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Dienstag, den 9. Oktober 1888.
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Berliner Volksblatt.
Organ
für die Interessen der Arbeiter.
Das„ Berliner Boltsblatt"
erscheint täglich Morgens aufer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin fret in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Bf. Bostabonnement ris in Mart. Einzelne Nummer 5 Bf. Sonntags- Nummer mit dem Sonntage- Blatt" 10 Pf. ( Eingetragen in der Boftzeitungspreisliste für 1888 unter Nr. 849.)
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Bedaktion: Beuthstraße 2.
Weiße Sklavinnen.
Frant In einer Reihe von Blättern wird gegenwärtig lebhaft mensme Rlage über den Mädchenhandel nach dem und Um Auslande geführt, und man geht dabei nicht zu weit, guter wenn man die armen Geschöpfe, mit denen dieser Handel B offerite getrieben wird, als weiße Sklavinnen bezeichnet. Ab und zu wird einer oder eine der Menschenhändler von der Polizei abgefaßt und hart bestraft. Dessenungeachtet dauert das traurige Geschäft in ungeschwächter Lebhaftigkeit fort, und baraus läßt sich wohl schließen, daß es sehr gewinnbringend Ir. sein muß; sonst würden die Händler und Händlerinnen auf Nr. die harten Strafen, mit denen sie bedroht sind, fie bedroht find, mehr scheuen. Hauptsächlich nach Südamerika und nach lzschl ber Türkei geht dieser schändliche Export", und man weiß, daß in Konstantinopel eine eigene Börse besteht, wo bie weißen Sllavinnen en masse verhandelt werden. Die endra türkische Regierung, in deren Staaten die Sklaverei noch gefeßlich besteht, thut natürlich nichts gegen diese schauer lichen Geschäfte.
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Das traurige Kapitel vom Mädchenhandel ist schon oft erörtert worden. Die Händler sehen sich nach alleinstehennter- Baleben Mädchen um, die sich in Noth befinden. Man macht erre, verkafich an die Mädchen heran und erzählt ihnen von glänzen ben Stellungen im Auslande. Sogar Heirathsversprechuns gen müssen manchmal dazu dienen, die Mädchen anzudrobe foden. Manche Mädchen mögen auf die Angebote 45 Mal eingehen, weil sie kein anderes Mittel kennen, ., Houm ihre Existenz zu fristen; die meisten ige, folgen den trügerischen Verlockungen aus Unwissenheit. Wenn sie einmal in der Türkei angelangt sind, so sind sie verloren. Der Händler liefert seine Waare" für 100, 1200 und mehr Mark das„ Stück", an die berüchtigten Häuser in der Türkei ab; von da werden die Mädchen auch nach Rairo und Alexandrien verschleppt. Wenn sie einmal in einem solchen Hause sich befinden, ist ihnen fast alle Möglichkeit abgeschnitten, daraus wieder zu entrinnen. Die Befißer dieser Häuser wissen es so einzurichten, daß die Mädchen bei ihnen Schulden machen müssen und dann sind fie völlig in ihre Gewalt gegeben. Die Behandlung ist eine rstr. über alle Maßen brutale und die Mädchen werden von Haus zu Haus verhandelt. Sie gehen im Elend unter Kinder und man hört gewöhnlich nichts mehr von ihnen. ing billi
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In Brasilien und den Laplata Staaten ist das Loos, welches die verkauften Mädchen erwartet, kein besseres als in der Türkei .
In Wien scheint ein bedeutender Markt für solche weißen Stlaven zu bestehen, und man kann sich nur wundern, daß die Polizei dort noch nicht schärfer einges brauchte schritten ist. Allerdings hat die österreichische Polizei zu viel mit der Ueberwachung politisch anrüchiger" Persön
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Feuilleton.
Die Ritter der Arbeit.
Aus dem Amerikanischen des 3or. Ueberfest von Natalie Liebknecht.
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Insertionsgebühr
beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Naum 25 Pf. Arbeitsmarkt 10 Bf. Bel größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittagi in der Expedition, Berlin SW., Bimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
2.— Expedition: Zimmerstraße 44.
lichkeiten zu thun, als daß sie diesem Mädchenhandel ihre volle Aufmerksamkeit zuwenden könnte. In diesem Defterreich ist nachgerade alles faul.
