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1. Beilage zum Berliner Volksblatt.
r. 302.
Lokales.
wird
Sonntag, den 23. Dezember 1888.
weber vom Stadtfyndilus Belle noch Herrn Spinola mit Ver nunftaründen widerlegt worden.
Bur Förderung und Erleichterung des NeujahrsBriefverkehrs soll es, nach einer amtlichen Bekanntmachung der Ober Pofidirektion, wie in den Vorjahren, gestattet sein, daß Stadtbriefe, Boftfarten und Drucksachen, deren Bestellung in Berlin am 1. Januar früh gewünscht wird, bereits vom 26. De zember ab zur Einlieferung gelangen fönnen. Der Absender hat derartige Briefe 2c., welche einzeln durch Postwerthzeichen frantirt sein müffen, in einen Umschlag 2c. zu legen, diesen mit dem Vermerk Hierin frantirte Neujahrsbriefe für Berlin" und mit der Aufschrift An das Kaiserliche Stadt- Postamt hier, C." zu versehen. Die derartig hergestellten Sendungen, für welche eine besondere Frantirung nicht in Anspruch genommen wird, fönnen entweder an den Annahmeschaltern der hiefigen Boftanstalten abgegeben, oder, soweit es der Umfang gestattet, in die Briefkasten gelegt werden. Hierbei wird ausdrüdlich hervorgehoben, daß die Einrichtung fich lediglich auf die in Berlin verbleibenden frankisten Briefe 2c. erstreckt, und daß eine frühere Bestellung, als am 1. Januar, nicht erfolgt. Es wird im Jntereffe des be theiligten Publikums ersucht, von dieser Einrichtung einen mög ordnungsmäßige Bestellung der Briefe in Berlin zu dem be vorstehenden Jahreswechsel zu erreichen, ist es erforderlich, daß in den Aufschriften der Stadtbriefe nicht nur die Wohnung des Empfängers genau nach Straße, Hausnummer und Lage( ob eine Treppe, zwei oder drei Treppen), sondern auch der Post bezirk( C. O., S, SW. u. f. m.), in welchem die betreffende Wohnung belegen ist, außer dem Ortsnamen Berlin" oder der Bezeichnung hier" deutlich angegeben werde. Da nur auf diese Weise eine möglichst pünktliche Bes stellung der zur Auflieferung gelangenden Briefmaffen erzielt werden kann, so würden sich die Absender von Briefen mit mangelhafter Aufschrift etwaige Verzögerungen in deren Bus stellung selbst zuzuschreiben haben.
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Interesant war der Verlauf der Sihung der Stadtverordneten- Versammlung am 20. b. Mts. Die wichtigste Borlage betraf das Benfions- Reglement für Ange stellte der wirthschaftlichen und industriellen Anstalten der Stadt Berlin. Wie der Stadtverordnete Singer ausführte, ist der Kreis derjenigen, denen eine Penfion für ihr arbeitsunfähiges Alter zugeftchert werden sollte, bet jeder der mehrmaligen Be rathungen dieser Vorlage enger gezogen worden. Daß sein An trag, diesen Kreis wieder zu erweitern, abgelehnt werden würde, Tar voraus zu sehen. Der Stadt yndikus Belle, welcher als Vertreter des Magistrats die Annahme der Vorlage zu empfehlen batte, begründete die Auswahl der mit Penfions- Berechtigung au versehenden ausgewählten Beamten- Kategorien mit dem Hinweise auf deren Beamtenqualität, die zu begründen machmal Schwierig fei. Der, welcher welcher außerhalb des Beamten treises, städtischen wie staatlichen, steht und fich ein freies, vernunftgemäßes Urtheil bewahrt hat, schwerlich einen Unterschied zwischen Beamten und Arbeitern herausfinden fönnen; denn daß Jemand fich verpflichtet, wählichst ausgedehnten Gebrauch zu machen. Um ferner