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Albrecht'schen Hauses in verdächtiger Weise sich zu schaffen ge macht, die Richtung nach Birnede eingeschlagen hatte, bestiegen Die Gebrüder Scheer einen Wagen und begaben fich zur Ver­folgung des Verdächtigen auf den Weg. In der Nähe des Dorfes Birnecke etwa zwei Meilen vom Thatorte entfernt tam ihnen ein Mann in Sicht, der, nachdem er durch einen scheuen Seitenblick wahrgenommen, daß die Verfolgung ihm gelten dürfte, vom Wege entsprang und querfeldein lief. Seine Verfolger ließen jedoch von ihm nicht ab, einer von ihnen schwang fich vom Wagen und ſette dem Flüchtling zu Fuß nach, während der andere noch ein Stück weiter fuhr, um dem Ausreißer den Weg abzuschneiden. In dieser Bedrängniß warf Der Spiẞbube das gestohlene Geld weg, um seine Verfolger da mit aufzuhalten, diese ließen jedoch von ihm nicht ab und er griffen ihn auch endlich nach einer scharfen Jagd. Sie brachten thren Gefangenen sodann nach Alt- Landsberg  , wo er hinter Schloß und Riegel falt gestellt wurde. Nach den Legitimations papieren, die man bei dem Arrestanten vorfand, ist derselbe ein gewiffer Karl Sch. aus Jacobsdorf  .

Im Bädtischen Obdach befanden sich am 1. Oktober cr. 24 Familien mit 93 Personen, darunter 10 Säuglinge. Am 1. Ottober war der Bestand 44 Familien mit 175 Personen, Darunter 15 Säuglinge. Das Asyl für nächtliche Obdachlose benutten im Laufe des Monats September 8584 Personen, und awar 8066 Männer und 518 Frauen. Von diesen Personen wurden 5 dem Krankenhaus Friedrichshain  , 65 dem Kranken. haus Moabit  , 2 der Churitee überwiesen und 306 der Polizei vor geführt.

Ein Selbstmordversuch in einer Droschke fand gestern in aller Frühe auf dem Schloßplaze statt. Der Droschken tutscher wurde plötzlich durch einen Schnß im Innern seines Wagens veranlaßt, anzuhalten und sich nach seinem Fahrgaste, Den er erst wenige Minuten vorher aufgenommen hatte, umzu fehen. Er fand denselben in liegender Stellung, in der Rechten einen Revolver, mit einer Schußwunde in der Brust auf dem Rüdige vor. Unter dem Beistand eines Schußmanns schaffte der Kutscher   den Verwundeten nach einem Krankenhause. Dort wurde der Lebensmüde als ein ehemaliger Justizaktuar Bern hard M. festgestellt.

