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Der Vorstand des Vereins Deutscher Tabak- Fabri-| kanten und Händler hat an die Vereinsmitglieder eine sehr umfangreiche Denkschrift versandt, welche sich mit der Ver= ordnung des Bundesraths vom 9. Mai d. J. betreffend die Einrichtung der für den Betrieb der zur Anfertigung von Bigarren bestimmten Anlagen beschäftigt. Der Verfasser der Dentschrift, Dr. Gustav Lewinstein, Geschäftsführer des genann ten Bereins, hat alles dasjenige zusammengestellt, was sich seit bem Jahre 1882 in den Berichten der Fabrikinspektoren über die Gesundheit und Moralität der Arbeiter und Arbeiterinnen in den Bigarrenfabriken findet, und meint, es müsse jeder nach Kenntnißnahme des sehr umfangreichen und authentischen Mas terials einsehen, daß kein Grund vorlag, der Bigarrenfabrikation als einer besonders gesundheitsgefährlichen Industrie eine Ausnahmestellung anzuweisen." Es wäre nach ihm sehr zu wünschen, wenn die deutschen Handelskammern, und besonders diejenigen, in deren Bezirken Bigarrenfabrikation in größerem Umfange be trieben wird, fich der Angelegenheit im Sinne der Denkschrift annehmen, d. b. fich bemühen wollten, die bundesräthliche Ver ordnung für Arbeiterschuß wieder rückgängig zu machen.- Unsere Stellungnahme für die Maßregel des Bundesrathes im Intereffe der Arbeiterhygiene, aber auch für eine Entschädigung der durch diefelben enteigneten Kleinindustriellen ist bekannt. Auch die neue Denkschrift des Vereins fann uns nicht in der Anerkennung des bundesräthlichen Vorgehens irre machen. Wenn man nämlich bedenkt, wie schlecht es mit der Fabrikinspektion bestellt ist und wenn man daneben hält, welche bedentlichen Zustände in der Bigarrenfabrikation, die lückenhaften Inspektorenberichte, welche der Verein auszugsweise mittheilt, dennoch enthüllen, so fragt man fich unwillkürlich, wieso es möglich ist, daß noch jemand für Konservirung dieser Zustände einzutreten vermag, selbst wenn er betheiligter Unternehmer ist. Die Denkschrift des Vereins stellt die glänzendste Rechtfertigung des bundesräthlichen Vorgehens dar, und es wäre nur zu wünschen, daß diese Körperschaft in dem Erlaß weiterer gewerbehygienischer Verordnungen folgerichtig fortführe.
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Die Entschließung des Bundesrathes, bei dem Alters- und Invaliden- Versorgungsgesez von der Theilung nach Berufsgenoffenfchaften abzusehen und die Errichtung von lokal begrenzten Verwaltungen an deren Stelle zu segen, hat bei unsern Bunftschwärmern eine sehr große Mißstimmung hervorge rufen, denn diese haben in den Berufsgenossenschaften ein Mittel gefehen, das Zunfts und Jnnungswesen weiter auszubilden und so endlich zu dem von ihnen ersehnten mittelalterlichen Zustand der vollständigen Knechtung des Handwerks im Zunftzwang zu ge Langen. hat man doch schon jezt den Vorschlag gemacht, die bestehenden, auf Grund des Unfallversicherungsgesetzes vom Jahre 1884 gebildeten Berufsgenossenschaften zu benußen, um die Produktion zu regeln" das heißt, man wollte den Vor ständen der Berufsgenossenschaften die Macht einräumen, jedem einzelnen Mitgliede vorzuschreiben, was und wie viel er produ ziren darf. Bis jest find solche vereinzelte Verlautbarungen allerdings wirkungslos gewesen, und auch der Genossenschaftsverband, welchen diese Herren für ihre Zwecke zu gewinnen hoffen, hat sich von ihnen abgewendet und in diesem Frhhjahr durch Aenderung seiner Statuten allen solchen Gelüsten einen Riegel vorgeschoben, aber trotzdem halten die ertremen Bünftler mit der ihnen eigenen Bähigkeit an der Idee fest und fte find daher sehr bestürzt darüber, daß man jezt die Berufsgenoffen schaften für die Alters- und Invalidenversorgung aufgeben und fo mit dem Prinzip derselben brechen will. Sie sehen sehr wohl ein, daß fich dann die Theilung in Berufsgenossenschaften auf die Dauer auch bei der Unfallversicherung nicht mehr halten fann, und daß damit alle ihre schönen Pläne ins Waffer fallen.
