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wie er statistisch nachzuweisen sucht, den reaktionären Parteien stets Verluste, den Freifinnigen aber und auch ein klein wenig den Sozialdemokraten Gewinn gebracht haben. Was sagen dazu die Hamburger Freifinnigen, durch deren Hilfe doch der dermalige Vertreter des dritten Hamburger Reichstagswahlkreises gewählt worden ist?

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Obgleich die Arbeitergesekgebung in den Ver­ einigten Staaten Sache der Einzelstaaten ist, so tritt die Nothwendigkeit einer Bentralifirung doch immer mehr hervor; und der Kongreß hat denn auch in jüngster Beit ein Arbeits Departement gegründet, welches der Anfang eines amerikani­ schen Arbeitsministeriums sein dürfte, ebenso wie das eid­genössische Arbeiter- Sekretariat der Anfang eines schweizerischen Arbeitsministeriums. Das neue Departement, welches zunächst eine genaue Arbeits- und Arbeiterstatistik für den ganzen Um­fang der Union herstellen und für die Arbeitergesetzgebung vors bereitend wirken soll, ist finanziell großartig ausgestattet. Der Chef des Departements wird ein Gehalt von 5000 Dollars (= 20.000 M.) beziehen; unter ihm wird ein stellvertretender Kommiffar mit 3500 Dollars Gehalt, und ein erster Sekretär ( Chief Clerk) mit 3000 Dollars stehen. Bwanzig Sefretäre ( Clerks) mit je 2000 Dollars Gehalt sollen fest angestellt wer den, und außerdem soll der Chef des Departements das Recht haben, 40 Agenten" mit anständigem, festem Gehalt für statistische Erhebungen anzustellen. Die Aemter find noch nicht befest. Und wie bei so fetten Besol­dungen erklärlich, drängen fich die Bewerber heran. In der Schweiz gelang es den Arbeitern, die Ernennung des von ihnen für das Arbeitersekretariat vorgeschlagenen Kandidaten Greulich zu erwirken. Wären die amerikanischen Arbeiter gleich gut organifirt, so würden sie einen gleichbestimmenden Einfluß ausüben tönnen. Allein so weit sind fte leider noch nicht; und Darum steht zu befürchten, daß die Arbeiterfache wenigstens auf einige Beit hinaus nicht diejenigen Vortheile aus dem amerikanischen Arbeiter- Departement ziehen wird, die unter anderen Verhältnissen unzweifelhaft und unmittelbar aus dem felben gezogen werden könnten. Der Saß, daß die Emanzis pation der Arbeiter nur durch die Arbeiter selbst erfolgen kann, ift teine bloße Zukunftsmufit.

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Anläßlich der Erneuerung des Belagerungszustan­des über Leipzig und Umgegend dürfte es von Interesse sein, zu erfahren, daß von der Ausweisungsbefugniß bisher gegen 140 Personen Gebrauch gemacht wurde. Der vormalige Reichstagsabgeordnete Viereck, welcher unlängst bei der Leipziger Polizeibehörde um die Erlaubniß zu einem mehrtägigen Aufent­halt in Geschäftsangelegenheiten nachgesucht hatte, ist, der ,, Voff. 3tg." zufolge, mit diesem Gesuche abgewiesen worden.

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Ein werthvolles Eingeständniß für die Beurthei­lung der Getreidezölle. Im Leitartikel der Norddeutschen Allgem. 8tg." vom 28. Juni Morgens findet sich folgender Sap: Bei fleinen Barzellen fällt verhältnißmäßig nur ein sehr geringer, bei größeren Flächen ein immer größerer Antheil des Ertrages auf die Grundrente, während der Arbeitsertrag des Besizers die umgekehrte Bewegung macht, der Kapitalzins bald bei der einen, bald bei der anderen Klaffe, je nach der Art des Betriebes, im Verhältnisse größer oder fleiner sein farn. Das Steigen oder Sinten der landwirthschaftlichen Rente zieht daher den größeren Befizer nicht nur absolut, sondern auch relativ viel mehr ins Intereffe als den kleineren."

