Weigerung beharren, so soll in der nächsten Versammlung eine Kommission gewählt werden behufs Gründung einer Affoziation der Maler und Anstreicher Berlins  , da verschiedene Meister, welche die Forderungen der Gehilfen bewilligen, der Assoziation beitreten werden. Dem Streiffomitee ertheilte die Versammlung ein Vertrauensvotum.

lung in Seife's   Salon, Lichtenbergerstr. 21. Tagesordnung: 1. Vierteljahrs­taffenbericht. 2. Wahl eines stellvertretenden Kassirers. 3. Filialangelegenheiten. 4. Verschiedenes.

Der Fachverein der Arbeiterinnen in der Papierbranche und verwandter Berufsgenossen hält am Dienstag, den 2. Juli, Abends 8 Uhr, in Jordan's Lokal, Neue Grünstr. 28, feine erste Versammlung ab. Auf der Tagesordnung steht: 1. Statutenberathung. 2. Wahl des definitiven Vor standes. 3) Vortrag der Schriftstellerin Frau Clara Muche über Frauen­Die Mitglieder werden ersucht, pünktlich zu erscheinen. Aufnahme von Mitgliedern am Eingang. Einschreibegeld beträgt 20 f. Der zweiwöchentliche Beitrag 15 Pfennige. Gäste haben Zutritt und haben ein freiwilliges Entgeld zu ent richten.

Naturheilverein Gesundheit. Mittwoch, den 3. Juli, Abends 8% Uhr wird im blauen Saale des Grand Hotel   am Aleranderplag( Eingang Neue Königstraße) ein Vortrag über die in dieser Jahreszeit und ganz besonders in diesem Jahre am häufigsten auftretenden Krankheiten, als Brechdurchfall, Keuch­husten 2c., von Herrn M. Canig gehalten werden, wozu die Mitglieder sämmt licher Zweigvereine, sowie Gäste( Damen und Herren) hierdurch freundlichst eingeladen werden. Da der Vortrag sehr interessant werden wird und auch die am 7. Juli stattfindende Landpartie erörtert wird, wäre eine recht rege Be theiligung erwünscht.

Große öffentliche Versammlung fämmtlicher in Buchbindereien und verwandten Betrieben beschäftigten Arbeiter am Mittwoch, den 3. Juli, Abends 9 Uhr, in Feuerstein's Salon, Alte Jakobstraße 75( oberer Saal). Tagesordnung: 1. Vortrag über Marimalarbeitstag. Referent Herr Dr. Bruno Wille  . 2. Wie stellen sich die in Buchbindereien und verwandten Betrieben beschäftigten Arbeiter zu dem Beschluß des Verbandstages, die Ver­fürzung der Arbeitszeit betreffend. 3. Verschiedenes. Zur Deckung der Kosten findet eine Tellersammlung statt.

Oeffentliche Versammlung der Töpfer Berlins und Umgegend am Mittwoch, den 3. Juli, Abends 7 Uhr, im Königstadt- Kasino, Holzmarkt straße 72. Tagesordnung: Unsere gewerkschaftliche Lage.( Diskussion.) 2. Bericht des Bertrauensmannes. Zur Deckung der Unkosten findet eine Teller. ſammlung statt.

Große öffentliche Versammlung der Tischler und gesammten Holzarbeiter, wie Bildhauer, Böttcher, Stellmacher 2c. am Mittwoch, den 3. Juli, Abends 8 Uhr, in der Tonhalle", Friedrichstr. 112. Tagesordnung: 1. Wie stellen sich die Tischler und gesammten Holzarbeiter Berlins   zur Beschickung des internationalen Arbeiterkongresses in Paris  ? 2. Diskussion. 3. Eventuelle Wahl von Delegirten und einer Kommission zur Aufbringung der Reisetoften. Kranken- und Sterbekaffe der Berliner   Hausdiener( E.§. 61). 3. ordentliche Generalversammlung Donnerstag, den 18. Juli, Abends 9 Uhr, Kommandantenstr. 77-79. Tagesordnung: 1. Mittheilungen. 2. Viertel jahrsbericht. 3. Verschiedenes. 4. Auflage und Fragekasten. Quittungsbuch legitimirt

