telfal
ise. Ibert
Luife
Beilage zum Berliner Volksblatt.
250.
Noch einmal die fiebenzig Jahre.
Gleich nach dem Erscheinen der„ Grundzüge" der Alters idhsplay Invalidenversicherung brachten die Arbeiterblätter auf Grund Feststellungen des Gewerbehygieniters Profeffor Dr. Ludwig eine turge Busammenstellung des durchschnittlichen Lebens einer Reihe von Arbeiterkategorien. Sie führten dadurch wiffenschaftlichen Nachweis für die Thatsache, die allen nern der Arbeiterverhältnisse längst befannt und von den on 4,50 eitern prattiſch am eigenen Leibe erprobt wird, daß die Abder Reichsregierung, erst vom stebenzigsten Lebensjahre dem 5,25 letatier Die riefige Altersrente von 33%, Pfennig pro Tag 5,50erabreichen, ein Schlag ins Waſſer iſt.
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Sache der Arbeiter ist es, aus amtlichen Quellen weitere ege herbeizubringen, um den Stipendiaten des Reptilienfonds Aufsicht von ungewaschenen Mund zu stopfen, fintemal diese Herren vorn die Nase über die Privatstatistik Hirt's zu rümpfen für befanden.
Da kommt uns die bayerische Regierung, da tommt uns bayerische Staatsministerium des Innern, da lommt uns von Feiligsch zu Hilfe.
en- Man allerjüngster Zeit ist aus den Bureaux des Herrn von isich eine Arbeit hervorgegangen, die neben vielen anderen reffanten Dingen auch die Frage der Altersversicherung
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er, Was da gesagt wird, ist so treffend, daß wir zu Nutz und tickerbri mmen, zur Erbauung und Belehrung unserer Leser ihnen elbe mittheilen wollen. Bugleich begen wir tief im Bufen Preise. ftille Hoffnung, es werde der bayerische Bevollmächtigte im ndesrath zur rechten Zeit, d. h. wenn der Sturm der Des en durch das Haus in der Leipzigerstraße brauft, seine mme erheben und, fußend auf die von seiner Regierung er à Pfund telten Daten, alles in die richtigen Wege letten. Herr Landan. Nur nn ist ja zugleich Mitglied des Reichsversicherungsamtes, ift in Sozialpolitik, und unser Wunsch wird gewißlich erfüllt
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Glasben
Doch zur Sache! Die Publilation, die wir meinen, ist der Weg 47, neralbericht über die Sanitätsverwaltung im Königreich Bayern die Jahre 1884 und 1885.
In dem Abschnitte, der sich mit den Buständen im werblichen Leben beschäftigt, findet sich folgende wichtige elle:
zu außergewöhnlich
billigen Preisen!
tersversorgung für Arbeiter in Spinnereien faum in Betracht nme infolge Mangels höherer Altersflaffen."
Diese Anficht hat Herr Dr. Schmid, der tgl. Bezirksarzt ist, t einem unwiderleglichen Beweismaterial so geſtüßt, daß die biffenfte Gegnerschaft daran nicht drehen und deuteln kann. bat, wie dies wissenschaftlich nothwendig war, zablenmäßig umentirt und durch eine sorgfältige statistische Erhebung die orderliche Grundlage für seine These, seine Behauptung ge affen.
Dr. Schmid hat nämlich die Todesfälle von Arbeiterfamilien t denen der Nichtfabrikarbeiter verglichen und dabei folgendes unden:
terblichkeit ber
1-12 oritarbeiter.. 23.61 htfabritarbeiter 15.79
Altersklaffen auf je 1000 Röpfe Jabre
13-19 20-29 30-39 40-49 6.45 19.44 20.83 11.80 2.14 5.- 5.71 7.14 Jabre 50-59 60-69 70-79 80-89 90-100 6.25 2.78
britarbeiter.. 8.34 htfabritarbeiter 8.57 20.- 25.79 9.28 0.71 Man schilt so oft auf die langweiligen, nüchternen Zahlen, so mancher unserer Leser überschlägt mit tranthafter Scheu es, was nur im entferntesten nach Biffern riecht. Und doch Die Statiftit, wir wiederholen es immer und immer wieder, ber wichtigsten, schärfsten, sichersten Waffen im Dienste für die Arbeitersache streitenden Wissenschaft. Die Bablenreihen, die uns Dr. Schmid geliefert, find Anklage gegen die Mißstände, denen unsere sellschaft tranft, fte find eine summarische Leidens chichte des Industrieproletariats, eine Geschichte in Bahlen, Stüd sozialer Arithmetit, wie sie belehrender, erschütternder, fmunternder nicht gedacht werden kann; belehrender, denn zeigt die raube Wirklichkeit ungeschminkt in ihrer ganzen Un mherzigkeit; erschütternder, denn fie muß jeden, dem noch Herz in der Brust schlägt, ergreifen, wenn er durch fie die ben der Arbeiter lennen lernt; aufmunternd, denn wird fie t zum Sporn für die llaffen bewußten Arbeiter, mit thats tiger Begeisterung für bessere Bustände zu kämpfen?