eine rend der Dauer feiner Arbeitsfähigkeit gewiffe Verrichtungen gegen festgesette Löhnung zu besorgen, fann doch nicht beftim mend für die Beamterqualität sein und ist es auch in der That nicht, da es genug auf Kündigung angestellte Personen giebt, bie doch als Beamte gelten. Weshalb nun gerade die Personen, die ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten im Dienste des Staates oder der Gemeinde in gewissen Stellungen verwerthen, das Glück haben sollen, dem Alter ohne Sorge um die Eriftenz entgegensehen zu fönnen, ist nicht begreiflich. Der Unterschied awlichen Beamten und Arbeitern ist heute fein berechtigter mehr, jeder, der seine Pflicht redlich und treu erfüllt, dient der ganzen Menschheit, set er Schraubendreher, Steinträger, Oberbürger meister oder Stadtsyndikus, und er hat demnach Anspruch auf Versorgung im hilflosen Alter, wie nun endlich Der Staat schon anerkennt. Und wollen wir eine Parallele zwischen Beamten und Arbeitern zieken, so werden die Ar beiter mit ihren Leistungen gewiß nicht zuüdstehen, schon des halb nicht, weil ihre Existenz von ihrer Leistung abhängig ist, während ungenügende Leistung sehr oft dem Beamten feinen Nachtheil bringt. Man erinnere fich z. B. nur der Unterschla pungen des verstorbenen Nendanten Gerhard. Mit einer Naivetät fonder Gleichen äußerte der verstorbene Kämmerer Runge, daß er nach einem furzen Einblide in die Bücher die Fälschungen fofort erkannt habe. Wie ist es denn gekommen, daß bei ben Revifionen alles in Ordnung gefunden worden ist?! Wir wollen aber den Blick auch auf einen anderen Zweig werfen. Vor einiger Zeit mußte eine ertrantte Person in einem biefigen Krantenhause aufgenommen werden. Da dieselbe die Kosten nicht erstatten fonnte. so wurden als haftpflichtig deren Berwandte, zwei Schweftern und eine Halbschwester ermittelt. Der hiesige Magifirat Magiftrat erfundigte sich bei dem der Stadt, in welcher beide Schwestern wohnten, nach deren Vermögenslage. Da nach der Auskunft jenes Magistrates dieselbe ungünstig sein sollte, so wurde die Stief schwester in Breslau, die die Erstattung der Verpflegungskosten perweigert hatte, verklagt. Der Magistrat wurde aber mit seiner Forderung vom Amtsrichter abgewiesen, well beide Schwestern im Stande seien, die Kurtosten zu zahlen und die Berufung des Alägers auf die Auskunft jenes Magistrats ganz hinfällig sei, ba der Kläger doch aus eigener Erfahrung wiffen müsse, wie unzuverlässig die Einschäßungen der Herren im Ehrenamte seien. Man fann gerade nicht sagen, daß das betreffende Erkenntniß sehr schmeichelhaft für den hiesigen Magistrat war. Noch ein anderer Fall ist bemerkenswerth. Der Magiftrat hat in drei Instanzen einen Prozeß gegen eine bieftge Baugesellschaft verloren, deffen Objekt an deffen Objekt an 2 Millionen Mart beträgt. Man bebente doch die Kosten dieses Prozesses. auch nicht vertraut mit der Geschäftsführung im hiefigen Mas giftrate, tann man doch wohl annehmen, daß vor der Anstellung eines so großen Prozeffes die Herren Eyndici gehört werden. Erwägt man solche Vorkommniffe, so fällt jede berechtigte Be borzugung der Beamten vor den Arbeitern fort. Das Ver langen Singer's, den Rohrlegemeistern, den Schoßschließern und den anderen genannten Beamten die Pensionsberechtigung au ertheilen, ist vollkommen gerechtfertigt und von Keinem,
Berliner Sonntagsplanderei.
