Beilage zum Berliner Volksblatt.
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Lokales.
Junungsbestrebungen. Die Gesellen oder Gehilfen haben nach dem Innungsgefeße zwar in der Regel in der In mung nur soviel Hechte, als die Meister ihnen freiwillig einräumen. Das heißt ins unumwundene Deutsch übersetzt: gar feine! Indeffen, wenn die Jnnungen die Gesellen geradezu burch Geldbeitrag oder p rsönliche Leistungen belaften wollen, dann müssen die Gesellen doch mit dabei sein. Sie müssen dann gehört werden, ihre Zustimmung geben und auch bei der Verwaltung mit betheiligt sein. Deshalb fönnen die Jnnungs frankenkaffen und die Verknechtungseinrichtungen, wie Innungs Arbeitsnachweis, Innungs- Wanderunterstüßung, Innungs. Her bergen nur eingerichtet werden, wenn die Gesellen gehört worden find und zugestimmt haben, es sei denn, die Herren Innungsmeister nehmen die Kosten und Lasten ganz allein auf fich.
Daß letzteres nicht geschehen wird, dafür sorgt der Sie wollen nichts ganze Charakter der Innungsmeister. leiften, aber viel erhalten, Der§ 101 f der Reichsgewerbes ordnung giebt den Innungen das Recht, auch von solchen Ge fellen und Meistern Beiträge für ihre Innungseinrichtungen zu erheben, die der Jnnung nicht angehören, wenn nach§ 100a diese Gesellen und Meister dabei ordnungsmäßig gehört" find. Außerdem dürfen Fabrikanten und deren Arbeiter nicht herangezogen werden. Der Ausdrud Fabrikant" ist ein sehr unbeflimmter. Das Unfallversicherungsgesetz steht nicht nur jeden Betrieb als eine Fabrik an, in welchem mehr als 9 Arbeiter be ichäftigt werden, oder das mit einer Kraftmaschine arbeitet, sondern durch Entscheidung des Reichsgerichtes find auch noch Betriebe, bet welchen dies andere nicht zutrifft, Die aber ihrer Natur nach Fabrikbetriebe find, wie die Bigarrenmachereien, in auch tleinerem Maßstabe für Fabriten" erklärt. Es wäre danach fast ein jeder Betrieb ein Fabritbetrieb, der nicht blos auf Bestellung arbeitet, fondern Maffenartikel auf Spekulation zum Verkauf nach Ge legenbelt herstellt. Es wäre also z. B. jede Steinmetzwerkstatt, jebe Töpferei, auch wenn fie weniger als 10 Personen be schäftigt und feine Kraftmaschine verwendet, aber Waaren zum gelegentlichen Verkauf auf Lager verfertigt, ein Fabrik betrieb.
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Man mag hieraus wieder ersehen, wie werthlos die den Innungen so ab und an, um ihre Geduld bei der Mitarbeit für realtionäre Bwede zu flärten, zugeworfenen Beschwichti gungsmittel find. Wie die Arbeiter dabei durch Aufmerksam feit Schaden von fich abwenden tönnen, zeigt ein Beispiel, das in München bei der Buchbinder Jnnung fich ereignete. Diese Innung hatte sich um die Rechte beworben, den NichtArbeitern Beiträge für Annungsmeistern und ben Innungszwede abnehmen zu dürfen, und hatte das Recht im Jult dieses Jahres auch erhalten, weil sie fälschlich be hauptet hatte, die Gesellen wären dabei befragt und seien damit einverstanden. Die Gesellen profeftirten zwar dagegen, aber ohne Erfolg vorläufig. Da befchloffen die Münchener Buch bindergehilfen, der Innung Widerstand zu leisten und die ihnen aufgelegten Beiträge nicht zu zablen. Da die Gehilfen dabei fest zusammenstanden, mußte die Innung den Rüdaug antreten und das ihr verliehene Recht der Besteuerung der Gehilfen fallen laffen. In allen solchen Fällen ist also den Gefellen thr Berhalten der Innung gegenüber vorgeschrieben.
