wollten. Die Deutschen  ( d. h. die deutsche   Bourgeoisie) haben nach den bisher vorliegenden Ergebnissen ihre Size anscheinend behauptet.

Dänemark  .

Kopenhagen  , 1. Juli. Die hiesige Sozialdemokratie ist sehr rührig; sie hofft, den bei der letzten außerordentlichen Wahl zum Folkething verloren gegangenen Wahlkreis wieder zu erobern, und den andern, den sie jetzt noch inne hat, zu be­haupten. Auch in den Provinzen macht sie gute Fortschritte; ihre Forderungen finden bei den Bauern lebhafte Unterstüßung, so daß es nicht unmöglich ist, daß sie auch dort einige Man­date erobert. Ein Berichterstatter der A.- 3." meint, sie werde größere Erfolge erzielen, als die bürgerlichen Parteien sich jetzt träumen ließen.

Frankreich  .

Deputirtenkammer. Das Budget der Verwaltung des Innern wurde unter Streichung der geheimen Fonds genehmigt. Nach Beendigung des Ausgabebudgets begann die Berathung des Einnahmebudgets mit heftigen Aus­einanderseßungen und gegenseitigen lebhaften Anschuldigungen der Rechten und der Linken.

Eine furchtbare Katastrophe ereignete sich in den Gruben bei Saint- Etienne   durch wiederholte Explosionen Schlagender Wetter. In die Gruben waren am Montag 300 Arbeiter eingefahren. Zahlreiche Leichen sind bereits heraus­geholt, nur sehr wenig Lebende; man fürchtet, daß gegen 200 Personen umgekommen sind. Das ist das Risiko der Arbeit."

Die Anklageschrift im Boulanger- Prozesse sollte, wie wir mittheilten, am Donnerstag überreicht werden. Der Magdb. 3tg." zufolge ist die Ueberreichung wieder ver­schoben worden, man spreche sogar von Eröffnung einer neuen Untersuchung.

Ueber Börsengeschäfte des französischen   Justiz ministers Thevenet veröffentlichen die bonapartistischen und boulangistischen Blätter neue Enthüllungen. Diesen zufolge soll es außer Zweifel sein, daß Thevenet den verurtheilten Banfier Jacques Meyer seit Jahren kannte, was Thevenet in der Sonnabendssizung der Kammer leugnete. Auch in der Kammer ist Thevenet angegriffen worden. Der Journalist Woestyne stellte an die Kammer das Begehren wegen Aus­lieferung Thevenet's, gegen welchen er eine Klage wegen Fäl­schung von Dokumenten überreichte.

Die Abberufung des französischen   Gesandten Bourée in Brüssel   wegen seiner Verbindung mit den Bonapar­tiften wird von verschiedenen Blättern als bevorstehend ange­kündigt.

Versammlungen.

