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In demselben Augenblicke verschwand auch das junge Mädchen hinter einer Hausthür. Da schellte es an derselben und als ge öffnet wurde, stand jener Herr dort, einen Gegenstand in der Hand haltend. Mit züchtigen, verschämten Wangen sah er die Jungfrau vor fich stehen und überreichte ihr mit verbindlichstem Lächeln das verlorene Verschönerungsstüd". Ein Aufschrei feitens des Mädchens und dann flog die Thür heftig ins Schloß. Der Tournurenfinder aber schritt lachend seines Weges.

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Räthsel tönnen mit der Zeit unrathbar werden, weil die Gegenstände, auf welche fie fich beziehen, im Lande außer Ge brauch tommen. Mir fiel dieser Tage, schreibt ein Mitarbeiter Der Nat. 8tg." ein altes Beitungsblatt in der Hand, in dem ein Liebhaber und Sammler von vollsthümlicher Spruchpoefte u. a. auch eine Anzahl von Räthseln mittheilt, die er unter medlenburgischem Landvolk gesammelt hat. Davon lautet eines:

Sie schinden mich, fie schaben mich, Sie schneiden mir den Kopf ab, Sie geben mir was zu ſaufen, Und laffen mich wieder laufen."

Ein anderes heißt:

Des Tages hab' ich nichts zu thun, Man läßt mich in dem Winkel rub'n; Des Abends, bricht die Nacht herein,

Dann schlud' ich Feuer und Flammen ein."

Unsere Kinder fönnen beide Räthsel nicht mehr errathen. Wir Aelteren, wenn wir uns auf unsere Jugend zurück. befinnen, fommen noch dahinter, daß bei dem einen die Auf lösung lautet: Die Gänsepose", bei dem anderen: Die Licht­putscheere."

Die ansteckende Augenkrankheit, durch welche, wie wir berichteten, die Schüler eines Berliner   Gymnaftums heim gesucht wurden, ist auch in anderen Städten aufgetreten. So meldet die Weferzeitung" aus Spehoe vom 27. September: Das Auftreten der egyptischen Augen frankheit in verschiedenen Klaffen der städtischen und privaten Schulen in JBehoe hat deren Schließung zur Folge gehabt. Dieselbe Krankheit ist auch unter den Schülern des Meldorfer Gymnaftums ausgebrochen. In den vier unteren Klaffen ist bereits über die Hälfte der Kinder von dieser Krankheit befallen." Wahrscheinlich wird es sich auch dort wohl nicht um die eigentliche egyptische Augenkrankheit" handeln, sondern um dieselbe endemische Augenentzündung, wie bei den Schülern des Berliner   Joachimthalschen Gymnaftums.

Die muthmaßlichen Thäter eines Einbruchsdieb­#tahls, welcher am legten Freitag in dem Hause Grüner Weg Nr. 70 begangen wurde, find in den Personen zweier vorbe ftrafter Arbeiter" verhaftet worden, desgleichen eine der Hehlerei beschuldigte in der Pallisadenstraße wohnende Frau S. Ter Einbruch war in der Wohnung des Mehihändlers Hensel be­gangen worden; die Diebe hatten zwei goldene Ketten, eine goldene Uhr, ein goldenes Armband, eine Granatspange, eine Elfensteinbroche und andere Werthsachen, sowie eine Summe baaren Geldes erbeutet.

In Lebensgefahr schwebten Sonntag Nachmittag drei Personen auf dem Zeuthener See bei Hantel's Ablage. Der Inhaber eines Segelbostes war mit einer Dame und einem Herrn auf einer Fahrt begriffen, als sich gegen 3 Uhr ein ungünstiger Wind erhob. Das Fahrzeug befand sich gerade in der Mitte des Sees und flog in der Richtung mit dem Winde pfeilschnell dabin. Plößlich wurde es in andere Linie gedrängt, legte fich zur Seite und wurde so schnell mit Wasser gefüllt, daß es augenblicklich zu finken begann. Die drei Insaffen hielten fich mit aller Kraftanstrengung über Waffer; die Dame batte soviel Geistesgegenwart, fich an der aus dem Waffer razenden Mastspiße festzullammern, während sich die beiden Herren durch Schwimmen retteten. Ihr Hilferuf machte sofort einige Boote vom Ufer aus flott; die mitverunglückten Herren bestiegen selbst ein Boot und eilten zur Rettung ihrer Leidens gefäbitin herbei, sodaß diese glücklich ans Land gebracht werden fonnte. Die Hebung des Segelbootes dauerte bis zum Abend.