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27,
2,25 1,00 1,25
1,65
Preisen.
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Die kleine Schmid'sche Tabelle führt uns deutlich vor gen, daß der Industriearbeiter von der Wiege bis zum Grabe ünftiger in Hinsicht auf seine Lebensfähigkeit gestellt ist, als enigen, die nicht in das Joch des Industrialismus gespannt
Der niedrige standard of life im Bunde mit der auf enden Berufsarbeit spiegelt sich wieder in der hohen Rinder blichkeit der Fabrilarbeiterschaft. Bet der Alterstiaffe: 1-12 re finden wir eine Mortalität( Sterblichkeit) von 23,61 auf 1000 Köpfe bei den Fabrikarbeitern, während die von Nichtcitarbeitern in die Welt gesezte Nachkommenschaft, Dank der fe
er Wabrbell eren Lebensbedingungen, blos 15,79 Todesfälle auf je 1000
Länge und ftellt.
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Noch frappanter wird der Kontrast, wenn man die
Mittwoch, den 24. Oktober 1888.
fie fünfzig Jahre alt werden. Was bedeuten die Bablen 6,25 für die Stufe 60-69, was 278 für die Stufe 70-79 Jabre? Daß ein Proletarier, der fiebenzig Jahre alt ist, ein weißer Rabe ift, und daß ein solcher beffer thut, auf die 33% Pfennig Altersrente freiwillig zu verzichten und fich als Rarität für Geld sehen zu laffen. Er stände fich besser dabei.
Diesen bitteren Trunt schöpfen wir aus einer offiziellen Quelle, bitter für die Schönredner und Verherrlicher der„ So zialreform von oben".
Lokales.
5. Jahre.
| Unterhaltung über das hochbedeutsame verwaltungsrechtliche Thema der Tanzmusil zwischen den Wirthen und jenen gewiffen Leuten nur noch in der Form der stillen Pantomimit erörtert. Da giebt es balb und ganz zugefniffene Augen, und hoch gezogene Achseln und bedeutsame Kopf und Handbewegungen bei den gewiffen Leuten" und verständnißvolles Ropfniden und das Einschänken von Gratisgetränken bei den Wirthen und die große Tanzmusilfrage ist auf dem besten Wege, in aller Gemüthlichleit gelöst zu werden. Wir verstehen ja die Pantomimen nun zwischen den gewiffen Leuten und den Wirthen wohl auch nicht überall und müssen uns auf dasjenige verlassen, was uns darüber so unter der Hand mitgetheilt wird. Danach gäbe es einen Unterschied zwischen öffentlicher Tanzmusil, zu welcher eine obrigkeitliche Erlaubniß nöthig ist, und nicht öffentlicher Tanzmufit, für geschlossene Privat gesellschaften, welche feiner obrigkeitlichen Erlaubniß be dürfen. Bwar find noch neuerdings sehr subtile Vorschriften über die Unterscheidung zwischen beiden Arten des Tanzvers gnügens ergangen; aber Grau, lieber Freund, ist alle Theorie!" und der einzige sachverständige Prattifer in der großen Tanz frage ist doch schließlich kein anderer als der Herr Bezirksgendarm. Wenn die Berliner in den Lokalen des Grunewalds oder in den östlichen Vororten nur in geschlossenen Gesellschaften täglich tanzen, so bedürfen die Wirthe zu dieser Tanzmufit feiner obrig teitlichen Erlaubniß, so lange nicht etwa der Gendarm findet, daß diese geschloffenen Gesellschaften gar keine gefchloffene Ge sellschaften find, sondern solches Tanzvergnügen als ein öffentliches zu erachten ist, zu dem die polizeiliche Er Man fieht aber, laubniß zuvor ertheilt fein muß.