beruf und Frauenerwerb. 4. Berschiedenes und Fragekasten. Die streikenden Maurer waren zum Montag Vor­mittag nach den Bürgerfälen, Dresdenerstraße behufs Erledi mung der Frage: 3ft der Streit in der bisherigen Weise weiter­zuführen oder sind andere Maßnahmen zu treffen?" zusammen­berufen worden und hatten der Einladung in bedeutendem Maße Folge gegeben; es waren ca. 3000 Mann erschienen. Nach Wahl des Bureaus aus den Herren Grothmann, Fiedler, und Langsch gab efterer einen furzen Ueberblick über die Lage des Streits. So betonte er, daß derselbe nicht genau sei, weil die aufgenommene Statistik noch nicht zusammengestellt sei. So viel er die Sachlage übersehen könne, sei die Zahl der Streifen­den wiederum gestiegen. Doch könne man sich nicht perhehlen, daß fortwährend Maurer von außerhalb zuzögen, die aufzu­flären und zu überzeugen, sehr schwer halte. Dies müsse man in Betracht ziehen bei Erörterung der vorliegenden Frage, was weiter zu thun sei. Zurück könne man nicht mehr, die Forderungen müßten bestehen bleiben. Dies sei man den auswärtigen Kollegen schuldig. Was weiter geschehen solle darüber wolle er augenblicklich nichts sagen, die Masse möge fprechen. Doch glaube er, daß auch durch den partiellen Streif etwas zu erreichen wäre. Es hätten schon zwei bedeutende Ge­schäfte, Held u. Franke, und Braun alles bewilligt. Der Sieg fei fo gut wie errungen. Die Debatte hierüber war eine äußerst lebhafte und lange. Nur wenige Redner traten für partiellen Streif ein. Herr Karl Schmidt spricht seine Freude über die gute Haltung der Streifenden aus, die Maurer hätten als ehrliche Kämpfer der Arbeiterfache gekämpft, fie mögen auch fernerhin noch aushalten. Ein partieller Streit liege vom An­fang an im Wasser; außerdem fofte er bedeutend mehr als ein Generalstreif. Derselben Ansicht ist Herr Kerſtan. Der Genera' ftreif habe bis jetzt 30 000 m. verschlungen, beim partiellen Streif würde jede Woche mindestens 36 000 M. foften. Es wurde hierauf eine Resolution verlesen, welche Aufnahme der Arbeit am Mitt­woch bei den Meistern wünscht, welche bewilligt haben. Herr Franz Berndt ist gegen dieselbe, weil mit Unterschriften viel Unfug getrieben werde. Dagegen befürwortet Herr Fiedler dieselbe. Im weiteren betont er, daß es sehr spaßhaft wäre, daß die Meister sich die Arbeitskräfte schon theilen, die sie noch heranziehen wollten. Herr Weise hält die Situation für sehr gut; es sei fein Grund nachzugeben, wenn auch 4000 arbeiteten; diese Bahl komme nicht in Betracht, da 20 000 gebraucht wür­den. Schließlich wurde folgende Resolution angenommen: Die heute tagende Versammlung der Maurer Berlins und Umgegend erklärt, am Mittwoch auf den Bauten die Arbeit auf­zunehmen, wo die gestellten Forderungen bewilligt werden; sämmt­liche Arbeitgeber, die geneigt sind, die Forderungen zu bewilligen, werden ersucht, his zum Mittwoch dem Zentralbureau, Dresdener­straße 116 Nachricht zu geben. Sollten eine nicht genügende Bahl Meister bewilligen, so wird der Generalstreit weiter ge­führt; sämmtlich Blätter werden um Aufnahme dieses ersucht." Es wurde noch mitgetheilt, daß vom Donnerstag 3 M. mehr Unterstüßung gezahlt wird, sowie daß 200 Maurer in Dresden  , 40 in Magdeburg   und 60 in Stettin   und Rottbus verlangt werden. Es sollen jezt neue Streiffarten gedruckt werden. Die Versammlung schloß mit einem donnernden Hoch auf die Arbeiterbewegung. Nächste Versammlung Dienstag, 10 Uhr, in den Bürgerfälen, Dresdenerstr. 96.

