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Soziales und Arbeiterbewegung. Geschäftszeit bethören und fich die errungenen Bortheile wieder
zuhalten. Keiner solle fich etwa in Hinblick auf eine flauere 6
Aufruf an alle Zimmerer und solidarisch gesinnten Arbeiter. Am Mittwoch, den 27. Juni, haben die Bimmerer in Breslau die Arbeit cingestellt. Der Streit, welcher durch ein fleines Entgegenkommen der Meister hätte vermieden werden fönnen, ist zur Thatsache geworden. Hartnädig verweigern die Herren Innungsmeister jede Unterhandlung mit der von den Arbeitern in öffentlicher Versammlung gewählten Lohnkommission und wollen nur mit dem Gesellenausschuß" unterhandeln. Ein folcher ristirt aber gar nicht, da derselbe fich aufgelöst hat, weil demselben der Zutritt zu der Sigung, in welcher die Ablehnung der Forderung der Gesellen beschlossen wurde, verweigert war. Schon im November vorigen Jahres stellten die Zimmergesellen in Breslau an die Meister das Gesuch, ihnen zum Frühjahr ar statt 30 Pf. pro Stunde 35 Pf. bei 11stündiger Arbeitszeit zu zahlen. Die Meister hielten es aber nicht einmal nöthig, irgend welche Antwort zu geben. Jetzt haben die Gesellen ihre gewiß bescheidene Forderung wiederholt. Die Zahl der in Breslau arbeitenden Gesellen beträgt etwa 1200. Hiervon streifen 1000, wozu jedoch noch täglich neue hinzu kommen. Bewilligt haben sofort 7 Nichtinnungsmeister, welche 35 Mann beschäftigen. Ca nun von den angegebenen 1000 Mann 300 dem Verbande deutscher Zimmerer angehören, und diese beschloffen haben, mit den übrigen 700 gemeinsame Kaffe zu führen, so appelliren wir an die Solidarität sämmt. licher Zimmerer und aller Arbeiter anderer Gewerbe um Unterstüßung unserer im Lohnkampfe befindlichen Breslauer Brüder. Wir hoffen, daß reichliche Unterstüßungen einlaufen werden, und zwar derart, daß die kleine Forderung von 35 Pfennige bei 11 Stunden auf 40 Pf. bei 10 Stunden Arbeit erhöht und durchgeführt werden kann. Es bedente ein Jeder die traurige Lage unserer Brüder im ganzen Osten Deutschlands . Helfe daher jeder nach seinen Kräften!
Unterstügungen find zu senden an Anton Wiesner, Breslau , Feldstraße 28, I I., oder an H. Müllerstein ( Verbandskaffirer deutscher Zimmerer), Hamburg , Winterhuder weg 28. Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden um Abdruck gebeten.
Vereine und Versammlungen.
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Der Fachverein der Tischler hielt seine legte Verfamm lurg im Louisenstädtischen Konzerthause" ab. Auf der Tages ordnung stand: Vortrag des Herrn Dr. phii. Wille über: Die natürliche Grundlage der Moral". Der Vorsitzende forderte zu nächst zum Abonnement auf die Neue Tischler- Beitung" auf, und machte bekannt, daß Billets zur Dampferportie nur in den Versammlungen den Mitgliedern gegen Vorzeigung des Quit tungsbuches verabfolgt werden. Sodann erhielt Heir Dr. Wille das Wort zu seinem Vortrage. Er zeigte zunächst an mehreren Beispielen, wie man sich einen Begriff zu erklären habe. Die natürliche Grundlage der Moral sei das Gute. But aber fei alles, was dem Menschen wirklich( nicht scheinbar) angenehm und nüglich ist. Es förne jedoch manches für eine Anzahl Menschen aut sein, während es für eine andere Klaffe das Gegentheil ist. Wirklich gut sei nur das zu nennen, was zur Fördes rung des allgemeinen Wohles diene. Mitgefühl, Ueberzeugungs treue, Wahrheitsliebe