it

SZ

g

le

It

te

P

ot

n

e

De

9

"

erfolgen. Bemerkt sei, daß über die Art der Zusammensetzung des hiesigen Gewerbeschiedsgerichts und die Formen seiner Rechtsprechung große Unzufriedenheit besteht, und daß daffelbe unter den Dresdener   Arbeitern ebenso unpopulär ist, wie das Lipziger Schiedsgericht unter den Leipziger   Arbeitern populär. Der Grund ist sehr einfach. In Leipzig   ist die Organisation eine durchaus demokratische, in Dresden   eine reaktionär- bureau fratische. Und weil die Dresdener   Arbeiter eine ähnliche Organis sation verlangen, wie fie in Leipzig   seit 17 Jahren besteht, machen sie sich der Bestrebungen auf Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschafts­ordnung schuldig. Das ist föstlich. Es kommt noch beffer. Diesem ersten Verbot folgte ein zweites. Eine neue Versammlung, die angemeldet wurde und für welche die Tagesordnung lautete: Die Kontrole gegen die Sonntagsarbeit" verfiel ebenfalls dem§ 9 des Sozialistengesetes. Zur Erläute rung dieser Tagesordnung sei bemerkt, daß hier in Dresden  trot dem verhältnißmäßig strengen sächsischen Gesetz über die Sonntagsarbeit vom Jahre 1870 die Sonntagsarbeit in einer großen Anzahl Wertstätten faft regel­mäßig vorkommt, ohne daß unsere sonst für andere Dinge so aufmertfame Polizei ein Auge dafür zu baben scheint. Dieser Mißbrauch und diese Umgebung des Gefeßes führte dazu, daß häufig arbeiter der betreffenden Werkstätten diese Handlungsweise der Unter nehmer denunzirten. Da tritt aber der merkwürdige Fall ein, daß die Unternehmer stets die Namen dieser Denunzianten sofort erfahren, und diese nunmehr durch die Unternehmer aus der Arbeit entlassen und auf die schwarze Liste gesezt worden. Ueber die Quelle, aus welcher die Unternehmer so pünktlich über die Denunziation der ihrerseits begangenen Gesetesübertretungen unterrichtet fun firen werden, unter den Arbeitern faum glaub. liche Behauptungen. Fest steht, daß in unserer Stadt, die mit Stola einen Hofrath Adermann zu ihren Bierden" zählt, der das Verbot der Sonntagsarbeit im Reichstag   so elfrig befür wortet, und in melcher auf sein Betreiben die Innungen so eifrig über das Wohl der Gehilfen und der Lehrlinge wachen, Die Sonntagsarbeit eine sehr erhebliche Ausdehnung angenommen hat. Trotz des Gefeßes von 1870 und trop der Polizei, die das Gesetz zu handhaben hat. Man sollte glauben, der Polizei hätte eine Versammlung, welche fich mit dem angegebenen Uebelstande befaßte, hochwillkommen sein müssen, weil sie da­durch vieles erfahren hätte, was ihr bisher unbekannt war. Aber das Gegentheil geschieht. Wenn jezt der Glaube ent steht, daß fie vor den bestehenden Uebelständen abfichtlich die Augen verschließe, trägt fte felbft die Schuld. Aber wie so Denn Anwendung des§ 9 des Sozialistengefeges? Wer ar beitet mehr auf den Umsturz der bestehenden Staats- und Ge fellschaftsordnung bin, die Arbeiter, die das Gesetz geachtet und refpeftirt wollen sehen, oder die Unternehmer, die es mit Füßen treten?

Zu der gerichtlichen Verfolgung der Publikation des Tagebucha" bemerkt die Voff. 3tg." u. a. noch fol gendes: Nach der in dem Jmmediatbericht des Ministerpräft denten vertretenen Rechtsauffaffung würde die jetzt einzuleitende Untersuchung gegen den verantwortlichen Urheber der Veröffent lichung wegen Landesverraths zu führen sein und die Sache vor dem Reichsgericht zur Verhandlung gelangen. müffen. Auf die für den Fall der Unechtheit herangezogene Strafbestimmung wegen Beschimpfung des Andenkens Ver ftorbener", die an fich zur Buständigkeit der Untergerichte gehört, wird man aus formellen, wie aus fachlichen Gründen wohl nicht näher einzugehen brauchen, zumal das veröffentlichte Tagebuch felber beutlich den Beweis gegen die hier unterstellte strafbare Absicht führt. Die einzige ftrafgesetzliche Handhabe bliebe sonach der Landesverrathsparagraph( 92) des Strafgesetzbuchs, der den Thater mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren und bei mil bernden Umständen mit Festungshaft nicht unter 6 Monaten bedroht. Die Person diefes Thaters" ist selbstverständlich im Augenblid Gegenstand besonderen Intereffes. Die wirrften Ges rüchte und Klatschereien in dieser Hinsicht werden blindlings weiter getragen."