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Polizeilich aufgelöst ward auch die am Sonnabend Abend in Scheffer's Salon, Inselstr. 10, tagende und diesen Saal füllende öffentliche Versammlung der Bau­Arbeitsleute Berlins   und Umgegend. Die Tagesordnung dieser Versammlung, der ersten dieser Korporation, welche der Auflösung verfiel, war beinahe er­schöpft. Sie lautete: Bericht der Kommission über den Streif. Diskussion. Verschiedenes." Das Bureau bildeten die Kameraden Knaat, Matthies und Rülshe. Ueber den ersten Punkt der Tagesordnung referirte zunächst Kamerad Kühne. Er theilte über die Zahl der Arbeitslosen mit, daß dieselbe sich auf insgesammt 276 belaufe, gebildet aus den durch den Streif arbeitslos Gewordenen, durch den Maurer= streit die Beschäftigung Einbüßenden und durch den partiellen Streit im Ausstand Befindlichen, davon sind 120 der Organisation angehörig. 17 Affordträger nahmen im Laufe der vergangenen Woche die Arbeit wieder auf und zwar 25 und 15 Pf. unter dem Affordpreis vom Jahre 1886. Der Durchschnittsverdienst der Affordträger be­Es seien nur einige wenige frage gegenwärtig 3 M. 25 Pf. Bauten hierselbst, auf denen der Tarif von 1886 voll und ganz bewilligt und gezahlt würde. Den Stundenlohn betreffend, seien auf den meisten Bauten pro Stunde 5 Pf. mehr bewil­ligt worden. An Unterstügungen seien auf drei Auszahl­stellen insgesammt 1300 Mt. verausgabt worden. Diese Mittel seien hauptsächlich durch auswärtige Bauarbeiter, sowie durch andere Korporationen aufgebracht worden. Es hiesige im Ganzen ständen hierselbst Bau= Ar beitsleute in Arbeit, aber nur ein kleiner Bruch theil derfelben sei es, der auch daran denke, die im Ausstand befindlichen, der Noth und Entbehrung anheim fallenden Kame­raden nach Kräften zu unterstüßen. Dies sei nur lebhaft zu bedauern und immer und immer wieder zu tadeln. Den Generalstreit zu proflamiren, sei man gegenwärtig unter diesen Umständen noch lange nicht reif genug. Die Kommission sei der Ansicht, daß in Betreff der Affordarbeit noch eine fernere und präzisere Regelung eintreten müsse und werde schon in nächster Zeit eine Versammlung deswegen stattfinden, zu der ausschließlich nur Affordarbeiter geladen werden sollen, eine Remedur in den Affordpreisen zu schaffen. Im Ganzen sei die Lage des Streiks noch dieselbe wie vor acht Tagen. Erst wenn die Maurer irgend welche entscheidenden Schritte gethan haben, würde auch bei den Arbeitsleuten eine Aende­In der sich an diesen mit lautem Beifall rung eintreten. von der Versammlung aufgenommenen Bericht anschließenden Diskussion sprachen die Kameraden A a ßmann und Wallenthin. Als der Leztere ausführte, daß die Technik des modernen Maschinenwesens viele Handwerksleute um die Lehrzeit gebracht und den Arbeitsleuten zugeführt habe, löst e der überwachende Polizeibeamte die Ver sammlung auf, die völlig ruhig auseinander ging.