find Tugenden, die in fich den Begriff des Guten verbinden. Auch die Toleranz sei eine Tugend, wenn auch eine derjenigen, die am wenigsten geübt werden. Intoleranz sei es aber, wenn die herrschenden Klaffen mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln die mächtige, durch das Proletariat gehende Bewegung nieder zu drücken suchen. An der Wahrheitsliebe und an der Ueberzeugungstreue würden alle Diese Machinationen abprallen und das Proletariat zum Siege gelangen, um in einer befferen Gesellschaft die natürliche Grundlage der Moral, das Gute, zur Wahrheit machen.- Nach Erledigung einiger Vereinsangelegenheiten wurde die Vers fammlung geschlossen. Die nächste Versammlung findet am 7. Juli in Jordan's Salon, Neue Grünftr. 28, statt. Mitglied des Vereins fann jeder in Berlin wohnhafte oder arbeitende Tischler werden. Der Vereinsbeitrag beträgt monatlich 30 Pf. und gewährt hierfür der Verein seinen Mitgliedern: 1. Rechtsschuß in gewerblichen Streitigkeiten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer; 2. freie Benugung einer reichhaltigen Bibliothet; 3. wiffenschaftliche Vorträge in den Versammlungen; 4. Ab haltung von geselligen Vergnügungen. Tischler Berlins , bedenkt, daß der Einzelne machtlos ist im Kampfe gegen die Gegner der Arbeitersache, daß der Verein aber eine Macht bilden kann, wenn Jhr Euch Alle demselben anschließt.
Mit der Lohnfrage beschäftigte fich am 4. d. M. unter Vorfit des Herrn Lachs eine sehr start besuchte öffentliche Töpfergefellenversammlung im Königstädt. Rafino". Nach wiederholten Arbeitseinstellungen ist es den Töpfergesellen gelungen, die Arbeitsverhältnisse durch einen von der Meisterschaft anerkannten Lohntarif zu regeln. Ein solcher besteht seit mehreren Jahren und wird auch zur Zeit nach demselben gearbeitet. Jest indeffen, da ein Stillstand in der Arbeit eingetreten ist, indem die Baus arbeit zum größten Theile fertig ist, Arbeitskräfte aber überreich am Blaze find, zudem die bestandene Organisation durch RichterSpruch vernichtet ist, sollen die Meister beabsichtigen, Lohnabzüge zu machen bezw. die Tariffäße zu verkürzen, und sollen die Meifter bereits auch diesbezügliche Versammlungen abgehalten haben. Bwed der Gesellenversammlung war nun, hiergegen Stellung zu nehmen. Das Resultat der mehrstündigen Besprechung war die Faffung folgender Erklärung:„ Die heute am 4. Juli 1888 im Saale des Königstädt. Rafino" tagende öffentliche Versammlung Der Töpfergesellen Berlins und Umgegend erklärt: Jn Erwä gung, daß die heutigen wirthschaftlichen Verhältnisse eine berab fegung der Lohntariffäße nicht gestatten und daß zur Zeit Ge rüchte im Umlauf find, nach denen die Meister beabsichtigen, eine Herabsetzung der Lohr tarife eintreten zu laffen, mit allen gefeßlich zu Gebote stehenden Mitteln einem derartigen Vorhaben der Meister entgegenzutreten. Gleichzeitig erwartet die Versammlung, daß sich jeder Töpfergeselle für seine Arbeitsverhältniffe den vor zwei Jahren nach schweren Kämpfen errungenen Lohntarif zur Grundlage nimmt, die neunstündige Arbeitszeit mindestens inne hält und nach Möglichkeit dahin strebt, die im Lohntarif nicht vorgesehenen Arbeiten im Tagelohn anzufertigen."
Bur Ueberwachung der gegenwärtigen gewertschaftlichen Ver hältniffe und event. Einberufung neuer Versammlungen wurde als Vertrauensmann Herr Koselecki, Perlebergerstr. 13, Moabit , gewählt.