Ueber ein recht schmuhiges Stück Betrügeret, ausgeübt an armen Arbeiterinnen, wird der Fränkischen Tagespost" aus of berichtet. Darnach wird in einer dortigen neu eingerichteten Fabrit für ein Stück Bettzeug, welches 60 bis 62 Meter lang sein soll, 3 M Lohn bezahlt. Nun erfährt aber fein Arbeiter, wie lang die Stücke wirklich find, denn in das Lohnbuch wird das Längemaß nicht eingeschrieben. Eine Arbeiterin, welche einmal darauf beharrte, das Längemaß der Stücke zu wiffen, erfuhr, daß es statt sechzig 74 Meter waren. Sie hat aber bis zum heutigen Tag für die 14 Meter, die zu viel waren, noch feinen Pfennig bekommen; das macht 70 Pf. bei diesem einen Stück Bettzeug. Vor ein paar Jahren wurde bekanntlich über ähnliche Praktiken aus einer schleftschen Fabrik berichtet, wo es schließlich zu einem allgemeinen Aufruhr der Weber tam und die Behörde zu Gunsten der Arbeiter inter venirte. Schon im Jahre 1878 bei der damals im Gange befindlichen Revision der Gewerbeordnung beantragte der dama lige fozialdemokratische Abgeordnete Motteler einen Paras graphen, nach welchem die Textilfabrikanten verpflichtet sein follten, bei Uebergabe der Materialien an ihre Arbeiter in oder außer dem Hause schriftliche Arbeitsverträge( Schuß oder Musterzettel) auszustellen, welche neben anderem auch eine genaue Angabe des Lohnes für ein bestimmtes Quantum Arbeit enthalten sollten. Natürlich wurde dieser Antrag abgelehnt. Wäre er angenommen worden, so könnten Schwindeleien wie Die vorstehend aufgeführten nicht mehr vorkommen.
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Die Lösung der sozialen Frage entdeckt und zwar von einem fächsischen Kartellbruder. Der fragliche Wohlthäter der Menschheit hat nämlich ausfindig gemacht, daß ein Bataillon Soldaten seinem Garnisonsort 50-60 000 m. jährlich einbringt. Es brauchen also nur so viele Bataillone im Deutschen Reich geschaffen werden, daß jedes Dorf sein Bataillon bekommt, und jede Stadt und jedes Städtchen eine seiner Bevölkerungsziffer entsprechende Bahl von Bataillonen und die soziale Frage ist gelöst! Das Rezept ist einfach und wird auch unseren Militärs ficherlich wohlgefallen. Der Soldat ist produktiv", fagte schon der alte General Steinmez. Damals glaubte man's aber nicht. Jegt wird der Gedanke beffere Aufnahme finden. Also: je mehr Soldaten wir haben, desto reicher find wir. Doch wir müffen der Welt auch den Namen jenes genialen Wohl thäters mittheilen: er heißt Fuel, ist Teppichfabrikant und wohnt in Wurzen bei Leipzig .
Konservative Volksliebe. Der landständische Konvent zu Schwerin bewilligte für die durch die Ueberschwemmungen heimgesuchten Landeskinder, meist lleine Landleute und hand. werker, statt der geforderten 846 000 Mart nur 300 000 Mart.
