daß manches Fünfpfennigftüd ausgegeben wird, wo man mit Ein oder Bweipfennigern dem Bedürfniß ebenso gut hätte entfprechen können, und die Hausfrauen, besonders die der Arbeiter, müssen nach Pfennigen rechnen. Der Mangel dieser Münzen im Aleinverkehr ruht nun wohl daher, daß deren Umlauf, theils aus Bequemlichkeit, theils weil es allerdin 3 in der Regel faum möglich wäre, bei Auslöhnungen genügende Beträge davon zufammenzubringen, auch von Seiten der Berliner Industrie nicht befördert wird. Die meisten industriellen Werte zahlen Ein- und Zweipfennigstüde überhaupt nicht aus, sondern runden webenfalls die Lohnbeträge auf 5 Pfennige ab, um die Auszahlung der Gehilfen und Arbeiter zu erleichtern und zu bes Schleunigen. So fehlt thatsächlich in Berlin das„ Kleingeld" für den täglichen Marktverkehr. Vielleicht wird man in anderem Sinne scherzend sagen: Nun, wenn nur das große nicht fehlt," fparfame Hausfrauen aber wiffen sehr wohl, daß erst hundert erfparte Marktpfennige ein Markstück in die Sparbüchse geben.
Kleine Ursachen. Aus eigenthümlicher Ursache wurde eine Hochzeit in Friedrichsberg am Mittwoch verschoben. Die Tochter eines Eigenthümers war früh standesamtlich getraut worden, Nachmittags sollte die Einsegnung der Ehe in der Kirche stattfinden. Die Gäste waren geladen, zum Theil schon er schienen. Die Braut befand sich unter den Händen der Friseuse, Die thr eben den Brautfranz in das Haar flechten wollte, da be Tam die Braut ein„ dickes Geficht". Von Minute zu Minute schwoll die eine Wange an, alle Eymmetrie in dem holden Antlige störend. Vergebens verficherten die Brautjungfern, daß thr das dicke Geficht ganz gut stehe", vergebens versicherte die Mutter, fte sei auch mit einem dicken Geficht zum Traualtar gegangen, die Tochter blieb dabei, so gehe fie nicht in die Kirche. Schließlich mußte die Beremonie in der Kirche, sowie der Hoch zeitsschmaus abbestellt werden. Die Brautjungfern mußten ihre neuen Toiletten ablegen, die Gäste wieder nuch Hause gehen. Die Hochzeit wurde auf acht Tage verschoben. Hoffentlich bleibt die Braut dann von jedem Unfalle verschont.
"
Im neuen Berliner Theater" wäre bei der vorgestrigen Aufführung des Demetrius beinahe ein größeres Unglüd paffirt. Während des vierten Aktes gerieth eine Statistin, Fräulein F., mit den Kleidern an den elektrischen Aprarat, der zur Ereugung von Sonne und Mond auf der Bühne dient, und so gleich fingen Kleid und Perrücke Feuer. Nur durch das rasche Eingreifen zweier Statisten, die sofort die bereits auffladernde Flamme erfickten, ist die Dame aus großer Gefahr errettet worden. Bu bewundern ist die Geistesgegenwart der jungen Dame, die feinen Laut von sich gab. Ein einziger Ruf hätte unabsehbare Folgen nach fich ziehen können. Glücklicherweise blieb der ganze Vorgang dem Publikum und sogar dem größten Theil der Schauspieler und Statisten verborgen, so daß das Spiel teine Unterbrechung erlitt. Uebrigens wäre es wünschenswerth, wenn auch die Pagen, welche im legten Att mit Fackeln auftreten, mehr Acht geben würden. So saben wir, schreibt die B. 3.", bei derselben Vorstellung, wie einer der Pagen mit Der Fackel der Feder seines Barrets allzu nahe kam, und erst auf einen Buruf dieselbe in angemessene Entfernung von fich brachte. Gerade im Theater ist die größte Vorsicht in der gleichen Dingen geboten; die großen Theaterbrände der Izten Jahre reden in dieser Beziehung eine eindringliche. Sprache.
