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Direktor der Beitung Jl Secolo", Dr. Giuseppe Mufft, Abgeordneter, Dr. Decio Nulli, Dario Papa, Direktor Der Beitung L'Italia", L'Italia", Carlo Romusft, Chefredakteur Des Secolo", Jsnardo Sartorio, Major a. D. Francesco Siccardi, Hauptmann, Prof. Giorpio Sinigaglia, Pietro Span­garo, Oberst a. D.

Die Präsidenten der politischen Gesellschaften, der Veteranen und Arbeitervereine 2c. 2c. werden gebeten, in jeder einzelnen Gemeinde ein Romitee au bilden und sich mit dem hiesigen 3entralfomitee in Verbindung zu setzen.

Politische Uebersicht.

In der inneren Politik herrscht Feiertagsstille. us ber in einzelnen Organen der gutgesinnten Preffe aufgetauchten Jdee, das deutsche Voll einmal an Weihnachten zur Abwechs lung fich nicht entrüften, sondern begeistern zu laffen und zwar für friegerische Lorbeern in Ostafrita, ist nichts geworden, da man bald erkannte, daß der Blasbalg der nationalen Phrasen nicht im Stande sein werde, eine Flamme anzufachen, in der fich das Eisen einer abenteuerlichen Kolonialpolitit schmieden laffen werde. Als Wind im Rohr giebt es nur das übliche Gezänke der Kartellgeschwister, diesmal als Nachhall eines aus Der Wiener Polit. Corr." an die Nationalliberalen ergangenen Gebots, fich nicht gelüften zu laffen nach eigener Macht und Herrlichkeit. Die Kreuzzeitung " führt dabei den Reigen; mit Der Schadenfreude eines Schülers, der die Ruthe schon des Defteren zu foften bekommen hat, böhnt sie den Mitschüler, den verzogenen Liebling" aus, dem auch einmal die Hosen etwas ftramm" gezogen worden find. Für ernste Politiker haben die Rartellzäntereien und Stänkereien längst jedes Jntereffe vers Toren: Das fchlägt sich und verträgt ftch", weiß man. So sei denn die fefttägliche Stille freudig begrüßt.

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Von Herrn Peukert, bem befannten Polizeianarchisten, find wieder charakteristische Nachrichten eingelaufen. Die Leser erinnern fich vielleicht der standalösen Vorgänge in Reichenbach ( Böhmen ): der Verhaftung eines jungen Gelehrten, welcher be schuldigt wurde, an einem Dynamitattentat" gegen einen dor­tigen Fabrikanten betheiligt gewesen zu sein. Dieses Dynamit attentat, welches weber Perfonen noch Eigenthum beschädigte und von vornherein für bestellte Arbeit gehalten wurde, lieferte der Polizei einen erwünschten Vorwand zu allerlei Verhaftungen, Haussuchungen und zur Ausweisung des fraglichen, gewiffen Fabrikanten sehr unbequem gewordenen Gelehrten Dr. Lugen berg. Wie wir nun nachträglich erfahren, war Herr Peutert zur titischen Beit in Reichenbach. Herr Peufert spielt also noch immer seine von Neve's Verhaftung her bekannte Rolle des Schleppers für die Polizei. Worauf wohl zu achten!

Gewerbliche Hilfskaffen und Arbeiter- Unter­# ühungskaffen jeder Art wurden bekanntlich von verschiedenen preußischen Polizeibehörden für Versicherungsgesellschaften erklärt und sollten demgemäß der Konzefftonirung und sonstigen Maß regelungen unterliegen. Aus diesem Verlangen der Polizei ent standen mehrere Prozeffe, die endlich am 26. Dftober durch höchftinstanzliches Urtheil des preußischen Kammergerichts zu Ungunsten der Polizei entschieden wurden. Obgleich es nun für Preußen teine höhere Instanz giebt, halten die Polizei behörden von Hannover doch in Sachen des Hutmacher. Unterfügungsvereins an ihrer falschen Gesetzesauslegung fest und verlangen auch jezt noch, daß der genannte Verein fich ben Bestimmungen des Lebensversicherungsgefeßes unterwerfe. Natürlich wird den hannöverischen Polizeibehörden der Wille nicht gethan. Der Unterstügungsverein deutscher Hutmacher wird sich an den Reichstag wenden und überhaupt alle nöthigen Schritte thun, um Klarbeit darüber zu haben, ob in Deutsch . land die Polizei unter dem Gefeße stebt oder

nicht.