Ans Thüringen , 26. Juni, wird der Frankf. Stg." ge fchrieben: Die Kartellparteien, zumal in Thüringen und Sachsen , betrachten die Kriegervereine als die festen Stüßen staatlicher Drdnung und erblicken in ihnen werthvolle Bundesgenossen. Mit dieser Anschauung harmonirt es nun allerdings nicht recht, daß die festlichen Busammenfünfte dieser Ordnungsflügen häufig durch große Schlägereien und sonstige Standalaffären einen eigenthümlichen Beigeschmack erhalten. So war auch die am vergangenen Sonntag in dem Vorstadtort Leumis bei Gera vollzogene Fahnenweihe des dortigen Krieger vereins, zu welcher sich viele thüringische Nachbarvereine einge funden hatten, in ihrem Verlauf von Erzefsen begleitet, die ihr Nachspiel vor dem Strafrichter finden werden. Zwei Mitglieder eines auswärtigen Kriegervereins( aus Tauber) begingen insbe fondere auf dem Geraer Bahnhof solche Brutalitäten fie Schlugen die Bahnbeamten blutig, prügelten fich mit den hinzu eilenden Schußmännern, daß fie nur mit Unterſtügung des empörten Publikums überwältigt und gefeffelt abgeführt werden fonnten. Man sollte meinen, daß derartige Erzeffe nicht in folcher Anzahl bei den Festen von Vereinen vorkommen dürften, die fich so gern und so oft selbst als Vertheidiger der Ordnung bezeichnen.
Bekanntlich hat der Nationalrath einen wichtigen Schritt auf der sozialpolitischen Bahn durch seine Anregung an die Regierungen hinsichtlich der internationalen Ar
beiterschußgefeßgebung gethan. Intereffant find die näheren Berichte über die Verhandlungen, die zur Annahme dieser Anregung geführt. Wir entnehmen der 3. Post" folgendes darüber: Decurtins und Favon begründen ihre Motion: In Erwägung, daß eine Reihe von Staaten bereits cine Arbeitergefeßgebung befigen oder anstreben, die von den Gefichtspunkten ausgeht und die Tendenz verfolgt, welche auch diejenigen der schweizerischen Arbeitergesesgebung find, wird der Bundesrath eingeladen, sich mit jenen Staaten in Verbindung zu feßen, um durch internationale Verträge oder internationale Arbeitergesetzgebung hinsichtlich 1) des Schußes minderjähriger Personen, 2) einer Beschränkung der Frauenarbeit, 3) Festfegung der Sonntagsruhe und 4) des Normalarbeitstag s gleichartige gesetzliche Vorschriften zu erzielen. Deucher er flärte Namens des Bundesraths, daß derselbe die Motion ein stimmig gutheiße, obgleich er die Schwierigkeiten, auf welche er bei den Unterhandlungen stoßen werde, nicht verkenne. Die Jdee einer internationalen Arbeitergesetzgebung sei bereits vor dreißig Jahren aufgetaucht, ohne sich seither der Realiftrung erheblich genähert zu haben, indem die Regierungen wenig Neigung zeigten, der Frage näher zu treten. Inzwischen habe doch die Fabrikgesezgebung überall Fortschritte gemacht. Der Bundesrath werde planmäßig vorgehen und ein Programm aufstellen; er hoffe dabei auf die Unterstügung der schweizerischen Arbeiter, welche fich damit nüßlicher machen können als durch Beschlüsse, die sie an Festen faffen. Die Arbeiter sollen nicht blos Worte machen, sondern vorwärts gehen und den Bundesrath unterstüßen. Das rufe er. Deucher, denen zu, welche auf die Arbeiter Einfluß haben. Curti findet diese Mahnung Deuchers gerade bei Anlaß der Fabrikgesetzgebung am wenigsten wohlangebracht. Da sind die Arbeiter und ihre Führer seit Jahrzehnten thätig; ste haben die Fabrifgefeßgebung in verschiedenen Barlamenten verfochten und find dafür als international, anarchistisch u. s. w. verschrien worden. Nachher habe dann die Gesetzgebung doch diesen Weg beschritten und jest wandle ihn auch der Bundesrath. Das sei löblich; aber eine gar so toloffale Leistung sei es doch noch nicht, wenn der Bundesrath eine Einladung an die fremden Staaten zu einer Konferenz schreibe, und deshalb soll Herr Deucher nicht gleichzeitig Vorwürfe auf diejenigen abfallen lassen, welche sich längst mit der Fabrikgesetzgebung beschäftigten. Herr Deucher fordere die Unterstüßung der Arbeiter für die internationale Fabrikgesetzgebung. Wenn nun aber die Arbeiter zu diesem Swede einen Kongreß abhielten, würde man sie vielleicht bes schuldigen, sie seien nicht national. Dr. Joos zöge eine Herab segung der Arbeitszeit in der Schweiz den internationalen Vereinbarungen vor.