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Sozialdemokratischer Wahlverein für den 2. Reichstage­Wahlkreis. Am Dienstag, den 2. Juli, Abends 8 Uhr, im Saale der Babel schen Brauerei, Bergmannstraße 5-6: Bersammlung. Tagesordnung: 1. Vortrag über: Die Barteiverhältnisse in Deutschland   und die nächsten Wahlen. Referent M. Schippel. 2. Diskussion. 3. Berschiedenes und Frage fasten. Gäste willkommen. Mitglieder werden dort aufgenommen und Beiräge erhoben, Näheres an den Säulen.

Arbeiter- Bildungs- Verein Berlin Nord". Am Dienstag, den 2. Juli, Abends 8% Uhr, in Faustmann's Salon, Invalidenstr. 144: General versammlung. Tagesordnung: 1. Die Preffe, wie sie ist und wie sie sein soll. Referent: Dr. Bruno Wille  . 2. Vorstandswahl. 3. Verschiedenes. 4. Frage laften. Aufnahme neuer Mitglieder. Pflicht jeden Mitgliedes ist es, zu er. scheinen.

Verein gewerblicher Hilfsarbeiter. Dienstag, den 2. Juli, Abends 8% Uhr, in Renz Salon, Naunynstr. 27, Versammlung. Tagesordnung: 1. Großbetrieb und Großvertrieb. Referent: Herr Pirch. 2. Diskussion. 3. Be sprechung über Arbeitsnachweis und Rechtsschuß. Verschiedenes.

Große öffentliche Versammlung sämmtlicher Berliner   Glas­Schleifer. Dienstag, den 2. Juli, Abends 8 Uhr, Dresdenerstr. 45. Tages­ordnung: Wie stellen sich die Berliner   Glasschleifer zum internationalen Ar beitertongreß in Paris  ?

Versammlung ber Arbeiter der Ludwig Löwe  'schen Fabrik am Dienstag, den 2. Juli Abends 7% Uhr, bei Feuerstein, Alte Jakobstraße 75. Tagesordnung: 1. Vortrag des Herrn W. Werner über: Die Arbeiter und ihre Stellung gegenüber den Unternehmen. 2. Diskussion. 3. Wie unterbreiten wir der Dilettion unsere Beschlüsse, ohne daß unsere Kollegen gemaßregelt wer den. 4. Verschiedenes.

Gauverein Berliner   Bildhauer. Annenstr. 16. Bibliothekabend. Vereinigung der deutschen   Maler und verwandter Berufs­genoffen( Filiale III Dft). Dienstag, den 2. Juli, Abends 8% Uhr, Bersamm

Kranken- und Begräbnißkaffe der Bau- und Fabrikarbeiter Berlins  ( E.§. 13). Generalversammlung der Mitglieder am Sonntag, den 7. Juli, Vormittags 10% Uhr, im Lokale des Herrn Saeger, Grüner Weg 29. Tagesordnung: Rassenbericht. Innere Kaffenangelegenheiten. Verschiedenes. Das Kassenbuch legitimirt. Das Erscheinen aller Mitglieder ist nothwendig. Gefang-, Turn- und gesellige Vereine am Dienstag: Gesangverein Gutenberg Abends 8 Uhr im Restaurant Quandt  , Stralauerstraße 43. Gesangverein Alpenglühen Abends 9 Uhr im Restaurant Hildebrandt, Prinzen­Straße 97. Schäfer fcher Gesangverein der Elfer" Abends 9 Uhr bei Wolf und Krüger, Staligeritraße 126, Gesang. Männergesangverein Gartenlaube Abends 9 Uhr im Sestaurant Firt, Kottbuserstraße 22. Gesangverein Bouvardia"( Männerchor) Abends 8 Uhr im Restaurant Teutonia", Bel­forterstraße 15. Männergesangverein Steinnelle Abends 9 Uhr im Restau rant Schulz, Stettinerstraße 56-67. Gesangverein Harmonie Abends 8 Uhr in Neutam's Bierhaus, Große Frankfurterstraße 49. Männergesang verein Echo II" Abends 9 Uhr im Restaurant Drillhose, Rosenthalerstraße Nr. 11-12.- Gesangverein Sängerhain" Abends 9 Uhr im Restaurant Kaiser Franz Grenadierplag 7. Gesangverein Bruderherz" Uebungsstunde Abends von 9-11% Uhr. Aufnahme neuer Mitglieder. Gesangverein Hoff­nung Moabit   Abends 8 Uhr Wilsnackerstraße 63 im Restaurant Ilges. Gesangverein Felicitas" Abends 9 Uhr im Restaurant Rebelin, Langestraße 108. Männergesangverein Olympia" Abends 9 Uhr im Restaurant Gerth, Prinzen­straße 106. Gefangverein Liederlust" Abends 9 Uhr im Restaurant Leh mann, Naunynstraße 44. Männergesangverein Accordia" Abends 9 Uhr bei Weick, Aleranderstraße 31. Gesangverein Ludwig'scher Männerchor Abends

