rammer 9 ist iit der Werftstr. 7. Die Zivilkammern und Kammern für Handelssachen haben ihre Sitzungssäle in der Jüdenstr. 08 bis 60. Die Gerichtsschreibereien der Kammer für Handelssachen sind Neue Friedrichstr 12, während die der Zivilkammer» aus dem Hause Neue Friedrichstr. 15/16, das aus Anlaß des Neubaues des Land- und Amtsgerichts I bereits abgerissen wird, nach der Schicklerstr. 1 verlegt sind. Beim Amtsgericht I sind 1 Präsident und 152(im Vorjahre 145) Richter thätig; außerdem sind 6(im Vorjahr 13) Hilssrichter vorhanden. Die Zahl der Abtheilunge» beträgt 154 gegen 153 im Vorjahre; neu errichtet ist eine Abtheilung für P' ivat-Klagesachen. Im einzelnen find vorhanden 76 Abtheriungrn für Zivilprozesse, bei denen die Sache» nach dem Buchstaben des Verklagten verlheilt sind. 4 Abtheilungen für Vollstreckungssachen, 4 für Konkurse, Aufgebots-, Entmündi- gungs- und Fundsachen, 4 für Zivangsversteigermigen und Zwangs- venvaltungen, 2 für Führung der Handels- re. Register, 4 für Rechtshilfsfachen in Zivilsachen , 2 für Testamente und Handlungen der freiwillige» Gerichlsbarkeit, 15 für Vormund- schasts- und Nachlaßsachen, 13 für Grundbuchsache» und 30 für Strafsachen. Von letzteren bearbeitete» 2 die Ersuchen des Staatsanwalts:c., 2 die Rechtshilfesachen, 12 die Vergehenslachen. 6 die Uebertretungen, 4 die Privatklagesachen und 4 die ersten Ver- nehmungenund schöffengerichllichenHaftsachen. Diese 4 Abtheilungen sind An der Stadtbahn 16 thätig, die übrigen Abiheilungen für Strafsachen haben ihre Sitzungssäle im Kriminalgerichtsgebäude, während die Gerichtsschreiberele» sich in der Werftstraße 7 be- finden. Die Sitzungssäle der Prozeßrichter aus den SIbtheilungen 1 bis 51 und 76, die Geschäftszimmer der Grundbnchabtheilungen und der Gerichtskasse I befinde» sich Jüdenstr. 58 bis 60, die Sitzungssäle der Prozeßrichter ans den Abtheilniigen 52 bis 75 an der Stadtbahn 26/27, die Geschäftsräume des Präsidenten Neue Friedrichstr. 37, alle übrigen Abtheilungen Neue Friedrich- straße 12 und 13. Die Führung des neuen Börsen- r e g i st e r s ist der 89. Abtheilung(Amtsgerichtsrath M i l a) übertragen. Im KrtminalgerichtS Gebäude herrschte gestern schon fest- liche Stille. Nur in zwei Abtheilungen des Schöffengerichts fanden einige Verhandlunge» statt, und zwar gegen solche Angeklagte, bei denen anzunehmen war, daß die zu er- kennende Strafe durch die erlittene Untersuchungshaft würde für verbüßt erachtet werden können. Dies geschah denn auch in den meisten Fällen, die Betreffende» können das Weihnachtssest in der Freiheit verleben. Der letzte, der vor die Schranken zu treten halte, war ein dreizehnjähriger Knabe, der sich ein böses Geschenk in Form eines Verweises zu holen hatte. Nngebiilirliches Benehmen in der Sprechstunde eines Arztes brachte gestern den Arbeiter Keiling wegen Beleidigung und Hausfriedensbruchs vor die 133. Abtheilung des Amts- gerichts I. Am 3. Januar d. I. erschien der Angeklagte zur Konsultation bei dem Dr. Weidemann; da die Sprechstunde über- füllt war, mußte er warten. Diese Zeit benutzte er dazu, die im Wartezimmer anwesenden Patienten, und zwar namentlich die weiblichen, zu belästigen. Als er von dem durch den Spektakel herbeigerufenen Dr. Weidemann zur Ruhe gewiesen wurde, ging er mit erhobenen Händen auf den Arzt zu und be- leidigte ihn außerdem im