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Beilage zum Berliner Volksblatt.

r. 214.

Heber die Ausbeutung der Berufsgenoffenfchaften durch Simulanten

in betimmt die Baugewerk- Beitung" ein großes Klagelied von Das Klap tendenziösen Uebertreiburgen an. Bunächst heißt es: ungefäbt Cen Ru Frank tion reicht

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Gleich wie alle wohlthätigen Anstalten find auch die Be ufsgenossenschaften als gesetzliche Einrichtungen zur Versorgung her von Unfällen betroffenen Arbeiter der Gefahr ausgesetzt, Opfer des Betruges zu werden. Schon bei Berathung des Unfallgefeges hat man sich nicht verhehlt, daß ehrlose Versicherte Brwerbsunfähigkeit infolge Unfalls erbeucheln( fimuliren) tönnten, um fich durch Vorspiegelung falscher Thatsachen oder durch Uebers reibung der Unglüdsfolgen eine unrechtmäßige eder übergroße

Mente

zu sichern.

Mittwoch, den 12. September 1888

Berufsgenossenschaften gesammelten Erfahrungen ergaben aber flar und deutlich, daß viele Aerzte den An­forderungen, welche die neuen sozialpolitischen Einrichtungen an fte stellen, nicht entsprechen. Diesen Eindrud muß man schon gewinnen, wenn man hört, daß ein Arzt einen Mann für ,, völlig erwerbsunfähig erklärt," welchem einige Finger der rechten Hand steif geblieben sind."

"

Natürlich, Aerzte, welche ihrer ehrlichen Ueberzeugung bei Beurtheilung eines Unfalls und feiner Folgen Rechnung tragen und darüber zu Gunsten des Verlegten enders denken als die Berufsgenossenschaft zu deffen Ungunsten, die taugen nichts für diese wohlthätige Anstalt; den Anforderungen dieser neuen Sozialpolitischen   Einrichtung" entsprechen nach der Baugewerk Beitung" nur solche Aerzte, die den berufsgenossenschaftlichen Untertreibungs- Praktiken dienen. Nicht einmal einige steife Finger der rechten Hand" sollen völlige Erwerbsunfähigkeit be gründen! Dieser Ausfall gegen die Aerzte ist start, noch bie Thatsachen gerechtfertigt worden. Daß die mißbräuchliche Diese Befürchtung ist denn auch im vollen Umfange durch stärker aber ist der Appell, mit welchem der Baugewerk- Beitungs Artikel schließt, ein Appell an ,, alle gut und Ausbeutung der Versicherungskaffen durch Simulation seitens edel denkenden Menschen, zur Entlarvung der betrüge­vieler Arbeiter in einer Besorgniß erregenden Weise stattfindet, le leider auf dem Verbandstage der deutschen Berufsgenoffenrischen Simulanten nach Kräften beizutragen." Nun, wer Saiten, welcher am 7 Mai d. J. zu Köln   a. Rh. stattfand, als Eimulanten entlarven will, der wird womöglich hinter jedem zu Unfall gefommenen Arbeiter, welcher nicht offenbar ein völliger me unerfreuliche Thatsache festgestellt werden." Krüppel ist, einen Simulanten suchen und ihn mit mißtrauis schem Auge auch finden, d. h. ihn einfach dafür halten, wenn er es auch thatfächlich durchaus nicht ist. Es hat Einer steife Finger, steifen Arm oder Bein, Verlegung innerer Organe da­vongetragen, sein Gehör oder sein Augenlicht ist geschwächt, Nervenzerrüttung stellt sich ein,- ,, sollte dahinter nicht Simu. lation stecken?" fragt das berufsgenossenschaftliche Mißtrauen, gas fich an alle gut und edel denkende Menschen" um Unters Und so mancher zu Unfall gekommene Ar flüßung wendet. beiter bat dann Ursache wie seither schon, zu flagen: " Der Weg zu meinem Rechte von Gefeßes wegen geht durch Die Hecheln widerstrebender Interessen und durch des Miß­trauens schlimme Plage!"

