das Stück 45 M.- Holo Mita, das Paar 150 M. 2c. Man fieht, die Preise sind nicht so hoch, wie man im Allgemeinen annimmt.
Ein„ Jack der Aufschliter" ist am legten Sonntag in Potsdam dingfest gemacht worden und zwar unter folgenden Umständen: Der Befiger einer Nähstube fab fich gezwungen, des Weihnachtsfeftes megen am legten Sonntag fein Personal arbeiten zu laffen. Am Nachmittag erschien nun bei ihm ein junger Mann, welcher einen Brief abgab und fich dann eiligst entfernte. In dem Kouvert lag eine Karte mit der Aufschrift: Heute Abend große Mobilmachung. Mädchen sofort entlaffen. Wenn nicht, um 19 Uhr große Verstümmelung. Jack der Bauch auffchlizer." Der Geschäftsbefter versuchte nun auf der Straße ben Ueberbringer des Briefes zu erspähen und hatte richtig das Glüd, denselben dabei zu treffen, wie er ein Dienstmädchen aus bem Hause fragte, ob die Nähmädchen schon fort wären. Als der junge Mann den Nähstubenbefizer fab, lief er eiligst davon, wurde aber von Baffanten verfolgt und flüchtete schließlich in ein Gebüsch auf dem Wilhelmsplay, wo er festgenommen und einem Schußmann übergeben wurde. Er entpuppte fich als der Sohn des Schneidermeisters Meyer in Potsdam , welcher die Manufatturwaaren Branche erlernt hat und gegenwärtig Annonzen Acquifiteur bei der Nowawes- Neuendorfer Beltung" tit. Den Brief will er von einem jungen Mann, Mamens Sauer, zur Besorgung erhalten haben. Dieser Dummejungenstreich wird noch ein Nachspiel vor Gericht wegen groben Unfugs haben.
Beim Anzünden eines Weihnachtsbaums ist am Weihnachteabend die Frau des in der Wallstraße wohnenden Drechslers R. nicht unbedenklich verlegt worden. Während im Nebenzimmer der Mann und die Familie der Betreffenden warteten, zündete Frau K., nachdem fie die Geschenke auf dem Tische geordnet, die Lichte an. Hierbei muß die Frau wohl nicht vorsichtig genug hantirt haben, denn plöglich stürzte der Baum um und die brennenden Wachslichter setzten die leicht Feuer fangenden Geschenke in Brand. Anstatt nun Hilfe herbeizurufen, versuchte die Unvorsichtige, allein die Flammen zu löschen, wobei ihre Kleider Feuer fingen und sie selbst in die Gefahr des Verbrennens gerieth. Der nunmehr infolge des Geschreies hineineilende Gatte tam gerade noch rechtzeitig genug, um diese Gefahr von seiner Frau abzuwenden; trotzdem hat Dieselbe nicht unbedeutende Brandwunden an den Händen, Armen und Bruft erlitten, so daß fie die Hilfe eines Arztes in Anspruch nehmen mußte. Den Brand der total verdorbenen Weihnachtsgeschente löschten die herbeigerufenen Hausbewohner mittelst einiger Eimer Waffer.
Mord in Charlottenburg . Auch aus Charlottenburg meldet ein Berichterstatter einen Mord vom Heiligabend. Der Weinhändler Jung am Charlottenburger Ufer gab seinen Leuten in einem benachbarten Schanklokal etwas zum Besten. In der Nacht betrat noch eine etwas angetrunkene Gesellschaft das Lokal und erging fich bald in anzüglichen Nebensarten, wie: Das fleht ja hier aus, wie in einer Verbrecherkneipe!" u. d. m. Ein Wort gab das andere, schließlich zog man die Meffer und in dem Kampfe wurde einer von den Eindringlingen erstochen. Der Privatfutscher des Herrn Jung, mit Namen Rothschild, wurde unter dem Verdacht, den tödtlichen Stoß geführt zu haben, verhaftet.