Wie der durchgegangene Hansdiener Fetta er­wischt wurde, lesen wir im Dscherslebener Kreisblatt" in einer Korrespondenz aus Hadersleben  , 22. September: Vor einigen Tagen lief die Nachricht durch die Beitungen, der Hausbiener Fetta aus Berlin   sei mit 5000 M., die ihm sein Herr zum Umwechseln übergeben, durchgegangen und in der Richtung nach Magdeburg   entwichen. Fetta muß von dort aus den Weg nach Hadersleben  , wo er vor längerer Zeit zwei Jahre lang gearbeitet hat, eingeschlagen haben; denn am Donnerstage der vergangenen Woche fam er zu einem Aufseher der hiesigen Buckerfabrik und bat um Aufnahme als Arbeiter. Kurz darauf fiel dem betreffenden Aufseher ein Beitungsblatt in die Hände mit Der Eingangs erwähnten Notiz. Er benachrichtigte natürlich sofort den Amtsvorsteher. Dieser begab sich mit dem Amtsdiener zur hiefigen Verpflegungsstation und erhielt dort zur Antwort, der Fetta sei allerdings hier in Verpflegung, habe sich aber gerade dem Leichenzuge des hinter Potsdam   verunglückten und zur Be erbigung hierher übergeführten Schaffners L. von hier ange. fchloffen. Fetta ging neben den Angehörigen, trug tiefe Trauer zur Schau, soll sogar am Grabe um den Verstorbenen wie um einen guten Freund geweint und fleißig beim Buwerfen des Grabes geholfen haben. All' dies Gebahren errettete ihn nicht vor dem drohenden Verhängniß. Er wurde gleich darauf im H.'schen Gasthause bierselbst verhaftet. Bei der Untersuchung fand man nur 35 M. bei ihm vor. Auf Befragen, wo er das andere Geld babe, gab er an, in Berlin   beraubt zu sein. Es sei, als er die 5000 M. zum Wechsler trug, ein ihm der Person, aber nicht dem Namen nach bekannter Mann an ihn herange. treten und habe ihm nach furzem Gespräch eine Prise angeboten, wodurch F. in Betäubung versett sei. Als er wieder zu fich felbst gekommen, habe er das Geld sogleich vermißt.

Die erste Novität des Volkstheaters, Oskar Walthers Volksfreund, ist von der Benfur mit geringen Aenderungen zur Aufführung genehmigt und geht am Donnerstag, den 4. d. M. in Szene; in demselben wird ein Theil des Lufispiel und Boffenpersonals in's Treffen geführt werden.- Die gestrige Die gestrige Sonntags- Aufführung von Struensee fand wieder vor vollständig ausverlauftem Hause statt.

