die Absicht, bei dem Kaufluftigen einen Jrrthum zu erregen, um fich dadurch einen Vermögensvortheil zu verschaffen. Das Ber gehen ist also da und der Staatsanwalt lann zugreifen. Aber weshalb soll der Staatsanwalt gerade nur die genannten Schwindler faffen? Giebt es nicht außer den angeführten eine Unzahl von anderen Fällen, welche das nothwendige Requifit aur strafbaren Handlung enthalten? Aus gleichen Gründen fönnte auch gegen die Schwindelausverläufe, Scheinauttionen, falsche Ankündigungen und tausende von ähnlichen Dingen ein geschritten werden. Schon die Anzeige, daß wegen Aufgabe des Geschäfts" die Waaren zu berabgefeßten Breisen" verlauft werden sollen, tönnte eine polizeiliche Intervention zur Folge haben, falls die Angaben nicht gerau der Wahrheit entsprechen würden. Das wür e eine nette Geschichte werden, und die Leutchen, welche nur in dem Staatsanwalt den rettenden Heiland gegen alle Fäulnisse unserer gesellschaftlichen Zustände erbliden, würden bald genug wie Gretchen im Faust rufen: Heinrich. mir graut's vor Dir! Der Staatsanwalt tann also wohl Der Staatsanwalt tann also wohl einigen plumpen Schwindlern das Handwerk legen, wenn der Betrug bereits vollzogen worden ist, er fann aber nimmer den Schwindel in seinen verschiedenartigsten Gestaltungen verhüten und beseitigen, dazu ist mehr erforderlich, als polizei liche Weisheit und Praktizitung der beliebten Abschreckungs­theorie. Um den Schwindel zu verhüten und das Publikum vor Schaden zu bewahren, ist vor allen Dingen Aufklärung nothwendig, welche zu verbreiten Aufgabe der unabhängigen Preffe sein muß.

Neujahrswünsche und Sylvesterscherze erscheinen jetzt, wo die Weihnachtsherrlichkeit verschwunden ist, wieder auf dem Plan, und Jedermann ergiebt fich gern dem Studium" jener gereimten und noch öfter ungereimten" Sinnsprüche, um für irgend einen guten Freund etwas Geeignetes auszuwählen; denn für den Neujahrstag ist es ein alter, wenn auch nicht immer guter Brauch, scherzend die Wahrheit zu sagen". Neben den garten, duftigen Blumengrüßen treten daher auch wieder die leinen, meist illuftritten Bosheiten in den Vordergrund. Da wird einer gewiffen Schönen" zugerufen:

es:

Daß fein Berleumder fage, Jugend sei von Dir gewichen Kunstreich forge alle Tage:

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Daß Du auch frisch gestrichen."

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Und in Bezug auf einen Standesamtstandidaten heißt Wem zu wohl ist, der nimmt ein Weib." Einem hei rathsluftigen Mädchen wird ein ganzes Album von Männer schönheiten" gewidmet, die allerdings in Spaa nicht gekrönt worden wären. Eher gilt von ihnen ein anderer, derber Spruch:

Getroffen ist Dein Bild ganz gut,

Doch sted' Dir's selber nur an den Hut, Denn ich behalt's auf keinen Fall: Mein Album ist tein- Ochsenftall."

