der Admiralbrücke, ein acht Jahre altes Mädchen von einem Bierwagen und vor dem Hause Oranienstraße 4 ein Mann von einem Pferdebahnwagen überfahren. Das Mädchen erlitt einen Bruch beider Oberschenkel, sowie innerliche Verlegungen, und der Maun einen Beinbruch. Beide Verlegte fanden im Krankenbause Bethanien Aufnahme. Der Kutscher

1

-

-

eines Packetpost Hilfswagens fiel Abends vor dem Hause Ziegelstraße Nr. 21 beim Absteigen von seinem Wagen auf das Asphaltpflaster hinab, so daß er einen Schädel bruch erlitt und nach der königlichen Klinit gebracht werden -mußte. Bu derfelben Zeit wurde ein Arbeiter vor dem Hause Invalidenstraße 95 mit mehreren Kopfwunden auf dem Bürgersteig liegend aufgefunden und nach der Charitee gebracht. Seinen Angaben zufolge ist er in einer Schantwirthschaft von In einem ihm unbekannten Manne so geschlagen worden. der Hahn'schen Wollspinnerei, Schillingstraße 12, gerieth Nach mittags ein Ballen Wolle und eine Krempelmaschine in Brand. Das Feuer wurde von der Feuerwehr gelöscht. Am 23. d. M. Nachmittags sprang ein Schlächter in selbstmörderischer Abficht von der Roßstraßenbrüde in den Spreetanal, wurde jedoch noch lebend aus dem Waffer gezogen und, da er frant zu sein schien, nach der Charitee gebracht. Zu derselben Zeit wurde Der Schuhmacher Schöne, als er fich in das Barbiergeschäft Kurfürstenstraße 165 im Keller begeben wollte, von einem Blut ftury befallen, so daß er die Treppe hinabstürzte und auf der Stelle verstarb. Abends versuchte ein Former fich in einem Schantlokal in der Prinzenstraße durch den Genuß von Salz fäure zu vergiften. Der Schwerverlette wurde nach dem Krankenhause Bethanien gebracht.

-

Gerichts- Zeitung.

Eine ergreifende Szene spielte fich in einer Verhand lung ab, welche am Sonnabend vor der 4. Straffammer des Landgerichts 1 stattfand. Aus der Untersuchungshaft wurde ein junger Bursche, der 19jährige Schlächtergeselle Liborius Schwerdt, vorgeführt, der sich eines höchst frechen Diebstahls schuldig ge macht hatte. Er hatte am bellen Tage ein dem Wurstfabri fanten Breslauer gehöriges Fuhrwert, das mit den Fleischwaaren einen Werth von über 1500 M. hatte, gestohlen, während der Fübrer es für wenige Minuten in der Dresdenerstraße unbeauffichtigt hatte stehen laffen. Der Dieb wurde in deffen verfolgt und ihm die Beute wieder abgenommen, bevor er fte verwerthen konnte. Als der Angeklagte im Termin die Ausrede versuchte, daß er sich nur einen Scherz habe machen wollen und als der Vorfigende ihm das Unwürdige und Zwed lose des Leugnens vorhielt, ertönte plöslich aus dem Zuhörer raum der Zwischenruf: Lümmel! Was hast Du gethan? Deine Mutter liegt in" der Erde." Es war der Vater bes Angeklagten, ein Mann, der mit feuchender Stimme und unter allen Anzeichen, daß ihn ein gewaltiger baß ihn ein gewaltiger Seelenschmerz bewegte, diese Worte hervorstieß, während thm die hellen Thränen über die bleichen gefurchten Wangen rannen. Der Angeklagte sab sich scheu nach seinem Vater um und vergoß ebenfalls Thränen. Der Vor figende mußte den alten Mann ermahnen, fich ruhig zu ver halten und die Verhandlung nicht zu stören; stumm rang er die Hände, als der Staatsanwalt die große Frechheit schilderte, mit der der Angeklagte den Diebstahl ausgeführt und hierfür eine Gefängnißfirafe von sechs Monaten beantragte. Der Gerichts hof berücksichtigte die Jugend und bisherige Unbescholtenheit Des Angeklagten und erkannte nur auf drei Monate Gefängniß, wovon ein Monat durch die erlittene Untersuchungshaft für verbüßt erachtet wurde.