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Aus Sachsen , den 26. Dezember, wird uns geschrieben: In der vorigen Woche standen in vielen Gemeinden Sachsers Die Ergänzungswahlen zu den Gemeinderäthen auf der Tages ordnung. Soweit die Sozialdemokraten fich betheiligten, haben Dieselben nach den vorliegenden Berichten in einer ganzen An zahl Drte den Sieg davon getragen. In Cotta, Altgersdorf, Botschappel, Pieschen, Bielau und Neureudniß flegten fie in der Klaffe der Unanfäffigen. In Gersdorf , Thalheim und Bichiedge flegten fte auch in der Klaffe der Ansässigen. Der Umschwung in der Stimmung der Bevölkerung, welcher sich seit einem Jahr vollzog, tommt in dem Ausfall der Gemeindewahlen au leb­haftem Ausdruc.

Verbot des Tischler- Kongresses in Braunschweig . Der für den 26. d. Mits. nach Braunschweig einberufene allge meine deutsche Tischler- Kongreß, welcher sich mit der Lohnfrage beschäftigen sollte, ist in letter Stunde von der Braunschweiger Bolizei verboten worden. Das war für die Arbeitgeber des Gewerbes ein recht erfreuliches Weihnachtsgeschent, bat aber in ben Kreisen der Arbeiter die Stimmung für die famose deutsche Sozialpolitik nicht verbessert. Solche Verbote find grade recht, um den deutschen Arbeitern zu beweisen, was die gerühmte Arbeiterfreundlichkeit der leitenden Kreise auf sich hat. Das Verbot macht besonders dadurch viel böses Blut, daß es so spät erfolgte und die Delegirten nicht mehr rechtzeitig unterrichtet

zum ersten Mal gesehen habe, und nun trat sie plötzlich felbst herein. Er entsann sich auch, daß er gegen den Aus druck von allbekannter Aufführung" nicht protestirt hatte. Alles dies fuhr ihm flüchtig und blitschnell durch den Sinn. Als er sie aber aufmerksamer anblidte, bemerkte er, daß bies arme Geschöpfe zerknirscht und bemitleidenswerth genug fei; er fühlte, als sie eine Bewegung machte, um vor Angst davon zu laufen, daß sich etwas zu ihren Gunsten in ihm rege. Ich erwartete nicht, Sie bei mir zu sehen, sagte er feßen Sie schnell und hielt sie durch seinen Blid zurüd; feßen Sie Sie sich doch gefälligft. Sie kommen gewiß in Katharina Iwanownas Auftrag. Erlauben Sie, setzen Sie sich lieber borthin.

( Fortsetzung folgt.)

Aus Kunst und Leben.