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weinten, wenn wir des Uhrleins gedachten. Und das war am 24. und 25. Dezember. Der Verlust war der Polizei gemeldet, er wurde veröffentlicht( annonzirt), alles vergebens. Da über rascht uns gestern Abend plöglich ungewohnter Besuch in Ge stalt eines Droschkentutsches 1. Klaffe, der uns die Nachricht bringt, er habe die Uhr im Rinnstein einer Straße gefunden, dieselbe zu Hause in Verwahr genommen, den Fund bei der Bolizei angemeldet und set durch diese an meine Abreffe vers wiesen worden. Als ich ihm mittheilte, daß er sich eine Bes lobnung von 50 M. erworben, von deren Buficherung der Biedermann bisher nichts wußte, meinte er:" Det is ia febr nett, darüber wird fich Mutter freuen. Da fahre ich lieber schnell nach Hause und hole ibr( d. h. die Uhr)". Es war der Droschkentutscher Ferdinand Löfe Nr. 2128 1. Klaffe, Kutscher  ( er befigt lein eigenes Pferd) bei Herrn Streu, Rügenerstr. 38. In so schnellem Tempo wird das wadere Röglein von Nr. 2128 schwerlich jemals die Strecke aus dem West nach dem hohen Norden und zurüd abgelegt haben, wie gestern Abend. Jm Westen blieb man indeß auch nicht müßig, und als der glückliche Finder mit der viel vermißten und betrauerten Uhr wieder erschien, diesmal in Begleitung des fleinen Ferdinand, des Stolzes der Familie, der zwar eigentlich um diese Stunde ins Bett gehöre, aber zur Feier des glücklichen Ereigniffes auf dem Bock mitgenommen worden war, erwarteten ihn neben der verdienten Belohnung eine und erfreuender Gegenstände Anzahl magenftärkender in den verschiedensten Aggregatzuständen, mit denen der wadere Stoffelenter ebenso hoch bepackt wie beglückt wieder von dannen og. Ferdinand Löke fun. erhielt selbstverständlich einen Leb fuchenmann. Man fann vielleicht achselzudend bemerken: Der Mann hat einfach seine Pflicht gethan!" Aber liegt nicht ge rade in dem Worte Pflichterfüllung" für jeden Menschen eine Fülle von Kämpfen und Konflikten des im Innern eines jeden Schlummernden Ahriman   und Ahuramaza, aus denen das gute Prinzip noch lange nicht immer Flegreich hervorgeht? Was mag in der Seele des blutarmen Familienvaters vorgegangen sein, als ihn ein glücklicher Zufall am Weihnachtsabend auf einen so merthvollen und so leicht zu verfilbernden" Goldfund floßen ließ? Aber unsere Berliner   Droschkentutscher find einmal Ehrenmänner, ihr Herz ist stets beffer, wie ihre oft borstige Hülle und dem waderen Ferdinand Loke in der Rügenerstraße wollen wir zum Jahreswechsel wünschen, daß seine Nummer 2128 fich unausgefeßt des Wohlwollens des Publikums, zumal unserer Leser erfreuen möge.

Der hiesige italienische Arbeiterverein( Societa Operaia Italiana), deffen Vorfigender der ausgewiesene Korre spondent Herr Federico Paronelli war, ist, wie Mailändischen Blättern von hier geschrieben wird, wegen seiner irredentistischen und antidynastischen Tendenzen polizeilich unterbrüdt worden, und es sollen in dieser Angelegenheit weitere Ausweisungen bevorstehen. Uns war von der Eristenz einer biefigen Societa muß, dem Veilchen gleich, im Verborgenen geblüht haben. Es ist daher nicht ausgeschloffen, daß die Mailändischen Blätter mit dieser Meldung hineingelegt" worden find.

Und da wir einmal bei dem fräftigen" Genre find, set Operaia Italiana bislang noch nichts bekannt, die Vereinigung gleich ein weiterer Vers hierher gefeßt:

Den Werth in Dir hat längst erkannt

Die alte Bauern: egel:

Bum Dreschen wärst Du ganz brillant, Du bist der größte Flegel."

1

Daß auch die Mitwelt schon dankbar ist, bezeugt ein anderes

Verschen:

Dir, deffen Geist das Weltall   schäßt,

Set hier ein Monument gesett,

Nun fann dereinst die Nachwelt schauen,

Den größten Esel ausgebauen."

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Ein Neujahrsscherz mit der Devise Reichthum schändet nicht" ift in die Form einer Banknote gekleidet und lautet also: ich wünsche Dir 50 000 Mal

Bon dieser Kopie das Original; Nichts sei so falsch an Dir und mir Wie diese Bantanweisung hier."

Zu derselben Art zählt ein Telegramm" aus dem Reiche Der Hoffnung":

Daß ird'scher Segen Dein Leben verschöne,

Wünsch' ich Dir's Vermögen von Rothschild   und Söhne." Und zum Schluffe gilt für alle unsere Leser das Wort: Vergeffen sei das alte Jahr,

Es hat nicht gut gemacht sich,

Wir wünschen Euch Allen treu und wahr Ein fröhliches- 89."