Innungsvergnügen. In dem badischen Städtchen Offenburg soll am 2. und 3. Juli ein Landesverbandstag des badischen Bäckerverbandes stattfinden. Die Frtf. 3tg.", der wir diese Mittheilung entnehmen, bemerkt dazu, nachdem sie 12 Punkte der Tagesordnung mitgetheilt hat:" Aus dem Ver gnügungsprogramm der Einladung ergiebt sich, daß der Vor figende der badischen Bäckervereinigung gut gerechnet, die Frist von 2 Stunden für hinreichend erachtete, um die zwölfpunktige Tagesordnung zur Förderung des Bäckergewerbes und größeren Ehre unferes neuerwachten Bünftlerthums zu erledigen. Jede weitere Bemerkung ist überflüffig."

Eine verunglückte Parteigründung. In Stet­tiner Blättern erschien ein anonymer Aufruf, in welchem ein. geladen wurde zur Organisation einer politischen Mittel­partei Stettins. In dem Aufruf war angekündigt, daß die Hellbergschen Weinstuben sehr geräumig und fühl seien; auch werde für den Abend helles und dunkles Bier zu den üblichen Preisen bereitwilligst verabreicht werden. Der Aufforderung hatten ungefähr zwanzig Personen Folge geleistet. Indeß erklärte der Inhaber des Lotals, er habe leider vergessen, die polizeiliche Genehmigung für die Versammlung einzuholen; es stehe indeß einer unterhaltungsweisen Erörterung der Grün dung einer Mittelpartei nichts im Wege. Er habe eine gute Erdbeerbowle gebraut, die er sehr empfehlen könne.( Bier wurde, weil eine Versammlung nicht stattfinden fonnte, nicht verabreicht.) Nach dieser Mittheilung verließ etwa die Hälfte der erschienenen Herren das Lotal. Es wurde privatim von Herrn Hellberg in Aussicht gestellt, daß demnächst eine neue Versammlung werde einberufen werden.

Die Cannstatter Kirchhofaffäre hat ein Nachspiel gehabt. Zwei Theilnehmer an der Leichenbegleitung find zu je 5 Mart Strafe verurtheilt worden; der eine, weil er einen Werktags­

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Was ist denn dös mit dem Faust" vom Minister v. Goethe, is denn der bei uns verboten?" Zu Befehl, Erzellenz, es ist ein gefährliches Stüd." Aber meine Herren," sagte der Künstler, der" Faust" wird ja im Wiener Hofburgtheater vom Direktor Laube schon längst anstandslos aufgeführt." Ja, wenn Sie mir das beweisen fönnten", meinte der Statthalter. -Für mich dürfte es schwierig sein, in der kurzen Zeit, die mir hier gegönnt ist, den Beweis noch beizubringen. Wenn aber Ew. Exzellenz die Gnade haben wollten, an den Herrn Grafen v. Lansfror sti oder an den Direktor Laube telegraphiren zu lassen, so würde die Antwort gewiß sofort in für mich günstigem Sinne erfolgen." Na, na, dös is z'umständlich. Was kommt denn in dem Stück vor?"-" Der Teufel tommt darin vor, Exzellenz", erklärte der Herr von Sterzel huber. Der Teu der Teufel!" rief ganz entsegt Der Herr Statthalter. Na, dös wär a schöne G'schichte, den Teufel aufs Theater zu bringen. O je! o je! So san zwar a guter Mann, aber mit so was müffen's mir nit fommen. Habens fan anderes Stüd?" Der Künstler, auf diese Eventualität vorbereitet, hatte die Kreuzfahrer" von Rozebue in Reserve. Hier war e. Exzellenz etwas heimischer. Ah, die Kreuzfahrer", fagte er, a schönes Stück. Aber die Nonne, die eingemauert wird, die muß' naus." Wie meinen dies Ew. Exzellenz?" " Na, eine Nonne tönnen wir doch unmöglich aufs Theater bringen, dös gäb ein' schönen Standal. So müssen halt ein anderes Madel dafür einmauern laffen." Ein anderes Mäd chen?" Ja, aus der Nonne müffen's halt ein Pen­ftonsmadel oder so was machen." Mit großem Vergnügen! Aber meines Wiffens werden Benfionsmädchen nicht einge mauert, wenn sie mit einem Manne sprechen."- Ja ift nig zu machen!" Alle Vorstellungen fruchteten nichts; Se. Exzellenz blieb dabei, die Kreuzfahrer" nur unter der Bee bingung zu gestatten, daß die Nonne sich die Metamorphose in ein Benstonsmädchen gefallen ließe. Da aber Barnan solchen Unfinn nicht auf die Bühne bringen wollte und auch der teuf­lische Fauft nicht freigegeben wurde, so blieb schließlich nichts übrig, als den Sohn der Wildniß" zu wählen.- Ja, dieser Teufel! Wenn die Zensur der guten" alten Zeit wie wir aus vor stehendem Geschichtchen ersehen einen solchen Höllenrefpeft vor ihm hatte, so muß fie wohl kein gutes Gewissen gehabt baben. Den ttt aufs Theater zu bringen, ja, nur feinen Namen auszusprechen, galt schon als ein schweres Vergehen. Auch der gute Ferdinand Raimund wußte davon ein Liedchen 3 fingen. Er hatte einst ein dramatisches Voitsmärchen ge izieben und dasselbe vor der Aufführung, wie üblich, der

