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Beilage zum Berliner Volksblatt.
Nr. 224.
Lokales.
In der Entwickelung des gesehlichen Krankenkaffenwesens macht sich in letterer Beit bei uns und auch wohl in anderen großen Städten die Erscheinung bemerkbar, daß die Begriffe Raffenvorstand" und" Kaffenarzt" einen vollendeten Gegenfaß bedeuten. Wir haben erst in den letzten Lagen über eine Versammlung der Bäder zu berichten gehabt, die fich mit diesen Dingen in recht lebhafter Weise beschäftigte, und es würde uns gar nicht wundern, wenn ähnliche Vorgänge in anderen Krantenlaffen folgten. Daß das Kaffenwesen durch folche Vorgänge in der öffentlichen Achtung nicht gewinnt, leuchtet wohl ohne weitere Erörterung ein. Es scheint uns dess halb nöthig, die Frage zu erörtern, wie fönnen derartige Reibereien zwischen Kaffenvorständen und Aerzten vermieden werden. Die Beantwortung dieser Frage ist von ganz be fonderer Wichtigkeit, besonders für die freien Kaffen, die ihren Mitgliedern in der eigenen Wahl der Unterstügungsmittel in Krankheitsfällen einen ziemlich weiten Spielraum laffen, im Gegensatz zu den Orts- und Betriebskaffen, welche den Arbeitern in diefer Beziehung so ziemlich ganz abhängig machen von der Willfür des Kaffenvorstandes. Diesen Vorzug aber müffen die freien Kaffen fich durch eine forrette Geschäftsführung zu wahren suchen. Daß der Kaffenvorstand von dem Vertrauen der Mitglieder getragen sein muß, ist selbstredend. Daß der Vorstand die Interessen der Kaffe zu wahren sucht, burch eine frarfame Verwaltung, durch gute Rathschläge an die erfranften Mitglieder, durch billige Beschaffung von solchen Heilmitteln, Apparaten u. dergl., die in großen Mengen gebraucht werden, das ist ebenfalls in der Ordnung. Anders aber ftellt sich die Sache mit den Kaffenärzten. Wohl nur wenige Derfelben find gegen ein festes Gehalt von den freien Kaffen engagirt. Wo es aber der Fall ist, soll man das Aerzte honorar auch nach dem Umfange der dem Arzte zugewiesenen Beschäf tigung bemeffen. Wird mit dem Arzte ein besonderes Abkom men über die Höhe des Honorats getroffen und dies für jede einzelne Leistung berechnet, wie es wohl bei den meisten freten Kaffen der Fall ist, so muß man fich hüten, hier das bekannte Ronkurrenzsystem eintreten zu laffen, und die Säße des Arztes fo lange zu ermäßigen, als ein anderer fich zu billigeren Sägen anbietet. Der Arzt wird mit dem Moment, wo er in den Dienst der Kaffe tritt, ebenfalls Arbeiter, und es wäre unge. recht, ihn nun nach denjenigen Grundsäßen zu behandeln, die beute jeder einfichtige Arbeiter als verdammenswerth erkannt bat.