Die Gewinnliste einer nicht staatlichen Lotterie ist als gegen Stachbruck geschüßtes Geistesprodukt anzusehen. Diesen Rechtssag stellte der zweite Straffenat des Reichsgerichts in seiner legten Sigung auf. Das Komitee für die Herstellung und Ausschmüdung der Marienburg übertrug die Arbeiten Der Biehung der zweiten Lotterie, sowie die Herstellung der offiziellen, von ihm unterzeichneten Gewinnliste dem Loofe händler Karl einge in Berlin und gewährte ihm als Be zahlung für diese Arbeiten das Recht, fich auf der qu. Lifte als Berleger zu bezeichnen. Ein sehr erheblicher Theil der Looſe war von dem Banquier M. Fräntel abaesegt und demselben für seine Abnehmer nach Biebung der Lotterie die Uebersendung von 30 000 Stud Gewinnliften zugefichert worden. Dieser Bu ficherung vermochte das Komitee infolge der mit Heinze ge­troffenen Abmachung nicht zu entsprechen, und einge bean spruchte von Fränkel für das Hundert Liften 5 M., hat aber auch für diesen abnormen Betrag den Bedarf des Fränkel nicht zu deden übernommen, so daß dieser schließlich nach längeren Berhandlungen mit einigen Komiteemitgliedern 25 000 Stüd von den offiziellen Liften für fich abdrucken ließ. Auf den von Beinge gestellten Strafantrag wurde Fränkel von der zweiten Straflammer Landgerichts I wegen Nachdrucks zu 50 M. und zu einer Buße von 200 m. verurtheilt. Das Gericht erachtete bas Urheberrecht des Heinze als verlegt und dessen Arbeit, namentlich das Kollationiren, für eine geistige. Diergegen legte der Angeklagte Revifton ein und wurde vor dem Reichsgericht durch den von demselben als Vertheidiger zuge laffenen Rebatteur J. Fränkel aus Berlin vertreten. Derselbe versuchte darzuthun, daß hier die denkbar einfachste mecha nische Arbeit vorliege, die stets nur auf die gleiche Art aus­geführt werden könne, daß aber auch der Begriff Urheber ver Tannt sei; der Senat nahm aber entgegen dieser und des Reichs. anwalts Auffaffung an, daß als Urheber der Hersteller gelte, und verwarf unter Aufstellung des obigen Juditats die Revision.

beantwortet, daß dasselbe von 850 Personen besucht worden sei und die Zahlstelle im Uebrigen alle Ursache habe, mit dem wahrhaft harmonischen Verlauf dieser Feier zufrieden zu sein.

-

Kollegen, welche noch Fragebogen in Händen haben, werden ersucht, dieselben schleunigst an den Vorfizenden D. Spieß, SO, Adalbertstr. 71, abzuliefern. Mit dem Vertrauen auf einen recht zahlreichen Besuch sei zum Schluß noch auf die am 9. Januar 1889 in demselben Lokal stattfindende Generalver fammlung hingewiesen.

Abrechnung. Die Einnahme und Ausgabe an freiwilligen Beiträgen, welche von den Tischlern Berlins gesammelt wurden zur Unterstüßung der im Streit gewesenen Kollegen der Städte Solingen , Halberstadt und Hamburg , beträgt laut Abrechnung vom 3. Dezember d. J.:

"

ilg

Einnahme 4898 M. 38 Pf. Ausgabe 4705 70 bleibt Bestand 142 M. 68 Pf. Die Einnahme aus der Tellersammlung der öffentlichen Tischler Versammlung vom 3. Dezember d. J. beträgt 60 M. 97 fg.