Eine öffentliche Versammlung der Lackirer Berlins fand am 2. Juli unter Vorfty des Herrn Rautenhaus in den Armin- Hallen" statt. Bum ersten Punkt der Tagesordnung, Rüdblid auf die legte Streitbewegung der Ladirer", nahm Herr Rautenbaus das Wort. Derselbe führte aus, daß unter den Meistern schon in früheren Jahren das Bestreben zu Tage getreten sei, der gegenseitigen Konkurrenz entgegen zu treten und das Gewerk zu heben; jedoch seien derartige Maßnahmen immer nur ein frommer Wunsch geblieben. Als nun in diesem Jahre die Gehilfen energisch vorgegangen find, um ihre Lage zu verbessern, habe die Jnnung gezeigt, daß dieselbe nur ihre an eine wirt eigenen Vortheile ins Auge faßte, liche Hebung des Gewerkes aber niemals dente. Die Lage der Gehilfen sei den Innungsschwärmern ganz gleich giltig gewesen, denn sonst hätten sie die billigen und gerechten Forderungen, welche die Gehilfen gestellt haben, ohne fich zu fträuben, anerkannt, da doch die Nichtinnungsmeister, ohne fich lange zu befinnen, die Forderungen anerkannt hätten. Durch das Vorgehen der Gehilfen sei das erfreuliche Resultat zu ver zeichnen, daß die tägliche Arbeitszeit von 11 Stunden auf 10 Stunden herabgefeßt und auch der Lohn in den meisten Wertstellen erhöht worden ist. Es sei nun Pflicht aller Kollegen, durch größte Einigkeit und festes Busammenhalten das, was nach schwerem, 5wöchigem Kampfe errungen worden ist, auch festBerantwortlicher Rebatteur:
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entreißen laffen. Bei den Verhandlungen der Lohnfommiffion mit den Meistern sei von Seiten der Innungsmeister geäußert worden, daß fie einem Ausgelernten" doch nicht gleich den als Minimallohn aufgestellten Lohn zahlen zahlen könnten, in dem derselbe doch diesen Lohn noch nicht verdiene. Herr Rautenhaus sprach sein Bedauern darüber aus, daß die Herren Jnnungsmeister nicht im Stande wären, den Lehrlingen in ihrer Lehrzeit soviel beizubringen, daß dieselben nach Beendigung derselben auf den Minimallohn Anspruch er heben tönnten. Das täme aber daher, weil die Lehrlinge während der Lehrzeit zu allen möglichen Arbeiten verwendet würden, nur nicht dazu, um etwas Züchtiges zu lernen. Nach würden, nur nicht dazu, um etwas Tüchtiges zu lernen. Nach beendeter Lehrzeit würden fie in dem Kampf für ihre persönliche Existenz zu Lohndrückern. Derartigen Mißständen entgegenzutreten sei Pflicht eines jeden aufgeflärten Kollegen. Um aber eine wirksame Abhilfe zu schaffen, sei ein einiges Buſammenhalten dringend nöthig. Die hierauf verlesene Abrechnung vom Streit ergab eine Einnahme von 1799,05 M. und eine Ausgabe von 1595,25 M. Mithin verbleibt Bestand 203,80 M. Der Vorsitzende sprach allen Gewerkschaften und Arbeitern Deutschlands , welche durch ihre schnelle und thatkräftige Hilfe die Lacirer in ihrem schwierigen Kampfe unterstüßt haben, seinen Dant aus. Hierauf wurden die Herren Jacob, Arndt und Dant aus. Pilz zu Revisoren gewählt. Den streitenden Webern in Neu münster wurden 30 Mart von dem oben genannten Ueberschuß einstimmig bewilligt. Ferner wurde beschloffen, die Kommiffion jezt nur aus 5 Personen besteben zu laffen, da sich zwei Mit glieder derselben durch Säumigkeit das Vertrauen der Kollegen verscherzt haben.