Wenn
R. C. In unserer Jugend sang wan um die jetzige Jahreszeit: O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!
Unsere Berliner Kurpfuscher stehen wegen ihrer ärstlichen Kenntniß, oder richtiger Untenntniß bekanntlich in feinem guten Ruf, aber wie die Erfahrungen in den hiesigen Kliniken und Heilanstalten ergeben, stehen fte doch noch ein wenig über ihren Kollegen in der Provinz und namentlich in einigen Ges genden des platten Landes, wo sich die heimliche Ausübung der ärztlichen Kunst mit allerlei abergläubischen Gebräuchen verknüpft. Vor einigen Tagen erschien in einer hiesigen Klinit ein Landmann, deffen eines Bein von Rothlauf( oder Rose, Eryfipel) befallen war. Der Krante war seit langer Zeit von einem alten Schäfer, dem bewährtesten Rathgeber bei Krant heitsfällen in seiner Heimath, behand It worden. Buerft hatte der Krante zu gewiffen Tagesstunden bestimmte Kräuter suchen und in ein Kiffen nähen müssen, das auf die erfrankte Stelle gelegt wurde. Später wurden die Kräuter auf Anordnung des furirenden Schäfers gekocht und diese Abkochung bei dem Kranken in den verschied nsten Formen angewendet. Als alles nicht half und das lästige Uebel infolge der Kur immer schlimmer wurde, verordnete der ländliche Mediziner eine Schmiertur und zwar unter Anwendung von
Kuhdung.
Erst als fich nach diesem Verfahren bald eine bedeutende weitere Ausbreitung des Uebels zeigte, entschloß fich der Kranke, eine Berliner Hellanstalt aufzusuchen, wo er denn auch, zum nicht geringen Erstaunen der Aerzte, unter genauer Befolgung der schäfer ärztlichen Vorschrift und mit dem duftenden Heilmittel wohlbepflastert, fich präsentirte. Das Bwedwidrige des ange wendeten Verfahrens leuchtet ein, wenn man bedenkt, daß nach den neuesten Ermittelungen die Entstehung des Rotblaufs auf irgend welche in die Haut eingetriebene Unsauberkeit zurüd zuführen ist, deren Beseitigung auch sehr bald das Ende des Leidens herbeiführt. Auch im vorliegenden Falle gelang es, den Kranten, nach einer gründlichen Reinigung von den Resten Der angewendeten feltsamen Salbe, in einigen Tagen herzus ftellen und zwar durch Anwendung einer leichten Lösung von Karbol in Gummischleim.
In der Wucher- Affaire Ruzicka und Genossen macht ein hiesiges Blatt folgende Mitheilungen: Die Unter suchung dieser gewiffe Kreise in nicht geringem Maße beun ruhigenden Affaire nimmt, wie wir hören, eine anfangs taum geahnte Ausdehnung an. Was man sich in jenen Kreisen, welche dem Gange der Untersuchung mit ängstlicher Spannung folgen,
Es ist leicht, Tugend zu predigen, wenn man selbst vor der Untugend geschützt ist. Mit vollem Magen versteht man nicht, wie ein Anderer Hunger haben kann, Worte find noch wohlfeiler wie Gründe, und diese stehen bekanntlich mit den Brombeeren im Preise gleich. Wohl fluthet das Leben auf unseren belebten Straßen, gefäftig eilen Menschen hin und her, um ihren Angehörigen Freude zu machen- sieht man einen Arbeiter unter ihnen? Vielleicht bemerkt man ihn mit Packeten beladen, die er für einen Anderen schleppt, noch im letzten Augenblid trachtet er, eine Kleinig feit zu erhaschen: auch die Seinen sollen wissen, daß Weihist.