Die Ausgabe derselben Versammlung betrug: für Säulenanschlag

H

"

"

20. 70 Pf. 53

Vergütung an die Kommiffion nachträgliche Kosten des Prozeffes Annoncen in ,, Tribüne" und Voltsbl." 12 Borto.

Mithin betrug:

H

10

" "

70

n

H

25

"

"

-

Summa der Ausgabe 96 Dt. 65 Pf.

f.

35

"

"

die Gesammt- Einnahme 4959 M. 35 Ausgabe. 4802

"

"

-

f.

bleibt ein Baarbestand von 157 M. Dieser Bestand wurde laut Versammlungsbeschluß zur Deckung des Defizits für die Hamburger Kollegen an Kloß nach Stutt gart gefchickt. J. A. Für die Kommiffion: Fr. Bubell. Für bie Revisoren: Th. Glode. NB. Gebrudte Abrechnungen find an den bekannten Stellen in Empfang zu nehmen.

Kommissionssihung der am 28. November ge­wählten Vorstandsmitglieder eingeschriebener Hilfskaffen zu Berlin . Tagesordnung: Welche weiteren Schritte find im Intereffe der Hilfstaffen zu unternehmen." Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde beantragt, die finanziellen Geschäfte zur Erledigung zu bringen. Der Vorfigende Herr Kuhntte ftellte die Ausgaben wie folgt aufammen: Inserat in der Volts Tribüne" 2,70 M., Inserat im Voltsblatt" 4,00 M., Drud von 500 Petitions - Entwürfen 15,00 M., Drud von 500 Beti tionen 12,50 Mt., an Porto 2,00 M., Summa 36,20 M. Bur Deckung bis jetzt von der Bentrallaffe der Töpfer durch Herrn Gabaus eingegangen 10 M. Bur weiteren Deckung wurde bes antragt, daß jebes anwesende Kommiffionsmitglied 3 M. hinter legen solle, bis zur etwaigen Ausgleichung durch anderweitig eingenommene Gelder. Dies wurde einstimmig angenommen und die Summe sofort von allen Anwesenden erlegt.- Auf Antrag des Herrn Seigt wurde beschloffen, im redaktionellen Theil der Arbeiterorgane einen Aufruf zu erlaffen, um fämmt. liche Raffen zur Unterstüßung nicht nur der gehabten, sondern noch tommenden Ausgaben heranzuziehen, sowie nochmals um sämmtliche Adressen der bier bestehenden freien Kassen und sämmtlicher hiesigen Ver­maltungsstellen der Bentralfaffen zu ersuchen. Es wurde ferner von der Einberufung des Kongresses freter Kaffen( Levison, Altona ) Mittheilung gemacht und die Kom miffton beschloß, eine abwartende aber vorbereitende Haltung einzunehmen.

einzunehmen. Nunmehr wurde in die eigentliche Tagesord nung eingetreten. Herr Schindler warf die Frage auf: Wie stehen die hiesigen freien Kaffen zu den Aerzten, Apotheken, Bandagisten und welche Einrichtungen refp. Ab­machungen find in dieser Angelegenheit getroffen." An der Debatte betheiligten fich sämmtliche Anwesende und wurden bereits in biefem engeren Kreise so werthvolle Gedanken angeregt, daß die Kommission beschloß, sämmtliche Vertreter von freien Kaffen auf­zufordern. die Einrichtungen, welche dieselben getroffen habeu, mit den Aerzten, Apotheken, Bandagisten und der juristischen Vertretung umgehend der Kommiffion mitzutheilen. Es wurde fpeziell dabei betont, daß es ganz fern liege, irgend welche 3wangsmaßregeln zu empfehlen, sondern daß nur im Intereffe Der erwerbsunfähigen Mitglieder den Vorständen alle vortheil­haften Abmachungen anderer Kaffen unterbreitet werden sollen und wenn einer Heinen Raffe nicht dieselbe Vergünstigung ent gegengebracht werden sollte, dann die größeren event. bevor­zugten einen Drud ausüben fönnten. Einer Versammlung folle dies Material aber erit unterbreitet werden, wenn eine vollstän­dige Klärung geschaffen und ein Referat gehalten werden könne. Der Antrag, die folgenden Sigungen pünktlich 8 Uhr zu be ginnen, wurde angenommen.

