liche Fensterstöde sammt ihren Bergitterungen je in einem Stücke in Eisen gegoffen und ein Deffnen derfelben, mit Aus nahme von zwei winzigen ,, Guderln", absolut unmög lich, welcher Umftand auch das rasche Eindringen der Feuer mehr gleich von Anfang an verhindert oder doch wesentlich er­schwert hat. Aus diesen Räumen fich allenfalls durch die Fenster zu retten, ist geradezu ein Ding der Unmög lichkeit! Die Mehrzahl der im Pfister'schen Anwesen betrie benen Geschäfte gehört dem sogenannten feuergefährlichen Ge werbebetrieb an; es feien hier nur furz genannt: eine Möbel fabril, welche bei großen Holzvorräthen mit 28 Hobelbänken ar beitet und ungeachtet der eingerichteten Gasbeleuchtung fich der höchft gefährlichen Betroleumbeleuchtung bedient; ferner eine Drechslerei, eine Spunddreberet, eine Verbandstofffabrik mit großen Wollevorräthen 2c. Daß es bei fo feuergefährliten Bu­ftänden unsere wadere Feuerwehr fertig brachte, den ausge brochenen Brand auf seinen Herd zu beschränken und in so Turzer Zeit zu löschen, muß als ein Beweis der Tüchtigkeit un Wenn ferer ausgezeichneten Feuerwehr anerkannt werden."

folche Bustände, wie die hier geschilderten, in einer Stadt wie München   herrschen können, wo man doch voraussetzen sollte, baß die zur Prüfung der Feuergefährlichkeit eingefegten Dr gane balbwegs thre Pflicht thun, wie mag es da erst in den Fabriken auf dem Lande und an fleineren Orten aussehen? Uebrigens ist es wieder recht bezeichnend, daß das Unglück in Neumünster   faft von der gesammten Preffe mit der kurzen Wäre es ein Konstatirung her Thatsache abgethan wurde. Theaterbrand gewesen, bei dem 20 Menschen den Tod gefunden oder schwer verwundet worden wären, der Vorgang wäre in spaltenlangen Artikeln Wochen hindurch erörtert wor den. Aber blo& ein Fabritbrand, bei dem nur" Arbeiter ge röstet wurden, darüber verlohnt es sich natürlich nicht, eingeben der zu berichten oder gar Vorschläge zu machen, wie solchen Unglüdsfällen in Bukunft vorgebeugt werden lönne. Mögen Deshalb die Arbeiter ihre Sache selbst in die Hand nehmen und alle Fabriken und Arbeitsstätten, wo Bustände gleichwie in Neumünster   oder München   vorhanden sind, in der Arbeiterpreffe Der Deffentlichkeit denunziren.

Die nun schon Monate andauernde Untersuchungs­haft des Herrn Profeffors Geffden berührt auch in Kreisen, in welchen man sich sonst um Leute, welche hinter den schwe dischen Gardinen figen, wenig fümmert, etwas unangenehm. Abgesehen davon, daß es bis heute, außer natürlich den Ein geweihten", noch niemandem hat gelingen wollen, zu entdecken, was denn Geffden eigentlich verbrochen, liegt doch der That