Die Presse hat schon oft gegen das schmähliche Gewerbe der Mädchenhändler angekämpft und auch im Deutschen Reichstage hat man mit dem vollen Brustton fittlicher Entrüftung darüber Klage geführt, daß solche Dinge in unserer 3eit und in unserem Lande vorkommen können. Das war alles vollauf berechtigt, und wenn bei uns die Polizei und die Gerichte den Mädchenhändlern scharf zu Leibe gehen, so thun fie damit nur ihre Pflicht. Möge man thun, was man tann; möge man die Schleichwege der Menschenhändler aufspüren und ihnen ihre Opfer entreißen; möge man aber auch durch öffentliche Warnungen dafür sorgen, daß sich unerfahrene Mädchen nicht mehr so leicht von den Menschen händlern bethören lassen.
Damit fann man dem Uebel einigermaßen steuern; leider aber kann man es nicht damit beseitigen. Denn der Mädchenhandel gehört zu jenen vielen traurigen und häßlichen Ausflüssen unserer sozialen Bustände, die mit der Noth und mit dem schweren Kampf um's Dasein zusammen hängen. Die Noth erniedrigt den Menschen, denn man fann nicht von Jedermann einen römischen Charakter ver langen, von armen und nothleidenden jungen Mädchen schon gar nicht. Aber wir haben auch nicht nothwendig, unsere Blicke auf Ronstantinopel und Buenos Ayres zu richten, wenn vom Mädchenhandel die Rede ist. Derselbe florirt auch mitten im lieben Deutschland und die armen Geschöpfe, um die es sich handelt, werden nicht exportirt, sondern sie bleiben da; sie befinden sich aber vielfach in faum weniger traurigen Verhältnissen, als ihre Schicksals genoffinnen in der Türkei oder in Südamerika . Die bekannten Enthüllungen der Londoner Pall Mall Gazette " haben gezeigt, wie ber Mädchenhandel in Groß britannien und auf dem Festland Europas im Schwung ist; die Geheimnisse von Berlin " würden Dinge aufweisen, über die mancher Philifter erstaunen würde, wenn sie einmal ähnlich enthüllt würden, wie die von London . Denn daß die Prostitution vielfach eine Art Sklaverei bes deutet, ist bekannt und die Aufhebung der öffentlicher Häuser hat daran nicht viel geändert.
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Die Polizei mag den besten Willen haben und wird damit doch auch nicht viel besser machen können. Unwissenheit und Armuth sind die beiden Grundursachen, aus denen der Mädchenhandel hervorgeht; nur sie schaffen die weißen Sklavinnen, die im Dunkel und in der Schmach ein verachtetes Dasein fristen müssen. Diese Zustände werden erst dann gebessert, resp. beseitigt werden können, wenn der Staat es als seine vornehmste Aufgabe erachten wird, der Armuth und der Unwissenheit zu steuern. Aber wann wird dies geschehen? Dazu wird eine viel energischere Sozial
haben, allein das Kind konnte sie nicht leiden. Mehrere, mit denen sie glaubte, gut auskommen zu können, paßten dem Onkel nicht. Der Onkel war wohl oder übel geduldig [ 10 und so vergingen die Tage.- Unterdessen war die kleine Unterdessen war die kleine Gertie nicht unthätig gewesen und hatte die Nachbarschaft ausgefundschaftet; sie war natürlich sehr neugierig, etwas über das legte Gebäude des Häuserviertels und dessen Einwohner zu erfahren. Das Dienstmädchen erzählte ihr, daß das Haus vor dem Kriege eine Negerherberge gewesen sei, daß aber jetzt nur Weiße darin wohnten. Die findliche Neugierde Gerties richtete fich auf das Gebäude, in dem sie kein lebendiges Wesen bemerkte, bis sie eines Sonntags Maud Simpson am Fenster sah und mit der Ungenirt heit eines Kindes gleich an die Thüre ging und anklopfte. Maud öffnete; fie erkannte den kleinen Frembling und lud das Kind freundlich ein, hereinzukommen.
