Der Kreuzzeitung " zu". andere dagegen bezeichnen ihn gerade| als freitonservativ. Im übrigen haben die Offiziösen nunmehr dem ganzen Lebenswandel des Herrn Geffden nachgespürt und herausgefunden, daß ein so schlimmer Reichsfeind taum in Deutschland bisher eristirt hat. Die Reichsfeindschaft wird be= wiesen damit, daß Herr Geffden vor 1866 für den Herzog Friedrich in Schleswig Holstein eingetreten ist. Dann ist dieser Schlimme Reichsfeind auf Betreiben des Kronprinzen, welcher Herrn Geffen sein Vertrauen zugewandt hatte", an die Uni­verfität Straßburg berufen worden. Weiter hat Herr Geffden 1875 eine fegerische Ansicht über die Stellung des Fürsten Bis mard zum Kulturkampf geäußert. Dann hat im Jahre 1876 thn der Kronprinz für eine Verwendung im diplomatischen Dienst empfohlen". Endlich hat Herr Geffden im Jahre 1887 in einem Artifel in der Contemporary Review" ausgeführt, daß die Septennatsfrage für Krieg und Frieden ohne Bedeu tung gewesen. So habe dieser schlechte Mensch zusammen , mit Welfen, Bolen, Dänen, Elfäffern, Ultramontanen , Fort Schrittlern und Sozialdemokraten gegen die Bewilligung des Septennats gefämpft." Was es doch für schlechte Menschen auch unter den Konservativen giebt. Den Marineetat. Herr

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Nene 100 Millionen für

Schweinburg telegraphirt dem Franif. Journ.", daß für die nächfien 5 Jahre zu Schiffs bauten für die Marine zusammen 100 Millionen, also jährlich zwanzig Millionen Mart verlangt werden würden. Mehr nicht?

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Der ehemalige Oberoffiziofus, will sagen der Leiter bes offiziösen Preßbur aus der preußischen Regierung, Geh. Dber Reg.- Rath Dr. Ludwig Hahn ist am Sonntag Vormittag in Berlin verstorben. Hahn erhielt 1850 einen Ruf zum Ein­tritt als hilfsarbeiter in das Unterrichtsministerium; aus diesem trat er 1855 in das Ministerium des Innern über und wurde zum Geb. Regierungsrath ernannt. Im Jahre 1858 unter dem Minifterium Schwerin- Auerswald als Provinzial- Schulrath nach Stralsund verseßt, wurde er durch den Minister v. Jagow 1862 als vortragender Rath in das Ministerium des Innern zurüc berufen. In dieser Stellung bearbeitete er vorzugsweise die politischen und Breßangelegenheiten und begründete während der Konfliktszeit die Provinzial- Korrespondenz", welche er bis zu feinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst leitete. 1882 schied Dr. Hahn infolge schwerer Erkrankung aus dem Staatsdienst. Neben seiner amtlichen Thätigkeit widmete fich Hahn umfangs reichen literarischen Arbeiten, die zumeist eine Verherrlichung des Fürsten Bismard und seiner Politik bezweckten.