Dem Reichstage soll, wie der Köln  . Volls- 8tg." von zuverlässiger Seite versichert wird, eine Vorlage, betreffend die Erhöhung des Gehaltes der Premierlieutenants, zugehen. Natürlich!

In Kreisen, welche dem Bundesrathe nahe ſtehen, heat man, der Nat. 8tg." aufolge, die Ueberzeugung, daß sowohl Das Gesetz über die Arbeiter Altersversorgung, wie das Genossenschaftsgefez in der nächsten Seffion an den Reichstag   gelangen werden. Sweifel, die hiergegen ge äußert worden, hält man für unberechtigt. Dagegen sei es noch fraglich, ob die Regierung eine anderweite Regelung bezüglich des Sozialistengefeßes schon in nächster Zeit in Angriff zu nehmen gedenkt, oder ob diese Materie der Initiative des Reichs­tages überlaffen bleiben foll. Das ist ziemlich gleichgiltig, da es doch beim Alten bleibt.

Der Wahlkreis Dramburg- Schiwelbein im lieben Sinterpommern bietet der Welt das belustigende Schauspiel,

die

1,

tritt

t

zu

e

r

e

t

ני

r

t

e

e

1114

freie aber, der 3u für ihn Hauptsache ihm viel wichtiger Bibliothek, mar der als höherer Lohn. Bei Miß Simpson fand er dasselbe geistige Streben, das seinen Ehrgeiz anstachelte, und es wurde sofort beschlossen, daß sie an dem Vortheil, den die Regierungsbibliothek ihm gewährte, theilnehmen sollte. Für Miß Simpson, bie nicht so viel Geld hatte, um sich das billigste Buch kaufen zu können, eröffnete sich durch die Be­fanntschaft mit Mr. Wallace ein unendliches Felb des Ver gnügens und des Vortheils. Sie wußte, daß die Abtheis lungen des Krieges, der Marine, des Staates, des Innern und der Schazkammer Bibliotheken besaßen und daß vor allem auch die Rongreßbibliothet sich hier befand, welche die beste in ganz Amerika   ist. Sie wußte, daß diese Bibliotheken Eigenthum des amerikanischen   Bolt es sind, und wußte, daß dem Volte auch das größte Museum für Wissenschaft und Kunst in Washington   gehört. Sie hatte dies Alles schon früher gewußt, ehe sie Chicago   verließen, und sie hatte thörichter Weise geglaubt, nach ihrem Belieben Bücher bekommen und dann und wann freie Stunden am Abend oder Sonntags im Museum zubringen zu fönnen. Es war deshalb für sie eine schmerzliche Ent täuschung gewesen, daß diese großen Lagerstätten des Wissens von Einschränkungen und Regeln umringt waren, die ihre Schäze thatsächlich nur wenigen Glücklichen zugänglich machien, welche sich erlauben konnten, müßig zu sein, während worden sind, nur für ihr tägliches Brot zu fämpfen haben, so daß die Seelen der Armen, wenn der Ausdruck Seele bei Armen erlaubt ist, hungern und darben müssen angesichts diefer verbotenen Bäume der Erkenntniß.

| dak seine beiden Landräthe, von Brockhausen und Graf Baus dak seine beiden Landräthe, von Brockhausen und Graf Baus| diffin, um das Abgeordnetenmandat rivalistren. Baudiffin war bisher Vertreter des Wahlkreises und wird von den Wählern seines Kreises gehalten, während die Dramburger ihren Landrath v. Brodhausen auf den Echild erhoben haben. Auf beiden Seiten tobt bereits ein wüthender Beitungstampf. Keiner will fich unterwerfen; die Schiwelbeiner pochen auf ihr altes Recht, die Dramburger sagen, wir sind ein größerer Kreis und wollen auch einmal einen Kandidaten haben.

