Dienstag» de« 16. Oktober 1888. S. Jakrg» [611 Brgan für die Interessen der Arbeiters hl? Wahl' M cke . Die schwarzen Hrnder. v Wir werden also unseren kleinen Kolonialkrieg adea. Die deutsche Flotte wird durch das Mittelmeer und -r» Suezkanal nach der ostafrikanischen Küste dampfen und ftttstl."1* ,bort mU'hren Geschützen die widerspenstigen Küsten. k.Uis»»'lewobner zur Unterwerfung zwingen. Daß sie dies vermag, daran zweifeln wir ebensowenig, .,.-.~ Form gebracht gfiuB, rote sie von gewissen Blättern inpatriotisch" sein "illendem Ueberschwang verlangt wird. gfß Wir sind von vornherein von aller Kolonialpolitik nicht son- t. erbaut gewesen und sind eS auch Herne nicht. Ueber iPtClf'* angebliche»wirthschaftlichen Segnungen" l>er Kolonialpolitik haben wir uns von vornherein keiner Täuschung hingegeben; wir haben niemals an dieselben ge- vpalets�laubt und die Thatsachen haben unsere Auffassung nur be- ». Kes�tätigt. Was unsere Bedenken aber ganz besonders erregte, « Kna�var die wohlgegründete Befürchmng. daß die Kolonial. >me«- Politik uns leicht in blutige und gefährliche Konflikte, deren f. KefMuSgang nicht zu berechnen, verwickeln könnte. Wir find I' u- feminine Schwarzseher gewesen; der erste dieser Konflikte ist ich,. gg ist Blut geflossen und wird wohl noch mehr Blut ießen. Ist die ganze ostafrikanische Kolonisation eigentlich von so hoher Bedeutung, daß sie, wie wir sehen, in ihrem be- drohten Zustand geeignet ist, all die nationalen ochgefühle wachzurufen, deren wir dieser Tage in igen unserer Kosackenblätter begegnet sind? Wir glauben in. Es handelt sich in Ostafrika nicht um ein« staatlich .torssiite und organisirte Kolonisation wie in Westafrika , o die von Deutschland okkupirten Gebiete durch ein eige- rS Gesetz unter daS Protektorat des Deutschen Reiches ge- flt worden sind. Im Osten hat eine Privatgesellschaft, re sogenannte o st afrikanische Gesellschaft, eS teruommen, das Land zu kolonisiren. Es sind meistens oße Grundbesitzer und Handelsherren, welche sich zusam- engethan haben, um die Schätze Afrikas zu heben; der nnte Herr PeterS, eine von sehr vielen Seiten an- ochtene Autorität, und der Graf Behr stehen der Spitze der Gesellschaft. Daß die Herren o» der ostafrikanischen Gesellschaft sich etwa mit en Idealen von der Förderung europäischer, resp. tscher Kultur in Ostafrika trügen, dies Märchen lassen ar uns nicht aufbinden; es handelt sich einfach um eine ekulative Kapitalanlage. Die Herren wollen ihr Kapital öglichst hoch verzinst haben. Sie habe» ganz geschickt banden, die Regierung für ihre Pläne zu interessiren, rrsta« »ierselbst yvtif wen im litt, Paar gelt 2 Za-ben enneM rundet F IRtotOL] Jeuilketon. (16 Die Ritter der Arbeit. A»S dem Amerikanischen de« Zor. Uebersetzt von Natal kr Zieblmrcht. General Bluster," rief daS Mädchen aus,ich bin !irklich erstaunt, von einem Mann, der für einen Vertreter .er industriellen Klassen des Landes gilt, solchen Unsinn >erzeihen Sie den Ausdruck! zu hören. Das Gesetz von lngebot und Nachfrage existirt nur in der Theorie. Es -rückt de« utopistischen Charakter einiger veraltete» National- onomen in Bezug auf das aus, was in der HanoelSwelt "che» sollte. In Amerika giebt eS, wie in den übrigen lturländern, nur zwei Klassen: diejenigen, welche arbeiten, diejenigen, welche von der Arbeit Anderer leben und lit dem Produkt dieser Arbeit spekuliren. Die letzteren schen und da« ist, was Sie Angebot und Nachfrage