gröblichster Weise. Auch die Auf« sorderung, sich zu entfernen, ließ er unbeachtet, so daß er schließ- lich von dem Arzte und de» Patienten mit Gewalt hinaus- gebracht werde» mußte. Der Gerichtshof war mit dein Staats- anwalte der Ansicht, daß Aerzle, die gewissermaßen unter dem Schutze des Publikums stehen, gegen derartige Insulte» gesichert werden müssen, und erkannte nach dem Antrage auf einen Monat Gefängniß. Zum Kapitel der Arbeiterbehandlnng auf dem Lande. Vorn Landgerichte Breslau ist am 30. September die Bauern- gutsbesitzer-Wittwe Pauline Pelka wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittel- Gesetz zu einer Woche Gefängniß verurlheilt worden, well sie im März 1896 in Melischwitz ihren Dienstboten Fleisch von einem zwei Tage alten Kalbe vorgesetzt hatte, welches an Durchfall verendet war. In einem anderen Falle wurde sie freigesprochen. Wegen Nichtübereinstimmung des Urtheils mit dem Eröffnungsbeschlnsse hob das Reichsgericht auf die Re- Vision der Angeklagten das Urtheil aus, soweit der Anklage- fall aus dem Februar in Frage kam, und erklärte insoweit die Strafverfolgung für unzulässig. Die einwöchige Gefängniß- strafe wurde natürlich dadurch nicht berührt. Die„Deutsche Tageszeitung", deren Pflicht es ist, dafür einzutreten, daß den Gutsbesitzern möglichst zufriedene und irgend welchem menschlichen Verlangen entwöhnte Arbeitskräfte gesichert werden, that gestern bärbeißig, weil wir gefragt hatten, ob die laut Schema so und so in gemessenen Zwischenräumen vom Berliner Polizeipräsidenten zu erlassende Warnung vor Zuzug nach der Großstadt schon irgend einen unter der Fuchtel futsherrlichen Regiments stehenden Menschen abgehalten habe, ein letztes bischen Kraft zusammen zu raffen, um das gewisse Elend auf dein Lande mit dem ungewissen in der Großstadt zu vertauschen. So groß der Jammer auch ist, der de? Arbeiters in der inzwischen durch Elend, Kriege und Revolutionen aufs äußerste erschüttert und theilweis aus de» bloßen Tauschhandel zurück- geworfen waren, bei sich eingeführt hatten. Das neue Geld ist ein Papiergeld, ivelches aber nicht, wie in der französischen Revolution, auf den Gold« und Silbererlös der konfiszirte» Grundstücke, sondern bei der allgemeinen Entwerthung der Edel- metalle auf die Grundst ü ck e selbst fundirt ist. Die nordischen Papiemoten z. B. lauten:„Die vereinigte Nordische Grundbesitzer- dank überweist dem Vorzeiger dieses hundert(oder tausend oder zehntausend) Quadrat- Zentimeter dänischen Normalboden." Diese durch den Zusammenschluß der Grundbesitzer garantlrten Scheine wirken nun— Paulsen, der in die zivilisirte Welt als bescheidener Chemiker zurückkehrt, kann sich noch selbst davon überzeugen— mit der Zeit geradezu Wunder:„Etwas wie die Frische der frühen Morgenstunden ruht auf den Leuten. Die Militärlasten, die die Gesell- schaft wie ein nächtlicher Alp bedrückten, die gewaltige An- Häufung des Kapitals in den Händen weniger, die lähmende Ueberproduktion und vor allem die ver- derbliche Uebervölkerung sind verschwunden— für jetzt wenigstens.... bis nach Jahrhunderten die Erde sich wieder weigert, Brot für die Ueberzahl der Menschen ,u liefern, bis die Menschen wieder um das Wasser der Erde und daS Feuer der Luft gegen die Menschen kämpfen. biS alles wieder ins alte Geleis zurückgekehrt ist. bis die Menschen die große Kunst