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1. Beilage zum Berliner Volksblatt.
Mr. 242.
Lokales.
Aus unserem Bitatenschah.( Aus der Nation".) Als Im Jahre 1870 das napoleonische Kaiserreich zusammengebrochen war, gelang es den republikanischen Machthabern, wichtige Papiere ber gestürzten Regierung und des entthronten Kaisers in ihre
bel bände zu bekommen. Im Kabinet des Gefangenen von Wil
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belmshöhe fand man Staatsschriften und Bettelbriefe in Unzahl; Bettelbriefe auch von deutschen Patrioten", die demuthsvoll und friechend, doch vorurtheilsfrei, den französischen Kaiser um Das rothe Bändchen der Ehrenlegion für ihr preußisches Knopf lech oder um einen Gnadenbeweis für ihre preußische Börse ers um fuchten; ber eine oder der andere Bittsteller von damals ist be
fanntlich heute eine Rierde jener echt deutschen Parteien, die als national" und konservatio" die Sittenrichter des Patriotismus, ber mabren Staats- und Königstreue find. Unter den Staatsschriften aber fand man eine, die im französischen Ministerium des Innern verfaßt und für den Kaiser Napoleon bestimmt, in vollendeter Uebersichtlichkeit das ganze Neß jener Fäden bloßIegte. an denen die abbängige Preffe des damaligen Frankreich zum Verderben des Landes so geschickt geleitet wurde. Für bas napoleonische Kaiserreich weiß man also, woher es kam, daß eine verbreitete gutgefinnte Breffe" bereit war. raftlos für jede Handlung des Empereur und seiner Regierung einzutreten, und daß fie ebenso bereitmillia jede Oppos fition als staatsgefährlich, vaterlandsfeindlich, kurzfichtig, tänt.fichtig und verderbt hinstellte. Man muß es der apreis Norddeutschen Algem. Beitung" boch anrechnen, daß sie dem Deutschen Bublifum fo gefährliche Geschäftsgeheimniße der franzöfifchen Staatsdemagogie verrathen hat. Am 11. Oftober nröcke 1870 war es, da theilte das genannte Blatt den folgenden belebrenden Auszug aus jener Note mit, die Napoleon über teiner die Einrichtung der franzöfifchen offiziösen Presse" unterrichten follte:
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15. April 1869.
Departemental- Presse. Ein Doffter ist für jedes Departement hergerichtet worden. Der Präfekt ist über alle Fragen tonfultirt worden... Infolge diefer Korrespondenzen wurden verschiedene Arten von Maßregeln je nach Umständen angeordnet. 1. Subventionen, um die Existenz oder die Ergebenheit der Journale zu fichern. 2. Subventionen, dazu bestimmt, die Journale in den Stand zu seßen, Gratisnummern herum zu senden, um das nämliche von der Oppofition eingeführte System zu durchkreuzen. 3. Subventionen, um die Redaktion vermittelst neuer Redakteure zu verstärken. 4. Absenden neuer Redakteure Don Baris, sei es auf Kosten der Kandidaten oder der JournalEigenthümer. Dieses System, welches den Forderungen der voa den Präfelten bezeichneten Lage entspricht, hat sofort seine Anwendung in dem Maße erhalten, als es die Hilfsmittel gestatteten. Dank der Opfer, welche man erlangt, hat man in den Departements die Steorganisation von 27 Journalen zu Stande gebracht und ihre Redaktionen mit 133 Schriftstellern verstärkt, welche von Baris abgesandt wurden. Die Summe, welche von der Regierung verausgabt wurde, betrug 34 000 Franken. Korrespondenzen. Man tönnte sich bam t begnügen, die Altion der Verwaltung auf edien die einzelnen Journale zu beschränken. Es war aber auch wichtig, einen industriellen Einfluß auf die Oppofitions. blätter auszuüben. Die Mittel reduzirten fich auf zwet: fich die U terstützung einiger Korrespondenten der Departement Journale fichern, und das Scheinmonopol von Havas für die telegraphische Depesche zu benußen, deren Dienst fie in allen Departements und für