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bestand, um deffentwillen der in Ungnade gefallene Professor eingelocht wurde, so flar vor aller Augen, daß es dem Laten rein unverständlich wird, was denn der Untersuchungsrichter sowie der Staatsanwalt noch immer zu suchen haben. Für uns ist natürlich die Person des Herrn Giffden abgesehen davon, daß wir jedes Opfer der modernen Inquifition, genannt Untersuchungshaft, bedauern- sehr gleichgiltig. Wohl aber möchten wir zur Kennzeichnung, wie sehr man fich in den betheiligten Kreifen des Werthes der Untersuchungshaft zur Er zielung verurtheilender Erkenntnisse bewußt ist, eine Aeußerung in den weiteren Kreis der Deffentlichkeit bringen, welche ein Staatsanwalt zum besten gab, der in einem der jett fo zahlreichen Geh imbundsprozeffe das Malheur hatte, mit feiner Untlage total durchzufallen. Zu diesem Staatsanwalt fam nämlich nach der Verhandlung einer der freigesprochenen Angeklagten, um sich ein Altenstüd auszubitten. Bei dieser Gelegenbeit nun meinte der Vertreter der Staatsbehörde: Nun, Herr N., dieses Mal haben Sie die Untersuchungszeit, wo Sie auf freiem Fuß waren, tüchtig ausgenügt!" Der fo Angeredete hatte die Empfindung, daß, wenn er noch einmal bas Unglück haben und in einen der jett alltäglichen politischen Projeffe verwidelt werden sollte, er dann die Untersuchungszeit nicht mehr auf freiem Fuße zubringen wird. Der Mann dürfte mabrscheinlich recht baben. Im Anschluß hieran möge welche noch eine andere Aeußerung mitgetheilt werden in derselben Stadt und aus Anlaß deffelben Prozeffes, aber noch im Deffelben Stadium der der Vorbereitung von einem sehr hoch gestellten Polizeibeamten gefallen ist. Bu diesem Beamten tam nämlich ein als Sozialdemokrat bekannter Geschäftsmann, um sich über eine der zahllosen Chikanen zu beschweren, deren ja heut zu Tage als Reichsfeinde" befannte Geschäftsleute gewohnheitsmäßig ausgesett find. Der Beamte hörte die Beschwerde an, hielt fte selbstverständlich für unbe gründet und erklärte dann, als der Beschwerdeführer sich noch Einwände erlaubte: Ach was, Sie können fich über die Polizei gar nicht beklagen, Ste verdanken es nur uns, daß Sie in bem jest anhängigen Sozialistenprozeß nicht mit angetlagt find. Daß der Mann die Wahrheit gefprochen, unterliegt ficher feinem Zweifel, daß es aber von der Polizei abhängt, ob gegen jemanden eine Antlage eingeleitet wird oder nicht, geigt, wie sehr bei uns der Rechtsstaat" sich schon ent widelt hat.

Neudeutsche Reichstagswahlen. Die Debatten über die Heranziehung der Kriegervereine zu den Reichstagswahlen erhalten eine treffende Ergänzung durch nachstehende Notiz, die wir einem süddeutschen Kartellblatt entnehmen. Es bespricht die

bevorstehende Reichstagsnachwahl im Kreise Offenburg   und. sagt u. a. folgendes:

Der Kartelllandidat, Major a. D. v. Bodmann, ber vorübergehend Mitglied der badischen Abgeordneten fammer war, wird ähnlich wie sein Vorgeher, General v. Degenfeld  , die Kriegervereine in ge schlossenen Reiben um sich versammelt fehen, an welche fich die gesammte Bevölkerung des Bezirks Kehl   und die liberalen Elemente der zwei andern Bezirke anschließen werden."

So ist es recht. Endlich wird fich für die zahllosen ver­abschiedeten Militärs ein geeigneter Wirkungskreis finden. Man stellt fie einfach als Kandidaten für die parlamentarischen Körperschaften auf, und umgeben von den Kriegervereinen, denen sich dann die etwa vorhandenen liberalen Elemente ge horsamst anschließen dürfen, fann es den alten Haudegen nicht fehlen, daß fie in furzer Zeit die Majorität in allen Landtagen und Es im Reichstage erringen. Welch' entzüdende Aussicht! braucht dann an Stelle der parlamentarischen Geschäfts ordnung blos noch das neue Erzergierreglement eingeführt zu werden und das Jdeal des Parlamentarismus ist ver wirklicht.