Bewegung der Bevölkerung der Stadt Berlin  . In der Woche vom 9. bis 15. September d. J. fanden 199 Che schließungen statt. Lebendgeboren wurden 846 Kinder, darunter 99 außerehelich, todtgeboren waren 39 mit 6 außerehelichen. Die Lebendgeborenen find 30,6, die Todtgeborenen 1,4 pro Mille der Bevölkerung, die außerehelich Geborenen find bei den Lebendgeborenen 11,7, bei den Todtgeborenen 15,4 pCt. Die Bahl der gemeldeten Sterbefälle betrug 598, die fich auf die Wochentage wie folgt vertheilen: Sonntag 97, Montag 78, Dienstag 93, Mittwoch 83, Donnerstag 82, Freitag 75, Sonnabend 90. Von den Gestorbenen erlagen an Ma fern 2, Scharlach 3, Rose 1, Diphtheritis 13, Bräune 3, Reuchhusten 6, Kindbettfieber 2, Typhus 3, Ruhr 1, Syphilis, Altersschwäche 22, Gehirnschlag 12, Lungenentzündung 37, Lungenschwindsucht 65, Diarrhöe 43, Brechdurchfall 112, Magendarmiatarrh 24. Eines gewaltsamen Todes starben 12 Personen, und zwar durch Erhängen 2, Erstiden 1, Ueber­fahren 3, Sturz oder Schlag 6. Hierunter find 3 Todesfälle durch Selbstmord herbeigeführt. Dem Alter nach find die Bestorbenen: unter 1 Jahr alt 318( 52,2 pt. der Ge fammtsterblichkeit), 1-5 Sabre 69, 5-15 Jabre 17, 15 bis 20 Jabre 3, 20-30 Jahre 18, 30-40 Jahre 48, 40 bis 60 Jahre 65, 60-80 Jahre 48, über 80 Jahre 12 Personen. In hiesigen Krankenhäusern starben 89, einschließlich 12 Aus wärtige, welche zur Behandlung hierher gebracht waren. Auf die Standesämter vertheilen fich die Todesfälle folgendermaßen: Berlin   Köln Dorotheenstadt  ( 1) 20, Friedrichstadt  ( II) 10, Friedrich- und Schöneberger Vorstadt( 1) 37, Friedrich und Tempelhofer Vorstadt( IV) 48, Louisenstadt jenseits, westlich

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( Va) 42, Louisenstadt jenseits, öftlich( Vb) 39, Louisenstadt dies feits und Neu- Köln( VI) 36, Stralauer Viertel, westlich( Vlla) 35, Stralauer Viertel, öftlich( VIIb) 46, Königstadt( VI) 38, Spandauer Viertel  ( IX) 24, Rosenthaler Vorstadt, süb lich( Xa) 45, Rosenthaler Vorstadt, nördlich( Xb) 33, Dranienburger Vorstadt( XI) 47, Friedrich Wilhelmstadt   und Moabit  ( XII) 47, Wedding  ( XII) 51. Die Sterbefälle find 21,7 pro Mille der fortgeschriebenen Bevölkerungszahl ( 1 442 780). Die Sterblichkeitsziffer in folgenden Städten des Deutschen Reiches mit mehr als 100 000 Einwohnern betrug in Aachen   23,2, Altona   16.7, Barmen 17,5, Bremen   19,3, Breslau   26,2, Chemnit 36,3, Danzig   31,3, Dresden   20,5, Düffeldorf 28,2, Elberfeld   18,8, Frankfurt   a. M. 14,3, Hamburg  mit Vororten 21,9, Hannover   24,5, Köln   26,3, Königsberg   33,2, Leipzig   17,8, Magdeburg   26,7, München   27,6, Nürnberg   23,3, Stettin   24,1, Straßburg   i. E. 19,3, Stuttgart   14,1 pro Mille. In anderen Großstädten Europas   mit mehr als 300 000 Einwohnern betrug die Sterblichkeitsziffer in Amsterdam   19,6, Budapest  ( Vorwoche) 29,4, Dublin   19,4, Liverpool 19,9, London  16,2, Paris   19,7, Petersburg  ( Vorwoche) 23,5, Warschau  ( Vor woche) 35,1, Wien  ( Vorwoche) 20,3 pro Mille. Es wurden Es wurden 2996 Bugezogene, 1845 Weggezogene gemeldet, so daß sich die Bevölkerung mit Einrechnung der nachträglich gemeldeten Ge borenen und des Zuschlages, der den Weggezogenen erfahrungs­mäßig zugerechnet werden muß, um 1251 vermehrt hat; die Ein wohnerzahl beträgt fonach am Schluffe der Berichtswoche 1 444 031. In der Woche vom 16. bis 22. September famen zur Meldung Infektions Erkrankungsfälle an Typhus  26, Masern 73, Scharlach 66, Diphtheritis 93. Kindbett fieber 1.