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Polizeibericht. In der Nacht zum 2. d. M. wurde der Schußmann Krüger auf dem Belleallianceplag von einer Droschte, welche er der herannahenden Feuerwehr halber zum Halten ver anlaffen wollte, überfahren und erlitt dadurch so bedeutende Quetschungen am linken Arm und Bein, daß er sich mittelst Droschke nach seiner Wohnung begeben mußte.- Am 2. d. M. Morgens sprang ein 16 Jahre altes Mädchen in einem Anfall von Geistesstörung   aus dem Fenster seiner im ersten Stock des Hauses Georgenkirchstr. 13 belegenen Wohnung und erlitt an scheinend eine Verstauchung der Beine und innere Verlegungen, so daß es nach der Charitee gebracht werden mußte. Bor mittags wurde in der Invalidenstraße am Eilgutschuppen des Lehrter Bahnhofes ein Bäckerlehrling von einer Droschte und vor dem Hause Kottbuserstr. 1 ein 11 Jahre alter Knabe von einem Rollwagen überfahren. Ersterer erlitt eine nicht unbe deutende Verlegung am linten Knie und wurde nach der Charitee gebracht, während der lettere eine bedeutende Verlegung am linten Schienbein davonirug und nach dem Krankenhause Bethanien gebracht werden mußte. An demselben Tage Nach mittags fiel ein Kutscher vor dem Hause Charlottenstr. 59 infolge Durchgebens des Pferdes vom Wagen, wurde über die Brust gefahren und anscheinend innerlich schwer verlegt, so daß er nach der Charitee gebracht werden mußte.- Um dieselbe Beit stürzte in der Luruspapierfabrik von Plath u. Boysen, Louisen Ufer Nr. 11, der dort beschäftigte Arbeiter Halm in den auf dem zweiten Hofe befindlichen Fahrstuhlschacht und erlitt eine Verftauchung beider Beine. Er wurde nach dem Kranken hause Bethanien gebracht. Gegen Abend erschoß sich ein Maler in seiner Wohnung in der Reinickendorferstraße mittelst eines Revolvers. Die Leiche wurde nach dem Leichenschauhause gebracht. Abends brachte fich ein Schloffer im Kloset des Grundstücks Rüdersdorferstr. 16 mittelst eines Revolvers einen Schuß in den Kopf bei, wurde aber noch lebend nach dem Städtischen Krantenhause gebracht.- Um dieselbe Beit verstarb plöglich infolge eines Herzschlages eine etwa 60 Jahre alte unbe tannte Frauensperson auf dem Wege von der Sieges- Allee nach der Roonstraße in einer Droschte, die fie an der Charlotten burger Chauffee bestiegen hatte. Die Leiche wurde nach dem Leichenschauhause gebracht. In der Nacht zum 3. d. M. glitt ein Färber vor dem Hause Auguststr. 61 aus und zog sich da­durch einen Bruch des rechten Beines zu, so daß er nach dem Hedwigs Krankenhause gebracht werden mußte. In drei Fällen wurde die Feuerwehr durch fleinere Brände in Thätigkeit gefett..

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Vergnügungs- Chronik.

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Eldorado", Schnabl's humoristische Soireen. Auf der Stätte, wo bis vor nicht langer Zeit der unverwüstliche tomische" Bendix allabendlich wirkte, ist neues und, wie wir gleich hinzufügen wollen, verfeinertes Leben entstanden. Direktor Schnabl, durch seine Leistungen in der Concordia vortheil haft bekannt, hat die Leitung des neuen Musentempels in der Dresdenerstraße übernommen und durch die gestrige Eröffnungs vorstellung gezeigt, daß er mit feinem Verständniß für den Geschmad der Berliner   an die Lösung der nicht leichten Auf gabe berangetreten ist. Wir hatten Gelegenheit, fürzlich andere biefige Spezialitäten- Theater zu besuchen: überall herrschte die 3ote. Das ist im Eldorado" anders, und wir tönnen nur wünschen, daß es fich dauernd davon fern halte; der Erfolg wird nicht ausbleiben. Von den Künstlern zeichnete fich Herr Dstar Fürst als feintomischer Charakterdarsteller aus; seine Leistungen sind wirkliche Rabinetsstücke. Herr Crassé, In ftrumental: Imitator, gefiel seinen Zuhörern durch elegante und naturgetreue Wiedergabe der verschiedensten Instrumente. Das Sonstige Künstlerpersonal blieb nicht zurück, und so gab es ein gutes Ensemble, das weitere Erfolge verbürgt.

In der heute im Volks- Theater zur Aufführung ge langenden Novität, Der Voltsfreund" liegen die Haupt rollen in den Händen des Fräulein Widmann und der Herren Labowsky, Waldemar, Pauly und Tyrkowski.

Berliner   Theater.

Wallner- Theater.

Mit einer franzöftschen Poffe eröffnete das Wallner- Theater gestern wieder seine Pforten, nachdem es während der letzten Monate das Heim für das hoftheater gebildet hatte.