effortirt, ohne daß man ihm vorher Beit gelaffen hatte, Wefte, Rod und Hut mitzunehmen. Auf dem Rathhause wurde B. gefragt, wie viel Geld gesammelt sei und wo sich daffelbe be findet. Bum Schluß wurde ihm bedeutet, daß man die Somm lung, die doch in der vom Polizei- Wachtmeister überwachten öffentlichen Versammlung beschloffen wurde, ohne daß der Herr Wachtmeister darin etwas ungefeßliches erblickte, als feine Bettelet ansehe. Gegen 10 Uhr erschien bann bei dem Kasfirer, dem die gesammelten Gelder bereits übergeben waren, ein Polizeidiener und verlangte die Hergate der Sammelliften und der gesammelten Gelder. Das Geld welches fich noch im Bestze des Raffirers befand, wurde au geliefert, die Listen waren aber nicht mehr in seinem Befit. Eine vorgenommene gründliche Haussuchung förderte fie ebenfalls nicht zu Tage. Bei einem zweiten Sammler fand man endlich Die gesuchte Lifte. Nunmehr wurde auch B., der so lange auf dem Rathhaus bleiben mußte, entlaffen. Auf seine Frage, was er nun machen solle, seine Arbeit müsse fertig werden und man habe ihm daran verhindert, die Stunden vor der Kirchzeit aus aunüßen; ießt sei Kirchzeit und folglich das Arbeiten nicht mehr geftattet? wurde ihm die Antwort, er solle nur ruhig arbeiten. Hoffentlich wird es ihm nicht ergeben wie dem Schneider, welcher Ans Sachsen wird uns geschrieben: Die meisten der während der Kirchzeit eine Hofe über die Straße trug. Er hat Verurtheilten des letzten Leipziger   Sozialistenia die polizeiliche Erlaubniß und dürfte vor einem Strafmandat prozesses baben gegen das Erkenntniß des Landgerichts ficher sein. Der Delegirte ist natürlich trotz der beschlagnahmten feine Berufung oder richtiger keine Revision eingelegt und Gelder zum Kongreß gegangen. Die Beschlagnahme des Geldes werden in den ersten Tagen des neuen Jahres thre Strafe an wird sich durch eine Anklage wegen Bettelei nicht aufrecht ers treten. Apropos, die Leipziger Beitung", welche wie schon halten laffen. Die Betheiligten müffen sofort den Beschwerde bemerkt mit dem Ausgang des legten Prozesses außerordent­bemerkt meg beschreiten und im Falle einer Anklage einen tüchtigen lich zufrieden ist, weil er die Existens eines Geheimbundes" Rechtsanwalt zu Rathe sieben. erwiesen und damit indirekt die Verlängerung des fleinen Be lagerungszustandes für Leipzig   und Umgegen gerechtfertigt habe, -scheint ein sehr kurzes Gedächtniß zu befizen. Im Laufe des vorigen Jahres, einige Monate nach den famosen Faschings Angftwahlen, enthielt ein sehr angesehenes sächsisches Organ der Ordnungsparteien einen Muster- Organisationsplan, welcher den fächsischen Ordnungsparteien aufs Wärmste empfohlen ward. Besagter Organisationsplan gleicht wie ein Ei dem andern, dem Organisationsplan, welchen bie Polizei bet ben Leipziger Sozialdemokraten entbedt haben will, und welcher die Grundlage des Beweismaterials und des verurtheilenden Erkenntnisses im legten Leip siger Sozialistenprozeß bildete. Wohlan das fragliche Das fragliche Organ der fächsischen Ordnungsparteien war die Leipziger Beitung", und bei der nächsten Sozialisten debatte wird der von Organisationsplan, dessen Befolgung einigen Leipziger   Sozial­bem amtlichen Organ der sächsischen Regierung warm empfohlene demokraten eine Verurtheilung wegen Geheimbündlet einbrachte, auf den Tisch des Hauses" niedergelegt werden neben dem berühmten schwarz- weiß- rothen Originalschnupftuch, das durch alle brei Instanzen hindurch für roth erklärt worden ist.

