gesagt, Sie haben, nachdem Sie den Artikel über das Bnrean des renseignements gelesen, sich zunächst an den Obersten Vincent gewandt. Dieser schrieb �hnen: Sie sollten ihm zu- nächst eine Legitimation schicken, Sie haben ihm infolge dessen Ihren Veilobungsschein gesandt? Angelt.; Das ist nicht wahr. Präs.: Wann fuhr Ihre Frau nach Paris  ? An­geklagter; Im Juli 1883. Präs.; Sie haben also zunächst einen Erlaß geschickt, wonach im Falle einer Mobilmachung die deutsche Armee binnen sechs Stunden die deutsche Grenze zu besetzen hätte Wir wollen das einmal Grenzverstärkung nennen. Was schickten Sie dann? Angekl.: Alsdann sandte ich eine Beschreibung über Zerstörungsobjekte und die Art der Zerstörung. Piäs.: Im Ganzen haben Sie selbst drei Sendungen ge- wacht? Angell.: Jawohl. Präs.: Was betraf die dritte Sendung? Angekl.: Das weiß ich nicht mehr. Präs.: Unter welcher Adresse sandten Sie diese Dinge nach Patts? Angekl.: Unter der Adresse:Cordonnier, nie de gare 6, Paris  ". Weshalb schickten Sie dann später Ihre Sacken durch Ca- bannes? Angekl.: Im Januar 1883 kam Cabannes, den ich damals noch nicht kannte, zu mir und brachte mir für die drei Sendungen 1000 M. mit dem Bemerken, von nun ad alle Sachen ihm zu geben. Dies that ich auch. Präs.: Was haben Sie nun alles an Cabannes gegeben? Angekl.: Das weiß ich nicht mehr. Präs.: Sie haben angegeben, daß Sie an Cabannes geliefett haben die Schienenlegung, Fahrpläne, die Einladung und Ausladung der Truppen, die Art der Vetthei- lung der Truppen, eine Beschreibung, wann und in welcher Weise die Lokomotive   Wasser bekommt, eine untergeordnete Minenlegung, die Vorrichtung, um die Eisenbahnzüge über Steigungen und Abhänge zu führen ic. Angekl.: Das ist richtig. Präs.: Danach ist wohl anzunehmen, daß Sie dem Cadannes alles geschickt haben, was Sie erlangen konnten? Angekl.: Alles, was ich zum Abschreiben bekam und für werth- voll hielt. Präs.: Nicht nur das, was Sie zum Äbschrttben bekamen. Es ist festgestellt, daß Sie eine ganze Reihe von Schriftstücken an Cabannes geliefert haben, die Ihnen nicht zu- gänglich waren. Angekl.: Ich habe nur das dem Cabannes gegeben, was mir zugänglich war. Präs.: Run, wir kommen noch darauf zurück. Als Sie von Cabannes die 1000 Mark bekamen, da gaben Sie demselben eine Quittung? Angekl.: Jawohl. Präs.: Als Sie Ihre Frau nach Paris   schickten, va wollte sich dieselbe dortseldst eine Anstellung suchen? Angell.; Jawohl. Präs.: Sie haben in Pnris eine Schwester wohnen, die an einen gewissen Mackenzie ver- heirathet ist; eine Tochter dieses Mackenzie ist an einen Grafen Parma verheirathet? Angekl.: Jawohl. Präs.: Mit welchem Namen unterschrieben Sie die Quittungen, die Sie dem Cadannes gaben? Angekl.: Ich unterschrieb: Dietrich". Präs.: Auch die erste Quittung unterschrieben Sie mit Dietrich? Angekl.: Das weiß ich nicht, ich glaube, drese unterschrieb ich mstDietz". Präs.: Als Cadannes zum ersten Male zu Ihnen kam, da kannten Sic ihn nicht; deshalb verkehrten Sie mit ihm durch die StrahburgerNeuesten Ruch- richten". Arnzell.: Jawohl. Präs.: Wodurch lernten Sie schließlich den Cabannes kennen? Angekl.: Ich sandte meine Kinder ihm nach, dadurch erfuhr ich seine Wohnung.   Präs.: Cabannes gab Ihnen einmal 200 M., einmal 400 M. und ein drittes Mal 500 M.?- Angekl.: Jawohl.