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9 Uhr Lindenstraße 106 bei Poppe, Uebungsstunde. Gäste sind willkommen.. Deutsche Liedertafel" Abends 9 Uhr Oranienstraße 190. Zitherklub Amphion" Abends 9 Uhr in Triebel's Restaurant, Hoher Steinweg, 15. Turnverein Froh und Frei"( Männerabtheilung) Abends 8% Uhr, Bergstraße 57. Berliner Turngenossenschaft( Fünfte Männerabthellung) Abends 8% Uhr Turnverein in der städtischen Turnhalle, Wasserthorstr. 31. Hasen­haide"( Männer- Abtheilung) Abends 8 Uhr, Dieffenbachstr. 60-61. Berein ehemaliger Schüler der 37. Gemeindeschule Abends 9 Uhr im Restaurant Kinner, Köpnickerstr. 68. Arends'scher Stenographenverein Apollobund" Abends 8 Uhr Brunnenstraße 129a. Arendt'scher Stenographenverein Abends 8 Uhr im Restaurant 3um eisernen Kreuz", Lindenstr. 71. Deutscher Verein Arends. fcher Stenographen Abends 8 Uhr in Randel's Restaurant Brunnenstr  . 129a. Verein Roe Abends 8% Uhr im Restaurant Elße, Alexandrinenſtr. 99. Unterhaltungsverein Harmonie" Abends 8 Uhr Eisenbahnstr. 36b, im Reſtau rant von Liebe. Vergnügungsverein Mollig" Abends 9 Uhr im Restaurant Reinice, Gipsstraße 3, jeden Dienstag nach dem 1. und 15 Zitherklub Amphion" Abends 9 Uhr im Münchener Hof" Spandauerstr. 11-12. Rauchtlub Zum Wrangel" Abends 8 Uhr bei Herschleb, Adalbertstr. 4. Rauchklub Deutsche Flagge" Abends 8 Uhr im Restaurant Händler, Wrangel­Straße 11. Rauchklub Friedrichshain" Abends 9 Uhr im Reſtaurant Ripping, Landsbergerstr. 116a. Rauchklub Lustige Brüder" Abends 8% Uhr bei Grothe, Fürstenbergerstr. 2 Vergnügungsverein Fröhlichkeit", Grüner Weg 29. Große Gesellschaftsstunde, verbunden mit Vorträgen. Gäfte will tommen. Entree frei. Tambourverein Einigkeit macht start", gegründet 1886, Dirigent Willy Koch, Abends 9 Uhr Sigung im Restaurant Hahn, Elsasserstr. 57, Aufnahme neuer Mitglieder. Tambourverein Sedan Sigung Abends 8% Uhr, Grüner Weg 9-10.

Vermischtes.

Paris  , 1. Juli. In der neuen Bastille nahe der Aus­stellung ereignete sich gestern ein Unfall, indem ein Ballon, deffen Ankertau riß, gegen das Gerüst geschleudert wurde. Die Gondel zerschellte und die in derselben befindlichen 3 Personen, darunter der Luftschiffer Mayer, stürzten aus einer Höhe von 20 Metern herab. Der Zustand des Letteren ist sehr bedenk­lich, die anderen sind leicht verletzt.