Das sind vergangene Tage, nichts ist von ihnen geblieben, als die Erinnerung. Und die Erinnerung erblaßt Don Jahr zu Jahr: was dem Rinde als das Herrlichste er scheint, ist dem Manne eine öde Form; unsere Beit ist nicht bazu angethan, schwärmerische Gefühle zu hegen, die Seit erfordert unseren ganzen Rampfesmuth, bie Mär vom Frieden auf Erden hat viel, wenn nicht alles von ihrer Blaubwürdigkeit eingebüßt, und wenn sich um die Weihnachten nachtszeit Ruhe und Frieden über unser öffentliches Leben ausgebreitet zu haben scheint, so ist das die Ruhe vor dem Sturm, ein Waffenstillstand, nach welchem der Kampf auf ganzen Linie um so schärfer entbrennt.
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einem
Éin
Bon Nouveautés, wie der gebildete Deutsche sagt, hat das diesmalige Weihnachtsfest nicht viel gezeitigt. automatischer Dienfimann, der einen Rarren zieht, ein Velozipedist, der im Kreise herumläuft, wie ein Nationalliberaler, ein Affe, der an einem Gummifaden hängt, das ist alles. Und das Schönste bei dieser Sache ist, daß diese Spielereien im Buchthause zu Brandenburg angefertigt werden! Du lieber Himmel, weshalb soll man einem Zuchthäusler nicht auch ein Vergnügen gönnen! Hat der Büchtling am lieben Weihnachtsfest fein anderes Vergnügen, als daß er vielleicht etwas länger in der Kirche figen und dem Anstaltsgeistlichen zuhören darf, der ihm eine phantafiereiche Schilderung von dem entwirft, was ihm später noch im unbekannten Jenseits blühen soll, so ift ihm wahrscheinlich der Gedanke tröstlich, daß er mitgewirkt hat, um den sogenannten freien Arbeitern möglichst viele freie Stunden bereitet zu haben. Natürlich hätten die Spiel fachen etwas mehr gefoftet, wenn sie nicht gerade im Bucht hause zu Brandenburg, sondern in einer oder mehreren Fabriten außerhalb dieser gesegneten Stadt angefertigt wor den wären; bas hätte aber dem Unternehmer feinen Gewinn gebracht, und so verfiel er denn auf den glorreichen Plan, bie etwas langweilige Lebensweise der Infaffen der Bil dungsanstalt zu Brandenburg durch die Anfertigung jener Sächelchen zu unterbrechen. Nun ist ihm der große Wurf Sächelchen zu unterbrechen. Nun ist ihm der große Wurf an jeder jeder Straßenede sieht man einen Verkäufer stehen, der blecherne Dienstleute feilbietet, stehen, und Jeber, der einen solchen fauft, trägt einen Gruß aus
Was ist dem Proletarier ein Freudenfeft, wie es ihm möglich, im Kreise der Seinen fich frohen Festgenuß hinzugeben? Wohin er blickt: Feinde ringsum! Woher soll er das Gefühl der Sicherheit nehmen, welches die Grundbedingung für ein harmloses, fröhliches Beifammensein bildet? Die wirthschaftliche Misere drückt ihn nieber, fie hindert den unbefangenen Ausblick in eine beffere Bufunft, das Gespenst der Arbeitslosigkeit umgiebt ihn überall, wo er sich befindet; Noth und Sorge verlassen ihn nicht; ist er der einen Verlegenheit entronnen, so droht eine andere größere: so spielt fich das Leben des Prole tariers abfeiern andere Leute frohe Feste, umgeben sie fich mit all' den Rostbarkeiten, die boch nur die fleißige Banb schafft, so ist dieser selbst ausgeschlossen von all' den Freuden und Annehm all' ben Freuden und Annehm lichkeiten, die dem Besitzenden das Leben allein begehrenswerth erscheinen lassen. Selbst in der jetzigen Freudenzeit stehen Tausende und Abertausende mit ruhenden Händen beschäftigungslos herum; haben sie kein Werk für ihre Hände, so haben sie auch keine Nahrung für ihren Leib, Weib und Kinder müssen barben und entbehren; der Wille und die Kraft zur Arbeit genügen nicht, um Sorge gelungen; und Rummer zu bannen. Wie kann unter folchen Umständen von einem Frieden auf Erden" die Rede sein?