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Unsere Leser werden uns gewiß nicht nachsagen fönnen, daß wir den Herren Aerzten sonderlich gewogen wären und ihnen einseitig das Wort reden; wir haben oft genug bie zünftlerischen Bestrebungen der ärztlichen Standesvertretung und wo fie fich sonst in ärztlichen Kreisen gegenwärtig bemerkbar macht, gegeißelt; aber das kann uns nicht hindern, da für die Leute einzutreten, wo fie im Rechte find. Einen Arzt, der sich das Vertrauen der Kaffenmitglieder erworben hat, soll man eher beffer honoriren, als ihn etwa, infolge der größeren Bahl seiner Batienten, in seinen Einnahmen herunterzudrücken suchen; das ist das einzige Mittel, um dem vielbeklagten Zustande ein Ende zu machen, die Kaffenmitglieder von den Aerzten als Patienten zweiter Klaffe behandelt zu sehen. Wenn aber von den Aerzten gegenwärtig die sogenannten„ Bohrversuche" der Kaffenvorsteher bellagt werden, welche von den Honorarbeträgen der Aerzte noch Prozente" fürzen wollen man ist zweifelhaft, ob für fich oder zu Gunsten der Kaffe so haben die Aerzte hieran Selbst schuld! Diese Unfitte ist viel älter als das Kaffenwesen und von den Aerzten bereits vor vielen Jahren praktizirt wor ben, anderer Gestalt, nämlich zuerst in 10, daß Bandagisten, Apotheker u. f. w. den Herren Aerzten Brozente zahlten. Diese„ Schmierkur" ist dann von ärztlicher Seite gegenüber den Kaffenvorstehern angewendet und droht nun den Herren über den Kopf zu wachsen. Wir wünschten, daß Jeder Raffenbeamte sofort entlassen würde, dem die Annahme von Geschenken des Arztes oder anderer Personen, Die Einnahmen aus der Kaffe für ihre Gegenleistungen beziehen, nechgewiesen wird. Es ist gleichgiltig, ob diese Geschente in baar oder in Naturalien erfolgen. Am besten werden solche Durchstechereien vermieden werden, wenn die freien Kaffen dafür forgen, daß eine ausreichende Anzahl tüchtiger Kaffenärzte beftellt wird und jedem Kaffenmitgliede überlassen bleibt, sich im Krankheitsfall an denjenigen zu wenden, zu dem er das meiste Bertrauen hat. Gerade in der Möglichkeit solcher freiheitlichen Einrichtungen liegt die Zukunft und der Vorzug der freien
Berliner Sonntagsplanderei.
R. C. Nun hat der Herbst auch offiziell seinen Einzug gehalten, ohne viel Sang und Klang, aber er ist da, jeder Ralendermann zeigt uns die Thatsache unzweifelhaft an. Gewiß ist es tein 3eichen von besonderen gesellschaftlichen Allüren, wenn man häufig anfängt vom Wetter zu sprechen, es scheint uns aber der Uebergang von einer Jahreszeit zur anderen deswegen erwähnenswerth, weil wir im Kreise unferer Damenbekanntschaften das unverkennbare Bestreben bemerken, die wärmere Periode des Jahres möglichst zu vers längern, und geschähe das auch nur durch recht energisches Ignoriren der kommenden falten Tage.
nein, es find eigentlich So sehen wir Strohhüte feine Strohhüte mehr, sondern Wunderwerke moderner Putz befront von Severn, wie sie stolzer kein Strauß in Afrika macherkunft, hergestellt aus Massen des duftigsten Tülls und trägt. Allerdings, ein ungalanter Regenguß würde in fürzester Zeit aus dem zarten Kunstwert eine unförmliche Masse bilden, doch der Regen ist nicht ungalant, er straft das Wort Sch llers von den Elementen, die das Gebild der Menschens hand haffen, einfach Lügen, und was er im vergangenen Sommer unter feinen Umständen hätte aufkommen lassen, bas erträgt er im Herbst wie ein echter Ravalier.
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Hatte nun der Sommer der reisenden Bourgeoisie einen Strich durch die Rechnung gemacht, so wird sie der freund liche Herbst in reicher Weise dafür entschädigen. In einem belgischen" fashionablen" Babe, wo nur die„ Trême" der Gesellschaft das mühsam durch andere Leute erworbene Geld verpraßt, findet augenblicklich eine Ausstellung besonders schöner Damen statt, und wer so vorsichtig ist, die nöthigen Goldkronen zu befißen, der kann sich an diesem Sammelfurium moderner Weiblichkeit nach jeder Richtung hin er Maftvieh, Rößen. Man stellt heutzutage alles aus Hunde, Gegenstände der Industrie und Technik, und es kann nur als ein erfreuliches Beichen weitgehender Toleranz be trachtet werden, daß sich unter den bevorzugten Besuchern ber theuren Lurusbäder Ehemänner finden, die ihre eigenen Frauen ausstellen. Weshalb nicht? Vielleicht gewinnt
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Sonntag, den 23. September 1888.
