuchung, so bemerkt die Boff. 3tg." hierzu, über die Vorgänge auf dem Domplaße diesen Verlauf genommen habe und nehmen mußte, war uns schon bekannt. Bu untersuchen war aber aus den allgemeinen Sperrmaßnahmen, ob es gerathen erscheinen tönne, bei ähnlichen Vorkommnissen, die ungeheuere Menschenmengen in Berlin zusammenführen, die polizeilichen Sicherheitsmaßregeln wieder einer Hand anzuvertrauen, die sich nach allge meinem Urtheile so wenig bewährt hat. Je allgemeiner freilich ein solches Urtheil ist, um so weniger ist nach den Gepflogenheiten bei uns zu Lande zu erwarten, daß die Entscheidung hierüber als ein Zugeständniß an die Volksstimmung erscheinen darf. Vielleicht aber findet sich Gelegenheit, in nicht allzu langer Zeit die Verdienste unseres Herrn Polizeipräsidenten durch eine Beförcerung in einen höheren und entsprechenderen Wirkungsfreis zu belohnen.
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Der Kladderadatsch" geplöht. Vor einigen Wochen oder Monaten demonstrirten wir die Bedientenhaftigkeit und Rohheit des juchtenledernen Wigblattes", genannt ,, Kladderadatsch", an einigen hübschen Erempeln von Beispielen. Unter anderem erwähnten wir damals eines brutalen Lafaien Gereimsels, betitelt Oderint, dum metuant! Eine fäbelraffelnde Kapuzinade an das verkommene" Ausland, deffen Haß uns zur Ehre und zum Ruhme gereiche, weil er der Furcht seinen Vorsprung verDanke! Das lateinische Titelwort rührt bekanntlich von einem der alten römischen Cäsaren her. Nun gab uns ein Zufall dieser Tage die Auszüge aus der Geschichte des Alterthums, des Mittelalters und der neuen Zeit" von Carl Plös, Berlin , Herbig's Verlag 1877, in die Hand. Auf Seite 185 dieses in den preußischen Schulen eingeführten und, wie man fich hiernach denken kann, von jedem freifinnigen oder gar demo tratischen Hauch sorgfältigst purifizirten Leitfadens der Weltgeschichte finden wir bezüglich jenes Spruches, in welchem sich das chauvinistische Kosackenideal des„ Kladderadatsch" ausdrückt, folgende lakonische Bemerkung:„ Caligula , grausam und halbverrückt( Oderint, dum metuant)." Diese lakonische Notiz besagt, daß der Mann, welcher jenen Ausspruch geführt, dadurch seine Grausamkeit und Halbverrücktheit offenbart habe. Wie gefällt den Juchtenledernen des„ Kladderaoffenbart habe. Wie gefällt den Juchtenledernen des„ Kladderadatsch" dieses Urtheil des königl. preußischen Schulmannes Plöß über ihr politisches Ideal?
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standen und hatte ein kleines Bündel Wäsche zusammengeschnürt, das Nothwendigste nur, das sie brauchte, und das unter dem Arm, trat sie endlich in die Werkstätte sie vermied die Stube, um ihren schweren Weg anzutreten. Aber Fritz hatte sie durch das kleine Fenster in der Wohnstube gesehen, und mit wenigen Sägen war er draußen bei ihr.
Nacken.
Mutter!" rief er und schlang seine Arme um ihren ,, Und Du nennst mich Mutter?" sagte die Frau erstaunt und sah ihn mit den großen, thränengefüllten Augen an.
" 1
Meine liebe, liebe Mutter!" Und fest und innig drückte er sie an sich; sie aber, während sie ihr Haupt einen Moment an seine Schulter lehnte, sagte leise:
Ich danke Dir, Frik, ich danke Dir aus tiefstem Herzen; verlaß Dich jetzt werd' ich hingehen und für Dich sprechen darauf, Dir soll Dein Recht werden!"
"
Und Du, Mutter...?"
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" Sorge Dich nicht um mich, ich habe es nicht verdient. Leb' wohl!" Und ihn noch einmal auf die Stirn füffend, machte sie sich von ihm los. Fast unwillkürlich wandte sie sich dabei dem Mann zu, um auch Abschied von ihm zu nehmen; aber der Schlossermeister hatte die Arme auf die nehmen; aber der Schlossermeister hatte die Arme auf die Brust gekreuzt und schaute finster zur Seite- Spur von Versöhnung in seinen harten Zügen zu er
fennen.
