und Papier, sowie Postwerthstücke, deklarirte und undeklarirte, barunter auch ein Geldbrief über 1065 M., adresfirt an die hiefige Firma Adolf Pollack. Der dienstthuende Oberbeamte Schloß das Geld und die Werthstücke in einem diesem Zwecke dienenden, mit Eisen ausgeschlagenen fleinen Schrank, der einen doppelten Verschluß beftzt. Zur Versehung des Nachtdienstes und der Nachtwache blieb ein Beamter nebst zwei Unterbeamten im Postgebäude anwesend. Die Ankunft der Büge 1,21 und 3,51 Mor gens bringt es bringt es mit fich, daß nur ein Unterbeamter in den Diensträumen anwesend bleibt, während der Oberbeamte mit dem aweiten Unterbeamten zur Beförderung der Poststücke nach dem Bahnhofe fährt. Während der Abwesenheit dieser scheint der Diebstahl jedenfalls verübt worden zu sein, und zwar mittelst Nachschlüssel, da die Schlöffer an den Thüren wie an dem Echrank, der die Gelder enthielt, keine Verlegungen aufwiesen. Der Dieb beschränkte sich darauf, das leicht transportable Gold, etwas Papiergeld und einige Postwerthstücke mit fich zu nehmen, während er die Tönnchen mit dem Silbergeld unberührt ließ. Morgens 5 Uhr wurde das Fehlen der qu. Stücke bemerkt und alsbald die hiesige Polizeiverwaltung, die Staatsanwalts schaft in Liffa und die Oberpostdirektion in Posen benachrichtigt. Die drei in der Nacht anwesend gewesenen Beamten wurden fofort einem Verhör unterzogen, welches nichts wesentliches zur Ermittelung des Diebstahl ergab, worauf dieselben in Unter­fuchungshaft genommen wurden.

Mainz , 24. Jult. Der Deserteur eines hiesigen Regiments verübte gestern Nachmittag in dem Augenblick, als er festges nommen werden sollte, ein Attentat auf einen Schußmann. Ein Feldwebel und ein Schußmann wollten den Soldaten, der in voller Uniform über die Straße ging, entwaffnen; in diesem Augenblick zog der Soldat sein furzes Seitengewehr, hieb damit bem Schußmann über den Kopf und stach ihm in den Ober schenkel. Alsbald überwältigt, wurde der Deserteur in eine nabe gelegene Kaserne gebracht.

Ebingen , 21. Juli. ( Ein Opfer des Heimwehs.) Letzte Woche nahm ein hier in Dienst stehendes Mädchen von Neu­ bulach den im Waffer aufgelösten Phosphor einer Schachtel Bündhölzchen, nicht in selbstmörderischer Absicht, sondern nur um frant zu werden, weil sie wähnte, daß alsdann ihre Eltern fte wieder heimnehmen würden. Das Mädchen litt näm lich sehr an Heimweh. Als sich nach mehreren Tagen die Folgen ber Vergiftung immer mehr bemerklich machten, gestand ste Ver wandten, bei denen fie Aufnahme gefunden, ihre unſelige That. Man rief alsbald den Arzt, aber seine Kunst tam zu spät; nach zwei weiteren Tagen erlag das Mädchen seinen Leiden.

Gambsheim , 21. Juli. ( Ein freiwilliger Hungerleider.) Seit vierzehn Tagen war der hiesige verwittmete 70 jährige Anton Schröder, welcher mit seiner Schwester gemeinsamen Haushalt führte, spurlos verschwunden, ohne daß es trop alles Suchens gelungen wäre, eine Spur von demselben zu entdecken. Ganz unerwartet traf gestern ein hiesiger Bäcker diesen Sonder­ling, welcher einen freiwilligen Hungertod suchte und während vierzehn Tagen nichts als Waffer zu fich genommen hatte, auf einem Haufen Streumert liegend an. Der Lebensmüde wurde, nachdem er die von seinem Lebensretter erhaltenen zwei Eier verzehrt hatte, in ganz ermattetem Bustande auf einem Wagen nach Hause gebracht. Von einer etwaigen Geistesstörung war bei dem Lebensmüden vorher nichts zu merken.