Weithin nichtbarer Flammenschein verkündete gestern Morgen den Bewohnern des Nordost Viertels eine große Feuersbrunft. In dem Hofe des Hauses Greifswalderstraße 71 befinden fich langgestredt Quergebäude, die theils zu Stallungen, theils zu Wohnungen in den oberen Etagen verwendet werden. Ein ausgedehntes einfiödiges schuppenartiges Haus des Hofes, welches dicht an dem mit seiner Sinterfront angrenzenden St. Georgen Kirchhof gelegen und so das riesige Grundstück ab schließt, ist an den Fouragehändler 2., welcher hier ein großes Lager Stroh, Heu, Hafer u. f. w. unterhält, vermiethet. Auf bis jetzt noch nicht aufgeklärte Weise brach gestern früh gegen 5 Uhr Feuer in diesem Speicher aus und im Verlauf einer stand bereits das Viertelstunde in ganze Magazin Flammen, dadurch die daran stoßenden bewohnten Se bäude bebrobend. Die sofort alarmirte Feuerwehr der Reibel und Dderbergerstraße arbeitete unermüdlich an der Bekämpfung des großen Brandes, deffen Flammen überall hin fichtbar waren; zwei Dampfsprigen sandten fortgesett ungeheure Waffer maffen in das brennende Gebäude und es gelang endlich im Verlaufe mehrerer Stunden nicht allein die Hofgebäude zu schüßen, sondern auch die Flammen in dem Magazin zu er ftiden. Das letztere ist total heruntergebrannt und die ziemlich bedeutenden Waarenvorräthe theils durch die Flammen, theils durch das Waffer vernichtet. Eine Anzahl Pferde, welche in einem Stall der Fouragehandlung untergebracht war, fonnte nur mit großer Mühe aus dem brennenden Gebäude gerettet werden. Ueber die Art der Entstehung des Brandes erfahren wir noch, daß derselbe leicht durch Selbstentzündung des dort lagernden Strohs und heus, welches fich in naffem Bustande befunden, entstanden sein kann.
Eine Revolverschießerei nach amerikanischer Art gab hier in der Weihnachtsnacht ein in der Linienstr. 221 wohnender studirender Neger aus Amerika zum Besten. Er feuerte auf den in demselben Hause wohnenden Kaufmann Leveren und deffen Ehefrau, welche auf dem Treppenflur mit dem Wirth des Amerikaners in eine Prügelei gerathen waren, awet Schüffe aus einem Revolver ab, welche den Leveren und deffen Frau trafen, jedoch glücklicher Weise nur leicht ver legten. Eine Anklage wegen vorfäßlicher Körperverlegung wird Den schwarzen Revolvermann darüber belehren, daß der artige Schießübungen hier zu Lande dem Studium wenig zuträglich find.
Ueber die Ursache des vorgestern Abend im Ber liner Theater vorgekommenen blinden Lärms haben, wie uns von der Direktion des Theaters mitgetheilt wird, die amtlichen Erhebungen folgendes ergeben: Kurz nach Beginn des fünften Aftes erhob fich in einer der vordersten Parketreiben eine Dame, um das Haus zu verlaffen; ihr folgte bald darauf ein Ehepaar, bas außerhalb Berlins wohnt und darum wahrscheinlich zeitig zum Bahnhof gelangen wollte. Dieser Umstand und die fich anschließenden Rufe um Nube u. f. m. riefen bei einigen ängft lichen Buschauern den Glauben wach, es sei eine elementare Störung eingetreten. Die dadurch entstandene Unruhe wurde, wie schon berichtet, in kürzester Frift beseitigt. Amtlich wie auch seitens des Publifums wurde bei dieser Gelegenheit festgestellt, daß am Berliner Theater alle zum Schuße der Besucher ge troffenen Einrichtungen trefflich in Ordnung waren. Die Thüren waren geöffnet, die Gänge und Treppen doppelt beleuchtet und Die Garderobieren und Logenschließer, sowie überhaupt alle Be amten auf der Bühne und im Zuschauerraum behaupteten thre Pläge.