London  , 30. Juni. Der von der afrikanischen Westküste in Liverpool eingelaufene Dampfer Kinsembo brachte Nach richten über Stanley mit. Am 14. Mai war der Dampfer in Banama, fand dort Herbert Ward mit 17 Mann, als Rest von 200 Mann der Arrièregarde Stanleys in furchtbarem, durch Hunger und Strapazen herabgekommenem Zustande. Herbert Ward erzählte, Stanley sei in Fezen gekleidet und ohne Schuh­werk. Er habe abermals entfeßliche Entbehrungen gelitten und von 600 Mann 400 Mann verloren. Die Leute sanken haufen­weise am Wege nieder und starben vor Hunger und Erschöpfung. Stanleys Haar sei weiß geworden wie Schnee, er sei aber wie­der zu Emin Pascha   gestoßen, der mit 9000 Mann und mit großen Elfenbeinvorräthen nach der Ostküste aufgebrochen sei.

Indianische Wegebankunft. Von der Ironton- Bucht des Oberen Sees, an der Mündung des Montrealflusses, welcher dort die Grenze zwischen den amerikanischen   Staaten Wistonsin und Michigan   bebildet, zog sich früher und zieht vielleicht iezt noch ein Pfad, ein sogenannter Indian trail bis nach Wausau   in Wistonsin. Das ist eine Entfernung von etwa 130 englischen Meilen in gerader Richtung. Dieser Pfad bildete den Verbindungs- und Handelsweg zwischen den Indianerstämmen im Norden und jenen im Süden. Wann er angelegt wurde, weiß man nicht, Erfundigungen bei den Chippewa  - Indianern, welche im Norden heute noch hausen, ergaben die Antwort, daß dieser Pfad stets dagewesen und immer benügt worden sei. Der­selbe muß also in urvordenklichen Zeiten angelegt und von den nachfolgenden Geschlechtern beibehalten worden sein. Das welches dieser Pfad durch­ganze Gebiet, schneidet, ist Wald. Fast durchweg Laubwald mit ein­gesprengten Schierlingtannen und mehr oder weniger aus­gedehnten Beständen von Weymouthskiefern. Es ist eine wellenförmig gestaltete Hochebene mit zahlreichen Sümpfen und Seen. Der Ausbau des Bahnnezes in jenem Theile des Landes und die Entwicklung des Bergbaues auf Eisenerze hat jedenfalls veranlaßt, daß der Pfad jezt nicht mehr so benügt, wie in früherer Zeit, da man im Walde nur auf die Kraft und Schnelligkeit der eigenen Füße angewiesen war. Auch ziehen es die Indianer von heut zu Tage vor, sich bei ihren Ausflügen der Bahn zu bedienen, anstatt ihre Weiber als Lastthiere zu benüßen und selbst gemächlich nebenher zu marschiren.

jezt noch ein Pfad, ein sogenannter Indian trail bis nach

Besagter Pfad war das Sonderbarste, was man sich unter einer öffentlichen Einrichtung dieser Art vorstellen kann. Wer nicht lange Zeit im Busche zu Hause war, solchem war es unmöglich, auch nur die Spur eines Weges

zu entdecken, und doch war er zu fühlen und auch für das geübte Auge zu erkennen.

3u fühlen, weil man härter auf ihm ging, als auf dem weichen Waldboden daneben; er war infolge des jahr­hundertelangen Gebrauches unter der ihn dem Auge ent­ziehenden Decke dichten dürren Laubes festgetreten, zu sehen,

weil man von Zeit zu Zeit Blößen an Bäumen bemerkte, welche die Richtung angaben. Aber diese Blößen waren stets nahe dem Boden, nicht in Mannshöhe, wo sie der Weiße mit der Art an dem Baume macht, welcher ihm als Wegweiser dienen soll. Ein die beiden verschiedenen Menschenarten ganz fennzeichnendes Verfahren: Der Indianer sagt sich, daß er beim Schreiten im Walde die Augen in furzem Umkreis auf den Boden richten müsse, um beim Tragen einer Last sich vor dem Falle zu sichern, zu sichern, und daß er deshalb die Merkzeichen der Richtung seines Weges an einer ihm bequemen Stelle, also unten am Boden, anbringen müsse, damit ihm dieselben sicher nicht entgehen. Der Weiße bringt seine Merkzeichen hoch an, weil er gewohnt ist, selbst beim Gehen in der Wildniß sich den freien Ümblick zu wahren.