Dann werden drei Fälle von Simulation angeführt. Daß es ehrlose Versicherte" giebt, die solchen Betrug begehen, Rebt feft, aber daß es ihrer im Verhältniß zu der großen Zahl der

mehr eine jener tendenziösen Uebertreibungen, die den 8med

baben, die Berufsgenossenschaften als so sehr ,, unrechtmäßig bes

Lendenz hat ja selbst das Reichsversicherungsamt nicht verschont mit dem standalösen Vorwurfe: es sei zu arbeiterfreundlich", bemeffe die Henten zu hoch und bestimme solche in Fällen, o es nicht statthaft sei. Daß die verlegten Arbeiter die Un­fallsfolgen übertreiben", um übergroße" Rente zu bekommen, diese Beschuldigung ist ja auch nicht neu; fte wird von den herungspflicht an fte herantritt. Da wird erwiesenermaßen Berufsgenossenschaften erhoben fast in jedem Falle, wo die Vers alles aufgewendet, die Rente möglichst niedrig zu bemessen. Hat bie nordöstliche Eisen- und Stahlberufsgenossenschaft fich doch nicht entblödet, geltend zu machen: wenn der Arbeiter ein Auge eliere, so set das keine Verminderung der Erwerbsfähigkeit! 31 vielen hunderten von Fällen war das Reichsversicherungsamt Benöthigt, ein Rekursverfahren derartiger Praktiken der Berufsge. nossenschaften, die auf die Beschuldigung hinauslaufen, der Arbeiter übertreibe" die Folgen seines Unfalls, um übergroße" Rente zu elommen, entschieden zurückzuweisen. Dafür wurde es dann on den Berufsgenossenschaften verkeert als zu arbeiter freundlich".

Der deutsche Arbeiterstand ist berechtigt, von denen, die behaupten, Simulation seitens vieler Arbeiter" finde in einer beforgnißerregenden Weise statt, zu verlangen, daß ihm der ablenmäßige Nachweis dafür geliefert werde. Was heißt viele Arbeiter? Was find Viele im Verhältniß zu der in Betracht Lommenden Gesammtzahl? Das soll man uns sagen! Die Bahl der Simulanten soll man uns mittheilen und die Namen

bajelben unter Angabe der näheren Unfallsumstände. So lange man das nicht thut, werden wir und mit uns die ges fammte Arbeiterpresse Deutschlands   die Behauptung der Baus Semert Btg." als tendenziöse B.runglimpfung des ganzen Ars beit: standes betrachten und behandeln.

"

Die Berufsgenoffenschaften haben zur Genüge bewiesen, og es ihnen febr bäufig um eine Untertreibung der Unfalls, folgen zu thun ist; will der Arbeiter sich diese Untertreibung nicht gefallen laffen, besteht derselbe vielmehr auf entsprechender Entschädigung im Sinne des Gesezes, so nennen fte das Uebers heibung der Unfallsfolgen. Es ist materiell genau daffelbe nehm r besteht. Der Arbeiter fagt: Sch veranschlage den Werth Bert ältniß, wie es im Lohnkampfe zwischen Arbeit und Unters Meiner Arbeitskraft so und so hoch;" Und ich veranschlage fie so und so viel niedriger." Wie der Unternehmer am Lohn möglichst sparen will, so will die Unter nbmerberufsgenossenschaft die Renten herabmindern, zu deren

-

der Unternehmer sagt:

-

Lokales.

