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2. Beilage zum Berliner Volksblatt.
r. 302.
Gerichts- Zeitung.
Die Beraubung eines Automaten im„ Salvator" beschäftigte gestern die 3. Straftammer des Landgerichts 1. Als der Geschäftsführer am Morgen des 23. Dltober das total betrat, bemerkte er sogleich, daß der im Bogen 3 stehende Automa. erbrochen und seines Inhalts beraubt worden war. Nach der legten Zählung befanden sich zirka 110 Mart in dem Schub taften des Apparates, da man die Gewohnheit hatte, das Geld längere Zeit batin liegen zu laffen. Der Verdacht lenkte fich auf den Hausdiener Dito Gegtorn, welcher die Verpflichtung hitte, des Nachts mit einem Hunde in den Räumen zurückzu bleiben. Dieser Verdacht wurde wesentlich bestärkt durch die Thatsache, daß der Diebstah! nur von einer Person, welche mit hen Verhältniffen vollständig vertraut war, verübt sein fonnte. Ferner zeugte hierfür auch der Umstand, daß der Apparat mittelſt eines Schrauben zichers erbrochen war, der sich in einem Werkzeugkasten befunden hatte, deffen Aufbewahrungsort nut dem Personal belannt war. Segtorn hatte feine Stellung feit ungefähr acht Wochen inne; er tannte alle Einrichtungen des Lotals und wußte auch, daß in dem Automaten eine größere Geldsumme lag. Kurze Zeit vorher waren schon zwei Diebstahle in dem Lofol verübt worden, ohne daß es gelungen wäre, dem Thäter auf die Spur zu kommen. Man hatte deshalb bereits am 13. Oftober alle Schlüffel ändern laffen und seit dieser Zeit nurde feinem der dort Beschäftigten geftattet, fich zu irgend einem Raum aus Bequemlichkeitsgründen einen besonderen Schlüffel zu halten. Es lonnte also auch niemand des Morgens ins Lokal hinein, wenn nicht von Innen geöffnet wurde. Dies batte Sektorn zu bewirken, und er hat auch an dem fraglichen Tage das Personal hineingelaffen. Die polizeilichen Ermitte lungen ergaben, daß der Genannte schon zehnmal wegen Dieb stahls Strafen zu verbüßen hatte, und dagegen die sonstigen Angestellten nichts Belaftendes vorlag, wurde er in haft ge nommen. Der Angeklagte vertheidigte fich ganz energisch gegen die wider ihn erhobene Beschuldigung und versuchte, die That einem Kollegen, dem Hausdiener Bode, in die Schuhe zu fchieben. Bwanzig Jahre sei er awar profeffionitter Dieb ge wesen, aber gerade deshalb dürfe man ihm nicht solchen dummen Diebstahl zutrauen. Falls er die Sache ausgeführt hätte, würde er zur Deffnung des Automaten höftens ein Stüdchen Draht gebraucht haben, und nicht ein Jn firument, wie der Schraubenzieher, deffen Anwendung schon verrathe, daß ein Unkundiger" der Thäter gewesen seet.
Der Staatsanwalt bemerkte, daß der Angeflagte durch die Beugenaussagen zwar nicht wesentlich belastet worden sei, dennoch trage er fein Bedenken, denselben für schuldig zu erklären. Es bleibe zur Entlastung nur ein Moment, nämlich die Möglichkeit, daß sich ein Fremder ins Lokal geschlichen und einschließen gelaffen habe. Dies werde aber hinfällig, wenn man bebente, daß der Angeklagte, obgleich er selbst gefchlafen habe, einen sehr wachsamen Hund um fich hatte, der sicher bei bem leisesten Geräusch Lärm gemacht hätte. Gegen den Ange flagten fpreche auch seine Vergangenheit, da seine letzte Strafe wegen Diebstahls sechs Jahre Buchthaus betrug. Für den vors Itegenden Fall müffe er 2 Jahre und 6 Monate Buchthaus bes antragen. Nach längerer Berathung erkannte der Gerichtshof nach dem Antrage des Staatsanwalte. Mit lauten Flüchen über die Richter verließ der Angeklagte den Sigungsfaal.