Der Lokalverband Berlin  - Ost und Umgegend des Verbands deutscher   Zimmerleute hielt am Sonntag, den 30. Juni, Vormittags, in Hoffmann's Salon, Gr. Frankfurter­ftraße 72/73, feine regelmäßige Versammlung unter Leitung des Herrn Gruse ab. Auf der Tagesordnung stand: 1. Wie stellen sich die Mitglieder des Lokalverbandes Oft und Um­gegend zur Verschmelzung sämmtlicher Lokalverbände. 2. Vor­trag über den diesjährigen Handwerkertag. 3. Verschiedenes und Fragekasten. Herr Gruse legte zunächst flar, was ihn dazu veranlaßt habe, obige Tagesordnung aufzustellen und führte an, daß dasselbe unbedingt in allen Lokalverbänden auf bie Tagesordnung kommen werde, denn die letzte große Be­wegung der Berliner   Zimmerleute bietet genügend Stoff dazu; laut Statut werden manche aus dem Verband gestrichen_wer­ben müssen, und so würden sich in verschiedenen Lokalverbänden die Reihen sehr lichten. Nachdem sich mehrere Redner in demselben Sinne ausgesprochen hatten, ebenso auch einige gegen die Ausführung des Redners, wurde der Antrag: Sind die Mitglieder gewillt, daß sich der Lokalverband Berlin  Dit und Umgegend auflöſt", abgelehnt. Zu Punkt 2 der Tagesordnung hielt Kamerad Otto Loß ein beifällig aufge­nommenes Referat über den diesjährigen Verlauf des Hand­werfertages, welcher von 123 Städten mit 43 Delegirten be­schickt war. Der Verband zählt gegenwärtig ungefähr 10500 Mitglieder. Kamerad Loß schließt mit den Worten: Der dies­jährige Handwerkertag habe ein gutes Werk gestiftet. Herr Gruse brachte alsdann ein Schreiben zur Verlesung, welches ihm vom Hauptvorstande zugegangen sei, und welches er Herrn Marzian zustellen soll, welches besagt, daß Herr Marzian wieder In Verschiedenem" in den Verband aufgenommen wird. wurde beschlassen, binnen 14 Tagen eine Generalversammlung einzuberufen mit der Tagesordnung: Abrechnung vom zweiten Quartal und Neuwahl des Vorstandes" und zwar auf einen Wochentag. Nach Erledigung des Fragetastens wurde die Ver­Sammlung um 1 Uhr geschlossen. Nach Vereinbarung mit dem Wirthe findet die nächste Versammlung am Mittwoch, den 10. Juli, in demselben Lokale statt.

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Die Töpfer hielten am Mittwoch eine gut besuchte Ver­sammlung im Königstädt. Kafino unter Vorsitz des Herrn Thieme ab, um sich über die gewerkschaftliche Lage auszu Sprechen. Der Vertrauensmann Maschte erstattete zunächst Bericht hierüber. Die Lage im Norden sei, ausgenommen Weißensee, eine günstige, im Osten sehr gut; überall werde nach dem Tarif gearbeitet, nur nicht bei dem Töpfermeister Salinger; im Osten sei die kürzeste Arbeitszeit zu verzeichnen. Von S. und W. lagen keine Nachrichten vor. Im Allgemeinen jedoch sehe es sehr schlimm unter den Töpfern aus. Ungefähr 800 bis 1000 Mann hätten keine Arbeit, selbst bessere Arbeiter bummelten schon seit 2 Wochen vor Pfingsten. Um dem abzu­helfen, empfiehlt Redner, die Arbeitszeit zu verkürzen, sowie den Zuzug abzuschneiden, der deshalb so enorm sei, weil mehrere größere Städte im Lohnfampfe liegen. Redner be spricht sodann näher die Streifs in den einzelnen Städten und behauptet, daß die Dresdener   Kollegen rücksichtslos gehandelt hätten. Sie verdienten eine Rüge, weil sie den Kongreß­beschlüssen nicht nachgekommen sind. Nach diesen sollten erst fleinere Orte, die noch einen 14stündigen Arbeitstag haben, Forderungen stellen. Herr Habanfi widerspricht diesen Aus­führungen. Die Dresdener hätten nicht anders handeln fönnen; man könne ihnen doch nicht zumuthen, einen Revers bedingungslos zu unterschreiben. Herr Thieme ist derselben Meinung. Als Mittel, die Stockung etwas zu beseitigen, schlägt auch er eine möglichst furze Arbeitszeit vor und fordert jüngeren Kollegen auf, sofort Berlin   zu laffen und sich die Welt anzusehen. Es sei dies eine moralische Pflicht. Im weiteren regt Redner an, einen Aufruf im Organ zu erlassen, damit der Zuzug nach Berlin  aufhöre und nach den kleineren Städten gelenkt werde. Es feien jegt über 1000 Mann mehr in Berlin   als gewöhnlich. Herr Münzerpoft hält die augenblickliche Schlappe schon für eine Folge des Maurerstreiks. Herr Chemnih glaubt, daß die Engherzigkeit der Bauunternehmer, die den Maurern nichts be­willigen, bald fämmtliche Bautöpfer arbeitslos machen werde. Nach längerer Debatte wurde beschlossen, die Arbeitszeit um 1 Stunde zu verkürzen und unter feinen Umständen unter dem Tarif zu arbeiten. Die ledigen Kollegen haben Berlin   sofort zu verlassen. Ferner wurde der Ver­trauensmann verpflichtet, in auswärtigen ProvinzialblätternSitua­tionsberichte zu veröffenlichen, um den Zuzug abzuschwächen. Als Antwort auf die zu gewärtigende schwarze Liste ber Meister wurde beschlossen, sobald ein Streitfall mit einem Meifter, der Maßregelungen nach fich ziehen könnte, entsteht, bies sofort dem Vertrauensmann mitzutheilen, damit Maß regeln dagegen getroffen werden können. Hierauf legte der Vertrauensmann Rechnung. Die Einnahmen 7522,63 M., die Verantwortlicher Redakteur: R.