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Bur Affaire Ehrenberg schreibt man der Bür. Post" aus dem Großherzogthum Baden : Die Nachricht, der schwei­zerische Bundesrath weigere sich, die Untersuchungsaften in Sachen Ehrenberg an das Militärgericht in Karlsruhe auszu liefern, weil Ehrenberg eines politischen Vergehens angeflagt sei, hat vielfach überrascht. Es mag sein, daß damit der Bundes rath forrett handelte; um so mehr muß aber dann auffallen, Daß er diese Korrektheit nicht von vornherein beobachtete, son­dern ein Verfahren einschlug, das von seinem jezigen Stand punkt als höchft inforrekt angesehen werden muß. Als im Juli b. J. der Reichstagsabgeordnete Bebel den schweizerischen Bundesrath um Abschrift gewiffer Attenstücke aus der Unter­fuchung betreffend Ehrenberg zur Ueberlieferung an das Armee gericht in Karlsruhe bat, wurde ihm dieses mit der Motivirung verweigert, daß Alten oder Kopien derselben an Privatpersonen nicht ausgehändigt werden fönnen. Wenn dagegen ein amt liches Ansuchen in Begleitung eines Requifitorials eingehe, aus dem zu ersehen wäre, was den Gegenstand der Untersuchung bilde, so tönne eine solche Herausgabe zu vorübergehender Be nüßung in Erwägung gezogen werden und unter der Be dingung, daß die Aften wieder zurückgeliefert würden, auch erfolgen. Das bezügliche Schreiben des Bundes. raths hat nun seinerzeit der Abgeordnete Bebel dem Armeegericht in Karlsruhe zugestellt. Letteres reichte hierauf direkt den Antrag um Herausgabe gewiffer Aftenstücke ein und awar unzweifelhaft unter Angabe des Gegenstandes der Unter fuchung, nämlich hochverrätherischer bezw. landesverräthischer Um. triebe. Obgleich nun hiernach es fich um ein hochpolitisches Ver gehen handelte, nahm der Bundesrath im August teinen An­stand, die verlangten Altenftüde im Original dem Armee gerichte in Karlsruhe zu schicken. Erst als lepteres nunmehr auf Grund des bedenklichen Inhaltes dieser Papiere um Ueber laffung auch der übrigen in Bern einfam, scheint man dort plößlich anderen Sinnes geworden zu sein und verweigert nun die Herausgabe. Woher diese Intonsequenz? Hier ist die Auf­faffung verbreitet, daß diese plögliche Weigerung auf den drin. genden Wunsch von sehr einflußreicher Seite in Deutschland zurückzuführen ist, damit es dem Armeegericht trog der bereits vorliegenden, sehr kompromittirenden Altenstüde noch möglich wird, die Anstrengung eines Prozesses gegen Ehrenberg ablehnen zu können. Die Haltung des schweizerischen Bundesrathes in Dieser Affaire ist eine eigenthümlich schwankende."

In Sachen der Alters- und Invalidenversicherung hat der Zentralverband deutscher Industrieller, das Organ der Großbourgeoisie Deutschlands , eine Resolution gefaßt, die in folgenden 6 Punkten gipfelt: 1. Im Anschluß an seine früheren Rundgebungen hält der Zentralverband die Errichtung einer

Lehren des Malthus, und dann lesen Sie Henry George ."

Horaz Wallace fing an zu verstehen, daß die Arbeit, welche vor ihm lag, beinahe überwältigend war, und nunfbegriff er, warum die Ritter der Arbeit so hartnäckig auf Er= ziehung bestanden. Es begann ihm aufzudämmern, daß Die intelligenten Arbeiter unseres Landes sich auf einen revolutionären Kampf vorbereiteten, dessen Waffen nicht Werkzeuge des Kriegs und der Zerstörung, sondern die friedliche Berufung an die Gerechtigkeit und Vernunft des Publikums sein werden. Er fing an zu fühlen, daß in einem Lande, wie dem unsrigen, wo das Volk souverän ist und selbst herrscht, unendlich viel von Agitation, Organisation und Erziehung" zu erwarten sei. Einige Stunden später gingen Mr. Wallace und Miß Simpson einen der belebtesten Wege von Washington ent lang dem Walde zu.

Ah Maud," sagte Mr. Wallace ,,, diese Arbeiter- Organi­sation, für welche Sie sich so sehr intereffiren und zu welcher ich jetzt gehöre, steht weit über dem, was wir beide uns träumen ließen, und doch fühlte ich, daß ich erst wenig oder nichts von ihrer Philosophie verstehe. Ich dachte, es sei nur eine Organisation oder richtiger eine Vereinigung zu dem 3wed, die Löhne der Mitglieder aufrecht zu erhalten oder zu erhöhen; aber nun werde ich belehrt und fange an, einzusehen, daß die Ritter der Arbeit viel höhere Biele ver­folgen. Selbstverständlich ist die Regelung der Löhne für den Augenblick eine Wohlthat und Viele gehören zum Orden, die an nichts weiter denken, allein die Gründer des Ordens und die vielen tieferdenkenden Männer, die den Geist der Gründer erfaßt haben, hoffen mindestens die Saat zu einer vollständigen Revolution in die gegenwärtigen Systeme unferer politischen Dekonomie zu säen. Die Männer, mit denen ich heute zusammen war, schienen dies als ihre Lebensaufgabe zu betrachten. Grautöpfe und Greise, die für fich persönlich auf keine greifbaren Vortheile mehr hoffen fönnen, sprechen von den kommenden Generationen. Ich weiß wenig und nichts weiter von dieser neuen politischen Dekonomie, als was ich so im Allgemeinen darüber gehört habe, aber ich entnehme aus dem mir Mitgetheilten, daß sie