Dem Basler, Arbeiterfreund" schreibt, wie wir dem„ Hamb. Corr." entnehmen, ein Einsender aus Bern , daß die Kantonsregierungen seitens der eidgenössischen politischen Polizei auf. gefordert worden seien, öffentliche Versammlungen streng zu überwachen.
Das Storthing beschloß, die jährlichen Gehälter der Staatsräthe von 12 000 auf 10 000 Ar. herabzusetzen und die bisherigen Bulagen für die in Stockholm wohnenden nor wegischen Staatsräthe zu streichen. Ein Antrag, auch die Ge hälter der Staatsminister von 20 000 auf 12 000 Stronen zu er mäßigen, fand nicht die Mehrheit, doch wurden die den beiden Staatsministern in Christiania und Stockholm zustehenden Tafelgelder auf 15 000 und 12 000 kronen herabgefeßt. Das Gehalt der Staatsrevisoren sette das Storthing von 3200 auf 2400 Kr. herab.
Eine Versammlung der Bergwerksbesiger und Arbeiter- Delegirten von der Grafschaft Northumberland fand in Newcastle statt. Die Bergarbeiter waren vertreten durch die Herren Burt, Fenwick, Niron und Joung. Die Bergarbeiter forderten eine Lohnerhöhung von 15 Prozent; fte wurde aber abgeschlagen. Eine Arbeitseinstellung dürfte dadurch in Ausficht stehen. Die Bergarbeiter in Süd- Wales und Monmout schin faßten eine Resolution zu Gunsten der achtstündigen Arbeitszeit. Die Meister haben versprochen, die Resolution in Betracht zu ziehen. Die Schiffsbauer an der Tees, 8000 an der Bahl, septen ihre Forderung nach 16tägigem Streit durch. Sie erhalten vom 1. Juli 5 Prozent Lohnerhöhung für Afford arbeit und 1 M. 50 Pf. per Woche für Tagearbeit. Im Durch schnitt beträgt die Erhöhung 10 Prozent. Die Schiffsbauer_an der Tyne und Wear erhielten dieselbe Lohnerhöhung ohne Streit. Die Schmelzer, Schürer und Beischürer in Hartleys Glashütten, Sunderland, haben die Arbeit niedergelegt. Sie verlangen 3 Mart mehr die Woche.