ganzes Reich

Die 15 bestgestellten Wahlkreise

5. Jahrg.

1887

1877 gegen 1877 +2082

1877

1884

22 527

23 634

24 609

12 260

12 284

12 668

48 298

+ 401 +15974

die 15 schlechtestge stellten Wahlkreise. 36 289 52 263 Schon dies Mißverhältniß, wie es in 1887 bestand, ist traß genug. Aber die Nothwendigkeit, endlich einmal mit Wahrs machung der angezogenen§§ 5 und 6 des Wahlgesetzes vorzus gehen, ist vor allem durch die Gewißheit gegeben, daß die Bevölkerungszunahme und mit ihr die Sunahme der Wahl berechtigten in den bevölkertsten Wahlkreisen noch fortgesetzt. fortdauert und fich in immer größeren Biffern bewegt. Wenn Berlin   VI schon jest, im August 1888, also nur anderthalb Jahre nach der legten allgemeinen Wahl, abermals einen Bu wachs um 7157 Wahlberechtigte, bis auf 93 480, aufzuweisen bat, so wird jede Bögerung, die durch das Wahlgesetz in Aus­ficht genommene Neuregelung der Wahlkreise vorzunehmen, zu einer offenbaren Ungerechtigkeit gegen den sechsten Berliner, fowie alle in annähernd ähnlicher Lage befindlichen Wahlkreise.

Gestern früh öffnete der Himmel seine Schleusen und holte mit einer Heftigkeit, für die ein ersichtlicher Grund gar nicht vorhanden war, was er uns in diesem Jahre König Siebenschläfers in den langen Wochen geschenkt hatte. Auf den scheußlichen Juli war ein erträglicher Auguft und ein lobens­werther September gefolgt und man hatte allzuschnell die trüben Erfahrungen von Sommers- Anfang vergeffen. Vielleicht sollte uns ein Denkzettel gegeben werden, kurzum stellenweise nahm. der unter Getöse anschlagende Regen den Charakter eines Wolfenbruches an. Im Nu waren die Straßen überfluthet. Bwar befinden sich sett Einführung der Kanalisation in aus reichender Bahl Abflußrohre in den Seitenwegen, aber fie vers mögen nur langsam in außergewöhnlichen Fällen die Waffer maffen aufzunehmen, weil fte durch angeschwemmtes Stroh, durch Papierrefte und Abfälle anderer Art stets etwas verstopft find. Einige dieser Abschleusegitter aber find so gründlich ver stopft, daß das Waffer gegen fte nichts ausrichten fann und so war denn an mehr als einer Stelle das Bild der Ueber schwemmungen, wie sie die Unglücklichen im Bober- und Backen­gebiete getroffen haben, wenn auch in sehr bescheidenem Maße zu sehen. Die Erde ist da, wo Asphaltpflaster liegt, undurch­lässig, das Waffer blieb also stehen, stieg, überfluthete die Bord schwellen, bildete gewaltige Seen und lief dann in die Keller. Vergeblich fragt man sich, warum denn nicht ein Bewohner des Bauses, vor dem das verstopfte Abflußrohr sich befindet, einen Stod nimmt und mit einem einzigen Rud die ganze Gegend von Mighelligkeiten befreit. Jrgend Jemand, so sollte man meinen, wird doch im Hause sein, der schon aus Eigennut ein Intereffe daran hat, mit kleiner Arbeit der Gesammtheit großen Dienst zu erweisen. Aber weit gefehlt. Der Gemeinfinn hat fich nach dieser Seite hin nur eben sehr schwach entwickelt. Hunderte stürzen in der Obstzeit über Kirschkerne und Pflaumen steine. Wie vielen fällt es ein, fie von den Seitenwegen mit dem Fuße auf den Straßendamm zu stoßen? Ein glimmender Bigarrenftummel mag die Veranlaffung für ein Unglüd werden, dem die ahnungslos vorübergehende Dame ausgesetzt ist, wie viele treten ihn aus? Auf dem Wege entfallen einer Dame mehrere Badete, gehören nicht die Hilfsbereiten, die fich zum Aufheben bücken, zu den Seltenheiten? Aus der Pferde bahn sollen drei Kinder gehoben werden, wie viele sind schnell. bet der Hand, den kleinen Liebesdienst zu erweisen, dabei zu helfen und damit der mit der Obbut betrauten Person eine Schwere Sorge abzunehmen? Allzuwenig noch findet man jene ftete Hilfsbereitschaft, die doch schließlich nur jedem selbst zu Gute tommt. Denn wenn Du beute einem Fremden eine Liebenswürdigkeit erweist, wer sagt Dir, daß nicht morgen Deine Frau, Deine Schwester, Deine Mutter in der Lage ist, fie von einem Dritten mit Dant anzunehmen? In der Groß­stadt ist es eine ganz ausgezeichnete Kapitalsanlage, wenn sich jeder entschließt, dem Andern nach Kräften freundlich entgegen zukommen und seine Höflichkeit nicht darauf beschränkt, dem zus fällig Bekannten gegenüber Erlleckliches in der Abnuzung von Hutkrempen zu leisten.