Beiträge in einer

Neichsversicherungsanstalt für den besten Weg zur Durchführung der Invaliden und Altersversicherung der Arbeiter. 2. Sofern Der Errichtung einer Reichsverficherungsanftalt unüberwindliche Schwierigkeiten entgegenstehen sollten, erklärt sich der Zentral­verband mit der in dem vorliegenden Gesezentwurf aufgestellten Organisation in der Vorausseßung einverstanden, daß die zu errichtenden Versicherungsanstalten möglichst große Bezirke, wte die Gebiete der einzelnen Bundesstaaten bezw. diejenigen meh­rerer Bundesstaaten umfaffen, so daß demgemäß innerhalb eines Bundesstaates nicht mehrere Versicherungsanstalten errichtet werden. 3) Der Zentralverband spricht fich fonach nach wie vor dagegen aus, die Berufsgenossenschaften zu Trägern der Jnva liben und Altersversicherung der Arbeiter zu machen. Er empfiehlt indeß die seitens der unteren Verwaltunasbehörde zu bewirkende Jnanspruchnahme der Krantenkaffen zur Begutachtung des Anspruches auf Bewilligung der Rente. 4. Der Zentral verband bleibt bei seiner Ansicht stehen, daß die Beiträge der Arbeitgeber und Arbeiter nicht nach Maßgabe des Kapital­deckungsverfahrens, sondern im Wege des Umlageverfahrens, und zwar vom Tage des Intrafttretens des Gesetzes in der Weise aufzubringen find, daß jährlich laufende Die Ansammlung starter Reserve fichernden Höhe erhoben werden. 5. Der Zentralverband er­achtet den von dem Gesezentwurf in Aussicht genommenen Bus schuß des Reiches für unbedingt erforderlich und ohne denselben bie allgemeine und obligatorische Invaliden und Altersver ficherung für undurchführbar. Chne den Reichszuschuß würde auch die in dem Gefeßentwurf vorgesehene, wesentlich auf der Wirksamkeit von Beamten beruhende Organisation für den Zentralverband unannehmbar sein. Der Zentralverband hält baher für recht und billig, andererseits auch für geboten, daß das Reich auch ein Drittel der infolge der Durchführung der In validen- und Altersversicherung erwachsenden laufenden Ver waltungsfosten trage. 6. Der Zentralverband erklärt ausdrück­lich, daß er vom Standpunkte des Arbeitgebers auf bie Einführung des Quittungsbuches durchaus teinen Werth legt, daß ihm raher jedes andere gleich wirksame Mittel zur Feststellung und Kontrole der gezahlten Beiträge ebenso genehm ist wie das Quittungsbuch. Der Zentralverband hält für nöthig, im Gesetz ausdrücklich aus. aufprechen, daß die lebensfähigen Knappschafts, Fabrit und andere Kaffen auch für die Leistungen, welche der vorliegende Gesez­entwurf fordert, beizubehalten find in derselben Weise, wie solche vom Vollswirthschaftsrath befchloffen worden ist. Der Bentralverband behält sich vor, nach Kenntnißnahme der Motive zu den speziellen Bestimmungen des Gesezentwurfes seinerzeit besondere Anträge zu stellen. Von befonderer Wichtigkeit ist in Punkt 6 die Stelle, worin auf die Einführung des Quittungsbuches verzichtet wird. In der That hat die Großindustrie an dem Arbeitsbuche so gut wie gar fein Intereffe; nur die Bünftler und Innungsbrüder begeistern sich für daffelbe, um mit seiner Hilfe die Arbeiter in fleinlicher und gemeiner Art bedrücken zu können.