Ueber die Bildung einer Deutsch - afrikanischen Minengesellschaft" ist bereits mehrfach berichtet. Heute liegt ein Zirkular der genannten Gesellschaft nebst einem sogenannten wissenschaftlichen Gutachten des Herrn Dr. Bernhard Schwarz vor. An der Spige der Gesellschaft steht der Bergingenieur Dr. Braumüller in Berlin und ein Konsul a. D. Martinsen in Oberlößniß Dresden. Die Gesellschaft will nicht selbst Bergbau treiben, sondern nur Untersuchungen und Schürfungen auf Gold c. vornehmen und auf eventuell entdeckte Gold- oder Edelsteinfelder Verleihungen oder sonst Eigenthum erwerben. Die erworbenen Gerechtsame sollen sodann entweder im Ganzen oder theilweise veräußert oder verpachtet werden. Die Mitglied schaft der Deutsch - afrikanischen Minengesellschaft" kann durch Bahlung eines Betrages von mindestens fünfhundert Mark erworben werden und hat jedes Mitglied im Verhältniß seiner Einlage entsprechenden Antheil an dem Gewinn und Verlust der Gesellschaft. Nachzahlungen, welche die gezahlten Mitglieds beiträge überschreiten, fönnen von den Gesellschaftsmitgliedern nicht eingefordert werden. Der Vorstand will auch weitere Erpeditionen über die Grenzen des deutschen Schutzgebietes hinaus unternehmen. Der Vorstand will namentlich in bestimmte, ihm bekannte Gegenden, die bereits von deutschen Forschern besucht find, Expeditionen senden, welche auch nach Edelsteinen suchen sollen. So weit der Prospekt der Gesellschaft. Als wissenschafts liche ,, Autorität" fungirt, wie gesagt, Herr Dr. B. Schwarz, aus deffen Gutachten wir übrigens erfahren, daß der deutsche Reichskommissar Herr Dr. Göring bei seinem legten Hiersein eine Goldprobe von der Größe etwa eines Maisfornes bei sich gehabt habe. Herr Schwarz hat sich bei seinen im Auftrage der Reichsregierung in Kamerun unternommenen Expeditionen nicht gerade mit Ruhm bedeckt. Seine Autorität tann die ,, Deutsch - afrikanische Minengesellschaft" in unseren Augen nicht vertrauenswürdiger machen.
Herr Dr. Karl Peters ist falt gestellt worden. In einer am Montag stattgehabten Vierteljahrsfizung der oftafrikanischen Gesellschaft, in welcher Herr Peters über seine Thätigkeit in Ostafrila Bericht erstattete, wurde beschlossen, daß Herr Peters in seine Stellung in die Berliner Direktion wieder zurücktreten solle. Bisher ließ Herr Peters durch die ihm zu Gebote stehende Kartellpreffe bekanntlich stets verbreiten, daß er bald nach Afrika zurückzukehren gedente. Nunmehr ist als Generalvertreter für Sanftbar der frühere Konsul an der Sierra Leone Küste, Herr Bohsen, bestimmt worden; letterer hat als Generalagent der Compagnie du Sengal eine mehrjährige Thätigkeit hinter sich. Der Vertrag zwischen Herrn Vohsen und der ostafrikanischen Gesellschaft ist bereits im Dezember 1887 abgeschloffen worden, also ungefähr zu derselben Zeit, als die Gerüchte über neue sellschaft zirkulirten. Differenzen zwischen Herrn Peters und der ostafrikanischen Ge
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Die herzlichen Bitten um Geld für die Stöder'sche Stadtmisfion find, wie die Potsdamer Nachrichten" hervor heben, plöslich aus dem Potsdamer Intelligenzblatt" fortges blieben. Dieselbe Bemerkung hat man auch an vielen anderen Orten gemacht. Es ist auf einmal mit diesen Sammlungen still, ganz mäuschenstill geworden, obgleich noch vor kurzem fich anscheinend unter sehr lebhafter Begeisterung für die Sache die einflußreichsten und hochgestelltesten Persönlichkeiten an die Spitze der Unterzeichner gestellt haben.
Buchbinder Michelsen, aus Mecklenburg gebürtig, der von den Behörden gleich Christensen und Keßler von Ort zu Ort gejagt wurde, entschloß sich, der alten Welt mit seiner Familie den Rücken zu fehren. Er befindet sich schon mit den Seinigen auf dem Wege nach Buenos- Ayres. Möge es auch ihm gelingen, ein ficheres Heim auf fremdem Boden zu finden.