Groffener in Reinickendorf . Vorgestern Abend gegen 7 Uhr brannte die mit Stroh, Heu und Feldfrüchten gefüllte Scheune des Befizers Salzmann in Reinickendorf gänz lich nieder. Das Feuer hatte sich gegen 7 Uhr so mächtig aus. gedehnt, daß der Feuerschein bis ins Bentrum Berlins hinein fihtbar war. Trosdem die im Norden der Stadt gelegenen Feuerwehrdepots fich zum Aufbruch fertig hielten, wurden die. felben doch nicht alarmirt, vielmehr gelang es den aus den umlegenden Vororten Pankow , Weißensee , Rosenthal , Schönhausen herbeigeeilten Löschmannschaften, eine Weiterverbreitung des Brandes durch Flugfeuer zu verhindern. Die Scheune mit dem gefammten Inhalt, welcher zum Glück versichert war, brannte bis auf die Umfaffungsmauern nieder. Man vermuthet Brand ftiftung.
Das Gerücht von einem Todtschlage in der WeyDingerstraße alarmitte vorgestern Vormittag den Often Berlins und rief große Aufregung unter den Bewohnern der WeyDinger, Linienstraße und den vielen engen Straßen hervor, welche von dieser sich abzweigen und früher den Namen Scheunengaffe I, I, II, IV führten. Es ist eine verrufene Gegend, in welcher das Dirnen und Buhälterwesen florist. Die kleinen, engen und schmußigen Häuser bieten einen sicheren Unterschlupf. Die Wendingerstraße ist wiederholt der Schau play blutiger Echlägereien gewesen und erst jüngst wurde dem Verwalter des Hauses Nr. 7, welcher es sich zur Aufgabe gemacht hatte, das Haus von den Dirnen und Buhältern zu reinigen, übel mitgespielt. Diesmal war das Haus Nr. 6 der Schauplat blutiger Schlägerei. In demselben befindet sich vorn im Keller die Speise Anstalt" von Neumann, ein finsteres Lokal, bes stehend aus einem Vorder- und einem Hinterraum mit aller primitivsten Einrichtung, eine jener Raffeetlappen", welche in der Kriminal Novellistik eine hervorragende Rolle spielen. Die Freundschaft" derfelben besteht wie der Wirth unserem wie der Wirth unserem Berichterstatter mittheilt, allerdings zu seinem größten Leid wefen", aus den dort housenden Dirnen und deren Buhältern, welche besonders in den Frühstunden sich hier zu versammeln pflegen. Als Versammlungsort dient diesen Stammgäften" der nach dem Hofe zu gelegene, an die Küche angrenzende Raum. Auch am Sonntag Morgen wurde das Lotal schon
Kurzum, die Angelegenheit nahm den landesüblichen Verlauf. Der Ehemann wurde beinahe der doppelt ge hörnte Siegfried, wenn nicht die Frau des Hauses noch kurz vor Thoresschluß ein Einsehen gehabt hätte. Allerdings schien sie nicht übel Luft gehabt zu haben, ihrer moralischen That das Motto: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben-vorzuseßen, und in diesem Vorsatz kann sie eigentlich nur bestärkt worden sein, da ihr Herr Gemahl zwar mit etwas Schlotternden Beinen, aber im Grunde genommen doch ohne viele Umschreibungen sein eigenes Liebesabenteuer eingestand. Deffen ungeachtet versucht uns der Dichter einzureden, daß ihr Verhältniß zu ihrem Liebhaber fortan nur ein freundschaftliches" sein soll.
Das Publikum des Residenztheaters amüsirte sich, und als sogar ein exotischer Prinz von dunkler Hautfarbe im afrifanischen Nationalfoftüm gezeigt wurde, und als richtiges Löwengebrüll ertönte, da war dieses exquisite" Publikum hoch befriedigt. Am liebsten hätte man den Löwen wahrscheinlich gesehen.