Kranken- und Begräbnißkaffe für die im Berliner Gürtler- und Bronzeur- Gewerbe beschäftigten Perfoven( E. H. 60). Den Mitgliedern zur Nachricht, daß der Nachtrag zum Statut: Vierwöchentlich einen Ertra Beitrag von 10 Pf. zu erheben", behördlicherseits genehmigt worden und seit Montag, den 11. Juni, in Kraft getreten ist. Das dies jährige Sommerfest der Kaffe findet am Montag, den 16. Juli, in der Berliner Unionsbrauerei statt. G
Der Fachverein der Schlosser und Berufsgenossen hält seine nächste Versammlung am Sonnabend, den 7. Juli, Abends 8 Uhr, bei Seefeld, Grenadierstraße , ab, mit folgender Tagesordnung: 1. Vortrag des Herrn Dr. Wille über das Thema: Was ist gut?" 2. Diskussion. 3. Aufnahme neuer Mitglieder. gut?" 3. Verschiedenes und Fragekasten.
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Verein zur Wahrung der Interessen der Berliner Dackdecker. Sonntag, den 8. d. M., Versammlung Kleine Markusstraße 10. Tagesordnung: 1. Abrechnung von zweiten Quartal 1888. 2. Vorstandswahl. 3. Verschiedenes.
Der Verein der Parquetbodenleger Berlins veran staltet seine diesjährige Landpartie am 16. Juli nach Schildhorn, und find Billets bei den Herren Simund, Fürstenstr. 9, Merkel, Boffenerstraße 33, Echmiß, Höchstestraße 22, Lundehn, Alvenslebenstraße 17, Ehlers, Admiralstraße 38, und Schubert, Hollmannstraße 14, zu haben. Die lebte Billetausgabe findet am 11. Juli, Abends, bei Schubert statt.
Fachverein der Metallarbeiter in Gas-, Waffer. und Dampfarmaturen. Sonnabend, den 7. d. M., Abends 8 Uhr, bei Heidrich, Beuthstr. 22, 1, Mitgliederversammlung. Tages ordnung: 1. Wahl des gesammten Vorstandes. 2. Ausgabe der Billets zu dem am 21. d. M. stattfindenden Stiftungsfeste. 3. Verschiedenis und Fragekasten. Gäſte, durch Mitglieder eingeführt, haben Zutritt. Neue Mitglieder werden aufge
nommen.
Allgemeine Kranken- und Sterbekaffe der Metallarbeiter.( E.. 29, Hamburg .) Die Filiale Berlin 4 hält am Sonnabend, den 7. Juli, eine Versammlung Andreas: ftraße 21 bei Keller ab. Tagesordnung: 1. Kaffen bericht. Kaffenbericht. 2. Wahl eines Bevollmächtigten und Revisors, und 3. Ver schiedenes.
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Gesang- Turn- und gesellige Vereine am Freitag. Kaiser 'scher Männergesangver in Abends 9 Uhr im Restaurant Tamm , Schönhauser Allee 28. Gesangverein" Pausebeutel" Abends 8 Uhr im Restaurant Hensel, Alexandrinenstr. 15.- Lieder tafel der Maler Berlins " Abends 8 Uhr im Restaurant Klein, Brandenburgstr. 60. Gefangverein Alpenglühen" Abends 9 Uhr im Reſtaurant Prinz, Böchstraße 44. Gesangverein Flöter'sches Doppel- Quartett' Abends 9 Uhr im Restaurant Musehold, Landsbergerstr. 31. Gesangverein Bruderbund" Abends 9 Uhr im Restaurant Schmidt, Manteuffelstr.71.Gesangverein Norddeutsche Schleife" Abends 9 Uhr Köpenickerstr. 127a im Restaurant Goelling.- Gesangverein ,, Offian" Abends 9 Uhr Dresdenerstr. 85 bei Gustavus. Huppert'sche Sänger Vereinigung Harmonie" Abends 9 Uhr bei Nieft, Weber straße 17. Berliner Turngenossenschaft( V. Männerabthei lung) Abends 8 Uhr in der städtischen Turnhalle, Wafferthorstr. 31. Turnverein ,, Hasenhaide"( Männerabtheilung) Abends 8 Uhr Dieffenbachstr. 