Mr. 152.

Sonntag, den 1. Juli 1888.

5. Jahre

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Boltsblatt"

eribeint täglich Morgens außer nach Sonne und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei b's Saus vierteljährlich 4 lart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Bf. Postabonnement * Mart. Einzelne Nummer 5 Bf. Sonntags- Nummer mit dem Sonntage Blatt" 10 Bf. ( Eingetragen in der Boftgeltungspreisliste für 1888 unter Nr. 849.)

Redaktion: Beuthstraße 2.

Insertionsgebühr

beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Naum 25 Bf: Arbeitsmarkt 10 Bt. Bek größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinfunft. Inserate werden bis 11hr Naching in der Expedition, Berlin SW, Simmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureau ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Zimmerstraße 44.

De bestigen Nummer liegt für unsere Abonnenten| Zu den Stichwahlen im 24. und| völkerung eingetreten sind und dieselben auch in der Stadt­

r. 40 Sonntags- Slatt" bet.

Abonnements- Einladung.

Beim Quartalswechsel erlauben wir uns, zum Abonnement

auf das

Berliner Valksblatt"

37. Kommunal- Wahlbezirk.

Arbeiter, Handwerker, Genossen!

Wähler des 24. und 37. Kommunal- Wahlbezirks! Am Dienstag, den 3. Juli, von Vormittags 9 Uhr bis Abends 6 Uhr, finden in den Kommunal- Wahlbezirken 24 und 37 der III. Abtheilung die Stichwahlen zur Stadtverordneten­Versammlung statt.

In beiden Wahlbezirken haben die sozialdemokratischen nebst dem wöchentlich erscheinenden Sonntagsblatt einzus Kandidaten im ersten Wahlgange am 12. Juni d. J. die rela­tive Stimmenmehrheit erhalten.

laden.

Der Standpunkt unseres Blattes ist bekannt. Es steht auf dem Boden des unbeugsamen Rechts. Die Erforschung und Darlegung der Wahrheit auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens ist seine einzige Aufgabe. Als treuer Berather und Streiter für die Aufhebung und Ausgleichung der Klaffen­gegensäße ist das Berliner Volksblatt" ein entschiedener Gegner jeder Politik, die ihre Endziele in der Bevorzugung einzelner, heute schon mehr berechtigter Gesellschaftsllaffen findet.

Das Berliner Volksblett" sucht seine Aufgabe durch fachliche Behandlung der politischen als auch der Tagesfragen

Es wurden abgegeben im 24. Kommunal- Wahlbezirk für den Schankwirth Gustav Tempel( Soz. Dem.) 357, für den Kandidaten der sog. Bürgerpartei", Obermeister der Schornstein­fegerinnung Faster 317 und für den Kandidaten der deutsch­freifinnigen Partei, Schriftsteller Perls, 179 Stimmen. Jm 37. Kommunal Wahlbezirk erhielt der Fuhrherr Johann Guadt( Sozialdemokrat) 427, der Kandidat der Deutschfrei finnigen, Berliner , 378 und der Kandidat der Bürgerpartei, Dopp, 332 Stimmen.

Da nach Vorschrift des§ 26 der Städteordnung bei den

zu erfüllen. Die gleichen Grundsäge leiten uns bei Besprechung Kommunalwahlen die absolute Stimmenmehrheit erforderlich ist,

unserer städtischen Angelegenheiten.

Im Feuilleton unseres Blaties veröffentlichen wir einen äußerst spannenden Pariser Kriminalroman.

Neu hinzutretenden Abonnenten wird der bisher erschienene Theil des Romans gratis nachgeliefert.

In unserem Sonntagsblatt bringen wir eine der natur wahren und geistvollen Erzählungen von

Robert Schweichel .

Der Abonnementspreis beträgt fret ius Sans monatlich 1 Mark 35 Pf., wöchentlich 35 Pf. Bei Selbstabholung aus der Expedition, Simmerstraße 44,

1 Mark pro Monat.

Bestellungen werden von sämmtlichen Zeitungsspediteuren, jorie von der Expedition unseres Blattes, Simmerstraße 44, entgegengenommen.

Für außerhalb nehmen sämmtliche Postanstalten Be Bellungen an.

Die Redaktion und Expedition

red seat.]

des Serliner Volksblatt".

Feuilleton.

Ihre Tochter.

muß zwischen den beiden Kandidaten, welche die meisten Stim­men erhalten haben, eine engere Wahl stattfinden. Alle Stimmen, welche für andere als die zur engeren Wahl stehen den Kandidaten abgegeben werden, find ungiltig.