Bu dem Morde in der Krausnickstraße erfahren wir noch folgendes: Die bei einem Pfandlether vor dem Halle'schen Thor versette Uhr gehört, wie fich nunmehr herausgeftellt hat, nicht dem ermordeten Röse. Es werden übrigens fortwährend Siftirungen seitens der Kriminalpolizei vorgenommen, so wurde zum Beispiel gestern Nachmittag ein junger Mann, Namens Otto Schulz aus Schönhausen , verhaftet, der jegt in der Großen Frankfurterstraße wohnt; derselbe soll den St. um Stellenver mittelung angegangen haben, von ihm aber abgewiesen worden sein. Gestern wurde auch dem Dienstmädchen Anna Hobrecht auf dem Moltenmarkt eine Person vorgeführt, welche dem Manne mit dem gescheitelten Haar" ähnlich sehen sollte, die 6. fonnte denselben aber nicht relognosziren. Die Polizei hat bei den hieflaen Barbieren angefragt, ob etwa ein junger Mann mit in der Mitte gescheiteltem Haar fich in den letzten Tagen habe einen Schnurrbart abnehmen laffen.
Von amtlicher Seite wird noch mitgetheilt: In der Nöseschen Raubmordsache hat ein hiesiges Blatt die Nachricht ver breitet, daß die geraubte Bylinderuhr bei einem Pfandleiher
aufgefunden worden sei. Diese Nachricht ist unrichtig. Ers mittelt ist der Uhrmacher, von welchem Röse vor etwa 2 Jahren die Uhr für 40 M. gelauft hat, und kann daher die Beschrei bung derselben vervollständigt werden. Die Uhr ist eine filberne Remontoir Uhr ohne Golbrand mit ovalem Bügel, gewöhnlichen Beigern und Sefundenzeiger mit der Nr. 579 und dem Fabriks stempel 7772. Auf dem Deckel der Rückseite befindet sich in erhabener Arbeit ein Jagdstück, darstellend ein Wildschwein und einen Baum, vielleicht auch Jäger und Hunde.
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Polizeibericht. Am 27. d. M. Vormittags wurde ein Kaufmann in seiner Wohnung in der Spandauerstraße mit cinem Schuffe in der rechten Schläfe todt aufgefunden. Nach mittags wurde vor dem Hause Spandauerstr. 63 ein 10 Jahre altes Mädchen von einer Droschte überfahren und am linken Beine anscheinend schwer verlegt. In der Nacht zum 28. ds. wurde an der Ede der Brunnen und Invalidenstraße ein Báder von einer vorüberfahrenden Droschte niedergestoßen und erlitt dadurch schwere Verlegungen am Kopfe und am rechten Fuße, so daß er nach der Charitee gebracht werden mußte.- Im Laufe des Tages fanden an fünf verschiedenen Orten fleinere Brände statt, welche von der Feuerwehr gelöscht wurden.
F
Theater.
Berliner Theater. Seitdem die Meininger das Ge heimniß entdeckt, auf der Bühne die Bewegung großer Volle maffen zu veranschaulichen, muß jedes Theater, welches etwas auf fich hält, mit dem alten Schlenbrian brechen und statt der üblichen brei oder vier Statisten aus der nächsten Kaserne, die in Phantafteröden steden, wirklich geschulte Schauspieler und ein wirkliches Spiel der großen Maffen bieten.
Das Berliner Theater bat diesen modernen Anforderungen am Donnerstag im Julius Cäsar " durchaus entsprochen. Gerade die Volisszenen bildeten den Glanzpunkt der Aufführung. Die Szenen des ersten Aktes zeigten die Erregung und den Tumult der stürmischen Beit. Die Bestürzung und das Entsetzen nach Cäsars Ermordung auf dem Kapitol, die Szenen auf dem Forum und dann der allmälige Uebergang der Boltsstimmung bei der Rebe des Antonius von der vollkommenen Billigung der Hinrichtung des Tyrannen bis zum wild emporlodernden Haß gegen seine Mörder" murden meisterhaft dargestellt. Die unheimliche Stille vor dem Geroitter, vor der Schlacht bet Philippi, welche die kühnen Vertheidiger der Republit, Brutus und Caffius, vernichtet und den frechen Demagogen und Ufurpator Antonius die Früchte der selbstlosen That der Freiheitstämpfer einheimsen läßt, den ahnungsschwangern Augenblic vor dem Busammensturz der stolzen Republik stellten die schweigsamen Lagerszenen mit überwältigender Anfchaulichkeit bar.