Der gewaltige Buwachs an Wahlberechtigten, welchen der Reichstagswahlkreis Berlin   Vi innerhalb der kurzen Spanne Beit seit dem 21. Februar 1887 erhalten hat, erinnert an die Nothwendigkeit, endlich einmal diejenigen Bestimmungen des Wahlgefeges wahr zu machen, welche eine Vermehrung der Bahl der Abgeordneten infolge steigender Bevölkerung in Aussicht nahmen(§ 5) und die Abgrenzung der Wahlkreise einem Bun­desgefetz übertrugen(§ 6). Die Unterschiede in den Ziffern der Wahlberechtigten in den einzelnen Wahlkreisen find im Laufe der Jahre dermaßen groß geworden, daß für die Wähler nicht nur Berlins  , sondern noch einer recht beträchtlichen Anzahl anderer und zwar im Wesentlichen städtischer Wahlkreise von dem " gleichen" Wahlrecht, welches die Verfaffung zufichert, kaum noch die Rede sein kann. Denn schließlich besteht das gleiche Wahlrecht doch nicht nur darin, daß innerhalb eines und deffelben Wahlkreises die Stimme des einen Wählers ohne Rücksicht auf seine gesellschaftliche oder Vermögenslage ebenso viel wiegt wie die jedes Andern, sondern der Begriff des gleichen Wahlrechts erfordert auch, daß das Recht, je einen Vertreter zu wählen, auf die Gesammtheit der Wähler im Deut schen Reiche wenigstens annähernd gleich vertheilt ist. Daß diese Auffassung von dem gleichen Wahlrecht eine finngemäße ist, wird ja auch durch die bloße Existenz des oben angeführten § 5 zweifelsfrei festgestellt. Bwed dieses Paragraphen wie des § 6 fonnte und kann doch nur sein, Ungleichheiten in dem Wahlrecht der Bevölkerungen der einzelnen Kreise, wie man fie auf Grund der voraussichtlichen Bevölkerungszunahme schon damals kommen sah, zu beseiligen. Ein flares Bild von diesen Ungleichheiten, die nicht nur nicht ausgeblieben find, sondern alle in dieser Beziehung gehegten Erwartungen noch übertroffen haben, erhält man durch nachstehende Gegenüberstellung der Biffern der Wahlberechtigten in den fünfzehn best und den fünfzehn schlechtestgestellten Wahlkreisen seit 1877:

1877

dem einen höheren Lohn fordernden Arbeiter sagt, derfelbe sei Schaumburg- Lippe  . 7181 im Unrecht mit feiner Forderung, diese sei übertrieben"," un­begründet" oder gar wie es schon oft geheißen hat un so behauptet die Unternehmer- Berufsgenossen- Coburg   I.

Berichämt",

-

-

Waldeck  . Lauenburg  .

Schaft, wenn der verlegte Arbeiter mehr Rente fordert, als fte Rappoltsweiler ablen will, er übertreibe" die Unfallfolaen, er habe es darauf Reuß ältere Linie  abgefehen, durch Vorspiegelung falscher Thatsachen" eine über Deutsch Krone Rege" Rente fich zu fichern. Es ist immer ein und dieselbe Selodie mit etwas verändertem Text, die wir zu hören bekom men, sobald die Intereffen der Arbeiter gegen die der Unter nehmer, betreffend die von letteren gegen jene zu erfüllenden Neustettin. Bahlungsleistungen, ins Spiel treten. deren Löwenberg  .

also 1887 gegen 1877 +947

9 654

.

11 352

11 466

1884 1887 7786 8128 10 399 10 854 11 587

+1200

.

10 344

11 406

13 170

12 040

11 923 12422

10 401

11 350

12 467

·

11766

12 248

12 626

13 352

12565

12 638

.