Von der Ehrlichkeit unserer Droschkenkutscher. Der Nat. 8tg." wird geschrieben: Erlauben Sie mir, Ihnen au dem Thema Damentaschen" oder Berliner   Droschten tutscher" oder Nachträgliche Weihnachtsfreuden" belfolgenden Beitrag zu senden, bei deffen etwaiger Verwendung ich aber bitte, meinen Namen nicht zu nennen. Vor einigen Tagen verlor meine Frau thre recht werthvolle goldene Taschenuhr nebst Rettchen und Kugelmedaillon, welche fte lose(!) in der Tasche trug, fintemalen die modernen zugehalten" Kleider das Unter­bringen der Uhr in dem früheren Busentäschlein nicht mehr ge statten. Nichts natürlicher, als daß meine Frau beim shopping, wobei zuweilen Börse oder Schnupftuch unter endlosen Schwierig. teiten aus der heutzutage so finnig und praitisch im Hinter grunde angebrachten Tasche herausgeholt wurden, bei diesen Manipulationen ihre Uhr verfor. Darob großes Herzeleid an den Ufern des Königin Augufta Sanale, wo wir saßen und

,, Efel!" rief ich wüthend aus. Efel, der Du bist, daß Du nicht daran gedacht, daß heute Neujahr ist, wo jeder Dummtopf das Recht hat, Dich zu narren."

Mergerlich finke ich in die Sophaecke, um all meinen Groll entschwinden zu lassen mit dem Rauche meiner Havanna  . Sie war erloschen. Gierig greife ich nach dem Motta, den Brand zu dämpfen, der mein Inneres verzehrt. Er war falt.

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3um Teufel! Hat sich denn heut alles wider mich verschworen? Die 3igarre ist aus, der Kaffee ift talt, das Frühstück verdorben, die gute Laune dahin, und alles dies verschuldet der vermaledeite Brief, der mich 50 Pfennige getoftet, der mich aus dem siebenten Himmel zurüd in's irdische Jammerthal geschleudert hat. D, ich Ejel! Ich Efel!"

Bornig schlug ich mir mit der geballten Fauft vor den Kopf und traf unglücklicherweise gerade die vorher von der Thürklinke erhaltene Beule.

Von Schmerz und 3orn übermannt, stürze ich zum Fenster, reiße die Flügel wuthentbrannt auf und stürze ben Bringer bitterer Enttäuschung, der mich fünf Groschen ge

toftet, meine gute Laune verjagt, das Frühstück ver­borben hat, vier Stockwerke tief auf das Straßenpflaster hinab.

Raum hatte ich diesen Att der Lynchjustiz beendet, da ging es leise poch, poch, poch an meiner Thür.

Viel

Wie? Schon wieder ein ungebetener Gast? leicht wieder ein Brief? Aber warte, ich will Dir heims Leuchten!

Hurtig reiße ich die Thür auf, ein bekanntes, bärtiges Gesicht lacht mir entgegen.

,, Der Nachtwächter gratulirt zum neuen Jahre!" Er hat mir schon manchen Dienst erwiesen, er ist wohl einige Nickel werth. Hätte ihm dieses Bartgefühl gar nicht zugetraut, mir zum neuen Jahre Glück zu wünschen. Nun, gebrauchen kann ich's wahrlich!

Das neugierige Berlin  . Ueber die Neugierde der Ber­ liner   ist schon oft manche launige Bemerkung gemacht worden. Wenn ein Pferd gefallen ist, wenn ein Abdeckergehilfe einen Hund fängt oder ein Tandem von einer Dame gefahren wird, so fammeln fich die geschäftigen Berliner   in Schaaren. Gestern gegen 12 Uhr nun ereignete fich die ungeheure Begebenheit, daß ein Raufmann in seine Wohnung, Spittelmarkt 13, ein Seld spind transportiren ließ. Daffelbe wurde von der Straße aus durch ein großes Fenster eingebracht. Dem wichtigen Ereignis wohnten zweihundert Personen, genau gezählt, bei, zu deren Inspektion drei Schußleute zu Fuß und ein Berittener aufges boten waren.