Journale aller Meinungen besorgt. Was den ersteren Bunit anbelangt, so wurde, abgesehen von der Korrespondenz Boaraon, eine Art von Kompromiß mit der„ Correspondence Cabot" abgeschloffen, welche 27 Journale des Tiers, Parti be Dient. Cahot wird jiden Tag während der Wahlperiode seine Jnstruktion auf dem Minifterium holen. Er hat sich verpflichtet, in feine Journale alles das zu bringen, was mit ihrer Politik im Eintlang steht, ohne die Regierungsbeziehungen bloßzustellen. Die Correspondence Havas ist von jeher in täglichen Beziehungen zum Mh.Ministerium; jedesmal, wenn ein Dementi, eine Berichtigung,
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oder eine nüßliche Nachricht schnell verbreitet werden soll, so faßt fie dieselbe in telegraphischer Form furz zusammen und verbreitet sie über ganz Frankreich . Man hat sich mit ihr ges einigt, damit dieser Dienſt ſeine höchste Vollkommenheit erhalte, 1 und er alle Mittheilungen ersetze, welche direkt mitzutheilen die Regierung nicht für nüglich erachtet. Man fann die Wichtigkeit Diefer Publizität beurtheilen, wenn man weiß, daß Havas 307 Sourale bedient. Endlich werden jedesmal, wenn man es für nöthig erachtet, Noten und Korrespondenzen in den Nord" ( Brüffel) aufgenommen. Der Bericht sagt nichts von den Be
Berliner Sonntagsplauderei.
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R. C. Jahrelang haben sie sich in den Armen ge= Tegen, und jetzt liegen sie sich in den Haaren Herr Adolf Stöder, Hofprediger seines 3eichens, und Herr Christoph Dingung Jofeph Cremer, feines 3eibens nichts als Mitarbeiter am
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Deutschen Tageblatt" und vereideter Toastausbringer, wenn der Kneipwirth Friedrich Wilhelm Schulze seine geladenen Gäste mit deutschem Schaumwein regalirt.
to's. Für die Ewigkeit schien das Schuß- und Trutzbündniß biefer beiden Kämpen getittet zu sein; da aber heute die fel, Dam Rartellbrüderlichkeit ein besseres Geschäft zu sein scheint als level bie unverhüllte Reaktion, fann es weiter nicht Wunder nehmen, wenn Christobal Cremer seinem Bundesbruder einen unsanften Fußtritt versetzt und ihm zugleich den Stuhl vor bie Thür stellt. Herr Cremer hält es jetzt für vortheilhaft und zeitgemäß, zu erklären, baß er niemals Chriftlich Sozialer war, daß ihm der unverfälschte Anti10 Uhr femitismus ein Greuel ist, und daß, wenn er sich jemals an der Judenheze betheiligte, dies ein so verzeihlicher Irrthum war, mie seine Expedition unter den Fahnen von Don Carlos, dem ewigen Kronprätenbenten. Hat Herr Rudolf Herzog seinen Arnheim verfchloffen, so find dafür die Geldbehältnisse der Herren Bleichröder und Kompagnie geöffnet, und wo baares Geld winit, wird ein verständiger Mensch doch nicht etwa an einem so wenig lufrativen Ding festhalten, wie es eine in S politische Ueberzeugung ist. Das Eintreten für ein politisches merst Programm ist überhaupt nur so lange eine diskutirbare Sache, als man über eine zahlungsfähige Gefolgschaft verfügt; ist dieselbe ausgenußt, so ist es Pflicht eines Jeden, ber einigermaßen für sein eigenes Wohl und Wehe zu sorgen bestrebt ist, sich möglichst schnell nach geldbesitzenden anderen Bruft Protektoren umzusehen. Darin allein zeigt sich die Brauch barkeit nitgliedelegenheit ist, wem er sich anschließen soll.
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eines modernen Politikers, daß er niemals in Vers
Sonntag, den 14. Oktober 1888.
ziehungen, welche mit den deutschen und englischen Blättern hergestellt waren. Die Regierung hatte ungefähr 20 Journale zur Verfügung, von denen einige ersten Ranges
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So also war etwa beschaffen die offiziose Preffe" drüben, jenseits des Rheins!