des Arbeiters
5. Jahrg.
über die Einzelheiten der Affaire erzählt, läßt mit Bestimmtheit erwarten, daß es fich hier um einen Sensationsprozeß befonderer Art handeln wird. Im Mittelpunkt der Affaire steht ein eben einundzwanzig Jahre alter Jünge ling, der das Vorrecht einer vornehmen" Geburt für fich in Anspruch nehmen will und durch die Angabe, der na türliche Sohn einer boben fürftlichen Persönlichkeit( Aha!) au sein und bei seiner Majorennetät horrende Summen ausgezahlt zu erhalten, fich stets neue Geldquellen zu erschließen wußte, aus denen er oft ganz enorme Summen schöpfte, die er in ausschweifendster Weise verpraßte. Auf den Rennplägen, in Rafés und in Klubs, wo man bazardirt, in den duft geschwängerten Salons zweifelhafter Damen- da war dieser junge Lebemann zu Hause. Und nun wird er im Prozeffe gegen Ruzida und Genoffen auftreten nicht etwa als Angeklagter, fondern als Beuge; denn die Wechsel, die auf den Namen seines Vaters, der ihn angeblich gegen eine große Geldsumme als ehelich anerkannte, gefälscht waren, wurden von diesem bezahlt. Seine Mutter wäre nach seinen Erzählungen die Geliebte jener fürstlichen Person, und hätte sich lange, bevor sie Mutterfreuden zu erhoffen hatte, mit einem Feldwebel verheirathet und ihr hoher Gönner hätte fte in folch' ausreichendem Maße versorgt, baß auf jedes aus der Ehe mit dem Feldwebel hervorgehende Rind eine Summe von mehreren hunderttausend Mark entfallen sollte. Aus der Ehe entsproffen vier Kinder und der hohe Gönner hat Wort gehalten. Hier in Berlin fand der junge Verschwen der in seinem alten Ontel einen Mann, der mit ihm in Saus und Braus lebte und feinen verschwenderischen Passionen, natürlich auf Kosten des Neffen, größtmöglichen Vorschub leistete und dazu mithalf, den jungen Mann in dieses Net eigenthümlicher geschäftlicher Transaktionen สน siehen, welche zunächst durch einen gänzlich Unbetheiligten auf gedeckt wurden. Man erinnert fich an die Verhaftuna Ruzicka's, welcher für ein Herrenkleidergeschäft Unter den Linden als Agent thätig war. Aus diesem Geschäft wurde ein Buschneider ungnädig entlaffen. Dieser Buschneider glaubte dies Ruzicka zuschreiben zu sollen und rächte sich an ihm, indem er ihn wegen Der Wuchergeschäfte, die er mit dem jungen Verschwender durch den Verkauf und Rückauf von Garderobe machte, denunzirte. Die erste Fo'ge war, daß Ruzicka verhaftet diesem folgte der Loosehändler Oppenheim. Jüngst hieß es, wurde. Dieser zog den Juwelier Geber nach fich und daß auch mehrere Pferdehändler verhaftet sein sollten, aber dies be stätigt fich nicht. Richtig ist es wohl, daß der junge Mann auch mit solchen hier und in Wien in reger Geschaftsverbin dung stand und Wechsel unterschrieb, aber über verfchies dene Vernehmungen einzelner Pferdehändler ist die Unterfuchung nach dieser Richtung nicht hinausgekommen. Der junge Verschwender lebt jest in Dresden, dort sein Schuldkonto nach Herzensluft vermehrend, während seine hiesigen Gläubiger, unter andern auch der Befizer eines fashionablen Restaurants, nach ihrem Gelde seufzen.
war.