Reinen Innungsausschuß wählen. Das ist die gründ. lichste Abwehr. Wo diese durchzuführen ist, ist wenig zu bes fürchten.
Nur da, wo man die Wahl eines Innungsausschusses nicht glaubt ganz verhindern zu lönnen, ſehe man zu, daß der Aus Schuß so zusammengesezt wird, wie er dem Jntereffe der Gesellen entspricht. Dieser Ausschuß muß dann sofort die Forderungen Der Gesellen vor die Innung bringen. Die Folge wird dann fein, wie die Erfahrung vielfach gelebrt bat, daß die Innung auf die fernere Mitwirkung des Gesellenausschusses gerne verzichtet, denn so ist er nicht gemeint.
Eigentlich nüßen kann der Gesellenausschuß der Innung ben Gesellen nie, aber er fann in dem angegebenen Fall freilich Derhindern, daß die Gesellen durch einen aus Bachulten gebil beten Ausschuß geschädigt werden.
Ist ein Gesellenausschuß z. B. wie in Berlin bei der Bau Innung durch ganz lächerliche Handlungen zusammengemogelt und versucht die Innung, geftüßt auf diesen Ausschuß, die Ge fellen zu belaften, so wäre sofort in großen Versammlungen
Unsere Neujahrsgratulanten. Aus dem Tagebuche eines Junggesellen. Humoreske von A. F. Thiele.
Noch lag ich in tiefen Wehen , den Folgen des gestrigen Sylvester Abends, der mit seinen Stürmen an mir vor
übergerauscht war, mehr todt als lebend in meinem Bette,
aus dessen weichen Riffen, wie ich vermuthe, nur meine etwas längliche Nafe herausgesehen hat, als ich plötzlich burch ein sanftes Rütteln und Schütteln, das unmöglich von bem durch meine Adern jagenden Fieber herrühren konnte, aus meiner Bewußtlosigkeit erweckt wurde. Erschreckt fuhr ich in die Höhe, schaute aber beruhigt in das gutmüthige Geficht der Frau Pumpel, meiner alten Schlafwirthin, bei der ich schon eine geraume 3eit wohnte.
„ Guten Morgen, Herr Pfefferkorn!" trächte sie mir mit freundlichem Grinsen entgegen. Wollen Sie denn heute ewig schlafen? Haben wohl gestern des Guten ein wenig zu viel gethan, wie? Hi, hi, hi! Nun, nun, habe Ihnen hier Ihren Kaffee hineingesetzt und auch etwas Ruchen dazu! Hi, hi, hi! Du lieber Gott, es ist ja doch Feiertag! Herr Pfeffertorn - ich gratulire auch recht schön zum neuen Jahre!" Und mit dem Anstande einer Hofmeisterin knigte sie dabei gravitätisch vor meinem Bette.
Neujahr! Jezt erst wurde mir die Situation klar. Mit einem Sah war ich aus dem Bette und mit einem ebenfolchen Sake floh meine Alte zur Thür hinaus. Hatte ich benn so wenig Anziehendes? Mit nichten! Da lag ja, allers dings in nicht musterhafter Ordnung, vielmehr in der Stube verstreut, meine sehr vollzählige Garderobe, auf die ich mit Recht stolz sein fonnte. Bedächtig fuhr ich in die Unaussprechlichen und in die Filzpantoffeln, hüllte mich behaglich in ben vielfach die Spuren häufigen Gebrauches aufweisen ben Schlafrock und nachdem ich mir noch mit der Hand burch Haar gestrichen, nahm ich auf dem Sopha Plak, mich meinen Gedanken und Empfindungen überlassend.
Sonntag, den 30. Dezember 1888.