Ueber die Unzulänglichkeit der Fernsprechanlagen zwischen Berlin und Dresden werden, insbesondere in der fäch fischen Hauptstadt, Beschwerden laut, denen die dortigen„ Nachrichten" in einem längeren Auffaz Ausdruck und aus dem wir im Intereffe der Sache folgendes wiedergeben:
Die Benuguna der seit dem 15. September dem Verkehr dienenden direkten Telephonverbindung Dresden- Berlin scheint fich, wie nach anderwärts gemachten Erfahrungen vorauszusehen war, zu einer sehr lebhaften gestalten zu wollen, und um so bringender macht sich in Interessentenkreisen die Anschauung geltend, daß es im Intereffe einer ungestörteren und großartigeren Entwickelung dieses Verkehrsmittels in hohem Grade angezeigt gewesen wäre, die Reichspostverwaltung hätte gleich von vornherein mindestens zwei anstatt nur einer einzigen Drahtverbindung auf der genannten Strecke hergestellt; denn schon it tritt gelegentlich der infolge nur einer einzigen Leis tung unvermeidliche und einer regeren Benutzung entschieden hinderliche Uebelstand ein, daß man auf das Freiwerden der Leitung längere Zeit warten muß. Nicht, als ob die Benugung fchon eine den ganzen Tag ununterbrochene wäre( es sollen zur Beit nur etwa dreißig Gespräche täglich geführt werden), aber naturgemäß drängt sich zu gewiffen Beiten, zum Beispiel in den Börsenstunden der Verkehr zusammen, und dann tönt dem Anschluß Begehrenden auf so und ſo lange bas fatale Befest" entgegen. Es wird zum Beispiel mitgetheilt, daß dieser Tage ein hier anwesender Kaufmann aus Berlin , der fein dortiges Haus zu sprechen wünschte, nicht weniger als dreiviertel Stunden auf den Anschluß habe warten müffen. Das wäre denn freilich ein durchaus unaltbarer Bu stand, dem durch Vermehrung der Leitungen entschieden abges holfen werden sollte
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5. Jahrg.
und Sittenpolizei ob. Die Kriminalpolizei, geleitet von einem Polizeirath und drei Kriminalpolizei Inspektoren, zerfällt in zehn Bezirke, denen Kriminalfommiffarien vorstehen, und außer dem stehen von solchen Beamten noch weitere 25 zur Verfügung des Dirigenten. Bur vierten Abtheilung gehören ferner außer der Sittenpolizet, von einem Inspektor und einem Kommiffar geleitet, die Redaktion des Zentral- Polizeiblattes, von einem Polizeisekretär geführt, und das Kommiffatiat zur Sicherstellung der Leichen, dem ein ,, Leichen- Kommiffarius" vorsteht. Zu der fünften, vom Polizeidirektor Schwanger geleiteten Abtheilung ( Fund, Paß- und Gefindeangelegenheiten) gehört auch das Einwohner Meldeamt( Bolizeirath Unruh). Die sechste Abtheilung ( Polizeidirektor Klaus) beschäftigt sich mit den Uebertretungen ( Strafverfügungen und Vollstreckung der festgesetzten Geld- oder Haftstrafen). Ein besonderes Kapitel ist das von der Schuß mannschaft. Der Kommandeur bekanntlich ist die Stelle zur Beit nicht besetzt hat zwei Polizei- Lieutenants zu Adjutanten. Die berittene Abtheilung( Führer Polizeihauptmann Hoefft) hat vier Detachements, am Moltenmarkt, in der W Isnader, Großen Frankfurter und Stalizer Straße; bazu kommt noch die Reserves Die zweite Abtheilung der Abtheilung am Mühlendamm. Schußmannschaft bilden die vier Fachhauptmannschaften( Fuhrwesen, Schifffahrt, Markt und Gewerbe, Straßen und Be leuchtungs- Angelegenheiten, zu letterer Abtheilung auch die