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Polizeibericht. In der Nacht vom 28. zum 29. v. M. wurde ein Schlächtergeselle einige Hundert Echritte vor der Halle des Potsdamer   Bahnhofes mit abgefahrenen Armen auf dem Geleise liegend vorgefunden. Vermuthlich hat der Verun glückte, der noch lebte und nach dem Elisabeth- Krankenhause ge bracht wurde, auf den schon in der Fahrt befindlichen Bug springen wollen, um als blinder Passagier mitzufahren, und ist von dem Zuge und von einer demselben unmittelbar folgenden Rangirmaschine überfahren worden. Am 29. v. M. Vors mittags wurde ein Mädchen auf dem Kreuzungspunkt der Ritter- und Alten Jakobsstraße von einem Pferde, welches von Der Reitbahn nach dem Stall der Garde- Küraffierkaserne geführt wurde, gegen den Unterleib geschlagen und anscheinend inner lich schwer verlegt. Es fand in dem St. Hedwigstrantenhause Aufnahme. Nachmittags wurde der Kutscher Baumer vor dem Grundstück Schöneberger Ufer 48 beim Anfahren von Kies, indem er von seinem in der Fahrt befindlichen Wagen sprang und dabei fiel, überfahren und an beiden Füßen so ver legt, daß er nach der Charitee gebracht werden mußte. Ferner wurde eine 80 Jahre alte Frau beim Ueberschreiten des Fahrdammes vor dem Hause Straußbergerstraße 11 überfahren und erlitt eine Verrenkung des rechten Oberarms und einen Bruch des Ellenbogens. Sie wurde nach dem Krankenhause im Friedrichshain   gebracht. Ferner wurde ein Schußmann in der Naunynstraße durch einen Kohlenwagen überfahren und an der Brust und den Beinen erheblich verlegt, als er den be treffenden Kutscher wegen einer Uebertretung fistiren wollte und da dieser, um zu entkommen, auf die Pferde einschlug, den Pferden in die Bügel fiel, von ihnen aber umgeriffen wurde.

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Am 30. v. M. Vormittags wurde vor dem Grundstück May­bachufer 3 die Leiche eines 12 Jahre alten Mädchens aus dem Landwehrkanal gezogen. Um dieselbe Zeit wurde ein Kauf mann in seinem Lacen in der Landsbergerstraße erhängt auf gefunden. Die Leiche wurde nach dem Leichenschauhaufe gebracht. An demselben Tage Nachmittags wurde eine alte Frau beim Ueberschreiten des Fahrdammes in der Neuen Promenade vor dem Stadtbahnhof Börse und ein Mädchen vor dem Hause Hackescher Markt 5 durch Droschten überfahren. Beide erlitten Hackescher Markt 5 durch Droschken überfahren. Beide erlitten nicht unerhebliche Verlegungen und wurden nach dem St. Hed migsfrankenhause gebracht.

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Gerichts- Zeitung.

* Eine Amazonen- Landpartie mit Hinderniffen. Es war eine recht nette Gesellschaft, welche sich am 5. Juni im Meyer'schen Lokale in Saatwinkel zusammengefunden hatte. Eine ganze Schaar jener holden Damen, die mit Vorliebe unt.r dem schüßenden Dunkel der Nacht ihre Promenaden in den Straßen Berlins   zu machen pflegen, hatte fich zu einem Aus­flug nach dem genannten Orte vereint, wo sie in Männer­fleidung, bewaffnet mit Spazierſtöcken und Monokle umber stolzirten. Als die Gesellschaft im besten Buge war, wurde fte plößlich von mehreren Personen, welche soeben in das Lokal ge tommen waren, im Vergnügen gestört, und bevor sich die Theilnehmer recht darüber klar werden fonnten, was eigentlich los war, lag eine der Amazonen, die unverehelichte Stendel, am Boden und auf ihr hodie ein anderes weibliches Wesen, welches fich das Vergnügen leistete, der Niedergeschlagenen die Bähne loszuklopfen. Dieser Liebenswürdigkeit folgte eine allges meine Reilerei, bei welcher die Damen in Hosen den Kürzeren zogen. Gestern hatte fich die Schöffenabtheilung des Land­ gerichts 11   mit dieser Affäre zu beschäftigen. Auf der Anflages bant mußten folgende drei Personen: Der Steinträger Emanuel Schmidt, der Muftler Gustav Pohl und Frau Marie Bär der gemeinschaftlichen Körperverlegung be. schuldigt Plaz nehmen. Die Angeklagten hatten an dem beregten Tage ebenfalls eine Landpartie mit Damen nach Saatwinkel verabredet, wo dann die Frau Bär zwei alte Feindinnen, Frau Bwiebel und" Fräulein" Stendel erblickte. Frau Bär ist nämlich vor kurzem mit 3 Wochen Gefängniß Frau Bär ist nämlich vor kurzem mit 3 Wochen Gefängniß wegen Ruppelei bestraft worden und sie glaubt diese Strafe wesentlich dem Beugniß der zulegt genannten Vertreterinnen der Weiblichkeit zuschreiben zu müssen. Man kann sich daher ihren Born denken, als fte hier, entfernt vom Gewühl des städtischen Getriebes ihre Gegnerinnen gewahrte. Es währte auch nicht lange, so war der Kampf zwischen den Damen der ersten und zweiten Partei entbrannt, den die lettere am erfolgreichsten führen konnte, weil sie dabei von den beiden Männern unter ftüßt wurde. Die Bär wartete, bis die Stendel am Boden lag, um derselben eine erheblichere Lektion ertheilen zu können, was ste dann auch recht gründlich ausführte. Das ist für die drei Wochen!" rief fie der Geprügelten zu und triumphirend verließ fte den Schauplatz ihrer Thätigkeit. Gestern wendete sich das Blättchen; denn der Gerichtshof fand die Angeklagten auf Grund der Bewetsaufnahme in gleichem Maße der gemeins schaftlichen Körperverlegung schuldig und diltirte denselben je 2 Monate Gefängniß zu. Sichtlich befriedigt durch diese Sentenz verließen die zahlreich anwesenden Freundinnen der Beugin Stendel geräuschvoll den Zuschauerraum, während Frau Bär   erklärte, gegen das Urtheil Berufung einlegen zu wollen.