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Die Angst vor den allgemeinen Reichstagswahlen bestimmt die Post", dem Finanzminister zuzureden, die brei­teren Maffen des Voltes" ebenso für das Regiment Kaiser Wihelms 11. zu gewinnen", wie die höher gebildeten Elemente des Volkes für dasselbe gewonnen seien durch die Ernennung des Herrn Herrfurth zum Minister des Innern, des Herrn von Bennigfen zum Oberpräsidenten und die Berufung des Prof. Harnad nach Berlin  ". Denn die breiteren Maffen des Volles" feten von der Branntweinsteuer und, soweit sie nicht bei der Getreideproduktion direkt oder indirekt betheiligt seien, von der Erhöhung der Getreidezölle am meisten betroffen". Als Mittel der Gewinnung der breiteren Maffen schlägt die Bost" vor die Reform der direkten Steuern. Reform der Steuern ist befanntlich nur ein anderer Ausdruck für Steuererhöhung. bekanntlich nur ein anderer Ausdruck für Steuererhöhung.

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Gegen Herrn Cremer tritt nunmehr angesichts seiner Broschüre ein 3euge auf. Der fonservative Abg. Dr. Kro patschef veröffentlicht in der Kreuzzeitung" folgendes: Als ich Anfang Februar v. J. eines Tages, ohne von den Gerüchten über die Bleichröder  'iche Spende irgend etwas zu miffen hatte mich von der sogenannten Berliner Bewegung" abfichtlich fern gehalten ins Abgeordnetenhaus fam, sprach mir Herr Abg. Cremer, unverkennbar in der größten Erregung, davon, daß man seinen Rücktritt von der Kandidatur des 5. Reichs tagswahlbezirkes fordere, um eine große Summe Geldes von Herrn v. Bleichröder   zu erhalten. Als er dabei immer heftiger wurde, warf ich ihm ein: ich würde an seiner Stelle mich nicht verdrängen laffen, sondern an meiner Kandidatur festhalten. Die Worte mögen etwas anders gelautet haben, für den Sinn stehe ich ein. Darauf erwiderte er mir: Wenn ich das thue, will man mir auch meinen Landtags= wahlkreis entziehen.( Die täglichen Diäten betragen bekanntlich 15 M. Red.) Wen Herr Cremer mit dem man" gemeint hat, überlasse ich anderen, zu vermuthen. Meinerseits fann ich nur sagen, ich gewann damals den Eindruck, daß sein Rücktritt nichts weniger als ein freiwilliger war."- Wir haben Herrn Cremer niemals für etwas anderes gehalten als für eine Figur, deren Kapriolen abhängen von den Fäden, welche von höherer Hand gezogen werden.

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Ein Antrag, welcher den Gerichtsvollziehern ein festes Gehalt bestimmen soll, wird im Reichstage eingebracht werden. Derselbe würde wahrscheinlich eine sehr große Mehrheit und all gemeine Zustimmung im Volle finden, wenn damit eine Vers

Was meinst Du denn eigentlich? Daß fie mich für minderung der Kosten herbeigeführt werden sollte. Davon ist verrüdt halten? Vielleicht haben sie Recht.

Er lachte gezwungen.

Ja, ja... pfui doch, nein! meine ich!.. Nun, was ich ba schwagte( und auch alles Uebrige) war nur Un finn und eine Folge der Trunkenheit.

Weshalb entschuldigst Du Dich eigentlich? Wie mir das alles zuwider ist!... rief Raskolnikom mit über triebener Empfindlichkeit. Augenscheinlich verstellte er sich ein wenig.

Ich weiß, ich weiß, begreife es. Ich versichere Dich, daß ich Dich verstehe. Es ist eine wahre Schande, so zu

reden

Nun also, wenn es eine Schande ist, so reden wir nicht weiter davon! ( Fortsetzung folgt.)

