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Sonnabend, den 8. Dezember 1888. And

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Berliner Volksblatt

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Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

gelomme cheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   frei n's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit dem Sonntags- Blatt" 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreislifte für 1888 unter Nr. 849.)

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Insertionsgebühr

beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 25 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bel größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., Bimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaug, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Redaktion: Beuthstraße 2.

-

Expedition: Zimmerstraße 44.

Zur österreichischen Ausnahme-| masehandlung" irgendwie eine beſondere Bedeutung. rung, baß sie mir biefe Gründe fagen, ich habe als Ab­

gesetzgebung.

Defterreich hat kein förmliches Sozialistengeset, wie wir

Ich möchte wissen, ob diese Worte Geschäftsordnungs-|( Sehr gut! links), ich verlange von den Herren der Regies mäßige

haben? Meiner Ansicht nach sind alle ordnungsmäßig zu behandeln und nicht blos die Regierungsvorlage allein. Bei den anderen Regierungsvorlagen liest man die Worte Geschäftsordnungsmäßige Behandlung" nie, so heißt es nur

Neureichsdeutschen, aber es hat dafür gesorgt, daß die Alle ftim Arbeiterbewegung der biskretionären Vollmacht der Polizei hier bei dieser Vorlage. überantwortet ist. Diesseits und jenseits der schwarzgelben Grenzpfähle derfelbe Faden, nur eine andere Nummer!

tritt.

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Ich habe nun mit einigen Herren privatim Rücksprache darüber genommen, was denn die Worte Geschäftsord. nungsmäßige Behandlung" heißen sollen, und da ist mir allerdings nur privatim von einigen Kollegen gesagt worden, das heißt: bei der ersten Lesung dieser Vorlage ist Mund­sperre, da darf über das Meritorische der Sache nicht ge­sprochen werden. Da will man alle Künfte der Geschäfts­ordnung, insbesondere der SS 34 und 35 dazu mißbrauchen, um zu verhindern, daß jemand bei der ersten Lesung über diesen Gegenstand, von dem man überhaupt nicht gerne

geordneter und als Vertreter aller meiner Mitbürger das Recht, diese Gründe kennen zu lernen.( Beifall links.)

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-

Die Herren von der hohen Regierung verlegen mit dieser Vorlage aber auch zugleich das Gesetz vom 23. Mai 1873, R. G. BI. Nr. 120, welches im§ 1 wörtlich erklärt ( lieft): Die Regierung ist verpflichtet, diese Verordnung unter Darlegung der Gründe" ich bitte die Herren von der hohen Regierung aufzumerken, was ich lese( Lebhafte Seiterkeit links) ,, unter Darlegung der Gründe beiden Häusern des Reichsraths 2c. vorzulegen." Wie wird dieses Gesetz von der hohen Regierung ausgeführt? Daß fie uns in der gemachten Vorlage wörtlich sagt: Es kann von der Darlegung der Gründe Umgang genommen werden." Das ist die Durchführung unserer Gefeße von Seite ver Regierung. Die Achtung vor dem hohen Hause und die denn ich vers

