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Beilage zum Berliner Volksblatt.
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Kommunales.
60 mlled Gewissen Die städtische Deputation für die öffentliche Geundheitspflege hatte bekanntlich einer Subkommission die Borberathung des Bauprogramms zur Errichtung einer Heil ind Pflegeanstalt für Epileptische bei Biesdorf überwiesen. Die Deputation hielt nun am Mittwoch eine mehrstündige Sigung b, in welcher der Stadtrath Dr. Wasserfuhr und Stadtbau ath Blankenstein über die Vorschläge der Kommission berichteten. Jm wesentlichen bestätigte die Deputation das von der Subommission vorgeschlagene Programm und beschloß, den städtichen Behörden zu empfehlen, bei Biesdorf eine Anstalt für 00 epileptische Krante zu errichten und hierbei für 100 epilep ische Kinder Einrichtungen zu treffen. Auch sollten Anstalten etroffen werden, daß eine Anzahl zahlender Kranker daselbst lufnahme finden.
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In der Siechenanstalt für Frauen war der Bestand am 31. März 1888 160 Frauen. Unter den 285 Siechen, welche n der Beit 1. April 1887,88 in der Stechenanstalt verpflegt vurden, hatten ein Alter von 20 bis 30 Jahren 8 Personen, iber 90 Jahre 6 Personen. In der Siechenanstalt für Männer, Stralauerstraße 58, war der Bestand am 31. März 1888 93 Männer. Unter den 152 Stechen, welche in der Zeit vom 1. April 1887 88 in der Anstalt verpflegt wurden, hatten ein Alter unter 20 Jahren 2 Personen, über 80 Jahre 4 Personen. Jm Depot für Obdachlose daselbst war der Bestand ult. März Hige Be- 1888 19 Personen( 6 Männer, 13 Frauen). Unter den 263 ben sich Personen, welche während der Zeit 1. April 1887/88 in der An Leinenstalt verpflegt wurden, hatten ein Alter unter 5 Jahren ein eltoffe, Knabe, von 5-10 Jahren ein Mädchen, über 80 Jahre 15 Perntücher jonen. In einem zur ebenen Erde gelegenen Zimmer onner der Männerfiechenanstalt in der Stralauerstraße 58 find Ein, ia da tichtungen getroffen, um nicht nur Scheintodten, burch Ertrinken Verunglüdten, sondern auch anderweit in der Stadt plöglich äußerlich oder Innerlich ertrantten Personen die erste sachgemäße Bilfe unter Leitung eines Arztes zu Theil werden zu lassen. Die ursprünglich zur Rettung für durch Ertrinken Verunglückte bestimmte Station ist jest zu einer wohleingerichteten Sanitätswache erweitert worden, da jederzeit für die Kranken ein geprüfter Heilgehilfe, geschultes Wartepersonal, geeignete medikamentöse und instrumentelle Hilfe durch die vorhandenen Einrichtungen der Siechenanstalt zur Verfügung stehen.
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Lokales.
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Einen Einblick in die Busammensehung der reichshauptstädtischen Bevölkerung gewährt die Klaffifikation ders ophas, selben nach der Gebürtigkeit. Unter 1000 Einwohnern Berlins r., find gebürtig: 424, also noch nicht die Hälfte, aus Berlin selbst, 519 aus den preußischen Provinzen( 191 aus Brandenburg , 76 aus Schleften, 62 aus Pommern , 53 aus Sachsen , 45 aus Posen, 34 aus Ostpreußen , 31 aus Westpreußen , 8 aus Rheinland ein schließlich Hohenzollern, 7 aus Hannover , 5 aus Westfalen, 4 aus Heffen- Naffau und 3 aus Schleswig- Holstein ), 43 aus den deutschen Bundesstaaten und 14 aus dem Auslande. Wie aus dem Vorstehenden ersichtlich, ist die Anziehungskraft, welche Berlin auf die Provinzen ausübt, eine sehr verschiedene. Dies felbe äußert sich, wie der Lokal- Anzeiger" bemerkt, am bemertbaften auf die die