Der besprochene Pfad muß einmal, so sollte man wenig­stens glauben, möglichst in gerader Linie gewesen sein. Seine ganz unberechtigten kurzen Krümmungen erregten aber erst den Spott, dann den Unwillen und schließlich den Aerger aller Jener, welche ihm folgen mußten, denn er bildete in jener Gegend die einzige Verbindung vom Gestade des Oberen Sees über die Penokee- Eisenberge nach dem Süden. Und war der Umweg auch groß, so war es doch ein betretener Weg, was an und für sich schon eine große Erleichterung bildete. Auch brauchte man nicht nach dem Kompaß zu gehen, was stets zeitraubend und unbequem ist.

Manch Einer hat sich darüber vergeblich den Kopf zer brochen, so auch ich lange Zeit, weshalb der Pfad, welchen ich oftmals benüßte, so schreckliche Krümmungen machte und selbst in ebenen Gebieten, wo man eigentlich gar keinen Grund zu einer Abweichung von der geraden südlichen Richtung er­tennen konnte. Aber es hieß etwa 100 oder 150 Schritte füd­östlich gehen, dann kurz im rechten Winkel zu wenden und die selbe Entfernung südwestlich zu marſchiren und so in Einem fort. Manchmal gab es kurze Bogen, manchmal lange, ein ander Mal schien es gar, als müßte man wieder zurück. Doch man hatte stets festen Boden unter den Füßen und wußte so­mit, daß man den indianischen Vertretern folgte.

Da ging mir plöglich ein großes Licht auf. Die hier und da vom Sturme über den Pfad geworfenen Bäume zwangen die Indianer, die Hindernisse zu umgehen. Ehe sie fich dazu verstanden, das Hinderniß zu beseitigen, umgingen fie es und behielten dann die nun einmal festgetretene neue Richtung bei, felbst als der gestürzte Baum längst verfault, feine Spur mehr von ihm zu sehen war.

Der Umstand, daß der ganze Pfad, vom Anfange an bis zu seinem Ende, sich in Krümmungen abwickelte, feine einzige gerade Stelle von auch nur 200 Schritten aufwies, läßt die Annahme zu, daß der Weg Tausende von Jahren alt war. Denn Urwaldbäume fallen nicht so häufig, und sie mußten auch nicht jedesmal den Weg versperren, wenn sie fielen.

Der Pfad zeigte noch andere merkwürdige Eigenthüm lichkeiten. An mehreren Stellen waren lange zum Theil abgeschälte Stangen schräg in den Boden gesteckt, nach einer bestimmten Stelle weisend. Ein geringelter Span in die Spize deffelben geklemmt, bedeutete, daß dort Trinkwasser, also eine Quelle zu finden sei. Stäbe mit besonders gestalteten Einschnitten bedeuteten das Vorkommen besonderer Wild­arten oder die Anwesenheit eines Indianers in der Nähe zum Zwecke des Fischens oder Jagens u. s. w. So erklärten mir dies die mich begleitenden Indianer, welche diese Zeichen sehr gut zu deuten und zu benüßen wußten.

Hier und da sah man die Ueberreste von Indianerlagern, verfallene Wigwams, zerbrochene Schneeschuhe, alles Ueber­bleibsel einer Romantif, welcher das Eindringen der Weißen im lezten Jahrzehnt ein Ende gemacht hat.