Arbeiter, Handwerker, Genoffen! Sorgt dafür, daß in beiden Wahlbezirken die Arbeiterkandidaten am 3. Juli mit großer Majorität gewählt werden. Beide Wahlbezirke wurden in der Stadtperordneten Versammlung durch Sozialisten ver treten. An Euch liegt es, diese Wahlbezirke am 3. Juli mit aller Energie gegen die Gegner der Arbeitersache zu verthei­digen. Agitirt für die Wahl der sozialistischen Arbeiter landidaten, sorgt dafür, daß diejenigen Arbeiter, welche sich am 12. Juni an der Wahl nicht betheiligt haben, am 3. Juli am Wahltische erscheinen und ihre Stimme für den Arbeiterkandi­baten abgeben.

verordneten- Versammlung vertreten werden.

Stimmt im 24. Kommunal- Wahlbezirk ( bestehend aus den Stadtbezirken 168-173) für den Schankwirth Gustav Tempel, Breslauerstraße 27;

im 37. Kommunalwahlbezirk,

( bestehend aus den Stadtbezirken 251-254 und 260-264) für den

Fuhrherrn Johann Gnadt, Rügenerstraße 38.

Wenn Jeder seine Schuldigkeit thut, dann wird auch der 3. Juli für die Arbeiter Berlins ein Tag des Sieges, ein Tag der Freude sein.

Auf denn zur Wahl, auf zum glänzenden Siege!

Die Wahllokale, wo jeder in den Wählerlisten eingeschriebene Wähler am 3. Juli seine Stimme abgeben kann, befinden sich: für den 24. Kommunalwahlbezirk

in der 30. Gemeindeschule, Rüdersdorferstraße 4-5. für den 37. Kommunalwahlbezirk

in der 132/142. Gemeindeschule, Demminerstraße 57.

Die Wahl findet ohne Unterbrechung von 9 Uhr Vore mittags bis 6 Uhr Abends( also auch während der Mittagsstunde) statt.

Die Wähler haben sich durch die vom Magistrat ihnen zugestellte Karte zu legitimiren. Wer eine solche Karte nicht erhalten hat was namentlich für die feit Dstern 1887 aus den Wahlbezirken verzogenen Wähler gilt tann fich durch seinen letten Steuerzettel zu legitimiren.

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-

Die Wählerlisten liegen heute( Sonntag) zur Einsicht für Jedermann aus für den 24. Wahlbezirk im Bigarrengeschäft von H. Laske, Nüdersdorferstr. 20; für den 37. Wahlbezirk im Restaurant, 3um Nordstern", Demminerstr. 60.

Die Wahlbur aus der Arbeiterpartei befinden sich am Tage der Wahl, Dienstag, den 3. Juli, in folgenden. Lokalen:

1. für den 24. Kommunal- Wahlbezirk

2. für den 37. Kommunal- Wahlbezirk

Auch die Gegner find eifrigst bemüht, Stimmen für ihre im Restaurant Böhl, Rüdersdorferstraße 8. Kandidaten zu werben. Zeigt ihnen, daß all ihr Bemühen, den Sozialisten diese beiden Wahlbezirke wieder zu entreißen, nut­los ist, daß Ihr entschlossen seid, die in schweren Kämpfen er oberten Pofitionen mit aller Euch innewohnender Energie zu vertheidigen.

Gebt Eure Stimme am Wahltage für folgende Kandidaten ab, welche stets für die Intereffen der werkthätigen Be

Wagen sein. Reden wir nicht mehr davon. Unseretwegen tommt er nicht gefahren. Und wenn uns Einer hier zu [ 24 nahe treten wollte, hätte er mit mir erst noch ein Wörtchen zu reden. Ich habe einen sechsläufigen Revolver in der Tasche, und Adrian Lardier, Rupin geheißen, läßt nicht mit fich spaßen."

Kriminal- Roman nach dem Französischen von K. Detring. So gingen sie denn Seite an Seite bis zu dem Platz, wo sich einst das alte Stadtthor befand.

Da sind wohl Deine Werkzeuge drin?" fragte Gun­tram von Arbois und klopfte auf das Felleisen, das Pelikan trug. Weshalb schlepptest Du Dich denn eigentlich mit den Sachen, wenn Du nicht die Absicht hattest, dem Hause heute Nacht einen Besuch abzustatten?"

Ohne mein Werkzeug gehe ich nie aus," erwiderte

Pelitan.

Als sie auf dem Platz d'Italie angelangt waren, sah fich Suntram um und bemerkte zu seiner Genugthuung in einiger Entfernung zwei Lichtpunkte, die sich langsam

näherten.

In treuer und geschickter Ausführung seines Befehles war Fournes, sobald er den Offizier sich entfernen gesehen, auf den Bock geklettert, hatte die Bügel ergriffen und ließ sein Pferd im Schritt gehen.

Pelikan war fügsam gefolgt, aber er war auf der Hut und seiner Aufmerksamkeit die Bewegung Guntram's nicht entgangen.

H

war

Weshalb drehst Du Dich denn eigentlich um?" fragte er und wandte gleichfalls den Kopf. " Ich sehe nur, ob man uns etwa nachkommt," erwiderte der Major.