Aus Kunst und Leben.

Eine 44( englische) Meilen lange Droschkenreihe ift ein Anblid, der Einen schaudern machen fönnte, und doch ist dies die Länge der Reihe, welche die Londoner   Droschten einnehmen würden, wenn sie hinter einander aufgestellt wären. Wir verdanten diese interessante Berechnung dem legten Polizei­chef Londons  , Sir Charles Warren  , erfahren jedoch aus dem felben Berichte, daß die Standpläge Londons   nur eine Länge von 23 Meilen betragen, fich mithin in den Straßen Londons  beständig eine Rutschenreihe von 21 Meilen Länge in Bewegung findet.

Der ärztliche Stand scheint in Rußland   nicht so über füllt zu sein, wie in anderen Ländern. Es giebt dort bei einer Bevölkerung von mehr als hundert Millionen Menschen( in Europa   und Aften) nur 18 000 Merzte. Ueber vierzig Prozent der Gesammtbevölkerung und vierundneunzig Prozent der sehr Armen sterben ohne jede ärztliche Hilfe. Leider fehlt es in Rußland   an statistischen Aufzeichnungen, ob die Nuffen fich im Durchschnitt einer fürzeren oder längeren Lebensdauer erfreuen als ihre weftlichen Nachbarn, welche ausgiebiger mit ärztlichen Rathgebern versorgt sind.

jedoch in dem Antrag teine Rede und es wird dem betheiligten Publikum sehr gleichgiltig sein, ob es die Koften des Voll ftredungsurtheils dem Gerichtsvollzieher oder an die Gerichts taffe zahlt. Vielleicht giebt aber die Diskussion über diesen An­trag Belegenheit, die Frage der Gerichtsloften einmal wieder gründlich zu erörtern und den Versuch einer Ermäßigung der felben zu machen. Wünschenswerth wäre aber auch noch die Er gänzung des Antrags nach einer anderen Richtung hin, nämlich in der Weise, daß der Staat als haftbar erklärt wird für alle Nachtheile, welche dem prozeßführenden Publikum aus Nachlässig feiten oder aus Unterschlagungen seitens der Gerichtsvollzieher er wachsen. In dieser Beziehung ist das Publikum heute voll ständig schutlos; es ist gezwungen, fich für gewiffe Swede der Gerichtsvollzieher zu bedienen, und es muß diesen oft ein sehr weitgehendes Vertrauen fchenten. Es glaubt auch dies thun zu fönnen, weil es in der Beamteneigenschaft der Gerichtsvollzieher eine Gewähr für ihre Zuverlässigkeit fteht; wenn aber einmal biese Buversicht getäuscht wird, wenn ein Gerichtsvollzieher die fremden Gelder, welche er einfaffirt hat, unterschlägt, so fagt Der Staat, deffen Autorität das einzige Motiv des Vertrauens zu einem ganz fremden Menschen gewesen ist, ganz rubig: Was geht die Sache mich an?" und der Geschädigte lann eben, wie er zu seinem Gelde lommt. Man wird uns zugeben, und was wir vom Gerichtsvollzieher ge­daß dieser Zustand fein nor sagt haben, gilt auch von allen anderen Beamten maler ist und daß es wohl an der Zeit wäre, einmal eine Aen. derung, welche den Staat für seine Beamten verpflichtet, eintreten zu laffen.