Aber viele

Henrik Ibsens Honorar für sein neuestes Drama Die Frau vom Meere" giebt einem Kopenhagener Korrespondenten des Chriftiania Blattes" Mogenbladet" Stoff zu folgenden Be lage von 10'000 Gremplaren à 2,75 M., die Bruttoverkaufs. fumme ist also 27 500 W. und mit Abzug von 25 pCt.( welche die Buchhändler bekommen) bleiben 20 625. Buchhändler haben allerdings mehr als 25 pet., viele fogar 33,33 pet.; der Nettogewinn nach Abzug der Druckkosten, Ver­Laufstoften, Provifion und dergleichen dürfte also etwa 15 bis 16 000 Rr. betragen. Dhngefähr die Hälfte fällt dem Verfaffer zu. Henrik Ibsens Honorar beträgt nämlich 50 Kr.( 56 Mart) pro Bogen und pro 1000 gedruckte Exemplate; bei einer Auflage von 10 000 Exemplaren macht das also 500 Kronen pro Bogen. Und Die Frau vom Meere" enthält etwas also etwa Der Dichter bat also mehr über 15 Bogen. 8000 Kronen. Aber hier ist noch nicht mit in Berechnung ge zogen, was das Drama auf den unterschiedlichen Bühnen Die Frau vom Meere" soll bei einer Aufführung einbringt. Die Frau vom Meere" foll gleich an allen Bühnen der Hauptstädte der drel nordischen Reiche aufgeführt werden, in Kopenhagen , Stockholm und Chriftiania. Der Rorrefpondent berechnet die Einfünfte, welche auf diese Weise, abtreufeln", auf 10 000 Stronen( 11 500 M.). Möglicher weise, heißt es weiter, dürften sich auch die Theater in Deutsch

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werden konnten. Die meisten waren bereits abgereift oder hatten ihre Fahrscheine schon entnommen. War diefer materielle Schaden der Arbeiter vielleicht auch geplant? 1. A. m. g.

Prozek Geffen. Die Notiz, daß Geffden bereits vor bas Reichsgericht verwiesen sei, ist unrichtig, wie uns aus bester Quelle berichtet wird. Der Reichsanwalt hat seinen bezüglichen Antrag gestellt; die Entscheidung des Anillagesenats ist aber noch nicht erfolgt.

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Der Werth einer nationalliberalen Stimme ist augenscheinlich in landesüblicher Münze nicht allzu hoch zu schäßen; höchstens 5 bis 10 Pfennige ist der Preis, den die Partellettung des Wahltreises Melle- Diepholz dafür zu zahlen bereit ist. Das geht hervor aus einem merkwürdigen Schrift ftüd, welches vor der jüngsten Nachwahl in dem Kreise versandt wurde, aber glüdlicher Weise auch in falsche Hände gekommen ist, so daß die L. C." es mittheilen kann. Das tostbare Mach mert lautet: Bertraulich. Sulingen , den 24. November 1888. Hochgeehrter Herr! Eine Sendung Wahlaufrufe wird Ihnen zugegangen sein. Es ist nun unbedingt nöthig, erstens die Wahlaufrufe Haus für Haus zu vertheilen, zweitens am Wahl­tage jeden einzelnen Wähler aus Haus und Feld unter Verab reichung eines Stimmzettels zur Wahl heranzuholen. Bei den vielen und weiten Wegen, die das auf dem Lande erfordern fann, ist nicht zu verlangen, daß ft Jemand ganz ohne Ent schädigung diefer Mühe unterzieht. Wir haben uns deshalb bemüht, Mittel zu beschaffen, die gestatten, hierfür eine Vergütung zu gewähren, deren Höhe fich nach den Leistungen des Be treffenden richten muß 5 Pfennig für jede Stimme, die für Dr. Sattler abgegeben wird jedoch mindestens awei Mart betragen muß. Wir bitten Sie daher, ge fälligst(!), unverzüglich einen zuverlässigen, rührigen Mann zu beschaffen, der bereit ist, unter den genannten Bedingungen biese Aufgabe für die Ortschaften( hier ist eine Lüde im Drud, welche handschriftlich durch die Namen der betreffenden Drt schaften zu füllen ist) zu übernehmen und dessen Namen dem mitunterzeichneten Schriftführer anzuzeigen, mit einer Angabe mitunterzeichneten Schriftführer anzuzeigen, mit einer Angabe darüber, wie viele Stimmen Sie dort brauchen. Lettere sollen fämmtlich Ihnen überfandt werden. Sie müssen dann den Bes treffenden mit der nöthigen Bahl versehen, eine Anzahl muß na türlich auch beim Wahllofal selbst zur Verfügung sein; dieselben dürfen aber nicht zu früh unter die Leute tommen, sonst gehen leicht viele verloren. Auf alle Fälle müssen Sie, wenn doch etwa noch mehr Stimmzettel gebraucht werden sollten, solche schleunigst von uns reklamiren. Wir sezen in Sie das Ver trauen, daß Sie für alles dies bestens Sorge tragen, auch dar auf paffen worden, daß der Betreffende, dem die Vergütung zugeftchert wird, mit Eifer seinen Vervflichtungen nachfommt. Raft, Borfigender, Meese, Schriftführer des nationalliberalen Vereins." Handschriftlich ist dem noch hinzugefügt: Für dort Vereins." Handschriftlich ist dem noch hinzugefügt:" Für dort bewilligen wir für jede Stimme 10 Pfennig. A. Meese." Man fileht, die Nationalliberalen verlaffen sich nicht auf ihre gute Sache, auch nicht auf die opferwillige Thätigkeit der Par telgenoffen, sondern auf ihren großen Geldbeutel. Freilich fann fich derselbe auf Kontribuenten wie Herr Gerson v. Bleichröder ftüßen.