der Pflanzen gelernt habe»: die unorganische Natur unmittelbar in organische Stoffe urnzu- aestallen. so daß der Boden des Ackerbaues, das neue Gold seinen Werth verliert." Das ist der Roman, sür den als große? Ereigniß jetzt die bürgerliche Reklametrommel gar eifrig gerührt wird, über den die„Neue Freie Preffe" in spaltenlange Begeisterung ausgebrochen ist. Freien Phantasiespielen, die wirk- liches und fabelhaftes bunt ineinander verschlinge», wird niemand ihr gutes Recht abstreiten wollen, wenn ein bedeutender, der Wahrheil zugewandter Geist in das scheinbar Willkürliche und Launenhafte verborgene» Sinn hineingewoben hat. Aber nicht ziellos, ganz ins Blaue hinein dürfen die Grenzen des Wirklichen und Möglichen verlaffen werden. So wack- lich steht die kapitalistische Produktionsweise und Politik oenn doch nicht da. daß eine Poulsen'sche Er- findung sie völlig aus den Angeln heben könnte! Eine Gesellschaft, die den Handelskrise» und dem Andrängen von Millionen Proletariern bisher Trotz geboten, würde wohl auch noch Mittel und Wege finde», um die Schläge, die eine moderne Goldmacherkunst ihr androhen könnte, zu pariren. Großstadt harrt, und so sehr die Jndustriekapitalisten sich be- mühen, die Lebenshaltung des Proletariers immer weiter herab zu drücken, so läuft er doch kaum Gefahr, daß er bei schwerer Arbeil mit ekelhaftem und gesundheitsgesährlichem Fleische oder gar mit der Reitgerte regalirt wird. Mag der aus Oslelbien hierhergekommene Arbeiter ansangs auch noch so sehr den Lohn- drücker spielen, so lernt er doch allmälig infolge des segensreichen Einflusses der Sozialdemokratie seine Menschenwürde schätzen. Und das ist allein schon ein sittlicher Gewinn, der gar nicht hoch genug anzuschlagen ist. Wegen Haberfeldtreibcns hatten sich vor dem Land- gericht II in M ü n ch e 11 10 Personen, darunter eine Frau, zu verantworten. Sie hatte» am 25. Oktober früh l>/< Uhr in Hinterberg das Haus des Bauern Jak. Sturnböck theil- weise zerstört, indem sie, mit Gewehren. Aexten und Prügeln versehe», sich um das Haus aufstellten und aus ein gegebenes Zeichen an 23 Fensterstöcken 120 Fenster- scheiden einschlugen, die Küchenthüre mit einer Axt zertrümmerten, Fensterläden aushängten und zerhackten, endlich gegen die Fenster der im ersten Stockwerke gelegenen Zimmer eine größere Anzahl scharfer(Kugel- und Schrot-) Schüsse abfeuerten, von denen zwei je eine Scheibe zertrümmerten, während sechs weitere Schüsse in die Wand gingen. Das Gericht erkannte gegen zwei der Hauptthäter auf je vier, gegen einen dritten auf drei Jahre Gefängniß, gegen die übrigen Angeklagten auf Gefängnißstrafen von 18 bis 6 Monaten. VevsÄMtnlungvn. Friedrichsberg. Arn 15. d. M. hielt der Arbeiter-Bildnngs- verein eine Versammlung ab, in der Genosse Sassenbach in einem beifällig aufgenommenen Vortrag über die Inquisition sprach. Die Neuwahl des Vorsitzenden wurde des schwachen Besuchs wegen vertagt. Ardelt»r.Kttd»ng«fch»I». Die Schulräume find big«.Januar ge- schloffen. Wiederbeginn am Dienstag, den 6. Januar. Am ig. Januar wird voraussichtlich die geplante öffentliche Lesehalle, die mit Zettungen, Zeitschriften und Büchern reich ausgestattet ist, für die allgemeine unentgeltliche Benutzung eröffnet. Der Vorstand. „Klub Tantthausrr".