nächste Umgebung der Reichshauptstadt bildende Provinz Brandenburg , sodann auf Schleften, Pommern , Sachsen , Posen, Ostpreußen und Westpreußen , verhältnismäßig wenig bemerkbar auf Rheinland einschließlich Hohenzollern , Hans nover, Westfalen , Hessen- Nassau und Schleswig- Holstein , aus welchen fünf Provinzen der Zuzug nach Berlin die Höhe des jenigen aus Westpreußen , welches unter den östlichen Provinzen mit Sachsen bezüglich der Bevölkerungsabgabe an jenes die legte Stelle einnimmt, noch nicht erreicht. Bemerkenswerth ist es, daß aus den Provinzen Brandenburg , Pommern , Westpreußen , Bosen und Ditpreußen erheblich mehr weibliche als männliche Personen in Berlin einwandern, daß dagegen mehr geborene Berliner als Berlinerinnen nach den Provinzen verziehen. Von den deutschen Bundesstaaten geben beiden Mecklenburg , Anhalt und Schwarzburg- Sondershausen mehr Perfonen weiblichen als männlichen Geschlechts an die Reichs hauptstadt ab. Die Folge dieses stärkeren weiblichen als männ lichen Zuzugs ist die, daß das Uebergewicht des Berliner weib lichen Bevölkerungsantheils über den männlichen in steter Bu nahme ist. Bei der legten Volkszählung wurden trop der starten Garnison 51 531 weibliche Personen mehr als männliche in der Reichshauptstadt ermittelt, während nach den Ergebnissen ktur ber 1871er das männliche Geschlecht das weibliche um 8523 Köpfe überwog, obwohl die damalige Garnison gegen die heuren tige um 1518 Mann geringer war. Verhältnißmäßig wenig giebt Berlin von seinem Bevölkerungsbestand an die Provinzen ab, da mehr als fieben Mal so viel Provinziale in Berlin aufhaltsam find, wie geborene Berliner in den Provinzen. Die bei Weitem meisten ausgewanderten Berliner leben in der Provinz Brandenburg , und zwar zum weitaus größten Theile in der unmittelbaren Nähe der Hauptstadt. Was den Zuzug aus den deutschen Bundesstaaten nach Berlin anlangt, so ist derselbe am bedeutendsten aus dem Königreich Sachsen, den beiden Mecklen burg und Anhalt. Unter den Ausländern sind die Desterreicher am zahlreichsten vertreten, da fte beinahe ein Drittel der in knor Berlin weilenden Ausländer ausmachen. Dann folgen auf einatenge ander in absteigender Anzahl: Ruffen, Briten , Bürger der VerArbe einigten Staaten von Amerifa, Schweizer , Ungarn , Schweden , Juwel Dänen, Italiener , Franjosen 2c. Die meisten Ausländer leben im Spandauer Viertel, nächstdem in der Friedrichstadt .
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Der Anschluß von Blikableitungen an die Gas, und Wafferleitungen der Grundstücke, die auch von dem gegenwärtigen obersten Leiter unserer Feuerwehr als zweckmäßig und nach den bisher gemachten Erfahrungen als ungefährlich empfohlen worden ist, dürfte in den Kreisen der Berliner Einwohner auf Widerstand stoßen. Auf einem Fabrikgrundstück im Südosten der Stadt, auf dem fich zugleich eine Badeanstalt befindet, wurde beabsichtigt, diese neue Einrichtung versuchsweise einzuführen. Sobald die Sache aber ruchbar wurde, erklärten fich sämmtliche Bewohner des an der Straße gelegenen Wohn gebäudes gegen die neue Einrichtung, die fte für besonders Lebensgefährlich hielten; namentlich protestirte der Wächter der Badeanstalt dagegen, da für diese von zahlreichem Röhrenwerk durchzogene Anstalt die Sache insofern gefährlich sei, als bei der Möglichkeit eines Gewitters- und die ist im Sommer oft vorhanden die Badegäste aus Furcht vor einem einschlagens den Blige fortbleiben würden. Der Befiger bat infolge deffen von der Einrichtung Abstand genommen.