icn. Bis jetzt begnügte« sich die Arbeiter mit dem �othdürftigsten mit einem winzigen Antheile an den «enüssen des Leben«, und sie ließen sich zu besondere» An- strengungen aufstacheln durch die immer mehr sich ver- »mgernde Hoffnung, au« der arbeitenden Klasse heraus- komme» und sich einen Platz in der Klasse der Parasiten - erobern. Ja ihrer Bescheidenheit überließen die Arbeiter '»e Leitung aller öffentlichen Angelegenheiten, der inneren "id äußeren Politik den Angehörigen der Klasse, welcher selbst in erreichbarer Zukunft anzugehören hofften. üese Hoffnung, die Frucht des barbarischen Zndr- vidualiSmüs, den Ihre Klaffe gepflegt hat und lehrt, und der die Arbeiter lange Zeit hinderte, rhr Recht a l S Klasse zu erkennen, ist so gründlich zermalmt und die Möglichkeiten des Emporkommens für den Einzelnen find in de« letzte« fünfundzwanzig Jahren der Monopole deS Lande«, der Transportmittel und der Arbeitsinstrumente so gewaltig verringert worden, daß ein vollständiger Um- und eS wäre ihnen wohl am liebsten gewesen, wenn ihnen das Reich gleich eine Kriegsflotte zur Verfügung gestellt hätte. Vielleicht ist manchem großen Kaufmann die eingetretene Katastrophe gar nicht so unlieb, wenn er auch die Opfer deS- selben ausrichtig bedauern mag. Denn nun wird den Ein- geborenen erst der nothwendige Respekt beigebracht werden, von dem sie, nach den letzten Nachrichten zu urtheilen, nur ei» geringes Maß besessen zu haben scheinen. Man kann noch nicht beurtheilen, wie die ostafrikanische Gesellschaft vorgegangen ist und womit sie den Zorn der Eingeborenen erregt hat. Dagegen scheint unS sicher, daß man von Anfang an eS nicht an Dingen hat fehlen lassen, die wenig geeignet waren, die Zuneigung ver Eingeborenen für die Europäer zu erwerben. Es geht bei dem Erwerb von Grundbesitz in Kolonialgebieten oft sehr eigenthümlich zu und wir wollen weder hoffen noch wünschen, daß sich die ostafrikanische Gesellschaft in dieser Beziehung allzu ge- treu an das englische Muster gehalten hat. Die ostaftikanische Gesellschaft hat seinerzest mit dem Sultan von Sansibar Verträge abge- schlössen, in welchen ihr von diesem Fürsten weite Küstenstriche abgetreten wurden. Aber damit scheint die Ge- sellschaftgeleimt" worden zu sein, denn man behauptet nun, der Sultan von Sansibar habe die Oberhoheit über jene Küstenstriche gar nie besessen. Da« kann schon sein und würde die Abneigung der Eingeborenen gegen die Kolonisationsbestrebungen vollkommen erklären. Merk- würdiger Weise scheint auch den Kommissären, die 1886 im Auftrag von Deutschland , Fxankreich und England die Besitzverhältnesse in Ostafrika untersucht haben, diese wichtige Sache entgangen zu fem. Dazu kommt, daß die Anwohner jener Küstenstriche keineswegs auf niedrigster Stufe stehende Nigger sind, sondern jene Länder haben eine alte Kultur und man begreift, daß sich dieselben ihrer Unabhängigkeit bewußt gewesen sind. Die Unternehmung, die zu Gunsten der ostaftikanische» Gesellschaft in Szene gesetzt werde» soll, wird auf Kosten deS deutschen Volkes geschehen. Unsere Sympathie hat dieseStaatShilfe" für die Herren PeterS und Genosse» gerade nicht. Um so eifriger werden die große» Handels- Herren in diesen/Tagen von dennationalen I n t e r- essen" und demnationalen Prestige" zu reden wissen. Denn durch einen KriegSzug werden sich ihre Handelsbeziehungen festigen, ihre Absatzgebiete werde» ge- sichert und ihre Kapitalanlage» rentiren sich. Wir