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anzug, der andere, weil er eine helle Hose beim Leichenbegängniß trug. Wir rathen der Polizei, zur Vermeidung solcher Dinge trug. Wir rathen der Polizei, zur Vermeidung solcher Dinge fünftig schwarze Anzüge für die Leidtragenden aus Gemeinde­mitteln parat zu halten.

Aus Bielefeld , 29. Juni, wird der Elberfelder Freien Preffe" geschrieben: Der nicht nur hier, sondern auch auswärts bekannte sozialdemokratische Schreinermeister Hegemann ist von einem schweren Lungenleiden befallen worden. Die Aerzte haben dem Kranten die sofortige Abreise nach Bad Lippspringe angerathen. Herr Hegemann ist bekanntlich erst vor furzem aus dem Gefängniß entlassen worden, in welchem er wegen Verbreis tung sozialistischer Schriften eine dreimonatliche Gefängnißstrafe verbüßte. Die Kerkerluft hat auf die Gesundheit unseres ver­ehrten Freundes höchst nachtheilig gewirkt. Hoffen wir, daß er von Lippspringe neu gekräftigt zurückkehrt.

Schweiz .

Frau Dr. Kempin hat mit ihrer Bewerbung um eine Dozentenstelle keinen Erfolg gehabt. Die juristische Fakultät hat allerdings eine durchaus forrette Jnterpretation des Anstellungs­gefeßes gegeben und die Zulassung weiblicher Do= zenten ausgesprochen, die Zulassung von Frau Dr. Kempin aber vorerst nicht als opportun bezeichnet. In diesem Mißerfolg liegt immerhin ein Erfolg, denn die prinzipiell zuge­ftandene Bulaffung weiblicher Dozenten ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit. Frau Dr. Kempin liest jetzt in der Pension Merz vor einem überwiegend männlichen Auditorium über Pan beften. Vom Studentinnenverein zum Ehrenmitglied ernannt, wird sie in diesem Verein vor einem allgemeinen Publikum eine Reihe von Vorträgen über Frauenrechte halten. Der Andrang dazu wird wahrscheinlich groß werden.