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Ein unbekanntes Berliner Museum, so könnte man dasjenige der Landwirthschaftlichen Hochschule bezeichnen, von deffen Dasein wohl nur wenige eine Ahnung haben. Und doch birgt diese Sammlung eine Fülle des lehrreichsten Materials, intereffant auch für jeden Laien. In dem hohen Lichtsaal find die Maschinen aufgestellt. Hohe Lokomobilen wechseln hier mit Dreschmaschinen und Apparaten zum Pflügen und Säen. In
Sonntag, den 8 Juli 1883.
dem oberen Stockwerke find diejenigen Objekte in geordneter Folge aufgestellt, welche speziell die Landwirthschaft und ihre verwandten Zweige betreffen. Da steht man ein systematisch ges ordnetes Wollkabinet von Settegast , ferner ein Glasgestell, in welchem die Formen der Pferdehufeisen bei den verschiedensten Völkern modellirt find. Als Sehenswürdigkeit dürfen auch die Modelle von Schiffsbooten und Fischereiaufsichtsdampfern gelten. In dem folgenden Saale wird die Zubereitung von Butter veranschaulicht. Hier findet man die vielfachen Instrumente zur Prüfung des Fettgehaltes der Milch. Eine nebenbei hängende Karte zeigt die kleinen Organismen, die in der Milch vorkommen; auch in diesem Nahrungsmittel find die gefürchteten Batterien, die jest überall herumspufen, zu finden. Daneben find Milchfühlapparate und Buttertransportgefäße in allerlei Gestalt vorhanden. Auch der Weinbau ist hier zur An schauung gebracht. Auf Tischen liegen die eßbaren Bilze, die Obstkulturen in ihren Erzeugniffen zur Aussicht aus. An den Tabafpflanzen vorüber geht man in den anstoßenden Saal, wo den Besucher zunächst das Modell eines Lüneburger Saal, wo den Besucher zunächst das Modell eines Lüneburger Bauernhauses mit seiner eigenartigen Bauart und den Sprüchen an der Frontſeiſe fesselt. Nicht minder bemerkenswerth ist ein italienisches Arbeiterhaus, ein Geschenk der Ackerbauſchule zu Pesara. Daneben nimmt ein anderes Modell eines Arbeiter hauses für zwei Familien fich ziemlich prächtig aus. Diese ges drängte Uebersicht giebt nur einen Umriß von dem intereffanten Material des Museums, welches in seiner reichhaltigen Fülle tägs lich von 11-3 Uhr besichtigt werden kann.
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Fünfzehn Jahre sind heute vergangen, seit die erſte Linie der Großen Berliner Pferdeeisenbahn eröffnet wurde. Es war die Strecke vom Rosenthaler Thor bis zum Gesundbrunnen , welche als Vorläufer der späteren, ganz Berlin negartig überspannenden Pferdebahnverbindung am 8. Juli für den öffent lichen Verkehr freigegeben wurde. Am Tage vorher fand bes reits ein großes Gratis Probefahren statt; Alles was fahren fonnte, denn die Wagen waren fast immer übers füllt, war willfommen, und die Aufregung im Rosenthaler Viertel wuchs zu bedenklicher Höhe. Am ersten Betriebstage wurden 4403 Personen befördert, welche 728,60 Mart an Fahrgeld entrichteten. Welchen ungeahnten Umfang das Unternehmen innerhalb dieser fünfzehn Jahre angenommen bat, ist bekannt. Ende 1886 rund 212 000 Meter Geleise im Geleise im Betriebe, und zirka 85 Millionen Fahrgäste benutten( die Pferdeeisenbahn_im Laufe desselben Jahres, oder durchschnittlich fuhr jeder Einwohner Berlins 65 Mal. Das brachte den Aktionären 11,25 pCt. Zinsen. Interessante Wandlungen find übrigens gerade mit dieser ersten Strecke Rosenthaler Thor- Gesundbrunnen vorge gangen; die verhältnißmäßig furze Linie hat sich zu einer quer durch Berlin gehenden Schienenverbindung zwischen Berlin N und SW erweitert und den für die Pferdebahn am schwersten zugänglichen Theil der Stadt, den Mühlendamm und die Mühlen, erobert. Heute ist die Strecke Gesundbrunnen- Kreuzberg eine der meistbefahrenen in Berlin .
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Die Renovirungsarbeiten an den sogenannten Königs- Kolonnaden, welche jest wenig über hundert Jahre alt find, haben eine eigenartige Erscheinung zu Tage gefördert. Die ganzen Plafonds find nämlich in ganz leichter Holzkons struktion ausgeführt, welche mit Stud in Renaissance- Manier bekleidet, zwar einen recht hübschen Anblick gewährten, der alten, wie der modernen Solidität aber durchaus nicht entsprachen. Bei der nunmehr nöthig gewordenen Abstoßung des mürbe ge wordenen Putzes zeigte fich das leichte Gebält als vollständig verfault und verwittert, so daß man die ganze Be dachung wegreißen und durch eine total neue Konstruktion erseßen muß.