- Präs.: Wie lange unterhielten Sie die Verbindung mit Cabannes? Angekl.: Bis Anfang 1886 oder 1886. Präs.: Weshalb brachen Sie mit Cabannes den Verkehr ab? An- geklagter: Ich brach den Verkehr ab, als ich von seinem un- moralischen Lebenswandel Kenntniß erhielt. Ich hielt angesichts dieses Umstandes die Sache doch für zu gefährlich. Präs.: Sie sagten einmal, Sie haben mit Cabannes gebrochen, weil Sie ihn im Verdacht hatten, daß er Ihnen das Geld, das Ihnen die französische   Regierung gab, nur zum Theil ablieferte." Angekl.: Davon bin ich noch heute uberzeugt." Präs.: Danach scheint es, als habe weniger der unmoralische Lebens- wandel des Cabannes Sie veranlaßt den Verkehr mit ihm zu brechen? Angekl.: Das ist doch der Fall. Präs.: Das entschuldigt Sie auch gar nicht, dadurch kann man höchstens zu dem Schluß kommen: Sie haben den Verlehr mit Cabannes abgebrochen und sich alsdann direkt an die französische   Regierung gewandt. Angeklagter: Das habe ich nicht gethan. Präs.: Wodurch erhielten Sie denn Kenntniß, daß Cabannes einen unmoralischen Lebens- wandel führt? Angekl.: Ich wußte, Cabannes bezieht ein großes Gehalt, bekommt sehr viel Geld von Frankreich   und trotzdem versuchte er noch bei mir Anleihen zu machen. Präs.: Sie haben einmal an den Herrn Hauptmann Pudde vom Großen Generalstab aus dem Untersuchungsgefängniß einen Brief geschrieben. Dieser Brief lautet: Geehrter Herr Haupt- mann! Ich habe noch ein Geheimniß, das ich bisher ver» schwiegen habe, da ich geschworen, es nicht zu vcrralhen. Da dasselbe aber für das Deutsche   Rrich von größter Wichtigkeit iit, so habe ich bereits meinen Beichtvater gebeten, mich dem Eide zu entbinden. Letzterer bedeutete mir jedoch, daß er dies nicht könne. Allein, wenn Sie, Herr Hauptmann, mir die Zusicherung geben wollten, daß von höchster Stelle die Unter- suchung gegen mich und meine Frau niedergeschlagen würde, so werde ich Ihnen das Geheimniß mittheilcn. Im Westeren haben Sie bei dem Herrn Untersuchungsrichter in Straßburg   einmal zu Protokoll gegeben:Eines Mittags kann ich mir nicht erklären." Nach einiger Zert erklärten Sie diese Ihre Aussage für ein Märchen. Angekl.: Das war es auch. Präs.: Welchen Grund hatte diese Ihre Erzählung? Angekl.: Ich wollte nicht so häufig vernommen werden; ich überlegte mir jedoch, daß ich mich dadurch des Einbruchs geziehen habe und infolge dessen Zuchthaus zu erwarten hätte. Präs.: Es find nun bei Ihnen drei Schlüssel gefunden worden. Von diesen paßt der eine zum Schrank des Direktors Büttner, der zweite zum Schrank des Kanz'-eiraths Laads, der dritte zum Schrank des Sekretärs Brocke.(Forts, folgt.) Prozeß wegen Verbreitung von Ftugblätter«. Stuttgart  , 30. Jum. Am vorigen Freitag fand vor dem hiesigen Schwurgericht die Verhandlung statt gegen den 18jährigen Kauf- mann Fuchs, den 19jährigen Tischler Franke, den 23jährigen Tischler Rühle und den 24jährigen Tischler Püschel wegen Ver- breitung von Flugblättern, in welchen Majestätsbeleidigungen, sowie die Aufforderung zum Mord enthalten waren. Aus der Verhandlung, welche von srüh 9 Uhr bis Nachts 9% Uhr dauerte, nnb folgende Thatsachen zu konstatircn: Fuchs hat im Auf- trage des flüchiizen Anarchisten Schreiner Kämpf die Flugblätter gcschneben. Die Vervielfältigung derselben erfolgte durch einen sog. Zyllostrl Apparat. Wer die Vervielfältigung vorgenommen, ist nicht festgestellt. Franke hat eingestandenermaßen ca. 18 Adressen auf Kouverte geschti.ben, in