(Theatralische, gesangliche und gesellige Ver- eintgung) Abends p Uhr: Brotze Familien- Soiree(Konzert und Theater- Vorstellung) im Thealersaale des Loui« Keller'schen Etablissements, Koppen- straße i«. Zur Aufführung gelangt„Ein Tag vor Weihnachten ", Schauspiel in 2 Akten von Dr. E. Töpfer.— Programme a 80 Pf. sind bei allen Klub- Mitgliedern erhältlich. Gäste stet» willkommen. La»d«man»slt>aft der Kchtrswig- Kolfteiner. Sonnabend, den 28. Dezember, abends 8 Uhr: WethnachtS-Bescheerung verbunden mit Tannen- bäum, Vorträgen und Tanz in G. Feuerftetn'S Festsälen, Alte Jalobstr. 75. Gäste sind ivtlllommen. privat-«bratergesrUfchast„Immer juftig". Am 2. WeihnachtS - Feiertage, abend« 8 Uhr: Weihnachtsfeier und Vescheerung mit darauf folgendem Tanzkränzchen bei Nuhl-Andree, Ehorinerstr. 58. privat. SheatergefrUliliaft„Erika". Montag, den 28. Dezember, abends 9 Uhr: Weihnachtsfeier mit Seschenkverloosung im Restauranl Nowael, Manteuffelstr. 8. Gäste willtominen. pergnügungoverri»„Alrmaui»". Heute Abend 8 Uhr: Weihnacht«- feter(Berloosung und Vorträge) im Englischen Hof, Neue Roßstr. 8. Gäste willkommen. VevmtpLzkes. Vom Harze berichtet uns ein Parteigenosse: Man macht sich gar keinen Begriff davon, wie weh es mir thut, wenn ich im„Vorwärts" unter der Slichmarke„Schon wieder einer" lese, wie irgend ei»»»artiger Polizist von Gerichtswegen abge- straft werden mußte. Um so mehr freut es mich, daß ich heute in der Lage bin, über die rettende That eines Gendarmen be- richte» zu können. Der„Bergbote" in Elbingerove schreibt: „Wie wir erfahren, ist Herr» Gendarm Lohinann unterm 16. d. Mls. die Rettungsmedaille am Bande verliehen worden. Derselbe hat bekanntlich, wie wir seinerzeit berichtet haben, am Montag, den 31. August d„J.. abends gegen 10 Uhr, die Frau Wittwe Sachse Hierselbst aus oem Pferdeteiche geholt und dieselbe somit vom Tode des Ertrinkens gerettet." Wenn man bedenkt, daß der Pferdeteich an manchen Stellen fast einen Meter tief ist, so muß man sich darüber freuen, daß der Gendarm bei seiner Größe nur bis an den Leib WS Wasser hinein mußte. „Hoch klingt das Lied vom braven Mann!" Mir fällt da die Geschichte eines ganz gewöhnlichen schwarzen Former- geselle» ein. In R ü b e l a u d bei den Harzer Werken arbeitet der Brave und„Hinzen Ludchen" heißt er. Vor einigen Jahren hatten wir hier im Harze bei fürchterlichem Froste einen Schnee- stürm, der den Bodekanal, welcher die Maschinen der Harzer Werke treibt, zu verstopfen drohte. Man forderte Frei- willige aus, m den unterirdischen Kanal hinab zu steige» und die Hindernisse hinweg zu räumen. An- gethan mit lange» Wasserstieseln, wagten sich zwei tapfere Arbeiter hinunter. Nach Verlauf einer halben Stunde stellte man fest, daß die mitgenommenen Lampen nicht mehr brannten. Man forderte abermals Freiwillige auf, hinunterzusteigen und nach dem Verbleib der beiden Arbeiter zu sehen. Gegen den einfachen Einwurf, daß die Staaten ja zur Silberwäbrung überzugehe» vermögen, hat sich der Verfasser offenbar dadurch schützen wollen. daß er seinen kleinlichen und simplen Helden mit der Fabrikation des Goldes zugleich auch die des Silbers u. s. w. erfinden läßt, eine recht gewundene Ausflucht, welche durch Verlausendfachung der Un- Wahrscheinlichkeit das Interesse bereits sehr erkalten läßt. Aber selbst diesen Fall angenommen, können nicht die Staaten ihre Edclnielallwährung dadurch ausrecht erhalte», daß sie für