-

Vor kurzem mußte nun auf Antrag des Abgeordneten Bernerstorfer die Verordnung, welche die Schwur­richte für anarchistische Verbrechen" aufhebt, d. h. für die Sozialisten das gemeine Recht illusorisch macht, im Ab. eordnetenhause eine erste Lesung durchmachen. Der Ab­ordnete Dr. Krona wetter, ein ehrlicher bürger der Demokrat alter Prägung, nicht im Stile der hof higen, rückgratlosen Demokratie à la Sonnemann und fter. Entre onforten, ergreift die Gelegenheit, um die Regierung nach spricht, redet; man will diese Sachen nur thun, aber reben soll Achtung vor der gesammten Bevölkerung fang praja Gründen zu fragen. Der neue Justizminister, ein sla- Niemand darüber( Sehr gut! links); man will auf diese lange, baß auch die Regierung vor der Bevölkerung Respekt her Chauvinist mit deutschem Namen, Graf Schönborn  , Weise fang- und flanglos über die erste Lesung glücklich ieg. Der Prager Professor der Jurisprudenz, Dr. hinüberschwimmen. Einen Anhaltspunkt für diese Behand Suder, der dazu benützt wird, die reaktionärsten Maßregeln Tung der Sache will man darin finden, daß es im§ 34 Regierung mit akademischer Saufe zu begießen und der Geschäftsordnung heißt( lieft): Gefeßentwürfe, nem hohen Abel und geschäßten Publiko mundgerecht zu welche im Hause als Vorlagen der Regierung oder des ber zuckersüße Herr Sucker steckte mit der Geduld Herrenhauses, als selbstständige Anträge von Mitgliedern oder Ausschüssen eingebracht werden, werden einer drei fachen Berathung unterzogen", und man wollte nun so argumentiren; die jetzige Regierungsvorlage ist kein Gesez entwurf, sondern nur eine einfache Vorlage, folglich ist fie nicht diefer dreifachen Lesung zu unterziehen. Man über. sieht aber dabei gleich das fünfte Alinea des darauffolgen ben§ 35, wo es heißt( lieft): Borlagen der Regierung"

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eines zum Springen über den Stock dressirten Pudels ie Ohrfeige ein, welche Kronawetter dem Justiz sschuß, dessen spiritus rector der 3uder ist, in seiner applizirte. Nun, schon der König von Hannover hauptete, daß galante Damen und Profefforen zu zu haben sind. Herr Bucker wenigstens hat den degenbeweis nicht erbracht. Und das nennt sich Lehrer

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Rechts!

Wir theilen die Rebe Kronawetter's in wörtlichem brucke mit: fie tennzeichnet die Bustände in Desterreich wirft grelle Streiflichter auf ein unseren Lesern nicht Sanz unbekanntes Nachbarland.

Abgeordneter Dr. Kronawetter: Hohes Haus! Ich abe heute nicht die Absicht, über diesen hochwichtigen welcher unsere Staatsbürger eines ihrer Rardinalrechte, das ihnen durch die Staatsgrundgefehe 8, Softwährleistet ist, nämlich des Rechtes, daß sie ihrem

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also da steht nichts mehr von Gefeßentwürfen, ba heißt es Regierungsvorlagen im allgemeinen werben, wenn das Haus keinen Beschluß faßt, nach der ersten Lesung einem Ausschusse zugewiesen.

Ich würde mir daher, wenn ich heute über das Meri­torische dieser Vorlage sprechen wollte, das Recht wohl kaum nehmen lassen, auf Grund der Geschäftsordnung dies zu thun. Ich will es aber nicht thun, ich will nur in formeller Hinsicht noch einiges bemerken.

-

Ich staune nur, wie die Regierung in der uns ge­ordentlichen Richter nicht entzogen werden können, beraubt, machten Vorlage über ein so wichtiges Gesetz, benn Meritorischen zu sprechen. Die Gelegenheit dazu ihre Verordnung soll ja Gesez werden dadurch, daß wir wird sich ergeben, wenn der Gegenstand das zweite Mal nicht widersprechen, und faktisch ist sie schon Geset Dor bas hohe Haus kommt. Ich will mir nur in furzem einfach sagen kann( liest): Es kann von der Darl gung tinige formale Bemerkungen über diesen Gegenstand er- der Gründe Umgang genommen werden, welche für die Regierung bestimmend waren." Also wir, das hohe Haus, sollen diese Gründe gar nicht wissen, es kann von Kenntniß dieser Gründe Umgang genommen Ja, wer sagt denn dies der Regierung? Mir gegenüber kann davon nicht Umgang genommen werden

biefer Gegenstand auf der heutigen Tagesordnung annonzirt unserer wird. Es heißt dort: Geschäftsordnungsmäßige Behand­

Sunächst habe ich geftaunt, in welcher Art und Weise

lung der Regierungsvorlage

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Feuilleton.

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Raskolnikow.

Roman von F. M. Dostojewsti.

Aus dem Russischen   übersetzt von Wilh. Hendel

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VI.