welchen das Flugblatt ver- breitet wurde, u. A. auch an die Redaktion derWürttembcrgischen Lindeszcitung', welche der Polizei die erste Anzeige von dem er- schienenen Flugblatt machte. Rühle soll ebenfalls Adressen ge- schrieben haben, was nach Ausführung des Schretbverständigen, Oberlehrer Hartmann, alshöchst wahrscheinlich" anzunehmen sri. Bei Püschel wurde ein R.st Paprer gefunden, der mit dem P ipier, auf welchem das FlugblattAus zur Nache!" gedruckt war, übereinstimmt. Fuchs und Frame find geständig, Rühke nnd Püschel bestreiten jede Thetlnahme an der Verbreitung. Fachs, Franke und Rühle wurden von verrn Rechtsanwalt Schickler, Paschel dagegen von dem Herrn Rechtsanwalt Schott, letzterer als Offizialvertreter, vertheidigt. Der Gerichtshof war z isammengesetzt aus den Herren Landgerichtsrath Weisser als Vorsitzender, Landrichter Goldmann und Amtsrichter Gunzler; Vertreter der Staatsanwaltschaft war Herr Staatsanwalt Hmschncr. Wir müssen hier konstatiren, daß wir noch nie einer politischen Gerichtsverhandlung beigewohnt haben, in welcher von allen Seiten mit derselben Ruhe und Objeltivität vorgegangen wurde, wie in dieser; die Leitung der Verhandlungen durch den Vorsitzenden machte allseitig den wohlthuendsten Eindruck. Nach- dem die Geschworenen die Schuldfrage bei Fuchs betr. der Majestätsbeleidiaung, sowie diejenige der Beihllfe zur Auf- forderung zum Mord bejaht, ebenso bei Rühle und Paschel die letztere Frage als zutreffend, dagegen bei Franke sämmtliche Fragen verneint hatten, beantragte der Vertreter der Staatsan- woltschaft gegen Fuchs 5 Monate und gegen Rühle und Püschel 4 Monate Gcfängniß, je unter Anrechnung eines Theils der erlittenen Untersuchungshaft. Der Vertheidiger Schickler plädnte in glänzender Rede bei Fuchs auf Erlenntniß von Festungshaft, bei Rühle auf Freisprechung; desgleichen Rechtsanwalt Schott bei Püschel. Das Üriheil des Gerichts­hofes lautete gegen Fuchs auf 5 Monate, gegen Rühle auf 2 Monate, gegen Püschel auf 2 Monate 15 Tage Gefängniß, gegen Franke auf Freisprechung. Bei Fuchs und Rühle gegen 2 Monate, bei Püschel U Monate der erlittenen Untersuchungs­haft ab. Franke und Rühle wurden demgemäß sofort in Frei- heit gesetzt, die beiden andern wandern nach Rottenburg  , um dort den Rest ihrer Strafe abzusitzen. Aua der Provinz Sachse» wird demBerl. Tagcbl." geschrieben: Ein recht eigenthümlicher Prcßprozeß ist kurzlich gegen den Verleger einer größeren Zeitung unserer Provinz an- hängig gemacht worden. In der detreffenden Zritung waren in letzterer Zeit fcuilletonistische Aufsätze aus der Heimathskunde jener Gegend veröffentlicht worden, die sehr beifällig aufgenom- men wurden. In der letzten Abonncmentseinladung versprach nun der Verlag der Zeitung, mit dem Abdruck dieser Artikel auch im neuen Quartal fortfahren zu wollen. Da dies aber bis jetzt nicht geschehen ist, stellte ein Abonnent der Zeitung bei der königlichen Staatsanwaltschaft Strafantrag gegen den Zettungs- Verleger wegen Betrugs. Er setzte auseinander, daß er nur in Erwartung der versprochenen Artikel aus der Heimathskunde auf die Zeitung abonnirt habe, dies nicht gehaltene Versprechen sei eineVorspiegelung falscher Thatsachen," mittelst wel- cher sich der Verleger durch Gewinnung neuer Abon- nenten einen unerlaubten Vermögensvortheil verschafft habe. Der Verleger gab zu, das erwähnte Versprechen in der Abonncments-Einladung