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Böse Folgen hatte ein Freundschaftsdiens, den der Arbeiter Neubauer seinem Freunde, dem Kutscher Thater,
Wegen
Sonntag, den 23 Dezember 1888
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leistete. Der lettere hatte wegen einer Kleinigkeit einige Tage in Berleberg", dem bekannten Saftlokal in der Berlebergerstraße, abzubrummen, eine Thatsache, die ihm viel Kopfschmerzen vers urfachte. Das Brummen" ist eine feineswegs angenehme Bes schäftigung und namentlich dann nicht, wenn draußen Sommer. lüfte weben und der Mensch etwas Besseres zu thun hat, als d'e Pritsche beim Vater Philipp" zu drüden. Wie gesagt, Thater hatte seinen Kopf voll, und je länger er über die fatale Geschichte nachdachte, desto größer wurde sein Widerwille gegen das verwünschte Gefängniß. Eines Tages saß er ganz betrübt in feiner Stammineipe, wo er vergeblich versuchte, fich durch den Genuß feines Lieblingstrantes. einer großen Weiße" mit der üblichen Strippe", in eine beffere Stimmung zu versezen. Es half aber alles nichts, die gute Laune wollte nicht wiederkehren. Als er gerade im Begriff war, das Lokal zu verlassen, fam plöglich sein Freund Neubauer zur Thür herein und nun wurde natürlich wurde natürlich sofort noch eine neue Auflage der Getränke bestellt, um die Ursache des zufälligen Bufammentreffens beffer besprechen zu können. Ein Wort gab hierbet das andere und es währte nicht lange, so hatte Thater feinem Freunde sein Herz ausgeschüttet. Na, wenn's weiter nichts ist, als das bischen Brummen, meinte Neubauer, bann fann Dir geholfen werden. Sieb mir zwei Maik und ich mache Die Kleinigkeit für Dich ab. Diese Sprache war Muftt für die Ohren des betrübten Thater und er zögerte teinen Augenblic, auf das Anerbieten einzugehen. Nachdem man sich gegenseitig noch gebörig zugetrunken hatte, trennte man fich; Neubauer wanderte nach Perleberg , während der glückliche Thater fich leichten Herzens nach Hauſe trollte. Neubauer wurde auch richtig in„ Perleber" als" Thater" eingelocht, und die Geschichte würde auch wohl ganz harmlos verlaufen sein, wenn nicht ein befonderes Verhängniß obgewaltet hätte. Während nämlich der falsche Thater auf dem Wege nach dem Gefängniß war, hatte die Polizei schon die Aufforderung erhalten, den richtiger Thater einzuliefern. Die Benachrichtigung, daß der Gewünschte sich schon selbst gestellt habe, ging der Polizei aber nicht sogleich zu und deshalb fand fich am nächsten Morgen bei dem echten Thater ein Schußmann ein, um denselben der eingetroffenen Dibre gemäß abzuholen. Thater mußte nun doch mit nach Perleberg ", wo man nicht wenig erstaunt war, als Die Polizei den sweiten Thater anbrachte. Nachdem der wirkliche Sachverhalt aufgeklärt war, wurde der unechte Thater aus der Haft entlassen, während der echte seine Zeit ab figen mußte. Damit hatte die Angelegenheit aber noch nicht ihr Ende erreicht, denn Neubauer und Thater wurden wegen Urkundenfälschung unter Anklage gestellt und hatten fich gestern vor der 4. Straffammer zu verantworten. Die Verhandlung endete damit, daß Thater zu 10 und Neubauer zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt wurde.
Vereine und Versammlungen.
Der Fachverein der Lithographießteinschleifer und Berufsgenossen hielt am 17. b. M. in Seefeld's Lofal, Grena Dierftraße 33, feine Versammlung ab. In derselben hielt Herr D. Thierba einen Vortrag über Gewerbeschiedsgerichte. Einzelne Baragraphen der Gewerbeordnung durchgebend, unterwarf Re ferent dieselben einer eingehenden Kritil. Schiedsgerichte, meint Redner, bringen überhaupt nicht das, was man von ihnen er warte; so würde z. B. eine Klage gegen einen Innungsmeister beim Gewerbegericht gar nicht angenommen, sondern in diesem