Der Verein der Modelltischler hält am Sonnabend, ben 29. Dezember, Abends 8 Uhr, feine, Weihnachtsbescheerung" im Vorstädtischen Rafino, Aderstraße 144, ab und werden die Mitglieder ersucht, recht zahlreich zu erscheinen. Gäfte find herzlich willkommen.

-

Der Verein Berliner Hausdiener feiert sein dies jähriges Weihnachtsfest am Sonntag, den 30. d. Mts., in den Räumen der Berliner Refsource, Kommandantenstr. 57. Billets für Mitglieder a 30 Pf. und Gäfte a 50 Pf. find vorher in ben mit Plakaten versehenen Lokalen, sowie bei Vorstands und Festkomiteemitgliedern zu haben. Kinder find frei. Anmeldung von Kindern zur Bescheerung nimmt bis Donnerstag entgegen Kuhutke, Alte Leipzigerstr. 1. Die nächste Versammlung findet der Feiertage wegen erst am Montag, den 14. Januar 1889 ſtatt. Der Fachverein der Capezirer hält am 30. Dezember eins junger Raufleute( Heidrichs Festsäle), Beuthstraße 20, ab, bestehend in Vorträgen, Rinderbescheerung und Tanz. Außer dem findet eine Bescheerung für Erwachsene statt, zu welcher Jeder ein Geschent mitzubringen hat. Billets à 25 Bfg. für Damen, à 50 Bf. für Herren inll. Tans find bei Scherer, Mauerstraße 65 66, und im Bureau Schüßenstr. 18/19 zu haben. Um zahlreiche Betheiliaung wird ersucht.

Soziales und Arbeiterbewegung. fein diesjäoriges Weihnachtsvergnügen in den Sälen des Ver­

Der Streik der Gürtler, Bronzeure, Schleifer der Bronzewaarenfabrik von 2. Röhle Nachf. in Dresden hat mit einer Niederlage der Arbeiter geendet.

Bum Flensburger Streik. Auf 10 Listen für die Flensburger ausgesperrten Arbeiter gesammelt im Ganzen 84,80 M.; burch Fr. Bubeil an Kloß nach Stuttgart gesandt. Die Liften revidirt durch die Herren K. Riebiger, A. Spieß, Latuhn und Nagel.

Vereine und Versammlungen. Mitwirkung der Sopraniſin Fräulein Fanny Krüger, des

Verband deutscher Mechaniker und verwandter Be rufsgenoffen( Bahlstelle Berlin ). Am 19. b. M. fand eine recht mäßig besuchte Versammlung ftatt, bei Lammers, Romman bantenstraße. Die Nähe der langen Weihnachtsfeiertage mag bieses zablreiche Nichterscheinen der Mitglieder verschuldet haben. Bum 1. Puntt der Tagesordnung wurde das Protokoll des am 12., 13. und 14. August d. J. in Marburg abgehaltenen 2. ordentlichen Verbandstags in seinen wichtigsten Stellen ver Lefen. Daffelbe bringt die auf dem Verbandstage gepflogenen Berhandlungen in ausführlicher Weise und dürfte sehr geeignet fein, dem Lefer ein flares Bild von dem Wirken und Streben des Verbandes vor Augen zu führen. Möge daher jeder, auch bem Verein noch fernstehende Kollege fich daffelbe anfchaffen. Bu haben find dieselben zum Preise von 25 Pf. pro Exemplar an den Vereinsabenden, welche auch ferner, wie bisher, am Mittwoch nach dem 1. und 15. jeden Monats stattfinden. Ein Antrag, welcher bezweckte, denjenigen Mitgliedern, welche die Extrafteuer für den Verbandstag entrichtet haben, das Protokoll gratis zu liefern und die Kosten aus dem Vergnügun sfonds zu beden, wurde mit allen gegen die Stimme des Antragstellers abgelehnt. Auf Ersuchen des Vor Benden erklärte fich die Versammlung nachträglich mit der vom Vorftande einem tranfen Kollegen ertheilten Unterstüßung von