Der Advokat kam mit gutem Appetit zurück und wurde nach dem Mittagessen in die Bibliothek geführt. Er bes trachtete fich den tapfern Kriegsmann sehr genau, als dieser fich bereit erklärte, die Erziehung seiner Nichte zu übernehmen und ihr ein angenehmes Heim zu bereiten; es ge reiche ihm zum höchsten Glück, daß sein Oheim ein solches Bertrauen in ihn gefeht habe u. f. w. Der scharfsichtige Advokat kannte die menschliche Natur recht gut und ließ fich durch den Neffen seines alten Klienten fein X für ein U vormachen. Er durchschaute ihn vollständig. stellt be Nichtsbestoweniger fam er zu dem Schluß, daß es sicherer sein senbe würde, ben Kapitän einige Beit auf die Probe zu stellen. Es stand ja in seiner Macht, die Vereinbarung, wenn öthig, jeden Augenblick wieder aufzuheben. Er nahm aber fermeile vor feiner Abreise eine Gelegenheit wahr, um mit dem aße Nr. Rinde noch allein zu sprechen; er ermahnte die Kleine, ihm recht oft zu schreiben, und gerade so, als wenn er ihr Vater wäre; fie folle ihm alles genau mittheilen, wie sie lebe, wie es ihr gefalle, was sie wünsche und was ihr unangenehm fei, falls ihr irgend etwas unangenehm sein sollte. Gertie war dem alten Advokaten sehr zugethan und versprach sofort, ihm regelmäßig zu schreiben.
33.
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Mein Name ist Gertie Barnum, ich wohne bei meinem Onkel in dem anderen Ende des Viertels, und ich dachte, ich müßte hereinkommen und mich mit Ihnen bekannt machen, weil wir so nahe zusammen wohnen."
" Ja, Fräulein Gertie, ich wußte, wer Sie sind und es freut mich sehr, daß Sie zu mir fommen."
Es war etwas Verwandtes, was diese Beiden zu ein ander zog, trotz der Scheidemand, welche der Reichthum auf gebaut hatte. Sie wurden im Nu bekannt und es dauerte nicht lange, so erzählte Gertie ihrer neuen Freundin Alles über die Schwierigkeiten, welche sie hatten, eine Gouvernante zu finden. Bulegt rief sie aus:
Wenn Sie eine Gouvernante wären, Miß Maud, so würde ich sehr froh sein. Sie sind so hübsch und so gut, und ich weiß, wir Beide würden uns gern haben und uns vertragen. Warum werden Sie keine Gouvernante und wenden sich nicht an Onkel, wie die andern?"
Ich fürchte, mein liebes Kind, man würde mich nicht für vornehm genug halten. für vornehm genug halten. Vielleicht würde meine Er
Die nächsten Morgenzeitungen brachten die übliche ftereotype Anzeige um eine Gouvernante, und für einige Tage war Barnum's Haus der Zusammenkunftsort für alle ummi- Arten weiblicher Wesen, die eine solche Stellung suchten; fel ver allein das kleine Mädchen aus dem Westen war schwer ziehung für ausreichend befunden werden, von einer Gouver enste zu befriedigen. Der Vormund und das Mündel waren nante seht man jedoch voraus, daß sie auch die Gesellschaft augenscheinlich verschiedener Ansicht in Bezug auf die Eigen kennt." fchaften einer Gouvernante. Viele würden ihm gefallen
# 8.
,, Nun wohl, aber würden Sie meine Gouvernante
reform gehören, als die wenig einschneidenden Maßnahmen, die man jetzt als solche bezeichnet. Der Mädchenhandel wird nur schwinden, wenn eine Besserung unserer gesammten ökonomischen Bufstände erfolgt. So lange dies nicht der Fall ist, werden die Menschenhändler immer wieder Opfer finden und die Polizei wird ihnen ihr schmähliches Handwerk nicht legen können.
Original- Korrefpondenzen.
Breslau , 7. Ottober. Ein Theil der Preffe beschäftigt fich bereits mit der an des verstorbenen Kräckers Stelle vorzu nehmenden Nachwahl zum Reichstag und behauptet, Vollmar fei als Kandidat der Sozialdemokraten in Aussicht genommen. Diese Nachricht ist aus der Luft gegriffen. Vorerst ist noch kein bestimmter Kandidat in Aussicht. Die hießigen Genossen haben den sehr natürlichen Wunsch, daß derjenige, der etwa an Kräders Stelle gewählt wird, auch entschloffen ist, die Kandidatur für die allgemeinen Wahlen anzunehmen. Man glaubt aber, daß weder Vollmar noch Auer, welcher ebenfalls in Vorschlag beide später wieder in ihren früheren Wahlkreisen kandidiren gekommen ist, auf eine solche Bedingung eingehen, weil sie
werden.
war.