60-61. Turnverein Froh_und Frei"( Männerabtheilung) Abends 8 Uhr Bergstr. 57. Wissenschaftlicher Verein für Roller'sche Stenographie. Abends 8 Uhr im Restaurant Biethen, Dorotheenstr. 31, Unterricht und Allgemeiner Arends'scher Stenographen Uebungsstunde. verein Abtheilung„ Vorwärts", Abends 8 Uhr im Restaurant Roll, Mariannenplatz 11.- Arends'scher Stenographenverein Apollobund" Abends 9 Uhr im Restaurant, Sendelstr. 30. Verein ehemaliger Dr. Doebbelin'scher Schüler" Abends 9 Uhr im Restaurant Krebs, Friedrichstr. 208. Voigt'scher Dilet tanten- Orchesterverein. Abends 8 Uhr Uebungsstunde im Ne ftaurant Lehmann, Alerandrinenstr. 32. Zitherverein ,, Alpenveilchen" Abends 8 Uhr im Restaurant Wahlstatt ", Belle alliancestraße 89. Rauchklub Westend" Abends 9 Uhr im Hohenzollerngarten, Stegligerstr. 27. Rauchklub ,, Weichselblatt" Abends 8 Uhr im Restaurant, Staligerstr. 147a.
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Kleine Mittheilungen.
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Graudenz, 3. Juli .( Der falsche Polizift.) Wie nach dem Graudenzer Geselligen" verlautet, ist in einer der letzten Nächte ein schweres Verbrechen in der Postagentur zu Kleinkrug bei Graudenz geplant worden. Etwa um 2 Uhr Nachts wurde der Postagent und Krüger W. daselbst durch heftiges Anklopfen an die Laden und den Ruf: Im Namen des Gesetzes" geweckt. 3wei Personen verlangten Eintritt; der eine trug die Uniform eines Bolizisten und einen Degen und übergab ein Schriftstück, angeblich am 28. Juni cr. vom ersten Staatsanwalt Klingel höffer in Graudenz vollzogen, wonach der Postagent sofflrt zu verhaften sei, weil seine Krugwirthschaft als der Herd einer Falschmünzerei erkannt worden. Der Ueberbringer war zugleich beauftragt, wegen des Echutes vorhandener Poststücke und Gelder das Nöthige zu veranlaffen. Ein in der Tasche deffelben be findliches Terzerol ließ darauf schließen, daß er fich vorbereitet hatte, Gewalt anzuwenden, wenn solche nöthig. Die Verhaftung ging auch vor fich, aber was etwa fonft noch geplant war, mußte unterbleiben, weil glüdlicherweise ein Forstaufseher und ein Forst eleve ebenfalls im Kruge wohnen und diese ron der Ehefrau des W. herbeigeholt wurden. Der verkleidete Polizist wies darauf den W. an, fich selbst in Graudenz zu geftellen, und empfahl sich mit seinem Begleiter. Merkwürdiger Weise haben alle zugegen gewesenen Personen die Echtheit des Sicherheitsbeamten nicht bezweifelt. 2. Iam in der That am folgenden Tage nach Graudenz , um sich der Staatsanwaltschaft zu gestellen. Der erfte Staatsanwalt Herr Klingelhöffer ist schon vor Jahres frist von Graudenz versezt worden, was dem falschen Polizisten jedenfalls unbekannt war.
Met, 3. Juli .( Kreuzottern.) Aus der Umgegend von Metz find der Kreisdirektion im letzten Monat 88 Kreuzottern abgeliefert worden; auf den Fang dieser giftigen Thiere hatte man einen Preis ausgesetzt.
Sprechsaal.
Die Redaktion ftellt die Benugung des Sprechsaals, soweit Raum dafür ab ist, dem Publikum zur Besprechung von Angelegenheiten allgemeinen Inte zur Verfügung; fie verwahrt sich aber gleichzeitig dagegen, mit bem 9 deffelben identifizirt zu werden. Ein humaner" Armenarzt!