Folgender Polizeibericht geht der Bost" aus Konstanz unterm 26. d. zu: Die Unterfuchung gegen die bei der Ein­schmuggelung sozialistischer Drudschriften be theiligten Personen wird in vollem Umfange fortgefeßt. Neben dem von der hiesigen Staatsanwaltschaft eingeleiteten Verfahren hat auch die Staatsanwaltschaft in Freiburg   ein gleiches Bor geben beschloffen, so daß hierdurch zu derselben Beit die sozia listischen Umtriebe an der badisch- schweizerischen Grenze in ihrer ganzen Ausdehnung betroffen werden. Andererseits ist die eid­genöffische Polizei in mehreren Kantonen, besonders in Basel  , ebenfalls in voller Thätigkeit( Sehr interessant für die schweizer  Demokraten! Red.) und nach den bisherigen Meldungen dürfen auch deren Ermittelungen wesentliche Resultate erzielt haben. Die Erwartung, daß ein gemeinschaftliches Vorgehen der beider seitigen Behörden ermöglicht werden könne, hat sich allerdings nicht erfüllt, da auf Seiten der Schweiz   die Angelegenheit als rein politisch betrachtet wird. In Haft befinden sich in Kons sta na gegenwärtig nur die beiden Schiffer, welche unter einer Biegelsteinladung einen größeren Posten Druckschriften einzu. führen suchten. Ferner aber war ermittelt worden, daß von hier die auf verschiedenen Wegen eingeschmuggelten Schriften mehrfach nach Stuttgart   gesandt worden find. Das daraufhin in Stuttgart   eingeleitete Verfahren ist allerdings vor einigen Tagen wieder eingestellt worden; doch wird in dem Beschluß der dortigen Staatsanwaltschaft ausdrüd­lich hervorgehoben, daß die Betheiligung der Beschuldigten an dem Versand der Druckschriften zweifellos sei, daß aber die bis jezt aufgefundenen Beweise nicht als genügend angefehen wer den lönnten. Auf Beschluß der Staatsanwaltschaft au Frei burg fine nun in voriger Woche in Lörrach   fleben Arbeiter verhaftet worden, welche sämmtlich schweizer Nationalität find. Während der letzten Jahre haben verschiedene schweizer Fabitanten, um den deutschen   Schutzöllen zu entgehen, 3weig, etablissements auf deutschem Boden, hart an der Grenze, an gelegt, und auf denselben arbeiten auch meist schweizer Arbeiter. Theilweise überschreiten diefelben täglich die Grenze, theilweise nur einmal in der Woche, um den Sonntag im Kreise der Es hat sich nun herausgestellt, daß auch Familien zuzubringen. Es hat sich nun herausgestellt, daß auch Diese Leute von der sozialistischen   Bentralstelle aus benugt wer den, um bei der Einschmuggelung der Schriften Dienste zu leisten. Die Organisation des Schmuggels ist jedenfalls sehr vielgestaltig, und sollte auch die gegenwärtige Untersuchung von den betheiligten Bersonen nur eine fleine Bahl ausfindig machen, so wird fie doch dieses System der Grenzverlegung in seiner ganzen Ausdehnung flarstellen.

Auch eine Lohnaufbesserung. Eine freudige Erregung herrscht in den Kreisen der städtischen Tagelöhner zu Kronach   in Bayern  . Der tägliche Lohn derfelben wurde nämlich durch Ma giftratsbeschluß von 1,29 M. auf 1,30 M. erhöht. Mein Lieb chen, was willst Du noch mehr!

In Hamburg   ist der kleine Belagerungszustand ebenfalls auf ein Jahr verlängert.

Schweiz  .

Jm Großen Rath von Solothurn   wurde eine Inter­pellation durch das Mitglied v. Arr über das Bundesraths­Birkular betreffs der Fremdenpolizei gestellt. Der In terpellant verlangte, daß eventuell die Regierung von Solothurn die Initiative zur Einberufung einer Bundesversammlung in dieser Angelegenheit ergreife. Die regierungsseitige Beantwortung wird demnächst erfolgen.

Großbritannien  .