Die Nachbarinnen" find dem theaterbesuchenden Publikum nicht unbekannt, fie find im vorigen Jahre wohl fünfzig Mal über die Bretter gegangen und haben die Freunde eines harm­losen Humors in eine freundliche Stimmung verfekt. So war es auch vorgestern; das Publikum war in der besten Laune, man freute sich, die alten Bekannten wiederzusehen, obwohl wir das Gefühl haben, als ob den Künstlern des Wallner Theaters die französische   Maste gar nicht recht zu Gesicht stehen will.

Berliner   find eben keine Pariser, fte können es nicht sein und wollen es jedenfalls auch nicht. Es macht gerade feinen sehr angenehmen Eindruck, wenn die Herren mit dem ausge prägten Dialekt der Mulackstraße die geliebten Berliner   Töne in verkehrt gedrechselte franzöfifche Perioden einschrauben müssen. Herr Meißner beispielsweise ist ein vorzüglicher Berliner   Komiter, aber ein herzlich schlechter Franzose.

Der Inhalt des Stückes läßt sich unmöglich sfizziren. Es ist ein tolles Wirrwarr, Personen freten auf und verschwinden, und bevor man vor Lachen so recht zu sich gekommen ist, ist der Akt zu Ende. Dann allerdings begann vorgestern jedes Mal eine Mufit, die an sich vielleicht ganz schön gewesen sein mag, die ihrer

endlosen Länge wegen aber nur den 3wed hatte, die Handlung zu zerreißen, so daß man sich von einem Alt auf den anderen befinnen mußte.

Dahingegen waren die einzelnen Leistungen der mitwir tenden Künfiler wirklich glanzvoll. Herr Gimnig gab den halb verrückten, finnlos verschwenderischen russischen Fürsten   ganz aus. gezeichnet wieder. Es mag sein, daß es so hirnverbrannte Leute giebt, namentlich unter denen, welche die Millionen, die von anderer. Menschen verdient werden, nur zum Fenster hinaus zu werfen haben wir wissen es nicht. Wenn jes aber solche Leute giebt, so hat Herr Gimnig einen ausgezeichneten Typus gefchaffen.

Ebenso gab Herr Herrmann den Mann mit der Brille" mit glücklichstem Humor und die anderen Herren standen ihm in feiner Beziehung nach.

Von den Damen läßt sich daffelbe leider nicht in gleichem Maße sagen. Fräulein Leuchtmann hat eine Stimme, als ob fte stets zu eng geschnürt wäre.

Die Regie war recht ansprechend.

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Im Berliner   Theater trat am Dienstag Friedrich Haase   in vier Einaftern zum ersten Mal wieder auf. Es waren vier Paradestücke des Virtuosen ohne allen literatischen Werth, nur möglich und nur gehalten durch seine Person. Ein altes Rübrstück in der ihränenreichen Manier der blaffen Ro­mantit, Marcel von J. Sandeau, eröffnete den Abend. Daran schloffen fich drei Lustspiele, von denen das leste, Eine Partie Piquet" das erträglichste und bekannteste ist. Der Dlarien. sommer" von Meilhac und Halevy   behandelt eine zu alte Geschichte, der selbst feine franzöftscher Wis neue Sette abgewinnen abgewinnen fann; und der 30. No vember" Don Feldmann fieht durchaus auf der geistigen Höhe seines miehernden Schlußeffekts: Ein Major wettet nämlich, ein Fuchs fönne niemals ein Schimmel werden, worauf ihm eröffnet wird, daß ihn, den Major Schimmel, die Wittwe Fuchs heirathen wolle. Verstanden!? So einfältig und unbedeutend die Stücke find, so sehr paffen fie für einen Virtuosen, der seine Vielseitigkeit an einem Abend beweisen will. Im ersten Stüd ein schwermüthiger Wahnsinniger, im zweiten ein fomischer Erbonkel mit wieder hervorbrechenden Neigungen für das das zarte Geschlecht, im dritten ein verlegener armer Hauslehrer, der nicht eher die Wohnung seines Böglings verlaffen will, bis er das fällige Honorar im Beutel hat, und zum Schluß dann noch der adelsstolze, unver trägliche alte Chevalier von Rocheferrier- tönnen Rollen widers sprechender und auseinanderliegender sein, als die, welche Haase an einem Abend giebt? Rann aber auch etwas anderes mehr dem wahren Wesen der Kunst der Menschendarstellung fremd sein, als dieser an die Verwandlungstünfiler der Epezialitäten­theater erinnernde Metamorphosenüberfluß? Und welches reiche, realistische Talent ist dabei in Haase auf die Abwege des Vir­tuofenthums gerathen! Die Feinheit seiner Detailbeobachtung, der Neichthum seiner fünstlerischen Mittel, mit denen er haus­zuhalten versteht wie feiner, find bewundernswerth. Um so be dauerlicher bleibt seine Vorliebe für die Spezialität, die ihn verleitet, in unfinnigen Stücken aufzutreten, nur weil sie ihm Glanzrollen" bieten. Von den übrigen Mitwirkenden sei nichts gesagt. Durch die Wahl der Stücke traten ste zu sehr zurüd. Die Ausstattung war vorzüglich.