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Hatte hier das Regie und die firenge Schulung der Bu sammenwirkenden das Trefflichste geleistet, was überhaupt zu erreichen war, so standen die Einzelleistungen leider nicht auf derselben Höhe. Ausgenommen bleibt der fräftige Naturalismus, mit welchem Ludwig Barnay seinen Marc Anton auffaßte. Dieser Künstler arbeitet unabläfftg an fich selber; er begnügt fich nicht mit dem wohlfeilen Erfolge eines langvollen Organs, sondern er wühlt sich in die Figuren hinein und läßt seine eigene Persönlichkeit vollständig hinter dem dargestellten Charakter zurücktreten. zurücktreten. Herr Krausned hatte sich vollkommen vergriffen. Dieser Shakespearesche Brutus ist doch kein Mar Piccolomini in Römerrüftung! Auch Julius Cäsar wird wohl nicht wie Herr Franz Jacobi ausgesehen haben; in seiner Darstellung glich der Erfinder des Bäsarenthums einem Fabrikate der Nürn berger Spielwaarenindustrie, wenn nicht sein Jdiom an einigen Stellen auf Heimathsberechtigung im gemüthlichen Sachsen hin cewiesen hätte( Herr J. sagte z. B. Grinde"). Von den Damen set geschwiegen. Gerügt soll nur die Unfitte werden, zum Vergnügen des Parquets die Knabenrollen durch Mädchen Trikots darstellen zu laffen. Diese Konkurrenz Dem lönnte Adolf Ernst Theater unterbleiben. Das Publikum spendete reichlichen Beifall; Barnay wurde zu verschiedenen Malen gerufen. Er hatte sich nicht nur als Marc Anton, sondern auch als Direktor verdient gemacht. Im fünften Att war nämlich plöglich eine Panit entstanden; es hieß mit einem Male, Feuer wäre im Theater und die Parket besucher begannen ihr theures Leben in Sicherheit zu bringen. Das Spiel mußte unterbrochen werden, auf der Bühne erschienen Herren im schwarzen Rod, der Direktor und ein Feuerwehr mann. Und nun machte Herr Barnay den unbeabsichtigten Scherz, zu rufen: So lange ich hier stehe, ist feine Gefahr vorhanden." Das beruhigte. Es war auch wirklich nur leerer Lärm gewesen.
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Gerichts- Zeitung.
Wie ein Räuberhauptmann haufte in der Jungfern haide seit Dezember 1887 ein gewiffer Gustav Ziegler, welcher gestern wegen Diebstahls in acht Fällen vor der 1. Straffammer des Landgerichts Il fich verantworten mußte. Siegler führte selt Jahr und Tag ein freies Leben", wie es im Buch steht; er ist schon früher mit drei Monaten Haft wegen Munddiebstahls vorbestraft worden, weil er es vorgezogen hatte, anstatt durch
gestärkt. Endlich gelang es Herrn Steuer, den Freibeuter auf frischer That frischer That zu ertappen und ihn festzunehmen. Vor der Straffammer legte Biegler ein offenes Geständniß ab; eine ganze Reihe schwerer, versuchter und Munddiebstäble wurden ihm zur Laft gelegt, ferner Fundunterschlagung bezüglich der beiden auf der Chauffee gefundenen Eäde. Dem Antrage des Staatsanwalts gemäß und im Hinblick darauf, das Biegler be deutende, nicht sofort vertilgbare Mengen von Nahrungsmitteln entwendet hatte, erachtete der Gerichtshof den Biegler im Sinne der Anklage des mehrfachen schweren und verfuchten Diebstahls sowie der Fundunterschlagung für schuldig. Das Urtheil lautete auf 1 Jahr Gefängniß und 14 Tage Haft.