Militär- und Gnadensachen gehörig). Als dritte Abtheilung ge sellen fich hierzu zehn Polizeihauptmannschaften, als vierte die 82 Polizei- Reviere, als fünfte das Nachtwachtwesen( Oberstlieutenant a. D. Paris ). Den Revieren stehen mit Ausnahme eines einzigen, des 51., wo ein Hauptmann thätig ist, ausschließ lich Polizeilieutenants vor, darunter ein Freiherr und zehn von einfachem del. Jn 21 Polizeibureaus find Krankenbahren, in 23 Rettungs- oder Verbandskästen vorräthig. Worauf Alles ein Bolizeibeamter sein besonderes Augenmerk zu richten hat, erfahren wir aus dem sorgfältig angelegten Adressenverzeichniß unseres Büchleins. Es giebt in Berlin 69 öffentliche Feuermelder, dazu noch Meldestellen bei sämmtlichen Bolizeibureaus, Feuerwehr stationen und Telephonanschlüssen. An Kirchen, Kapellen und Bethäusern weift unsere Stadt 85 auf, darunter 11 jüdische, Kirchhöfe 92, von denen einige allerdings bereits gefchloffen find, Theater 28( die Spezialitäten mit einbegriffen), Museen 20, Bibliotheken einschließlich der Volksbibliotheken 37, Bostämter 100, Nohrpostämter 38 Telegraphenämter 61, Fernsprechämter 10, öffentliche Fernsprechstellen 14. Wir haben 21 Kliniken, 15 Krankenhäuser, 17 hofpitäler und 14 Sanitätswachen, 35 Kinderbewahranstalten, 9 Waisenhäuser, 26 Kindergärten, 13 Armenspeisungsanstalten, 16 Vollstüchen, 43 Handwerksherbergen und 3 christliche Herbergen zur Heimath. Bu 37 Gesandtschaften und Botschaften aefellen fich 32 Kon fulate und 19 Dolmetscher und vereidigte Translatoren, darunter für das Jtalienische eine Dame. Von öffentlichen Märkten be ftehen noch 7, von Markthallen befißen wir 8. 25 Bahnhöfe, die Stationen der Stadtbahn mitgerechnet, vermitteln den Ber tehr, und 41 öffentliche Kaffen bieten sich zur Ein- und Aus zahlung von Geldern dar; mit letterer Beschäftigung haben natürlich die 10 Pumpstationen nichts zu thun. Alle diese An gaben treffen, wohl bemerkt, nur auf das eigentliche Berlin zu und nicht auch auf die Gebiete, die wohl noch zum Bostbezirk Berlin" gehören, aber schon in die Polizeiverwaltung der Nach barorte fallen.
In welchem Grade auch in Dresden das Intereffe für die birekte telephonische Verbindung mit Berlin im Wachsen bes griffen ist, beweist schon die eine Thatsache, daß, während seiner Beit infolge des ersten Aufrufs der Oberpoftdirektion fich nur ein halbes Hundert von den hiesigen 1500 Telephonbestzern zur Benutzung einer direkten Verbindung mit Berlin geneigt gezeigt hatten, jest, nach noch nicht vierwöchigem Bestehen dieser Vers bindung, bereits ca. 300 Gesuche um Aufstellung eines für die Verständigung mit Berlin unentbehrlichen Mitrophons vorliegen, so daß die Oberpofidirektion außer Stande ist, diesen Gesuchen fofort stattzugeben.
Solche Thatsachen nöthigen und berechtigen zu dem Schluffe, daß das Telephonwesen einer so riesigen, großartigen Entwicke lung entgegengehe, wie sie sich heute wohl erst nur sehr wenige Menschen vorzustellen vermögen, und sie beweisen aufs neue, daß neue Errungenschaften auf dem Gebiete des Verkehrslebens in alle Wege der regsten Benutzung, Ausbreitung und Renta bilität ficher find, sobald sie nur erst von großen Gesichtspunkten aus der Verkehrswelt zugänglich gemacht werden. Und derlei große Gefichtspunkte sollten auch für den Staat hier die allein maßgebenden sein.