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Gerichts- Zeitung.

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genommen, daß den Arbeitern vor dem Eintritt in die Ben flonskaffe eine Lohnerhöhung in Ausficht gestellt worden sei, welche es ihnen ermöglichen sollte, die Beiträge ohne Einduse am Lohn zu leisten. Diese Erhöhung habe zwar auch stattgefunden, set aber nur so lange aufrecht erhalten worden, bis sämmtliche Arbeiter die Mitgliedschaft erworben hatten; nachdem dies geschehen, habe man die Löhne wieder auf das frühere Niveau zurückge schraubt. Durch diesen Artikel fühlte fich der Betriebsinspektor Rohde zu Crefeld   beleidigt und die Staatsanwaltschaft erhob auf erfolgte Anzeige gegen den Redakteur Kamin die Anklage.­Auf Befragen erklärte fich der lettere bereit. die volle Verants wortlichkeit für den Auffaz, der nur wahre Thatsachen enthalte, zu übernehmen, obgleich er denselben eingesandt erhalten habe. Vertheidiger Rechtsanwalt Stadthagen   stellte den Antrag, eine Anzahl Beugen aus Crefeld   zu laden, welche im Sinne des Artikels befunden würden. Der Angeklagte habe nur rügen wollen, daß immer und immer wieder der Versuch gemacht werde, die Arbeiter in die Zwangskaffen zu bringen. Wenn nun auch ein förmlicher Bwang im vorliegen den Falle nicht zur Anwendung gelangte, so fei doch anderers feits dadurch, daß die Arbeiter fich schließlich verpflichten mußten, Mitglieder der Pensionskaffe zu werden, ein barter moralischer Bwang ausgeübt worden und gemäß den in Rede stehenden Behauptungen des Artikels fand wunderbarer Weise nach voll zogenem Beitritt die Reduzirung der Löhne auf das frühere Maß statt. Der Gerichtshof beschloß, die Sache zu ver tagen und den Beweisantiägen der Vertheidigung Folge zu geben.

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* Wiz leicht Jemand auf die Anklagebank kom­men kann, zeigte die Verhandlung gegen den Arbeiter Johann Jahn, welcher sich gegen die auf Sachbeschädigung lautende Anklage vor dem Schöffengericht zu vertheidigen hatte. An einem schönen Juliabend saßen im Schanklokal des Herrn Bock mehrere Gäste, welche fich nach der Hiße des Tages an dem Genuß einer fühlen Blonden labten. Blöglich flog ein fauft­großer Stein in das Kellerfenster, daß die Glassplitter nach allen Seiten stoben und die Anwesenden einen Moment ftarr vor Schreden waren. Das Wurfgeschoß verwickelte fich glücklicherweise in die Gardine, zerriß diese und fiel dann neben den Arbeiter Hentschel auf die Dielen nieder. Dieser sprang sofort auf und stürzte aus dem Lokale auf die Straße, wo er den Angeklagten in einiger Entfernung laufen sah. In der Meinung, daß der Dahineilende der Thäter sei, lief er hinterher und auf sein Rufen wurde derfelbe von einem Wächter angehalten. Es war der Arbeiter Jahn, der höchst verwundert über die Störung auf Vorhalten entgegnete, daß er von dem Vorgang gar keine Ahnung habe und nur aus anderen Gründen schnell nach Hause eilen wollte. Der Gerichtshof hielt den Beweis für die Schuld des Angeklagten nicht erbracht und das Urtheil lautete daher auf Freisprechung.