Die halbmonatliche Sigung der Nationals Itg a fand unter dem Vorftge des vor einigen Tagen aus dem Gefängniß entlaffenen Abgeordneten John Dillon   statt. Die Strafe, so sagte er, habe ihn nicht zur Neue geführt. Wenn es Verbrechen sei, zu versuchen, dem Volke das Recht zu wahren, daß es feine Heimstätten vertheidigen dürfe, bis es endlich fried­lich leben fönne; wenn es gegen das Recht verstoße, zu vers ſuchen, das Volt von Geheimbünden, Mord und Gewaltthat abzuziehen und es in die Pfade ehrenhafter Vereinigung und ebler Thaten zu leiten, dann wolle er fortfahren, Verbrechen zu begehen. Er tönne Michael Davitt nicht beistimmen in defen begehen. Er fönne Michael Davitt nicht beistimmen in deffen von Ungeduld zeugenden Bemerkungen über das englische Volf. Es habe eine Beit gegeben, wo auch er das englische Volf ge

haßt, die gegenwärtige edle Haltung deffelben aber habe diese

Gefühle völlig aus seinem Herzen verbannt.

Der Londoner Korrespondent der Birmingham Post" er­wähnt das Gerücht, der irische Sekretär Balfour  weile heimlich in London  , um sich mit dem Generalanwalt und anderen höheren Ministerialbeamten über neue auf Grund des Verbrechengesetzes zu treffende Maßnahmen zu berathen. Die

-

bte Abend lesen fie Les Misérables" Heute Abend Elenden von Victor Hugo  , dem beredten Vorkämpfer Die Nacht rüdt der Unterdrückten aller Länder. heran, Maud's Näharbeit ist beendet, aber noch sißt sie da und hat alles um sich her vergessen, mit Ausnahme der wundervollen Geschichte von dem Leiden Jean Valjeon's, der sie bis zu Ende lauscht, bis die Uhr die elfte Stunde

verkündet.

Sie sagten einander gute Nacht, und Harry eilte nach Hause, um von dem schönen heiteren Mädchen zu träumen, bas er verlassen; während ihre Träume sich mit der Ar­beiterorganisation und der Schwarzen Lifte beschäftigen alles vermischt mit Szenen aus dem Leben des Helden von Les Misérables".

( Fortsetzung folgt.)

Berliner   Theater.

irische Exekutive foll fogar erwägen, ob Michael Davitt wegen feiner aufreizenden Reden in Anklagezustand zu setzen ist.

In Nordwales   wie in Derbyshire   und Nottinghamshire  verlangen die Kohlengrubenarbeiter eine 10prozentige Lohnerhöhung und breitet fich die bezügliche Bewegung immer mehr aus. Die Grubenbefizer von Süd- Yorkshire hielten aestern eine Versammlung in Sheffield   ab und beschloffen, die Forde rungen ihrer Arbeiter nicht zu bewilligen, da die Kohlenpreise zu niedrig seien. Immer mehr Baumwollfabriken in Lancashire  laffen nur noch halbe Beit arbeiten.

-

Frankreich  .

Wie es heißt, foll Floquet die Führer der radikalen und der äußersten Linfen um sich versammelt und von ihnen ver langt haben, vorläufig auf eine Revifion der Verfaffung zu ver zichten und für die Wahl nach Arrondiffements zu stimmen. Einige, wie Maret, Lacroix, Revillon, stimmten dieser Bitte zu; Clemenceau   und Labordère aber verweigerten diesen Aufschub der Revision und beharrten auf der Listenwahl. Floquet foll unter diesen Umständen den Sturz des Ministeriums für un vermeidlich erklärt haben.

Der Abg. Numa Gilly läßt ankündigen, er werde nun doch die Namen derjenigen Mitglieder des Budgetausschuffes veröffentlichen, welche er follektiv als kleine Wilsons" bezeichnete. Sur Getreidefrage: Nach dem Journal officiel wurden vom 1. bis 31. August in Frankreich   eingeführt 1479 919 Doppelzentner Getreide, 34 205 Doppelzentner Mehl. Während deffelben Beitraumes betrug diese Einfuhr im vorigen Jahre 852 903 beam. 12 615 Doppelzentner.

Der Figaro" will gehört haben, General Boulanger  beabfichtige, am Tage des Wiederzufammentritts der Kammern ein Manifest in zehn Millionen Exemplaren erscheinen zu laffen. Die Vertrauten des Erkriegsministers stellen jedoch die Richtigkeit dieses Gerüchts in Abrede.