Kaffen, während die Zwangskaffen durch ihre beengenden Be stimmungen über die Krankenbehandlung bei den Arbeitern mißliebig find. Es kann nicht geduldet werden, daß diese Vorzüge der freien Kaffen von herrschsüchtigen und diktaturlusternen Bor. stehern, und hätten sie noch so viel Verdienste um ihre Kaffe, in den Hintergrund gedrängt werden, denn durch solches Ge bahren kann die Eriftenz freier Kaffen schwer gefährdet werden.
unterbreiten wollen.
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Die große Volksversammlung, die am Sonntag, den 16. d. M., in der Neuen Welt in der Hafenhaide stattfinden sollte, mußte ausfallen, weil die Direktion der Aktiengesellschaft das Lokal nicht hergeben wollte. Es liegen uns über diese An gelegenheit folgende Schriftstücke vor, die wir unsern Lesern Amts Vorsteher. J.-Nr. 17 433. Rig dorf, den 13ten September 1888. Auf die Anzeige vom 10. d. Mts. betreffend die am Sonntage den 16. d. Mts. beabsich tiate Volksversammlung in dem Etablissement Neue Welt" er öffne ich Ihnen, daß ich die Bescheinigung über den Eingang diefer Anzeige refp. die Genehmigung zur Abhaltung der Ver fammlung nicht zu ertheilen vermag, weil einmal in der Anzeige nicht die Stunde angegeben ist, zu welcher die Versamm lung beginnen soll, und weil zum andern nach den stattgehabten amtlichen Recherchen die Direktion der Schloßbrauerei als Be fizerin des Etablissements Neue Welt" ihre Genehmigung zur Abhaltung der Versammlung in dem Lokale nicht ertheilt hat. Der Amtsvorsteher Boddin. An Herrn Richard Niemet. fcheck hier, Feldstraße 15. Der Einberufer ließ sich hierdurch, namentlich durch die amtlichen Recherchen", nicht abschrecken und meldete zum Sonntag, den 23.( also heute) eine neue Versammlung an, nachdem er die festeste und bündigste Erklärung von Seiten der Direktion über die Hergabe des Lokals erhalten hatte. Zu seinem Erstaunen erhielt er nun unter dem 20. b. M. folgendes Schreiben: Ew. Wohlgeboren theilen wir hierdurch ergebenst mit, daß wir nach näherer Informatien zur Abhaltung von Versammlungen in unserem Etablissement Neue Welt", welches ausschließlich nur zu Vers anügungszwecken bestimmt ist, der Genehmigung unseres Auffichtsrathes bedürfen, denselben einzuberufen war uns bei der Kürze der Zeit unmöglich. Aus diesem Grunde bedauern wir Ihren Wunsch ablehren zu müssen umfomehr, als wir Ihnen Beit geraubt und für unseren Theil feinen Grund zur Ablehnung gehabt hatten. Hochachtungsvoll die Direktion der Bergichloßbrauerei Attiengesellschaft. Steiber. Hartmann."
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Wir haben diesem merkwürdigen Schriftstüd gegenüber natürlich nicht Stellung zu nehmen, nur eins möchten wir be merken. Wenn die Arbeiter in dem ausschließlich" dem Ver gnügen gewidmeten Etablissement nicht auch einmal ernste An gelegenheiten besprechen dürfen, so fönnen fie für ihre Ver gnügen fich auch auf andere Lokale mit weniger eng begrenzten auffichteräthlichen Bestimmungen aussuchen. Die Direktion der Bergschloßbrauerei dürfte dann erst über die wirkliche Tragweite ,, amtlicher Recherchen" aufgellärt werden.