Sind die Fachvereine, welche Unterstützungen an ihre Mitglreder im Falle der Arbeitslosig eit, Wanderschaft u. f. w. gewähren, Versiche rungsanstalten, wenn den Mitgliedern der felben fein flagbarer Anspruch auf diese Bezüge statutenmäßig gewährt wird? Diese Frage wurde vor einiger Beit in einem Auffage der Grenz boten" ohne jegliches Bedenken bejaht und der Verfasser des Grenzboten Artikels erklärte eine entgegengesette Anficht für juristischen Unfinn. In einem Leitartikel unseres Blattes haben wir uns schon vor einiger Zeit dahin ausgesprochen, daß wir start an der juristischen Befähigung und den juristischen Rennt niffen des Grenzbotenrechtsbefliffenen zweifeln müssen, und wir fönnen nur unsere Freude darüber ausdrüden, daß unser Bweifel zur Gewißheit geworden ist. Das tal. Kammergericht hat sich nämlich auf denselben Rechtsboden gestellt, welchen wir in dieser Frage einnehmen, und bat die oben aufgestellte Frage verneint und damit dem juristischen Schriftsteller des ,, Grenz boten" bas testimonium paupertatis auf die Stirn gedrückt. Der Fall, der zur Entscheiduna fam, lag folgendermaßen: Der Unterſtügungsverein deutscher Tabalarbeiter, welcher in Bremen feinen Siz hat, gründete in Hannover eine Bahlstelle. Der 3wed des Vereins ist unter anderem, seinen Mitgliedern im Falle der Arbeitslosigkeit, Wanderschaft u. s. w. Beihilfe durch Geldleistungen zu gewähren, ohne daß jedoch den Mitgliedern, wie im Statut bestimmt ist, ein Klagerecht auf die Bezüge ge geben ist. Der Unterstügungsverein deutscher Tabalarbeiter zu Bremen wurde als Versicherungsgesellschaft angefehen, und da die Bahlstelle Hannover errichtet war, ohne daß die Bulaffung der Versicherungsgesellschaft gemäß einer noch hannoverschen Gewerbeordnung staatlicherseits ertheilt war, zu recht bestehenden Bestimmung der wurde gegen den Vorsitzenden des Unterstüßungsverein Junge, sowie noch mehrere Personeng Antlage wegen Uebertretung der gedachten Bestimmung erhoben. Vor dem Schöffengericht zu dieses Erkenntniß hob jedoch die Straffammer auf. Gegen das Hannover wurde der Angeklagte zu einer Geldstrafe verurtheilt, Urtheil legte die Staatsanwaltschaft Revision ein mit der Bes gründung, daß an der Natur der Versicherungsanstalt nichts die Unterstügungsbezüge gegeben wird. Die entgegengesette geändert wird, wenn den Mitgliedern fein Ilagbares Recht lauf Anschauung vertrat der Vertheidiger des Angeklagten, Rechts anwalt Freudenthal, welcher Ansicht der Gerichtshof fich in seinem Urtheilsspruch anschloß. Das Erkenntniß ist für die Fachvereine von großer Bedeutung, ba das Rammergericht als leste Instanz in dieser Sache gesprochen hat.
Die von der gemischten Deputation für die Stryckschen Steuerreform- Anträge niedergesehte Subkom miffion hielt gestern, Montag, unter Bofis des Stadtraths Hagen eine Sigung ab, in welcher beschlossen wurde, den Städtischen Behörden zu empfehlen, vorläufig auf ein Jahr die Miethssteuer von den Wohnungsmiethen bis zum jährlichen Miethsbetrage von 300 M. au erlaffen und die Gemeinde Einkommensteuer für die erste Stufe nicht zur Erhebung zu bringen. Von einem weiteren Erlaß der Gemeinde- Einkommen Steuer wurde mit Rücksicht auf die politischen und Gemeinde wahlen Abstand genommen, weil durch diesen Erlaß die bes treffenden Bürger ihr Wahlrecht verlieren würden.