10 M. einverstanden. Eine Anfrage, das jüngst stattgehabte Etiftungsfest betreffend, wurde seitens des Komitees dahin

Am zweiten Weihnachtsfeiertage veranstalten die Gesangvereine Orpheus" und" Frobfinn" unter Leitung ihrer Dirigenten Herren Matschinsky und Müller, sowie unter gütiger Tenoristen Herrn Deute und eines beliebten Waldhornquartetts im Buggenhagen'schen Raisersaal eine Matinee zu einem wohl thätigen 3wed. Die Vereine haben keine Mühen und Kosten gescheut, um die Matinee zu einer genußreichen zu machen.- Billets find à 30 Pf. in den mit Plakaten belegten Hand­lungen sowie bei den Mitgliedern Herren B. Berbig, Blücher straße 10, und Ernst, Schmidstr. 14, zu haben. Der Kaffenpreis beträgt 50 Pf.

Bimmerlente Berlins und Umgegend. Am ersten Neujahrstage, Vormittags 11 Uhr, findet in Kaufmanns Variété am Alexanderplatz eine Matinee, verbunden Konzert und Vor stellung, statt. Billets à 30 Pf.( Kinder frei) find vorher bei Herrn Stehr, Wilsnackerstr. 26,. r. 4 Tr.; Schreiber, Gneisenauftr. 82,. I. 4 Tr.; Vetereit, Lauftgerstr. 51, S. p.; Lindner, Grüner Weg 28, H. 2 Tr.; Petermann, Müllerstr. 173, Seiteng. 3 Tr.; Elshola, Grenzftr. 20,. p.; Hinge, Demminer ftrake 8,. 1 Tr.; Knüpfer, Greifswalderfir. 29, v. 3 Tr.; efchke, Friedenstr. 103, und im Restaurant Schulz, Beuthstr. 10, sowie in allen mit Plataten belegten Stellen zu haben. Eine recht zahlreiche Betheiligung aller Bimmerleute, Freunde und Gönner ist aus vielerlei Gründen doppelt erwünscht und noth wendig.

Allgemeiner Metallarbeiter- Verein Berlins und gegen wet große Bersammlungen am Donnerstag, den 27. Dezember,( 3. Fetertag), Vormittags 10 Uhr, und zwar:

für den Norden und Nordwesten im Wedding- Park, Müllerstr. 178. Tagesordnung: 1. Vortrag des Herrn Kendziore. Thema: Der Arbeiter ist nicht nur fähia, fich zu bilden, er ist daşır auch verpflichtet. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Fragetaften. Für den Often, Südosten und Süden im Volfs­Theater, Große Frankfurterftr. 130. Tagesordnung: 1. Vortrag des Herrn Gottfried Schulz über: Gewerkschaftsorganisation. 2. Distuffton. 3. Aufnahme neuer Mitglieder. 4. Verschiedenes. Fragetaften.

Verband deutscher Bimmerlente, Lokalverband Berlin Dst und Umgegend. Sonntag, den 30. d. M., Vormittags 11 Uhr, im Lotal des Herrn Hoffmann, Große Frankfurterstraße Nr. 72-73, Versammlung. Mitglieder werden aufgenommen. Gäfte willkommen.