Im Unterhause wurde vor überfüllten Bänken und Galerien die Debatte über den die irische Politik der Regierung tadelnden Antrag Morley's fortgefeßt. William O'Brien, der zunächst das Wort ergriff, vertheidigte den Feldzugsplan gegen die Angriffe Saunderson's und T. W. Nuffell's. Hätte das Haus 1886 Parnell's Vorlage für die Einstellung von Bächter ausweisungen angenommen, so würde der Feldzugsplan niemals das Licht der Welt erblickt haben. Die Verbrechen in Irland habe nicht der Feldzugsplan verursacht, sondern die Politik der Regierung, welche nicht auf die Unterdrückung von Verbrechen gerichtet sei, sondern auf die Ausrottung der Pächter; aber so lange die irische parlamentarische Partei bestehe, würde sie nicht zugeben, daß die Pächter der Tyrannei der Grundbestßer zum Opfer fallen. Dem Obersekretär für Jrland sei es nicht gelungen, den Feldzugsplan zu bewältigen, und zur Verstärkung der britischen Waffen mußten die guten Dienste der Heiligen Inquifition in Anspruch genommen werden. Der Feldzugsplan sei bis jetzt nirgends befiegt worden und würde auch niemals bestegt werden. D'Brien schloß seine häufig durch stürmischen Beifall seiner Parteigenoffen unterbrochene Rede mit einem Aus brud der Zuversicht in den schließlichen Triumph der irischen Sache. Nachdem der Konservative Chaplin gegen den Antrag gesprochen, erhob sich Gladstone unter dem enthusiastischen Bu rufen feiner Barteigenoffen und der Jrlander. In einer langen, den Antrag Morley's unterstüßenden Rede behauptete er, daß die Behandlung, welche Dillon zu Theil werde, eine für einen Mann seiner Stellung unwürdige sei. Er flagte über die systematische Weigerung der Regierung, dem Hause genauen Aufschluß über die wegen Verschwörung eingeleiteten Prozesse zu geben, was, wie er bemerkte, auf das Bestreben hinauslaufe, dem Hause der Gemeinen seine gehörige Jurisdiktion zu ent ziehen, die Wirksamkeit von Ausnahmegesezen zu überwachen und die Heiligkeit von Privatrechten zu schüßen. Nach einigen Bemerkungen zu Gunsten des Feldzugsplans rügte er wiederholt das Vorgehen der Regierung gegen Dillon, indem sie, um ibn des Rechtes au berauben, vor Geschworene gestellt, zu werden, über die Grafschaft, in welcher er die infriminirte Rede gehalten, nachträglich den Ausnahmezustand verhängte. Seine Verurtheilung zur Marimalstrafe, sowie seine Behand lung im Gefängniß bezeichnete er als bart, grausam und ge mein. Eine solche Handlungsweise wäre nicht dazu angethan, die Achtung für das Gesetz in Jrland zu fördern. Frland wäre gegenwärtig in der Gewalt der Armee, der Gendarmerie und
gewiffer ungeordneter Tribunale. Unter solchen Umständen lönnte fein Land Fortschritte auf der Bahn einer befriedigenden Regelung der Verhältnisse machen. Niemals vorher hätte eine solche scharfe Opposition zwischen der Dubliner Burg und dem daß er und seine Partei einst Gelegenheit haben würden, an ein irischen Volte bestanden, wie gegenwärtig; er freue fich jedoch, Tribunal zu appelliren, welches sicherlich schließlich ein Urtheil zu thren Gunsten fällen würde. Nach dem Führer der Opposition, deffen Rede 1 Stunde 40 Minuten in Anspruch genommen, ergriff der Obersekretär für Frland, Balfour , das Wort zu einer fast zweistündigen Vertheidigung der irischen Politik der Re gierung. Er behauptete, daß in feinem Lande der Welt eine
Regierung, welche cinen organisirten Widerstand gegen das Gefeg, einen organisirten Wunsch, die Regierung des Landes zu stürzen, und einen organisirten Entschluß, sich der Zahlung gerechter Schulden zu entziehen, zu bewältigen habe, mit weniger Härte vorgegangen wäre, als die englische Regierung in Frland. Mit Bedauern müsse er zugeben, daß das Gesetz in Frland nicht geliebt werde, aber dafür sei die jeßige Regierung nicht verant wortlich. Nachdem noch der Frländer Serton( Lordmayor von Dublin ) in langer Rede für den Antrag eingetreten, wurde gegen 1 Uhr Morgens zur Abstimmung geschritten, welche, wie bereits mitgetheilt, die Verwerfung des von Morley gestellten Tadelsantrages mit 366 gegen 273 Stimmen ergab. Das Ergebniß der Abstimmung eine Mehrheit von 93 Stimmen für die Regierung wurde von den Anhängern des Ministeriums mit langanhaltendem Jubel begrüßt.