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Wieder etwas über" Bettelet". Die Oldenburger  Polizeibehörde scheint die Bremer   und Geraer   Behörde um ihre Lorbeeren, die fie fich auf dem Gebiete der Bettelet" erworben, zu beneiden. Am 8. d. Mis. hatten die Oldenburger Tischler in einer öffentlichen Versammlung beschloffen, von Oldenburg  einen Delegirten zum Tischlertongreß nach Braunschweig   zu entsenden und die Kosten durch eine freiwillige Samme Iung zu beschaffen, da der Delegirte ja doch nicht in der Lage ist, von seinem geringen Lohn eine solche Reise bestreiten zu fönnen. Einige Kollegen erklärten sich bereit, die Sammlung vorzunehmen und so hatte man damit in voriger Woche in allen Tischlerwerkstätten begonnen. Am Sonntag Morgen gegen acht Tischlerwerkstätten begonnen. Am Sonntag Morgen gegen acht Uhr erschienen nun bei einem der Sammler, Tischler B., zwei Polizeidiener. B. war in der Werkstatt seines Brotherrn mit ber Anfertigung eines Sarges beschäftigt und wurde von der Arbeit weg von den beiden Polizeidienern nach dem Rathhaus

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Gegen die freien Hilfskaffen wird jezt ein offiziöser Feldzug eingeleitet, indem in der Nordd. Allgem. 8tg." eine Buſchrift aus Süddeutschland  " abgebrudt ist, welche angeblich von mehreren Arbeitern" herrührt. Dergleichen Buschriften aus Süddeutschland  " fennt man nun schon zu genau; fte stammen, wie die Frankfurter   8tg." meint, allesammt aus Berlin   durch Vermittelung eines und desselben Bureaus. Zur Abwechselung fönnte man wenigstens einmal folche Buschriften aus Weft deutschland" datiren. Den freien Hilfskaffen wird in dieser Bu schrift zum Vorwurf gemacht, daß fte bestimmte Anforderungen an die Gesundheit vor der Aufnahme stellen. Dies liegt eben im Wesen der freien Hilfskaffen. Die 3mangskaffen nehmen ja auch nicht jedermann auf, sondern nur Personen aus dens jenigen Klaffen, die bei der Zwangseintheilung der Behörden der betreffenden Kaffe zugewiesen find.

Großbritannien  .

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Die Fischerei- Nechte in den Gewäffern von Neufund. land geben den Anlaß eines diplomatischen Notenwechsels zwischen England und Frankreich  , der in der englischen Breffe mit ziemlicher Ruhe besprochen wird. Die Regierung von Neufundland   hat, wie es scheint, ein Gefeß erlaffen, welches den Verkauf von Köder an die französischen   Fischer verbietet. Ferner beklagen fich die Franzosen darüber, daß die Engländer Fattoreten zum Pöleln von Hummern auf dem französischen   Gestade errichtet haben. Nun erfreut sich Neufundland  , das bekanntlich der fanadischen Dominion nicht angehört, der Selbstregierung und fann demgemäß Geseze erlassen, gegen welche in London   tein Beto eingelegt werden tann, so lang fie nicht andere Theile des britischen   Reiches schädigen oder gegen die guten Sitten ver stoßen. Nun hat der Vertrag von Utrecht   den Franzosen aller dings gewisse Vorrechte auf dem fog. franzöfifchen Ufer einge­dings gewisse Vorrechte auf dem räumt, allein diefe find franzöfifcherseits erst geltend gemacht worden, als fich herausstellte, daß die Konkurrenz der von den Engländern errichteten und lange geduldeten Fattoreien der franzöfifchen Industrie Eintrag that. Da nun im Jahre 1713 die Kunst des Einpölelns von Summern in Binnbichsen noch nicht bekannt war, scheint es mindestens unzeitgemäß, mit dem verstaubten Peraament von Utrecht   gegen eine moderne Industrie Loszuziehen. Frankreichs   Respekt für alte Verträge ist nicht immer sehr groß. Im gegenwärtigen Falle handelt es sich um Handelsvorrechte. Die beste Abhilfe wäre nicht die von Goblet vorgeschlagene Unterdrückung der englischen Faktoreien, sondern bie Auszahlung einer gewiffen Summe an Frankreich  , um den Engländern die bisher blos geduldete Errichtung von Faktoreien als beständiges Recht zu sichern. Vielleicht ließe sich dieses Recht Damit auswirken, daß man den französischen   Fischern die Ets laubniß zurüdgiebt, Köder zu kaufen.