Der Präftdent der Republik   traf aus Fontainebleau   hier ein, um den Vorfiz im Ministerrath zu führen. Letterer berieth über den von Floquet ausgearbeiteten Blan der Ver faffungsdurchficht, ohne zu einer endgiltigen Beschlußfaffung Au gelangen. Die gemäßigteren Mitglieder des Kabinets, deren Anficht auch Herr Carnot beigetreten ist, wünschen eine Bürg schaft oder bindende Erklärungen seitens der radikalen Parteien, daß man sich auf dem Kongreß innerhalb der zuvor festzustellen den Grenzen der Durficht halten und nicht dieselbe durch ein Zusammengehen mit den Monarchisten erweitern werde. Her Floquet und die Mehrheit der Minister hingegen erachten eine folche Bürgschaft für unnöthig, da die äußerste Linke seit dem Bestehen des Kabinets öfters Proben ihrer Manneszucht ab= gelegt habe.

Der Budgetausschuß strich mit 10 gegen 8 Stimmen die Ausgabe für die literarische Theateraufsicht, d. h. für die Benfur der Bühne. Der Unterrichtsminister ist im Grundsage mit dem Wegfall der Bensur einverstanden, bemerkt jedoch, daß dieselbe von den Theaterdirektoren selbst gewünscht wird, die in Aweifelhaften Fällen vorher wiffen möchten, ob gegen die Auf­führung eines Stückes oder gegen den Vortrag gewiffer Worte eine Anllage erhoben würde. Ferner zweigte der Ausschuß von dem Betrag für Künstlerpreise, aus welchem bisher die besten Böglinge der Kunstschule nach Italien   geschickt wurden, einen Theil ab, welcher fortab zu Reisen nach Südfrankreich   und der Bretagne  , bezw. zu Kunst- und Alterthumsstudien in diesen Gegenden gewährt werden soll. Endlich sprach der Ausschuß auf Antrag von Steenacters den Wunsch aus, daß den Leitern der Großen Oper die Verpflichtung zur Ermäßigung des Preises der geringeren Pläge auferlegt werde. Ferner verharrte der Budgetausschuß trop der Vorstellungen des Marineministers auf seinem Beschluffe, den Flottenbaushaltsbedarf auf der gleichen Höhe wie für das laufende Jahr, d. h. auf 200 Mill. Frants festzustellen. Der Minister hatte 205 verlangt. Infolge diefes Beschluffes lehnte der Abg. Gerville Réache die Berichterstattung ab. Auch Mérillon, Berichterstatter des Kriegsbudgets, will von demselben 7 Mill. mehr abstreichen, als Herr de Freycinet zugestehen will.

Afrika  .

Die Vorgänge bet Suatim svigen fich immer mehr zu einer Krists zu. Dem Reuter'schen Bureau wird unter'm 26. b. gemeldet: Gestern um Mitternacht verbrannte der Feind einen Theil der Umzäunung um das Wafferfort und versuchte das Fort selber zu stürmen. Die Mahdisten wurden indeß durch ein heftiges Geschüpfeuer mit schwerem Verluste zurüdgeworfen. Auf egyptischer Seite wurde nur ein Kanonier getödtet. Das Kanonenboot, Gannet" beschießt jetzt den Feind, welcher ver sucht, fich gegenüber dem Fort Foolah zu verschanzen. Hier an gekommene Ueberläufer besagen, daß das feindliche Lager weiter verstärkt worden sei, aber daß unter den Arabern Krankheiten in

hohem Grade grafftren. In Khartum   soll die Cholera ausge brochen sein. Alle Forts um Sualim herum werden verstärkt, die Zahl der Kanonen wird vermehrt und in den Laufgräben und Wafferforts werden Brunnen gegraben. Die europäischen  Einwohner find in hohem Grade beruhigt durch die Anwesen heit der fremden Kriegsschiffe, sowie die Organisation eines irres gulären Truppenforps unter englischer Führung.

Von dieser Ansicht scheint auch die Direktion ausgegangen zu sein. Anders können wir uns wenigstens die starte Bes tonung patriotischer und monarchischer Gefühle im Prolog eben so wenig erklären, wie die Wahl des Stüdes.

Struensee ist eine langathmige Jamben- Tragödie, veraltet und unnatürlich bis auf das lepte Wort. In den fünf langen