Man kann nicht sagen, daß das Spiel ein durchaus abgerundetes war, obwohl die mitwirkenden Künstler sich die äußerste Mühe gaben, ein zeitweilig aufteimendes Bischen durch besondere Leistungen vergessen zu machen. Die Dis harmonie in der Darstellung ist hauptsächlich darin zu fuchen, daß der dem norddeutschen Ohr nicht ganz fympathische Wiener Dialekt sich gerade im Residenztheater etwas allzustark in den Vordergrund drängt. Der ,, Weaner" Dialekt mag in den Volkstheatern Wiens angebracht sein, man läßt ihn sich allenfalls in Wiener Kouplets gefallen, im Uebri gen aber möchten wir unsererseits herzlich gern auf diese Beigabe verzichten, vollends wenn die Weaner" hochdeutsch sprechen. Man wird dadurch unwillkürlich an Bahlfellner erinnert, welche grob werden, wenn sie kein Trinkgeld erhalten.
Die Regie war äußerst geschmackvoll.
"
S
H
frühzeitig von einigen dieser Stammgäste", unter ihnen der Arbeiter" Weißpflud, der den Spitznamen Weißkopf" führt, und deffen Braut" besucht. Bald darauf um 5% Uhr fand fich auch der Arbeiter" Ostar Biems mit seinem Freunde " Chokoladen Baul" daselbst ein. Biems ist, nach Angabe des Wirthes, als Schläger und Nadaumacher sehr gefürchtet, das Lolal" ist ihm deshalb vom Wirth wiederholt verboten worden- und da er außerdem mit Weißflud in Feindschaft lebt, so rief sein Erscheinen mit„ Chokoladenflud in Feindschaft lebt, so rief sein Erscheinen mit, Chokoladen Paul" bei ersterem die größte Besorgniß hervor. Es dauerte auch nicht lange, bis fich die Parteien im hellsten Streit be fanden. Jm Verlauf deffelben erwies Weißflud seiner Braut" eine handgreifliche Aufmerksamkeit. Dies fam Biems gelegen, fich an seinem Feind zu rächen; zum Unglüd kam auch noch Schlächter Emil" dazu, ein als Schläger gefürchteter Mensch, und während der Wirth voller Besorgniß diesen von der Theil nahme am Kampfe zuüdzuhalten fuchte, pellten" sich die andern die, Lumpen" buchstäblich vom Leibe. Biems wurde vom Wirth wiederholt zum Verlaffen des Lokals aufgefordert und schließlich an die frische Luft gesetzt. Er fehrte jedoch wieder zurück und warf sich abermals auf seinen Feind. Da ergriff zurüd und warf fich abermals auf seinen Feind. Da ergriff Dieser einen Stuhl und schlug ihn seinem Gegner derart auf den Kopf, daß der Stuhl in Stüde ging und 3. blutend zu Boden sank. Die vom Wirth herbeigerufene Bolizei ordnete, unter persönlicher Leitung des Reviervorstandes, Bolizei oronete, unter persönlicher Leitung des Reviervorstandes, Bolizeilieutenants Echmidt, die Ueberführung des schwer ver legten, inzwischen aber wieder zur Befinnung gekommenen Biems nach dem städtischen Krankenhause am Friedrichshain an. Der hinzugezogene Arzt, Dr. Fabian, fonstatirte vier Wunden am rechten Scheitel und Hinterkopf entlang. Weißfluck wurde verhaftet. Die Kunde von der Schlägerei, die fich inzwischen zu einem Doppelmord aufgebauscht hatte, hatte Tausende von Menschen an den Ort der Schlägeret geführt. Das Lokal blieb einige Stunden geschloffen, wurde dann aber wieder eröffnet. Am 1. Oftober wird dasselbe definitiv geschloffen werden, well der Inhaber deffelben, der übrigens nur die sog.„ halbe Kon zeffion" hat und feinen Echnaps verschenkte, sondern nur Bier, Kaffee und Kuchen 2c. feilhielt, nach einer andern Gegend der Stadt verzicht. Die Polizei freut sich deffen, das Buhälter und Dirnenwesen aber wird dadurch nicht aus dieser Gegend verschwinden, sondern sich verschwinden, sondern sich ein anderes Lokal suchen.