Jch Unterzeichneter bin Vater von drei unmündigen dern, von denen das älteste 2 Jahre alt und von der eng Krankheit noch nicht genesen ist. Das zweite( 1 Jahr all frankte vor mehreren Wochen sehr schwer, so daß ich da in ärztliche Behandlung geben mußte. Der behand Arzt erklärte mir, daß ich das Kind in ein Kra haus bringen müßte. Ich wendete mich nun( D seit einigen Monaten in Rirdorf wohne) an die Rirdorfer meinde, und da ich nicht in der Lage bin, die Kurkosten einen Monat im Voraus zu bezahlen, verpflichtete ich mich. Monat 5 M. und für einen halben Monat sofort zu bez Darauf wurde ich dem Arzt, Herrn Dr. Voigt, wob Bergstraße Nr. 124, 1 Treppe, zugewiesen, welcher Kind untersuchen sollte; auch wurde mir den Vertreter deffelben gefagt, daß er alles so f wie möglich besorgen wolle. Dies war am 27. Juni. An selben Tage wurde meine Frau entbunden. Also, die frant, das älteste Kind nicht gesund, und das zweite frant und ich muß den Tag über zur Arbeit. Ich also am Montag, den 3. Juli, zu Herrn Dr. Voigt, um die möglichst zu beschleunigen, weil das Kind ein paar Tage feine Nahrung zu fich genommen hatte. Außerdem woll auch den Herrn Arzt für die einmalige Behandlung m Kindes bezahlen. Nun wird wohl jeder Leser denken, da Arzt mir mit Wohlwollen oder wenigstens mit Anstand gegen gekommen sei. Aber es tam anders. Ich hatte meinen Namen genannt und des Kindes erm als der Herr Herr Doftor von seinem Sit eff schnellte, mich erst einige Sekunden ansah und mir dan gende Schmeicheleien" an den Kopf warf: Sie arbeits Bummler, Sie fauler Kopf! Sie wollen Armem stügung haben? Sie Lump Sie, heirathen Sie nicht und sehen Sie keine Kinder in die Welt u. f. Auf meine Einwendungen, daß ich Armenunterstügung in! Weise beanspruchen wolle, und daß er sich die Sache dod in Ruhe erklären lassen möge, hörte der humane" Ar von Rirdorf gar nicht, sondern ließ mich nicht zum fommen. Er beschimpfte mich in einem fort mit la Stimme. Schließlich wurde ich dann imm Sinne des Wortes zur Thür hinaus geworfen. Ich ging zum Gemeindeamt, erzählte dort den Sachverhalt und ba einen andern Arzt. Dort wurde mir gesagt:„ Herr Dr. Voi uns geschri ben, das Kind leidet an Brechdurchfall und brauche ins Krankenhaus, er habe dasselbe in Behandlung genom -Auf meine Erklärung, daß legteres unwahr sei und das wohl überhaupt nicht an Brechdurchfall leide, wurde mir erw
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Das ist unser Armenarzt, wir fönnen dazu nichts machen müffen Sie den Beschwerdeweg beschreiten." Nun fann fid jeder Leser mein Gefühl vorsteller. Da ich noch nie in me Leben und in feiner Weise eine Armenunterstügung erh habe, und auch ein unbescholtener Mann bin, mit dem wußtsein, meine Familie ehrlich ernährt zu haben. Indem nun die Beurtheilung dieses humanen" Armenarztes Rirdorf einem jeden überlasse, schließe ich und bin berei Wahrheit meiner Angaben jederzeit zu beweisen. Paul mann, Tischler, Kottbuserdamm 66, II.
Telegraphische Depeschen
( Wolff's Telegraphen- Bureau.) Tripzig, 5. Juli. Die Plaidoyers im Landesver Prozeß fanden heute unter Ausschluß der Ceffentlichfeit dem Vernehmen nach, weil die Bertheidiger erklärt hatten fte auf das sekrete Material eingehen müssen. Reich Balli beantragte:
Gegen Diet 14 Jahre, gegen Frau Diet 7 Ja gegen Appel 8 Jahre Zuchthaus ; außerdem bei allen flagten auch Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte. Die Urtheilsverkündigung ist auf nächsten Montag
12 Uhr anberaumt.
Fürth , 5. Juli. Bei der Landtagserfazwahl wurde B meister Dr. Schuh in Erlangen ( freifinnig) mit 108 Sti gegen Evora( Demokrat), deffen Wahl bekanntlich für un erklärt worden war, gewählt. Auf Evora fielen 94 Sti
Briefkasten der Redaktion.