Wieder ein Krohm- Prozeß". Die bekannte Privat flage des Medailleurs Dstar Krohm gegen den Redakteur der Bolts Tribüne" Mar Schippel gelangte am Sonnabend wiederum vor der 100. Abtheilung des Berliner   Schöffengerichts zur Verhandlung. Im vorigen Termin war beschlossen worden, den Polizeidirektor Krüger, den Kriminalfommiffar Grafen Stillfried und den Kriminalwachtmeister Sommer zum Beweise der in dem inkriminirten Artikel aufgestellten Behauptung, daß der Privatkläger direkt oder indirekt mit der politischen Ab theilung des Berliner   Polizeipräsidiums in Verbindung stehe, zu dem neuen Termin als Beugen zu laden. Der Polizei präsident hat aber nochmals den ihm untergebenen Beamten die Genehmigung versagt, fich als Beugen vernehmen zu laffen, da deren Aussagen dem Reiche Nachtheil zu bereiten geeignet find. Die geladenen Beugen waren daber zum Termine auch nicht er schienen, was der Vertreter des Beklagten, Herr Rechtsanwalt Dr. Reiche, tügte. Derselbe hob hervor, daß der Herr Polizeis

präfident gar nicht wissen lönne, welche Fragen den Beugen vorgelegt werden. Die Entscheidung, ob durch deren Bes antwortung eine Gefahr für die Reichsintereffen entstehen könne, gebühre dem Gericht, und die Beamten seien von ihrem Vor gejezten lediglich zu inftruiren. Uebrigens soll Sommer auch befunden, daß er außeramtlich mit dem Kläger   einen freund schaftlichen Verkehr unterhalten habe. Der Vertheidiger be antragte deshalb Vertagung der Sache, gegen welche Krohm proteftitte. Der Gerichtshof beschloß, unter Uebersendung der Atten an den Polizeipräsidenten diesen um die Genehmigung der Beugenaussage der drei Beamten anzugeben.