befürchteten von vornherein, daß die Koloni- sirungSversuche unS solche Opser auferlegen würden und wir konnten unS für die Kolonialpolitik schwung m den Anschauungen der arbeitenden Klasse Platz gegriffen hat. Die Hoffnung deS Einzelne«, aus seiner Klasse heraus und in die herrschenden Klassen hinein zu gelangen, ist ersetzt worden durch die Hoffnung, die eigene Klasse zu der herrschenden zu machen. Der Schlachtruf der Ritter der Arbeit:DaS Unrecht, welches einem zugefügt wird, ist die Sache aller!" hat alle« erweckt, was edel ist in der großen Masse der Menschheit. Das Gebot deS Heilande«:Liebe Deinen Nächste«, wie Dich selbst!" ist mit Hilfe der Theologen zu einem tobten Begriff geworden, aber der Schlachtruf der Ritter der Arbeit bedeutet daS Zusammenwachsen der Menschheit, die Gemeinsamkeit der Interessen, die unwiderstehliche Ver- einigung aller Unterdrückte«, zu dem erhabenen Zweck: alleFormen der Unterdrückung zu über« winden und zu vernichten. Wenn da« Ziel er- reicht ist und der Arbeiter, wie die einfache Gerechtigkeit eS erheischt, den vollen Ertrag seiner Arbeit empfängt, dann wird da« menschliche Glück nicht mehr davon abhängen, ob Männer und Frauen einer besonderen Klasse angehören. Dann giebt eS keine Klassen mehr. DaS arbeitende Volk verlangt eine« NormalarbeitS» t a g von acht Stunden nicht als eine Gnade, sondern weil e« recht und gerecht ist. Und wenn die Arbester von heut nicht ausreichen, so könne» wir ja aus der großen Heerde der Müßiggänger, die jetzt ein Schmarotzerleben führen, uns genügende Arbeitskräfte herausholen. Ich glaube es war der Philosoph Franklin, der einmal sagte, wenn Zeder- mann sein Theil Arbest verrichtete, dann kämen wir mitvierStunden täglicher Arbeitszeit aus." Aber, Miß Simpson," rief der Staatsmann, könnten Sie die Würde der gebildeten Stände und der Gelehrtenberufe so verletzen, daß Sie die Mitglieder der- selben zu gewöhnlicher Handarbeit anhalten wollten? Ich würde allerdings die gebtldeten und gelehrten Herren ihren Antheil an körperlicher Arbeit übernehmen lassen, nicht um sie zu verletzen, sondern damit die wahre Würde der physischen sowohl als der geistige» Arbeit überhaupt deshalb ebenso wenig erwärmen, wie für die einzelnen privaten Unternehmungen dieser Art. Ob die deutschen Philister nun ihre Phantasien von den Segnungen, die uns aus de» Kolonien zuströmen sollen, aufgeben werden? Wir glauben eS kaum. Diese Leute sind sehr schwer zu belehren und wir wolle» unS dieser un- fruchtbaren Aufgabe nicht unterziehen. Wir wollen nur wünschen, daß aus diesem Zwischen- fall keine weiteren unangenehmen Verwickelungen erwachsen. Denn die Interessen der ostaftikanischen Gesellschaft sind unS noch keine nationalen, und wenn eS nach uns ginge, so würde man für dieselben die bekanntenKnoche» eines pommerschen Grenadiers" nicht gefährden. $cWm und lofkWdung in SacEfcn. Bildung macht frei! frei von den Kelten, die den Geist gefesselt halten; ftei von dem unbedingten, kritiklosen Glauben an Auioritäten und Ueberlieferungen; frei von dem dumpfen Gefühl der Hstflofigkett und des Abhängigseins. Die Bildung ist ein kostbarer, unerschöpflicher Schay für alle Lebenszweige; ste bietet nicht allein pekuniäre Vorthnle, fie sichert nicht blos eine bessere soziale Stellung fie schärft auch unsere Urtheils- kraft, unser Nachdenken. Die Bildung setzt uns in die Lage, die Schäden und Gebrechen unserer Zeit zu erkennen und das gewallige Ringen