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Der Riedorfer Galgen" existirt noch immer, obschon eine mit zahlreichen Unterschriften versehene Petition an den Kaiser abgesandt worden ist. Am 21. c. tft feitens der ge heimen Kanzlei des Minifteriums der öffentlichen Arbeiten folgen bes Antwortschreiben auf diese Petition eingegangen:" Auf die infolge Allerhöchsten Befehls com diesseitigen Minifterium aur Prüfung zugefertigte Immediat Vorstellung vom 1. Dftober d. J. werden Ew. Wohlgeboren hiermit vorläufig benachrichtigt, daß eine nähere Prüfung des Sachverhalts veranlaßt worden ist." Da wird's wohl noch geraume Zeit dauern, bis die Nixdorfer thren Galgen" los werden.

Der verhaftete Juwelier Morik Geber, welcher fich seines leidenden Bustandes wegen bis jezt auf der Gefangenen Station der Charitee befand, ist am ersten Weihnachtsfeiertage von dort wieder nach dem Untersuchungsgefängniß in Moabit  überführt worden. G. ist auch hier wieder in der Kranken­Station internirt worden.

In der Röse'fchen Mordaffaire werden die Recherchen von der Kriminalpolizei mit größtem Eifer betrieben, doch leider bis jetzt mit wenig Aussicht auf Erfolg. Den einzigen Anhalts punft in der Mordfache bildet die anscheinend geraubte Uhr des Röse; denn der Mörder bat am Thatort teine Spuren zurüd gelaffen. Der Schnitt durch den Hals ist, wie bestimmt ange nommen werden tann, mit einem eigenen Meffer des Röse, welches blutbefleckt auf dem Tische gefunden worden ist, aus. geführt. Die unbestimmte Beschreibung, welche von den beiden Bersonen gegeben worden ist, mit denen' man Röse zulegt ge

Noch habe ich den Drücker der eben geschlossenen Thüre in der Hand, da geht es auch schon bum, bum, bum, als wäre es darauf abgesehen, die Thürfüllungen heraus­zuschlagen.

Unverschämter! Wie können Sie sich unterstehen, einen solchen Heidenlärm zu machen? Was wollen Sie?" ,, Der Laternenanzünder gratulirt zum neuen Jahre!" ,, Schockschwerenoth! Hier haben Sie einen Nickel und nun machen Sie, daß Sie fortkommen!"

Laternenmann! Für mich ganz überflüffig. Wenn ich nach Hause komme, brennen die Laternen doch nicht mehr, wo ich fie gerade am nöthigsten brauche. Aber etwas ge­nießen möchte ich doch, während ich Toilette zu machen be­ginne, aber was? Der Kaffee ist leider kalto vermale­beiter Brief, der mich fünf Groschen gekostet doch da ift ja Kuchen, den die liebe Frau Pumpel besorgt, vielleicht ja Ruchen, den die liebe Frau Pumpel besorgt, vielleicht gar selber gebacken hat. Eine gute Alte! Wie sie auf mich bebacht ist. Ihr zum Lobe führe ich ein Stückchen Ruchen dem Munde zu, um es mit Appetit zu verzehren, aber tan­talusartig wird das füße Gebäck von der geöffneten Pforte wieder abgezogen, denn es flopft schon wieder an der Thür. Hinstürzen und öffnen war das Werk eines Augen

blicks.

Was wollen Sie?"

" Der Schornsteinfeger gratulirt zum neuen Jahre!" " Ich werde Ihm verdammten Rehraus balb den

Garaus machen!"

Und trachend flog die Thüre in's Schloß.