Bopfingen , 23. Juli. ( Ein vierfacher Mord.) In dem benachbarten Oberdorf hat heute früh die Bewohner der Stadt in heftige Aufregung versest. Der Schuhmachermeister Brenner Dort hat in der vergangenen Nacht 3 Uhr seine Frau und seine brei Kinder im Alter von 4-8 Jahren in den Betten durch Schnitte und Stiche in Hals und Kopf mit einem sogenannten Schusterskneipen getödtet. Ein dreizehnjähriger Knabe, den Brenner unentgeltlich in Pflege genommen, lief, um dem Meffer zu zu entgehen, in das nebenanliegende Bimmer bes Gesellen. Brenner rief den Knaben zurüd, da Drfelbe aber nicht folgen wollte, stand der wohl nur einen Streit vermuthende Gefelle auf und begegnete seinem Meister im Hausflur. Den Gesellen erblickend, rief ihm B. zu, „ daß er nicht mehr länger leben könne", und entfernte fich rasch aus dem Haus. B., welcher am Tag zuvor mit Frau und Rndern spazieren ging und am Abend noch im Wirthshaus war, scheint in dieser Nacht nicht ins Bett gekommen, vielmehr unftät umbergeirrt zu sein und sodann in einem Anfalle von Shmermuth, wie sie sich bei ihm in legter Beit wiederholten, bie grauenhafte That begangen zu haben. Die Fahndung nach ihm ist bis jest ohne Erfolg geblieben.

Stakfurt, 23. Juli. Eine seltsame Rache.) In einem Lotale mit Damenbedienung betrug fich gestern ein angetrunkener Gaft, nachdem Feierabend geboten, so ungebührlich, daß er aus Dem Lotale verwiesen werden mußte. Aus Wuth hängte er nun die Hausthür aus, warf fie auf die Straße und zertrümmerte Das Treppengeländer. Ernüchtert wird er sich wegen Haus friedensbruchs und Sachbeschädigung zu verantworten haben.

Pet, 23. Juli. ( Selbstmord auf den Schienen.) Ein gräßlicher Vorfall ereignete fich heute Vormittag nächst der Ferdinandsbrüde auf der Strecke der Desterreichisch- Ungarischen Staatsbahn. Eine bereits ältliche Frau warf sich dem Wiener Personenzuge Nr. 15 entgegen und wurde von der Lokomotive in Stüde geriffen. Der Kopf wurde vom Rumpfe getrennt und einzelne Körpertheile wurden bis auf eine Entfernung von 25 Meter geschleudert. Die eingeleitete Untersuchung ergab, daß Die Frau mit der Wittwe Karl Kollar identisch sei. Neben den Schienen wurde ein Bettel gefunden, auf welchem die Frau an gab, daß fie freiwillig in den Tod gehe.

Fredrikstadt, 20. Juli. ( Feuersbrunst). Bei stillem Wetter brach in der vergangenen Nacht in Nielsen, Mathiesen u. Co.'s Dampfboblerei Feuer aus. Die Fabril, die Vorraths­häuser und großen Holzbestände geriethen in Brand, auch bes nachbarte Holzläger wurden ergriffen. Auch das deutsche Schiff Hewey"( aus Bremen ), 1260 Tons groß, welches Ladung für Auftralien einnahm, gerieth, wie der Voff. 3tg." gefchrieben wird, in Brand. Ein Mann der Befagung und die Frau des Rapitans mußten fich halb bekleidet über Bord werfen. Erst am Tage gelang es, des Feuers Herr zu werden. Die verlorenen Werthe find auf 476,000 Aronen veranschlagt, darunter das Bremer Schiff mit Laft 130,000 Kronen. Tausende von Planken und Brettern wurden ins Waffer geworfen und dadurch davor bewahrt, in Rauch aufzugehen.

Jofta, 25. Juli. ( Die Gefangenen von Bellova.) Die bulgarische Regierung hat den griechischen Agenten in Bazardjik autoriftrt, mit den Räubern, welche bekanntlich einen griechischen und einen österreichischen Agenten in Bellova gefangen hatten und ein Lösegeld nebst Waffen und Munition verlangen, wegen des Lösegeldes zu verhandeln, während fte( die Regierung) fich Die Waffen- und Munition- Forderung vorbehalte. Man hoffe, die Befreiung der Gefangenen bald zu erreichen. Ferner hätten der österreichische sowie der griechische Agent an die Regierung Das Ersuchen gerichtet, baldmöglichst die zur Befreiung der Gefangenen unternommenen Maßregeln ihnen mittheilen zu

wollen.

Telegraphische Depeschen.

Bo

( Wolff's Telegraphen- Bureau.) Hamburg , Mittwoch 25. Juli. Der Postdampfer laria" der Hamburg - Amerikanischen Packetfahrt- Attiengesellschaft ist, von Newyork kommend, heute früh 8 Uhr auf der Elbe eins getroffen.

Rom, Mittwoch 25. Juli. Wie einige Blätter wissen wollen, hätte General Baldiffera den französischen Vizekonsul in Maffauah aufgefordert, die Beziehungen zu dem Oberkom mando einzustellen, weil er nicht das Erequator, sondern nur ein von der Türkei anerkanntes Diplom befize.

London , Mittwoch, 25. Juli. Der Deputirte für Ros­common, D'Kelly( Nationalist) ist in der vergangenen Nacht

unter der Beschuldigung, zum Boykottiren in Jiland aufgereizt zu haben, hier verhaftet und heute früh unter polizeilicher Be gleitung nach Dublin gebracht worden.