5. Jahrg.
Fall müßte der Arbeiter beim Jnnungsausschuß flagen. Daß ein Jnnungsausschuß aber fich eher auf Seiten des Arbeitgebers als des Arbeiters stellen würde, sei flar. Redner spricht fich im Laufe seines Vorirages dahin ous, daß der Arbeiter nur von ein m gewerblichen Schiedsgericht, bestehend aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern, welche gleichzeitig die nöthige Fachkenntniß befizen müßten, einen wirklichen Rechtsspruch erwarten tönnte. In anderen Ländern sei man in diesem Punkt weit voraus und dort sel die Zweckmäßigkeit derartiger Schiedsgerichte längst erkannt.
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An den Vortrag schloß fich eine kurze Distuffion. Die Versammlung ging hierauf zum 2. Punkt der Tagesordnung Verschiedenes " über. Nach Erledigung verschiedener innerer Vereinsangelegenheiten wurde befchloffen, wegen des am 19. Januar im Alten Schüßenhause" stattfindenden Stiftungs festes die nächste Versammlung am 28. Januar abzuhalten. Er wähnt sei noch, daß der Verein zur Unterstüßung einer hilfsbe dürftigen Familie am 1. Feiertag. Vormittags 11 Uhr, im Engs lischen Garten, Alexanderstraße 27, eine Dlatinée veranstaltet. Billets à 30 Pf. find vorher beim Vorfißenden Herrn F. Rose, Landsbergerstr. 16, zu haben.
Eine Steinmeh- Versammlung, welche von sämmtlichen Steinmeßen Berlins ( zirka 400 Gesellen) besucht war, tagte am Dienstag, den 18. Dezember, in der Viktoria- Brauerei, Lügow straße 111. Den Vorfis führte Steinmegmeister Herr Meging, als Obermeister der Innung. Die Tagesordnung lautete: Wahl von fieben Gesellen zum Jnnungsausschuß. Viele Ge fellen, das heißt die bei Jnnungsmeistern arbeiten, waren brief lich eingeladen, da aber die Steinmegen Berlins fich alle soli darisch zu einander fühlen und alle die gleichen Interessen vers treten, so waren auch diejenigen erschienen, welche bei Nicht Jnnungsmeistern arbeiten. Obermeister Mezing fprach fich nun dahin aus, daß es stets der Wille der Meister gewesen sei, mit den Gesellen in gutem Einvernehmen zu leben; er spricht seine Ueberraschung über die außergewöhnlich rege Bethelligung der Gesellen aus und ermuntert dieselben zur Wahl des Ausschusses. Es entspann sich nun eine äußerst lebhafte Diskussion( bet derfelben sollten jedoch nur die Gesellen sprechen, welche bei Jnnnungsmeistern arbeiten, resp. eingeladen waren, die Gefellen erklärten fich jedoch nicht damit cinverstanden, und so willigten die Meifier für dieses eine Mal ein). Es freute sich mancher Geselle darüber, fich mal ordentlich mit den Meisten Auge im Auge aussprechen zu können, denn es hatte marcher der Gesellen etwas auf dem Herzen. Die Gee fellen faben die Innung als ein böses Ding an, woran man fich leicht die Finger verbrennen kann, und den Meistern wurde gesagt, daß kein Geselle gewillt ist. in den Ausschuß zu tommen, Da schon Ju viele trübe Erfahrungen mit den Innungen gemacht selen, z. B. das Vere halten der Janungsmeister zu den Leipziger Seinmengesellen; wie viel Elend und Jammer ist da durch das äußerst humane Auftreten der Meister hervorgerufen worden! Die Meifter fagten den Gesellen, dieses wäre eine Schraube ohne Ende gewesen und daß es ein so schlimmes Ende genommen hätte, set traurig. Schließlich gaben die Gesellen die in der Generalversammlung vom 2. Dezember cr. gefaßte Re solution, welche fich gegen die Wahl eines Ausschusses aus spricht, an die Meister ab. Die Versammlung, welche zirka 3 Stunden getagt hatte, verlief refultatios, und am Ende ver ließen die Gefellen ouf Aufforderung eines Gesellen sämmtlich das Lokal und ließen die Meister figen.
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