Ist es doch, als hätten alle Menschen das Bedürfniß, mir heut Glüd zu wünschen, wo ich doch so offenbares Pech habe. Wenn das so fort geht, müßte man ja mindestens eine reiche Erbschaft, biefer infame Brief, der mich fünf Groschen gekostet, mir mein Frühstück verdorben, meine gute Laune verjagt, meine Hoffnung getäuscht hat! Nein,

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Nein,

sehen hat, paßt auf so viele seiner Freunde, daß auch hierbik tein Anhalt gefunden werden kann. Was nun die Geld geschäfte anbelangt, welche nach hiesigen Beitungsnotizen Röse gemacht haben soll, so ist dies dabin zu berichtigen, daß Röse einmal im Jahre 1875 auf einen Schuldschein 150 M verborgt hatte. Von diesen 150 M. waren bald 100 M. abge. tragen worden; der Rest von 50 M. war seit 10 Jahren an scheinend gestundet, da der Schuldschein noch unter den Papieren des Röse gefunden worden war. Für die an das Auffinden des Schuldscheins geknüpfte Rombination, Röfe habe gewerbs. mäßig Gelbgeschäfte" betrieben, haben fich feinerlei beftätigende Momente finden laffen. Im Jahre 1885 hatte man Röse, nach seinen damaligen eigenen Angaben, sein ganzes Vermögen im Betrage von über 1500 m. in baarem Gelde, ferner sämmtliche Kleidungsstücke und sonstige Wertbsachen gestohlen. Auch hieraus darf geschlossen werden, daß Röse teine Mittel zu Geld geschäften in den letzten Jahren gehabt hat, und daß der Mörder nicht unter etwaigen Geldleihern, sondern nur unter seinen Freunden zu suchen sein wird.

Die neuliche Nachricht, daß am Heiligabend in Char lottenburg ein Tootschlag stattgefunden haben sollte, bestätigt fich glücklicherweise nicht. Thatsächlich hat, wie die Neue Bell mittheilt, eine Schlägeret in einem Lotal am Charlottenburger Ufer stattgefunden und einige der Schläger find von der Polizek vernommen worden. In demselben Lokal befand sich auch der Kutscher Rothschild, welcher dort an einem Lungenschlage plöglich verstarb, an dem Streit aber vollständig unbetheiligt war. Aus diesem Todesfall hat dann das Gerücht einen Todtschlag ent stehen laffen.

Der Ueberfall, bei welchem am ersten Weihnachtstage in Spandau   einem jungen Mädchen auf offener Straße der Bopf abgeschnitten wurde, scheint nach dem dortigen Anzeiger" ein Racheatt gewefen zu sein. Der Verdacht der Urheberschaft lenkt fich auf eine Person, die einige Zeit vor dem Fest eine unbe flimmte Drohung gegen das Mädchen ausgestoßen hat. An dem Bubenstüd sollen zwei Personen betheiligt gewesen sein

Polizeibericht. Am 28. d. M. Morgens wurde ein Schneider in seiner Schlafftelle in der Andreasstraße erhängt vorgefunden. Die Leiche wurde nach dem Leichenschauhause ge bracht. bracht. Abends entstand auf dem Boden des Hauses Andreas Straße   36 Feuer, modurch der Dachstuhl und ein Theil des an= grenzenden Seitenflügels zerstört wurde.

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Vergnügungs- Chronik.

Projektirtes Repertoir der königlichen Schauspiele vom 30. Dezember 1888 bis 7. Januar 1889. Im Opern hause. Sonntag, den 30.: Die Quizoms; Montag, den 31.: Die lustigen Weiber von Windsor; Dienstag, den 1. Januar 1889: Der Ring des Nibelungen Dritter Abend: Götter bämmerung; Mittwoch, den 2.: Marie, die Tochter des Regi ments, Solotanz; Donnerstag, den 3.: Don Juan  ( Frl. Weiß als Debüt); Freitag, den 4.: Der Troubadour; Sonnabend, den 5.: Die Quizows; Sonntag, den 6.: Die Afrikanerin; Montag, den 7.: Lohengrin.  - Im Schauspielhause. Sonntag, den 30.: Dec Waffenschmied, Solotanz; Montag, den 31. Ein Sommernachtstraum; Dienstag, den 1. Januar 1889: Auf der Brautfahrt; Mittwoch, den 2.: Die Weisheit Salomos  ; Donnerstag, den 3.: Leste Liebe; Freitag, den 4.: Othello( r. Mattowsty a. 6); Sonnabend, 5.: Der Maurer, Eine Tänzerin auf Reisen; Sonntag, den 6.: Auf der Braut fahrt: Montag, den 7.: Leyte   Liebe.