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Die bayrische Altersversorgung für Eisenbahnar­beiter ist am 1. Oftober in Kraft getreten, lange beoor die Altersverficherung der Arbeiter im Reiche nur berathen ist. Die Demotr. Korr." schreibt über die Sache: Wie die berühmten Grundzüge" und der umgeänderte Entwurf des Bundesraths, so hatte auch der bayrische Regierungsentwurf die Altersgrenze für den Beginn der Versicherung auf 70 Jahre festgesetzt; in der Kammer wurde dieselbe auf 65 Jahre bei dreißig Mitglieds jahren herabgesett jahren herabgesezt gewiß nicht viel, aber immerhin etroas. Auch die Wartezeit wurde durch die Kammer auf die Hälfte berabgefegt und beträgt jest fünf Jahre. Im Falle einer Krankheit, einer Verwundung oder ähnlicher Ursache tritt die Benfionsberechtigung auch während der Wartezeit ein. Diefe Aenderung, deren große Tragweite in die Augen springt, ist wohl die bedeutsamste, welche die Kammer an dem Regierungs­entwurf vorgenommen hat. Verbefferungen erfuhr der Entwurf metter durch die Aufnahme der Bestimmung, daß die Beiträge Aurückgezahlt werden, wenn der Arbeiter aus der Reihe der Versicherungspflichtigen austritt, und durch eine ander weitige, die Theilnahme der Arbeiter erweiternde Regelung der Verwaltung. In Aussicht genommen ist endlich eine Wittwen und Waisenversorgung. Dagegen ist die Penfionsberechnung die ursprüngliche des Entwurfs geblieben; dieselbe unterscheidet fich aber von der in dem bundesräthlichen Entwurf für das Reich vorgesehenen sehr vortheilhaft dadurch, daß fie nicht alle Arbeiter über den gleichen Rahmen scheert, sondern auf Grund des, rechnungsmäßigen Einkommens" vier Klaffen( 700, 1000, 1200 und 1400 M.) mit verschiedener Beitrags- und Penfions höhe bildet, welch lettere von 15 bis 40 pCt. des rechnungs­mäßigen Einkommens steigt. Ein bayerisches Arbeiterblatt, das Recht auf Arbeit", hat unlängst berechnet, daß, wenn der Bei fritt zur Versicherung mit einem rechnungsmäßigen Einkommen im 25. Lebensjahr erfolgt und die Dienstunfähigkeit mit 50 Jahren eintritt, die Penfion ungefähr 420 Mart jährlich 35 Mart monatlich beträgt. Gewiß ist das noch nicht allzu viel, aber gegenüber den fläglichen Ansäßen des bundesräth­lichen Entwurfs nimmt es sich beinahe wie eine stattliche Summe aus."

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im direkten Gegensatz zu einer Behauptung steht, die ich in den letzten Tagen in Frank Lislie's Wochen­schrift) las und über die ich seitdem fortwährend nach denken mußte."

,, Was war es?"

" Das Blatt fagte redaktionell, daß eine bestimmte Summe von Arbeit auf der Welt verrichtet werden müsse und daß es zwei Mittel gäbe, dies zu erwirken. Er st en s - so lautet der Satz die Peitsche des Sklaven­Aufsehers und zweitens die Hungerpeitsche: daß man vor den Arbeiter die unmittelbare Aussicht auf Noth stellt. Das erste Mittel ist abgeschafft, so bleibt nur das zweite."

War das wirklich so gerade heraus und so brutal ausgedrückt?"

Allerdings. Ich zitire wörtlich."

Harry, wenn diese Behauptung wahr ist, dann werden wir alle von der Furcht getrieben. Aber es ist nicht wahr. Die Hoffnung ist ein größerer Sporn zur Anstrengung, als die Furcht. Da ist z. B. mein Arbeitgeber, der arbeitet und ich weiß, er thut es nicht aus Furcht vor Noth. Er vielleicht angestrengter, als irgend einer seiner Angestellten, hofft, das größte Kolonialwaaren- Geschäft in der Stadt zu bekommen. Was mich anbelangt, wenn ich nicht die Hoff­nung auf Befferung hätte, so würde ich sicher verzweifeln. Glauben Sie wirklich, daß die Leute, die solche Abscheulich­keiten schreiben, sie auch selbst glauben?"

ja, einige glauben es, viele reiche Leute lernen so zu denken. Es scheint, die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich seit dem Krieg') reißend schnell erweitert und die Reichen haben sich systematisch zu dem Gedanken erzogen, daß sie eine höhere Raſſe ſeien, während wir Arbeiter mehr und mehr zu Laftthieren werden, die man peitschen muß!"

,, Nun, Mr. Wallace, ich glaube, Sie und ich tönnen 1) Eine befannte illuftritte Wochenschrift, die eine sehr große Verbreitung hat.