H

Sei unbeorgt. Ein Blauer " läßt sich hier um diese Zeit nicht mehr sehen. Es ist ihnen hier nicht recht geheuer, und gern trager sie ihre Haut auch nicht zu Markte. Nur ein Wagen tomat hinter uns her."

"

Es wird ene Droschte sein, die ins Depot fährt." " Nein. Doschtenlaternen leuchten nicht so."

H

Nun meintwegen mag es auch ein herrschaftlicher

-

Es war Guntram ganz lieb, daß Pelikan so erfuhr, sein Begleiter sei bewaffnet, und auch der kurze Auf enthalt auf dem Platz d'Italie beide waren einen Augenblick stehen geblieben paßte in seine Pläne. Peter Fournes mußte von seinem Bod aus sehen fönnen, wohin sich der Major wandte, und Peter war noch ziemlich fern.

"

-

Nun aber weiter!" meinte Pelikan. Führ' mich endlich nach Deiner Kneipe. Ich habe Durst."

,, Da fannst Du beruhigt sein. An Stoff" fehlt es

beim" Vater Lunette nicht. Wir können uns einen Affen kaufen, der nicht von schlechten Eltern iſt.... Vorwärts! Die Avenue des Gobelins lang."

Statt aber quer über den Platz zu schreiten, führte Guntram seinen Begleiter an demselben herum, so daß Fournes, der jetzt ziemlich in der Nähe war, das Paar beim Abbiegen in die Avenue nicht aus den Augen

verior.

Am meisten fürchtete Guntram, daß Pelikan ihm ent­wischen könnte. Er beobachtete daher jede seiner Bewe gungen und hielt sich bereit, ihn beim ersten Fluchtversuch zu packen und zum nächsten Polizeiposten zu führen. Er hätte allerdings gern gesehen, wenn ihm diese Nothwendig feit erspart blieb. Aber was sollte er schließlich thun, wenn er die Persönlichkeit des Burschen, seine Wohnung und seine Absichten feststellen wollte? Allerdings war dann noch die Frage, was man zu seiner Verkleidung sagen und ob man ihm in dieser Glauben schenken würde.

Aber er beruhigte sich bald. Er konnte sich ja fofort legitimiren und erzählen, daß er den Burschen, den er beim Uebersteigen eines Gitters gesehen habe, so habe aus­forschen wollen. Trotzdem hoffte er, auch ohne Hilfe der

im Restaurant 8um Nordstern", Demminerstraße 60.. Alle Genoffen, welche am Wahltage für die Wahl der Are beiterkandidaten thätig sein wollen, werden ersucht, sich möglichst schon 8 Uhr Vormittags in den Wahlbureaus einzufinden.

Auch liegen am Wahltage die Wählerlisten zur Einsicht für die Wähler in den Wahlbureaus aus.

Polizei hinter die Pläne Pelikan's zu kommen. 3weifelhaft war nur, ob ihn dieser wirklich für einen Verbrecher seiner Art hielt. Das werde ich schon in der Kneipe sehen, wohin ich ihn führe," dachte er. Wenn es mir nur gelänge, ihn bes trunken zu machen."

"

Die Unterhaltung war eingeschlafen. Schon waren sie an dem Fabrikgebände der Gobelinsweberei vorübergekommen und hatten den Boulevard St. Marcel gekreuzt, aber Pelikan that nicht den Mund auf.

Verträgst Du was?" erkundigte sich Guntram und unterbrach endlich das Stillschweigen.

"

Dja," erwiderte der Mann. Nur Wein vertrage ich nicht. Ich halte mich an Branntwein."

Der Vater Lunette führt feine schlechte Sorte. Er wird" Dir schon schmecken."

" Hoffentlich. Wie steht es denn mit Dir?"

" Biel vertrage ich nicht. Wenn ich fünf, sechs Gläser brinnen habe, bin ich fertig. Es ist mir schon oft passirt, daß ich unter den Tisch gefallen bin, wenn ich über mein Maß trant. Aber heut ist ja teine Gefahr. Du bist da und wirst mich schon aufheben."

Der Major war viel zu bescheiden. Er konnte so viel trinken, wie er nur wollte, ohne daß er etwas spürte. Und darauf rechnete er.

"

Sei unbesorgt," erwiderte der gutmüthige Pelikan. Einen Rameraden verlasse ich nicht, wenn er nicht mehr allein auf den Beinen stehen kann. Wohin soll ich Dich denn bringen, wenn Dir so etwas Aehnliches paffirt?" Nach der Rue des Abresses, Nummer 79, vierter Stod Du brauchst nur ach Heloise zu fragen, so heißt meine augenblickliche Liebe... Der Name steht auch an der Thür."

"

,, Das genügt. Du kannst Dich auf mich verlassen, Rupin. Du kommst so sicher nach Hause, als wenn Du jetzt schon im Bett lägst. Und morgen Vormittag besuche ich Dich und sehe, was Du machst. Wir essen dann eine 3wiebelsuppe zusammen."