Lehrreiche Aufschlüsse mancherlet Art erhält man burch ein Büchlein, das soeben im Verlage von A. W. Hayn's Erben hierselbst erschienen ist: Die Geschäfts- und Revier eintheilung der Polizeiverwaltung in Berlin ". Von dem In halt wird dem einen dieses, dem andern jenes bereits bekannt, aber ein allgemeiner Ueberblick doch der Mehrheit der Leser willkommen sein. Die politische Polizei" bildet eine Abtheilung für sich. Unter einem Dirigenten, Regierungsrath Dr. Schütte, für sich. Unter einem Dirigenten, Regierungsrath Dr. Schütte, wirfen als Dezernenten ein Regierungs- und Polizeirath nebst brei Regierungsaffefforen, und die Erekutive führen neben einem Polizeidirektor( Krüger) und einem Polizeirath neun Kom miffarien und ein Polizeihauptmann. In dieser aus achtzehn Personen bestehenden politischen Polizei befinden fich awet Grafen und fieben Herren mit einfachem Adel. Die übrige Polizeiverwaltung zerfällt in sechs Abtheilungen, deren erste ( landespolizeiliche Angelegenheiten), vom Oberregierungsrath Friedbeim geleitet, fteben Regierungsräthe und drei Affefforen zu eigentlichen Mitgliedern zähli; außerdem find bei dieser Abthei» lung beschäftigt der Gewerberath von Stülpnagel und ein Affiftent. Die zweite Abtheilung( Regierungsrath Schmidt) behandelt die Lokal- Gewerbepolizei, von den Schankwirthschaften und den Leierkästen bis zur Feuerversicherung und dem Verkehr mit Sprengstoffen, die dritte( Regierungsrath France) die in fleben Bezirke zerfallende Baupolizei. Der vierten Abtheilung fieben Bezirke zerfallende Baupolizei. Der vierten Abtheilung ( Regierungsrath Graf Püdler) liegt die Sicherheits, Kriminal
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Und der Wahrheit die Ehre-Niemand versteht bas besser als Herr Cremer. Als Anhänger des Zentrums vollführte er mit unnachahmlicher Grazie den Sprung ins erskonfervative Lager, und nachdem Herr Luckhardt ein nationalliberales Relief gewonnen hat, steht auch schon Herr Cremer mit beiden Füßen im Kylmann'schen Lager. Glück licher Weise ist es bei ihm ausgeschlossen, daß er ob feiner Thaten roth werden kann, weil ihn das vielleicht in den Verdacht sozialdemokratischer, auf den Umsturz der bestehen. den Staats- und Gesellschaftsordnung gerichteter Tendenzen bringen könnte.
Die ,, Berliner Beweguug" ist also in zwei Theile getheilt. Dem einen Theil präsidirt Herr Stöder in seltener Eleganz; in letzter Beit schimpft er nur noch auf seine eigenen Mit streiter. Mit Cremer fing der Streit an, mit Bödel wird er aufhören. Es gewährt dem Menschenfreund eine gewisse innere Befriedigung, wenn er sieht wie, bie beiden Kampfhähne den Mund und beide Backen voll nehmen, wie jeder von sich behauptet, daß ohne ihn die " Berliner Bewegung" niemals in Fluß gekommen wäre, und daß daher fedem von ihnen der Ehrenplatz gebühre. Seltsam, daß sich Menschen deshalb streiten können. Seit dem die Juden ihre eigene Heze bezahlen, fönnen sie sich doch ganz leicht zwei solcher Leute halten, wie Herr Stöder und Herr Cremer ist; man braucht nur das Doppelte zu geben, und es werden zwei Stadtmissionen errichtet; Herr Christobal Cremer ist so lange bei Herrn Stöcker in die Schule gegangen, daß ihm die Fähigkeiten schwerlich fehlen können. Und reichen zwei Stadtmiffionen nicht aus nun, in den Banten ist Geld genug, auch Herr Böckel würde sich vielleicht zur Uebernahme einer dritten Filiale bereit finden lassen. bereit Weshalb also der Streit?