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Man müßte in die Märchen- Galoschen Andersen's Schlüpfen, um sich heute in das alte Berlin, das Berlin ohne Gas und Eisenbahn zurückverseßen zu können. Mitten durch das Herz der Stadt, auf Viadukten, welche die Straßen über spannen, saust heute das Dampfroß. An Sonn- und Festtagen befördert die Stadtbahn Tausende und Abertausende aus dem Weichbilde Berlins hinaus, und in wunderbarer Selbsidisziplin verkehrt das Bubklifum it dem Schulmeister die Jugend einbegriffen ohne Schaffner, ohne Anleitung auf der Stadt. bahn, als ob fie bereits seit langen Jahren vorhanden wäre. Die mächtige Entwickelung des Eisenbahnwesens im engeren Vater lande innerhalb fünfzig Jahren tritt uns imponirend vor das Auge, wenn wir auf die ersten schüchternen Versuche zurückblicken. Ging doch gerade vor fünfzig Jahren der erste Eisenbahnzug von Berlin nach Zehlendorf ab. Jede bedeutsame Neuerung findet Gegner und Spötter. Aber selbst durch vernichtende Prophezeiungen eines preußischen Generalpoftmeisters läßt sich ein neuer, mächtiger Kulturfaktor nicht beseitigen. Trog Nagler hat die Eisenbahn einen damals selbst von ihren wärmsten Für Sprechern nicht geahnten Aufschwung genommen. Mit höchstem Interesse wird man heute die Berichte der Vosfischen Beitung" über die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Berlin Behlendorf lesen. Die Vosfische Beitung" vom 17. September 1838 berichtete aus Potsdam: Die Probefahrten auf der Eisenbahn zwischen hier und Behlendorf haben bis jest täglich stattgefunden, und mit dem besten Erfolg. Die beiden hierzu bestimmten Lokomotiven, der Pegasus" und der Adler" fahren abwechselnd alle Vormittage von hier nach Zehlendorf und von da zurück,
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gerade eine von diesen den Preis, und wie man heute Geld verdient, darüber darf sich ein moderner Staatsbürger feine Strupel machen.
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Alle theenippenden und zwiebackstippenden Dichter und Dichterinnen besingen in ästhetischen Reimen die Würde der Frau, fie preifen dieselbe als die Krone der Schöpfung, und daß die Frauen himmlische Rosen ins irdische Leben flechten, das weiß jeder Ehemaun aus Schillers Worten. Wo findet sich nun der jambenbegabte Mensch, der jene Ausftellung, die neueste Errungenschaft der sich langweilenden oberen Behntausend, in würdiger Weise besingt? Ist der russische Fürst, der die erste preisgekrönte Schönheit wahrscheinlich entführen wird, um sie dann weiter zu geben, wenn
er ihrer überdrüssig geworden ist, noch nicht gefunden? Jebenfalls befindet sich die Leitung das west europäischen Harems in den besten Händen; es sind Journalisten, Maler, Bildhauer, Aerzte und Mitglieder der Kasino Kommiffion des betreffenden Bades, welche das schwierige Amt übernommen haben, von all' den Schönen die Schönste heraus zu suchen. Natürlich werden jene Herren die nöthige preisrichterliche Qualifikation in vollem Maße befizen; daß sie Anlage dazu haben, das beweisen die Künstlerprozesse, die ja auch hier in Berlin vor einiger 3eit gewisses und für manche Leute recht peinliches Aufsehen erregten. Das beste Geschäft machte damals bekanntlich Fräulein Bertha Rother, die infolge ihres Künstlerberufes fürzlich beinahe sogar dem Adel verfallen
wäre.
Immerhin muß es auffallen, wie zart und sinnig die Vertreter und Inhaber aller Bildung und aller Vorzüge sich zu amüsiren verstehen. Haben sie sich bei ihren Parforcejagden, bei ihren Wettrennen, bei Trinkgelagen und Spielpartien hinlänglich vergnügt, finden sie an all' diesen Dingen feinen Genuß mehr feinen Genuß mehr nun, so kommen die Weiber" an die Reihe, und hat man deren nicht genug in der Nähe, fo wird ein Preisausschreiben veranstaltet: Die Schönste erhält eine gewisse Summe, und für Geld sieht man bekanntlich den Teufel tanzen".