bern- Engren Alterstlaffen ins Auge faßt. Gerade in der goldenen einzelne Besucher in diefen abgelegenen Lokalen nicht einmal
strasse
endzeit, im blühenden Mannesalter, in den sogenannten Ften Jahren" hält der Tod die reichste Ernte unter den
Sorten etartern, während die Richtfabritarbeiter, die Leute aus den
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Der Kampf um die Tanzmusik ist auf der ganzen Linie der Befizer von Tanzlokalen entbrannt und die Herren haben eine ganz gewaltige Angst, es möchte von diesem Kampfe öffentlich etwas verlauten. Nur im Geheimen wird dieser Kampf ausgefochten, nur die Interessenten wissen von demselben und diefe Eingeweihten" haben ein wohlverstandenes Intereffe baran, daß die Sache nicht allzusehr ruchbar werde; die hohe Obrigkeit darf in feinem Falle merken, daß der polizeilich kon geffionirte Befiger eines Tanglofals mit behördlichen Anord nungen unzufrieden ist. Eigentlich tönnte auch uns die Sache gleichgiltig sein, wenn es sich dabei lediglich um das Intereffe einiger Gastwirthe handelte. Aber die Sache hat doch einen ernsteren Hintergrund, fie zeigt die bedenklichste Seite des ge werblichen Konzefftonswesens und deshalb mag fich's immerhin perlohnen, die augenblickliche Bewegung unter den Tanzlocals befizern und die Entstehungsursachen dieser Bewegung zu erörtern; hätte diese Erörterung auch nur den Zwed, für spätere Fälle als schäzbares Material zu dienen. Vor einigen Wochen war in den Beitungen zu lesen, daß die Befizer einiger Tanzlokale in den nördlichen Vororten Berlins fich mit der Bitte an die zuständige Verwaltungsbehörde gewendet hätten, ihnen das Halten von Tanzmusfit öfter als bisher und mindes ftens wöchentlich einmal zu geftatten. Diese Leute mochten fich babel sagen, daß ihre, durch Verkehrsverbindungen ohnehin nicht febr bevorzugten Lokale jeden Reiz für die Berliner Befucher verlieren müffen, wenn eine vergnügte Gesellschaft oder andere Gelegenheit zu einem Tänzchen finden. Indeß, die Kreis behörde fand sich nicht veranlaßt, dem Gesuche der Gastwirthe zu willfahren und beschied dieselben abschläglich. Darob ein müthiger Entschluß der Abgewiesenen, die Beschwerde bei der vorgefeßten Instanz, also bei der Regierung zu er greifen. Der Entschluß ward zur That, aber auch hier abschläglicher Bescheid, und zwar mit einer Begründung, welche die Lage der Bittiteller gegen früber noch bedeutend ver schlechterte. Es wurde ihnen nämlich eröffnet, daß grundfäßlich schlechterte. Es wurde ihnen nämlich eröffnet, daß grundsäglich für das platte Land auf Grund einer Verfügung des Ober präfidenten Tanzerlaubniß nur in 3wischenräumen von acht Wochen gestattet werde, in den Städten in Beiträumen von vier Wochen und nur in den bei Berlin gelegenen Drtschaften fönnte diese Erlaubniß ausnahmsweise in vierzehntägigen Zwischenräumen ertheilt werden. Dieser Bescheid wirkte einigermaßen verblüffend auf die Bittsteller. Nur in vierzehn tägigen Zwischenräumen sollte die Tanzmusik zu halten erlaubt sein? Ja, welcher Berliner , der im Sommer seine Partie zu Stremser oder zu Fuß in die Umgegend unternimmt, wüßte Kremser oder zu Fuß in die Umgegend unternimmt, wüßte benn nicht, daß ihm an jedem Tage aus jedent der zahlreichen Erholungslokale vergnügte Tanamufit entgegenschallt? Erholungslokale vergnügte Tanamufit entgegenschallt? Aber wenn einem Menschen so ein Bescheid der hohen Obrigkeit unbegreiflich ist, so thut er immer gut, fich zunächst gründlich über die Sache zu unterrichten und bei den Lokalbefizern verkehren ja immer so allerlei Leute, die in solchen Sachen sehr genau Bescheid wiffen. Natürlich fragte man diese Leute auch in diesem Falle und siehe da, seit jenem Moment wird die