An die Genoffen des Stadttheils Moabit . Ge noffen! Da es uns bei der legten Reichstagswahl nicht möglich war, bei irgend einem Gastwirth einen größeren Saal zur Ab haltung einer Wählerversammlung zu bekommen, wir infolge deffen auf die Flugblatt- Agitation angewiesen waren, und trot alledem bei der geringen Betheiligung noch über 2000 Stimmen auf unseren Kandidaten Liebknecht vereinigten, so ist daraus zu schließen, daß die Genofen wohl im Stande find, in der Lokal frage Remebur au schaffen.. Der einzige Wirtb, der sein Lokal dem Arbeiter Wahl- Komitee zur Verfügung stellte, ist der Wirth Frit Voß in der Nathenowerstraße 99, Ede der Drenfeftraße. Genoffen! Wir erwarten von jedem rechtschaffenen Arbeiter, daß er diesen Mann, resp. sein Lokal, in jeder Beziehung unter flüßte: wenn dieser Mann für uns verloren geht, so werden wir bei dem nächsten Wahlkampfe unser Wahlbureau wohl in der Jungfernhalde aufschlagen müffen, da wohl kein anderer Wirth sein Lokal dazu hergeben wird.

" Berliner Voltsblatt"," Bolts Tribüne" und Vereinsblatt liegen aus.

Telegraphische Depeschen.

( Wolff's Telegraphen- Bureau.)

Schleswig , Montag, 24. Dezember. Nach einer vom Kultusminister genehmigten Verordnung des Oberpräsidenten wird vom April 1889 an die deutsche Unterrichtssprache für alle Lehrgegenstände in den Bollsschulen Nordschleswigs einge führt. Gewiffe Ausnahmen find nur noch beim Religionsunter richt auläffig.

Wien , Montag, 24. Dezember. Die Polit. Korrespond." meldet aus Sofia . Sallbafchewo( Numeliofe) babe das Porte feuille der Finanzen und der bisherige Präsident Goutschem habe dasjenige der Juftis übernommen. Mit beiden Ernen nungen sei die Rabinetskrifts abgeschloffen, da nur Natschewitsch und Stoilow demiffionirt hätten.

Petersburg, Montag, 24. Dezember. Per 1. Ottober b. J betrugen die gesammten Reichseinnahmen 5961 Mill. Rubel gegen 5212 Millionen Rubel, die gefammten Reichsausgaben 5615 Mia. Rubel gegen 5374 Mill. Rubel im vorigen Jahr.

Paris , Montag, 24. Dezember. Der Senat nahm in feiner heutigen Sigung ohne bemerkenswerthen 3wischenfall die Bud­gets der Finanzen, der Juftis, der Kulte, der Posten und Tele­graphen, sowie des Auswärtigen in der von der Rammer be fchloffenen Faffung an.

Belgrad , Montag, den 24. Dezember. In der gestrigen ersten Sigung der großen Stuptschina wurde Paja Butovics ( radikal) zum provisorischen Präsidenten und Rita Popovic ( gemäßigt radikal) zum Bräsidenten des Verifikations- Ausschuffes gewählt.

Briefkasten der Redaktion.

Bei Anfragen bitten wir die Abonnements- Quittung beizufügen. Briefliche Antwort wird nicht ertheilt.

Alter Abonnent 1876. Unseres Erachtens hat Thre Schadenserfaßtlage wohl Aussicht auf Erfolg. Da dieselbe be reits in Händen eines Rechtsanwalts ist, so können Sie einft weilen nichts weiteres tbun, wie denselben möglichst eingehend unter Angabe etwaiger Beugin informiren.

C. St. Ihr Kontratt sett 270 M. Miethe und 36 M. Abgaben fest, also für ein Halbjahr im Ganzen über 150 R. Er ist deshalb stempelpflichtig. Jedoch ist möglicherweise die 14tägige Frist zur Abstempelung schon verstrichen. Dann machen

Sie nur einen neuen Kontraft.