Eine ganze Musikkapelle wurde wegen Ruhestörung" am Freitag früh von Schuyleuten nach einem Polizeirevier im Norden der Stadt gebracht. Für diesen Morgen war nämlich von einem in der Brunnenstraße wohnenden Kaufmann eine 12 Mann starke Kapelle dazu engagirt worden, um feinem Schwiegervater, einem gleichfalls im Brunnenviertel woh nenden Rentier, welcher seinen 70. Geburtstag feierte, ein Ständchen zu bringen. Bum Unglück stand der alte Herr jedoch mit seinem Hauswirth nicht auf freundschaftlichem Fuße und so geschah es, daß, als die Kapelle nach üblichem feierlichem Einleitungschoral zur Lohengrin Duvertüre überging, das Mädchen des Hausinhabers erschien, um das Weiterspielen zu verbieten, da auf dem Hofe nicht mufizit werden dürfe. Der Dirigent der Kapelle erklärte dagegen, daß er für das Ständchen fest en gagirt sei und weiter spielen werde. Der erbitterte Hauswirth fchickte daher nach der Polizei und man brachte die ganze Ge sellschaft auf die Wache. Nun wird das Geburtstags Ständchen den biederen Musikanten vielleicht übel gelohnt werden.
Vorsicht! Eine in der Schönhauser Allee wohnende Frau hatte aus einem Abzahlungsgeschäft einen Regulator für vierzig Mark entnommen, der an Pünktlichkeit manches zu wünschen übrig ließ. Sie führte deshalb bei dem betreffenden Geschäft Beschwerde, und es wurde ihr seitens desselben baldige Abhilfe zugefagt. In der That erschien auch dieser Tage ein sehr ficher auftretender junger Mann bei ihr, der sich mit den Worten einführte: Jch fomme von N., Jhr Regulator geht ja wohl nicht richtig, der Sache wollen wir bald abhelfen, Sie werden ihn doch wiedererkennen, damit Sie nicht etwa glauben, er sei vertauscht worden." Sprach's, nahm mit offenartiger Ge schwindigkeit den Unpünktlichen von der Wand, und ehe die Frau noch recht zur Besinnung gefommen, war er mit sammt dem Regulator zur Thür hinaus. Kaum war er fort, so fliegen der Frau doch Bedenken auf, und sie machte fich resolut an die Verfolgung des Mannes. Es glückte ihr auch wirklich, feine Spur zu finden. Am Rosenthaler Thor, wo sie ihn faft erreicht hatte, verschwand er jedoch plöglich in einem Kellerlokal. Da sie sich scheute, dasselbe zu betreten, faßte fte vor demselben Posto und hiet scharfe Wacht. Posto und hie t scharfe Wacht. Ihre Ausdauer sollte belohnt werden. Ein Mann entstieg dem Keller, zufriedene Blicke auf einen unter feinem Arme befindlichen Regulator werfend. Das ist ja mein Regulator!"" So, das wäre ja recht nett, den habe ich eben hier unten für dreizehn Mark gekauft, der Verfäufer fist noch unten." Die Beiden begaben sich nun in das Kellerlofal, wo sie auch richtig den angeblichen Beauftragten des Abzahlungsgeschäfts noch vorfanden. Derselbe wurde zunächst zur Herausgabe der dreizehn Mark genöthigt und durch die inzwischen herbeigeholte Polizei als ein erst unlängst aus dem Gefängnisse entlassenes Individuum entpuppt, welches feine auf irgend eine Weise erlangte Kenntniß der Verhältnisse in der geschilderten Weise zu verwerthen gesucht hatte.