gegeben zu haben in dem guten Glauben, es erfüllen zu können; der Verfaffer jener Artikel, ein auswärts wohnender Lehrer, habe ihm aber in diesem Quartale kein weiteres Manuskript geschickt; sobald dies geschehen, werde es abgedruckt werden. Der nun gleichfalls gerichtlich vcrnom- mene Verfasser der Feuilleton-Artikel bestätigte diese Mittheilung und erklärte, daß er allerdings das Versprechen, jene Artikel fort- zusetzen, gegeben habe, ohne sich indeß an eine bestimmte Frist zu binden; er habe in diesem Quartale bis jetzt keine Zeit dazu gehabt, werde aber weiteres Manuskript senden, sobald es ihm möglich sei. Bemerlenswerth ist hierbei, daß der Staatsanwalt des Landgerichts von vomherein die Strafverfolgung ab- gelehnt und erst auf Anweisung des Ober- Staatsanwalts, be welchem sich der Denunziant wegen dieser Zurückweisung be- schwert hatte, dem Strafantrag Folge gegeben hat. Auf die weitere Entwickelung dieser Frage darf man gespannt sein. Todrvurthril. Kiel  , 29. Juni. Das Kieler   Schwur- gericht hat während seiner diesmaligen Tagung auch ein Todes- urtheil gefällt. Dasselbe wurde gegen den 2Sjäbrigen Mattosen Dunkelmann ausgesprochen, der vor ungefähr Jahresfrist eine Frau Wüpper, wohnhaft in der Friedenssttaße, durch zwei Re- volverschüsse ermordet und sodann beraubt hat. Wegen Bei- Hilfe wurde die Tischlersfrau Ehlert zu 4 Jahren 9 Monaten Zuchthaus und 6 Jahren Ehrverlust verurtheill. Koziales nndArbeiterveniegimg. Die Metall- Schrauben-«ud Faroudrehev der Firma Erdmann und Groß, Brandenburgstraße 80, haben die Arbeit niedergelegt und bitten die Kollegen, den Zuzug fernzuhatten. Die Kommission. Kereine»ud Nersammwngen. Ein« öffentliche Versammlung der Stellmacher tagte am 27. Jum unter Vorsitz des Herrn Geelhaar im Saale des Herrn Fey, Brunnenstr. 140. Auf der Tagesordnung stand: Die Thütigkeit des Jnnungsgesellen-Ausschuffes und wie verhalten sich die Stcllmachcrgescllen Berlins zur devorstehenden Aus- schußwahl? Herr Me.zel legte zunächst klär, inwieweit der Aus- schuh seine Tbätigkeit auszudehnen hat, und daß derselbe den Vermittler zwischen Meistern undiGesellen, aber nur solchen, welche bei Jnnungsmeistern arbeiten, zu spielen habe. Zu einer Wieder- wähl könne er(Redner) seine Zustimmung nicht geben, indem der Ausschuß bisher noch nichts zu Gunsten der Gesellen aus- gerichtet habe. Die weitere Debatte, an der sich eine große An- zahl Redner betheiligten, die sich sämmtlich den Ausführungen des Vorredners anschloffen, hatte zur Folge, daß folgende Resolution einstimmig angenommen wurde:Die heutige öffentliche Versammlung der Stellmachergesellen Berlins  erklärt: In Erwägung, daß der Jnnungsgefellen-Ausschuß bis jetzt den gerechten Forderungen der gesammten Gesellen- schaft nicht entsprochen hat, sich an der demnächst stattfindenden Neuwahl des Ausschuffes nicht zu betheiligen, und fordert zu- gleich alle Kollegen auf, sich diesem Beschlüsse anzuschließen." Der zweite Punkt der Tagesordnung,Gewerkschaftliches", gab ebenfalls Anlaß zu einer regen Debatte, in welcher vorauf hin- gewiesen wurde, daß von den Errungenschaften der letzten Lohn« dewegung keine Spur mehr vorhanden sei. Die lOstündige Arbeitszeit wäre gänzlich verschwunden; die Meister halten sich mit solchen Gesellen, welche an derselben festhalten wollen, nicht lange auf und der starke Zuzug, sowie der Jnnungs Arbeits­nachweis, welcher