Wie sehr das Fieber unter den deutschen Marinesoldaten auf den in Ostafrika stationirten Kriegsschiffen herrscht, geht aus dem von Sanftbar, 8. November, datirten Privatbriefe eines Maingers auf dem Kriegsschiffe Leipzig " hervor, den die Wormfer 8tg." veröffentlicht. Der Briefschreiber theilt darin mit, daß die zu Besagungszwecken in Bagamano verwendeten Mannschaften start das Fieber bekämen, und daß er mit 61 Mann im Lazareth in Sansibar lag.

Die schwäbische Sozialdemokratische Arbeiterpartei hat soeben ihren Wahlaufruf zu den Landtagswahlen veröffent

licht. Eingangs deffelben ist bemerkt:" Bu der am 9. Januar 1889 ftatifindenden Landtagswahl treten die vorgeschrittenen Arbeiter Württembergs selbstständig und mit eigenen Kandidaten auf, da von den sogenannten bürgerlichen Parteien ein ent­schiedenes Eintreten für die Rechte des arbeitenden Bolles nicht zu erwarten ist." Von der letzten Kammer wird gefagt: Die Majorität der verfloffenen Kammer hat in entschieden reat. tionärem Sinne thres Amtes gewaltet und die meisten ihrer Beschlüsse standen mit dem ganzen Gelfte der Zeit in Widerspruch. In den wichtigsten Fragen hat fte mit leichtem Herzen so ent schieben, wie es der herrschenden Strömung angenehm war. Sie hat ohne Bedenten das Reservatrecht der Branntweinsteuer geopfert, wodurch die kleinen Brennereien schwer belastet worden find, und sie hat ohne Befinnen das neue Gemeindegesetz ange nommen, welches den Polizeibehörden ein in Württemberg noch faum dagewesenes Uebermaß von Machtbefugnissen verleiht, Die während es die Rechte der Gemeindebürger beschränkt. Linte der Kammer gab sich den Schein der Opposition. Aber es blieb auch Schein. Die Linte erhob feinen Wider spruch gegen das neue Bemeindegeseg und schied aus bir Kammer mit der sonderbaren Erklärung, daß fte, die Oppofition, in der Frage der Verfaffungsrevision nichts habe thun fönnen, weil sie mit den gegnerischen Parteien ein Einver fiändniß zu erzielen nicht im Stande gewesen sei!" Bezüglich der Stellung der sozialistischen Arbeiterpartei zu den gegenwärtig in Württemberg obschwebenden Fragen wird in dem Aufruf

land, wo das Stück aufgeführt wird, zu einer Honorarzahlung bequemen, etwas, welches infolge des Feblens einer literarischen Uebereinkunft gewissenhaftest unterlassen wird. Summa sum­marum dürfte der materielle Gewinn, der dem Dichter von Die Frau vom Meere" zufällt, taum geringer als 22 500 m.

fein und wenn diese Summe auch nicht gerade übermäßig groß ist, so tann andererseits mit Fug und Recht gesagt werden, daß nicht alle Frauen 22 500 M. mitbringen".