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wußte nicht und dachte auch nicht daran, wohin er gehe; er wußte nur eines: Alles dies muß heut noch ein Ende nehmen, auf einmal, sofort; wußte, daß er sonst nicht [ 30 nach Hause zurückkehren dürfe, weil er so nicht länger reben wolle. Was für ein Ende? womit enden? davon hatte er noch feinen Begriff, wollte auch gar nicht baran denken. Er verscheuchte diesen Gedanken, der ihn quälte. Nur eines fühlte er, daß alles anders werden müsse. So oder so, gleichviel wie!" wiederholte er verzweiflungs­voll, mit hartnädiger Entschlossenheit.

Raum war er hinausgegangen, da stand er auf, hatte und band das Bündel auf, das Rasumichin

gann er

firen,

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noch

anzutleiden. Sonderbar, jetzt schien er plötzlich

eine panische Furcht, wie in letter 3eit, waren

Wie gewohnt, richtete er seine Schritte dem Heumarkt zu. Bevor er dorthin gelangte, begegnete er einem jungen, laden stand und eine sehr sentimentale Romanze orgelte.

uchin gebracht und wieder zusammengepackt hatte, dann be schwarzgelockten Leierkastenmann, der vor einem Krams ganz ruhig geworden zu sein; weder ein sinnloses Phantas Er affompagnirte einem auf dem Trottoir vor ihm stehen bemerkbar. Es war der erste Moment einer eigenthüm- Handschuhen und Strohhut mit feuerfarbener Feder versehen liden, plöglichen Ruhe. Seine Bewegungen waren ficher

ben fünfzehnjährigen Mädchen, das, mit Rrinoline, Mantille,

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alles alt und vertragen, in Erwartung eines Swei

nb tar, eine feste Absicht schien ihn zu beseelen. Heute topetenstückes aus dem Laden, ihre Romanze mit dröhnender, Roch, heute noch!" flüsterte er. Er begriff indeß, daß er noch nicht unangenehmer Stimme sang. Raskolnikow blieb neben

Diese brach bei der höchften und gefühlvolften Note plötz

hat( Sehr gut! links), deren Gut und Blut sie für ihre 3wecke unausgesetzt bis zum höchsten Grade der Leistungs­fähigkeit in Anspruch nimmt( Beifall links hätte es er­fordert, daß man, bevor man dem Volte sein staatsgrund gefegliches verfassungsmäßiges Recht, daß es nur vor dem ordentlichen Richter sein Recht zu nehmen hat, entzieht, ihm auch die Gründe dafür rückhaltlos sagt. Es müssen traurige Gründe sein, denn offene und ehrliche Gründe hätte man offen und ehrlich auch sagen können.( Beifall links.)

Ich finde aber auch einen formalen Fehler in der Vors lage der Regierung. Es wird uns da einfach gesagt, der Oberste Gerichtshof   habe sein Votum über diese Geschichte

abgegeben und dem war die Sache auch recht.

Warum wird uns benn dieses Votum des Obersten Gerichtshofes nicht vollinhaltlich, wie es abgegeben worden ift, mitgetheilt, warum ist es der Vorlage nicht beigedruckt worden?

-

Bei einer so wichtigen Vorlage, wie diese ist, wäre es doch auf eine Druckseite mehr nicht angekommen; man hätte das auch noch thun fönnen es werden ja die Regierungsvorlagen oft sehr dickleibig gemacht. In dieser Vorlage heißt es aber nur: der Oberste Gerichtshof   hat auch seinen Segen dazu gegeben( Heiterkeit links) und fertig! Wir wollen aber das Votum des Obersten Gerichtshofes im vollen Wortlaut kennen lernen, ja wir wollen noch mehr, wir wollen weiters noch die Informationen kennen lernen, auf Grund deren der Oberste Gerichtshof   zu seinem Votum gekommen ist.

Denn wir wissen, daß die Herren vom Obersten Gerichtshofe gewöhnlich mit den Sozialisten, Anarchisten, und wie diese Leute alle heißen, gar keinen Verkehr haben( Heiterkeit links), dieselben nur vom Hörensagen und

der Herr, durch die Fragen und das sonderbare Aussehen Raskolnikows erschreckt und ging auf die andere Seite der Straße hinüber.