Eine trok ihrer Ingend höchft gemeingefährliche Diebin stand gestern in der Person der 18jährigen unverehelichten Marie Johanne Böttcher vor der 87. Abtheilung des Schöffengerichts. Die Angeklagte erlitt im vorigen Jahre eine empfindliche Ge fängnißftrafe, weil sie die Vorräume der Schulzimmer in den Gemeindeschulen unsicher gemacht hatte. Sie hatte in vielen Fällen Mäntel und andere Kleidungsstücke der Schülerinnen gestohlen. Jetzt hatte fte fich ein anderes ganz eigenartiges Feld für ihre verbrecherische Thätigkeit gesucht, fie suchte in den Haus­fluren und auf den Treppen innerhalb der Häuser nach unbe aufsichtigt spielenden fleinen Kindern, zog ihnen die Schuhe aus und entfernte fich mit dieser Beute. Innerhalb weniger Tage liefen fünf Anzeigen solcher Diebstähle bei der Polizei ein. Die Angeklagte wollte nur den letzten Fall, bei dem fie ergriffen wurde, zugeben, der Gerichtshof schrieb ihr aber in allen zur Kenntniß gelangten Fällen die Thäterschaft zu. Der Staate anwalt stellte der Angeklagten das Buchthaus in Aussicht und beantragte wegen der an Naub grenzenden Diebstähle ein Jahr Gefängniß. Der Gerichtshof erkannte mit Rücksicht auf die Jugend der Angelagten auf eine Gefängnißstrafe von sechs Monaten.

Wenn man einen Rausch hat, paffiren einem mitunter recht unangenehme Dinge. Auch der Bäckergeselle Kühne hat bei einer Bierreise, welche er am 26. August unternahm, ein un­bequemes Abenteuer gehabt. Der junge Mann war gegen Abend in eine Restauration in der Auguststraße gerathen, hatte dort die Bekanntschaft eines fremden Mannes gemacht, welcher sich außer ordentlich liebenswürdig erwies und mit ihm und den Kellnerinnen noch mehrere Gläser Bier verzehrte. Das allzu reichliche Opfer, welches er dem Gotte Gambrinus dargebracht hatte übte aber schließlich seine Wirkung: er feste fich auf das Sopha und schlief ein. Sein neuer Freund schien außerordentlich fchien außerordentlich um sein Wohl besorgt, denn er setzte sich recht dicht an seine Seite und schien ärgit lich darüber zu machen, daß die Ruhe des Schläfers nicht gestört würde. Den Kellnerinnen fiel es schließlich auf, daß der Fremde fortgesett so nahe an den Eingeschlummerten heranmachte, fich und fie argwöhnten, daß derselbe nichts Gutes im Schilde führe. So war es auch in der That: Kühne hatte durch Einwechselung eines größeren Geldscheines verrathen, daß er ziemlich viel Geld bet fich hatte, und sein neuer Freund hielt das Stadium der Berauschtheit offenbar für außerordentlich geeignet, um feine cigenen Finanzen zu verbeffern. Als er plöglich Hut und Stock ergriff, um sich zu empfehlen, weďte man den Schläfer und Dieser stellte sofort fest, daß ihm von der Geldsumme, die er mit fich führte, ein Betrag von 40 M. fehlte. Man war ohne weiteres einig, daß diese Summe nur von dem verdächti gen Fremden estamotirt sein tonnte, sette demselben nach und es gelang auch, denselben festzunehmen freilich war von dem fehlenden Gelde nicht die Spur zu entdecken. Da der E griffene fich als ein schon 5 Mal vorbestrafter Agent Paul Schramm entpuppte, so wurde der Verdacht faft zur Gewiß heit. Auch die III. Straffammer, vor welcher fich Schramm geftern wegen Diebstahls zu verantworten hatte, war der Ueber zeugung, daß niemand anders als der Angeklagte der Dieb ge wefen, und mit Rücksicht auf den groben Vertrauensbruch und die Gefährlichkeit solcher Leichenfleddereien in Bierhäusern vers urtheilte er den Angeklagten zu 1 Jahr 6 Monaten Buchthaus, 2 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Bolizelaufficht.