Natürlich liegt in der Sumuthung, sich für Geld sehen
5. Jahrg.
wobei eine Reihe Waggons angehängt werden. Beide Lokomotiven find von den Herren Stevenson und Komp. zu Newcastle on Tyne gebaut; der Pegasus ist größer und hat mehr Kraft als der Adler. Die Fahrt von hier nach Behlendorf wird im Durchschnitt in 15 Minuten zurückgelegt, der Pegasus fann fte in 10-12 Minuten machen. Am 18. b. wird diese Bahn für das Publikum geöffnet sein und täglich so oft be fahren werden, als die Umstände es gestatten. Anfang Novem ber wird die ganze Bahn von hier nach Berlin eröffnet; man wird diese vier Meilen in 30 Minuten zurücklegen. Die Einrichtung der Waggons ist ebenso bequem als elegant; ein Plat auf dem elegantesten wird 15 Sgr., auf dem andern nur 6 Sgr., toften." Die Wagen der zweiten Klaffe waren mit gepolsterten Sigen und Rüdlehnen, aber nicht mit Seitenlehnen versehen: unter den Wagen der dritten Klaffe befanden sich sogar unver deckte, so daß die darin beförderten Reisenden den Unbilden der Witterung wie auch dem Kohlengrus der Lokomotive ausgesett waren. Am nächsten Tage bringt die Voffische Beitung" die Nachricht, daß die Eröffnung von Potsdam bis Behlendorf für das Publikum noch um einige Tage verschoben ist. Wörtlich heißt es weiter: beut wird indeß abermals eine Ver fuchsfahrt von den Direktoren und Repräsentanten der Gesellschaft gemacht werden. Genau ist der Tag der Eröffnung noch nicht festgestellt." Der Bug enthielt 11 Wagen mit über 230 Personen die Fahrzeit währte 26 Minuten; die Rückfahrt wurde ,, alstald" wieder angetreten. Hierauf speiste," schreibt der Berichterstatter, ein großer Theil der Gesellschaft in dem Café d'Elysée, welches Herr Heinzelmann daselbst errichtet hat. Hier aber stellte sich ein Nachtheil der Eisenbahn ein, indem nämlich die Gesellschaft ungleich früher angelangt war, als eine Fuhre mit Wein es vermochte, der bei Tische getrunken werden sollte. Inzwischen war für diesen unvorhergesehenen Fall doch bald Rath geschafft und das Mittagsmahl wurde in fröhlicher Stimmung eingenommen. Nach Tisch wurde eine zweite Fahrt nach Behlendorf in 21 Minuten gemacht. Beide Male war die Dampffraft abfichtlich noch bedeutend gemäßigt, auch diese zweite lief vollkommen glücklich ab. Viele Tausende von Zuschauern hatten fich sowohl in Potsdam als auch in Behlendorf ver fammelt; hier drängten fich die Wagen, welche das Publikum herübergeführt hatten, förmlich. Am 21. September, Mittags 12 Uhr, findet die eigentliche feierliche Eröffnungsfahrt statt. Da ohne Zweifel auch für diese das Publikum fich zakl reich einfinden wird, so ist zu wünschen, daß für die Fahrt zwischen Zehlendorf und Berlin die nöthigen Mittel des Forts tommens vorhanden sein mögen, ohne jedoch, wie es leider so oft eintritt, das Publikum der Willfür in Stellung der Preise zu sehr auszusetzen." Nachdem die feierliche Eröffnung der fertigen Strecke Potsdam Behlendorf am Freitag, den 21. Sepa tember, stattgefunden hatte, brachte die Vosfische Beitung" am nächsten Tage nachstehenden Bericht aus der Feder L. Nellstab's: " Die Eröffnung der Berlin- Potsdamer Eisenbahn auf der Strecke von Potsdam nach Behlendorf, hat heut unter den günstigsten Verhältniffen stattgefunden. In gewiffer Beziehung ist dieses Ereigniß, da es den Anfangspunkt der Benußung Der Eisenbahnen im preußischen Staat bildet, für diesen eines der wichtigsten des Jahrhunderts. In der Geschichte der Industie wenigstens dürfte ihm feins an die Seite zu setzen fein. Der Potsdamer