so viel zu wünschen übrig läßt, begünstige die Meister bei ihrem Vorgehen. Doch müßten die Gesellen nun bald eingesehen haben, daß sie durch den genannten Arbests- Nachweis von Tag zu Tag mehr geschädigt werden. Haupt- [Schlich das Kontrolbuch trage hierzu viel bei. Darum sei es Pflicht jedes denkenden Stellmachergesellen, nur den Arbeits- Nachweis der Vereinigung, Blumenstraße 66, in Anspruch zu nehmen. Es wurden die Kollegen aufgefordert, um das Gcwerk vor dem gänzlichen Untergänge zu bewahren und dem Sinken der wirthschaftlichen Verhältnisse einen Damm entgegenzusetzen, sich zahlreich der Vereinigung anzuschließen. Ein Antrag, in nächster Zeit in einem anderen Stadttheil eine Versammlung einzuberufen, wurde angenommen. Die Kollegen werden er- sucht, zu dieser Versammlung zahlreich zu erscheinen. Das Weitere wird noch bekannt gegeben werden. Nach Erledigung dieses Antrages wurde die Versammlung geschlossen. Eine Versammlung der Maurerarbeitsleute war zum 30. v. M. Abends nach dem Louisenstädtischen Konzert- Hause einberufen worden, um Stellung zum Windensystem zu nehmen. Die Versammlung fand unter Vorfitz des Herrn Noack statt, war aber verhältnißmäßig mangelhaft besucht, ein Um- stand, der von Herrn Rcnnthaler darauf zurückgeführt wurde, daß die polizeiliche Genehmigung zur Abhaltung der Versamm- lung erst am Abend vorher eingetroffen, es daher unmöglich war, die Versammlung öffentlich bekannt zu machen. Er hielt die zur Tagesordnung stehcnde Angelegenheit aber für zu wichtig, um dieselbe in einer schwach besuchten Versammlung zu erö:tern, und empfahl demzufolge Vertagung der Versammlung. Emde- rufung einer neuen Versammlung, Bekanntmachung derselben durch Plakate und Flugblätter und Wahl einer Kommission zur Ausführung dieser Beschlüsse. Herr Wallcnthin war entgegen- gesetzter Ansicht und hielt eine kurze Erörterung für sehr wohl am Platze. Ohne direkt auf das Windensystcm einzugehen hielt er doch dafür, daß die Windemaschinen zum Hinaufschaffen der Steine auf den Bau dem Unternehmer keinerlei Segen oder Vortheil brächten, indem sie, an sich schon sehr theuer, durch die vielen erforderlichen R-paraturkosten noch ungemein vertheuert werden. Der einzige Vortheil bestände höchstens darin, daß die Maschine nicht gleich bezahlt zu werden brauche, sondern in längeren Raten, der Bauunternehmer also mit dem Gclde nicht so gedrängt werde. Die Arbeiter an der Maschine erhielten auf dem Bau, von dem Redner sprach, 35 Pf. pro Stunde bei an» gestrengtester Arbeit. Einen solchen Lohn hielt der Redner für einen Mamerarbeitsmann für zu gering, um seiner Familie, sowie Staat und Kommune gerecht werden zu können. Hierzu sei mindestens ein Stundenlohn von 50 Pf. erforderlich. Dies müsse erstrebt und erreicht werden durch eine Organisation. Der Grundstein zu derselben sei bereits gelegt in dem Fachverein der Steinträger. Ein Fehler sei es, daß der Verein, welcher sämmtliche Maurer  - arbeilsleute umfassen solle, den genannten Namen führe. Er empfahl den Beitritt zu demselben und die entsprechende Aende- rung der Firma des Vereins. Herr Knadt hielt es für den Zweck der Versammlung, weniger von den Steinträgern zu sprechen, als gerade über die soziale Nothlage derjenigen Arbeits» leute zu sprechen, welche für Hungerlöhne arbeiten und mit deren Hilfe die Steinträger gänzlich von der Bildfläche verschwinden gemacht werden