3) Der Krieg zur Abschaffung der Neger. Sklaverei ist ge­meint, welcher den industriellen Kapitalismus in den Vereinigten Staaten entfesselte.

Ueber die Alters- und Juvalidenversicherung Sprach in einer Volksversammlung in München Herr Vollmar. Die Versnmmlung war schon insofern von Bedeutung, als seit zwei Jahren Herr Vollmar durch Polizeiverbote und Lokal verweigerungen systematisch verhindert worden war, in öffent licher Versammlung zu sprechen. Der Redner betonte be sonders: In ganz ausgesucht schlechter Weise habe das Geset Die Frauen behandelt. In einer Belt, da die Frau immer mehr zu industriellen Arbeiten herangezogen werde, verlange man von derselben, daß fte 1 schlechter lebe als rer Mann. Die mindeste Rente müßte auch bei ihr, wie beim Mann auf 250 M. ange segt werden.( Der Gesegentwurf schlägt 250 M. als Maximum vor.) Als Altersgrenze für die Berechtigung zum Rentenbezug will Redner das 60. und nicht das 70. Lebensjahr. Die vor gesehene Bahlung in Naturalien verwirft Redner ganz und gar, da dieselbe an die Zeiten der Hörigkeit erinnere. Den Gedanken einer solchen Zahlung findet Redner wie hinterpommerisch. Daß die Rückzahlung der eingezahlten Beiträge vollkommen ausgeschloffen ist, verdammt Redner und erinnert daran, daß 3. B. die weiblichen Dienstboten, die heirathen, alle Beiträge hinten laffen müßten. Er erklärt Er erklärt fich für die Noth wendigkeit, daß auch beschränkte Arbeitsunfähigkeit zugelassen werde. Gegen die beabsichtigte Vertheilung der Beiträge zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer spricht fich Referent ebenfalls aus und verlangt, daß Arbeitgeber und Reich das Ganze trage. Er verlangt eine einheitliche Reichsanstalt in der der Arbeiter das Recht haben müffe, mitzusprechen; die Arbeiter ließen fich feine Wohlthaten aufnöthigen und aufzwingen, son dern wollen mitreden. Das Reichsversicherungsamt müffe voll und ganz das legte Amt sein, damit der Arbeiter nicht den Schiedsgerichten überliefert werde. Nachdem Redner auch das Quittungsbuch scharf gekennzeichnet und noch einige Redner in gleichem Sinne gesprochen hatten, wurde folgende Resolution einstimmig gefaßt: Die heutige Versammlung ist der Ansicht, daß der Gefeßentwurf über Alters und Invalidenversorgung ben berechtigten Ansprüchen der Deutschen Arbeiter nicht im mindesten entspricht, da sie nichts anderes ist als eine ander weitige Organisation der Armenpflege fte hält die Rente für viel zu niedrig, die Altersgrenze für viel zu hoch, insbesondere bedeute auch das beabsichtigte Quittungsbuch nur ein verstecktes Arbeitsbuch und eine Herabwürdigung der Arbeiter und sei Daffelbe völlig unannehmbar. Das Gesez bebeute feinerlei fozialreformatorische Maßregel und sei der jegige Gefeßentwurf für die Arbeiter vollständig unannehmbar. Eine Arbeiterschutz­gefeßgebung in Verbindung mit dem Koalitionsrecht würde den Intereffen der Arbeiter viel beffer entsprechen."