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Ausgaben 7489,35 M. betragen, sodaß 33,28 Mart Bestand bleiben. Die Ausgaben seßen sich zum größten Theil( ungef. 6150 M. in 5 Monaten) aus Unterstüßungen von streifenden Arbeitern, Maurern, Zimmerern, Steinmeßen, Formern, Weiß­gerbern, Arbeitsleuten, auswärtigen Töpfern, zusammen. Dem Vertrauensmann wurde Decharge ertheilt. Der Umstand, daß derselbe sein Amt niederzulegen erklärte, weil er nicht auf bursche" sein wolle, zeitigte eine häßliche Debatte, die schließlich vertagt wurde. Dann schloß die Versammlung.

Eine öffentliche Versammlung der Stockarbeiter und Drechsler Berlins fand am Montag, den 1. Juli, in Deigmüller's Saal statt. Die Tagesordnung lautete: 1. Die Lohnreduktionen in unserer Branche, speziell in den Werkstellen der Herren Remmert, Prinzenstraße, und Friese, Mehnertstraße, und wie schüßen wir uns vor weiteren Abzügen. 2. Diskussion. 3. Die Arbeitseinstellung der Firma Gebr. Noah, Prinzenstraße. 4. Verschiedenes. Zum ersten Punkt der Tagesordnung erhielt Herr Hildebrandt das Wort. Derselbe machte zunächst der Berfammlung bekannt, daß die Versammlung nicht im Auftrage der Remmert'schen Kollegen einberufen, sondern der Auftrag von Kollegen außerhalb der Remmert'schen Werkstatt erfolgt sei, da die Gesammtheit darunter leide und ein Unternehmer dem anderen bei Abzügen natur­gemäß folge. Der Redner ging nun auf die Lohnreduktion selbst ein und wies mit einer mit zur Stelle gebrachten Lohn­lifte vom Jahre 1884 nach, daß die Löhne damals bedeutend höhere gewesen seien. Da nun in letterer Zeit die Miethe um 20-25 pet. und die Lebensmittel um 15-20 pCt. in die Höhe gestiegen sind, so wäre eher anzunehmen, daß die Löhne dementsprechend erhöht würden, aber im Gegensatz zu dieser Thatsache seien die Meister fertgefeßt bemüht, weitere Abzüge zu machen. Dem müsse ein Halt geboten werden. Redner geht nun auf die Hausarbeit ein und sagt, daß die sogenannten fleinen Meister( Dachstubenmeister) durch ihre massenhaften Lieferungen, welche sie durch überlange Arbeitszeit( Nacht­arbeit) produziren, sich ins eigene Fleisch schneiden. Der Redner schlägt nach Schluß seiner Ausführungen 9, stündige Arbeitszeit und einen Mindestverdienst von 40 Pf. pro Stunde vor, so daß ein Wochenlohn von 22 Mark wenigstens erzielt werde. Redner legt zum Schluß die Frage vor: War eine Lohnreduktion in der Remmert'schen Werkstatt nothwendig?" Er beantwortete diese Frage mit Nein", indem es fein Grund sei, Abzüge zu machen, wenn sich ein anderer Arbeiter billiger anböte; Herr Hildebrandt spricht die Befürchtung aus, daß diese Handlungsweise betr. der