Protest bei den betreffenden Gemeinde und Staatsbehörden zu erheben, beam. jebe Beitragleistung zu verweigern. Wir fürchten übrigens nicht, daß die Berechtigung des§ 101f oft von den Innungen verlangt werden wird. Man hat die Werthlosigkeit deffelben schon ziemlich überall begriffen.
Die Berliner Schuhmacher, vorläufig freilich erst die NichtInnungsmeister, noch nicht die Gesellen, haben auch schon einen Kampf in dieser Sache mit der Innung, auf deffen Ausgang man gespannt sein tann.
Die Promenaden unserer Stadt zeigten fich während der Weihnachtsfeiertage in einem gänzlich verwahrloften Bu stande. Freilich hatte ja der unaufhaltsam niederrieselnde Regen fein Möglichstes gethan, um den Boden zu erweichen, aber so unangenehm find die Uebelstände, welche aufgeweichte Barlwege und Chauffeen verursachen, doch nie empfunden worden, wie in den verfloffenen Weihnachtsfeiertagen. Sobald der Regen ein wenig nachließ- und das geschah an allen drei Feiertagen in den Abendstunden strömten Hunderte und Tausende hinaus ins Freie, um fich durch einen Spaziergang und einen Athem zug frischer Luft zu erquicken. Aber wehe dem, den das Schicksal etwa mit einigen fleinen Rindern nach der Treptower Chauffee oder nach dem Stralauer Wege oder auf irgend eine andere der östlichen Landstraßen trieb! Daß diese Straßen schlecht und völlig unzureichend erleuchtet find, könnte man vielleicht ent schuldigen, aber dieser entsegliche bodenlose Morast,
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in den fich diese Straßen namentlich an den Kreuzungsstellen verwandeln, ist unerhört und unentschudbar! Tief aufgeweicht verwandeln, ist unerhört und unentschubbar! Tief aufgeweicht find die nur durch Kiesschüttungen befestigten Seitenwege und eine reichlich einen halben Fuß bohe, didflüssige Breischicht bes deckt den Chauffeebamm; zwischen diesem aber und dem Seiten wege lagern fußbohe zusammenaekehrte Moraſthaufen und wehe demjenigen, der fich etwa im Dunkeln einfallen läßt, den Ver such zu machen, von dem aufgeweichten Seitenwege, wo man bet jedem Schritt Mühe hat, die Fußbekleidung mitzuziehen, auf den mit solider Grundlage verfehenen Chauffeedamm zu gelangen. Nur derjenige mag dies Wagniß unternehmen, der mit foliden Wasserstiefeln und zugleich mit der Fähig. feit ausgerüstet ist, beim Rutschen Glitschen und ähnlichen gewagten Körperhaltungen nicht aus der Balanze tommen. ชน Kinder auf solchen Weg zu führen, verbietet fich von selbst und da diese Verhältnisse bei den Berlinern wenig bekannt find, so kam es vor, daß man an den Abenden, wenn der Regen aufgehört hatte, die Leute in Strömen in die Umgegend von Berlin gehen, aber alle nach furzer Beit zurückkehren sah. Was blieb den Leuten übrig, als das nächste Schantlotal aufzusuchen, wo man zwar teine frische Luft, aber doch frisches Bier und Berstreuung fand.- Die guten Leute, welche sonst geaen den Schnapsteufel, Bierteufel und noch manchen anderen Teufel wettern, die sollten dafür forgen, daß die Promenadenwege auch bei schlechtem Wetter in pafftrbarem Zustande fich befinden, das würde dem unnöthigen Bier und Schnapsgenuß beffer vorbeugen als das Gruselige machen, das gewöhnlich erst dann seine Wirkung thut, wenns zu spät zu einer Hilfe ift. Wir möchten