-
Haussuchung. Am 15. d. M. wurde, wie wir nachträg lich erfahren, bei Herrn Emil Duter, Waldemarstraße 3, eine polizeiliche Haussuchung nach verbotenen Schriften abge halten. Gefunden und beschlagnahmt wunden: 3wei Num mern des Sozialdemokrat" Nummer 26. Eine Aufforde rung zur Einfommensteuer, auf deren Rückseite einige Namen und Bahlen notirt waren, ein Brieffouvert, auf deffen Rückseite ebenfalls ein fleiner Vermert mit Bleistift ge macht war, wovon Herr D. teine Kenntniß hatte, ein Brief von einem Feunde aus Lüneburg , eine Quittung der Hafen clever Sammlung, eine Nummer der Berliner Volfstribüne", ein Stöcker'sches Flugblatt und eine Einladung zur Hochzeit. Die beiden legten Gegenstände wurden dem Behaussuchten am Sonntag, den 16., auf dem Moltenmarkt zurückgegeben. Hierher war Herr D. nach der Haussuchung sistirt worden, nachdem er vorher noch einer förperlichen Visitation unterzogen war. Außer dem wurde er auf dem Moltenmarkt verhört.
"
Von einem Gefühl des Grausens wurden dieser Tage, wie der Anz. f. d. Hav." berichtet, die Bewohner eines Hauses an der Potsdamer Chauffee zu Spandau erfaßt, als p: öglich in später Abendstunde eine Frau in leibhafter Gestalt vor ihren Augen erschien, welche seit längerer Zeit bereits für eine Toote galt. Im vorigen Jabre wurde nämlich an der Unterhavel in der Nähe des Schulze'schen Plazes eine weibliche Leiche gefunden, in welcher man auf den ersten Blick die unverehelichte 2. wiederzuerkennen glaubte. 2. wiederzuerkennen glaubte. Die Rekognition wurde behörd licherseits für richtig erachtet, als sogar die nächsten Bekannten, bei denen das Mädchen in der Börnickerstraße gewohnt hatte, mit Bestimmtheit in der Todten daffelbe zu erkennen erklärten. In das Standesregister wurde die genannte Person demgemäß als verstorben eingetragen. Vor einigen Tagen ist die Todt. geglaubte hier wieder aufgetaucht. Sie ist in der Zwischenzeit außerhalb Spandau gewesen und war nicht wenig erstaunt, als man ihr erzählte, daß ihre Leiche hier vor Jahresfrist bereits aufgefunden sein sollte.
Verschwunden. Berechtigtes Aufsehen erregt in den betheiligten Kreisen das plögliche Verschwinden des Standesbeamten v. Erichsen, bisher Blumenthalstraße wohnhaft, eines bekannten hochfonservativen Antisemitenführers. Derselbe hat bereits am
nach dem Leichenschauhause gebracht.- Ms der Tischler Müller an demselben Tage Vormittags in der Holzbearbeitungsanftalt von Schwidegky, Müllerstr. 160, Bretter abhobelte und zu diesem Zwecke die Abrichtemaschine in Bewegung fette, gerieth er, troßdem er die Schußvorrichtung aufgestellt hatte, mit der linten Hand in die rotirenden Meffer, und wurden ihm von denselben 4 Finger abgeschnitten. Nach Anlegung eines Noth verbandes wurde er nach der Charité gebracht. felben Beit fiel ein Tischler, als er in einer Wohnung am Leipziger Plat 13, 1 Tr., eine Fenstergardine an brachte, infolge eigener Unvorsichtigkeit von
-
Bu der
Der Letter
und erlitt anscheinend einen Bruch des linken Unter schenkels. Er wurde nach der Charitee gebracht.- Am 22. d.. fanden Schmidstraße 8 A, Andreasstraße 39, Kurstraße 32 und an der Lübeckerstraßen- Ede in einer Beubude der Kanalisations Arbeiter Feuer statt. Am 22. d. M., Nachmittags, fiel ein 4 Jahre alter Knabe beim Spielen in das Vorbassin des Nord hafens, wurde aber durch den in der Nähe befindlichen Arbeiter Jürgens alsbald wieder herausgezogen und seinen Eltern zuge führt. Abends gegen 11 Uhr wurde im Garten des Rein hardi'schen Lotals in der Hafenhaide ein Arbeiter besinnungslos und aus mehreren Wunden blutend auf einem Tisch liegend vorgefunden und mittelst Droschte nach dem Krankenhause Bethanien gebracht. An demselben Tage brannte Oberbergers firaße 61 der Inhalt eines Kleiderladens.