Lohnabzüge den guten Ruf der Firma Remmert zunichte mache, der Friese'schen Angelegenhett wolle er weiter keine Beachtung schenken. In der Diskussion erhielt Herr Remmert zuerst das Wort. Derselbe brachte eine Lohnliste vom Jahre 1888-89 mit, dieselbe ergab bei 8 Arbeitern ungefähr einen Durchschnittsverdienst von 22 M. pro Woche. Demgegenüber richtet Herr Pindrir einen Appell an die Versammlung, fleißig der Vereinigung der Drechsler Berlins Ortsverwaltung II beizutreten, da es nicht mehr so weiter gehen könne. Schnißer und Feiler lebten schon nicht mehr wie Menschen, da Nachfeierabend- und Nachtarbeit bei denselben an der Tagesordnung seien. Der Redner entwirft ein treues Bild, welche Ausgaben ein Arbeiter hat, und zieht daraus den Schluß, daß 25 M. mindestens nothwendig seien; und da komme ein Fabrikant und prahle mit einem Durch­schittslohn von 22 M. pro Woche.( Die Löhne schwankten zwischen 29-13 M. in der Remmert'schen Lohnliste.) Sämmt­liche Redner äußerten sich in demselben Sinne. Schließlich wurde folgende Resolution und folgender Antrag angenommen: Die heutige Versammlung der Stockarbeiter erklärt, daß unter den heutigen Arbeitsverhältnissen und den fortgesetten Lohnreduk­tionen Maßregeln getroffen werden müssen, um eine Besserung der Verhältnisse herbeizuführen. Um eine Besserung der Ver­hältnisse heibeizuführen, erachtet es die Versammlung für noth­wendig: 1. Die Arbeitszeit auf 9 Stunde zu beschränken und die Hausarbeiter ebenfalls heranzuziehen, diese Arbeitszeit inne zu halten. 2. Einen Minimallohn von 40 Pf. pro Stunde zu erzielen. Außerdem erklären die Theilnehmer der Ver­ſammlung der Vereinigung der Drechsler Deutschlands  , Ortsverwaltung II, beizutreten, um durch geschlossenes Vor­gehen die Branche einer Besserung entgegenzuführen. Antrag: Jeder anwesende Kollege verpflichtet sich von heute an, eine genaue Statistik seines Verdienstes und etwaige Aus­naben an Werkzeug und sonstigen Auslagen jede Woche 6 bis 10 Monate lang aufzustellen und dann dem Vorstand der Ortsverwaltung II, Berlin  , einzusenden, um im nächsten Jahre gutes Material zu haben. Es wird ferner gebeten, auch dahin zu wirken, daß nichtanmesende Kollegen dazu veranlaßt werden. Der dritte Punkt der Tagesordnung wurde wegen vorgerückter Zeit fallen gelaffen. Unter Verschiedenes" wurde zunächst auf den Arbeitsnachweis, Dresdenerstr. 116, hingewiesen, daß die Kollegen denselben fleißiger benußen möchten, als bisher. Ferner wurde auf die Mitgliederversammlung am 16. d. M. in Scheffers Salon, Inselstr. 10, aufmerksam gemacht. Daselbst werden auch neue Mitglieder aufgenommen. Schluß der Versammlung 12 Uhr.