das zur Münzung eingebrachte Edelmetall ei» Ursprungs- z e n g n i ß verlangen, und alles Gold und Silber, dessen Her- kunft aus bergmännischen, natürlich starker Kontrolle zu unterstellenden Betrieben nicht nachweisbar ist, von der Münzung durch eine internationale Konvention im solidarischen Interesse aller, auch der Arbeiterklaffe, ausschließen? Dann bliebe der Tauschwerth des gemünzten Geldes unerschüttert, wie tief auch der des nach Poulsen'scher Methode künstlich erzeugten Edel- metalles sänke, ähnlich wie heute durch die Schließung der Silbermünzstälten der Werth der Eilbermünzen gegenüber dem sinkenden Werth des RohsilberS auf dem alten Niveau er- halten worden ist. Der Größenwahnsinn des ehrgeizigen Erfinders, der sich i» der vage» Idee gefällt, daß sein ivissenschastliches Genie alles in der Gesellschaft von oberst zu unterst kehren könne, wäre an diese» Schutzschranken der Gesellschaft ohnmächtig gescheitert, und die enge» Grenzen, die auch dein wissenschaftlichen „Uebenneuschen" gezogen sind, wären dem großen Herrn Poulsen recht fühlbar und lehrreich am eigenen Leibe vordemonstrirl worden. Ebenso phantastisch, wie der Verfasser der lieben Sensation wegen die Hilflosigkeit der von Poulsen's Erfindung bedrohten Gesellschaft übertreibt, ebenso phantastisch-lächerlich läßt er nach dem allgemeinen Zusammenbruche die Regeneration erfolgen. Man fundirt daS Geld nicht wie bisher auf Edelmetall, sonder» auf Grund und Boden, und stehe da auf Jahrhunderte hinaus ist die soziale Frage gelöst. Nur in dem Stoff, ans welchem das Geld geprägt wurde, nicht in dem Wesen der noth- wendig kapiialistischen Geldwirtbschast selbst liegt also die Wurzel allen Hebels! Ist hier der fetischhafle Goldaberglaube der alte» Alchymisteu nicht noch übertroffen worden? Die sozialistischen Allüren, die der Roman gelegentlich annimmt, werden durch diesen Ausgang am allerbesten parodirt. Es ist wahrlich schade, daß der phanlasievolle Verfasser, der den wissenschaftlichen Ehrgeiz seines Helden mit soviel Emphase feiert, nicht selbst ein wenig literarische» und künstlerischen Ehr- geiz höherer Sorte besessen hat. Einzig unser Ludchen meldete sich. ES waren keine Waffer- stiefel mehr da, und Ludchen halte nichts zur Sicherung gegen Wasser und Kälte, als ein paar Schluck von dem preußischen Kartoffelfusel, den man Nordhäuser-Kornbranntivein nennt. Nachdem er von diesem Zeug einen auf die Lampe gegossen, kletterte er hinab. Ihm ging das immer höher steigende Wasser bis an den Mund, aber er drang vorwärts und es glückte ihm auch nach verzweifelter Anstrengung, die beiden steifgesrorenen Arbeiter eine»»ach dem andern auf seine» Schullern ans Tageslicht zu befördern. Die beiden Leute, die Ludchen gerettet hatte, sind innerhalb eines Jahres an den Folgen dieser „Wasserarbeit" gestorben. Ludchen lebt heute noch. Seine Be- lohnung bestand in einer allen Hose, welche er von einem Be- aniten geschenkt erhielt. Ei» kerniges Wort Deutsch . I» Mühlingen bei Stockach habe», wie man der„Kleinen Presse" aus Baden schreibt, fast sämmtliche Bürger einen gemeinsamen Protest an das erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg gesandt, weil der Pfarrer des nahezu ausschließlich kalholische» Ortes an einem der letzten Sonnlage von der Kanzel herab erklärte,„mit einer solchen Saubande könne er keinen