Serr Schlayerle zu R. im badischen Ländle ist ein braver Geschäftsmann und ein eifriger Patriot. Bei nationalliberalen Bartelversammlungen hält er fich stets in der vordersten Reihe, um bei den oratorischen Kraft. stellen das übliche Bravo zu inszeniren und, wenn der Redner im Feuer seiner patriotischen Entrüftung an den französischen Erbfeind" geräth, den Sturmangriff zu leiten. Sein glühender Batriotismus und sein noch glühenderer Franzosenbaß haben ihn jedoch nicht gehindert, fich die franzöftsche Sprache anzueignen und in Frankreich Geschäftsverbindung anzutnüpfen. Neulich ist thm aber auf einer Geschäftsreise in dem wilden Land" etwas Unangenehmes paffirt, was er nachher zu Hause seinen Freunden erzählt hat. Ich geb', erzählte er, zu Nanzig in einen Friseur­laden, um meinen äußern Menschen verschönern zu lassen, denn die Leut' find dort in dieser Hinsicht penibel. Ich set' mich hin, der Barbier seift mich ein und fuchtelt dann mit dem Raftrmeffer vor meinem Geficht herum. Sie find wohl aus dem Süden?" fragt er und fest das Messer an. Nein, ich bin nicht aus dem Süden", sage ich tura. Oder wohl aus dem Norden?" fährt er fort und fäubert mir eine Backe. Auch nicht aus dem Norden."" Mittlerweile war mir der Mensch mit seinem verdammten Meffer bis zur Halsgegend gelangt. Plötzlich hält er mit seiner Arbeit ein und schreit: Mein Herr, Thr Afsent flingt ausländisch; find Sie ein Deutscher?" Damit fährt er mit seinem Messer nach meiner Surgel. Sollte ich mein Leben so elend unter der Hand eines franzöfifchen Bartkragers laffen? Ich dachte in einem einzigen Augenblid an Frau und Kinder, an Euch, an alles und brüllte: Ich bin ein Elfäffer." Ich fühle noch einige Striche im Geficht und höre dann das gewohnte ,, merci" bes Menschen. Ich war gerettet, aber an die Angst, die ich aus­gestanden, dente ich meiner Lebtag. Ihr lacht? Es soll's gestanden, dente ich meiner Lebtag. mal einer von Euch probiren und gefteben, daß er ein Deutscher ist, wenn er seine Gurgel unter dem Meffer eines wilden Bar­biers hat.

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zunächst hervorgehoben, daß die Partei bei der Verfaffungsrevifion für eine reine Vollstammer eintritt, worunter fte ver steht: Abschaffung der ersten Kammer, Verbannung fämmtlicher Privilegirten aus der zweiten Rammer, welche nur auf Grund des allgemeinen gleichen und direkten Wahlrechts Ausammenzusehen ist. Weitere Programmpunkte: Aufhebung der Lebenslänglichkeit der Ortsvorsteher, Forderung größtmöglichfter Sparfamteit im Staatshausbalt, Ablehnung neuer Steuern, Ber theilung der öffentlichen Auflagen dem Einkommen entsprechend, Förderung der Arbeiterschutzgesetzgebung( speziell Erweiterung des Fabrifinspektorats) und Forderung, daß den Arbeitern thre staatsbürgerlichen Rechte gewährleistet werden, daß man Gleich beit vor dem Gefeß walten laffe. Der Aufruf enthält sodann die Versicherung, daß die sozialistische Arbeiterpartei fich mit aller Energie an dem Wahlkampf betheiligen werde, um ihre Stärke zu erproben und die Reihe ihrer Anhänper zu mustern".