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bei Dieser Gelegenheit noch einem weitverbreiteten Frrthum entgegentreten, daß es nämlich ein Fehler vieler Ar beiter sei, wenn fie nach Feierabend die niedrigen Kellerlokale auffuchen, ftatt in wohlgelüfteten Räumen noch ein Glas Bier zu verzehren. Sieht man sich zunächst die Leute an, die in folchen Rellerlokalen verkehren, so find es fast ausschließlich Leute, bie den ganzen Tag über mit anstrengender Mustelarbeit im Freien beschäftigt find, als Maurer, Bauarbeiter, Baukutscher, Sandfuhrleute, u. dgl. Die Leute baben fich in freier Luft weiblich müde gemacht und die schwüle Atmospäre des Schantfellers hat für fie durchaus nicht das Belästigende, wie für jemanden, der den Tag über im wohlgeheizten Bureau hinter dem Schreibtisch zugebracht hat und dem natürlich der Aufenthalt in freier, gesunder Luft beffer zusagt. Freilich giebt's unter den in der Schreibftube Beschäftigten auch recht viele armfelige Bleichgefichter, benen infolge schlechter Ernährung das Blut nur träge durch die Adern schleicht und fte gegen die Kälte defto empfindlicher macht. Diese verhungerten und ver frorenen Jammergestalten brauchen allerdings zumeist eine kräftige warme Diablzeit nöthiger als einen Spaziergang, der die Bestie des nur leise schlummernden Hungers erweden und zu voller Wuth reizen würde. Nichts desto weniger wollen wir auf diese traurigen Bustände der Promenadenwege im Osten der Stadt ausdrücklich hinweisen, deren Instandhaltung für Sonn- und Feiertage mit Rücksicht auf die gerade in jenen Stabtthellen weit überwiegende Arbeiterbevölkerung bringend zu wünschen ist.
Die gute Pumpel! Wie mütterlich fie für mich sorgt! Da stand wirklich der duftende Motta, ben niemand so gut zu bereiten versteht, wie sie, und richtig, da lagen auch vier große Stücke Ruchen dabei. Die gute Seele! Schnell ward nun eine Bigarre in Brand gesetzt und als erst die blauen
Rauchwolken mich umschwebten und die stärkenden Kaffee
allmälig die Nebel zu weichen, bie ben Gipfel meinen Leibes umlagerten und es wurde Licht auch vor geistigen Auge.
Also Neujahr! Was wird das neue Jahr mir bringen? Was das alte Jahr gebracht hat: nichts!
Wieder ist ein Jahr vorüber und ich habe noch keine Frau. Wieder size ich als möblirter Herr" einsam und verlassen in meinem Afterstübchen, mit der wenig trostvollen Aussicht auf die Dächer und rauchenden Essen der gegen überstehenden Häuser, auf denen momentan ein großer überstehenden Häuser, auf denen momentan ein großer schwarzer Kater ſeine Ragenbudel macht. Soll das vielleicht
eine Anspielung auf meine gegenwärtige Verfassung sein oder schwelgt er schon im Vorgefühl der Wonne der Triumphe, die sein Geschlecht in diesem Jahre feiern wird? Wer weiß es? Jedoch Wer weiß es? Jedoch hoffen ja doch Alle vom tom menden Jahre, warum sollte ich es nicht? Sollte benn nicht einer meiner Wünsche erfüllt werden? Vielleicht eine reiche Frau, ein Lotteriegewinn, eine reiche Erbschaft oder
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Poch, poch, poch! flopfte es an meine Thür. Wie? so früh schon Besuch? Und ich noch im tiefsten Negligee so früh schon Besuch? Und ich noch im tiefften Negligee vielleicht gar eine Dame- meine Zukünftige Rathlos stand ich da, ungewiß, ob ich öffnen sollte oder nicht. Fester widelte ich mich in meinen Schlafrock schlich leise zur Thüre und legte spähend mein Auge an das Schlüsselloch, um vielleicht von meinem Besucher etwas zu ergründen, da wurde auch schon die Thür, die ich bei meiner Nachhausekunft zu verschließen vergessen hatte, aufgeriffen und mein Ropf gerieth in eine etwas unsanfte Bes rührung mit der Thürklinke, so daß derselbe noch mehr brummte, als bisher. Beschämt stand ich vor dem Briefträger, der mich lächelnd betrachtete.