nach Ncuzestattung zu verstehen; fie zeigt uns aber auch und das ist der wesentlichste Punkt die Möglichkeit und die Wege zur Abhilfe zur Reform. Darum ist es leicht erklärlich, wenn daS Volk immer und immer nach Bildung verlangt.Alles das, wovon wir bis dato lebten, das find ja doch nur Reste von dem RevolntionStische des vorigen Fahrbunderts, und diese Kost haben wir nun ge- nugsam gekaut. Die Begriffe verlangen nach einem neuen In- hall, einer neuen Erklärung." So schreibt Henrik Ibsen in einem Briefe; er bezeichnet damit die Nothwendizkeit einer Reform auf allen Gebieten des sozialen und politischen Lebens. Eine gründliche Reform ist aber nicht möglich, so lange die Volksbildung versumpft ist. Und Ibsm sagt an einer andern Stelle seines Briefes sehr rich- tig: �Worauf es allein ankommt, das ist die Reoolutionimng des Menschengeistes!" Ost und oft haben wir schon die Hebung der Volksbildung betont. Doch es kann diese berechtigte Forderung der breiten Volksmassen nicht energisch genug wiederholt werden. Deshalb wollen wir unS auch heute mit diesem Gegenstande etwas näher befassen. Unseren Betrachtungen legen wir einen Vortrag zu Grunde, den der Landtaasabgeordnetc Kaden vor kurzem im Dresdener Arbeiterverein hielt. Das Volksschulwesen ist seither immer und überall vemach- läsfigt worden. In Frankreich stand die Volksschule namentlich unter der Despotie Napoleons I. vor dem gänzlichen Verfall. Fetzt find dort die Bildungsverhältniffe bessere geworden, ob­gleich eine gewisse deutsche Presse die Franzosen als Bardarm, als Wilde zu schlldern destrebt ist. Wo die Volksbildung in gewahrt werde. Unter einem solchen System würden wir, dessen bin ich versicher», mehr Gerechtigkeit in unseren Ge- richten finde» und bessere Predigten von unseren Kanzeln hören. Der Apostel Paulus war der beste Prediger, weil er auch Handarbeiten verrichtete. Ich bezweifle nicht, General, S,e würden ein ebenso tüchtiger Staatsmann sein, wenn Sie jeden Tag. ehe Ihre regelmäßigen Sitzungen beginnen, auf emem Schiffswerft« einige Stunden den Hammer als Grobschmied zu schwingen hätten. E« würde Ihnen mehr körperliche Kraft geben, um die geistige Anstrengung zu ertragen, und Sie würden dabei mit dem Volke etwas bekannter werdm, für da« Sie Ge- setze zu mache« versuchen. General! Die Achtstunden- Bewegung wird siegen, eS ist nur eine Frage der Zeit. Indem die Arbeiter die acht Stunden verlangen, haben sie bei weitem noch nicht das Maß an freier Zeit verlangt, welches ihnen von Rechtswegen zusteht. Sie verlangen die acht Stunden auSGefundheitSrückfichtigen, und sie sind entlfchlossen, ihr Ziel zu erreichen, damit sie jährlich 600 und noch mehr Stunden für sich haben, um auf Mittel und Wege zur praktische» Verwirklichung der Philo- soph » ihre» Motto's') in allen Berufen de« Lebens zu sinnen." Der General war entrüstet beinahe erzürnt: Ich bin erstaunter, als ich auszudrücken vermag, daß eine junge Dame von höherer Bildung, mit glänzendm An- spvüchea an die Zukunft, sich für diese schrecklichen Ketzereien begeistert. Wissm Sie, Miß Simpson, daß Sie auf dem Punkte sind, eine S o z i a l i st i n, eine Kommunistin, eine Nihilistin, oder etwas gleich Schreckliche» zu werden?" Darf ich ftagm," gab da« Mädchen zurück,ob Sie einen dieserIsmen" zu ihrem Studium gemacht haben?" Nein," erwiderte der General,nein, ich hatte zu viel ') Das Motto ist: Das Unrecht, welches Einem zugefügt wird, ist Sache Aller.