Raskolnikow schritt weiter und kam bis zu der Ede am Heumarkt, wo der Krämer mit seiner Frau stand, die damals mit Lisaweta sprachen; jegt waren sie nicht mehr da. Als er die Stelle wieder erkannte, blieb er stehen, schaute sich um und wandte sich dann an einen jungen Burschen, der an der Thür einer Mehlhandlung lehnte und gähnte.

Der Krämer mit dem Frauenzimmer, seinem Weib, der hier an der Ecke handelte, wie heißt er doch gleich? Hier handeln verschiedene, antwortete der Bursche, Raskolnikow von oben herab anschauend.

Wie hieß er doch?

So, wie man ihn getauft hat, so heißt er auch. sido Ach, Du bist doch nicht etwa aus Sarajist? Aus welchem Gouvernement bist Du eigentlich?

Der Bursche schaute Raskolnikow nochmal an. Bei uns, Ihro Erlaucht, giebt es gar kein Gouver

recht schwach fei, aber eine mächtige Energie des Geistes, die ein paar 3uhörern stehen, hörte zu, nahm ein Fünftopefen- nement, nur einen Kreis; und der, welcher immer die Reifen in bis zu einer gewissen Ruhe gebracht, ihm eine fire Idee ftüd aus der Tasche und legte es dem Mädchen in die Hand. machte, das war mein Bruder, ich aber habe immer zu eingeflößt hatte, gab ihm Kraft und Selbstbewußtsein; er boffte, daß er auf der Straße nicht hinfallen werde. Als lich ab, rief dem Gefährten scharf ein genug" zu und beide großmüthigst, Eure Erlaucht. fich neu angekleidet hatte, blickte er auf das Geld, welches begaben sich zum nächsten Laden.

Hause geseffen, weiß also auch nichts. Bitte, verzeihen Sie - Ist das eine Wirthschaft da oben? eine Das ist ein Gasthaus, auch ein Billard ist da; trala!

auch das von Rafumichin zurückgebrachte Kupfergeld nahm Raskolnikom plöglich an einen neben ihm stehenden, nicht Sie finden auch Prinzessinnen dort..

Dann hob er leise den Hafen los, ging hinaus, die mehr jungen Mann, der einem Bummler ähnlich sah. Naftapja brehte ihm den Rücken zu und bemerkte ihn nicht. fuhr Raskolnikom fort, aber mit einem Ausbruck, als ob gar Ber hätte auch ahnen fönnen, daß er fortgehen nicht von Straßengesang die Rede sei; würde? Schon in der nächsten Minute war er auf der

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Raskolnikow ging weiter, über den Platz. Dort, an einer Ecke, stand eine dichte Menschenmenge, lauter Bauern. Er drängte sich mitten hinein und blickte alle an. Am liebsten hätte er mit ihnen ein Gespräch angeknüpft. Die Bauern aber achteten gar nicht auf ihn, sondern räfonnirten unter sich. Er blieb stehen, dachte nach und ging dann rechts bas Trottoir entlang dem W.- Prospekt zu. Nachdem er den Plaz Auch früher schon war er in dieser, ein Knie bildenden Gaffe, welche vom Platz aus in die Gartenstraße führt, Ich weiß nicht... entschuldigen Sie... brummte gewesen. In lehter Zeit, wenn ihm übel zu Muthe ward,

wenn an einem dunkeln und nassen Herbstabend nach dem Leierkasten gesungen wird, aber es muß unbedingt naß sein

Raubige Stadtluft gierig ein. Er fühlte etwas wie Schwindel; nasse Schnee so gerade herunter fällt, wiffen Sie? wenn die ebenso schwül wie früher, dennoch aber sog er diese stinkende, haft aussehen; oder besser noch, wenn bei Windstille der überschritten hatte, gelangte er in eine Gaffe. und in seinem eingefallenen, bleichen, gelben Antlig. Er