+235 +1579 748 +2066 860 714

12 348

12 753

12 889

12628

12 756

13 052

14 196

12572

13 200

Tuchel Konit.

13 494

13 800

14 338

15 096

14512

14 557

13 650

14223

14 667

Sigmaringen  zusammen 183 901 oder durchschnittlich. 12 260

15 269

14 386

14 676

184 262 12 284

190 024

12 668

Gebweiler. Fraustadt  Krotoschin  

abzuwenden, dazu haben die Berufsgenossenschaften doch Nordhausen  

wohl wirksame Mittel genug

itets

-

und sie haben solche Mittel auch

3 benußt. Wie außerordentlich hoch in ihnen das Mißtrauen

Gegen die eine Unfallentschädigung beanspruchenden Arbeiter Susgebildet ist, das beweisen uns die Verhandlungen und Ent­

-+-++-+

541

424

996

844 539

+1017

-

593

+6123

+408

der Bahl der Wahlberechtigten bei den fünfzehn bevölkertsten Wahltreisen:

heidungen der Schiedsgerichte und des Reichsversicherungsamts! Wahlberechtigten, welche fich durchschnittlich für die zehn Sie haben schon sehr, sehr viele Arbeiter in rücksichtslosester Jahre von 1877 bis 1887 nur auf 33 Prozent oder pro Weise unter den Verdacht der Simulation gestellt ohne jeden Jahr/ pCt. berechnet, stehen nun folgende Veränderungen in ber Hente oder gänzliche Befiefung von derselben zu erzielen, ichhaltigen Grund, lediglich in der Abficht, eine Ermäßigung wie die Alten der oben erwähnten Behörden ausweisen. Die Baugemerisztg." allerdings glaubt, noch besonders wirksame Mittel gegen die Simulanten empfehlen zu müssen, nämlich: picharfe Kontrole, Ueberweisung der Simulanten in ein Kranken baus mit strammer Disziplin und energische Verfolgung der Etlaroten wegen Betruges bezw. Betrugsversuchs".

Lotion

Samburg 11 Chemnit Hannover  

7701

6 323 6 196

6741

1877

1884

34 612

36 522

30 855

36 620

1887 39 391 39 786

1887 gegen 1877 3779 8.931

32 857

37 066

40 558

Duisburg  Effen. Elberfeld  

34 250

39 597

40 573

35 946

42 324

42 142

35 655

39 273

42 396

35 356

43 025

44556

32 738

40 710

45 939

29 179

40 338

47 800

München   11

39 084

55 045

52 397

40 261

47 662

54 107

+

Bochum  . Berlin   11

49 057

62 352

63 607

+

30521

56 933

65155

+

IV

42707

72 100

79 222

"

VI

86 323

"

Dortmund  Leipzig  - Land

Die Stromme Krankenhaus- Disziplin" fann allerdings Bemandem die Lust zur Simulation verleiden; es ist aber auch ton fehr häufig dagewesen, daß dieselbe von wirklich Stranten und Erwerbsunfähigen, hinter denen man Simu­vermuthete, als unerträgliche Quälerei empfunden Hamburg   I murde, so daß dieselben gerne fich für gesund erachten lihen, nur um die Qual los zu werden. Meint doch die Baugewert Beitung" selbst zu ihrem Vorschlag obiger Mittel: Ratürlich muß hierbei mit der größten Vorsicht vorgegangen Eduldigen in einer empfindlichen und harten Weise be damit nicht der Unschuldige zugleich mit dem

werden,

läftigt wird."

litigt bat".

Berhalten der Berufsgenoffenschaften, welches Entschädigungs Was von der Vorsicht" zu erwarten ist, lehrt das seitherige beredtigte oft genug in empfindlicher und harter Weise be­Erwähnenswerth ist nur noch, daß in dem betreffenden

bie erste gemacht wird. Es heißt:

Teltow  

9 200 13 201 18 621 13 313

13 846

14520

34 634 +36 515 41 232 74 898 +45 091 +239 612 zusammen 544 340 724 465 783 952 48 298 52 263+15 974 oder durchschnittlich 36 289 Hier beträgt also die durchschnittliche Zunahme an Wahlberechtigten feit 1877 nicht weniger als 44 Prozent over pro Jahr 4,4 Prozent. Die Zunahme war also durch febnittlich 13 Mal so groß, als bei den vorerwähnten wenigft bevölferten Wahlfreifen. Angefügt sei hier noch ein Vergleich ganzen Neich:

un follte man meinen, daß die Aerzte doch die geborenen mit den Durchschnittsziffern für die Wahlberechtigten in dem

Belämpfer der Simulation sein müßten.