Die Laubenstadt", jener mächtige Baustellenkompler zwischen der Reichenberger und Wienerstraße, nahe dem Gör liger Ufer, bietet zur Zeit ein Bild üppigster Vegetation. Was die fleißigen Hände der Bächter der unzähligen Barzellen dem dürftigen Boden anvertraut haben, hat die Natur überaus wohl, wollend zur Entwickelung gebracht. Beinahe 200 selbstgezimmerte Lauben weist jetzt die fleine Stadt auf, jede umgeben von sorgfältig gepflegten Gemüse und Blumenbeeten. Der charakteristische Schmuck der„ Laubenstadt", der Sonnenblumenwald, zeigt bereits blühende Exemplare.
Ein einziger Briefkasten, außer dem Schalter- Brieftaften des Poftamtes Nr. 36 im Görliger Bahnhofs. Gebäude in der Wienerstraße, kommt auf 150 Häuser der Reichenberger, Wiener, Grünauer, Liegnißer und Forsterstraße, sowie den Theil des Görlitzer und Kottbuser- Ufers, welcher im Bezirke dieses Postamts liegt. Dieser eine Briefkasten befindet sich an der Mauer der Bechstein'schen Fabrit in der Grünauerstraße, also mindestens 10 Minuten entfernt vom Görliger Ufer. In iener Gegend hat ein Haus niemals unter 25 Miether. Dar nach find 3750 Familien auf den einen Briefkasten angewiesen, nach find 3750 Familien auf den einen Briefkasten angewiesen, wenn der Schalter Brieffaften außer Betracht gelaffen wird. Die Korrespondenz ist dort eine sehr rege. Vergeblich petitio. niren die Anwohner um neue Brieffäften feit fast einem Jahre. Schnupftabakbakterien. Unser ohnehin batterienreiches Jahrhundert scheint, wenn die Nachricht nicht durch die bekannte Hundstagsente frühzeitig ausgebrütet worden ist, um eine neue Art Bakterien bereichert worden zu sein. Im Schnupftabat foll ein bescheidener Jünger des Batterienvaters Koch" Mikros organismen, benen man den Namen Batterien gegeben hatErscheinungen gefunden haben, welche unbedingt auf das Vorhandensein dieser gefährlichen Körperchen im Schnupftabat hinweisen. Die Schnupfer der ganzen zivilifirten und unzivilifirten Welt werden bei dieser Nachricht von den Spitzen des Beige fingers und Daumens bis in die legte Belle der Nasenschleims haut erzittern, wenn sie diese aufregende Nachricht lesen werden; aber wir können mit der erschütternden Thatsache nicht länger hintan halten, auch auf den Schnupftabat ist der Fluch des Jahrhunderts gefallen. Bu dem obengenannten Bakterienjäger kam dieser Tage ein älterer Herr, der über starte Kopfschmerzen flagte, die ihn seit zwei Tagen in der empfindlichsten Weise peinigten. Herr F., der Batterien forscher, der da wußte, daß der alte Herr ein starter Schnupfer sei, verlangte, einer momentanen Eingebung folgend, die Schnupf tabatdose des Alten, um den Inhalt derselben zu untersuchen. Die Untersuchung soll ein überraschendes Resultat ergeben haben, insofern der Spezialist unter dem Mikrostop im Schnupftabat und an den Innenflächen der Dose und an den Innenflächen der Dose die Feder sträubt sich, das Schreckliche niederzuschreiben- Tausende von Batterien gefunden haben will. Und nun wurde von dem Mikroskopiker folgende erschütternde Diagnose gestellt. Die Batterien, welche der Schnupfer mit dem Tabat zugleich in seine Nase aufnimmt, schwärmen nach und nach weiter und gelangen schließlich bis in das Gehirn, in das edelste Organ des Menschen, wo sie wüste Berstörungen anrichten. Das sei auch der Grund der nerven tödtenden Kopfschmerzen. Wir vermeiden es, bei der Tragweite dieser fürchterlichen Entdeckung vorläufig irgendwelche natur wissenschaftlichen und medizinischen Aeußerungen fallen zu laffen, denn unsere Weisen des Mikroskops werden hoffentlich recht bald Licht in dieses Tabaksdunkel bringen.