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Der bekannte Marine Ingenieur und Abgeordnete Sir E. J. Need übte im nationalliberalen Klub eine beißende Kritik an der Verwaltung der britischen Marine, welche er der ärgsten Verschwendung bezichtigte. Drei Millionen Pfund Sterl. würden für wirklich geleistete Dienste bezahlt und zwei Millionen für nicht geleistete Dienste. Die Admiralität zahle 13 Admiralen jährliche Gehälter von 37 600 Pfund Sterl. im Ganzen, während 281 nicht dienstthuende Admirale 160 990 Pfund Sterl. erhielten. Es gäbe sechsmal so viel Admirale als Panzerschiffe. Viele Schiffe würden gebaut, von denen man schon im Voraus fagen tönne, daß sie völlig unbrauchbar für den Krieg seien. Die Admiralität habe 3 Millionen für neue gepanzerte Kreuzer ausgegeben, von denen jeder einzelne seine Panzerung unter Waffer hätte, sobald er den Hafen verließe.
Die französische Regierung hat im Senat eine Nieders Iage erlitten, die dadurch Bedeutung erhält, daß die Regierung den ganzen Senat gefchloffen gegen fich hatte. Der etwas un flare und ergänzungsbedürftige Bericht des W. T. B." meldet darüber: Der radikale Senator Marcou richtete an den Justizminister eine Interpellation, in welcher er mittheilte, daß der Maire von Carcassonne , der wegen Wechselfälschungen zu einer einmonatlichen Gefängnißstrafe verurtheilt worden war, fich geweigert habe, die Strafe anzutreten und der Substitut die Verhaftung habe vornehmen laffen. Marcou fragte an, w halb der Substitut, welcher doch das Gesetz ausgeführt habe, feines Amtes enthoben worden sei. Der Justizminister erklärte, ärztliche Beugniffe hätten bescheinigt, daß der Maire frant ge wesen sei. Der Substitut sei zu diensteifrig gewesen und hate die Absetzung verdient. Der ehemalige Polizeipräfekt Léon Rénault machte dem Minister heftige Vorwürfe, daß er einen richterlichen Beamten bestrafte, welcher nur seine Pflicht gethan habe, und sprach sich weiter mißbilligend darüber aus, daß der Minister den Präfekten in Schuß nehme, der doch Beziehungen zu dem wegen Wechselfälschungen verurtheilten Maire unterhalte. Der Senat nahm einstimmig eine Tagesordnung an, in welcher Bedauern ausgesprochen wird über die Maßregelung eines richterlichen Beamten, der das Gesetz habe ausführen laffen und der Justiz Achtung geschafft habe.( Lang andauernder Beifall.)
Der Voranschlag der ordentlichen Militäraus. gaben für 1889 beträgt 556% Millionen Frks., rund 20 Mill. mehr als die für das laufende Jahr bewilligten. Die Haupt mehrausgabe ist für Kleidung und Beltwerk gefordert: fast 28 Millionen Frks., außerdem für Lebensmittel 4, Stroh und Futter 3, Pulver und Salpeter 2 und Pferdeaushebung etwas über 1 Million. Der gesammten Mehrforderung von rund 42 Million stehen Minderforderungen von 22 Millionen gegenüber; darunter 10% für Sold der Infanterie, 2 für Den der Kavallerie, 3 für den der Artillerie und fast 3 Millionen für Heizung und Beleuchtung. Das außerordentliche Militärbudget für 1889 verlangt 178 Mill., zwar für Feldpark 23% Millionen, Bewaffnung der festen Plätze 12, der Küsten 8, Belagerungspart 14, Handwaffen 51, Munition 28, Verschiedenes 2, öftliche Festungen 16, südöstliche 5, Hafen und Mündungen rund 3, Bulvermagazine 6, Verbesserungen, Beförderungen 2c. 2, Eisenbahnen 4, Gesundheitsdienst 1 Millionen.