Goitesdienst halten", und bereits früher die dortige Bevölkerung mit ähnlichen Höflich- keilen bedacht hat., Folgende Kalender- Eigcnthiimlichkeitc» werden nicht allgemein bekannt sei». Der Oktober beginnt stets an demselben Wochentage mit dem Januar, der April anit dem Juli, der Te- zember mit dem September. Februar. M(irz und November fangen stets an demselben Wochenlage an. Mai, Juni und August aber unter sich an einem anderen Wochenlage. Jndeß gelten diese beiden Regeln nicht für Schaltjahre. Ein Jahr- hundert kann niemals niil einem Mittwoch, einem Freitag oder einem Sonnabend anfangen. Das gewöhnliche Jahr endel stets an dem Wochentage, an dem es begonnen hat. Jedes Mal nach 23 Jahren kehrt derselbe Kalender wieder. Eine furchtbare Selbsthilfe auf hoher See ist von einem Theil der Schiffsbesatzung des aus Papenburg beheimalheten Dreimasters„Emma"(Kapitän T r ü g g e n) vor Rosario, einem Hafenplatz in Südamerika , verübt worden. Der auf dem Schiffs bedienstete, ans Leer gebürtige Steuermann war nämlich wegen feiner Härte gegen die Matrose» bei der Mannschaft sehr verhaßt, weshalb ein Theil derselbe» beschloß, denselben zu er- m o r d e n und seine Leiche über Bord zu werfen. Es wurde nun durch das LooSein Matrose bestimmt, der die That ausführen sollte. Dieser überfiel meuchlings den Steuermann, schnitt dem Ahnungslosen die Kehle durch und warf ihn über Bord. Hierauf stürzte sich der Mörder, ein Holländer, selbst in das Meer und ertrank. Dies alles hatte sich so schnell abgespielt, daß der Kapitän des Schiffes nichts davon bemerkt hatte. Nachdem das Schiff in Rosario vor Anker ge- gangen war, deserlirten die am Morde betheiligten Matrosen. Das zuständige deutsche Konsulat hat die Untersuchung ein- geleitet. Vom Referve-Offizier n«d Bankdirektor Hegele. Aus St. Gallen wird berichlet: Der Agent Hegele, der sich gänzlich erholt hat, wurde heute vom Krankenhause in Wattivyl in das Kriminalgefängniß zu St. Gallen gebracht. Der Unterfuchungs- richter in Karlsruhe hat bereits einen AuSlieferungsantrag ge- stellt, welcher aber in St. Gallen noch nicht eingetroffen ist. Die Auslieferung erfolgt wahrscheinlich Anfangs nächster Woche. Aus Fiume wird berichtet: Auf dem Kriegsschiff„Pelikan" erkrankten fünf Matrosen am Typhus. Dieselben wurden in ein Hospital gebracht. DaS kälteste Land der Erde dürfte unter den dauernd be- wohnten das Gebiet von Werchojansk in Ostsibirien sein, woselbst das Thermometer zuweilen bis unter—63 Grad ärnkt und die mittlere Januarteniperatur— 45 Grad beträgt. Man sollte ein so kaltes Land für eine Wüste halten, allein daS Gebiet wird von nahezu 10 500 Menschen bewohnt, die»u den ver- wandten Stämmen der Lamuten und Jakuten gehöre». Nach den Angabe», welche Herr Sergius Kowalik unlängst in den Schriften der Geographischen Gesellschaft von Jrkutsk über dieses Gebiet veröffentlicht hat, ist jene starke Winterkälte selten empfindlich, da die Lust ruhig und sehr trocken zu sein pflegt. Nur im Frühjahre giebt eS große und schreckliche Stürme. Der Sommer bietet sehr auffallende Erscheinungen, und schon im Mai zeigt das Thermometer zuweilen auf-f-SO Grad, während- es in der Nacht friert. In der zweiten Hälfte des Sommers fallen sehr reichliche Regengüsse, die oft Ueber- schwemmungen hervorrufen. Der Pflanzenwuchs ist sehr ärmlich, da Bäume beinahe gänz- lich