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An die Schneider Berlins! Werthe Kollegen! Ihr werdet Euch gewundert haben, daß die von Seiten der Freien Vereinigung der Schneider Berlins" zu Montag, den 1. Juli, nach Domad's Salon, Johannisstr. 20, einberufene Versamm­lung nicht stattgefunden hat. Um die Sache klar zu legen, müssen wir zurückgreifen auf die Versammlung vom 27. Mai, in welcher der Vorsigende der Freien Vereinigung" bekannt machte, daß 8 Tage nach Pfingsten eine große öffentliche Ver­sammlung stattfinden solle, die sich mit der Frage der Beschickung des internationalen Arbeiter- Kongresses zu Paris   befassen solle. Troß dieser öffentlichen Bekanntmachung hat die erst am Tage darauf gewählte Agitations- Kommission der hiesigen Filiale des deutschen   Schneiderverbandes zum selben Tage eine öffentliche Schneiderversammlung einberufen. In derselben machte der Bevollmächtigte der hiesigen Filiale des deutschen   Schneider­verbandes, Herr Jeschonneck, den Leitern der Freien Vereini­gung" den Vorwurf, daß sie zu feige seien, in der Versamm lung zu erscheinen, troßdem der Herr sehr gut wußte, wo sich dieselben befanden. Um nun einem derartigen abermaligen Vorwurf zu entgehen, hatte der Vorstand der Freien Vereinigung" beschlossen, in Anbetracht der erst am Sonntag bekannt gemachten öffentlichen Schneider- Versammlung die Versammlung in Domat's   Salon nicht stattfinden zu lassen. Kollegen! Als Erfaz dafür findet am Montag, den 8. Juli, in Gratweil's Bierhallen, eine große Schneiderversammlung der Freien Vereinigung der Schneider Berlins" statt. Sollte wider Erwarten von anderer Seite das alte Spiel wiederholt werden, so werden wir einem derartigen Vorgehen zu begegnen wiffen. Der Vorstand der Freien Vereinigung der Schneider Berlins. Im Auftrage: L. Pfeifer, Kommandantenstr. 21.

Eine Versammlung der Vereinigung Deutscher Stellmacher, Mitgliedschaft Berlin  , fand am Montag, den 1. Juli, im Saale des Herrn Funk, Bergstr. 12, statt. Die Tagesordnung lautete: 1. Gewerkschaftliches. 2. Besprechung und Beschlußfaffung zu einer Landpartie. 3. Vereinsangelegen­heiten. Zum Punkt 1 der Tagesordnung ergriff Kollege Gel­haar das Wort, der den Wunsch äußerte, daß für Vorträge in den Vereinsversammlungen mehr Sorge getragen würde, damit die Kollegen allseitige Anregung erhielten. Zu Punkt 2 wurde beschlossen, daß eine Fußpartie stattfinden soll, der Tag und das Biel   blieb dem Vorstand zur Feststellung bis zur nächsten Ver­sammlung überlassen. Sodann wurde noch angeführt, daß es hier in Berlin   höchst nothwendig sei, eine zweite Filiale zu er­richten, um den Versammlungsbefuch einem jeden Kollegen zu erleichtern. Auch wurde der Wunsch laut, der Vorsitzende möge doch in der nächsten Versammlung Aufschluß über die Mits gliederzahl der Filiale geben.