Briefkasten der Redaktion.

Bei Anfragen bitten wir die Abonnements- Quittung beizufügen. Briefliche Antwort wird nicht ertheilt.

B. P. J. 1. 1. Eine Eingabe an die Staatsanwaltschaft um Strafaufichub würde jedenfalls Erfolg haben. Rechtsanwalt nicht erforderlich. 2. Die gefeßliche Gebühr des Anwalts für eine Vertheidigung vor dem Schöffengericht beträgt 12 Mart, vor der Straffammer 20 Mart. 3. Der Menn haftet für die Gerichtstoften, außer wenn die Strafe eine solche ist, wegen derer die Chefcheidung verlangt werden kann.

Karl Rudolph. Wenn die Strafe am 31. März rechts­kräftig feststand, ist sie durch die Amnestie erlassen.

W. 50. Der Uhrmacher, der die Uhr in gutem Glauben zum Pfande genommen hat, ist nur gegen Zahlung dessen, was er darauf gegeben, zur Herausgabe an Sie verpflichtet. Wegen des Ihnen hierdurch erwachsenden Schadens können Sie fich an den Verpfänder halten.

. A. 100 Bionskirchstraße. Hat der Erblaffer zwei Kinder hinterlaffen, von denen er das eine auf den Pflichttheil gefeßt hat, so beträgt dieser nach märkischem Recht des Nach laffes. Unter Nachlaß versteht man alles, was der Erblaffer hinterlassen hat, also auch Betten und Hausrath.

203 Friedrichsberg. Die Gewerbebeputation hat sich unferes Erachtens mit Unrecht deshalb für unzuständig erklärt,

2. Ziehung der 4. Klaffe 178. Königl. Preuß. Lotterie.

Biehung vom 25. Juli 1888, Vormittags.

Nur die Gewinne über 210 Mart find den betreffenden Nummern in Parenthese beigefügt. ( Ohne Gewähr.)

42 64 218 45 315 17 427 573 88 686 722 54 823 913 40 1035 73 108 49 73 211 31 44 466 79[ 1500] 826 27 32 976 2169 227[ 500] 36 333 45 460 554 699 850 8111 60 273 359 444 85 553 82 91 677 81 745 71 917 [ 3000] 4019 53 98 103 44 494 540 94 655 905 5126 301 46 535 661 917 6037 40 84 402 510 16 72 791 908 18 69 76 7043 53 55 148 283 87 96 494 669[ 1500] 602 83 817 8014 107 266 95 319 470 89[ 500] 500 969 96 9016 51 219 531 600 22 715 36[ 1500] 834 88 931

w.il Jhr früherer Prinzipal jezt von Berlin ve feinen Fall fönnen Sie gleich an das Amtsgericht Mühle gehört zum Amtsgericht Königs Wusterhau müffen erst bei dem für N.-M. zuständigen flagen. Welche Behörde das ist, wird Ihnen der auf Verlangen mittheilen.

Markthallen- Bericht von J. Sandman Verkaufsvermittler. Berlin , den 24. Juli 1888.

Fleisch. Rindfleisch 28-36-45-55, Stalbfleis Sammel 30-42-50, Schweinefleisch 30-42 Lebendes Vieh wird zum Schlachten und zum Fleisches angenommen. Schinten geräuchert mit bis 80, Sped gr. 45-60 f pr. Pfund.

Butter. Reine Naturbutter.) 1. Feinste ba rahm- Tafelbutter( bekannte Marken) 96-105 schmeckende Tafelbutter 85-93 M., 3. Tisch 85 M., 4. feinste Koch- und Backbutter 75-80 Backbutter-75 M. pr. 8tr. Aultion täglich Vormittags.

Eier 1,85-2,20-2,30 m. netto ohne Ab Kalfeier M. pr. Schock.

-

174

Haus vierteljähr

Obst und Gemüse. Neue weißfleischige Speie 6 7 M., 11.- 4,00 M. pr. 3tr., 3wiebeln pr. Geint täglich Morg Gurken 25-40 M. pr. 100 Std., pr. Schd. 5,50 Nart. Einzelne N beeren 30-35 Pf. pr. Ltr., Kirschen 13-17,50 beeren 7 bis 10 M., Pfefferlinge 7-10 m. pr. 50 fohl 15-30.

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2. Ziehung der 4. Klasse 178. Königl. Preuß. Lotterie.

Biehung vom 25. Juli 1888, Nachmittage. Nur die Gewinne über 210 Mark find den betreffenden Nummern

in Parenthese beigefügt. ( Ohne Gewähr.)

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Verantwortlicher Redakteur: R. Cronheim in Berlin . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin SW., Beuthstraße 2.