Zur Verminderung der Hochwassergefahren ist für die Zukunft die Verantwortung für die Leitung der Maßregeln zur Vorbeugung und wirksamen Bekämpfung dieser Gefahren einheitlich der Strombauverwaltung übertragen und derselben das entsprechende Maß von Befugniffen beigelegt. Die ents sprechende Abänderung des Reglements für die bestehenden Staatsverwaltungen, bei welcher augleich eine weitere Aus dehnung der Buständigkeit dieser Behörden in Bezug auf die Erhaltung beziehungsweise Herstellung eines ausreichenden Hochs wafferprofils vorgesehen ist, hat die faiserliche Genehmigung er­halten.

Die Offenburger Nachrichten" erscheinen von jetzt ab unter dem Titel Südwest- deutsches Boltsblatt" ( Offenburger Nachrichten) in wesentlich vergrößertem Format und ohne Preisaufschlag unter ihrem bisherigen Redakteur Adolf Ged.

Ans Villingen ( Baden ) wird unterm 21. Dezember ge meldet: Der als Anarchist bezeichnete Franz Troppmann aus Floß in Bayern , welcher Ende August hier verhaftet wurde und unter fteter Bewachung durch die Gendarmerie hinter Schloß und Riegel gesezt war, wurde gestern zum allgemeinen Erstaunen auf freien Fuß gestellt. Die Reichsanwaltschaft hat ver muthlich das Beweis material nicht hinreichend gefunden und des wegen das Untersuchungsverfahren eingestellt.

Großbritannien .