Der Fachverein der Albumarbeiter hielt am 1. Juli in den Zentral- Festsälen, Oranienstraße 180, eine Generalver fammlung ab. Die Tagesordnung lautete: 1. Vereins- und Kassenbericht, Bericht der Arbeitsnachweiskommission. 2. Er fagwahlen. 3. Verschiedenes. Aus dem Vereinsbericht ging hervor, daß der Verein auf seine Thätigkeit zufrieden zurück­blicken könne, da derselbe troß seines kurzen Bestehens bereits über 200 Mitglieder zähle. Der Kaffenbericht wurde genehmigt und dem Kassirer Decharche ertheilt. Herr Freudenreich macht auf die großen Ausgaben für Inserate zu den Vereinsver sammlungen aufmerksam und beantragt, daß in Zukunft die arbeiterfreundlichen Blätter ersucht werden, die Bekanntmachung unserer Versammlungen in den redaktionellen Theil aufzunehmen und, daß nur bei außerordentlichen Versammlungen inserirt werde Der Antrag wurde genehmigt. Der Bericht der Arbeitsnachweis fommission zeigte ein recht erfreuliches Bild von der Thätigkeit derselben. Nur wäre es sehr erwünscht, wenn sich die Kollegen diese Einrichtung noch lebhafter zu Nuze machten. Die Be theiligung der Fabrikanten ist eine sehr rege. Sodann wurden die Herren Sturm als 2. Schriftführer, Kaiser als 2. Kassirer, Otto Fischer als Beisiger gewählt. Unter Verschiedenem" machte der Vorsigende auf die am Dienstag, den 2. ds., statt findende Versammlung der Papierarbeiterinnen und auf die öffentliche Buchbinderversammlung am 3. Juli aufmerksam. Die Billets( Preis: 50 Pf. für Herren und 25 Pf. für Damen) zum Sommerfest am 6. Juli sind bei den Vorstandsmitgliedern zu haben.

Sprechlaal.

Die Redaktion ftellt die Benugung des Sprechfaals, soweit Raum dafür abzu geben ist, dem Publikum zur Besprechung von Angelegenheiten allgemeinen Interesses zur Verfügung: fie verwahrt sich aber gleichzeitig dagegen, mit dem Inhalt desselben identifizirt zu werden.

Auf die Auslassungen des Herrn Heindorf in Nr. 150 des Berliner Volksblatt"( Sprechsaal) habe ich zu erwidern, daß meine Angaben in der Versammlung ganz richtig waren. Es war gar nicht meine Absicht, den Herrn Heindorf zu ver leumden. Mir scheint aber die ganze Sache von Herrn H. nicht richtig verstanden zu sein. Der Sachverhalt, welchen Herr H. anführt, ist so weit ganz richtig dargestellt, bis auf einen Punkt. Herr H. meint, ich hätte ihm versprochen, sofort Antwort zu bringen, ob der Wirth sein Lokal zu politischen Arbeiterversammlungen giebt oder nicht, und das ist eben des Pudels Kern. Ich habe Herrn H. versprochen, den Wirth, am Montag, wenn die Versammlung stattfindet, zu fragen, ob er sein Lokal zu derartigen Versammlungen giebt oder nicht, um dann Herrn H. sofort darüber Bescheid geben zu können. Herr G. hatte es aber nicht für nöthig befunden, persönlich zu erscheinen, weil er eben etwas anderes vorhatte. Herr H. ist ja nicht der erste und auch nicht der lezte Referent, welcher sein Wort kurz vor der Versammlung zurückzieht. Im übrigen scheint die Sache schon vorher abgemacht gewesen zu sein, denn wenn am Sonnabend erst das Protokoll in der Zeitung erscheint, und am Sonntag früh schon ein Sprechfaal Artikel, so finde ich das recht fomisch. Es ist dies eben der beste Beweis, daß Herr G. schon mit Schmerzen auf das Protokoll gewartet hat, um erst viel Reklame für seine Konsequenz zu machen. So fonsequent wie Herr H. ist, find die anderen Referenten wohl ebenfalls. Die Sache ist für mich hiermit erledigt. Ich könnte ja noch manches über die Ange­legenheit sagen, aber ich unterlasse es, weil ich kein Freund von persönlichen Reibereien bin; das schadet ja nur der allgemeinen Sache. Zum Schluß möchte ich nur noch bemerken, daß der Herr Wollschläger, Blumenstr. 78, fein Lokal zu jeder Ber sammlung giebt. Der Saal faßt zirka 60-70 Personen. Hugo Jungermann, Landsberger Plaz 2.

Literarisches.

Gesek betr. Invaliditäts- und Altersversicherung. Vollständige Textausgabe mit Erläuterungen von Bebel und Singer. Preis kartonnirt 50 Pf.