Während die Heilkunde seit den ältesten Zeiten die Entdeckung neuer Arzneimittel fast ausschließlich dem glücklichen Zufall verdankt, hat die chemische Industrie es jezt dahin ge= bracht, nach Belieben durch Berechnung neue Arzneistoffe zu­ſammenſegen und herstellen zu können. Naturgemäß erweisen sich nur wenige dieser so gewonnenen Stoffe als praktisch ver­werthbar. Das neueste fieberwidrige und schmerzstillende Mittel, dem bereits von verschiedenen ärztlichen Seiten gute Erfolge nachgerühmt werden, ist das Hydracetin. Es ist der Post" zufolge eine Verbindung, welche ihrer chemischen Zusammen­fegung nach reines Acetylphenylhydracin darstellt. Dieselbe war Ende vorigen Jahres unter dem Namen Pyrodin bekannt ge­worden, es hat sich jedoch neuerdings herausgestellt, daß Pyrodin kein reines Präparat, sondern ein Gemisch verschie dener Substanzen ist, in welchem das Acetylphenylhydracin der wirksame Stoff ist. Das reine Präparat wirkt vielmehr stärker als Pyrodin, es stellt ein weißes frystallinisches, geruchloses und fast geschmacklojes Pulver dar, das in Wasser schwer, in Wein­geist leicht löslich ist. Die Versuche, welche Dr. Guttmann unlängst im städtischen Krankenhause in Moabit  zahlreichen Kranken angestellt hat, haben ergeben, daß das Hydracetin schon in Dosen von zehn Centigramm, die man zu zwei gleichen Theilen in einem Zwischenraum von einer Stunde Das giebt, stark fieberherabseßend wirkt. Sinken der Temperatur alsbald beginnt nach der Darreichung des Mittels, und sie erreicht nach zwei bis drei Stunden ihr Minimum, das um zwei bis drei Grad unter der früheren Höhe liegt. Gleichzeitig mit dem Sinken der Körperwärme erfolgt auch eine Abnahme der Pulszahl und der beschleunigten Athmung. In mehreren Fällen von Gelenkrheumatismus hat das Hydracetin eben so sicher auf Stunden hinaus die heftigsten Schmerzen gestillt. Zu große Dosen des Mittels wirfen leicht giftig, es ist deshalb nur nach den genauen An­weisungen des Arztes zu gebrauchen.

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Meuelle Nachrichten.

Wieder ist einem Wahlverein das Lebenslicht aus­geblasen worden. Der R.-A." giebt bekannt, daß der Verein für volksthümliche Wahlen für Pforzheim   und Umgegend" auf Grund des Sozialistengesezes verboten worden ist.

Depeschen.

( Wolff's Telegraphen- Bureau.) London  , 1. Juli. Nach einem Telegramm aus Capetown  vom heutigen Tage hätten zwei englische Kanonenboote Ordre erhalten nach Delagoa- Bay zu gehen.

Nach einer Meldung des Reuter'schen Bureaus" aus Wady Halfa von heute wäre Wad el Njumi, der Chef der Derwische mit 1000 Mann Infanterie, 200 Mann Kavallerie und 6 Geschüßen gestern Abend von Mataka nach dem Norden aufgebrochen. Das egyptische Fort Fudli beschoß die Der wifche, als fie am gegenüberliegenden Nilufer entlangzogen. Die unter Colonel Wodehouse stehende Militärmacht ist nach Aube   aufgebrochen, um den Bewegungen des Feindes zuvor­zukommen.

London  , Montag, 1. Juli. Der in Cardiff   ausgebrochene Streit der Pferdebahnkutscher nimmt eine bedrohliche Aus­dehnung an. Heute Morgen zerbrachen die Streifenden die Fenster der Pferdebahnwagen und griffen die Insassen mit Steinen an. In Adamstown, einer Vorstadt von Cardiff  , ver­suchten die Streifenden die Pferdebahnvagen zur Entgleisung zu bringen. In der Stadt herrscht große Aufregung.

Verantwortlicher Redakteur: R. Cronheim in Berlin  . Druck und Verlag von Mar Fading in Berlin   SW., Beuthstraße 2.