Wochen- Repertoir des Berliner   Theaters. Sonn tag: Julius Cäsar  . Montag: Bum ersten Male: Die talentvolle Tochter. Lustspiel in 4 Aften von Ernst Wichert  . Dienfiag: Die wilde Jagd. Mittwoch: Die talentvolle Tochter. Donnerstag: Julius Cäsar  . Freitag: 16. Abonnements Vorstellung. Die talentvolle Tochter. Sonnabend: Die wilde Jagd.

Berliner   Theater. In Ernst Wichert's Luftfpiel Die talentvolle Tochter", das am Sylvesterabend zum ersten Male in Szene gebt, werden die Hauptrollen durch An tonie Baumeister, Helene Odilon  , Nuscha Buze, Hedwig Pallat schet, ferner von Albert Eckert, Arthur Kraußned, Ludwig Stahl und August Ellmenreich dargestellt.

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Die interesanten optischen Reisen im Raiser Panorama Baffage waren in den Festtagen derart besucht, daß Tausende Besucher feinen Platz finden konnten, weshalb die zweite Reise durch das Riesengebirge   noch verbleibt. Daneben gelangt zum ersten Male die zweite Reise durch die malerischen Alpen Frankreichs   zur Aus­ftellung.

Gerichts- Zeitung.

Sportlente. Wenn fie jeder fünfzig Mark an die Armentaffe zahlen un tragen meine sämmtlichen Un- un Ber  fäumnigloften un jeben mit' ne vollständije Ehrenerklärung in alle Zeitungen, det fie mir theils aus Mißverständniß un theils aus Reid un böswillige Erfindung irrthümlicherweise eenen Be trüjer jenannt haben, denn wäre id ja nich abjeneigt, die Alage retuhr zu nehmen, sonst mag fie aber ihren jerechten Jang jehn." So sprach mit großer Bestimmtheit und Würde der Barbier N., als der Vorftzende des Schöffengerichts. Abtheilung für Injurien, vor Eintritt in die Verhandlung den üblichen

nein, es ist wahrlich nicht zum Aushalten, denn schon wieder flopft es an meinem separaten Eingange.

"

Was giebt's?" brülle ich zur geöffneten Thüre hinaus. " Die Beitungsfrau gratulirt zum neuen Jahre!" " Bin nicht zu Hause!"

Und klirrend flog die Thür in's Schloß, daß die Wände zitterten.

Ist denn heute der Teufel los? Will man mich zu Tode ärgern? Reinen Augenblick Ruhe! Nicht eine Minute! Warum bin ich hier hinaufgezogen, Parterre vom Himmel, und habe mich bei Frau Pumpel in Pension gegeben? Nur der lieben Ruhe wegen und nun tommt schon wieder so ein Ruheftörer! Aber ich will Dir den Weg schon weisen, Bursche! Diesmal fannst Du Dir gratus liren!

3 Du meine Güte! Au! Au! Herrjemine! Sie ers würgen mich ja! Was ist denn los? Was fehlt Ihnen benn? O du mein Heiland! Mich alte Frau so zu er­

schrecken!"

Sie find es, Frau Pumpel? O Gott, verzeihen Sie, aber ich glaubte nicht anders, als es wäre wieder so ein Teufelsbraten, wie sie mir heute bereits den ganzen Morgen bie Thür einlaufen. Hören Sie nur! Hören Sie nur! Da pocht es schon wieder! Aber ich will ihnen einen Tanz auffpielen, der flinke Beine machen soll!"

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Flugs ergriff ich mein Bambusrohr und mit diesem be waffnet eile ich der Thüre zu, diese kampfbereit öffnend. Aber entfett pralle ich zurück. Ein buntes Stimmengewirr schlägt an mein Dhr, aus welchem Chaos mir Laute, wie: Hausknecht Schneider Waschfrau Laufbursche unheilverkündend entgegendrangen. Schnell reterirte ich in's Bimmer zurück und mir nach ergoß sich in baffelbe der Strom der draußen Stehenden. Hurtig ergriff ich Hut und Rod und meiner Wirthin die Sorge für Räumung des 3immers überlaffend, stürzte ich zur Thüre hinaus und die Stiegen hinab, immer eine Stufe überspringend. Aber mein Unglüd hatte noch nicht sein