.. 1. Die Unterbringung des Hundes unter Ihrem Fenster müffen Sie fich gefallen laffen. Nur wenn das Heulen oder der Gestant so arg wird, daß dadurch Ihre Wohnung un brauchbar, insbesondere Jhre Nachtruhe erheblich gestört wird, so tönnen Sie ausziehen. 2. Auf Herausgabe der Schlüffel und Lieferung der nöthigen Ringe zur Kochmaschine tönnen Sie den Wirth verklagen.

Schwanebeck. Das Strafmandat ist nur berechtigt, wenn die bei der ersten Revifton vorgefundenen Gewichte ungeaicht oder nicht mehr richtig waren und dies nachgewiesen wer den kann.

Weberstr. 10. In der Mark Brandenburg herrscht keine Gütergemeinschaft. Vielmehr hat hier der Ehemann nur das Verwaltungs und Nußungsrecht am Vermögen der Ehefrau. Gütergemeinschaft kann jedoch durch einen notariellen oder ges richtlichen Vertrag, aber nur vor der Verheirathung, eingeführt werden.

M., Brandenburgstraße. Sobald 14 Tage seit der Kündigung verftrichen find, hat der Arbeiter teinen Anspruch mehr auf Beschäftigung, auch dann nicht, wenn der letzte Tag ber 14tägigen Frist ein Sonn oder Feiertag ist.

8. 3. Alter Abonnent. Siehe unsere Antwort unter Weberstr. 10. Das Syftem der ehelichen Gütertrennung besteht in der Mark Brandenburg seit vielen Jahrhunderten.

Alter Abonnent. Jbre Frau ist zum Ersatz der Kurs fosten für ihr uneheliches Kind verpflichtet. Von Ihnen tann bagegen Bahlung nicht verlangt werden.

R. 8. 111. Bei der standesamtlichen Trauung müffen 2 Beugen zugegen sein. Dieselben müffen großjährig, also min bestens 21 Jahre alt, tönnen aber auch Verwandte sein.

w. w. 31. Shre redaktionelle Anzeige in Betreff der Versammlung des Intereffenvereins der Tischler ist uns als solche nicht zugegangen. Wahrscheinlich ist das Inserat über­

sehen worden.

B. L. Der Schlafwirth muß dem Schlafburschen auf Ber langen einen Hausschlüssel zum ständigen Gebrauch geben; sonst lann der Schlafbursche ohne Ründigung ziehen.

3. G- g. Warten Sie das Urtheil erster Instanz ab. Wenn Sie mit demselben nicht zufrieden find, fönnen Sie auch bann noch als Nebentläger beitreten und Berufung einlegen. Aber verfäumen Sie dann feine Zeit, sondern gehen Sie wo möglich noch an demfelben Tage zu Ihrem Rechtsanwalt.

E. N. Der Pflichttheil beträgt, da 5 Kinder vorhanden find, die Hälfte des gefeßlichen Erbtheils, also abgesehen von dem etwaigen Erbrecht der Ehefrau, den 10. Theil des Nach laffes. Es muß aber ein gerichtliches Testament aufgenom men fein. C.. Ihre Wirthin und Ihr Zimmergenoffe müssen die Steuer- Deputation zur Freigabe der gepfändeten Sachen auf fordern und event. Interventionsflage erheben. 2. A. Vierzehntägige Ründigung.

A. R. Die Wechselforderung gegen den Akzeptanten ver fährt in 3 Jahren seit dem Fälligkeitstag. Die Waarenforderung Jahres, in welchem die Lieferung erfolgte oder das Bablungsziel verjährt in 2 Jahren, beginnend mit dem 31. Dezember des ablief. Durch Anerkenntniß oder Ratenzahlung wird lettere Verjährung unterbrochen. Waren die Waaren dem Schuldner zu deffen Gewerbebetrieb geliefert, so verfährt die Schuld erf in

30 Jahren.