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Eine ganze Reihe bisher wenig gekannter Schuhvorrichtungen der Thiere hat wie der„ Tägl. R." von einem naturwissenschaftlichen Mitarbeiter geschrieben wird ein deutscher Zoologe, A. Seiß, unlängst näher untersucht und hat dabei viele interessante Beobachtungen gemacht. Er unterscheidet zwei Gruppen von Schußvorrichtungen, je nachdem diese dazu dienen, die Chiere zu verbergen, fte den Augen der Feinde zu entziehen, oder ihnen Kampfmittel zu sein. Zu den ersteren gehört vor allem das Farbenanpaffungsvermögen an die um gebende Natur, das die Insektenwelt vor allen anderen Thierflaffen auszeichnet. Die Blattheuschrecke weiß durch ihre Farbe und Gestaltsveränderung dürre Neste und Blätter so vollständig zu kopiren, daß selbst ein so gefeiter Insektenfreffer wie die Ameise dadurch getäuscht wird. In gleicher Weise schüßt das grüne Blättergewirr den Laubfrosch, und mancher Schmetterling, der ruhig am Stamme eines Baumes odes an einer Baunplante figt, entgeht unserm Blick durch die täuschende Aehnlichkeit seiner Farbe mit der seiner Unterlage. Gewisse Insekten scheinen sich durch die Wahl ihres Ruhepunktes zu sichern, wodurch fie bes stimmten Vogelarten entgehen, die ihre Nahrung in bestimmter Stelle zu suchen gewohnt sind. So fizt z. B. von den Schmetterlingen Biston pilosarius fast regelmäßig in 0,75 bis 1 m Höhe der Bäume, Boarmia selenaria dagegen nur wenige Zentimeter über dem Erdboden. Ist ein Thier trop seiner Schußfarben von einem Feinde gefunden oder befigt es überhaupt feine, so bleibt ihm noch das einzige Mittel, wodurch es einen Zusammenstoß mit dem Gegner vermeiden kann, die Flucht. Auch dabei findet großer Wechsel und mannigfache Anpaffung statt. Die einen Thiere fliegen geradeaus, die anderen in Bickzackbogen. Die meisten suchen eine schüßende Deckung zu gewinnen: das Feldhuhn streckt sich lang auf den Boden, wenn es gefunden wird; der Wasserkäfer, der auf Land überrascht wird, strebt in mächtigen Sprüngen sein heimisches Element wieder zu gewinnen; viele Insekten laffen sich plöglich aus der Höhe herab, um unter dem Blättergewirr eine Dedung zu finden. zweite Gruppe der Schußvorrichtungen bilden diejenigen, welche zur Abwehr eines Angriffs oder zur Vernichtung des Feindes dienen follen. Dazu find die Thiere mit den verschiedensten Arten von Waffen ausgestattet, wie Klauen, Zähne, Hörner, Giftstachel und dergl. mehr. Die unangenehme Wirkung dieser unschein= baren Waffen fennt mancher aus eigener Erfahrung, der in der Sommerfrische unter schattigen Bäumen Ruhe und Erquicung sucht und eine Welt von Insekten um sich dulden muß. Was die menschliche Haut noch leidlich erträgt, giebt den fleinen Lebewesen aber, welche die Insekten angreifen, den Todesstoß. So bohren z. B. viele Insekten ihre Haare, die mit einer äußerst feinen Spize, zum Theil sogar mit Widerhalen versehen find, senkrecht in die Haut des Angreifers, in die ste durch jede Gegengewalt nur noch tiefer hineingestoßen werden. Sehr vers breitet ist bei den Insekten auch die Ausscheidung eines flüfft gen Stoffes als Schugmittel. Die Larven der Schaumzilade hüllen fich in den sogenannten Kufutsspeichel, viele Afterraupen find von einem zähen Schleim umgeben. Einzelne Thiere, wie der Lauffäfer, die Coccinelle unter andern, sondern erst beim Angriff selbst einen äßenden oder stinkenden Saft ab, der den Gegner abschrecken soll. Die Tagfalter werden von den Vögeln wahrscheinlich ihres widerlichen Geschmackes wegen gemieden. Bei zahlreichen Thieren finden sich in ihrer äußeren Ausstattung Merkmale, welche fie gefährlich und zur Vertheidigung gerüstet erscheinen laffen, sich aber in der That nur als Täuschungen, als Scheinwaffen erweisen. Diese Thiere befizen, so harmlos fte find, doch ein erschreckendes Aus sehen oder wiffen sich wenigstens in der Noth ein solches zu geben. Allerlei Hautauswüchse, wie Hörner, Dornen, Lappen, Die im Ernstfall gar nicht zu gebrauchen find, geben vielen Käfern und besonders den Wanzen eine dräuende Gestalt; manche Thiere vermögen durch plötzlichen Farbenwechsel den angreifenden Feind zu verblüffen; bei anderen wieder, wie 3. B. den Schmetterlingsraupen, verhelfen eigenthümlich ange ordnete Beichnungen, die sog. Scheinaugen, zu falschen Vorstel lungen. Mit diesen Schußmitteln verbinden manche Thiere, wenn fie angegriffen werden, noch Droh- und Schreckbewegungen. Die große Libelle bewegt den Hinterleib wie zum Stich, ohne überhaupt einen Stachel zu haben, die Reptilien sträuben die Kämme, die Vögel sperren die Schnäbel auf u. f. w. Schließ lich sei noch erwähnt, daß manche Thiere, die selbst keine Schuß mittel befigen, vollständig andere gut geschüßte Arten zu topiren wiffen und so, unter falscher Flagge segelnd, fich völlig ficher stellen.