Raum für Alles hat die Erbe, und da soviel Hundert tausende zusammengeflossen sind, kann man doch nicht mehr über den traditionellen Geldmangel klagen.
Es ist möglich, daß Herr Cremer der plötzlich auf
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Das Berlirer Auktionswesen hat in den letzten Jahren einen bedeutenden Aufschwung genommen und ist noch immer in der Entwicklung begriffen. Im vorigen Monat fanden nach amtlichem Ausweis über 600 Auktionen hier statt. Wie sehr das Auktionswesen fich erweitert hat, das ergiebt ein Vergleich mit denjenigen Verhältnissen, welche noch vor 100 Jahren bestanden. Ein vom Oftober 1788 batirter Ausweis der öffentlichen Verauttionirungen in Berlin " liefert den Be weis, daß damals feine 50 Versteigerungen hier im Monat stattfanden. Demgemäß war auch die Bahl derer, die Auktionen vornehmen laffen durften, die dentbar geringfte. Es gab das mals in ganz Berlin nur 3 Auktionsfommiffarien". Der eine war nur dazu„ bestellet" wie es in der Auktionsordnung heißt Bücher, Kupferstiche, Manuskripte, Münzen, Antiqui täten, Naturalien, Himmelstugeln und andere mathematische Instrumente, überhaupt alles, was zu einem Museum gehöret, zu verauftioniren." Alle übrigen Gegenstände wurden von den beiden anderen Auktionsfommiffarien versteigert, und zwar hatte der eine alle Auktionen im Stadttheil Berlin , Alt- und NeuKölln und in den berlinischen und föllnischen Vorstädten, der andere diejenigen in der Friedrichstadt , der Neustadt und im Friedrichswerder zu besorgen. Der Bücherauktionator durfte für Die Stunde acht Groschen berechnen, die anderen erhielten für
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getauchten Geldquelle eine längere Flüssigkeit nicht zutraut, und daß er es deswegen vorgezogen hat, seine eigenen Wege zu wandeln. Er hat sich zu den Verschämten" geschlagen, während Herr Stöcker noch bei der Gegenpartei blieb. Heißen die Mitglieder der Gegenpartei etwa ,, Unverschämte" oder Ausverschämte"? Das fönnen wir natürlich nicht wissen, wir glauben vorläufig nur, daß der 3wist kein ewiger sein wird, und daß sich wohl früher oder später die Gelegenheit finden wird, daß die hadernden Brüder sich gerührt in die Arme fallen und die Wahrheit bes alten Sprichwortes wieder erhärten werden, welches vom Pack handelt.
Allerdings wird dem Berliner Publikum in der nächsten 3eit ein Schauspiel geboten werden, welches selten ist. Denn jedenfalls werden die Herren Cremer und Stöcker doch ihre schmutzige Wäsche vor der ganzen Welt waschen, und wenn Herr Stöcker auch zu schlau hierzu sein sollte, so wird ihn Herr Cremer schon zu zwingen wissen, aus feiner frommen Reserve herauszutreten. Es wird an genehm und nüßlich sein, manches zu erfahren, was sich hinter den Koulissen der konservativen Parteien abgespielt hat, vielleicht findet sich auch Gelegenheit, mit Herrn Cremer ein deutliches Wörtchen über die glorreichen Veränderungen im ,, Deutschen Tageblatt" möglichst offenkundig zu reden. Für die Arbeiter wird das den Vortheil haben, daß sie endlich einmal über die Freundlichkeit der Stöcker'schen Herren, gleichviel ob verschämter oder unverschämter Richtung, aufgeklärt werden.
Für alle anderen Leute wird es, je nach dem Geschmack, den sie solchen Sachen abgewinnen fönnen, ein größeres oder kleineres Vergnügen sein, Stöcker wider Cremer, und Cremer wider Stöcker zu hören. Leider haben sich die Herren nur schon allzuoft in den Haaren gehabt, fie haben fich immer wieder vertragen, so daß auch diesmal der allgemeine Friedensschluß nicht allzu lange auf sich warten lassen wird.