Unduldsamkeit eines Geistlichen bei der Beerdigung eines Selbstmörders. Der Beitung für Pommern" in Rolberg entrehmen wir folgende Schilderung über das Begräbniß des Bauern Rübenhagen in Roffenthin: Auf Anordnung des Geist­lichen durfte die Leiche erst nach sechs Uhr, nachdem die Sonne unteraegangen, beerdigt werden. 3var hielt der Herr Pastor eine Rede am Sarge, wie es ja auch Vorschrift ist, ohne Talar. Als aber die Leiche auf den Kirchhof gebracht werden sollte, wo fte in einer entfernten Ede dicht am Baun ihren Ruheplat finden sollte, entstand die Frage, wie fte dort hin zu schaffen sei. Bei dem Herrn Pastor und der Mehrzahl der Einwohner stand es nämlich fest, daß die Leiche nicht durch das Thor sondern nur über den 3aun herüber auf den Friedhof gebracht werden dürfe. Hiergegen legten indes zwei zum Begräbniß aus Rolberg erschienene Herren, welche ein folches Schauspiel nicht mitmachen wollten, Verwahrung ein. Sie forderten den Herrn Pastor cuf, die Leiche durch das Thor paffiren zu laffen. Auf diese Vorstellungen soll der Herr Bastor einem der beiden Herren entgegnet haben, dann müsse das Thor abgebrochen und am andern Tage wieder aufgerichtet werden, so sei es Vorschrift der Regierung.(???) Von dem Versuch, die Leiche trop des Verbots des Herrn Pastors durch das Thor zu schaffen, mußten die beider: Kolberger angesichts des Wider ftandes des übrigen Gefolges abstehen, und so wurde denn mi der Leiche der beschwerliche Weg über den Baun ongetreten. Als die Leiche in das Grab gesenkt war, sprangen fofort Leute herzu, um die Gruft zu schließen. Auch die Angehörigen des Verstorbenen traten, schwerlich freiwillig, den Rückweg über den Zaun an.

In Paderborn ist ein Bücherantiquariat unter dem Namen Bonifatius. Antiquariat" errichtet worden, in welches Bibliotheken verstorbener Geistlichen aufge nommen werden sollen, um mit ihrem Reinertrag die Kaffe des Generalvorstandes des Bonifatius Vercins zu unterstüßen. Von besonderem Intereffe ist die Begründung dieser neuen Einrichs tung. Erfahrungsmäßig stiften die Bücher, welche Geistliche hinterlaffen, nicht nur wenig Rugen, sondern es wird sogar oft Durch fie mancherlei Schaden und Standal(!) hervorgerufen. In der Bibliothek eines Geistlichen finden sich Bücher, die in die Hände von Laien, insbesondere in die Hände von Laien, welche höhere Studien nicht gemacht haben, nicht gehören. Wegen feiner seelsorgerischen Thätigkeit war er entweder genöthigt, solche anzuschaffen, oder ihr Bests war doch nüglich und zweddienlich Ferner: Der Geifiliche erhält vom Bischof auf sein Ersuchen Die Erlaubniß, Bücher, die zu lesen sonst von der Kirche ver

nichts Besseres thun ,. als diesen Gegenstand zu unserem Studium zu machen und alle Bücher, die Sie in Ihrer Bibliothek haben, fleißig zu benutzen. Wir erforschen, was die alten Schriftsteller sagen und lesen dann Henry George's Fortschritt und Armuth". Mein Vater hat dieses Buch; wir sind dabei so lebhaft interessirt, daß keine Beit verloren werden darf."

Unter solchen Gesprächen wandelten die beiden jungen Leute an diesem lieblichen Sonntag Nachmittag durch den Wald, der Washington einrahmt, und genossen halb Schönheit der Natur, während sie die mechanisch die brennendsten Fragen der Neuzeit behandelten, Lebens fragen im vollsten Sinne des Worts für sie selbst, wie auch für ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, in diesem größten Freistaate der Welt dieselben Fragen, für deren Lösung das Volk jahraus, jahrein fünfhunder Männer in den Kongreß wählt und die bis jetzt nicht gelöß worden sind.

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Wahrscheinlich wußte der größte Theil der nationales Gesetzgeber weniger von diesen zu lösenden Aufgaben, als unsere jungen Studirenden, welche ihre Forschungen je begannen.

( Fortsetzung folgt.)

Aus Kunst und Leben.

Eine Verschwörung der oftafrikanischen Sklaver händler. Der Kölnischen Volkszeitung" ist von einer, w fte fagt, vorzüglich unterrichteten Seite ein Artikel über Verschwörung der oftafrikanischen Stlavenhändler" zugegange aus welchem folgendes entnommen ist: Die schweren Bwische

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fälle, welche die Bestbergreifung des sanftbarischen Küstenland begleiten, laffen diejenigen, welche( we der Einsender des A titels) im Innern Ostafrikas gelebt haben, eine allgemeine hebung der eingeborenen Bevölkerung vom Tanganjita u Victoria Nyansa bis zum Meer befürchten. Diese Erhebu tommt übrigens nicht plöglich und überraschend, wie man nehmen tönnte; fie ist von langer Hand vorbereitet und Ergebnis einer wahren muselmanischen Verschwörung. D jezt erschienene Bulletin der afrikanischen Misstonen und