Herr Quistorp ist wieder da und bereitet, wie der ,, Anzeiger f. d. Havelland" erfährt, ein neues Bauprojekt und zwar in Spandau vor. Der bekannte Gründer von Westend hat, vermuthlich im Auftrage eines Konsortiums, den Lagerplat des Schneidemühlenbeftgers Körner an der Neuendorferstraße gekauft, um daselbst Bauten aufzuführen. Auf dem sehr ausgedehnten Terrain, das sich von der Straße bis zum Havelufer erstreckt, sollen eine große Anzahl, wie es heißt, achtzehn zwei stödige Häufer mit mittleren Wohnungen und an der Straßen front Gebäude mit herrschaftlichen Quartieren errichtet werden. Der ganze Komplex wird jedenfalls noch von Straßen durch schnitten werden.
Die Lage eines Redakteurs schildert ein englisches Blatt mit folgenden Worten:„ Die Herausgabe eines Blattes ift ein vergnügtes Ding. die besonders dem Nedakteur allseitig Freude schafft und selbst viel Vergnügen macht. Enthält die Beitung zu viel Politit, so ist das Publikum unzufrieden; wenn zu wenig, so will man sie nicht ansehen. Jit die Schrift groß. so ist nicht Inhalt genug für das Geld da; ist sie klein, so ver dirbt man fich die Augen beim Lesen. Treten wir jemand aufs Hühnerauge, fo lachen die andern, während jener fich ärgert; ligeln wir aber die andern an einer verwundbaren Stelle, so schimpfen fie, und ersterer lacht sich ins Fäustchen. Loben wir iemand, so find wir parteiisch; thun wir es nicht, so find wir es sicherlich auch wieder. Bringen wir einen Artikel, der den Damen gefällt, so sagen die Männer, es wäre Gewäsch, befrie digen wir aber die Wünsche der Frauen nicht, so eignet sich das Blatt nicht für das Haus."
Im Intereffe des Milch konsumirenden Publikums bringt der Polizeipräsident auf Grund des Miniserialerlaffes vom 28. September 1883 zur öffentlichen Kenntniß, daß bei dem Milchhändler Heinrich Niemeyer, Neuenburgerstr. 2a, und bei dem Milchhändler Hermann Dreizehner, Waldemarstr. 34 hierselbst, wiederholt Milch, und zwar bei ersterem sogenannte Halbmilch und bei legterem Magermilch entnommen worden ist, welche nicht den Bestimmungen in der Polizeiverordnung vom 6. Juli 1887 entsprach.
In der Grünauer Affäre findet gegen die Angeklagten Gaglit, Gördi und Frau, Werner, Fahrenwaldt, Höhne, Frant, Appelgrün, Kaufhold und Genoffen Termin vor dem Amts gericht Köpenick am Donnerstag, den 12. d. M., 9 Uhr, statt. Insgesammt beträgt die Zahl der Angeklagten zwölf. Als Bes laftungszeugen werden u. a. noch die Gendarmen Biehm aus Groß- Lichterfelde , Kasch aus Rudow und Tänzer aus Tempels hof vor dem Amtsgericht erscheinen.