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Aus Düsseldorf schreibt man uns: Hausdurchsuchungen find jezt an der Tagesordnung. So fanden am 11. März und am Sonntage vorher bei einer Anzahl Personen, die ge werkschaftlich thätig waren, oder sonst auf eine Art der Polizei befannt find, solche statt. Ob man damit die revolutionären Auswüchse" diese sollen ja nach des Ministers v. Puttkamer Aussage im Reichstage nur getroffen werden- treffen, oder ob man mit Stoff zu einem Geheimbunds Prozeß sammeln will? Die Sozialdemokratie wächst hierselbst, wie aus den Reichstags wahlen ersichtlich, immer mehr und mehr, und es ist absolut feine Aussicht vorhanden, daß fie zurückgeht. Obengenannte Durchsuchungen waren, abgesehen von der Beschlagnahme einiger laufenden Nummern des Züricher Sozialdemokrat", alle refultatios.
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Aus Calbe a.. wird der ,, Fränt. Tagespost " geschrieben: Wie weit es heute geht, beweist wohl am besten folgender Fall. Zum Weihnachtsfeste vorigen Jahres hatten eine Anzahl Freunde, unter welchen sich auch polizeibekannte Sozialdemo fraten befanden, mit ihren Familien unter sich eine gemüthliche Weihnachtsfeier in einem aparten Bimmer einer hiesigen Restau ration veranstaltet. Die Feier bestand in einer Weihnachts baumausschmückung und wurde durch Gesangs- und Dekla mationsvorträge verschönt. Von Redenhalten feine Spur. Dennoch ist nunmehr gegen sämmtliche Theilnehmer wegen ,, nicht angemeldeter Versammlung" Anflage erhoben worden!
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einer sehr unbehaglichen Stimmung, denn er hatte etwas unternommen, von dem er noch nicht recht klar sah, wie er es ausführen sollte. Wenn er sich auch bewußt war, nur seine Pflicht dabei zu thun, und ihn gesetzlich werden, wie er wollte Fall mochte entschieden nicht die geringste Verantwortlichkeit treffen konnte, fo täuschte er sich auch nicht einen Moment über das Aufsehen, das derselbe, besonders in den höheren Schichten der Ge sellschaft, erwecken würde, und er wußte dabei recht gut, daß alles für ihn nur von dem Erfolg dabei abhänge, denn nach dem Erfolg allein urtheilt die Welt. Fiel er mit seiner Klage durch, so konnte er sich ernstlich darauf ver lassen, daß Fräulein von Wendelsheim Himmel und Erde in Bewegung setzen würde, um sich an denen zu rächen, die es gewagt hatten, ihr entgegen zu treten. Aber das nicht allein: es mußte ihm auch wesentlich in seinem Rufe als Staatsanwalt schaden, zu einer dann als Schwindelei hingestellten Geschichte die Hand geboten zu haben, und dagegen half ihm nicht einmal der gute Name, Den er bis jetzt als redlicher Mann in der Stadt hatte. Er kannte die Welt dafür viel zu genau.
Aber es ließ sich nicht mehr ändern; der Stein rollte, und durch seinen heutigen Besuch bei Fräulein von Wendels heim hatte er überdies dem Faß den Boden ausgestoßen. es war feine Jett fämpfte er so gut für sich selber, als für die Rechte des wirklichen und leiblichen Wendelsheim 'schen Erben, und wußte überdies die gute Sache auf seiner Seite- noch immer nicht genug gegen zwei böse Weiber, so lange diese einig waren. Wenn man sie nur hätte entzweien fönnen aber wie?
" Leb' wohl, Gottfried," sagte sie leise und streckte ihm die Hand entgegen.
Leb' wohl!" sagte Baumann, ohne sie anzusehen, drehte sich ab und schritt wieder in die Stube zurüd.
Seine Frau wagte nicht, ihm dahin zu folgen. Karl war vorgesprungen und wollte jest wissen, was sie habe, weshalb fie Abschied nähme. Sie füßte ihm das rußige, ehrliche Gesicht, hob noch einmal die kleine Else auf, die sich an sie hing und nicht von ihr lassen wollte, riß sich los und eilte mit raschen Schritten auf die Straße hinaus und dem Polizeigebäude zu, in dessen düsterem Thor sie verschwand.
Der Staatsanwalt Witte befand sich an dem Tag in
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freilich
Einer seiner Schreiber steckte den Kopf in die Thür meldete einen Besuch.
und
" Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß ich für Niemanden heute zu sprechen bin?" fragte Witte scharf.
Sie sprechen, und zwar in einer wichtigen Angelegenheit." ,, Es ist der junge Baumann; er behauptet, er müßte ,, Der junge Baumann, hm lassen Sie ihn herein tommen. Der fann mir nachdenken helfen," brummte er
halblaut vor sich hin..
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( Fortsetzung folgt.)