Das kleine handliche Büchlein scheint uns für jeden Ar­beiter und Unternehmer unentbehrlich zu sein. Der Text ist übersichtlich geordnet; der Worlaut des Gefeßes ist in großer, die Erläuterungen dagegen sind in fleinerer Schrift gedruckt, so daß es verhältnißmäßig leicht ist, sich mit dieser schwierigen Gesezesmaterie bekannt zu machen.

Vermischtes.

Die Feuerbestattung nimmt an Umfang und Bedeutung zu. Nach genauer Statistik der Flamme" befanden sich Ende Juni ca. 39 Krematorien in Thätigkeit, 23 in Italien  , 16 in Amerika  , je ein Deutschland  , England, Frankreich  , Schweiz  , Dänemark   und Schweden  , Verbrannt wurden in Italien   1876: 2, 1877: 15, 1878: 16, 1879: 27, 1880: 45, 1881: 75, 1882: 69, 1883: 82, 1884: 113, 1885: 162, 1886: 181, 1887: 164, 1888: 226 Leichen. In den anderen Ländern zusammen 1878 1, 1879: 18, 1880: 19, 1881: 35, 1882: 38, 1883: 53, 1884: 78, 1885: 85, 1886: 211, 1887: 294, 1888: 437. In Italien   zusammen 1177, in den anderen Ländern 1269. Summa bis Ende 1888: 2446 Feuerbestattungen. Im Monat Juni weist die internationale Gedächtnißtafel der Flamme" 55 Feuerbestattungen nach. Zur Einweihung des Züricher Krematoriums am 15. Juni cr. hatte der Berliner  Verein folgendes Telegramm abgesandt: Den gleichgesinnten Pionieren nnferer humanen Sache sendet zur Einweihung des Krematoriums die herzlichsten Glück und Segenswünsche. Der Verein für Feuerbestattung zu Berlin  . J. A. Der Vorsigende. Matterne, Stadtverordneter."

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Der Phonograph im Dienste der Heilkunde. Der wunderbare Apparat Edison's soll nun auch dazu benutzt wer den, normale oder abnorme Geräusche, welche im menschlichen Herzen, in den Lungen u. s. w., entstehen, zu firiren und nach einer beliebig langen Zeit zu reproduziren. Man denke sich nur, wie bequem man es fünftig haben wird, wenn man den Verlauf eines Herzfehlers, die allmälige Zunahme resp. den Wechsel der Geräusche mit mathematischer Genauigkeit monate- oder gar jahrelang wird verfolgen können! Dr. Mount Bleyer, ein ameri fanischer Arzt empfiehlt, hierbei in folgender einfacher Weise vorzugehen: Man sezt ein Hörrohr, welches mittelst eines Schlauches mit dem Zylinder des Phonographen in Verbindung steht, in üblicher Weise auf die Herzgegend auf und läßt den Zylinder rotiren. Die auf diesen übertragenen Geräusche, Töne ic­werden nun wieder mittelst Stethoskops abgehört oder mittelst Mikrophons sogar einem größeren Auditorium vernehmlich mit­getheilt. Das ist aber noch lange nicht alles. Die hoch­berühmten Lehrer der Hochschulen werden einzelne Vorlesungen auf den Phonographen übertragen und die fleißigen Schüler werden sich nach Wochen oder Monaten das wieder lebendig gewordene Wort ihres Meisters wiederholen lassen. Irgend ein Kliniker wird, wenn er frankheitshalber am Erscheinen verhindert ist, einen Zylinder des Phonographen, in welchen er zu Hause eine Vorlesung gehalten hat, an seine Klinik schicken und der Phonograph wird statt seiner sprechen und der Assistent wird blos die hierzu nöthige Demonstration des Kranken vornehmen. All dies ist so natürlich, daß wir uns nur wundern müssen, daß noch Niemand den Anfang ges macht hat.

Cronheim   in Berlin  . Druck und Verlag von Mar Bading in Berlin   SW.. Beuthstraße 2.

Hierzu eine Beilage.