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Das linte 8entrum des Senats wollte darüber berathen, ob es dem Manifeste des Republikanischen Nationalvereins" als Gruppe betreten solle; es waren aber nur etwa 10 Mitglieder erschienen, welche sich nicht für befugt ansahen, einen solchen Beschluß zu faffen, so daß die Frage von selbst verneint war. Man überließ es jedem Mitgliede, persönlich beizutreten.
In einer von ungefähr 400 Mitgliedern besuchten General versammlung der Association Liberale" wurde mit allen gegen blos 2 Stimmen beschlossen, die mit den liberalen Affoziationen der Faubourg's seit Jahren bestandenen und stets, wenn auch nach Kämpfen, erneuerten Bündnißverträge zum 1. Dezember cr. zu fündigen. Dieser wichtige Beschluß soll eine weitere Klärung und Scheidung zwischen den gemäßigt Liberalen und progreffisti schen Elementen in diesen Vereinen herbeiführen und dem Bentralverein in Brüffel eine gleichmäßig feste progressistische Politit erleichtern.
Amerika.
In ganz Merilo haben die Wahlen derjenigen Personen stattgefunden, welche den neuen Präsidenten der Re publit zu wählen haben. Es machte sich nur wenig Oppofition gegen den Präsidenten Diaz bemerklich.
Ueber die Wirren in Korea find in Shangai weitere Nachrichten eingegangen. In Seoul wurden neun Regierungss beamte von der Bevölkerung in den Straßen ergriffen und getöpft. Die in Chemulpo vor Anter liegenden franzöftschen, ruffischen, japanischen und amerikanischen Kriegsschiffe ent sandten Mannschaften zur Bewachung der Konsulate, wohin fich die Ausländer geflüchtet haben. Man glaubt, daß die Revolution ihren Ursprung chinesischer Anstiftung verdanke und daß weitere Ruheſtörungen und ein Staatsstreichversuch be vorstehen.
Sämmtliche disponiblen Truppen von Natal haben Drdre erhalten, fich für den Marsch nach Bululand bereit zu halten. Außerdem geht ein Bataillon von Kapstadt ab.
Das politische Intereffe dreht sich allenthalben in Australien noch immer um die Chinsenfrage. Es ist wiederholt darauf hingewiesen worden, daß sich die australischen Kolonien durch den Vertrag von Tientsin nicht für gebunden erachten, vielmehr fich denselben nach eigenem Gutdünken dergestalt zu rechtgelegt haben, daß von jedem einwandernden Chinesen eine Kopftare von 10 Litr.( 200 M.) erhoben wird, wozu die weitere Beschränkung tritt, daß es jedem Dampfer, welcher Chinesen befördert, nur gestattet ist, für je 100 Tonnen netto Raumgehalt einen einzigen Chinesen an Bord zu nehmen. Chinesen als Mannschaft, naturaliftrte englische Unterthanen und solche, welche die Kopfsteuer bereits einmal erlegt haben, find nicht den Bestimmungen dieses Gesetzes unterworfen, sondern sollen nach dem Wortlaute des letteren niemals an der Landung verhindert werden. Auf Uebertretung dieser Vorschriften steht eine sehr hohe Strafe 100 Lftr. für jeden weiteren Chinesen über die nach dem Raumgehalte des Dampfers zulässige Bahl, - welche der betreffende Schiffskapitän selbst dann zu tragen hat, wenn er nachweisen kann, daß ihm ein nach einem anderen Hafen bestimmter Chinese trop aller Ueberwachungsmaßregeln entwichen ist.