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Der Uns

* Ein Maulkorbmarder präsentirte fich gestern der 89. Abtheilung des Schöffengerichts in der Person des Arbeiters" Emil Kretschmer, der am 22. Juli in der Alten Jakobstraße dabei getroffen wurde, als er einem Hunde, den er vorher an fich gelockt hatte, den werthvollen Maultorb abstreifte und den felben dann unter seinem Rod zu verbergen suchte. Der An geflagte giebt die That zu, er will aber nur die Abficht gehabt haben, dem Thiere das Maul frei zu machen, damit es beffer an einem Knochen knabbern fonnte, der zufällig vor der Haus thür gelegen habe. Auf die Frage des Vorfißenden, warum er denn den Maulforb zu verbergen gesucht habe, vermochte der Angeklagte feine Auskunft zu geben. Der Staatsanwalt hielt angesichts der Frechheit, mit welcher der Diebstahl begangen worden sei, eine Gefängnißfirafe von einer Woche für ange meffen und der Gerichtshof erkannte nach diesem Antrage.

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* Nur um 10 Pfennige war der preußische Eisenbahnsuchte fistus durch den Maler E. Kärtom gebracht worden; aber der Fistus läßt nicht mit fich spaßen und daher mußte der Uebel thäter geſtern vor dem Schöffengericht erscheinen, welches ihn lich vor kurzem von der Jannowigbrücke bis zum Bahnhof Bellevue auf der Stadtbahn gefahren; er hatte aber nur ein Billet bis zur Friedrichstraße gelöst und händigte dem Beamten beim Verlaffen des Perrons ein altes Billet ein, das er irgendwo cinmal gefunden hatte. Die Täuschung wurde aber sofort be merit, K. wurde festgehalten und als dickes Ende tam eine An flage wegen Betruas nach. Der Staatsanwalt wollte auf eine Geldstrafe von 20 M., event. 4 Tage Gefängniß erkannt wiffen; der Gerichtshof ließ es jedoch bet 10 M., event. 2 Tage Ges fängniß bewenden.

In dem Rothe- Bettel- Projek" war die Verhandlung am 11. September gegen folgende Angeklagte bekanntlich ver tagt worden: Tischler Paul Meyer, Möbelpolirer Hans Bud, Maurer Hermann Rabe, Studateur Georg Braum, Tischler Gustav Hoffmann  , Schloffer Gustav Ruste, Arbeiter Star Jänicke und Schloffer Karl Scholz. Der neue Termin ist nun­mehr auf den 9. Oftober, Vormittags 9 Uhr. vor der vierten Straflammer des königl. Landgerichts 1, Saal 68, angefest worden.