Bei Anfragen bitten wir die Abonnements- Quittung beizufügen. Brief
Antwort wird nicht ertheilt.
B. Tempelherrenstraße. Das Innungs- Schieds befindet sich Neue Friedrichstr. 16. Der Obermeister der Ti innung, Brandes, wohnt Sebastianftr. 4.
3. R. 124. Der Mann ist nicht zur Zahlung verpf wohl aber die Frau.
Markthallen- Bericht von J. Sandmann, städ Verkaufsvermittler. Berlin , den 5. Juli 1888.
Wild. Rehböcke Ja. 75-80, Ila. männ Dammwild 40-60, männliches Rothwild 35-50, Schwa 30-50 Pf. pr. Pfd., Kaninchen 40 Pf. per Stüd. Wil 60-1,25, Seenten 40. a. muß feift, gut geschoffen, mit legten Keulen, Filets und Rüden und blutftisch fein. auftion täglich um 10 Uhr Vormittags und 6 Uhr mittags.
Fleisch. Rindfleisch 25-35-57, Kalbfleisch 32-40 Hammel 35-45-50, Schweinefleisch 30-40 Pf. pro Lebendes Vich wird zum Schlachten und zum Verkau Fleisches angenommen. Schinken geräuchert mit Knoc bis 80, Sped g 45-55 Bf pr. Pfund.
Geflügel, lebend. Gänse 2,35-3,50 M., Enten 0 1,50 M., junge Hühner 0,50-0,80, alt Hühne bis 1,50, Rüfen 20-40, Tauben 30-40 Pf. pr. Stüd Geflügel, fett, geschlachtet. Fette Gänse 40-50Fette Enten 50-60-70 Pf. pr. Bfd., Tauben 30Hühner 0,50-1,00-1,50, Rüfen 30-40 pr. Std.
Butter.( Reine Naturbutter.) 1. Feinste haltbare rahm- Tafelbutter( bekannte Marken) 88-95 2. schmeckende Tafelbutter 80-88 m., 3. Tischbutter 80 M., 4. feinste Koch- und Backbutter 65-70 M., 5. Ro Backbutter 55-65 M. pr. 8tr. Auttion täglich um Vormittags.
Gier 1,70-2,10-2,15 M. netto ohne Abzug p. Kalfeier M. pr. Schock.
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Käse. Importirter Emmenthaler la 84-87, Inlän Schweizer 54-65, Quadrat- Backstein 6-10-19, burger 16-18-30, Rheinischer Holländer Käse 55-60 pr. 3tr., Edamer 58-68, Harzer-2,65 M. pr Dtsche." Camembert M. pr. 28. Neufchatel D. Dtsche. Camembert- Stud. Steinbuschkäse( ff. Sahnenfettkäse) pr. Kiste, 40 à 1 Pfd. schwer, 32 M. Probelisten 24 M.
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Obst und Gemüſe. Neue weißfleischige Speisekartoffeln bie 12,00 11. 7,00-8,00 M., Bwiebeln 3,00-6,00 Gurken 25-35 M. pr. 100 Std., pr. 3tr. 5 M. Erd 15-40 M. pr. 8tr., Kirschen 8-12,50 M., Johannisbec
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Feldfrüchte in Wagenladungen.
Gutkochende, 1 Suntrum weißfleischige Speisekartoffeln la. 300-350, la. 250-300 Hafer 1200-1400 M., Erbsen 1700 bis 3000 M., Gerfte bis 1800 M., Nichtstroh 450-550 M., Heu 600 bis p2 10 000 Kilo.
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