Polizeibericht. Am 20. d. M., Vormittags, verstarb im Lazarus Krankenhause ein Photograph, welcher fich vermuthlich in selbstmörderischer Absicht am Tage vorher vergiftet hatte und durch eine Privatperson nach dem Krankenhause gebracht worden Am 21. d. Mits., Vormittags, fiel ein Arbeiter vor dem Hause Unter den Linden 23 in der Trunkenheit zu Boden und zog fich bedeutende Verlegungen im Geficht zu, so daß er nach Der Charitee gebracht werden mußte.-Nachmittags gerieth ein Steinhändler auf seinem Lagerplatz in der Scharnhorststraße 34 mit seinen Arbeitern wegen des Lobnes in Streit und wurde im Verlaufe deffelben von dem Schiffer Dames durch Schläge mittelft einer Riobe Holz am Kopfe nicht unbedeutend verlegt.
Bu derselben Beit wurde im Thiergarten in der Großen Stern- Allee auf einer Bant figend eine unbekannte, etwa 22 Jahre alte Dame mit geöffneter Pulsader bewußtlos aufgefunden und mittelst Droschte nach der Charitee gebracht.- Abends glitt ein obdachloser Arbeiter auf dem Grundstück Gräfeftraße 8, wo er nächtigen wollte, aus und brach den rechten Unterschenkel, so daß er nach der Charitee gebracht werden mußte. -Bu derselben Beit ging in der Artilleriestraße das Gespann eines Packetpost Hilfswagens durch und stieß vor dem Hause 4 mit einem Rollwagen zusammen. Der Kutscher des letzteren erhielt dabei durch die Deichsel des Postmagens einen so starken Stoß gegen den Unterleib, daß er nach der tönigl. Klinik ges bracht werden mußte.
dem Buchthause mit sich nach Hause, und einen Segenswunsch der sogenannten freien Arbeiter über unsere vortrefflichen wirthschaftlichen Verhältnisse. Der Unternehmer ist ein smarter" Kerl, wie der Amerikaner sagt, er hat sein Schäfchen im Trockenen und der Berliner Philister hat fein Vergnügen. Immer sieht man Neugierige die Verkäufer umstehen, und die Gloffen, die dabei fallen, übersteigen bisweilen den Gipfel der Geistreichigkeit. An den Büchtling denkt dabei Niemand, der hinter den Traillen fißt, der auf allgemeine Kosten erhalten wird und der denjenigen Leuten, die die allgemeinen Roften fast ausschließlich aufbringen, die Arbeit nimmt. Möglich, daß das Problem der Gefangenenbeschäftigung ein schwieriges ist; es ist hier nicht der Ort dazu, Betrachtungen über diesen Gegenstand anzustellen, aber das muß doch jedem unparteiischen Menschen als höchst ungerecht auffallen, daß gerade der Arbeiter bie Roften allein tragen foll. Es giebt so viel ganz unnüße Beschäftigungen auf der Welt, zu denen man die Buchthausgefangenen sehr gut verwenden könnte. Im Grunewald beispielsweise sind so viele Wildschweine; täglich lefen wir in den Beitungen, daß Menschen, Pferde und Hunde in ganz gräulicher Weise abgehetzt werden, um nur einen einzigen Schwarzrock" wie man die Wildschweine in der Jägersprache nennt zu tödten follte die Brandenburger Büchtlinge einfach in den Grunes walb schicken und die Wildschweine durch fie tödten lassen. In den Provinzen verdirbt das Wild dem Land=
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man
mann die Saat, verheert die Aecker- holt man die
unbeschäftigten Brandenburger, so erspart man vornehmen Herren viele Arbeit. Bei einigem Nachdenken dürften sich noch manche andere 3weige nationaler Arbeit finden, in denen Gefangene verwendet werden könnten, ohne daß gerade dem Arbeiter Schaden geschieht.
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Trotzdem feiert Jung und Alt, Reich und Arm, Vornehm und Gering Weihnachten die Einen offen und progig, die Andern geheim und im Stillen; die letzteren hält die Hoffnung hoch, daß auch sie eines Tages ihr Fest in ihrem eigenen Sinne feiern werden; und dann erst wird das Weinachtsfest ein wirkliches, wahres Fest der ganzen Menschheit sein.