Mit genauer Noth ist es der englischen Regierung gelungen, die Geschäfte des Unterhauses diese Woche abzuwickeln und am Weihnachtsabend wird das Parlament vertagt, voraus heißungen der Thronrede, welche im Februar 1888 verlesen fichtlich bis zum 20. Februar 1889. Wenn man die Ver worden ist, mit dem gesetzgeberischen Ergebnis ver gleicht, wie es am Ende der Seffton erscheint, so muß man bas Resultat als sehr mager bezeichnen. Drei Gefeßesnovellen ersten Ranges waren verheißen. Eine Bill, welche den Mißbräuchen, die bei den Gründungen von Handelsgesellschaften vorkommen, ein Ende machen soll, erhielt einen Ehrenplatz im Programı, fam aber nie vor das Unterhaus. Die Bill, welche die Hafts pflicht der Arbeitgeber genauer bestimmte, wurde bei der zweiten Lesung besprochen, von einem ständigen Komitee eingeben ber handelt, mußte aber fallen gelaffen werden, weil man zur britten Lesung feine Beit fand. Nur die Eisenbahn Fracht. Bill erhielt einen Platz im Gesetzbuch. Die Minister hatten immer verkündet, daß die Seffion eine englische sein werde; aber von den vier speziell englischen Gefeßesvorschlägen fam nur eine einzige, Ritchie's Lotalverwaltungsbill, im Unter haus zur Behandlung und fonnte, Dank der aufrichtigen Unter ftügung der Oppofition, zu Ende berathen werden. Aber auch dieses Gesetz wurde zum bloßen Gerippe ausgemergelt. Alle fireitigen Paragraphen, wie die Einfegung von Diftritte Behörden und die Bezahlung einer Entschädigung an Besitzer von Wirthschaften, denen das Patent entzogen wird, mußten ausgemerzt werden, wollte man nur das Grundwerk des Ge setzes retten. Schottische Gesetze wurden vorgelegt, aber lein einziges tam zur Berathung. Für dieses Fiasto muß das Rabinet direkt verantwortlich gemacht werden. Am Anfang der Seffton war eine Geschäftsordnung angenommen wor ben, deren rigorose Vorschriften mit oft unnöthiger Strenge von dem Sprecher Peel angewandt wurden. Der Debattenschluß wurde angenommen und von ihm mit einer Willtür gehand habt, welche ihm den Vorwurf der Parteilichkeit zuzog. Das Unterhaus trat früher zusammen und die Sigungen wurden um Mitternacht geschloffen außer menn hochwichtige Debatten im Gange waren, Von einer Obstruktion, das heißt einer fyftematischen Beitvergeudung durch eine fattiöse Oppofiticn fonnte unter den Umständen keine Rede sein. Für das kläg liche Resultat der vielversprechenden Seffion müssen andere Gründe gesucht werden. Der Minister Smith, deffen Unfähigkeit von Freund und Feind anerkannt wird, ist als Leiter des Unter hauses für einen Theil der Zeitvergeudung verantwortlich. Aber weitaus das größte hinderniß in dieser englischen Seffton waren die trischen Wirren. Man hatte in der Thronrede der Schwesterinsel nur eine Maßregel versprochen: ein umfassendes Gesetz zum Landankauf. Aber der erste, wichtigere Theil der Seffton verfloß, ohne daß dieses Gefes in Behandlung genom men wurde, wenn es überhaupt je in dem Portefeuille des Sekretärs Balfour au finden war. Daber wurde es nöthig, in der Herbstseffton, die ausschließlich der Berathung des Etats ac widmet werden sollte, ein Kreditvotum von fünf Millionen für die trischen Grundbefizer gegen den Willen des irischen Vertreters durch das Unterbaus zu peitschen. Das war eine Beitverschwen bung. Das Schlimmste in diesem Kapitel geschah jedoch im ersten Theil der Seffion. Der Versuch des trischen Sekretärs, dem ruinirten irischen Landlord King Harman eine gut bezahlte Untersekretärftelle zu verschaffen, mußte nach einer Bettvergeu dung von mehreren Tagen aufgegeben werden. Am tollsten jedoch ging es bei der Berathung der Bill zu, welche die famose Parnellkommission schuf. Die irischen Par nelliten protestirten laut und lang gegen dieses Gefeß und die Bäntereien nahmen mehrere Wochen in Anspruch, weil die Mi nifter für die begründeten Einwendungen der Volksvertreter tein Gehör hatten. Srland versperrt den Weg." Die Ein setzung dieser Kommiffion und die lange Dauer der nuglosen Verhandlungen haben außerdem das ganze Justizwesen über den aufen geworfen. Der Abberufung breler Richter von threm legitimen Wirkungskrets hat man es zu verbanken, daß die Rüdstände vor den Gerichtshöfen sich in erschreckender Weise anhäufen.

Frankreicy.

Der Senat nahm das Budget Des Ministeriums der schönen Künste an. Der Kultusminister bekämpfte den Antrag betreffend die Erhebung von Eintrittsgeld für Museen und erklärte, die Muſeen bildeten einen Theil der Die allgemeinen Unterrichtszweden vorhandenen Anstalten und müßten beshalb auch für jedermann zugänglich sein.

Gerüchtweise verlautet, die Wähler der Seine würden zur Vornahme der Ersagwahl an Stelle des verstorbenen Depu tirten Hude zum 27. t. Mis. einberufen werden. Die Repu blikaner beabsichtigen, der Kandidatur Boulanger's im Departement der Seine diejenige Vacquerie's entgegenzustellen.

Boulanger hat eine Erklärung erlaffen, nach welcher er bei der Ersaswahl in Paris bem ministeriellen Kandi baten gegenüber als Gegenkandidat auftreten wird. Die repu blikanischen Blätter fordern alle Republikaner zur Vereinigung für die allein in Betracht kommende Kandidatur Vacquerie's auf, welcher die Kandidatur auch bereits im Prinzip ange nommen habe.

Rukland.

Vor einiger Zeit wurde gemeldet, daß der Bar, mit den bisherigen Ergebnissen der gerichtlichen Untersuchung betreffs des Eisenbahnunfalls zu Borti nicht zufrieden, den Be fehl ertheilt habe, mit den Nachforschungen noch einmal von