sollen. Vielfach würden die Maurer in Akkord, die Arbeitsleute aber In Lohn beschäftigt. Es sei dies ein äußerft feiner Schachzug, indem hier ein Ärbester gegen den anderen ausgespielt werde. Der Akkordarbeiter arbeite aus Leibeskräften, um nur zu seinem Tagelohn zu kommen, und müsse demzufolge viel Material verarbeiten. Der Arbeitsmann müsse nun eben» falls aus Leibeskräften arbeiten und zwar zu einem Hungerlohn von 30, 27t, 25, ja 224 Pf. pro Stunde, wie fpäterhm kon» statirt wurde. Diese Arbeiter aus ihrem Schlummer zu wecken und zur Erkenntniß ihrer Lage zu bringen, müsse die wichtigste Aufgabe sein. In Altona   z.B. arbeiten die Maurerarbeitsleute, wie Herr Wallenthin anführte, 9t Stunden pro Tag bei einem Stundenlohn von 55 Pf. Trotzdem Berlin   Rcichshauptstadt sei,. würden hierseldst doch keineReichshauptlöhne" gezahlt. Die eigentliche Tagesordnung wurde vertagt und dem Antrage des Herrn Rennthaler gemäß eine Kommission gewählt zur Emde» rufung und Publizirung einer neuen Versammlung der Maurer- arbeitsleute von Berlin  . Der Fachverein aller tu der chirurgischen Branche beschäftigte« Kerufsgenojse« hielt am 25. Juni eine Ver- sammlung ab. Zunächst wurde ein Anttag des Herrn Zeise, den Zugereisten ein kleines Geldgeschenk zu gewähren, ange- nommen. Darauf verlas Herr Schmädicke die durch die Sta- tistik ermittelten Arbeitsprcise für Arbeiten auf Gummiartikel. Herr Krause stellte den Antrag, den streikenden Schmiedegesellen 15 M. Unterstützung zu bewilligen: da aber die Kasse äugen» dlicklich sehr schwach ist, wurde der Anttag abgelehnt. Nachdem der Frazekasten erledigt, wurde die Versammlung geschlossen. Eine öffentliche Versammlung der Schmiede Kerlin«, welche am 30. Juni, Abends 9 Uhr, stattfand, be» schäftigte sich mit der Tagesordnung: Wie Verhalten wir uns zur Weiterführung des Streiks? Es wurde von sämmtliche« Rednern detont, daß der Streik unter allen Umständen noch auf» recht erhalten werden müsse, da die letzte Meisterversammlung so recht drastisch die große Uneinigkeit unter den Meistern be- wiesen habe. Nach dem eigenen Geständniß der Meister, wäre der größte Theil der Werlstätten durch Zugereiste besetzt. Es wurde ferner angeführt, daß, wenn die Streikenden, welche die besten Kräften Berlins   repräsentiren, nur noch eine kurze Zeit aushalten, die Meister ihnen unbedingt Konzessionen machen müssen. Von anderer Seite wurde ausgeführt, daß viele hiesige Kollegen durch ihren Jndifferentismus an dem bis jetzt negativen Erfolg Schuld wären, und wurde darauf hingewiesen, daß die materielle Unterstützung dem Streikenden bisher nur in ge» ringerem Maße zu Theil werden konnte, da die Arbeiter doch nur von der Hand bis in den Mund leben; alles dieses wären Umstände, mit denen zu rechnen sei. Es wurde beschlossen, den Streik unverändert weiier zu führen und nur in den Werk- stätten die Arbeit aufzunehmen, wo die Forderung der Gesellen dewilligt ist. Vereinigung der Drechsler Deutschland«(Ortsver- waltung Berlin I). Versammlung heute, Dienstag, Abends 8% Uhr, in denJndustriehallen", Mariannenstraße 3132. Tagesordnung: 1. Geschäftliches; 2. Wahl des Vorstandes; 3. Aufstellung einer Berufsstattstik; 4 Verschiedenes. Verband deutscher Zimmerleute. LokalverbandBerlin  >1 Mittwoch, den 4. Juli. Abends 8j Uhr, in Limmer- mann's Lokal, Köslinerstr. 17, Generalversammlung. Tages­ordnung: 1. Die Verschmelzung der örtlichen Lokalverbände. 