Im Wiederaufnahme- Verfahren freigesprochen. ( Siehe den gestrigen furzen Bericht an dieser Stelle.) Die Verfahrten eines Geiftestranten führten gestern auch über bie Anklagebant vor der ersten Straflammer am Landgericht II. Der frühere Schreiber, jezige Arbeitshäusler Julius Schallod war am 31. Juli 1886 von derselben Straffammer zu einem Monat Gefängniß verurtheilt worden. Derselbe war geständig und überführt gewesen, den Vorsteher des städtischen Arbeitswegen Betruges verurtheilen sollte. Der Angeklagte war näm hauses in Rummelsburg   mit dem Verbrechen des Todtschlags bedroht und ferner erklärt zu haben, bei erster befter Gelegen­heit das ganze Arbeitshaus in Brand steden zu wollen. Die Strafe tonnte indeß nicht voliftredt werden, denn ehe dieselbe rechtskräftig wurde, verfiel der Verun theilte in hochgradige Tob sucht, er demolirte seine Belle und mußte in Geistespflege ge nommen werden, wobei sich denn herausstellte, daß Schallod schon seit langer Beit nicht mehr im Befiße voller Geistestraft war, zum mindesten aber zu der Zeit nicht war, in welche die legte Strafthat fiel. Der Staatsanwalt beantragte infolge deffen selbst die Wiederaufnahme des Verfahrens. In der gestrigen Hauptverhandlung wurde der frühere Direktor der pommerschen Provinzial Firenanstalt, Herr Dr. Siemens, als Sachverstän diger vernommen, der auf Grund seiner persönlichen Nach forschungen die Lebensgeschichte des Angeklagten vortrug, welche einen neuen Beweis dafür lieferte, daß es Leute giebt, die vor den Augen ihrer Mitmenschen als Verbrecher herumlaufen, während sie in der That geistestrank find. Der Sach verständige bemerkte zunächst, daß der Angeklagte einige Defekte an seinem Geifte befize, die anscheinend angeerbt seien, in der Hauptsache leide derselbe an einem überaus exzentrischen Wesen, das ihm seinen ganzen Lebenslauf zerstört zu haben scheint. Schallod hatte schon eine Reihe von Jahren als Unter offizier beim Militär gedient und fich auch gut geführt, als er fich in einem Wuthanfalle einer schweren Körperverlegung unter Misbrauch der Waffe schuldig machte. Er wurde degradirt und für mehrere Jahre auf die Festung geschickt. Nach seiner Ent­laffung fand er zwar wieder Stellung, mehrfach war er als Schreiber thätig, aber nirgends vermochte er fich wegen seines exzentrischen Wesens lange zu halten. Die Noth machte ihn zum Bettler und Landstreicher, er wurde sehr oft wegen Bettelns verurtheilt, und wanderte schließlich nur zwischen Arbeitshaus und Gefängniß hin und her, denn von Zeit zu Zeit ließ er sich arge Verstöße gegen die Subordination zu Schulden kommen. Nachdem er aber furz nach seiner legten Berurtheilung in offen­bare Tobsucht verfallen war, wurde er zunächst in der Jrren­station der Charitee und später in der städtischen Frrenanstalt zu Dalldorf   untergebracht. Da Schallod aber in Stettin   ge bürtig war, schob ihn der Berliner   Magistrat nach dort ab, die Heimathsbehörde brachte ihn in der Provinzial Frrenanstalt unter. Daselbst ist er vom 1. März 1884 bis zum 31. Mai 1886 vers blieben und am legtgenannten Tage anscheinend als geheilt ents laffen bezw. wieder nach Rummelsburg   überführt worden. Seit dieser Beit hat er den Rundlauf von Rummelsburg   über die Charitee, Dalldorf, Stettin  , Uedermünde nach Rummelsburg  schon wieder zweimal gemacht. Er erscheint eine Belt lang ganz gesund, bis er plöglich wieder in Jrfinn und Tobsucht verfällt. Auch am Dienstag vor Gericht machte er den Eindruck eines ganz gefunden Menschen, aber diese ,, Gesundheit" war nach Aus spruch des Sachverständigen eine" trügerische". Das Urtheil lautete auf Freisprechung.

* Unter der Anklage der öffentlichen Beleidigung Durch die Preffe stand gestern der Redakteur Hugo Kamin vor ber 89. Abtheilung des Schöffengerichts. In der von dem An geklagten redigirten Beitschrift:" Der Regulator, Organ des Gewerkvereins der Maschinenbau   und Metallarbeiter", erschien im Mai d. J. ein längerer Artikel, in dem die Verhältniffe in den föniglichen Eisenbahnwerkstätten zu Crefeld   einer ein gehenden Kritik unterzogen wurden. gehenden Kritik unterzogen wurden. In dem inkriminirten In dem inkriminirten Auffag wird darauf hingewiesen, daß viele der in den Betriebswerkstätten beschäftigten Arbeiter durch Hoch­brud und List veranlaßt worden feten, in die staatliche Pensions Kaffe einzutreten, obgleich dieselben bereits Mitglieder einer eingeschriebenen Hilfskaffe waren und mithin gefeßlich nicht zum Eintritt gezwungen werden konnten. Als Beweis hierfür wird auf einige in den Werkstätten ver öffentlichte Bekanntmachungen, insbesondere aber darauf Bezug