fehlen und nur Wiesen und Weiden vorhanden sind. Die Be- völkerung widmet sich neben der Jagd auf Pelzthiere und dem Fischfange im besondere» der Viehzucht. Um eine kleine Familie zu ernähren, bedarf man etwa acht Kühe, von denen vier im Sommer und zwei im Winter gemolken«erden. Daneben werden Rennthiere gehalten; das Vieh wird im Winter mit trockenem Heu ernährt. Milch und Haser bilden di« Haupt- Nahrung und eine Art Kumiß(gegohrene Milch) das Haupt. getränk. Die Holzhäuser sind mit Lehm bedeckt und schließen nur einen Raum ei», in welchem Menschen und Thiers zusammen hausen. Das Vieh wird auch im Winter nüt eingehüllten Entern zuweilen ins Freie geführt. Die Bewohner sind sehr gastfrei. ober auch sehr peinlich in bezug der sich selbst und dein Gaste zu erweisenden Ehren, z. B. was den Platz am Tische betrifft. Niemand erwartet daS hier beobachtete Zsremoniell m einem so armen Lande. Das Ende deS alten Bleistifts. In der Wochenschrift „Pronielheus"(Herausgeber Dr. Otto N. Witt, Verlag von Ä. Mückenberger, Berlin ) lesen wir: Bekanntlich ist das Holz der floridanische» Zeder das einzige, welches sich sür die Fabri- kation der Bleististe eignet. Selbst das sonst wegen seiner Weich- heit und Gleichmäßigkeit so geschätzte Lindenholz steht für diesen Zweck so sehr hinter dem Zederndolz zurück, daß cS nur für ordinäre Bleistifte Verwendung finde» kann. Oö - gleich nun Florida ein großes Land und mit Urwald noch dicht bestanden ist, so ist doch bei der in Amerika beliebten rücksichtslosen Ausbeutung der Wälder ein all- mätiges Knappwerden des Zedernholzes zu befürchten, und zwar umsomehr, als die Zeder bezüglich ihres Standortes sehr wählerisch ist und nur a» den siinipfigen Ufern der große» Ströme gedeiht, ivas auch die Aufforstung der Bestände sehr erschweren würde, selbst wenn man sich zu emer solchen über kurz oder lang entschießen wollte. Unter diesen Umstände» ist eine Erfindung beachtenswerth, welche neuerdings auf den Markt ge- kommen ist und nebe» der Erspnrniß an Zedernholz auch noch das für sich hat, daß sie das Spitze» der Bleistitte, wobei sich bekanntlich viele Leute merkwürdig ungeschickt anstellen, überflüssig macht. Der neue Bleistift, welcher von einer Londoner Firma unter Patentschutz in den Handel gebracht wird, sieht äußerlich einem gewöhnlichen, in Holz gefaßten Bleistift vollkommen ähnlich aber die Umhüllung deS Stiftes besteht bei ihn, nicht aus Holz. sondern aus zähem Papier, welches in mehrere» Lagen um den Stift herumgewickelt ist, bis derselbe die Dicke eines gewöhn- lichen Bleistiftes erlangt. Dieses Papier ist vor dem Unnvickeln durch schräge Schnitte eingekerbt. Soll»un der Bleistift an- gespitzt werden, so genügt es, die äußerste Papierlage bis zu einer angegebenen Marke einzureißen. Es wickelt sich dann, der schrägen Kerb- folgend, ein schmaler Papierstreife» von dem Stift ab. während der Rest der Unihüllniig in Kegelgestalt stehen bleibt. Dabei wird natürlich ein frisches Stück des inneren Schreibstiftes bloßgelegt, welches genau so lang ist. wie die Breite des ab- geivickellen Papierstreifens. Die auf diese Weise erhaltene neue Spitze ist von so vollkominener Kegelgestall. wie sie an einem Holzstift nur durch Abdrehen, niemals aber durch Anschärfen init dem Messer erhallen werden kann.
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