2. Abrechnung. 3. Jahresbericht. 4. Neuwahl des Vorstandes 5. Verschiedenes und Fragekasten.- Der LokalverbandBerlin Sud" hält am Donnerstag, den 5. Juli, in denIndustrie- hallen", Mariannenstt. 31, eine Generalversammlung ab. Tages- ordnung: 1. Abrechnung der Lokalkaffe. 2. Neuwahl des Vor- standes. 3. Verschiedmes und Fragekasten. Neue Mitglieder werden aufgenommen. «effentiiche Versammlung der Steindrucker und Lithograph-« heute, Dienstag, Abends 8t Uhr. in Mundt's Salon, Köpnickerstr. 100. Tagesordnung: 1. Vortrag über: Vergangenheit. Gegenwart und Zukunft in unserer Branche". 2. Diskusston. Zahlreiches Erscheinen ist nothwendig. Sranken-Unterstühungsbund der Schneider. Heute. ig, Abends 8t Uhr, Kommandantenstraße 20(Armin- Hallen): Versammlung. Tagesordnung: Abrechnung vom 1. Quartal 1888 und Verschiedenes. Geffentlichr Versammlung der Töpfer K-rlin« und Umgegend Mittwoch, den 4. Juli, Abends 6t Uhr, im König- stadt-Kafino, Holzmarltstr. 72(Ecke Alexanderstraße). Tages- ordnung: Unser Lohntarif. Zur Deckung der Unkosten Enttec nach Belieben. Vauverein Berliner   Bildhauer, Annenstt. 16. Heute, Dienstag, Vortrag des Herrn Kand. Julius Steinschneider über: Der schwarze Tod." Zentral-Arankeu- und Kterbekaffe der Maler und oerw. Bemfsgenossen Deutschlands.  (E. H. 71.) Berlin   O., Filiale II. Heute, Dienstag, Abends 8t Uhr, im Lokale des Herrn Göttel, Andreasstr. 34, Mitgliederversammlung. Tages» ordnung: 1. Kassenbericht. 2. Vortrag. 3. Verschiedenes. Die nächste öffentliche Schneiderversammlnng findet Montag, den 9. Juli, in Gratwcil's Bierhallen, Kommandanten- straße 7779, statt. Auf der Tagesordnung steht: Wahl der Delegirten zum Kongreß. Es ist Pflicht eines jeden Kollegen, pünktlich in der Versammlung zu erscheinen. Gesang-, Turn- und gesellige Vereine am Dienstag. GesangvereinGutenberg" Abends 8t Uhr im Restaurant Quandt  , Sttalauersttaße 43. GesangvereinAlpenglühen" Abends 9 Uhr im Restaurant Hildebrandt, Prinzenstraße 97. Schäfer'scherGesangverein der Elfer". Abends 9 Ubr bei Wolf und Krüger, Skaliyerstraße 126, Gesang. Männer­gesangvereinGartenlaube" Abends 9 Uhr im Restaurant Firk, Kottbuserstraße 22. MännergesangvercinSteinnelke" Abends 9 Uhr im Restaurant Schulz, Stettinerstraßc 66 57. GesangvereinHarmonie" Abends 8 Uhr in Neukam's Bierhaus, Große Frankfurterstraße 49. Männergesangverein Echo Ii" Abends 9 Uhr im RestaurantZum Flügel", Loch» ringersttaße 60. GesangvereinSängerhain" Abends 9 Uhr im Rest.   Kaiser Franz Grenadierpl. 7. GesangvereinHoffnung Moabit  " Abends 8 Uhr Wilsnackcrstraße 63, im Restaurant Jlgcs. GesangvereinFelicitas" Abends 9 Uhr im Restaurant Nebelin, Langestr. 108 GesangvereinLiederlust" Abends 9 Uhr im Restaurant Lehmann. Naunynstr. 44. Männergesangvercin Accordia" Abends 9 Uhr bei Ärademann. Marfusstt. 7. ZitherllubÄmphion" Abends 9 Uhr in Triebel's Restaurant, Hoher Steinweg 15.TurnvereinFroh und Frei"(Männer» abtheflung) Abends 8t Uhr Bergstraße Nr. 57. Berliner   Turngenossenschaft(V. Männcrabthcilungi Abends> 8t Uhr in der städtischen-Turnhalle, Wafferthor-- straße Nr. 31. TurnvereinHasenhaide"(Männer» Äbthcilung) Abends 8 Uhr Dieffenbachstr. Nr. 60 61. Verein ehemaliger Schüler der 37. Gemeindeschule Abs. 9 Uhr im Rest. Kinner, Köpnickerstt. 68. Verein ehemaliger Schiller der 44. Gemeindeschule Äbd. 9 Uhr im RestaurantAlbrechtsgarten",