Bahnhof, deffen schöne Gebäude noch nicht ganz vollendet find, war mit einem interimistischen Auf bau versehen, welcher einen größeren Salon und zwei kleinere elegant eingerichtete Gemächer, als Versammlungsorte für die Abreisenden bei üblem Wetter, enthält. Den Weg dahin hatte man mit Kränzen, Blumengewinden und Fahnen verziert. Schon vom frühen Morgen an bot die Gegend um den Bahnhof ein belebtes Schauspiel dar; gegen die Mittagszeit aber waren Taus sende von Buschauern herbeigeströmt, welche auf der Brücke, in den ringsum gelegenen Gärten, Wiesen, Feldern und Wegen fich in bunten Gruppen vertheilt hatten, um der Abfahrt beizuwohnen. Es waren zu derselben über dreihundert Billete auss gegeben worden, und sechszehn Wagen wurden von den beiden Lokomotiven ,, Adler" und" Pegasus" gezogen. Auf dem vordersten Wagen wehten Fahnen in den preußischen Farben und mit dem preußischen Adler geschmückt. Dieser und die Lokomotiven waren gleichfalls mit Laubgewinden geschmückt. Kurz vor zwölf Uhr wurde das Beichen zum Einsteigen gegeben. Auf dem ersten Wagen befand sich ein Musikchor und unter schmetterndem Hörner und Trompetentlang und den Freudenschüssen aufge stellter Böller sette fich mit dem Schlag 2 Uhr der Bug in Bee wegung. Ein schneidendes Pfeifen gab das Signal zur Abfahrt.
zu lassen, keine Brutalität, es ist das zarteste Anfinnen, welches an eine ,, Dame" nur gestellt werden kann man ist ja in der Lage, bezahlen zu können, und was man heute mit klingender Münze sich leisten kann, das ist alles wohl anständig, es ist sogar vornehm, feudal- chic! Ge wiß mag es ein seltsames Vergnügen für die alten und jungen Greise sein, lüfternen Blickes die schönen Leiber betrachten zu können, sie lassen es sich übrigens ein schönes Stück Geld fosten, denn jede der zur Konkurrenz zugelassenen Damen kostet dem Komitee während ihres Aufenthaltes in Spa, das ist der Name des Bades, täglich fünfzehn Franken.
Indeffen wird sich das Geschäft schon bezahlt machen. Für solche Sachen haben die Stüßen der modernen Gesellschaft immer Geld, und mancher ehrsame Herr, der sonst von Tugend trieft, wird sich unter den Bewunderern der ause gestellten Schönheiten befinden. gestellten Schönheiten befinden. Manches Augenpaar, welches sonst nur fromm zum Himmel blickt oder zerknirscht über die eigene Sündhaftigkei den Erdboden sucht, wird freundlichen Blickes dem Menschenfleisch seine Aufmerksam teit schenken, welches hier dem banknotenbesitzenden Theile der Menschheit gezeigt wird.
Es ist doch einmal etwas Neues man kann sich nicht immer mit dem Althergebrachten begnügen, die Idee ift originell, fie findet den Beifall aller Leute, die wirklich Geschmack und Geld besigen. Wäre aber nicht auch einmal eine Ausstellung anderer Frauen am Plaze.
Beige man einmal jenen Leuten, die gloßenden Auges die blühenden Schönheiten bewundern, auch jene Frauen, die fiech und verfümmert von übermäßiger Arbeit mühsam ihr Leben fristen, die im Dampf und Staub der Fabriten niemals zu voller Entwickelung gelangen, die Kindern das Leben geben, die vom ersten Tage ihrer Geburt an den Reim tödtlicher Krankheit in sich tragen, und die wieder Väter und Mütter eines entnervten, verfrüppelten Geschlechts werden!
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Wahrlich, für diese Frauen giebt es feinen Raum in dem eleganten Saale eines Lurusbabes sie sind zu zahle reich, sie finden sich überall, wo der Moloch Kapital herrscht.
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