-
Gerichts- Zeitung.
-
-
-
-
-
Vor
Det habe ich nich nothwendig, so' ne Hose zu stehlen, Herr Jerichtshof, denn die kriegt unsereener in Kottbus all vor 5 Mart. Jd tenne nämlich det Jeschäft jenau, denn id bin Duchmacher! Mit diesen Worten begann der Spinner Johann Schoet, welcher wegen Diebstahls vor die 92. Abtheilung des Schöffengerichts zitirt war, seine Vertheidigung. Vorfißender: Sie bestreiten also, Threm früheren Schlaffollegen, bem Wilhelm Schißler, eine Hofe gestohlen zu haben? Ange tlagter: Liebe Herren, id stehle überhaupt nich und wat die Hosen anbelangen duht, so habe id blos so'n Ding uff's Korridohr hängen gesehen, wat jroße Kahros, wie so' ne Hand iros uffzuweisen hatte, und iloben Sie man ja nich, dat' n Duchmacher sich so wat uff de Beene bammeln bähte. figender: Die gestohlene Hose soll dunkel und mit rothen Bünitchen bebedt gewesen sein. Aber warum find Sie am Sonntag, den 6. November v. J., plöglich aus Ihrer Schlaf stelle verschwunden?- Angeklagter: Ja, det war eben be Malör! Jd gehe nämlich so um fünf rum nach dem Bau, wo id die Sparten antlopfen helfen wollte, weil die Duchmacheri nich jehen dabt. Als wir irade im besten Kloppen war'n, da tommt so'n Schumann und sagt uns, wir sollen uffbören, weil se all in der Kirche beten. Vorfißender: Und wo find Sie dann geblieben? Angeklagter: Na, da hab ich mich f die Beene jemacht und wie id denn zufällig den Bahnhof anjetroffen habe, dachte id, nu jehste los und so bin id richtig in Rottbus injetroffen.- Vorfigender: Es ist aber doch eigen thümlich, daß Sie, ohne vorher ein Wort darüber zu äußer plöglich nach Kottbus fahren?! Außerdem tommt hinzu, daß Sie auch später nichts von sich hören ließen, obgleich Sie Ihrer Schlafwirthin noch Geld schuldeten! Angell.: Wie fonnte ich denn, wenn se mir jleich inlochen dhun. Vorfigender: Dann find Sie also dort im Gefängniß gewesen?- Ange flagter: Freilich, mir war et nämlich zufällig injefallen, det id nach dort injeladen war, wo se mir denn och zu 6 Monaten wejen anjeblicher Brüjelei mit Körperverlegung vertnadt haben. -Vorfißender: Dadurch wird die Sache allerdings aufgeflät immerhin hätten Sie doch vorher fagen lönnen, daß Sie fort mußten. Angeklagter: Jd hatte teen Geld und och teene Traute und so hab id mich davor jeirault, von wejen jehörig eenen injerührt zu kriegen. Beugin Gube, bei welcher der Angeklagte wohnte, ist der Meinung, daß nur dieser den Dieb stahl begangen haben fonnte. Auf Befragen muß ste jedoch z geben, daß fie die Unaussprechlichen" am Sonnabend früh zwar noch gereinigt, das Fehlen derselben aber erst am Dienstag be merkt habe. Da der Angeklagte schon am Sonntag verschwu den war, so beantragte der Staatsanwalt, denselben wegen man geinder Beweise freizusprechen, und der Gerichtshof entsprach diesem Antrage.