senden Klaffen ihres Daseins fich freuen. Der Fabrikar von schwächlichen, schwindsüchtigen Eltern stammend, nur oft nicht von der Mutter gesäugt, sondern mit dem ekelhaften nuller, mit Muttermilch Surrogaten aufgezogen, erbärmlich brt, belleidet, bebauft, von Kindesbeinen an in die Fabrit eret, fich pladend, Tag für Tag, erliegt diesem Ansturm ünftiger Einflüffe, wie fich das eigentlich von selbst ver früher oder später, ficher aber vor der Beit. Nicht male Lebensverhältnisse führen zu nicht normaler Sterblich Aber für den Arbeiter wird eben die Anomalie zur m, das Sterben vor der Beit wird zur Regel für das letariat. Urtheile man doch selbst! Im Jünglingsalter, 20 bis Sabre, sterben von 1000 Bourgeois nur 5, von 1000 Fabrit ttern aber 19,44, also viermal fo viel! Je höher aber die Altersklaffen find, um so rascher ingert fich für den Arbeiter die Wahrscheinlichkeit, daß diefe höheren Altersklassen erreicht. Man sehe nur unsere elle an! Von der Stufe 30-39 Jahre an geht es reißend ab, während die Chance der Nichtfabritaritarbeiter, erst in m höheren Alter zu sterben, fortwährend wächst. Unzweifelhaft geht aus der Schmid'ichen Statistit hervor, die erbrüdende Mehrheit der Fabrilarbeiter die höheren erstlaffen nicht erreicht, daß sie gemeiniglich sterben, beoor
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welch eine gewichtige Rolle der Gendarm in dieser Tanzfrage spielt, und man fann es begreifen, wenn die Wirthe fich um die Gunft der ländlichen Bolizeibeamten bemühen. Was wird das Ende von der Tanzmusit- Bewegung in den nördlichen Vororten Berlins sein? Die Leute werden fich dort wie anderswo mit der Tanzmufit für geschloffene Gesellschaften" behelfen und fich vom Gendarmen Instruktionen über die dabei zu nehmen ben Rüdfichten erbitten. Daß dadurch die Unabhängigkeit der Wirthe mindestens nicht gefördert wird, das bedarf wohl keines weiteren Beweises und deswegen ist der Verlauf der geschilder ten Angelegenheit für unsere Berliner Verhältnisse so bedeutsam und wohl einer ernsteren Beachtung werth.
Die Trockenfrißt für Neubauten, welche von der Be hörde für Berlin festgesezt ist und auf deren Innehaltung ftreng geachtet wird, hält ein Theil des hierbei interefftrten Bublifums für eine entbehrliche Einrichtung. Bum Trofte dieser Unzufriedenen mag darauf hingewiesen werden, daß in London die größeren Häuser zum Zwecke der Austrocknung nach der Fertigstellung neun Monate lang nicht bewohnt werden dürfen, und daß in dem wegen seines trockenen Klimas von den Architekten vielbelobten Paris die Bauverständigen doch noch eine einjährige Trockenzeit verlangen. Die bautechnischen Er fabrungen, auf denen sich die Forderung einer solchen Trocken zeit stüßt, find intereffant genug. Es ist durch Beobachtungen bei Bauten sowohl wie durch besonders angestellte Versuche er wiesen worden, daß ein einziger Mauerstein im Stande ist, bis zu einem halben Liter Waffer in fich aufzunehmen. Selbst Granit faugt Waffer auf, allerdings nur etwa bis 1 Liter auf den Rubilfuß, während lofer Sand im Stande ist, ein ganz bes beutendes Quantum Waffer einzusaugen. Ist diese Waffermenge bei den zu einem Neubau verwendeten Materialien schon eine ganz beträchtliche, so tommt noch ein ferneres Moment von be fonderer Wichtigkeit in gesundheitlicher Beziehung hinzu. Aus dem Boden saugen solche feuchten Materialien auch die dort enthaltene Feuchtigkeit mit auf, und es ist beobachtet worden, daß die Kapillarthätigkeit in den Baumaterialien solche Feuchtig teit fogar bis zu 32 Fuß in die Höhe führt. Unter solchen Umständen ist die ziemlich kurz bemeffene Trockenfrist für Ber liner Neubauten auch nur darauf berechnet, die in der Ober fläche der Mauern und Wände enthaltene Feuchtigkeit verdunsten zu laffen.