Die von den

Ueber das augenblicklich größte Obdachlosen- Asyl der Welt, das sogenannte Berliner Städtische Obdach", ist soeben der Verwaltungsbericht vom 1. Oftober 1887 bis 31. März 1888 erschienen. Die Aufmerksamkeit, die solchen behörd lichen Veröffentlichungen entgegengebracht wird, ist noch eine viel zu geringe. Und doch ruht in ihnen eine Fülle des Mate rials, man nimmt Einblicke in das soziale Leben, wie sie keine Sittenfchilderung wiedergiebt. Das Städtische Obdach", das früher in der Friedenstraße ein unwirthliches Heim hatte, besteht. aus dem Asyl für obdachlose Familien und dem für nächtliche Obdachlose; es wurde am 24. Oftober 1887 feiner Bestimmung. übergeben. Vom 1. Oftober 1887 bis 31. März 1888 fanden 608 Familien( 2061 Personen) Aufnahme, in dem gleichen Zeit­raum wurden beherbergt( 5 Nächte) 125 265 Männer, 5075 Frauen, 112 Kinder. Der Verwaltungsbericht äußert über diese Letzteren Bablen: Die Reinlichkeit und die Ordnung in den Anstaltsräumen, die Gelegenheit unentgeltlicher Reinigung des Körpers und der Kleider, die Abend und Morgenverpfle gung 2c. fonnten naturgemäß nicht ohne Einfluß auf die Frequenz in der neu errichteten Anstalt bleiben. In demselben Maße, wie fich diese Menschen unwürdigen, meift in dunkeln Rellern belegenen, von Schmutz starrenden, alle Krankheitsteime in fich bergenden Pennen entleerten, nahm der Verkehr im städtischen Obdach zu. Es tann wohl behauptet werden, daß das städtische Obdach für nächtlich Obdachlose von ungemein fegenereichem Einfluß auf den Gesammt- Gesundheits zustand Berlins   ist, einerseits durch die Möglichkeit, die bei Auftreten einer ansteckenden Krankheit in der Regel zuerst damit behafteten obdachlosen Personen sofort in die betreffenden Krankenanstalten zu schaffen, bevor sie den Ansteckungsstoff weiter getragen haben, andererseits aber durch die getroffenen Bades einrichtungen und die Desinfektion der Kleidungsstücke, wodurch mancher Krankheitsstoff im Keime vernichtet wird." Auch die Anfänge eines Arbeitsnachweises sind gemacht worden. Die Verpflegungskosten der ,, Nächtlichen betrugen in dem halben Sabre 10 710,10 Mart; es tamen demnächst auf die Person und den Tag 0,0821 Mart, gewiß sehr wenig. Hoffentlich gehen spätere Verwaltungsberichte auf die Ursachen des Here unterkommens der Asyliften ein. Bei dem ungeheuren Material, das in den Alten und durch persönliche Erfahrungen der Ans staltleiter aufgespeichert ist, ließe sich noch viel hervorfördern. Auch das ,, Privat- Asy!" ist nach wie vor übervölfert; mit dem Wachsen der Reichshauptstadt steigt auch das Elend.

Den Schwalbensonntag sollte man den letten Sonntag nennen; denn nach der Anschauung des Volkes soll an dems selben der Fortzug der Schwalben aus unseren Gegenden seinen Anfang genommen haben. Der Glaube ist uralt; er stammt noch aus der Zeit, da die Mark Brandenburg, wie der gesammte deutsche Norden, fatholisch war, um Maria Geburt" aber, fo fagte man damals in dieser Gegend, sollen die Schwalben ihre