Ein sonderbarer Anklagefall wegen Bedienung eins thm nicht zukommenden Namens einem Beamten gegenüber ge langte vor der 96. Abtheilung des Berliner Schöffengerichts zur Verbandlung. Auf der Anklagebant nahm ein altes Mütterchen, Die 77jährige Almosenempfängerin Marie Niederhof, geb. Struve, Blaz. Am 6. Dltober cr. hatte sie der Wacht meister N. nach der Wache gebracht, well fte vor dem Haufe Mollenmarkt Nr. 7 eine Bettlerstellung eingenommen hatte. Dem Beamten gegenüber nannte fie fich wie vorstehend. Aus dem polizeilichen Regifter wurde aber ermittelt, daß ihr in dem von ihrem separirten Ehemanne gegen fie angestrengten Ehe scheidungsprozesse, in welchem die Ehe getrennt und fte für den allein schuldigen Theil erklärt worden war, durch Ver fügung des früheren Stadtgerichts vom 15. März 1853 bas Recht aberkannt worden ist, den Namen thres gefchiedenen Ehe mannes weiter zu führen. Infolge deffen ist thr Namensregister in Marie Struve" umgeändert worden. Auf die Frage des Präsidenten, warum fie fich denn den ihr nicht zukommenden Namen thres früheren Mannes beigelegt habe, erklärte die An geflagte, daß der Erlaubnißschein zum Handel mit Streichhölzern von der Behörde trop Kenntniß des Stadtgerichtsurtheils zur Vermeidung von Verwechselungen auf den Namen separirte Niederhof, geb. Struve, ausg stellt ist. Sie sei daher in dem Glauben gewesen, daß fie dem Wachtmeister auch diesen mit threr Legitimation übereinstimmenden Namen angeben müffe. Mit dem Amtsanwalt v. Glau war der Gerichtshof der Anficht, daß vorliegend nicht von Beilegung eines falfchen Namens die Rede sein könne, es erfolgte daher die Freisprechung der alten Frau.
Recht gewagte Grundstücks- und Hypotheken. Schiebungen sowie sonstige Betrügereien beschäftigten geftern die 93. Abtheilung des Schöffengerichts in einer An flagefache, welche schon seit Jahr und Tag bei hiesigen und auswärtigen Gerichten schwebt. Auf der Anklagebant befand fich ein nicht unintereffantes Paar, der bereits mehrfach vorbe strafte ehemalige Rittergutsbefizer und Amtmann" Carl Friedrich Krüger und seine Braut, die geschiedene Kauf manns- Ehefrau Helene Weiland, geb. Koch. Die Ans geflagten, welche fich als bereits verheirathet ausgaben, sollten großartige Schwindeleien ausgeführt haben. Krüger trat im Herbst 1887 mit dem Befiger des Deutschen Hauses in Jauer wegen Ankauf dieses Hotels in Verbindung und gleichzeitig mit einem Hotelbefizer in Krampas auf Rügen , deffen Grundstücke, Logir Villen 2c. er ebenfalls faufen wollte. In beiden Fällen ist es zu einem definitiven Abschluß nicht gekommen, da die Verläufer noch rechtzeitig die völlige Vermögensloßgleit des Krüger erfuhren. Troßdem die Verbandlungen wegen der Grundstücke und Geschäfte erst an getnüpft waren, traten die Angeklagten bereits als Befizer auf. Krüger ließ auf das erst zu erwerbende Grundstück in Krampas eine Hypothet von 24 000 D. auf den Namen seiner Braut anfertigen und wollte dieses Instrument verpfänden, um mit dem Pfandschilling die verlangte Anzahlung von 10 000 M. auf bas von ihm zu übernehmende Inventar zu Inventar zu leiften. Wegen dieser Schiebung haben die Angeflagten in Greifswald neun Monate lang in Untersuchungshaft gefeffen, es ist ihnen aber gelungen, ein freisprechendes