Dänemark  .

Das Follething hat bei der weiteren Berathung über den Krantentassen Gefeßentwurf eine wichtige Aende rung in Betreff des Armenwesens vorgenommen. Nach dem Gefeßentwurf sollte derjenige, welcher Armenunterflügung empfangen hat, seine politischen Rechte verlieren, und bisher wurde öffentliche Krantenhilfe auch als Armenunterstüßung gea rechnet. Nach einer langen Diskussion wurde nun der Vor schlag, daß Krankenhilfe nicht als Armenunterstüßung angesehen werden solle, bei der dritten Lesung angenommen. Gleichzeitig wurde beschloffen, daß die Bestimmungen wegen Armenunter stüßung für den Betreffenden nur 5 Jahre gelten follen, fodaß ein Unterstüßter nach Verlauf dieser Beit seine politischen Rechte wieder erlangen kann. Dadurch ist eine der Forderungen, welche bie Sozialdemokraten sehr eifrig befürwortet haben, erfüllt worden. Das Follething hat ferner einen von der Regierung vorges legten Gefeßentwurf über verschiedene Aenderungen im Strafgeset betreffend strengere Bestimmungen gegen Verbreitung unzüchtiger Schriften in zweiter Lesung angenommen. Der Justisminister wollte mit diesem Gefeßentwurfe den Forde rungen des fürzlich hier gehaltenen Sittlichkeitsfongreffes" entgegenkommen, fand jedoch starken Widerspruch bei den fo genannten Europäern" der Linken, welche behaupteten, daß die Borlage die Rede und Breßfreiheit einschränken und dadurch der Literatur schaden würde. Auch hatten die Buchhändler eine Betition gegen den Entwurf an den Reichstag gerichtet. In diesem Schriftstück erklärten die Buchhändler, daß der lite rarische Begriff unzüchtig" unbestimmbar sei, und daß die vor geschlagenen drafonischen Bestimmungen für die Literatur und den Buchhandel sehr gefährlich sein würden. Die Mehrzal der Linken räumte jedoch ein, daß die bisherigen Strafbestimmungen zu milde feten, und daß die Kontrole verschärft werden müffe, um auch die fremde unfittliche Literatur zu treffen. Die vom Landsthing schon gebilligte Vorlage wurde vom Follething in zweiter Lesung angenommen und an einen Aus schuß verwiesen.

Belgien  .

Rostet schon die Gendarmerie Belgiens   dem Staate ein ansehnliches Gelb, zumal Jahr für Jahr infolge der Arbeiterbewegung eine Vermehrung der Gendarmen eintritt, fo werden fich thre Kosten noch bedeutend steigern, da das Ministerium befchloffen hat, neue Brigaden zu errichten. Schon jest tostet die Gendarmerie über 4 Millionen Frants; es werden erhebliche Nachtragskredite gefordert, deren Bewilligung bei der Vorliebe der Werkbefizer und Eigenthümer für Gendarmen ficher ist.

Balkanländer.

Milan scheint es gerathen zu finden, alle Vorsichtsmaßregeln zu treffen, um sich schlimmsten Falls gegen sein aller. getreuestes" Volt auf die Bajonnette verlassen zu fönnen. Wie nämlich aus Belgrad   telegraphirt wird, ist auf Befehl des Königs die Verbindung zwischen der Stadt und der Festung, wo sämmtliche Truppen lagern, gesperrt, um den Ve lehr derfelben mit den Bürgern zu hindern. Außer auf die Truppen fann fich indeß Milan noch auf die hohe Geistlichkeit verlaffen. Da unter den radikalen Abgeordneten viele Geistliche zu finden find, berief der Metropolit Theodofius dieselben, um fte zu ermahnen, von jeder Oppofition gegen die neue Verfaffung abzustehen.