National und Ständerath traten zu einer Sigung der Bundesversammlung zusammen. Es handelte sich um den An­spruch des Kantons Zürich auf Erhebung einer Erbschafts. steuer von 15 000 Ftts. auf 100 000 Frts., welche seinerzeit von einem Herrn Brunner der eidgenössischen meteorologischen Bentralanstalt vermacht worden waren. Der Bundesrath hatte die Zahlung der Steuer verweigert, weil die genannte Anstalt eine gemeinnüßige und weil diese Erbschaftssteuer eine direkte sei und der Bund direkte Steuern nicht zu zahlen habe. Das Bundesgericht hatte sich in der Sache für nicht zuständig erklärt und der Bundesrath die Zuständigkeit der Züricher Gerichte ab­gelehnt, in welchem Falle die vereinte Bundesversammlung als oberstes Verwaltungsgericht zu entscheiden hat( nämlich die Frage, ob jene Steuer eine direkte und der Bund von ihr be­freit sei). Der Ausschuß stellte einstimmig einen verneir enden Antrag, wurde aber mit Erfolg vom Ständerath Haberstich und Bundesrath Ruchonnet bekämpft. Mit 82 gegen 30 Stimmen wurde die Züricher Regierung abgewiesen.

Großbritannien .

In der Nähe von Rathdrum wurde der Pächter Mooney ausgewiesen. Derselbe schuldete die 148 Pfd. Sterl. jährlich betragenden Pachtzinsen seit 3 Jahren. Mooney widersetzte fich mit Gewalt der Beftgausweisung, und den Beamten gelang es erst nach dreistündiger Arbeit, in das Haus einzudringen. Am Abend fand eine Entrüstungsversammlung statt.

Frankreich .

Die Bildung der Budgettommission wird von den Beitungen als eine schwere Niederlage für die Regierung bezeichnet. Viele Blätter wollen voraussehen, daß das erneute offenfive Auftreten der von der Rechten unterstüßten Opportu nisten in fürzerer oder längerer Zeit eine Ministerkrists herbet führen werde.

Die Differenzen der reaktionären Parteien treten nicht nur im Verhältniß der einzelnen Gruppen zu einander zu Tage, sondern fie feßen sich auch innerhalb der Gruppen fort. Es ist bekannt, daß die vereinigten drei Gruppen der Rechten sich zur Gründung einer Liga zusammengeschloffen haben, welche die Auflösung der Kammer und die Revision der Verfassung mit allen Mitteln anstreben soll. Diese Liga nennt fich Ligue de la consultation nationale"; fte wird von einem Komitee von 12 Parteiführern geleitet; unter diesen befindet fich auch der Führer der Orleanisten, der Herzog de la Rochefaucould. Trogdem scheint diese Liga nicht ganz den Wünschen des Grafen von Paris zu entsprechen; denn die Correspondence nationale", das offiziellste der Organe

Philipps von Orleans, warnt die Orleanisten, beim Eintritt in die Liga nicht ihre Selbstständigkeit zu opfern und auch nur eine einzige Forderung ihres Programms aufzugeben. Ste würden sich," so schreibt die Corr. Nat.", kompromittiren, winn fie fich ohne Vorbehalt einer Vereinigung anschlössen, die ihrer Partei fremde Elemente in sich birgt, sei es, daß sie sich zu einem persönlichen Beitrage verpflichten, sei es, daß die orleanistischen Komitees, die zur Stunde ihr und ihres Führers Vertrauen genießen, in corpore der Liga beitreten." Man irrt wohl faum, wenn man annimmt, daß diese Mahnung aus der Feder des Grafen von Paris selbst gefloffen ist, zumal das Blatt derselben die Bemerkung beifügt, daß fein Blatt das Recht habe, im Namen des Grafen von Paris zu sprechen, und Mit­theilungen, welche einen politischen Fingerzeig enthalten, nur in