Urtheil zu erzielen, meil Krüger den Nachweis führte, daß er boffen durfte, von dritter Hand Geld zu erhalten. Beide Angeflagte follen nun hier in Berlin bet verschiedenen Geschäftsleuten Bestellungen für thre Hotels in Jauer und Krampas gemacht haben, indem fte Porzellan und Alfenide- Geschirr mit den Stempeln der bes treffenden Hotels anfertigen ließen. Es stellte fich im Laufe der Verhandlung heraus, daß nur ein Borzellanhändler geschädigt war, der übrigens nicht zu behaupten wagte, daß die Angeklagten falsche Vorspiegelungen benutten. Ebenso unficher waren die übrigen Beugen in ihren Angaben, sodaß der Staatsanwalt alle Fälle des verfuchten Betruges ausschied. Es blieb nur ein Fall des vollendeten Ber truges übrig. Die Angellaaten hatten ein Pianino für 750 Mt. getauft und es sofort für 400 M. bei dem Spediteur, der später beffen Ueberführung nach Krampas besorgen sollte, versetzt. In diesem Falle wußte der Lieferant genau, daß er durch falsche Vorspiegelungen zur Kreditgemährung bewogen worden war. Der Gerichtshof belegte für diesen Fall den ungeklagten Krüger mit 1 Jahr 3 Monaten Gefängniß und 2 Jahren Ehrverlust, Die Weiland mit 7 Monaten Gefängniß. Von ersterer Strafe wurden 9 Monate, die lettere wurde durch die Untersuchungshaft völlig für verbüßt erachtet.
worden
Arbeit seinen Lebensunterhalt zu erwerben, ben legteren einfach Soziales und Arbeiterbewegung.
je nach Bedarf aus fremder Leute Hauser durch Dieb. Stahl fich zu beschaffen, während er irgendwo im Freien die Nacht verbrachte, oder in der Nähe einsam belegener Wohnstätten an der Berliner Weichbildsgrenze obdachslos um herlungerte. Dieses räubermäßige" Leben gefiel trop aller Widerwärtigkeiten dem Siegler derartig, daß er nach Verbüßung der obenbezeichneten Haftstrafe wiederum dieselben Pfade auf die Dauer betrat. In der Jungfernhaide logirte Biegler unter freiem Himmel, swet Getreidesäde, welche er im September vorigen Jahres auf der Chauffee am Spandauer Schifffahrts fanal gefunden hatte, dienten ihm als Schlafdecken. Seinen Bedarf an Lebensmitteln lieferte ihm der Vorrathskeller des Försters Bünger im Forsthaus Rehberge; wiederholt hat Biegler mittelft Einbruchs fich Brot, Rafe, Butter u. f. w. verschafft und einmal sogar den ganzen Kellerhals om Forst bause abgedeckt, um dort eindringen zu lönnen; ein Quantum Wein, welches er dort vorfand, ließ ihn die Sehnsucht nach Wiederholung derartiger Genüffe fpüren. Die Vorratbsräume des Restaurateurs Steuer am Spandauer Schifffahrtskanal im Pieskowski'schen Hause( auf Charlottenburger Gebiet) boten hier zu dem Ziegler reichlich Gelegenheit und Ziegler sah sich umso. mehr veranlaßt, diese neue Bezugsquelle zu wählen, weil der Herr Förster Bünger, von seiner Hausfrau auf die ständigen Mantos hingewiefen, mit seinen Hunden dem frechen Eindringling ein Willkommen vorbereitet hatte. Biegler ließ jedoch fortan Förster's Vorrathsfeller unbeachtet und erbrach, als Ende Mai d. J. sein Vorrath wieder erschöpft war, den Keller des Restaurateurs Steuer; ein paar Viergroschen Grote, 1 Satte Schmalz, 1 Flasche Kognat, 1 Flasche Wein, 50 Flaschen Weikbier, 1 paar Käse und Würfte räumte Biegler während ein r Nacht mit marders artiger" Geräufchlofigkeit und Geschicklichkeit aus und