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Det wäre ja' ne janz neie Bäckerei, wenn id als ' ne alleinstehende Wittwe, die ihre drei hungrigen Kinder mit ihrer Hände Arbeit un fauren Schweiß ernähren muß, wenn ic nich mal das Recht haben sollte, in anständijer Weise um die paar Froschen   Lohn zu mahnen," meinte die Wittme B., eine große Person, die fich wegen Hausfriedensbruchs, Mißhandlung und wegen Bedrohung auf der Anklagebant befand.- Vorf.: Ja, wenn Sie anständig geblieben wären, dann wären Sie nicht hier. Die Verlegte, die Schauspielerin Frau S. giebt aber eine ganz gefährliche Darstellung von der Sache. Angell.: Det iloobe id, det wird sie woll verstehen, bet iehört ja mit zu ihr Jeschäft wenn die anfängt, da bleibt natierlich teen Doge brocken. Aber fte sollte man so zwölf ieschlagene Stunden vor die Balje   stehen un in Seefe un Soda un sonst noch allerlei rumflauen unt denn hinterher teen Jeld kriejen, wenn man drei hungrige Kinder bat denn den janzen Nachmittag bei' ne bars füßige Schmalzstulle un nich mal det Abends en Jlas Bier, wo fie eenen det Mittags schon mit Kohlrüben un Katoffeln abjefuttert haben, indem sie bei' ne Waschfrau det Fleesch merschtendeels als Kompot ansehen, wat fte nich braucht un benn ja, wat id sagen wollte wo war id denn jleich bet, id bin von abjelommen. Vors.: Ja, Sie sprechen zu viel und zu schnell, es ist beffer, wenn Sie einfach meine Fragen beantworten. Sie hatten bei der Frau L. gewaschen und wie lange? lange? Angell.: Eenen Dag, von früh um sechse bis Abends um fteben. Vorf.: Weshalb geriethen Sie denn mit ihr in Streit? Angell.: Wejen' ne Pulle Bier, die id nich friegte. loben Sie man, Herr Jerichtshof,' ne Waschfrau mit drei hungrige Kinder danzt nich uff Rosen un man muß fich für die eene Mart fufzig ehrlich quälen. Jd hatte mir schon den janzen Dag über die elendije Koft jeärjert, zum Frühſtüd' ne Schmalzftulle un talten Katoffel falat, wo fie eenen denn eenen Kaffee zu vorseßen, den die Herrschaft schon det Morjens abjebrüht hat, det Mittags een Teller Invalidenbrühe.- Vors.: Verschonen Sie uns mit dem ganzen Speisezettel. Sie baten fich also Abends eine Flasche Bier aus, ein ganz gerechtfertigtes Verlangen, was geschah denn Angefl.: Nu, fie zog die Nase so lang wie' ne Fräfin un sagte teenen Ton nich un jing raus. Sie hat mir denn ooch' ne Flasche runterjeschickt, aber wie id fie uffmache, is et jewöhnlichet Braunbier. Jd ärjerte mir mächtig un den andern Dag befinne id mir det erst ordentlich un dente so bei mir: Ach wat, Du jebft far nich wieder hin, for die mag waschen, wer will. Id schicke denn mein fleenet Mächen so in die zehnte Stunde hin un laffe mir den Lohn für'n vorigten Dag aud bitten. Aber fte läßt mir sagen, id sollte ihr erst die Wäsche fertig machen, dann wollte fie bezahlen. Jd denn nu' ne reene Schürze vorjebunden un selber hin bei Vors: Sie sollen da so stark die Klingel ge= haben, daß es im ganzen ganzen Hause zu hören Angell.: Det sagt sie, aber da werden Sie wohl nich ville uff jeben. Die is det Klingeln un Bimmeln bei't Theater doch jewiß jewöhnt. Also fte macht uff. Ich sage, wollen Sie mal so freundlich find un mir hier uf die Stelle mein Jeld verabfoljen? Sonst werde ich Ihnen mal Morigen lernen; iloben Sie vielleicht, det meine Kinder teenen Appetit haben, wenn sie hungrig find? Vorf.: Und das nennen Sie an ständig mahnen? Weiter. Weiter. Angell.: Sie sagte, id sollte thr erst die Wäsche fertig machen, dann würde fte hinterher bezahlen. Jd sagte aber: nich in sämmtliche Hände; bei so'n Traftement wasche id Ihnen nich mehr, da lebt en Soldat ja wie'n Fürst jejen! Un denn, sage id weiter, jeben Sie mich mal vor allen Dingen meinen Refsel raus, den id Ihnen jestern jeltehen habe! So'ne Sorte hält mehr uf Nippsachen, als uf' n ebrlichen tuppernen Waschteffel, Herr Jerichtshof! hier in der Ede steht er, meent ste, den Steffel können Sie mitnehmen, aber Gelb

nun?

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zogen war.

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