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Benfur eingereicht. Tage und Wochen verfloffen; endlich war die geistige Quarantäne aufgehoben, der Dichter erhielt sein Opus zurück. Aber in welchem Zustande! Der Rothstift des Bensors hatte unter den zahllosen Anstößigkeiten" des Manu stripts fürchterlich Musterung" gehalten. Die poetischsten Stellen waren theils gestrichen, theils in finnlosester Weise verbeffert". Bu den Anstößigkeiten des Stückes gehörte auch ber Sat: Mein Gott, laß nicht den Teufel triumphiren!"- Den Ton.! Um des Himmels willen! Mit einem dicken rothen Strich war der ttt beseitigt und an seine Stelle der minder gefährliche Teurel" gesezt. Das war dem guten Raimund denn doch zu stark. Unverzüglich begab er sich zu dem gestrengen Sensor, um von seinem Stücke zu retten, was noch zu retten war, insbesondere aber für den degradirten Teufel" Pardon zu erbitten. Doch da kam er schön an. " Herr," schnauzte ihn der Bensor an, wiffen's nöt, daß mer den T... den Teufel nöt aufs Theater bringen dürfen? ( Der Teufel blieb dem frommen Manne beinahe im Halfe stecken.) Na, da krieget'n mer die ganze Klerisei auf'n Hals und dös gäb' ein' schönen Standal." Aber Herr Hofrath," wagte der arme Dichter schüchtern zu bemerken, meine tragische Lieb­haberin kann doch in der ernsten Szene nicht mit einem Mal ausrufen: Mein Gott, laß' nicht den Leurel triumphiren," wenn wir uns nicht unsterblich lächerlich machen wollen!"

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Dös tann i gar nöt einsehen, daß der Teurel" was Tächerliches war," meinte der Ritter vom Rothfiift, um einige Grade milder gestimmt. Aber meintswegen; nehmen wir halt ein anderes Wort, wie wär's denn mit Vizlipuzli?" Vizli puzli!... Der unglüdliche Dichter glaubte vor Schred in die Erde zu finken. Herr Hofrath," rief er, seine Erregung nur mühsam niederfämpfend, glaubens wirklich, daß in dem Mo ment, wo die Spannung des Publifums auf's Höchste gesteigert ist, die Liebhaberin mit Pathos ausrufen kann: Mein Gott, laß nicht den Vizlipuzli triumphiren!?" ,, No g'wiß," ent gegnete der Hofrath, offenbar entzückt von seiner Jdee. Vizli­puzli muß fich sogar sehr gut machen." Der arme Raimund wand fich bei der ihm zugemutheten Ungeheuerlichkeit wie ein Regenwurm an der Angel. Endlich rief er: Nein, Herr Hof rath. Da Sie mir meinen Teufel nicht freilaffen wollen und ich den Vizlipuzli nicht triumphiren laffen kann, so mag in Gottes Namen den ganzen Saß der Teurel" holen."

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Indische Gefehe. Die Frauen in Hindostan befißen so gut wie die Männer ihr eigenes Gefeßbuch, worin ihre Rechte schwarz auf weiß verzeichnet stehen. Sieben weise Frauen In­ diens find die Verfertiger von diesem Koder. Sämmtliche

die Corr. Nat." aufgenommen werden. Diese fleinen Reibes reien zwischen Haupt und Gliedern der orleanistischen Partet werden noch dadurch verschärft, daß in der Familie der Orleans selbst Swiftigkeiten ausgebrochen zu sein scheinen, weil der Herzog von Aumale durchaus Fräulein v. Clinchamp, die seinem Jung gesellenhausstande vorsteht, heirathen will. Man spricht davon, daß Fräulein v. Clinchamp bereits seit langer Zeit die rechts mäßige Gattin des Herzogs sei, und der Graf von Paris soll nicht sehr erbaut darüber sein.

Es bestätigt sich das für unglaublich gehaltene Gerücht, daß in der Handwerkerschule zu Citeau von den da­selbst thätigen Brüdern des h. Joseph Hunderte von Knaben geschändet worden sind. Die Patres Hyacinthe und Philippe wurden verhaftet, vier andere find flüchtig und werden steckbrieflich verfolgt.