schaffte die gestohlenen Lebensmittel nach seinem Verfted in der Haide. Als der Vorrath Vorrath erschöpft war, fam Biegler wieder und weber eiserne Drahtgitter noch etferne erneuerten Traillen, welche Herr Steuer inzwischen, um Versuchen vorzubeugen, hatte anbringen laffen, hielten den Lebensmittelmarder von seinem Vorhaben ab. dere Gegenstände ließ Biegler unberübrt, er ftohl nur Lebens mittel en gros, allerdings mit unbeschreiblicher Frechheit und Hartnädigkeit; einmal hafte Biegler es war bereits der sechste Diebstahl im Steuer'schen Restaurationsgeschäft- den Weg burch die Thür genommen und nachdem er in der Küche am Wein, Kognat, Käse fich gütlich gethan, in einem unbenugt stehenden Bett durch einen Schlummer fich zu weiterer Arbeit"
An
Die Hauptergebnisse der deutschen Kriminalstatistik für 1887 werden soeben vom statistischen Amt veröffentlicht. Wir heben folgendes daraus hervor: Wegen Verbrechen und Vergeben gegen Reichsacsege find von den deutschen Gerichten verurtheilt worden 356 339 Perfonen gegen 353 000 im Jabre 1886, 343 087 im Jahre 1885, 345 877 im Jahre 1884, 330 128 im Jahre 1883 und 329 968 im Jahre 1882. Die Bu nahme betrug also im Vergleich zum Vorjahre 3339 Personen oder 0,95 pCt., fie dürfte damit fast genau eben so groß sein, wie die allgemeine Bevölkerungszunahme. Seit 1882 bat fich die Zahl der verurtheilten Personen um 8,0 pCt. vermehrt, während die Bevölkerung von 1881 bis 1886 um 3,7 pct. ge fliegen ist; seit 1884 bat die Kriminalität um 3,0 pCt. zuae nommen, wogegen die Bevölkerung von 1883-1886 um 2,4 pct. angewachsen ist; es ergiebt sich also, daß eine ziemlich normale Steigerung der Verurtheilten stattgefunden hat. Trennt man die einzelnen Hauptgruppen von strafbaren Handlungen von einander, so findet man, daß im Jahre 1887 das seit Beginn der deutschen kriminalstatistischen Erhebungen bemerkbare Sinten der gegen das Vermögen gerichteten Delitte angehalten hat. Es find wegen derartiger Verbrechen 2c. 154 744 Personen vers urtheilt gegen 156 930 im Jahre 1886 und 169 344 im Jabre 1882. Die Abnahme aegen das Vorjahr beträgt mithin 1,4 pCt., Die gegen 1882 8,6 pEt Ebenso haben die Delifte gegen die Person auf ihrer Zunahme beharrt, indem hier die Bahl der Verurtheilten 137 745 beträgt gegen 134 019 im Jahre 1886 und 107 398 im Jahre 1882. Wir können also eine Zunahme um 2,8 pCt. gegen 1886 und um 28,3 pt. gegen 1852 feststellen. Bei der dritten Gruppe der Verbrechen 2c. gegen Staat, Religion und öffentliche Dronuna zeigt sich ebenfalls eine andauernde Steigerung mit 62 331 Verurtheilten gegen 60 458 im Jahre 1886 und 51 623 im Jahre 1882. Die Zunahme beziffert fich also auf 3,1 bezw. 20,7 pet. Die Verbrechen u. s. w. im Amte endlich schwanken vielfach; doch zeigt das Jahr 1887 eine so geringe Bahl, wie feines im Vorjahre. Es wurden 1519 Verurtheilte gezäblt, gegen 1593 im Vorjahre und 1613 im Jahre 1882, woraus fich eine Abnahme um 4,6 bezm. 5,8 pCt. ergiebt. Was die ein zelnen Arten von Deliften betrifft, so tönnen wir hier nur auf die am meisten verbreiteten eingehen. Am zahlreichsten find die Verurtheilungen wegen einfachen Diebstahls, die im Jahre 1887 65 297 Personen betrafen; doch ist gerade bei diesem Delikt die Abnahme sehr start; es betrug