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5. Jahrg.
Die Erhöhung des Cabakzolls. An den jezigen Reichstag ist, wie wir bereits erwähnt baben, von verschiebenen Tabatbauern wieder das Ansuchen gestellt worden, der Noth lage der tabakbauenden Landwirthe dadurch abzuhelfen, daß durch einen höheren Boll auf ausländischen Tabat dem heimischen Kraut die unangenehme ausländische Konkurrenz abgenommen werde. Daß diese Agitation, wenn sie Erfolg haben sollte, auf nichts anderes hinauslaufen würde, als die Zabalindustrie dem Ruin entgegen zu treiben, haben wir früher bereits ausgeführt und wir können diese unsere Ansicht auch heute nur als richtig aufrecht halten.
Mit welcher geradezu findlichen Naivetät übrigens die petitionirenden Tabatbauern ihre Gesuche begründen, das kann man einer aus Ohlau eingesandten Petition entnehmen, in welcher die Erhöhung des Tabakzolles von 85 M. auf 100 m. verlangt und neben anderen gleichwerthigen Gründen für die Nothwen bigkeit diesee horrenden Erhöhung folgendes Argument in's Feld geführt wird: Anerkanntermaßen find selbst die geringeren aus ländischen Tabate in der Qualität den besseren inländi schen Sorten überlegen, außerdem werden jene wegen threr durch größere Blätter mit dünnen leichten Rippen bedingten befferen Verwendbarkeit zur Bigarrenfabrikation den inländischen vorgezogen."
Also weil, wie die Tabatbauern aus Ohlau unbedenklich zugeben, das von ihnen gezogene Kraut einen Vergleich selbst mit den geringeren ausländischen Qualitäten nicht aushält, des halb sieben fie nicht etwa die naturgemäße Konsequenz, daß fle nun bestrebt sein müssen, durch verbesserte Kultur die Qualität thres Produktes zu heben- nein, fie verlangen, daß durch einen Prohibitiozoll ihnen diejunliebsame Konkurrenz vom Halse gehalten werden soll.
Bu welchen Buständen wir wohl fämen, wenn die An fichten der Dhlauer Bauern maßgebend bei uns würden! Mit demselben Rechte wie die Tabatbauern fönnten natürlich die Weinbauern tommen und sagen, anerkanntermaßen" ist der französische, spanische oder griechische Wein unserm Grüneberger überlegen, ergo muß der Boll auf den ausländischen Wein so hoch sein, daß er nur in den seltensten Fällen mehr eingeführt werden kann. Und derselbe Grund ließe fich bei tausend ans beren Gegenständen anführen. Vielleicht tämen auch noch die Bichorienfabrikanten und verlangten ein Einfuhrverbot auf Kaffeebohnen; denn es ist anerkannt", daß eine Taffe Kaffee, selbst wenn fie aus den leichtesten Bohnen gebraut ist, immer noch der besten inländischen Bichorienbrühe vorzuziehen ist. Natürlich ist nicht daran zu denken, daß der Reichss tag auf die Wünsche der Betenten eingeht. Allein eine andere Gefahr steckt in diesem fortgesetten Petitioniren und Querultren der Tabakbauern doch, nämlich die. daß infolge Dieser Vorgänge immer und immer wieder das Tabakmonopol auf der Tagesordnung erscheint und daß die Gegner deffelben ficher nicht zahlreicher werden, wenn an dem gegenwärtigen Bu stand fortgefegt gerüttelt und herum gemätelt wird. Neben den in der Tabakindustrie beschäftigten Arbeitern dürften es aber gerade die Tabatbauern sein, welche bei der Einführung des Monopols am schlechtesten wegfämen. Schon heute sind es die Scherereien, welche mit der Steuerkontrole verknüpft find, über welche die Tabakbauern fich zu beklagen gerechte Ursache haben, würde aber die gesammte Industrie verstaatlicht, so würden fich diese Scherereien naturgemäß verzehnfachen. Wir dächten also, die Tabakbauern thäten am besten, fich die Hunde nicht selbst aufzuwecken, denn schließlich find fie es, die am ärgften von ihnen gebiffen werden.