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Die Frage, ob eine Beleidigung dritter Personen, die fich der Vorftzende eines Gerichtshofes in öffentlicher Situng etwa zu Schulden tommen läßt, im öffentlichen Interesse von Amtswegen zu verfolgen ist, ist augenblicklich egenstand eines eigenartigen Rechtsstreites, deffen Einzelheiten auch weitere Kreise intereffiren. Der Rechtsanwalt Dr. F. batte in einem Zivils streite eine Partet vor dem Amtsgerichtsrath Chirong zu vers treten und da er durch anderweitige Amts, eschäfte verhindert war, den Termin wahrzunehmen, ersuchte er den Redakteur des Rechtsschuß", Herrn J. Fräntel, seine Stellvertretung zu über­nehmen. Der Amtsgerichtsrath Chirong lehnte es aber entschieden ab, diese Stellvertretung anzunehmen, und begründete dies damit, daß er die Behauptung aufstellte, F. nenne fich fälschlich Redakteur, er sei aber in Wahrheit Reporter und Rechtskonsulent, der aus Führung solcher Vertretungen vor Gericht ein Gewerbe mache. Der entschiedene Protest gegen diese Behauptung nuzte nichte: F. mußte das Feld räumen und auch noch höhnische Blicke der im Gerichtssaal anwesenden Parteien mit in den Kauf nehmen. Durch diese, nach seiner Behauptung durch nichts begründete Bloßstellung in öffentlichem Sigungssaale durch einen amtiren den Richter fühlte fich F. beleidigt und war der Anficht, daß die Staatsanwaltschaft im öffentlichen Intereffe verpflichtet wäre, die Sache zu verfolgen, da es sich um das hohe Amt eines Richters handle, welches ohne Grund zur Beleidigung eines Dritten benutzt worden sei. Die Staatsanwaltschaft war aber anderer Ansicht und beschied den Beschwerdeführer, daß ein Einschreiten im öffentlichen Intereffe nicht geboten erscheine, daher nur der Weg der Privatflage offen ſtehe. In der dagegen erhobenen Beschwerde bei der Oberstaatsanwalt schaft wurde ausgeführt, dak die ganze Art und Weise, in welcher der Amtsgerichtsrath Chirong jene jeder Grundlage ente behrende Bemerkung gemacht, die beleidigende Abficht deutlich fannt erfennen laffe, und daß der Schutz des Publikums gegen der müssen artige Beleidigungen durch das Richterpersonal ein eminentes Antlag öffentliches Intereffe habe. Die Oberstaatsanwaltschaft wies aber für un die Beschwerde als unbegründet zurüc und der nunmehr per sönlich angerufene Justizminister Dr. Friedberg erklärte, daß er den Standpunkt der Staatsanwaltschaft für unberechtigt nicht halten könne. Bei dieser Sachlage soll nunmehr der Fall dem Abgeordnetenhause unterbreitet werden.

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Um den bösen Richter Lynch" handelte es fich bei einer Anflage wegen gemeinschaftlicher Körperverlegung, welche das hiesige Schöffengericht gestern gegen den Werkführer Der Walter, sowie die Arbeiter Gruffad, Rede und Plogen vor d zu verhandeln hatte. Die vier Angeklagten waren in einer flagte hiefigen großen Goldleiftenfabrit beschäftigt, in welcher auch der Letterer wurde von den Arbeiter Leisegang angestellt war. Lehrjungen mehrfach gehänselt und ließ sich bei einem solchen

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