-
Die Affaire Langhammer- des früheren Schloß wächters im Charlottenburger Schloßpart beschäftigte gestem wiederum die erste Straffammer des Landgerichts Il in einem Beleidigungsprozeß gegen den Redakteur Theodor Szafransl von der Charlottenburger Zeitung Neue Beit". Ende Ma brachten verschiedene Beitungen eine Notiz über jenes anfangs mysteriöse Ereigniß im Charlottenburger Schloßpart, welche vor kurzem durch Verurtheilung des genannten Schloßwächters wegen unbefugten Schießens vor dem Schöffengericht zu Char lottenburg seinen Abschluß fand. Auch die Charlottenburger Beitung Neue Beit" brachte jene Angelegenheit betreffend in Nr. 127 vom 24. Mai ein Referat, welches indessen dem that sächlichen Hergang nicht entsprach und schon in der nächten Nummer dahin berichtigt wurde, daß der verwundete Schloß wächter nicht von einem Bosten im Schloßpart an geschoffen sei, sei, sondern daß Langhammer die legungen fich fich selbst beigebrcht. Der Wortlaut ersten Notiz beginnend
"
%
Ver
jenet
mit der Spitmarke„ Ein trauriges Ereignis" und schließend mit dem Sage: Die eins geleitete Untersuchung wird ergeben, inwieweit sich" hier bie leidige Schießerei rechtfertigen läßt"- gab nun dem Kommando des Königin Elisabeth Regiments Veranlaffung, gegen den Redakteur der Neue Beit" Strafantrag wegen Beleidigung zu stellen, da der Posten, welcher angeblich geschoffen haben sollte von dem genannten Regiment gestellt worden war; inkriminit war insbesondere der Ausdruck, leidige Schießerei." der Straffammer räumte Herr Szafranski ein, den Artikel ver faßt zu haben; ihm set nach Schluß der Redaktion Abends un 49 Uhr erst die Mittheilung über jenen Alarmschuk zugegangen,
Vor
er habe auf Grund unverzüglich stattgehabter E.kundigungen an der Wahrheit der erhaltenen Mittheilung um so weniger zweifeln zu dürfen geglaubt, als selbst die Polizeibehörde zuerst der Meinung war, daß ein Posten auf Langhammer g schoffen hätte. Der letztere babe türzlich in einer Verhandlung Dor dem Charlottenburger Schöffergericht zudem sogar behauptet, daß aus einem Busch auf ihn geschoffen forretter Weise, als er den wahren Stand der Angelegenheit sei. Des weiteren führte der Angeklagte aus, daß er in völlig erfahren, unverzüglich eine Berichtigung habe folgen laffer. Abgesehen aber hiervon müffe er ohnehin freigesprochen werden, benn er habe den Posten durchaus nicht beleidigt; in jenem Referat habe er, so behauptet ferner der Angeklagte, lediglic gegen das Schießen auf Menschen im Allgemeinen fich aus
digung des Postens nicht vorliegt; es set thatsächlich nur von der leidigen Schießerei" gesprochen worden, dieser Ausdruck an
fich sei aber ebensowenig als Beleidigung anzusehen.
Das
Urtheil lautete auf Freisprechung von der Anklage der Beleidi gung und des in idealer Konkurrenz mit derselben dem Ange flagten vorgeworfenen groben Unfuas, da der Gerichtshof über haupt der Meinung ist, daß eine Beitung groben Unfug nicht Der Staatsanwalt hatte 50 M. event. 5 Tage
verüben fann.
Gefängniß beantragt.
Sterbeurkunde verlassen und ist seitdem nicht wieder erschienen. Berrüttete Vermögensverhältnisse sollen die Veranlassung zu Diesem Schritte sein.
Polizei- Bericht. Am 22. b. M. früh wurde ein Schuh. macher in der neben seiner Wohnung in der Pallisadenstraße
Zum Glaserstreik in Stuttgart . Ueber den Stand der Glaserbewegung in Stuttgart fönnen wir berichten, daß am 6. September eine Kommission zusammentrat, bestehend aus vier und zwar, wie es die Herren Meister verlangten,
Arbeitern
-
folche, welche bet Innungsmeistern in Arbeit ftanden
-
und
belegenen Waschküche erhängt vorgefunden. Die Leiche wurde sechs Meistern, um über unsere Tarifangelegenheit zu verhandeln