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Dem Möbelschwindel soll nun wie eine Lokal Korrespondenz berichtet seitens der Kriminalpolizei besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden und vor kurzem verlautete vermuthlich aus derselben Quelle- daß auch gegen die„ Pianoschieber" energisch vorgegangen werden solle. Von einem Ein schreiten gegen bestimmte Personen verlautet bisher zwar noch
nichts, doch ist wohl anzunehmen, daß man in der That den Auswüchsen auf dem Handelsgebiete etwas zu Leibe gehen will. Hierzu dürfte der bekannte Betrugsparagraph unseres Strafgeset buches eine Handhabe bieten. Unzweifelhaft wird den Käufern eine falsche Thatsache vorgespiegelt, wenn verkündet wird, daß Möbel 2c. wegen Todesfall" oder aufgehobener Verlobung" verkauft werden sollen; und die ,, weinenden Wittwen", welche ben dekorativen Rahmen für das Phantafteftüc bilben, würden auch in der Anklage als besonders belastendes Moment ver werthet werden können. Ganz analog liegen die Sachen bei dem Pianoschwindel; in allen derartigen Fällen hat der Verkäufer
An Herrn Hyronimus Pfefferkorn, Schriftsteller. Richtig?"
Richtig!"
,, Wünsche viel Glück zum neuen Jahre!" Dankend brücke ich dem Glücksboten ein Gelbstüd in
die Hand, dankend verschwindet er.
welche bangen Ahnungen erfüllen meine Bruſt. Vielleicht
Ein Brief! Wie pocht das Herz in meinem Busen,
halte ich, in eine leichte Papierhülle verschlossen, mein Erbenglück in Händen. Sollte vielleicht mein reicher
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Onkel die Nachricht von seinem Tode ich UniversalErbe Götter! Wäre es möglich?- Ja, ja, der Brief ist vom Gericht das Format, das große Siegel und die Handschrift, so aftenmäßig unleserlich- Hurrah, Pfeffer Ich habe immer gehört, auch zu große Freude soll tödtlich forn! Freue dich! Der Onkel soll leben!- Aber nein! wirken. Ich will mich erst faffen, sammeln, ehe ich den Brief erbreche und mich bis dahin an seinem Anblick
weiden.
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Mit zitternden Händen legte ich das Schreiben auf den Tisch. Also endlich, endlich einmal ein Treffer! Was gedenkst du nun zu thun, Hyronimus? Heirathen mußt bu jest, - aber wen? Wenn meine Wirthin nur nicht zu alt wäre, wir paßten ganz gut zusammen, sie ist ja auch eine alte Jungfer aber der Onkel wird wohl dieserhalb irgend welche Bestimmung in seinem Testamente getroffen will doch gleich einmal sehen... Ob ich ihn erbreche oder ob ich ihn mir noch aufspare? Ich werde die Knöpfe um sein Schicksal befragen Ja nein ja nein ja! Mit einem Sprunge war ich am Tische, hatte den Verurtheilten beim Schopfe, das Siegel erbrochen und ihn entfaltet.
haben
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Stumm und starr stand ich da, die erloschenen Blicke auf das Papier geheftet. Da stand nichts von Tod und Onkel, nichts von Erbschaft, Teftament und Frau, nur ein einziges Wort grinste mir entgegen, ein inhaltsschweres Wort und dieses Wort hieß: Efel!