Atten pulfirt nicht einmal eine lebendige, dramatische Ader, Lie vergeffen ließe, daß nicht wirkliche Menschen, sondern mit benc

dem

bunten Flitter der Hofkleidung des vorigen Jahrhunderts be flebte Puppen über die Bühne gezogen werden. Kein Konflikt, an dem das Herz Antheil nähme, keine Berührung mit bem lebendigen Leben der Gegenwart! Der biedere Michael Beer   hat es augenscheinlich ängstlich vermieden, die in dem Stoffe liegende Möglichkeit hervorzusuchen und Struenfee, den Kanzler" des schwachen Königs Chriftian III., au zeichnen als Vorkämpfer der revolutionären, dänischen Bourgeoifte gegen den Feudaladel, der allerdings den Mann schließlich stürzte, seine Borrechte aber doch einbüßte. Statt beffen wird der alte romantische Krimskrams breitgetreten: Verschwörung bei der Königin Wittwe, Degengellirr und Mord bei Mondscheinbeleuch tung, erzwungene Unterschriften, Ketten und Rerter. Nimmt man noch zahlreiche Attentate auf die Thränendrüsen hinzu, deklamirte Liebesdialoge zwischen Struensee und der regierenden Königin, Beschwörungen von dem Bater Struenfee's, einem greifen Landpaftor, den schließlich auf offener Bühne der Schlag rührt, an den Sohn, von seiner Höhe freiwillig herabzufteigen, so hat man den In halt der Tragödie in der That erschöpft.

An dieses Stück verschwendeten die Darsteller und die

die großen Massen, zu deren Gunsten sie angeblich errichtet Erholung und Erhebung zu betreten. Gewiß ein schönes Biel! Regie ihre Kräfte, die wirklich nicht übel sind. Ein so gutes

Volkstheater.( Früher Ostend Theater.) Direktion F. Witte- Wild. Eröffnungsvorstellung: Struensee. Trauerspiel in 5 Alten von Michael Beer  . Mufit von Giacomo Meyerbeer  . Am Freitag Abend öffnete das Voltstheater" feine Pforten, wie jest das frühere Dftend- Theater heißt. De Name soll ein Programm sein; die neue Direktion wendet sich an das Boll, den Arbeiter, Handwerker und fleinen Beamten, und will ihm den Arbeiter, Handwerker und fleinen Beamten, und will ibm für geringen Preis die Möglichkeit bieten, eine Stätte geistiger für den Eintritt gefordert werden, für die breite Masse des Fraglich bleibt nur, einmal, ob nicht auch die kleinen Breise, die Volts unerschwinglich find, und andererseits, ob die Wege, die man zu diesem Biele einschlägt, richtig getroffen werden. Mit der ersten Frage wollen wir uns in dieser kurzen Be sprechung nicht befaffen und nur sagen, daß nach unserer Mei­nung das Jahresbudget eines Durchschnittsarbeiters für Theater Die genüffe so gut wie gar feinen Betrag aufweiſen fann. foziale Noth, die wachsende Verarmung der breiten Volts schichten verbietet solchen Lurus". Das Volkstheater" wird Das Volkstheater" wird endlich ist ihr der Zutritt zu der Bibliothek also in seinen Besuchern hauptsächlich auf den fleinen Mittel­stand angewiesen sein, eine soziale Schicht, die immer mehr ver der Kriegsabtheilung durch ihren Freund, Mr. Wallace, eröffnet, ber nicht nur Bücher bekommt, sondern auch glück schwindet und deshalb auch an feinen einzelnen Bestandtheilen lich ist, ihr vorlesen zu dürfen, während sie arbeitet, um sich die charakteristischen Merkmale der Berkümmerung in geistiger dann mit ihr über das Gelesene verständig zu unterhalten. I und politischer Beziehung aufweist.

Chicago   war ihr viel freundlicher gewesen. Diese große Stadt hat reiche und umfassende Bibliotheken, welche dem in den bescheidensten Verhältnissen lebenden Bürger

erreichbar sind. Wohlan

-

Ensemble ist auf der Ostend  - Theaterbühne noch nie vorhanden gewesen; eine so geschmackvolle und gewissenhafte Inszenirung war noch nie dort zu finden. Aber was wollen noch so ges wiffenhafte Leistungen bedeuten, wenn man fich bei der Wahl des Stückes so sehr vergriffen hat?

Daß die Direktion bei der Susammenstellung der Schau spielertruppe so viel gethan hat, als sie konnte, daß sie den rede lichen Willen hat, Gutes zu leisten, ja daß fie auch nur den Versuch unternommen hat, den wüsten Poffenblödsinn, der sich in dem früheren Ostendtheater in diesem Jahre breit gemacht bat, zu verbannen, ist anerkennenswerth und viel. Und das bietet auch eine gewisse Gewähr, daß Struensee" bald von den Brettern verschwindet, der nach unserer Meinung selbst für bek verkrüppelte Kleinbürgerthum zu einfältig ift.