In der zweiten Berathung des Gesetzes, betreffend die Vers antwortung für die den Arbeitern in der Ausübung ihrer Bes rufsthätigkeit zustoßenden Unfälle, wurden von einer ge= ringen Mehrheit der Abgeordnetenkammer folgende zwei Para­graphen des Art. 1 angenommen: Jeder Unfall, welcher den Arbeitern und Angestellten in den Fabriken, Manufakturen, Bimmerpläßen, Transportunternehmungen, Gruben, Bergwerken, Steinbrüchen und außerdem bei allen Betriebsarten zustößt, die fich der Maschinenkraft bedienen, berechtigt das Opfer oder seine Angehörigen zu einer Entschädigung, deren Höhe und Modus festzustellen find. Diese Entschädigung fällt dem Betriebsunter nehmer zur Last, welches auch die Ursache des Unfalls sein mag." Wie man aus dem obigen Tert ersteht, ist die Kategorie der­jenigen, welche auf Entschädigungen Anspruch haben, seit der ersten Lesung start beschränkt worden.

Belgien .

Mit einer seltenen Uebereinstimmung haben sich die kle= rikalen Blätter, die früher nicht müde wurden, den Sozia lismus zu bekämpfen, der sozialen Frage bemächtigt. Wie auf ein gegebenes Losungswort spielen fich die bischöflichen und anderen firchlichen Organe als Vorkämpfer und Freunde des Arbeiterstandes auf und versprechen ihm Schuß. Wir sind Sozialisten wie Herr de Mun und Herr Windthorst", ruft die Gazette de Liège" aus; wenn der Schwache, wie in unserer industriellen Gesellschaft, der Arbeiter, der Starke der Unter­nehmer ist, so zögern wir nicht, zu verlangen, daß man den Ar beiter schüße." Chriftus soll bei der Lösung der Arbeiterfragen herrschen!" läßt sich der Courrier de Bruxelles" vernehmen, und das Genter Bien Public" eignet sich die Argumentation des Courrier" vollständig an. Sie alle wollen den christlichen Sozialismus dem Volle näher bringen und die Propaganda der sozialistischen Arbeiterpartei wo möglich darin absorbiren, um jeden Preis zurückdämmen. Da die vlämischen Provinzen, die feinen einzigen liberalen Deputirten mehr in die Deputirtens fammer entfenden, jezt ganz dem Klerikalismus verfallen find, richten sich die Anstrengungen bereits auf das wallonische Land. Die Gazette du Borinage" weiß zu berichten, daß der Kleri­talismus fich von neuem über das Borinage ergieße, daß man firchliche Patronage- und andere Vereine dort gründe und die Ernennungen von dem Klerus unbedingt ergebenen, auf der Löwener Universität gebildeten Ingenieuren zu staatlichen Funktionen oder im Privatdienst sich mehren. Die Be wegung wird immer allgemeiner, und es hat den Anschein, als fann oder will. Bei einem Fest, das der klerikale Baron Csy ob auch die Regierung sich diesem Druck nicht mehr entziehen de Wichen am Sonntag zu Ehren der Minister und zur Feier talen genannt werden, auf seinem Schloffe Hoogboom gab und des Sieges der Antwerpener Meetingisten, wie dort die Kleri­dem unter Anderen auch die Minister Beernaert, de Chimay und Devolder, sowie der Kammerpräsident de Lantsheere beis wohnten, hielt Beernaert eine Bankettrede, deren Schlußworte Herifalen Breffe ausnehmen. Nach einer Verwahrung gegen den in diesem Augenblicke fich wie das Echo zu jenen Artikeln der Verdacht, als ob die klerikale Partei nach ihrem Wahlsteg etwa eine Politik der Rache gegen ihre Gegner in Szene sezen will, fagt der Kabinetschef wörtlich: Wir wollen die nothwendigen Verbefferungen, allein wir verstehen es, unsere Blicke über den Horizont hinaus zu richten, der die Parteifämpfe einzwängt! Es giebt foziale Fragen, deren Lösung den Ehrgeiz jedes Mannes, Der Herz beftzt und sein Vaterland liebt, anreizen muß. Ver