Die Tage des ältesten Berliner Wohnhauses, Span bauerstraße Nr. 49, scheinen gezählt zu sein, denn bereits werden auf dem Hofraum deffelben die Maschinenanlagen der Elet trizitätswerte hergerichtet. Aus der Asche des großen Brandes, der am 10. August 1380 die Stadt verheerte, erstand hier von neuem die Wohnftätte des berühmten Geschlechts der Blanken felde, deren Mitglieder im Rathe der Zwölf das Stadtregiment leiteten. Jobannes von Blankenfelde , der Stammvater dieses Berliner Geschlechts, soll zufolge einer gewiffen Tradition" im 13. Jahrhundert die auf dieser Stätte befindlich gewesenen Räume des Franziskaner Konvents zu seiner Wohnstätte herge richtet haben, nachdem der Konvent 1271 von den beiden Markgrafen das Terrain in der Klosterstraße zum ewigen" Befige erhalten und zunächst an der östlichen Seite des Bar füßer Kirchhofs" bis zur Stadtmauer ein Kloster erbaut hatte, deffen im Jahre 1290 urkundlich Erwähnung geschieht. Den Namen jenes Stammoaters der Blankenfelde finden wir auch unter dem ältesten Privilegium der Schub macherinnung, vom 2. Juni 1284, und in dem Gildebriefe der Schneider, vom 10. April 1288. Nach dem Brande wurde bas Blankenfelde'sche Haus, wahrscheinlich auf den alten Grund mauern, maffio wieder aufgebaut. Eine dort vorbanden ge wesene Inschrift meldete, daß Paul Blankenfelde dasselbe um 1390, als er und Henning Stroband Bürgermeister von Berlin waren, mit Mauern und Säulen über einem mächtigen Keller geschoß mit großen Kosten errichtet habe. Es läßt sich an nehmen, daß das zu jener Beit stattlichste haus bald nach der bergt, als derfelbe in Berlin verweilte und von den Vornehmsten Erbauung auch den gefürchteten Dietrich von Quizom beherr und Reichsten der Stadt, als deren Schußherr", au berrlichen Banketten geladen wurde, bei denen( wie Angelus berichtet) töst dergleichen mehr zur Freude und Fröhlichkeit dienen mochte, ge liche Weine, allerlei Saitenspiel, schkine Weibsbilder und was wesen seien, bis er dann Abends mit Laternen und Fadeln, Jm Jahre 1474 besaß das Stammhaus Wilte Blankenfelde, Gesängen und andern Freudenspielen nach Hause geleitet wurde. welcher damals in den Reichsadelstand erhoben wurde; einhundert Jahre später treten dann, als legte ihres Stammes, der Bürger meister Joachim Blankenfelde, sein Bruder Johann und beffen des Bürgermeisters Friedrich Seidel, dem Sohne des berühmten, Sohn auf. Nach ihrem Tode gelangte das Haus in den Befit furfürstlichen Raths und Lehns - Sekretarius Erasmus Seidel . mit Lamprecht Distelmeier und Steinbrecher innig befreundeten deffen Sohn, den Hof und Kammergerichtsrath, über. Er war Von dem Bürgermeister Friedrich Seidel ging das Haus auf der einzige, welcher zur damaligen Beit( wie Rüfter anführt) die Historie der Mart fich angelegen sein ließ, und in deffen Borträt fammlung berühmter Märker seines Namens Gedächtniß fortleben. wird. Er ließ 1650 vor dem Kernbau des Hauses eine neue Façade aufrichten, die dann später thre noch heutige Gestalt erhielt. Hinter derselben befinden sich die jetzt auf einen Beitraum von 500 Jahren zurückblickenden Gemächer des unteren Stod verts mit thren schlanken Kreuzgewölben, deren Rippen in den Wandecken von Konsolen zum Theil Männer und Frauentöpfe dar
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