Heute sollte eine große Volfsversammlung im Konzerthaus stattfinden, in welcher der Reichstagsabgeordnete Singer als Redner auftreten wollte. Alle Welt war auf diese Versamm lung gespannt, für welche seit Jahren zum erften Male wieder ein großer Saal zu erlangen gewesen in Die Polizei verbot die Versammlung nicht; fannten Manipulationen seine Busage zurüd. Die letter Stunde zog jedoch der Wirth infolge der bes Tagesordnung der Versammlung sollte die Alters und Inva lidenversicherungsvorlage bilden. Die Erörterung derselben ge bört aber, wie der Vorfall zeigt, bei uns zu denjenigen Gegen ständen, deren Erörterung man zu hintertreiben weiß.
Politische Uebersicht.
Das antichauvinistische Pronunciamento der franöftschen Preffe gegen die Fremdenbill des Ministeriums Floquet ist eine so erfreuliche Erscheinung, daß wir uns über das recht länder bei weitem nicht unter eine so scharfe Kontrole ftellt, als alberne Gefes faft freuen tönnten. Dbgleich daffelbe die Aus es in anderen Ländern und namentlich auch in Deutschland felt unvordentlichen Beiten der Fall ist, und obgleich es fpeziell dem Deutschen in Frankreich noch immer eine größere Freiheit gewährt als der Deutsche in Deutschland genießt, so wird das Gesetz doch von der franzöfifchen Preffe so gut wie einstimmig verurtheilt und zwar weil es geeignet fet. Frank reich in den Ruf eines ungaftlichen, chauvinistischen Landes zu bringen, und also den bezahlten Lügen der Herren Schweinburg, Pindler und einen gewiffen Schein von Wahrheit verleihe. Unsere Reptilpresse ist denn auch ganz verblüfft über diese Haltung der französischen Beitungen, welche ihr so schlecht in den Kram past. Nun fann
Konforten
werden, wenn mein Onkel Sie haben möchte und Sie gut bezahlte und so weiter?"
Ja, Miß Gertie, ich glaube, ich würde es thun, aber betrügen Sie sich nicht mit dem Gedanken, daß es so kommen könne, denn ich weiß, Ihr Onkel wird mich niemals zu Ihrer Gouvernante wählen."
Aber das Kind war anderer Meinung und das Köpfchen voll von Ihrer neuen Entdeckung eilte Gertie nach Haus, um ihrem Onkel fast athemlos das Erlebte und ihren Plan mitzutheilen. Und Arthur Barnum's Erstaunen war so groß, daß er fast den Athem verlor.
Warum nicht gar, meine liebe fleine Gertie, Mis Simpson ist aller Wahrscheinlichkeit nach in ihrer Art ein sehr ordentliches Mädchen, sie ist aber nur eine Ladenmamsell und gehört zum gewöhnlichen Volk. Sie fann unmöglich Erziehung haben und weiß absolut nichts von der Gesellschaft."
Ja, Onkel, fie sagte selbst, daß sie nichts von der gesellschaftlichen Bildung verstände, oder wenigstens denke ich, fie meinte es so, aber ich dente, daß ich später noch Beit genug habe, alles über die Gesellschaft zu lernen, oder Sie können mir ja einen Gesellschaftslehrer geben. Ich bin gewiß, Miß Simpson weiß alles Sonstige, was ich zu lernen habe, und ich glaube auch nicht, daß sie ein gewöhnliches Mädchen ist. Mädchen ist. Sie ist arm, sonst würde sie nicht in Ihrem alten Negerhaus wohnen. Sie können mit der Gouver nantenjago fortfahren, bis ich grau bin und Sie werben teine so gute Erzieherin finden, wie Miß Simpson. Sie müssen sie für mich nehmen und ihr Geld genug geben, daß fie fich hübsch tleiden kann, und ich weiß, daß keine Ihrer aristokratischen Freundinnen sie für gewöhnlich oder arm halten wird."
,, Nun, meine liebe, eigenwillige kleine Nichte, ich sagte Dir, daß Du Dir Deine Gouvernante selbst wählen soйst, allein ich vermuthete nicht, daß Du Dir eine hinten im Negerhaus fuchen würdest. Doch wenn Miß Simpson die nöthigen Kenntnisse, mit Ausnahme der gesellschaftlichen, besitzen sollte, dann magst Du fie holen, aber Du mußt mir versprechen, nicht mit mir zu zanfen, wenn ich sie un