uns angelegen sein, ihnen zu dienen." Nun, man wird ja die geffen wir nicht die Intereffen der großen Mehrzahl, laffen wir Minister am Werke sehen. In ganz ähnlicher Weise ist auch das Second Empire unter dem Beistand der Klerikalen mit Versprechungen eingeleitet worden. Wie die Komödie geendet hat, ist aller Welt bekannt. Schon jetzt verwahrt sich der sozia listische Beuple" gegen die laut gewordene Besorgniß, als ob fich die Arbeiter- Demokratie auf eine Verständigung mit dem tleritalen Konservatismus einlaffen könnte.

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Balkanländer.

Popow und die anderen Verurtheilten wurden in Frei heit geset. Es fand keinerlei Demonstration statt. Es haben neue Verhaftungen stattgefunden. Ein Kompagnies Kommandant des 1. Regiments hat nämlich angegeben, daß er mit drei Kameraden für den Fall der Bestätigung des Urtheils

Männer werden darnach in drei Klaffen getheilt, in ,, anstän dige", in balbe", und in Hulpul- Hupla". Unter den Ans ständigen versteht man solche, die im Stande find, eine Frau zu ernähren". Die halben" vermögen dies nicht, und ihre Frauen müffen selbst mit Hand anlegen, das tägliche Brot zu erwerben. Sie können also feinen Anspruch auf gleichen Respekt wie die Anständigen" machen. Die Frau hat, wenn fte von dem Halben" geschlagen wird, das Recht, wieder zuzu schlagen; auch darf sie dem Manne Haare aus dem Bart zupfen. Am schlimmsten haben es die hulpul- Huplas". Die Frauen derselben können zehn Tage lang außer dem Hause bleiben, und die Männer dürfen nicht einmal fragen, wo sich die Frau während der Beit aufgehalten hat.

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Die Kanäle des Mare". Wie die Wiener Zeitung " berichtet, hatte auf der Sternwarte zu Nizza der Astronom Hr. Perrotin unter äußerst günftigen Verhältnissen den Planeten Mars " während der Zeit seiner legten Oppofition( 11. April D. J. ) beobachtet. Dem Forscher war es vergönnt, mehrere Kanäle" deutlich wahrzunehmen, andere aber und vermuth lich waren dies Paralleltanäle schienen von der Oberfläche des Planeten verschwunden zu sein. Es wäre wohl anzunehmen, daß die von Perrotin vermißten Kanäle die Bestimmung haben, die Gewäffer vom südlichen Eismeere in das nördliche zu führen; da aber ersteres gegenwärtig im tiefen Winter fich be­findet und mithin an den Mündungen der Kanäle eingefroren fein müsse, so tönnen fie aus demselben tein Waffer beziehen, bleiben demnach leer oder zum mindesten so seicht, daß wir fie nicht mehr wahrzunehmen vermögen, und es habe deshalb den Anschein, als wären fie gänzlich verschwunden. Ferner hat der genannte Astronom die Beobachtung gemacht, daß die auf der Karte Schiaparelli's mit dem Namen Lybiun" bezeichnete größere Landschaft nicht mehr die röthliche, sondern die blau­grüne Farbe zeige. Desgleichen entdeckte Perrotin auf der nörd­lichen Halbfugel, auf welcher noch immer Hochsommer ist, einen neuen Meeresarm, der 20 Grad Länge betragen soll. Die Eis zone um den Nordpol herum fand er scharf abgegrenzt, doch will er einen durch die Eis und Schneemassen laufenden Kanal gesehen haben, der zwei sonst von einander getrennte Meere verbinde." Mars " tritt bald in Quadratur zur Sonne ( 22. Juli b. J.), d. h. seine Stellung wird den Be obachtern der Erde gegenüber eine derartige sein, daß er, wie der Mond im zweiten Viertel, nur zur Hälfte beleuchtet er­scheinen wird.